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Under these Scars

Teil Vier der BtB Serie
von

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Ashes to ashes, dust to dust

Die Lampe war erloschen und der kalte, blaue Mondschein leuchtete grell auf dem Boden. Alles war still, alles war ruhig; abgesehen von dem leisen Rascheln von Papier in der Brise. Sofort schnitt Kakashis Blick zu dem offenen Fenster, zu den Blättern auf seinem Schreibtisch und dann auf den Eindringling. 

 

Seine Haut kribbelte und sein Blut wurde eiskalt. 

 

Auf dem Rand des Tisches sitzend und gekleidet in seine alte schwarze ANBU Weste, hielt Genma das Foto von Team 7 in der einen und eine Flasche Shōchū in der anderen Hand. Die Muskeln in Unterarmen und Bizeps waren straffgezogen wie Drähte. 

 

Für einen langen Moment starrte Kakashi auf das ANBU Tattoo, bevor er das Wort ergriff: „Was um alles in der Welt machst du hier?“

 

Langsam hob Genma den Kopf und sah durch halb geschlossene, blutunterlaufene Augen zu Kakashi, bevor er einen Schluck des Shōchū nahm und seine Stimme leicht um sein raues Lachen lallte: „Das fragt mich heute irgendwie jeder.“

 

„Denkst du, du findest die Antwort darauf am Boden dieser Flasche?“, fragte Kakashi trocken, während sich sein Magen zusammenkrampfte, obwohl er versuchte, das Adrenalin zu beruhigen, das durch ihn jagte. 

 

Das ist übel.

 

War Genma schon bei Mizugumo gewesen? Ahnte er irgendetwas? Wusste er irgendetwas? 

 

Noch einmal musterte Kakashi den Raum mit wirbelnden Sharingan Tomoes. Keine Beschädigungen, keine Zerstörung. Kein Anzeichen von entfesseltem Chakra. Alle möglichen Theorien rannten in seinem Geist in alle möglichen Richtungen, doch die Beständigkeit seiner Instinkte hielt ihre Stellung und seine von Panik getriebenen Fragen mit einem abrupten Ruck im Zaum. 

 

Er weiß es nicht.

 

Konnte er nicht. Denn andernfalls wäre Kakashi bereits ein menschliches Nadelkissen mit den Krämpfen qualvoller Neuralgie. Bisher hatte sich keine verzweifelte Attacke gezeigt, kein erkennbarer Zorn. Keine Senbons. Keine Überraschungen. Genma saß einfach nur da. Das Überraschungsmoment war einen ziemlich schnellen Tod gestorben und ließ nichts zurück außer diese seltsame Stille; diese unheimliche Regungslosigkeit. 

 

Einen langen Moment beobachtete Kakashi ihn und ließ zu, dass seine Instinkte die ursprünglichen Samen der Panik entwurzelten, sodass sein Verstand die Fakten zusammentragen konnte. Erstens; Genma war zweifelsohne zugedröhnt bis unter die Hutschnur und nicht in der Lage, einen Kampf zu gewinnen, selbst wenn er einen anfangen wollte. Zweitens; Kakashi konnte keinerlei Tötungsabsicht wahrnehmen und auch keine Aggression. Drittens; Genma wies Schnitte und Hämatome auf, an die sich der Kopierninja nicht entsinnen konnte, sie auf seinem Körper gesehen zu haben…und er hatte das letzte Mal einige davon gesehen. 

 

Das letzte Mal…ist das der Grund, aus dem er…?

 

Kakashis Augen zuckten an den Winkeln und Unsicherheit biss sich in seine Stimme. „Genma…was machst du hier?“

 

Genmas Blick war wieder auf das Foto gerichtet. „Deine drei kleinen Krücken. Hn. Schätze mal, du hast nur zwei gebraucht. Nicht, dass du ihnen damit irgendeinen Gefallen tun wirst, oder? Männer wie wir sind alleine besser dran.“

 

Angesichts dieser grausamen Worte ruckte Kakashis Kopf zurück und seine silbernen Brauen zogen sich leicht zusammen. Er erwiderte nichts, stillte die Gedanken und enthauptete die Gefühle. Es hätte überhaupt keinen Sinn, diese Straße entlang zu wandern. Die Schuldgefühle würden ihm gar nichts bringen. Eine vergeudete Reise zu einem trostlosen Ort, der von ‚was wenn‘ und ‚wenn nur‘ übersät war. Und er hatte nicht die Energie für diesen langen Marsch oder die langsame Rückkehr.

 

Nicht heute Nacht…

 

Genma stierte weiterhin ohne Fokus durch seine Wimpern und sah vermutlich an den Gesichtern auf den Fotos vorbei auf irgendwelche Phantome in seinem Verstand, während er sich an dem Rahmen eines anderen Bildes festklammerte; einer anderen Zeit. Und dann begann er zu sprechen; benannte es: „Erinnerst du dich an Tanzaku? Kurobara?“

 

Überrascht blinzelte Kakashi.

 

Tanzaku…

 

Nun, das war ein alter ANBU Fall, den er lieber vergessen würde, anstatt sich daran zu erinnern. Die Kurobara Mission. Er zog die Details aus dem blutbefleckten Bestandsbuch, das in seinem Geist begraben war und in dem die Erinnerungen wie Missionsberichte aufgelistet waren: Tanzaku Viertel. Das Kurobara Drogenkartell. Ziel: Kopf der Organisation identifizieren und eliminieren. 

 

„Du warst tief undercover“, entsann sich Kakashi. „Du hast dich freiwillig gemeldet.“

 

Summend zuckten Genmas Lippen. „Kaika. ANBU.“

 

Name. Rang. 

 

Kakashi runzelte die Stirn, sagte aber nichts, sondern wartete auf den Rest, während er dabei zusah, wie Genma die Flasche mit einem trägen Schwung seines Handgelenkes drehte, als würde er dieser Erinnerung jeden Moment zuprosten. 

 

„So zu arbeiten war meine Spezialität“, fuhr Genma fort. „Schauspielern…so tun, als ob…“ Er grübelte über diese Worte nach und nahm dann einen langen Schluck des Shōchū. „Ich war der richtige Ansprechpartner für diese Jobs…du erinnerst dich an die Mission…“

 

Daran erinnern? Manchmal durchlebte Kakashi sie noch einmal. Er sah den Rauch, das Feuer, die verkohlten Baumstämme, verstreute Menschenteile wie zerbrochene Marionetten. Er erinnerte sich daran, wie die Sicherung durchgebrannt war; ein Regen aus Funken, der über den Boden raste, als er Genma da raus gezerrt hatte – der Shiranui hatte gelacht…dann geschrien…mit Tränen und Wahnsinn in seinen Augen…

 

Ist es das, was auch jetzt gerade in seinen Augen steht?

 

Es war unmöglich zu sagen, denn Genma hatte seinen Kopf wieder gesenkt und diese dunklen, mit Bronze durchsetzten Strähnen rahmten sein Gesicht ein und verschleierten sein Profil. Er hob den Shōchū, aber nicht seinen Kopf; ließ den Rand der Flasche schweben…wie die Worte, wie die Erinnerung. 

 

Kakashi schüttelte den Kopf. „Das war vor langer Zeit, Genma. Vor einem ganzen Menschenleben.“

 

„Ein ganzes Menschenleben…“, stimmte Genma zu und hielt kurz inne, um das Bild von Team 7 wieder auf den Tisch zu stellen. „Erinnerst du dich, was ich zu dir gesagt habe? Als du mich da rausgezogen hast? Du erinnerst dich.“

 

„Nein“, log Kakashi und wünschte sich bei allen Göttern, es wäre wahr. „Das tue ich nicht.“

 

„Das ist dieselbe Lüge, die du damals auch dem Hauptmann erzählt hast, oder nicht?“, flüsterte Genma und seine Stimme war dabei ein höhnisches Lallen. Schwankend kam er auf die Füße, streckte einen Arm für Balance nach außen, während er den anderen angewinkelt hielt und die Flasche gegen seine Brust drückte; seine Rettungsleine, sein Anker, seine Sucht, die ihn nach unten zerrte. „Oh warte. Das ist nicht dein Stil…du bist der schweigsame Typ…hinter den Kulissen…“ Mit leiser, spöttischer Stimme schmunzelte er. „Hast du da gewartet, Kakashi? Hast du gewusst, dass ich es tun würde? Hattest du eine von deinen…“ Er fuchtelte in einer Kreisbewegung mit der Hand, als er nach dem Wort suchte. „Magischen Ahnungen…hast du gewusst, was ich geplant hatte, Reiketsu-no-Kakashi?

 

Alles in Kakashi wurde schlagartig regungslos. 

 

Reiketsu…

 

Ein kaltes Schaudern über seine Wirbelsäule. Gefährliche Unterhaltung. Gefährlicher Boden. Kakashi trat einen Schritt nach vorn. „Genma. Hör mir zu.“

 

„Fick dich.“ Genma hob seine Hand mit einem zornigen Schwung, der ihn nach hinten taumeln ließ; nicht fort von dieser Gefahrenzone, sondern noch tiefer hinein. „Du hättest meinen Hintern melden müssen…meinen kleinen Regelverstoß…aber du hast ein Auge zugedrückt…“ Er lachte ein wenig und fuhr sich mit einem Daumen über seine Braue. „Das hübsche graue, nicht deine Geheimwaffe.“

 

Kaum wahrnehmbar zuckte Kakashi zusammen, doch Genma entging es nicht und sein Kopf neigte sich scharf bei dieser Reaktion. „Hast du es gesehen, Kakashi? Hast du gesehen, wie es hätte enden sollen? Wie ich es gebrauchthabe, dass es endet?“

 

Verwirrung zupfte an Kakashis Brauen, aber die Sorge, die sich hinter seinen Augen abspielte, war stärker. Noch einmal machte er einen halben Schritt nach vorn, streckte dabei eine Hand nach unten gerichtet aus, um zu signalisieren, dass er keine Gefahr war. „Genma“, sagte er leise und ruhig, während er versuchte, den Blick des Shiranui einzufangen. „Du warst zu dieser Zeit nicht du selbst. Du standest unter dem Einfluss starker Drogen, hast dich in eine Gruppe durch und durch korrupter Leute integriert…warst monatelang tief undercover. Am Ende hast du es alles überstanden. Du hast deinen Job gemacht. Du hast die Mission abgeschlossen.“

 

„Oh ja, das wissen wir alle. BOOM.“ Ein lautes Rauschen von Luft zwischen seinen Lippen und Genma ahmte die Explosion mit den Fingern nach, die er spreizte und dann zu einem steifen Schnabel zusammenschnappen ließ, den er gegen seine Schläfe stach, wobei sich stumpfe Nägel in seine Haut gruben. „Ich hab es alles in meinem Kopf gesehen. Ich hab es geplant. Ich hab dieses Höllenloch bis ins Innerste verkabelt. Und dann hab ich es abgefackelt. Hab alle Räume in die Luft gejagt und den Müll beseitigt. Abgesehen von einem Stück…“ Er sah den Kopierninja direkt an und prostete ihm mit einem bitteren Neigen der Flasche zu. „Danke dafür, Kakashi. Danke dafür, dass du so ein verfickter Held bist.“

 

Fassungslos stierte Kakash ihn an und kämpfte darum, den unmittelbaren Zorn zurückzuhalten, das unmittelbare Gefühl, verletzt zu sein. Mit Anstrengung fand er seine Stimme wieder und knirschte seine Worte hervor: „Genma. Du bist betrunken. Du weißt nicht, was zur Hölle du da sagst.“

 

„Es ist dieselbe Scheiße, Kakashi. Dieselbe Scheiße wie ANBU…dieselbe Scheiße wie damals…nur…“ Kopfschüttelnd verzerrte sich Genmas Gesicht in Bestürzung  und Schmerz, bevor er seine Finger gegen seine Schläfe hämmerte und die Zähne bleckte, die weiß in seinem hageren Gesicht aufblitzten. „Nur die Gesichter sind abgefuckt…die Gesichter sind nicht dieselben.“

 

Gesichter?

 

Heftig getroffen von der Verzweiflung in Genmas Stimme, nahm Kakashi diese gelallten Worte schweigend in sich auf, während er seine eigene Miene wachsam geschützt hielt. Langsam wanderten seine Augen von der Narbe über Genmas rechtem Auge zu der Flasche, die am Hals zwischen den vernarbten Knöcheln des Shiranui hingen. Das hier war mehr als der Alkohol, der sprach; mehr als Drogen, die psychedelische Spielchen mit dem Verstand spielten. Dieses Gespräch, diese Zeit, das alles kam von alten Wunden; tiefen Wunden…Wunden, die bereits vor sehr langer Zeit hätte vernarben sollen. 

 

„Na schön…“ Mit sehr langsamen Bewegungen schritt Kakashi seitwärts zu seinem Bett, stellte die Wasserflasche ab und richtete sich um einige Grade auf. Die Handflächen hielt er in nonverbaler Kommunikation nach außen – keine Bedrohung, ich bin dein Kumpel, wir reden nur. „Okay, erzähl mir von diesen Gesichtern…“

 

Genma stierte auf den Boden, fuhr sich mit der Hand über den Mund und lachte gegen seine Finger. „Shit. Gesichter…wie Stimmen in meinem Kopf. Mushi würde das lieben.“

 

Mushi…

 

Kakashis Augen weiteten sich marginal bei diesem Namen. Er merkte es sich und suchte Genmas Gesicht nach weiteren Hinweisen ab, bevor er das Gespräch mit seiner nächsten Frage führte: „Wer ist Mushi?“

 

Doch Genma schien ihn gar nicht zu hören. Inzwischen lief er eine betrunkene Acht durch den Raum. Die Flasche hielt er gegen die Stirn gepresst, als könnte sie ihm etwas von der Hitze entziehen, die in ihm brannte. Verrückt, wenn man bedachte, dass er blass wie Asche aussah. 

 

Die Luft um ihn herum schien zu summen. 

 

Doch der Raum war kalt, blauweiß und surreal. 

 

Mit seinem Blick folgte Kakashi dem stockenden Drehen von Genmas Schritten und er spürte, wie sich sein Inneres mit jeder schwankenden Schleife, mit jedem schwankendem Atem mehr verkrampfte. Ein Durchdrehen, das mit Rauch und Flammen drohte. 

 

„Was für Gesichter, Genma?“, fragte der Kopierninja schließlich, obwohl er keine Antwort erwartete, weswegen er umso erstaunter war, dass er eine erhielt. 

 

Sie bröckelte in einem zerbrochenen Skandieren von Genmas Lippen. „Nicht nur sein Gesicht…sondern auch Raidō…Asuma…Tsunade-sama…Shizune…S-Shikamaru…“ Bei dem letzten Namen geriet Genma ins Stolpern und sein Atem erstarb zu einem bebenden Lachen. „Es sind nicht sie…aber es ist dasselbe…wie Kurobara…ich bin derselbe…“

 

„Das ist nicht wahr. Du musst kurz für eine Sekunde aufhören.“

 

„Kann nicht aufhören…“ Genma schüttelte den Kopf und sein Gang verschlimmerte sich zu einem orientierungslosen Seitwärtsschwanken, während seine Augen über den Boden hin und her schwangen. „Es ist dieselbe Scheiße…alles, was ich anfasse…außer bei dir…weil du weißt, wie man mir das gibt, was ich verdient habe…“ Er blieb stehen. „Weil du weißt, was für ein Mensch ich bin…“

 

Kami…

 

Langsam schloss Kakashi die Distanz. „Genma…“

 

„Du wusstest es…“ Diese wilden Augen flammten glasig und rot auf und richteten sich mit solchem Vorwurf und Zorn auf Kakashi, dass es den Kopierninja mitten im Schritt innehalten ließ. „Du hättest mich dort lassen sollen in dieser Nacht…bei dieser Mission…ich wollte. Ich musste.“

 

‚Ich will…ich muss…‘

 

Die Worte gruben sich wie eine Klinge durch Kakashi, zweischneidig mit Erinnerung und derselben eiskalten Furcht, die er damals verspürt hatte. Hilflos schüttelte er den Kopf und streckte eine Hand nach Genmas zitternder Schulter aus. „Ich konnte dich das nicht tun lassen-“

 

„MICH LASSEN?!“ Grollend befreite sich Genma mit solch heftiger Gewalt von der Berührung, dass sich die Flasche aus seinem Griff löste und mit einem explosiven Krachen und Spritzen gegen die Wand geschleudert wurde. 

 

Vollkommen aus Reflex drehte sich Kakashi mit den Augen auf den Boden gerichtet von der Detonation fort. 

 

Eine fatale Ablenkung. 

 

Viel zu spät wollte er sich wieder umwenden. Genma schwang sich unter seiner Defensive hindurch und legte eine Hand an Kakashis Kehle – Taijutsu Shuko Ken – Krallenhand. Die Nägel bissen sich tief und die Finger krümmten sich, um die Luftröhre heraus zu reißen. 

 

Damals bei ANBU hatte Genma diesen Zug immer favorisiert. 

 

Shit.

 

Kakashi versteinerte mit erhobenen Händen, doch das brachte ihm überhaupt nichts. 

 

Lippen schälten sich über Zähnen zurück, Genma schob sich in den Griff und Kakashis Rücken traf mit einem nassen Knacken die Wand. Sein Schädel vibrierte durch den Aufprall. Energisch blinzelte er sich die tanzenden Punkte aus seiner Sicht und stellte fest, dass Genmas Gesicht jetzt ganz nah war; mit der Hölle in seinem Atem und Hitze in den Augen mit den geweiteten Pupillen. „Du BASTARD!“, brüllte Genma ihn an. „Du hättest mich verlassen sollen! Ich wollte gehen. Ich habe es gebraucht. Ich wäre am Ende gewesen. Ich wäre-“

 

„Tot“, würgte Kakashi mit einer Stimme hervor, die ein grausames Wispern war. „Du wärst tot.“

 

Asche zu Asche, Staub zu Staub. 

 

Nichts, um sich davon zu erholen, nichts zu begraben.

 

Nichts zu betrauern…

 

Überhaupt nichts…und Gott, wie es alles zurück gerauscht kam. Die Explosion, die Tanzaku greller erhellte als alle Casinolichter zusammengenommen; ein entfesselter orangener Schmelzofen, ein Maul der Hölle, das weit gähnte. Die zusammengestürzten Böden wie Rippen aus einer brennenden Leiche herausstechend. Das Blut war schwarz gewesen. Nicht rot. Verfärbt von Asche, von Staub, von Schlacke…von Tod. Tod. Er war in Kakashis Haar gewesen, in seinem Mund, seiner Nase. Nicht einmal seine Maske hatte es geschafft, den Gestank verkohlten Fleisches herauszufiltern. Sein Sharingan hatte die Szenerie in allen Details aufgenommen; Zungen hungriger Flammen, aufgeplatzte und Blasen werfende Haut, gelbe Knochen, das Schnappen von Sehnen, ein langsames menschliches Schmurgeln…Gott, solche Hitze. Solch ein Feuer. Und dann, so viel erschütternder als all die Zerstörung – Genmas kehliges Lachen und seine gutturalen Schreie, erstickt und manisch, als er Kakashis Griff bekämpft hatte. Seine bronzefleckigen Augen leuchtend mit einem drogeninduzierten Fieber, gefüllt mit einem Feuer, das dunkler war als die Flammen.

 

‚NEIN! Ich kann nicht…ich kann das nicht mehr…wirf mich da rein…ich will…ich muss…es ist mein Ende…es ist mein gottverficktes ENDE!‘

 

Dunkelheit, als Kakashi seine Augen zu dieser Szene schloss, zu den Flammen, zu dem Wahnsinn. Eine Sache von Albträumen. Doch als sich seine Wimpern wieder hoben, fand er dasselbe Feuer, denselben Wahnsinn tief in Genmas Augen brennend. 

 

Wiedererkennen; es erschütterte Kakashi bis ins Mark. 

 

Und dann lockerte sich die Hand um seinen Hals. „Du siehst es, oder nicht?“, hauchte Genma und das Geständnis raspelte dabei hart in seiner Kehle. „Du hattest recht…ich bin nie gegangen…ich werde immer dort sein…ich werde immer dieser Mann sein…denn dieser Fleck…dieser Makel…er ist in mir, Kakashi…“ Kopfschüttelnd schluckte er, als würde er ersticken. „Es ist viel zu tief in mir…“

 

Kakashi fühlte, wie sich seine Kehle zusammenzog; gefüllt mit eingebildeten Dämpfen und das Brennen in seiner Brust rauchte Emotionen heraus, die in die Vergangenheit gehörten. Genma so zu sehen…ohne sein entspanntes Lächeln, seinen Galgenhumor und seine blasierte Distanziertheit…es war, wie in eine andere Welt zurück geschleudert zu werden, in eine andere Zeit…eine Zeit, in der sie ein gefährliches Spiel mit ihren Dämonen gespielt hatten. Und Kakashi kannte die von Genma beim Namen: Schmerz, Bestrafung, Lust und Stolz. Aber dieser spezielle Dämon, diese Kreatur, die ihn durch gequälte Augen ansah…diese Seite von Genmas Dunkelheit hatte er nur ein einziges Mal zuvor gesehen, damals während der Undercover Tage. War es wirklich so überraschend, dass sich dieser Teil von Genma – den Kakashi für lange verschwunden und begraben gehalten hatte – auf diese dunklen Tage berief…und eben ganz besonders auf diesen Suizidfall in Tanzaku. 

 

Öl auf dieses dunkle Feuer…diese dunkle Zeit…

 

Selbst das ANBU Team während dieses Auftrags war von der Veränderung in ihm gequält worden. Ihr ANBU Hauptmann hatte die Drogen, den Alkohol und das schmutzige Übel dafür verantwortlich gemacht, das Genma gezwungen war zu begehen, um tief in das Kurobara Kartell vordringen zu können. Nur Yūgao und Kakashi hatten einen flüchtigen Blick auf die Auswirkungen gehabt. Den Krater. Das Wissen, dass es einen höheren Tribut zu zahlen galt, um zu bestehen, so zu tun, als ob und den korrupten Part zu spielen…

 

Kakashi entsann sich an die baufällige Gasse, den heruntergekommenen Treffpunkt – so gut wie jede andere Gosse auch. Er, Yūgao, Genma. 

 

‚Es ist zwei Wochen her, als du dich das letzte Mal gemeldet hast.‘

 

‚Zwei Wochen, huh? Zeit fliegt, wenn man drauf ist…was ich übrigens bin.‘ Genma hatte zu Kakashi gesehen und seine blutunterlaufenen Augen waren glasig mit kaltem, düsterem Humor gewesen. ‚Das war übrigens eine inoffizielle Aussage, Reiketsu. Würde ja keine Regeln brechen wollen, oder meinen strahlenden Ruf beschmutzen.‘

 

‚Das reicht, Kaika.‘ Yūgao hatte ihre Maske abgenommen. ‚Der Hauptmann denkt, dass du abrutschst. Und wir denken, er hat recht.‘

 

‚Wie niedlich. Willst du, dass ich das Safewort flüstere, Yūgao? Was war es noch gleich? Pussy?‘

 

‚Ich werde den Hauptmann darum bitten, dich abzuziehen‘, hatte Kakashi gesagt. ‚Nicht, dass ich eine Erlaubnis brauchen würde.‘

 

‚Um was zu tun? Meine Deckung auffliegen zu lassen? Verdammt, Reiketsu. Weißt du überhaupt, wie vielen Leuten ich einen blasen musste, nur um meinen Fuß in die Tür zu kriegen?‘

 

Yūgao hatte zu Kakashi gesehen, dann zurück. ‚Das ist nicht witzig, Kaika.‘

 

Und das Lachen, das Genma gebrüllt hatte, war eher ein Heulen aus voller Kehle gewesen. Der erwachende Schrei einer ganz neuen Art von Dämon. Und Kakashi hatte ihn in Fleisch und Blut gesehen; gierend nach Schmerz, heulend nach Zerstörung…wie in dieser Nacht in Tanzaku. 

 

Gott, was hat dich nur dorthin zurück gebracht?

 

Es waren nicht die Drogen und auch nicht der Alkohol…es war, was auch immer Genma dazu getrieben hatte, das alles überhaupt wieder zu nehmen. Während der ANBU Tage hatte Genma behauptet, es wäre ANBUs ‚Nichts zu verlieren‘-Credo, das ihn dazu veranlasst hatte, sich freiwillig für die Kurobara Mission zu melden; für die Selbstzerstörung, den Tod, den Schaden. 

 

‚Ich tu nur, was ich tun muss.‘

 

Kakashi hatte ihm nicht geglaubt. Aber er hatte auch nie nach der Wahrheit gefragt. Er hatte sich niemals gestattet, nahe genug heran zu kommen, um den wirklichen Grund herauszufinden, aus dem sich Genma freiwillig gemeldet hatte, in den innersten Kreis der Hölle einzutauchen. Es hatte Gerüchte gegeben – ein verlorener Liebhaber oder Liebhaberin, jemand Nahestehendes, der gestorben war – aber es schien auch keine Rolle gespielt zu haben, nachdem sich Genma endlich erholt hatte, das endlich hinter sich gelassen hatte. Er hatte Wege gefunden, Kakashi durch seine eigene Hölle zu helfen, bevor er Jahre später endlich selbst ANBU verlassen hatte. Genma hatte sich ein Leben aufgebaut. Sich eine strahlende Zukunft gesichert. 

 

Aber jetzt?

 

Was zur Hölle hatte Genma so weit zurück in seine Vergangenheit gezerrt, dass er lieber mit ansah, wie alles, was er über die letzten paar Jahre aufgebaut hatte, um ihn herum zu Staub verbrannte? Was hatte ihn so weit von allem fort gerissen, was er erreicht hatte, von allem, was er geschafft hatte? Tokujō. Proktor. Goei Shōtai. Er war so weit gekommen, so unglaublich weit; von all diesen Dämonen, all dieser Dunkelheit…all diesem Tod. 

 

„Warum…warum hast du mich nicht dort gelassen…?“, krächzte Genma, schob seine Finger in Kakashis Haar und sah zu, wie die silbernen Strähnen hindurch glitten – wie so viel Zeit, wie so viele Erinnerungen. 

 

Erinnerung…

 

Kakashis Verstand füllte sich damit…kalte, weiße Blitze hinter seinen Augen…

 

Kleine Hände verhedderten sich in silbernem Haar…versuchten, das Blut heraus zu schrubben…Sakumos Blut…so viel Blut…sein Vater…fort…das elektrische Kreischen des Chidori…Hände, junge Hände…krachten durch Brust und Knochen und immer noch schlagendes Herz...Augen, weiche, braune Augen…Rin…so viel Blut…so viel Blut und er konnte es nicht auswaschen…Rin…fort…Minato-sensei…fort…Kushina-sama…fort…Obito…fort…und dann Genma, der in seinem Griff um sich schlug…so kurz davor, fort zu sein, dass er schon beinahe außer Reichweite war…

 

‚Ich kann nicht…ich kann das nicht mehr…wirf mich da rein…‘

 

Kakashi sog scharf die Luft ein und seine Stimme bebte. „Ich konnte dich nicht dort lassen…“ Ich konnte dich nicht verlieren, war viel näher an der Wahrheit. Wenn er Genma in dieser Nacht losgelassen hätte, dann hätte Kakashi ANBU niemals überlebt…es war Genma, der ihn durch so vieles gebracht hatte…der ihn dazu angetrieben hatte, mehr zu sein als Reiketsu-no-Kakashi…der kaltherzige Killer…nach einer Weile hatte Genma ihn dazu angetrieben, etwas Besseres zu sein; weniger zerbrochen. Sogar dann, als er die übelsten Teile seines Selbst an die Türschwelle des Shiranui gebracht hatte. 

 

Habe ich ihn gerettet…nur um mich selbst zu retten?

 

‚Ich will…ich muss…das ist mein Ende…‘

 

Die alten Worte drifteten wie Rauch durch Kakashi und glitten durch Feuer und Funken einer aufblitzenden Zeit, glitten durch Genmas Augen – diese Fenster zur Vergangenheit. Aufgeplatztes Glas. Leere Rahmen.

 

Hohl im Innern.

 

Kami, Kakashi kannte dieses Gefühl. 

 

Schwer schluckend schüttelte er den Kopf so weit, wie es Genmas Griff zuließ. „Es gibt mehr als das, Genma…“

 

„Nichts mehr…“

 

„Doch, das gibt es. Du bist mehr als das…“

 

„Ich bin überhaupt nichts mehr als das…“ Genma zischte die Worte gegen Kakashis Mund und der Kopierninja konnte den Shōchū auf seinem Atem feucht und heiß durch den Stoff schmecken. „Du weißt das…du kennst mich…du weißt, was ich will…“ Diesmal sprach er gegen Kakashis Hals und schob seine Finger aus den zerzausten Silbersträhnen, um die Seiten des Kopierninjas hinab zu streichen. „Was ich brauche.“

 

Kakashi versteifte sich gegen die Wand und fühlte sich, als würde er eher gekratzt statt gestreichelt werden. Blut stieg in einem Rauschen von Hitze unter seiner Haut an die Oberfläche. Chemie scherte sich nicht um Anstand oder Timing, um richtig oder falsch, um Opfer oder…

 

Oder Dämonen.

 

Tief in ihm warf Kakashis Biest den Kopf in den Nacken und heulte einen einsamen, klagenden Schrei. Er durchfuhr ihn und vertiefte sich, als er seine Kehle hinauf kroch; ein leises, heiseres Grollen, als sich Genma gegen ihn wiegte und gegen die Wand drückte mit dem vollen Gewicht seines Wollens…seines Bedürfnisses. 

 

Erregung schnurrte in Kakashis Venen…urtümlich…instinktiv…kraftvoll…viel kraftvoller als in der Vergangenheit. 

 

Das hier ist nicht die Vergangenheit…

 

Nein. In der Vergangenheit hatte es keine Hemmungen, keine Verpflichtungen und keine Fragen gegeben. Keine Sentimentalität, keine Sanftheit, keinen Sinn von irgendetwas jenseits der fleischlichen Befriedigung von grobem, animalischem Sex. Regeln, die Kakashi aufgestellt und Genma gebrochen hatte. Oder vielleicht hatte Genma nur all die Verstöße gesehen, die Kakashi nicht sah: wenn Berührungen tiefer gingen; wenn Kakashis Maske entfernt wurde und sich Genmas Defensiven senkten; wenn Gewalt und Aggression damit begannen, in etwas auszubluten, das weniger mit Schmerz zu tun hatte…weniger mit Bestrafung zu tun hatte…

 

Wenn das Drohen eines verbotenen Kusses tödlicher wurde als das Blut, das sie zu vergießen suchten. 

 

Vielleicht hatte Genma gespürt, was Kakashi damals nicht hatte begreifen können; dass der Shiranui älter war, weiser und feingestimmt auf das Lied in diesen gefährlichen Saiten…diesen gefährlichen Verbundenheiten…

 

Und dann hatte ein einziger Blick alles zerstört.

 

‚Das letzte Mal, als du mich so angesehen hast, Kakashi, sind die Dinge zwischen uns sehr kompliziert geworden.‘

 

Kakashi hatte nie darauf gewartet, heraus zu finden – dahinter zu kommen – was zur Hölle das eigentlich bedeutet hatte. Was zur Hölle er eigentlich angefangen hatte zu fühlen. 

 

Nicht mit Genma. Nicht mit irgendwem…

 

Er hatte sich abgekapselt. Und er hatte sich aus dem Staub gemacht. Und er hatte nie einen Blick zurück geworfen. Weil er nicht für so etwas geschaffen war…er hatte keine Regale dafür…viel zu jung waren sie in ihm kollabiert. Klar entzwei gebrochen. Nicht in der Lage, irgendetwas oder irgendwen zu halten. Nutzlos. Zerbrochen. Jenseits irgendeiner Reparatur. 

 

Und doch meldete sich dieses Biest in ihm, verloren und einsam und der Vergangenheit gegenüber tot…

 

Den Regeln gegenüber tot…

 

Allem gegenüber tot…Tod…so viel Tod….

 

Und er und Genma hatten ihn gelebt. Hatten ihn geatmet. Hatten ein weiteres Monster in das Gemisch geworfen. Sex und Tod, zwei Tiere, die verschlangen…zwei immer noch schlagende Herzen, hungernd nach Leben…dürstend nach Fühlen…

 

Nicht dieses Gefühl…nicht heute Nacht…

 

Hartnäckig kämpfte Kakashi gegen den Kummer in ihm und presste die Lider aufeinander, bevor sie sich flatternd wieder öffneten und auf Halbmast schwebten. „Genma…“

 

Genmas Zähne fanden seinen Hals, sanken wie Fänge gegen das Gewebe durch geschütztes Fleisch. 

 

Der Nervenkitzel war sofort da, die Erwiderung unmittelbar. 

 

Knurrend bockte Kakashi hart nach vorn und wirbelte sie mit kaum gezügelter Brutalität herum, um Genma mit einem Arm über der Kehle an die Wand zu nageln. Seine andere Hand klatschte heftig neben Genmas Kopf gegen die Mauer. 

 

Ihre Blicke krachten aufeinander, hielten sich. Rauch und Feuer. 

 

Panik blitzte in Kakashis Augen auf; bestürzt und wachsam. Er keuchte schwer. Atmete schwer.

 

Genma hingegen war vollkommen ruhig, seine Wimpern hingen tief und schirmten welches Biest auch immer ab, das hinter seinen Augen brannte. Langsam legte er den Kopf schief und ließ seine Augen in einem wissenden Gleiten über Kakashis getroffenes Gesicht wandern. „Es heult in dir, nicht wahr?“

 

Kakashis Augen weiteten sich bei diesen Worten. 

 

Sein eigenes Wispern, das zurück kam, um ihn heimzusuchen…der Hunger schlicht dicht dahinter her, näherte sich schnell dem stolpernden, zappelnden Organ in seiner Brust. Und dann waren Genmas Hände auf seiner Haut, schoben sich unter der dünnen schwarzen Weste nach oben, um rote Flüsse von seiner Wirbelsäule bis zu den Schulterblättern zu krallen und sich hinein gruben, bis Muskeln brannten und Hämatome erblühten. Lust. Schmerz. Macht. 

 

Kakashis Atem ließ seine Maske tief und schwer zittern. 

 

„Lass es mich hören“, raunte Genma. „Lass es mich hören…“

 

Rufe, Schreie, Heulen…ein Mahlstrom, der zu ihren Monstern gehörte. Kakashi rutschte heftig ab, rutschte schnell ab. 

 

Nicht heute Nacht…

 

Er realisierte gar nicht, dass er die Worte hervor gekrächzt hatte, bis Genmas Mund gegen seine Stirn stupste. „Das hast du nicht zu entscheiden…diese Nacht werde ich nehmen…ich werde es alles nehmen...ich werde es bei der Kehle nehmen, Kakashi…so wie du es mit mir gemacht hast…so, wie wir es immer getan haben…“ Genmas Finger gruben tief – aber nicht annähernd so tief wie die Worte, die folgten. „Weil ich weiß, dass dieser Schmerz nicht die einzige Sache ist, von der du heute Nacht fühlen willst, wie sie in dir heult…“

 

Kakashi schloss die Augen. Die Muskeln in seinem Unterarm zogen sich über Genmas Hals straff und drückten hart genug, um zurückzuhalten, aber nicht hart genug, um Genmas Worte zu ersticken, oder seine Berührungen abzuhalten. Ah, aber Worte – kombiniert mit Berührung – waren schon immer Kakashis Schwäche gewesen. Die potenteste aller Drogen. Und Genma erinnerte sich…erinnerte sich, wie er berühren musste, wie er reden musste…

 

Kopfschüttelnd versuchte Kakashi, das Gefühl abzuschütteln. „Nein.“

 

„Sh.“ Genma drängte ihn in eine Ecke; pferchte ihn mit einem Wispern ein. „Gib mir einen Geschmack, Hatake…ich werde es aus dir heraus reißen…Zähne…Zunge…genau so, wie du es willst…“ Ein wildes Packen von Kakashis Nacken, raubtierhaft wie ein Todesbiss und Genmas Finger drehten sich in weiche, silberne Strähnen, bevor sie hart daran ruckten, um Kakashis Kehle bloßzulegen. „Genau so, wie du es brauchst…

 

Zischend bog sich Kakashi in diese Berührung und sein Becken wiegte sich nach vorn, auch als sich seine Schultern nach hinten rollten und sich sein Körper neigte, um zu folgen. Sein Arm lockerte sich, fiel von Genmas Hals und erschuf Raum, den der Shiranui gleich wieder schloss, indem er sich nach vorn lehnte und seinen Mund über ein bekleidetes Schlüsselbein wandern ließ. Er zwickte durch den Stoff, die Zähne abgestumpft durch das Gewebe; eine Illusion davon, Haut aufzubrechen, Regeln aufzubrechen – der wilde, mitreißende Nervenkitzel davon, Texturen zu vermischen, Berührungen zu vermischen…

 

„Rede…“, befahl Kakashi rau und atemlos. „Rede…“

 

Diese Zähne bissen härter zu. 

 

Ein leises Stöhnen rasselte in Kakashis Kehle. 

 

Ein zustimmendes Knurren und Genmas Hüften wiegten sich bei dem Geräusch nach vorn, während sich seine Lippen gegen den maskierten Kiefer bewegten, um sich die geneigte Kante entlang zu zwicken. „Du hältst es versteckt…hast das schon immer getan…aber vor mir kannst du es nicht verstecken…und ich kann es nicht vor dir verstecken…so läuft das, Hatake…von einem Tier zum anderen…“ Genma senkte den Kopf und seine Worte rieben wie eine blutige Zunge über Kakashis Sinne; leckten an der heißen, nassen Hitze, die durch sie sickerte. „Der unberührbare, unbewegbare, Kopierninja-no-Kakashi.“ Bitter. Beißend. „Tz. Ich weiß, wie man dich dazu bringt, dich auf Arten zu bewegen, zu denen dich niemand jemals für fähig halten würde, Kakashi…ich weiß, wie man die Lügen unter dieser Maske berührt…unter dieser Haut…“ Nägel schnitten sich südwärts, geisterten über Kakashis Wirbelsäule wie eine abgestumpfte Klinge. „Scheiße, ich könnte dich nur mit meinem Mund bis zum Ende bringen…ohne dich überhaupt zu berühren. All die Male, als du dachtest, du würdest führen?“ Seine Finger senkten sich weiter, umkreisten die Wurzel von Kakashis Wirbelsäule und glitten langsam tiefer. „Oben warst…“

 

Kakashi ließ eine Hand nach hinten schnellen und packte Genmas Handgelenk, um die wandernden Finger anzuhalten; diesen alarmierenden Vorschlag, während seine Kehle unter den Lippen des Shiranui pochte. „Das nicht…“

 

„Wieso? Wenn ich doch bereits tausende Male in dir war, Kakashi…tiefer als Fleisch…all diese heißen, harten Worte, die dich füllen…du erinnerst dich…“ Mit den Lippen strich er über Kakashis Ohr und seine Zähne kratzten über die Muschel, als die Zunge den Bogen nachzeichnete. „Ich habe dich besessen, lange bevor ich auch nur einen Finger an dich gelegt habe…“ Anspruch. Dominanz. 

 

Mit aufschnellenden Augen stieg Kakashis Zorn an und wurde von Genmas Worten zu einem Rasen zwischen Lust und Rage gepeitscht. Einen Schwur knurrend riss er Genma von der Wand fort und schleuderte ihn in einem bösartigen Krachen und Rollen auf den Boden, wobei Scherben zerborstenen Glases über das Holz schlitterten und weiß im Mondschein glühten. 

 

„Niemand besitzt mich“, grollte Kakashi und stellte sich über Genma, als sich der liegende Ninja auf den Rücken drehte. Kakashi funkelte zornig auf ihn hinab und sein Körper wurde von hinten vom Mondlicht erhellt. Sein Gesicht war in Schatten verloren und sein silbernes Haar glänzte weiß. „Niemand.“

 

Genma stützte sich auf seinen linken Ellbogen und legte den Kopf schief, während er mit der Zunge über die Blutspuren fuhr, die seinen rechten Unterarm bedeckten und die ganze Zeit über Kakashis Starren hielt. Die Intimität, der Trutz, das Versprechen in dem Blick brannten sich heißer durch Kakashi als die Feuer seines Zorns und entfachten dunklere Flammen. 

 

Sein Sharingan glühte mit wirbelnden Tomoes. „Niemand“, wiederholte er guttural und warnend. 

 

Die Drohung schlug Wellen in der Luft und schien die unsichtbaren Strömungen zu nähren, die heiß und kalt zwischen ihnen schwankten. Doch Genma zögerte nicht, gab nicht nach, auch dann nicht, wenn er zu Boden ging. Das hatte er nie. Nicht der Mann, den Kakashi einst gekannt hatte – und auch nicht der Mann, den er jetzt anstarrte. 

 

Durch abgeschirmte Augen nach oben spähend ließ Genma seinen Blick in einem langsamen, sengenden Kriechen über Kakashis langen, zisellierten Körper wandern; nahm die bebenden Muskeln unter geröteter Haut und dem dunklen Oberteil in sich auf, bevor er an der hervorstehenden Wölbung im Schritt des Kopierninjas verharrte. Ein schwaches Schmunzeln zupfte an Genmas Mundwinkel und seine Augen blitzten auf. „Ich besitze dich heute Nacht, Hatake.“

 

Kakashi stürzte sich auf ihn. 

 

Herumwirbelnd riss Genma sein Knie nach oben und zielte darauf, den Fußballen in Kakashis Bauch zu rammen, um ihn zurück zu treiben oder sich aufzurichten – oder zumindest hatte Kakashi das vermutet. Viel zu geblendet von dem Zorn, der durch seinen Kopf jagte, um die Finten zu bemerken. Doch das Sharingan erkannte sie; sah zu, wie sich Genmas Arm in Zeitlupe bewegte und sich der rechte Ellbogen als Ablenkung nach oben drehte, während sein anderes Bein ausschlug und sich der Fuß einhakte, um Kakashi hinter der Wade zu packen und ihm die Balance zu nehmen – ein Zug, der es Genmas anderem Fuß ermöglichen würde, direkt in den Schenkel des Kopierninjas zu treten und ihn den restlichen Weg nach unten auf den Boden zu befördern. 

 

Auf keinen Fall.

 

Kakashi warf sein Gewicht nach hinten, seine Hüften nach oben und drehte sich geschmeidig wie eine Katze. Sein Torso bog sich beinahe sinnlich, als er seine linke Hand hinter sich abstützte, bevor er seinen rechten Arm nach hinten schwingen und seine Beine folgen ließ, um den Rückwärtssprung zu vollenden. Der Abstand erkaufte ihm Zeit, um den anderen auszumanövrieren. 

 

Oder auch nicht. 

 

Was auch immer es für eine Droge war, die durch Genmas Netzwerk wogte; sie schien unter dem Adrenalin anzuspringen, um sowohl Stärke als auch Geschwindigkeit zu verleihen. Auf der Hüfte schlitternd ging der Tokujō von seinem missglücktem zu Fall bringen nahtlos in einen bodentiefen Scherentritt über und schlug in der Sekunde nach Kakashis Knien, als Kopierninja wieder landete. 

 

Fluchend sagte Kakashi die Schnelligkeit voraus, sprang, stieß sich vom Tisch ab und katapultierte sich in die Luft, um hart nach unten zu stürzen, seinen Ellbogen in Genmas Kiefer krachen zu lassen und den anderen Shinobi damit wieder auf den Boden zu befördern. Er krallte seine rechte Hand in Genmas Weste und riss den Tokujō nach oben, bis sich ihre Münder beinahe berührten. 

 

„Besitze das“, fauchte Kakashi und verdrehte seine Finger zu der Boshi Ken Schwertfaust, während er seine linke Hand nach hinten zog; bereit dazu, die Spitze seines Daumens in den Vagusnerv an der Seite von Genmas Hals zu schlagen.

 

Eine Sternenexplosion von Stahl. 

 

Ein scharfer, brutaler Schmerz. 

 

Kakashi blinzelte weitäugig und wortlos fiel sein Mund hinter seiner Maske nach unten. 

 

Heftig keuchend feixte Genma zu ihm auf. „Tut weh wie eine räudige Hündin…oder?“ Alte Worte, alte Pein. Er zog seine Faust von Kakashis Brustbein fort – und dort, zwischen Genmas erstem und zweitem Fingerknöchel, stachen zwei Senbons hervor. Blut tröpfelte den dünnen Stahl hinab. 

 

Ein ersticktes Geräusch verfing sich nass und blutig in Kakashis Rachen. Genma hatte einen Druckpunkt nicht einfach nur getroffen; er hatte ihn punktiert und die Nerven in einen Spasmus katapultiert. Er würgte ein zerhacktes Husten hervor, krümmte den Körper, bekämpfte den Kollaps. 

 

„Der Druckpunkt des Metasternum…“, erklärte Genma sadistisch und vollkommen unnötigerweise und trieb seinen Sieg damit tiefer als die Nadeln. „Derselbe Ort, in den du mich das letzte Mal gestochen hast, als wir gekämpft haben…mieser Trick…ich schulde dir was…und jetzt kommt die Elektrizität…“

 

Tatsächlich rissen Kakashis benommene Nerven wie Stromkabel und scharfe Blitze elektrischen Schmerzes stachen sich in Brust und Zwerchfell und brachten seine Rippen dazu, sich zu heben. Seine Beine gaben nach. 

 

Doch er schlug nicht auf dem Boden auf. 

 

Genma fing ihn ab und nutzte Kakashis Momentum, um sie zu drehen, den Kopierninja ohne viel Federlesen auf die Matratze fallen zu lassen und ihn mit einer Hand auf der Brust unten zu halten. „Bleib ruhig liegen“, befahl Genma, nahm das Senbon zwischen die Lippen und knirschte seine Worte hervor. „Tz. Ich hab total einen im Tee, aber sogar ich hätte das kommen sehen. Ist nicht das erste Mal, dass ich während eines Kampfes total drauf bin. Nicht, dass ich es nicht zu schätzen wüsste, dass du mich unterschätzt.“

 

Vollkommen paralysiert von dem Fibrillieren, das in Brust und Bauch abging, ruckte Kakashis Kehle nur, doch es kamen keine vernichtenden Worte. Es fühlte sich an, als wären Elektroden an ihn angeschlossen. Verbritzelten sein Herz. Drohten mit einem Herzstillstand. Düster und in irgendeinem distanzierten Winkel seines Verstandes fragte er sich, was zur Hölle Rin gefühlt hatte, als sich seine Hand durch sie gerammt hatte…

 

‚K-Kakashi…‘

 

Schmerz – eine ganz andere Art. Sein Rücken hob sich biegend von der Matratze und seine Sicht flammte auf. Nur vage war er sich bewusst, dass Genmas Hände ihn wieder nach unten rammten. „Bleib unten. Ich kann besoffen kämpfen, aber Zeug zu reparieren ist schwieriger. Reiß dich verfickt nochmal zusammen, Hatake.“

 

Leicht gesagt. Kakashi hätte Genmas Kehle gepackt, wenn ein Spasmus nicht stattdessen ihn gepackt hätte und ihn in einer kurzen Verrenkung von Totenstarre hielt, was es Genmas Händen gestattete, sich unter seine Weste zu schieben und in einem präzisen Muster über schweißbenetzte Haut zu wandern. 

 

„Genau…da…“ Genma grunzte. „Hn. Da.“

 

Mit flatternden Augenlidern erhaschte Kakashi einen flüchtigen Blick auf die Nadeln, spürte einen winzigen Stich, ein Muskelzucken. 

 

Der Schmerz hörte auf. Unmittelbare Befreiung. 

 

Kakashis Muskeln lösten sich und schlaff sackte er heftig keuchend gegen die Laken. 

 

Die Matratze neigte sich und Genmas Gewicht bewegte sich über ihm, als sich der Shiranui rittlings auf Kakashis Schenkel setzte und die Hände noch immer auf seiner Haut hielt. Daumen strichen über die Stelle, die mit diesen tödlichen kleinen Nadeln durchstochen worden war. „Ich glaube, meine Worte treffen einen tieferen Nerv als diese Nadeln. Schön zu wissen, dass ich dich immer noch aufbringen kann – auf all die richtigen Arten.“

 

Mit immer noch geschlossenen Augen zog sich Kakashis Nase in einem Knurren kraus, doch das Geräusch verpuffte zu einem schwachen Grunzen. Er würde Genma von sich buckeln und die nächste Runde innerhalb nur weniger Sekunden gewinnen…er brauchte nur…eine Minute…vielleicht auch zwei…

 

Kami, war er müde…erschöpft…überwältigt von etwas Stärkerem als physischer Anstrengung. Leicht zusammenzuckend strich er mit den Knöcheln in einem gedankenlosen Reiben über sein Brustbein und dann dorthin, wo Genma in erstochen hatte…er fühlte die phantomhafte, dumpfe Qual…wusste, dass sie nichts mit dem Schmerz zu tun hatte, der gerade durch sein Zwerchfell und seine Brust gebritzelt war. 

 

Rin…

 

Genma berührte sein Handgelenk. 

 

Flatternd hoben sich Kakashis Wimpern und sein rechtes Auge blitzte auf wie Quecksilber. Eine verschwendete Warnung. Genmas Blick ruhte nicht auf seinem Gesicht, sondern auf seinen Knöcheln, auf dem abgehackten Heben und Fallen seiner Brust. Stirnrunzelnd brach Kakashi die Geste ab, krümmte seine Finger fort von seinem Herzen und wollte seine Hand befreien. Doch Genma folgte einfach der Bewegung, ohne loszulassen und pinnte das Handgelenk des Kopierninjas fest, während sein Daumen über die kantigen Knochen strich. 

 

Kakashis Augen loderten. 

 

Langsam blinzelnd nahm Genma die Senbons mit der freien Hand aus dem Mund und legte sie auf dem Fenstersims über Kakashis Kopf ab, während er unverwandt nach unten sah. Seine Miene ernüchterte zusammen mit seinen Worten. „Wir alle werden von etwas besessen, Kakashi…wir alle haben einen Ort, den wir nicht verlassen können…dem wir nicht entkommen können…“

 

Die Ermüdung hinter diesen Augen sickerte durch die leisen, hinterlassenen Schlieren in der Stille. Ein leidvoller Regen, der zerbrochene Spiegel hinab rann und die Fragmente dieser lange verlorenen Zeit reflektierte. Es war so leicht, sich an den Kanten dieser Erinnerungen zu schneiden; und da lagen sie, hinunter gefallen von ihren Regalen, grell und verstreut und…

 

‚K-kakashi…‘

 

Ein scharfer Stich in seiner Brust und Kakashi spürte, wie der Zorn aus ihm blutete…spürte, wie sich das Drohen von Schmerz einschlich…und dann Wärme – die Hitze feucht und plötzlich, als sich Genma nach unten lehnte, um mit offenem Mund einen langsamen Kuss über das pochende Herz zu hauchen. Die Zärtlichkeit und Plötzlichkeit dieser Geste traf Kakashi hart. Auf den Laken wurde er vollkommen still und sein Puls schlug heftig, als Genmas Mund über seine Weste wanderte und die Ebenen seiner Brust nachzeichnete. Heißer Atem durchdrang die Fasern der dunklen Baumwolle und verbreitet Wärme, bis sich Genmas Lippen um einen Nippel schlossen und hart daran saugten, bevor er sanft von seiner Zunge massiert wurde. 

 

Kakashis Atmung halbierte sich mit einem Luftschnappen und die Muskeln seines Bauches spannten sich gegen die süße dunkle Hitze an, die durch ihn kroch. Seine festgepinnte Hand ballte sich zu einer Faust und Chakra summte in seinen Venen.

 

Genma drückte sein Handgelenk und spürte, wie der Puls heftig taumelte. „Gott…bring mich nicht dazu, dich hierfür bekämpfen zu müssen, Kakashi…nicht hierbei…nicht heute Nacht…“, wisperte er; berührte jetzt in einem weichen Rauschen über Kakashis Haut mit Worten allein. „Alles, was ich besitze sind meine Fehler…aber diese eine Nacht…ist alles, was ich habe…ich weiß, dass du dieses Gefühl kennst…“

 

Ich kenne es…

 

Gott ja, Kakashi kannte es. 

 

Lebte tagtäglich mit diesen Kiefern um seiner Kehle – bekämpfte immer den Todesbiss der Vergangenheit, der ihn nach unten zerrte…kämpfte immer um falsches Lächeln und fabrizierte Freude…kämpfte immer darum, alle Menschen auf Armeslänge auf Abstand zu halten, bei denen er riskierte, eine Hand nach ihnen auszustrecken…riskierte, sich an ihnen festzuhalten…

 

‚K-Kakashi…‘

 

Sharingan no Eiyū…”, wisperte Genma mit einer Zunge wie die Schneide eines Messers, als er die Silben über Kakashis Hals streichen ließ. „Immer der Letzte, der noch steht…immer der Überlebende…und dann gab es die Zeiten, in denen du zu mir kommen würdest, einen Kampf davon entfernt, auf die Knie zu fallen…und wolltest von mir, dich den Rest des Weges nach unten zu ziehen…wie in dieser anderen Nacht…“ Hier machte er eine kurze Pause und drehte den Kopf. „Bist du deswegen gekommen?“

 

„Ja“, antwortete Kakashi. So leise ausgesprochen, dass das Geständnis wie ein Schatten von Klang war. 

 

Ein Schatten, den Genma bemerkte. Still werdend zog der Shiranui den Kopf zurück und sah für einen langen Moment auf Kakashi hinab, versuchte, diesen ungleichen Blick einzufangen; versuchte, etwas einzufangen, das besser in Ruhe gelassen wurde. 

 

Allein…

 

Immer allein. Der Letzte, der noch stand, genau wie Genma gesagt hatte. 

 

Schwer schluckend stierte Kakashi weiterhin auf Genmas Hals, hielt die Wimpern tief und bestritt die Intimität…wissend, dass er keinerlei Defensive dagegen hatte…das hatte er noch nie. Immerzu jagte er diese Intimität in Phantasie, in Fiktion, auf abgetrennte Weisen. Leichter, davon zu träumen, als es zu wagen. Was auch der Grund war, aus dem Gewalt immer Verletzlichkeit vorzuziehen gewesen war, wenn es um Sex ging. Und Genma hatte ihn nie enttäuscht, oder sich ihm verweigert…

 

Bis jetzt. 

 

Denn durch die Art und Weise, wie Genma ihn ansah - so gebrochen und zerfressen bis auf die Knochen von seinen eigenen Dämonen - wusste Kakashi, dass er auf diese Gewalt würde drängen müssen…auf diese Grenzen…

 

Auf diese Regeln…

 

Er sog einen scharfen Atemzug ein und versuchte, die Energie zu finden. Versuchte, dieses elende, heulende Ding in ihm zu Zorn zu treten, zu Aggression…er schlug danach…fühlte, wie es sich knurrend in seiner Brust zusammenrollte…nicht zornig, nur sehnend…sehnend…

 

Gott bitte nicht heute Nacht…nicht mit Genma…

 

Er fing an, sein Handgelenk frei zu winden. Nicht um zu entkommen, nur um zu kämpfen. 

 

Genmas Griff spannte sich an und seine Brauen zogen sich zusammen. „Immer noch kämpfen? Du bist bereits unten…ist es wirklich so weit für dich, zu fallen?“

 

Langsam hob Kakashi den Blick und antwortete nur mit seinen Augen. 

 

Angesichts des Kontakts geriet Genmas Miene ins Stocken und sein Kopf zog sich noch etwas weiter zurück. Im Mondlicht, mit all den Schatten die hinunter glitten in die Mulden seiner hageren Wangen und mit dem silbrigen Glühen, das sich grell in diesen dunkel umrandeten Augen verfing, sah er auf eine Weise heimgesucht aus, die rief…

 

Eine Weise, die heulte…

 

Wie das Biest in Kakashis Seele. 

 

Genma musste es gehört, es bemerkt haben. Von einem Tier zum anderen. Er schloss beide Hände um Kakashis Handgelenke und pinnte sie mit seinem Gewicht fest, während er sich nach unten lehnte, um seine Lippen über das hämmernde Herz des Kopierninjas zu legen und zu murmeln: „Es ist nicht so weit, wie du denkst…“

 

Verkrüppelt von diesen Worten hörte Kakashi auf zu denken, schloss die Augen und stieß einen langen, bebenden Atem aus, als Genmas Mund wieder begann, sich zu bewegen. Zähne zwickten an bekleidetem Fleisch, eine Zunge rieb über nasses Gewebe und empfindliche Haut, bevor sie einen Nippel ergriff und hart darüber rollte. Das Kitzeln von Lust zerbarst wie winzige Funken über Kakashis Brust, entflammte eine Zündschnur, die südwärts raste, während eine Glut heiß in seiner Magengrube glühte. Erneut streifte Erregung in wilden, rastlosen Kreisen umher…doch das Wesen von Kakashis Biest hatte sich verändert…er konnte spüren, wie es sich in ihm drehte, sich gegen ihn wandte, sich gegen sich selbst wandte. 

 

Furcht beschleunigte den Schlag seines ohnehin schon donnernden Herzens…

 

Furcht wegen dem, wonach auch immer dieses Tier in ihm in dieser Nacht heulte. 

 

Nicht das…

 

Seine Finger versteiften sich und die Venen in seinen Armen traten hervor. 

 

Genma packte noch härter zu und zerrte Kakashis Handgelenke hinunter zu seinen Hüften, was es dem Shiranui ermöglichte, weiter nach unten zu rutschen, ohne seinen Griff aufgeben zu müssen. Keine leichte Sache. Kakashi bekämpfte ihn, den Bizeps straff gezogen in eisernem Widerstand, der zu einem kurzen Tauziehen führte – ein Kampf, der damit endete, dass Genma frustriert wieder nach oben auftauchte, um Kakashi nach unten zu rammen und gegen seinen Mund zu knurren. 

 

„Bleib verfickt nochmal unten, Kakashi.“

 

Mit zu Schlitzen verengten Augen hob Kakashi seinen Kopf und stupste ihre Lippen in der grausamen Parodie eines Kusses aneinander – die eine Sache, die er dem anderen Ninja immer verwehrt hatte. Er spürte, wie der Stoff der Maske unter Genmas Mund zitterte, als er sagte: „Du zuerst.“

 

Weitäugig blinzelnd erstarrte Genma und der Zorn in seinen Augen zerbröckelte, während sich seine Miene gegen denselben Kollaps anspannte. Das hatte Kakashi nicht erwartet und sein schlitzäugiger Zorn vertiefte sich mit Verwirrung und Unsicherheit. 

 

Doch Genma schüttelte nur den Kopf und stieß ein bitteres, zerbrochenes Lachen aus. „Ich bin bereits auf den Knien…warum zur Hölle denkst du wohl, bin ich hier?“

 

Nichts hätte Kakashi tiefer erreichen können. Er versteinerte geradezu unter Genma und die Schärfe um seine Augen machte einem qualvollen Zucken Platz, als all die anderen Gründe, aus denen Genma vielleicht hier wäre, durch seinen Verstand zuckten; Mizugumo, Rache, Bestrafung, Frustration…Einsamkeit…

 

Einsamkeit…

 

Das traf ihn hart, traf ihn tief, benannte das Biest und brachte das Heulen in seinem Herzen dazu, durch seinen gesamten Körper zu hetzen, bis Blut und Fleisch schrien…solch entsetzlicher Kummer…solch profunde Sehnsucht. Wie viele Male hatte er sich ihr über die letzten Jahre verweigert? Tief begraben zwischen den Seiten von Büchern über Gefühle und Freiheiten, die er nicht haben konnte. Selbst in dieser anderen Nacht, als er genommen hatte, was er wollte, was er gedacht hatte zu brauchen. 

 

Es war nicht das…

 

Nein. Es war nicht die Einsamkeit gewesen, die ihn damals getrieben hatte…es war nicht diese lange, ermattete Nacht der Seele. 

 

Nur diese Nacht…

 

Diese eine Nacht…dann würde dieser Kummer vielleicht wie der Wahnsinn der letzten Woche mit dem Mond fort sein. Es spielte keine Rolle…nicht, wenn er und Genma nur zwei Phantome waren, die hindurch wanderten; suchend nach einem warmen Körper, einem flüchtigen Geschmack von Leben. 

 

War das denn so verdammt falsch? 

 

Das wird es sein…

 

Nur nicht heute Nacht.

 

Aufmerksam suchte Kakashi Genmas Miene ab und sein Blick glitt von diesen dunklen, geschützten Augen hinunter zu dem Riss in der Unterlippe des Shiranui. Für einen langen, angespannten Moment starrte er und lauschte dem Atem, der zwischen ihnen bebte. 

 

Der Klang durchfuhr Kakashi wie eine kalte Brise…

 

Seine Haut kribbelte…sehnte sich schmerzvoll nach Hitze…und er versteifte sich gegen das drohende Erschauern. 

 

„Shit…“ Genma las ihn falsch und seine Finger lockerten sich um Kakashis Handgelenke, bevor er sich zurück ziehen wollte. „Wie ich gesagt habe, alles, was ich besitze, sind meine Fehl-“

 

Ohne nachzudenken hob Kakashi den Kopf und neigte seinen maskierten Mund unter Genmas, um die Erwiderung des Shiranui ebenso anzuhalten wie seinen Rückzug. Eine sanfte Imitation eines Kusses – ohne den Spott, ohne den Hohn und dennoch weit gefährlicher als beides zusammen.

 

Für einen langen Augenblick bewegte sich keiner von ihnen und ihre Atemzüge klammerten sich aneinander, bis Kakashi sprach; seine Worte waren warm durch das Gewebe seiner Maske. 

 

„Besitze das“, wisperte er noch einmal; viel sanfter diesmal.

 

_______________________

Glossar:

Sharingan no Eiyū: Held des Sharingan

Reiketsu no Kakashi: Kaltblütiger Kakashi - unter diesem Namen war Kakashi bei ANBU bekannt

Yūgao: ANBU Kenjutsu Spezialistin - Geliebte von Hayate

Tanzaku: Eigentlich 'Tanzakugai', Glücksspielstadt im Feuerreich. Jiraiya und Naruto finden dort Tsunade
 

Yep, ich denke, viele von euch haben sich schon gedacht, dass es Genma war, der da bei Kakashi auftaucht :D 

In diesem Kapitel erfahrt ihr viele und auch sehr wichtige Informationen im Bezug auf Genmas Vergangenheit und vor allem darüber, in welcher Beziehung er zu Kakashi steht, was er für Kakashi bedeutet. 

Ich könnte mir vorstellen, dass es hier was die zeitliche Einordnung ihrer gemeinsamen Kurobara Mission zu Verwirrungen kommen könnte. Sollte das der Fall sein, dann bitte unbedingt fragen ;) 

Die Kurobara Mission steht übrigens in keinerlei Verbindung zu Shikamaru und hat viele Jahre vor dem Vorfall in Kusagakure stattgefunden.

Wie immer hoffe ich sehr, dass es euch gefallen hat!! :) 
 

Vielen vielen Dank wie immer auch an alle meine lieben Reviewer/innen und Leser/innen! <3



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  swetty-mausi
2021-12-27T09:35:44+00:00 27.12.2021 10:35
Guten Morgen,

ich finde es fasziniert wie,Genma als Charakter in den Kapitel beschrieben. Das Kapitel gefällt mir sehr gut.

Antwort von:  _Scatach_
08.01.2022 13:09
Hey :)

Es freut mich sehr, dass dir Genma hier als Charakter so gut gefällt *-* Er ist einer meiner liebsten :D
Von:  Scorbion1984
2021-12-23T20:08:41+00:00 23.12.2021 21:08
Man das war wieder so spannend ,wollte garnicht aufhören zu lesen.
Die Anbu hat sie alle so ziemlich kaputt gemacht.
Hauptsächlich dann wenn die 3Ältesten die Einsätze bestimmt haben.
Wünsche dir ein schönes Weihnachtsfest 🎄🎄🎄
Antwort von:  _Scatach_
08.01.2022 13:08
Huhu :)

Freut mich sehr, dass das Kapitel so spannend war, dass du gar nicht aufhören wolltest zu lesen *-*
ANBU sind definitiv eine Einheit, die nicht das Beste in ihren Agenten zum Vorschein bringt.
Danke für deine Wünsche zu Weihnachten, ich hoffe sehr, dass auch du ein schönes Fest hattest! :)


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