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Mein ist die Dunkelheit

von

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Prolog

Das ist wieder einer dieser Tage, die man am besten aus seinen Erinnerungen streicht.

Dabei begann alles ganz harmlos. Seit dem Aufstehen und den Rest des Vormittags war da dieser undefinierbare Druck hinter seiner Stirn. Alles noch erträglich, nichts, worüber er mehr als einen Gedanken verschwendet hätte. Doch dann lief Ashiya Shirō alias Dämonengeneral Alciel, seinem Mitbewohner und selbsternannten Hausmann dieses kleinen Haushalts wieder irgendeine Laus über die Leber und er zeigte sein wahres, dämonisches Wesen, dass hinter dieser sonst so glatten, angepassten Fassade lauerte.

Selbst jetzt noch, eine halbe Stunde nach dieser Standpauke – an dessen Inhalt er sich nicht einmal mehr erinnern kann – klingeln Urushihara Hanzō noch die Ohren. Noch viel schlimmer ist allerdings, dass aus dem bislang gut erträglichen Druck in seinem Kopf jetzt ein pochender Schmerz wurde, der nun wie ein Eisenring seinen gesamten Schädel umklammert.

Weshalb er jetzt hier im Badezimmer steht und gequält in das helle Licht blinzelt.

Eine erneute Schmerzwelle läßt ihn aufstöhnend die Handballen gegen das Stirnbein pressen.

„Fuck." Fluchend durchkramt er den Medizinschrank, nimmt ein paar Tablettenschachteln heraus und versucht, sie zu entziffern. Leider ist das sehr mühsam, weil seine Sicht immer wieder verschwimmt.

„Fuck!" wiederholt er etwas lauter, stopft alles wieder zurück und wirft die Tür frustriert so heftig zu, dass der eingefasste Spiegel erzittert.

Mit derselben hilflosen Wut schiebt er die Badtür zur Seite.

„Alciel! Haben wir was gegen Kopfschmerzen da?"

Der großgewachsene, weißblonde Mann am Herd dreht nicht einmal den Kopf in seine Richtung und rührt weiter in der Pfanne auf den Herd.

Urushihara holt einmal tief Luft.

Ashiya“, berichtigt er sich. Das muß reichen, befindet er. Alciels nervtötender Spleen, auf seinem Menschennamen zu bestehen, selbst, wenn sie so wie jetzt unter sich sind, ist in diesem Moment einfach nur noch ein weiterer weißglühender Nagel für seinen armen Kopf.

„Im Medizinschrank", entgegnet Ashiya dann auch kurzangebunden.

Urushihara spürt eine leichte Welle der Übelkeit, als der würzig-süße Geruch von gebratenem Gemüse in seine Nase dringt.

„Die hab ich schon intus. Die helfen nicht."

„Das hast du davon, wenn du ständig vor dem Laptop hockst", kommt es ungerührt zurück. „Jeder weiß, wie ungesund das ist.“

„Ashiya..."

„Nein. Ich werde nicht in die Apotheke gehen und dir teure Tabletten besorgen wegen ein bißchen Kopfschmerzen. Nimm dir ein Kühlkissen." Mit diesen Worten öffnet er den Kühlschrank, holt aus dem Gefrierfach ein Kühlpack und reicht es ihm ohne sich dabei wirklich von der Pfanne abzuwenden.

Urushihara reißt das Kühlkissen an sich und wirft ihm dabei einen giftigen Blick zu. Doch Ashiya Shirō bemerkt es nicht einmal.

Leise vor sich hingrummelnd zieht sich Urushihara in seinen Rückzugsort - den Wandschrank - zurück. Dort hat er es sich einigermaßen gemütlich eingerichtet, außerdem kann er die Türen schließen und das Schmerzen verursachende Licht aussperren.

 

 

„Ich bin wieder da!" beschwingt betritt Mao Sadao alias Dämonenkönig Satan Jacobu - der sich hier auf der Erde in menschlicher Form gezwungen sieht, Miete und Essen durch einen Teilzeitjob bei einer weltbekannten Fastfood-Kette zu verdingen - die Wohnung, die hier auf der Erde sein Zuhause ist und die er sich mit seinen beiden Generälen teilt.

„Willkommen zurück, Mylord", begrüßt ihn Ashiya wie üblich.

Während er aus seinen Schuhen schlüpft und seine Jacke an den Garderobenhaken hängt, wirft Mao einen Blick an Ashiya vorbei ins Innere der Wohnung.

„Wo ist Urushihara?" Sein üblicher Platz an dem kleinen Tisch ist leer und sein Laptop zugeklappt. Das ist so ungewöhnlich, dass es Mao fast schon Sorgen bereitet.

„Als ich ihn das letzte Mal sah, klagte er über Kopfschmerzen und verzog sich in seinen Schrank", erwidert Ashiya und legt die letzte Schüssel auf den fertig gedeckten Tisch. „Und als ich vor fünf Minuten an die Tür klopfte, hat er mich nur angeknurrt."

Nachdenklich geht Mao auf den Wandschrank zu.

„Du hast nicht nachgesehen?"

„Mylord, er hat mich angeknurrt."

„Urushihara?" Zaghaft klopft Mao an den Türrahmen.

„Urushihara? Eh? Hallo? Lebst du noch?" Auf der anderen Seite der Tür ist ein schwaches Geräusch zu hören. Er spitzt die Ohren. Es klingt tatsächlich wie ein Knurren. Irritiert zieht er die linke Augenbraue in die Höhe.

„Lucifer?“ versucht er es erneut und diesmal in einem etwas einschmeichelnderem Tonfall. Und er benutzt Urushiharas wahren Namen – vielleicht hört er ja dann eher auf ihn?

„Wir essen jetzt.“

„Mylord, er wird schon da rauskommen, wenn er Hunger hat. Bitte setzt Euch."

Mao zögert.

„Mylord, wir sollten ihm wirklich keine unnötige Aufmerksamkeit schenken", mahnt Ashiya, immer noch deutlich leicht vergrätzt, denn er wurde angeknurrt. „Wenn es etwas Ernstes ist, wird er es uns schon deutlich und unmissverständlich kundtun. So lange sollten wir uns einfach zurückhalten."

Mao zögert zuerst, doch dann nickt er zustimmend und wendet sich vom Schrank ab.

 

Einen Monat später wird er sich vorwerfen, in diesem Moment nicht besser auf sein Bauchgefühl gehört zu haben.

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Witch23
2023-01-11T12:55:55+00:00 11.01.2023 13:55
Was für ein "netter" Einstieg.

Aber wenn es in der Vorlage wirklich steter tenor ist das solange er nicht blutend am Boden liegt etwas gemacht wirds ist es wieder verständlich. aber dennoch Es ist schon heftig.

Bin gespannt auf das was da so noch kommt.
Antwort von:  MariLuna
11.01.2023 15:22
In der Light Novel lag er mal 2 Wochen im Krankenhaus und es interessierte sie nicht :-( im Anime sind sie viel netter und bei mir sowieso XD und hier ist das eher Unsicherheit und da er eindeutig keine Hilfe will, akzeptieren sie diese Entscheidung. Man will sich ja nicht aufdrängen und so... ist wie bei kranken Katzen, die verkriechen sich ja auch und man fängt sich u.U. Tatzenhiebe ein. Natürlich lässt sich ein erfahrener Dosenöffner davon nicht beeindrucken.
Antwort von:  Witch23
11.01.2023 16:02
und auch bei Katzen sollte man der sache nachgehen. Nur das die es nicht zeigen, sogar verbergen und eben nichtmal mit ihnen reden kann um zu erfahren ob es irgendwo zwackt.
Antwort von:  MariLuna
11.01.2023 16:55
Stimmt. Zum Glück habe ich einen sehr mitteilsamen Kater, wenn der wach ist und nicht rummaunzt, ist das immer ein deutliches Zeichen, dass was nicht stimmt. ^^ beim anderen ist es etwas schwieriger. XD
aber bei Lucifer, Alciel und Mao ist das hier eben ein Mischmasch aus Stolz, Angst vor Abweisung und Unsicherheit auf allen Seiten.


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