Zum Inhalt der Seite

Under these Scars

Teil Vier der BtB Serie
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Opening graves

‚Der Wind der Vergänglichkeit wählt sich keinen Zeitpunkt.‘

 

Kakashi drehte diesen Spruch in seinem Verstand hin und her; und dann drehte er das Buch in seinen Händen hin und her. Dünn und in Taschenformat trug der zerfledderte Einband des Buches ein verblasstes Bild eines buddhistischen Mandalas und auf dem faltigen Rücken befand sich eine kaum noch erkennbare Goldschrift: Lektionen des Lebens; eine buddhistische Zusammenstellung. Die Seiten waren zerknittert, mit Anmerkungen versehen und befleckt von Tintenabdrücken. Oft gelesen; vielleicht sehr geliebt.

 

Und jetzt verloren.

 

Kakashi hatte es in der Seite des Sofas in der Jōnin Station gefunden, da eine schmuddelige Ecke zwischen den dicken Kissen hervor geragt war. Eigentlich hatte er vorgehabt, es beim Fundbüro abzugeben – bis er angefangen hatte zu lesen. Und jetzt konnte er sich nicht davon trennen. Zumindest noch nicht. Und das aus Gründen, die viel zu mysteriös waren, um darüber nachzugrübeln.

 

Vielleicht später.

 

Mit einem Streifen geflochtenen Leders markierte er die Seite und schloss vorsichtig das Buch. Er schob es in seine Flakjacke und blieb stehen, als er von einem Schauern windgetragener Leere gegrüßt wurde, die aus der Siedlung hinaus über die Straßen echote. 

 

Der Wind der Vergänglichkeit…

 

Hier lebte dieser Wind, eingehüllt in rote Bänder und blutige Zeit. 

 

Die Uchiha Siedlung. 

 

Kakashi spähte durch die Tore und wusste, dass wenn dieser ‚Wind der Vergänglichkeit‘ nicht vor neun Jahren durch diese Tore geweht wäre, dann würde er jetzt hindurchschreiten, um die Station der Militärpolizei der Uchiha aufzusuchen. Er hatte gehört, dass das alte Emblem noch immer dort hing. Die Oberfläche abgeblättert und verblasst; ein heller kornblumenblauer vierzackiger Stern mit dem rotweißen Uchihafächer eingeprägt in den Totpunkt. 

 

Totpunkt…

 

Wie zutreffend. Seit Jahren war es in ihrem Zentrum tot; ein Gebäude seiner Menschen leer, seines Zweckes leer. Trotz all seiner Jahre bei ANBU hatte Kakashi nie einen einzigen Fuß hinein gesetzt. Und das würde er auch nie. Da das Gebäude nun hinter blutgetränkten Mauern abgesperrt war, war die Ermittlungsabteilung, die sich um sämtliche rechtlichen und kriminellen Angelegenheiten kümmerte, in ein Gewirr von Räumen verlegt worden, die tief in den feuchten und schimmeligen Eingeweiden von Konohas Geheimdienst Division versteckt waren. 

 

Zeit, dorthin zu gehen…

 

Er ließ ein stummes Gebet zurück und machte sich auf den Weg hinüber zur Geheimdienst Division, indem er sich die Deckung von Hintergassen und Dächern zunutze machte. Kein Grund, Aufmerksamkeit oder eine Unterhaltung auf sich zu ziehen. Besser, das hier rasch und leise zu erledigen. Das war der Plan gewesen – bis er einen Fuß durch die Tür setzte. Vollkommenes Chaos begrüßte ihn. Renovationen waren in vollem Gange und ganze Massen von Bürokram drängten sich in den Korridoren, um Aus- und Eingänge zu verstopfen. 

 

Na klasse.

 

Tief Luft holend nickte Kakashi resolut und stellte sich dem ersten Korridor. Auf halbem Weg bestehend aus hohen Sprüngen und Armeekriechen begann er dann, seinen Körper mit der rotgesichtigen Anmut eines vollkommen aus der Übung gekommenen Schlangenmenschen zu verbiegen, um sich an ganzen Bataillonen abgeranzter Aktenschränke und mehreren Türmen zugeklebter Kisten vorbei zu drücken, die dazu verdammt schienen, früher oder später zu kollabieren. 

 

Was für ein Schwachmat leitet diesen Laden?

 

„Kakashi-senpai!“ Eine Stimme drang aus einem entfernteren Gang und machte Kakashi auf den Aufenthaltsort dieses Schwachmaten aufmerksam. „Schau sich einer an, wie du Armeekriechen mit Akrobatik verbindest! Gai-sensei wäre so stolz. Pass lieber auf, wo du hinlatschst, ja? Is ziemlich riskant hier unten.“

 

Was du nicht sagst. Eher wie ein Schmerz im –

 

Kakashi jaulte auf, spürte, wie sich ein brutaler Schmerz in seine rechte Arschbacke biss und verkrampfte sich, als er bereits halb einen Stapel Kisten hinauf geklettert war. Entsetzt drehte er den Kopf, als würde er erwarten, Pakkun zu sehen, der an seinem Hintern nagte – wäre nicht das erste Mal. Streitsüchtiger Winzling. 

 

Muss mich hinsetzen. Muss mich hinsetzen.

 

Mit wild rudernden Armen hielt Kakashi die Balance und hüpfte einbeinig auf einen Flecken freien Raumes, bevor er sein Knie an die Brust zog und darauf wartete, dass der Schmerz nachließ. Gleichzeitig hoffte er, dass dieser Schwachmat nicht gesehen hatte, wie er diese Hüpfaktion veranstaltete, während Milchsäure mit wilder Hingabe seinen Hintern betatschte. 

 

Das ist lächerlich.

 

Peinlich berührt und irritiert ließ Kakashi seinen Kopf in Verzweiflung nach hinten kippen – und erstarrte. Sein graues Auge weitete sich und sein Körper wurde stocksteif, als er von einem Zwang ergriffen wurde, der viel stärker war als der Krampf in seinem Gesäß.

 

Abergläubischer Horror. 

 

Er stand direkt unter einer massiven Klappleiter. 

 

Mit weit gespreizten Beinen ragte sie über ihm auf und die große Pyramidenform überspannte den schmalen Korridor, wobei die Metallstufen als behelfsmäßige Regale für Bürokram, Akten und teefleckige Tassen dienten. Doch Kakashi sah nichts von dem Einfallsreichtum. Er sah nur den unheilvollen Schrecken himmlischer Zeit und irdenen Raumes. Kein Wunder, dass er einen Krampf bekommen hatte. Er hatte einen sechsten Sinn für dunkle Omen, nur schien er die Zeichen niemals rechtzeitig zu deuten. Eine Grimasse schneidend sah er zwischen den beiden Seiten des Stahltriangels hin und her, während sein Hirn geflutet wurde von Vorahnungen über schwarze Katzen, zerbrochene Spiegel, gestörte Geister und -

 

„Hey, du siehst ein bisschen blass aus, Senpai“, rief eine zweite Stimme. Sie war nicht ganz so lässig wie die von Schwachmat. Das war Hauptmann Offensichtlich. „Du solltest vielleicht nicht unter dieser Leiter rumstehen. Ist nicht sonderlich stabil.“

 

Mein Verstand auch nicht, dachte Kakashi trocken, während er seine Kindheitsparanoia zurück in ihre Kiste zwang. Dieses ganz besondere Leiden gehörte auf jeden Fall auf die unteren Ebenen seiner Psyche. Nah genug, um gelegentlich vom Regal der geistigen Gesundheit zu taumeln, aber auch nah genug, um es wieder an seinen Platz schieben zu können. Auch wenn diese raren Vorfälle der Exzentrizität während seiner ANBU Tage immer dazu geneigt hatten, Asuma zu amüsieren und Genma zu erfreuen, wusste es Kakashi gar nicht zu schätzen, wenn man das mit Humor nahm. Und er wusste auch nicht zu schätzen, dass irgendein psychologischer Spinner sein Hirn dazu brachte, in zufälligen und peinlichen Abständen ‚weg ist das Wiesel‘ zu spielen. 

 

„Ich wusste, dass das eine blöde Idee war“, seufzte Hauptmann Offensichtlich. „Hilfste mir mal, Kotetsu?“

 

Kotetsu?

 

Na, das erklärte alles und enthüllte Hauptmann Offensichtlich als niemand anderen als – „Izumo“, murmelte Kakashi und lehnte sich auf einem Bein nach hinten, als könnte er so sein Schicksal und seine Schritte umkehren. Sein Knie hielt er weiter an die Brust gedrückt, während er finster die Leiter hinauf stierte und rief: „Hey! Gibt’s irgendeine Chance, diesen Hindernislauf lange genug zu überleben, um herauszufinden, wer hier die Verantwortung hat?“

 

Bitte sagt mir nicht, dass es ihr zwei seid.

 

Das wäre wirklich das Letzte, was er heute noch bräuchte; ein weiterer Schmerz in seiner anderen Arschbacke. 

 

Keine Antwort von Izumo oder Kotetsu. Seufzend stählte Kakashi seine Nerven, schob sich Stück für Stück unter der Leiter heraus und widerstand dem Drang, sein Pech auszugleichen, indem er dreimal durch eine der Sprossen spuckte. Stattdessen kreuzte er die Finger und beschloss, in einem Gebrauchtwarenladen vorbei zu schauen, der diese lustigen Budaistatuen mit bronzenen Bäuchlein hatte. Was hatte Asuma immer gesagt? 

 

‚Reib den Bauch und du bekommst das Kopfgeld.‘

 

Doch Kakashi kämpfte die Versuchung nieder, sich stattdessen den Hintern zu reiben. Vorsichtig streckte er sein Bein aus, spannte die Gesäßmuskeln an und machte einen weiteren zögernden Schritt. Milchsäure blieb zurück. Ein kleiner Segen. Während er sich tiefer in das Chaos drückte, erspähte Kakashi Bewegungen weiter den Korridor hinab und blieb kurz davor stehen. 

 

Na, der führt das Schicksal aber mal richtig in Versuchung. 

 

Izumo stand auf einer rostigen Ausziehleiter und sein Körper war in einem gefährlichen Winkel geneigt, während er den Griff eines Hammers zwischen die Zähne und eine Packung Nägel unter das Kinn geklemmt hatte. In seinen Händen hielt er ein Schild, das wohl über einem der Türrahmen angebracht werden sollte. 

 

Kakashis Blick zog sich auf den handgeschriebenen Text zusammen. „Geheimdienst Division?“

 

„Du stehst mittendrin“, rief Kotetsu und schlenderte ohne irgendein abergläubisches Zucken oder einen Aufwärtsblick durch die Tür und direkt unter Izumos Leiter hindurch. In der einen Hand hielt er ein Glas voll mit dickem goldenem Sirup und einen klebrigen Löffel in der anderen. „Ist noch in Arbeit, aber es wird.“

 

Eine von Kakashis silbernen Brauen wanderte nach oben, als er sich umsah. „Klar.“

 

„Also was kann ich für dich tun?“ Die Frage enthielt überhaupt kein Interesse, ganz anders als der Blick, mit dem Kotetsu seinen Löffel bedachte, während er ihn in den süßen goldenen Glibber drehte. „Ich spiel sicher nicht Schreibstubenhengst, also wenn du schon wieder darauf aus bist, Missionen zu übertragen, dann -“

 

Mit einer nach oben gehaltenen Hand schnitt Kakashi ihm das Wort ab. „Häftlingsakten aus der Strafvollzugsanstalt. Es gibt ein paar Fälle, denen ich nachgehen muss.“

 

Stirnrunzelnd schob sich Kotetsu den Löffel zwischen die Lippen, saugte für einen Moment nachdenklich schmatzend daran, bevor er sich umwandte, um die Nummern zu studieren, die über verschiedenen Durchgängen angebracht waren. Grunzend deutete er auf einen Raum drei Türen weiter und sprach um einen Mund voll Molasse herum: „Bin mir ziemlich sicher, dass der Kram von der Strafvollzugsanstalt da rein gebracht wurde. Zimmer Zwölf. Die jüngsten Akten sind ein bisschen unorganisiert, aber alles, was vor dem Uchiha Vorfall datiert ist, sollte geordnet sein. Gib mir nicht die Schuld dafür, Izumo besteht darauf, sie von hinten zu stapeln, weißte?“ Kotetsu drehte sich ihm wieder zu und grinste entschuldigend. Der Sirup klebte dabei wie Toffee an seinen Zähnen. „Und du musst vielleicht auch ein paar von den Schränken aufbrechen, bei dem Umzug sind nämlich einige Schlüssel verloren gegangen.“

 

Und diese Schränke aufzubrechen stellte sich als viel therapeutischer und weit weniger zeitaufwendig heraus, als Kakashi erwartet hatte. Allerdings erwies sich dafür das Auffinden der notwendigen Akten als deutlich herausfordernder. Auf alle Fälle hatte Izumo eine hervorragende Arbeit geleistet, wenn es um die Farbcodierung und Indexierung einer ganzen Generation von Kriminalberichten ging, die absolut keine Relevanz hatten. 

 

Seufzend zog Kakashi eine Schublade etwas weiter auf, fuhr mit den Fingern über die Aktenreihen und begann näher an der Vorderseite mit dem Ausweiden. Nach etwa zehn Akten traf er auf Gold. Mit den Daten in der Hand klatschte er ein paar dünne Mappen auf die erste sich bietende Fläche. Als nächstes waren die Medizinberichte an der Reihe. Dann die Baupläne des Gefängnisses. 

 

Das wichtigste zuerst.

 

Er beugte sich über den niedrigen Metalltisch und machte sich daran, durch die Seiten zu blättern, Verbrechensbeschreibungen zu überfliegen und erkennungsdienstliche Fotos zu mustern, während sich seine Miene immer weiter verdüsterte und sich seine Haltung bog, als er sich immer mehr in die Creme de la Creme der kriminellen Gesellschaft einlas. 

 

Zwei Stunden später und dreißig Fälle in der Recherche versunken, markierte Kakashi fünf potentielle Kandidaten, klemmte sich vier Akten unter den Arm und verbrachte noch ein paar weitere Sekunden damit, sich so sehr in die Details der fünften zu vertiefen, dass er gar nicht bemerkte, wie Pakkun von hinten zu ihm tapste – aber natürlich nur, bis sein charmanter Hund seine zweiundvierzig Zähne in Kakashis bis dahin unbehelligte linke Gesäßbacke grub. 

 

Kakashi machte einen Satz, als hätte er einen Stromschlag abbekommen. 

 

Papiere flogen zusammen mit seiner Beherrschung durch die Luft. Und Pakkun biss noch fester zu, um zu verhindern, dass er durch den gesamten Raum katapultiert wurde. In einem verzweifelten Versuch, seinen Hintern zu verteidigen, ließ Kakashi seine Hände nach hinten schnellen und schlang sie mit zischender Stimme um Pakkuns knurrende Kehle. „Ich bin nur noch eine Haaresbreite davon entfernt, dich ausstopfen zu lassen.“

 

Pakkun löste seinen Kiefer zusammen mit einem leisen Welpenwinseln; ein Flehen, das ihn wahrscheinlich einfach nur, weil es so hinreißend war, von allen Anklagepunkten freigesprochen hätte. Allerdings nur, wenn Kakashi nicht bereits mehrere Male in der Vergangenheit darauf reingefallen wäre. Seine Finger zuckten warnend um den Hals des Mopses, bevor sie ihn losließen. 

 

Pakkun landete in einer anmutigen Hocke, ließ sich seitwärts auf der Hüfte nieder und leckte sich den Hintern. „Wollte nur sichergehen, dass dein Kopf nicht in deinem Arsch verloren gegangen ist.“

 

Sehr langsam wandte sich Kakashi um und stierte nach unten. „Wie bitte?“

 

„Geheimdienst Division, huh?“, schnaufte Pakkun. „Du hast echt einen Lauf, oder? Vielleicht solltest du anfangen, ein paar Mordmysterien zu lesen, um diese ganze Verbrechen-Aufklärungs-Obsession aus deinem Kreislauf zu treiben.“

 

Finster dreinblickend suchte Kakashi nach einem griffigen Argument, kehrte allerdings mit leeren Händen zurück – oder auf frischer Tat ertappt, wenn man den selbstgefälligen Ausdruck bedachte, mit dem Pakkun ihn festpinnte. Er zog den Kopf ein und beugte sich mit einer Grimasse nach unten, um die verstreuten Akten aufzusammeln. „Was machst du hier?“, knurrte er. „Also abgesehen davon, mich zu misshandeln.“

 

Mit gekräuselter Schnauze und zuckenden Ohren beobachtete Pakkun, wie er das Durcheinander aufhob. „Hast du diese kleine inoffizielle Nebenoperation vergessen, auf die du mich geschickt hast? Genauso wie die Tatsache, dass es immer noch mein freier Tag ist.“

 

Sofort schnellte Kakashis Kopf nach oben und seine weitäugige Miene verriet schlagartige Erinnerung und unmittelbare Ränke. Ja, er hatte es vergessen. Und nein, der Blick, mit dem Pakkun ihn bedachte, sorgte überhaupt nicht dafür, dass er sich besser fühlte. Der Schmerz in seinem Hintern leistete allerdings eine hervorragende Arbeit, ihm Absolution über jedes Schuldgefühl zu erteilen, das er vielleicht verspürt hätte. „Was hast du rausgefunden?“

 

Für einen weiteren strafenden Moment beäugte Pakkun ihn, bevor er seufzte. „Der Dok ist definitiv ein Seelenklempner, kein Chirurg. Und er hat ein paar niedrige Freunde in niedrigen Positionen.“

 

„Wie niedrig?“

 

„So niedrig es geht“, grummelte Pakkun und seine Vorderpfoten bewegten sich unbehaglich. „Pass auf Kakashi…dieses ganze Drama mit der Drogenlady ist ja die eine Sache. Aber bist du dir sicher, dass du auch noch anfangen willst, dieser Sache nachzugehen?“

 

Eine besonnene Pause. Körperlich zog sich Kakashi zurück, fühlte, wie sein Hirn – und sein malträtierter Hintern – ihn dazu drängten, auf Nummer sicher zu gehen. Er ließ die Hüfte gegen einen Aktenschrank einknicken, rieb sich abwesend über seine schmerzende Pobacke und sah zur Seite weg, als er die Risiken abwog. Ein harsches Zwicken von Pakkun war nicht das Einzige, was ihn warnte, sich von dieser Angelegenheit fernzuhalten. Er hatte bereits alle Hände voll mit einer Last, die ihm gar nicht gehörte. Lachhaft, wenn man bedachte, dass er seine ganz eigene private Last gerade auf Hyūga Neji abgeladen hatte; alles unter dem Vorwand einer professionellen Empfehlung. Er hatte eine viel zu persönliche Mission in Kusagakure gegen das viel zu persönliche Mysterium eingetauscht, das Shiranui Genma war. 

 

Es ist schon gefährlich genug, es mit Genma aufzunehmen…Ich habe keine Zeit, um einen schmutzigen Seelenklempner herum zu schnüffeln…

 

Oder um einen nicht autorisierten Fall von Euthanasie – angenommen, dass es das war, was er auf Mizugumos Dach mit angehört hatte. Doch eine Annahme war keine Antwort. Pakkun hatte diese Antwort – aber wollte Kakashi sie jetzt wirklich hören? Was hielt ihn davon ab? Dass er vielleicht mehr abbiss, als er kauen konnte? Dass da vielleicht mehr war, als Pferde, die scheu gemacht werden konnten und Hornissennester? Dass er vielleicht – 

 

‚Könnte vielleicht über schlafende Hunde stolpern.‘

 

Asumas Stimme erklang leise und schwer in Kakashis Hinterkopf – die Stimme des Gewissens. Entwaffnet suchte Kakashi nach der Stimme distanzierter Vernunft und hoffte bei allem auf der Welt, dass er sie nicht an dem Ort lauernd finden würde, von dem auch das Echo von Asumas Worten gekommen war. Es war noch nicht zu spät, das Sicherere zu tun. Das Klügere. Er konnte ein Auge zudrücken. Er konnte das immer noch loslassen. Doch in der Sekunde, in der er versuchte, fort zu laufen, stieg eine plötzliche Woge Bauchgefühl – die alte und blutige Art und Weise – in ihm auf und zerrte ihn zurück. 

 

Mit geschlossenen Augen sackte Kakashi gegen den Schrank. 

 

Verdammt sei das alles.

 

Zur Hölle und wieder zurück. Während er es vielleicht geschafft hätte, sich um Asumas Worte herum zu wieseln, wusste er es besser, als seine eigenen Instinkte zu bekämpfen oder anzuzweifeln. Besonders diese Art – die Art wie damals in seinen ANBU Tagen. Komisch, wie sie immer kamen, wenn er es am wenigsten erwartete oder wollte. Unangekündigt, unangenehm…

 

Aber niemals falsch…

 

‚Sag mir Kakashi, wenn es darauf hinauslaufen würde, sich zu entscheiden, entweder die Regeln zu befolgen, oder das zu tun, was richtig ist, was würdest du wählen?‘

 

Vielleicht hatte es Asuma die ganze Zeit gewusst. Kakashi hätte schwören können, dass der Sarutobi irgendwo, irgendwie schmunzelte. 

 

Besser wäre es. Immerhin hast du mich auf diesen Weg geschubst.

 

Rückblickend betrachtet hätte Asuma ihn wirklich wegen all der Umwege warnen sollen. Aber auf der anderen Seite lag es auch nicht in Kakashis Natur, nach Richtungen zu fragen, wenn er sich auf dem Pfad des Lebens verlor. 

 

Vielleicht ist meine Natur doch nicht so festgelegt, wie ich dachte…

 

„Kakashi?“, rief Pakkun. 

 

Schwach lächelnd öffnete sich Kakashis rechtes Auge und Resignation zerrte an seinen Schultern, als er den Kopf hob, tief Luft holte und seinen Ninken mit einem entschlossenen Blick bedachte. „Sag mir alles, was du weißt“, befahl er. Und das tat Pakkun auch. 

 
 

~❃~
 

 

Ino hatte kein einziges Wort gesagt. Neji dachte nicht, dass das übermäßig seltsam war. Tatsächlich hätte er überhaupt nicht darüber nachgedacht, wenn Sakura ihm nicht ununterbrochen Blicke zugeworfen hätte, als wäre irgendwas nicht in Ordnung. 

 

„Irgendwas stimmt nicht“, sagte Sakura und ihre behandschuhten Hände krümmten sich gegen ihre Ellbogenwärmer, als sie die Schultern gegen ein Erschauern nach oben zog. 

 

Die Augen starr auf die offene Straße gerichtet stand Neji mit locker vor der Brust und in den Ärmeln seiner Robe verschränkten Armen da. Seine versteckten Hände krallten sich wie Eisenklauen um die straff gezogenen Muskeln seiner Unterarme und seine Finger bissen Quetschungen in die blasse Haut. Es hielt ihn davon ab, die Handflächen aneinander zu reiben. Vorhin hatte er sich selbst dabei erwischt, wie er diese unterbewusste, waschende Bewegung gemacht hatte. Als könnte er seine Hände von dem Chakra reinigen, das noch immer dort summte. Noch immer dort brannte. 

 

Ist es mein Chakra…oder seines?

 

Der Gedanke wirbelte rastlos und zusammen mit all den anderen Fragen durch seinen Verstand. Doch in der Mitte dieses Mahlstroms fand Neji dieses eisige, unberührte Zentrum; ein Ort stumpfer Objektivität und rasiermesserscharfer Perspektive. Ein notwendiges Mittel zu einem unsicheren Zweck. 

 

Ist es das, was du durchgemacht hast, Nara? Damals, als unsere Rollen vertauscht waren…

 

Damals, als Shikamaru der Drahtzieher und Neji die Mission gewesen war. 

 

‚Verdammt…fühlst du die Ironie jetzt?‘

 

Ein scharfes Knacken erscholl. 

 

Es holte ihn von dieser bitteren Erinnerung zurück, den bitteren Worten und dem bitteren Lächeln, das Shikamaru getragen hatte, als er sie ausgesprochen hatte.

 

Ein winziges Stück drehte Neji den Kopf und sah, wie Sakuras Hacken Mini-Schlaglöcher in die harte Erde hämmerten. Ein Schwingen pinker Strähnen aus dem Augenwinkel und Neji spürte, wie ihr erwartungsvoller Blick ein Loch in seine Schläfe bohrte. Vielleicht hätte er der Diskussion von Tenten und Sai mehr Aufmerksamkeit schenken sollen, die sie über Fūinjutsu Techniken führten. Vielleicht hätte er Interesse für das Thema vorgetäuscht und so Sakura vollständig meiden können. Doch stattdessen hatte er sich in der Hoffnung auf etwas Frieden und Stille dafür entschieden, den Wachdienst zu übernehmen.

 

Absolut keine Chance dafür jetzt im Moment.

 

Doch die Dauer dieser Unterhaltung läge komplett in seiner Kontrolle. Gelassen blinzelte Neji und hielt seine Stimme ruhig. „Du vermutest, dass irgendwas mit Ino nicht stimmt“, sagte er. 

 

Sakura nickte. „Ich habe sie noch nie so ruhig erlebt.“

 

Ich schon, dachte Neji, als er vergangene Meditationssitzungen reflektierte; und den essentiellen Zustand der Gelassenheit, den er unter Inos Leitung zu stärken gelernt hatte. Er hatte sich jeden einzelnen Tag auf diese Gelassenheit berufen. Der Ruhepunkt war da. Die Gelassenheit war da. Aber der Frieden hatte ihn verlassen. Der Frieden war fort. 

 

„Es passt nicht zu ihr, sich so zurückgezogen zu benehmen“, fuhr Sakura fort und begegnete seinem Blick mit einem bedeutungsschweren Heben der Brauen. „Ich habe versucht, mit ihr zu reden, Neji. Aber sie hat mir gegenüber total dicht gemacht.“

 

Neji ließ diesen defensiven Ausdruck völlig kommentarlos über sich ergehen und seine Aufmerksamkeit richtete sich auf das Objekt von Sakuras leisen Tönen und Seitwärtsblicken. Ino hatte sich etwas weiter über die neu gebaute Tenchi Brücke bewegt und stand abseits der Gruppe, wo sie die blassen Arme über das breite rote Geländer gekreuzt und die Finger unter ihrem Kinn verschränkt hatte. Sie schien hinunter in die tiefe Schlucht zu starren, wobei ihr Profil von den langen blonden Strähnen verdeckt wurde, die sich in der Nachmittagsbrise hoben und senkten – zusammen mit ihrem langen blassen Shinobi Mantel. 

 

Langsam ließ Neji seine Augen über den Umhang wandern. 

 

Wenn schon sonst nichts, dann war das auf jeden Fall seltsam. 

 

Es war kein Geheimnis, dass Ino dazu tendierte, mehr Haut zu zeigen als die Durchschnittskunoichi. Dass sie sich jetzt dazu entschlossen hatte, einen knöchellangen Mantel über ihrer üblichen schenkelhohen und bauchfreien lilanen Aufmachung zu tragen, hatte ein paar Augenbrauen gehoben, mehr aber auch nicht.

 

Auf keinen Fall hatte es irgendwelche roten Flaggen in Nejis Verstand gehisst. Und ganz davon abgesehen, wenn eine Kleiderordnung jemals eine Sache gewesen wäre, dann wäre Naruto schon vor Jahren rausgeflogen. 

 

Orange. Jetzt mal im Ernst.

 

„Es ist komisch, oder?“, drängte Sakura. „Sie hat kaum ein Wort gesagt, seit wir aufgebrochen sind.“

 

Ruhig fuhr Neji fort, Ino zu mustern und seine weißen Augen zogen sich nachdenklich zusammen. „Du denkst, Ino ist zu einem anhaltenden Schweigen nicht in der Lage?“, fragte er letztendlich mit einer Stimme, die einen winzigen Hauch von Belustigung in sich trug. 

 

Seufzend wurde Sakuras Blick flehend. „Neji.“

 

Etwas harsch hob Neji eine Hand und begann sich umzudrehen, um Distanz und Autorität zwischen sich und den Ausdruck in Sakuras Augen zu bringen. „Gib Acht auf die Straße“, befahl er, während er sich über die Brücke in Bewegung setzte. 

 

Als er sich Ino näherte, machte er keinerlei Anstalten, seine Schritte zu verschleiern. Mit einem ankündigenden Rascheln trat er neben sie, während er seine Hände aus den Ärmeln zog und sie auf dem Geländer aneinander legte. Für eine Weile stand er einfach nur da; teilte Raum, respektierte aber die Stille. Immerhin hatten sie das schon gemacht. Minuten verstrichen und ließen sich mit leutseliger Leichtigkeit in den Lücken nieder, die Worte oder eine müßige Unterhaltung vielleicht gefüllt hätten. 

 

Hoch über ihnen zog ein Schwarm Gänse vorbei; tief unter ihnen gurgelte das schlammige Wasser voran. 

 

Schniefend schüttelte Ino den Kopf. „Du bist der einzige Kerl, den ich kenne, der es schafft, dieses Schweigen Ding zu machen, ohne dass es peinlich oder unbeholfen wird“, murmelte sie letztendlich und drehte ihre Wange gegen ihre gefalteten Arme, um ihm einen spöttisch-argwöhnischen Blick zuzuwerfen, doch ein weiches Schmunzeln verbarg sich darin. „Hat Hinata dich unterrichtet?“

 

Einer von Nejis Mundwinkeln bog sich in einem Lächeln. „Sei nicht so bescheiden.“

 

Mit rund werdenden Augen hoben sich Inos Schultern ein wenig und Farbe legte sich über ihre Wangen. Rasch wandte sie den Blick ab und stierte erneut hinunter in die Schlucht, bevor sie ein kleines atemloses Lachen ausstieß. „Zu blöd, dass ich Shikamaru nicht unterrichten kann. Wie jemand, der so klug ist, so ahnungslos sein kann. Wobei zumindest Chōji ein bisschen weniger unbeholfen ist. Normalerweise findet er einen Weg, damit ich mich besser fühle.“ 

 

„Besser fühlen wegen was?“, fragte Neji sanft, während er starr geradeaus sah. 

 

Ino antwortete nicht, suchte Schutz hinter ihrem Haar und verbrachte einen langen Moment damit, sich dort zu verstecken, bevor sie wieder das Wort ergriff: „Erinnerst du dich daran, was du zu mir gesagt hast, als ich dir von dem Jungen aus meiner Kindheit erzählt habe?“

 

„Naoki“, entsann sich Neji. „Ich erinnere mich.“ Ja, das tat er. Er erinnerte sich an die schmerzerfüllten, aber ehrlichen Gefühle, die diese Unterhaltung ausgelöst hatte. Seltsam, wenn man bedachte, dass er jetzt überhaupt nichts fühlte, außer ein taubes Empfinden von Distanz. Seine Worte waren hölzern; wie einstudiert. „Ich erinnere mich, dir gesagt zu haben, dass ich niemals jemanden vergessen oder ablehnen würde, von dem ich glaube, er hätte den Kurs meines Lebens beeinflusst, oder einen bedeutungsvollen Part in meiner Entwicklung gespielt.“

 

„Aber was, wenn du es nicht mit Sicherheit weißt? Ist es wert, Menschen zu verletzen, um es herauszufinden?“

 

„Ist es den Schmerz wert, den es dir verursacht, weil du es nicht weißt?“, konterte Neji ohne Umschweife und neigte den Kiefer, um nach unten und zu ihr hinüber zu sehen. „Hast du herausgefunden, wie er gestorben ist?“

 

Für einen Moment schwieg Ino. „Noch nicht.“

 

Es gab eine Geschichte zu dieser Sache. Oder zumindest noch mehr, das zu den Kapiteln gehörte, die sie bereits mit ihm geteilt hatte. Aus dem Augenwinkel musterte er sie, war aber bedacht darauf, nicht irgendetwas mehr in der Stille zu lesen oder zu fragen. Er musste das Buch in dieser Angelegenheit schließen, denn er hatte mehr als genug Material, über das er nachdenken musste; wegen der Mission, wegen…

 

Shikamaru.

 

Ein leises Wispern; der Klang seiner Handflächen, die sich in dieser verfluchten, waschenden Bewegung aneinander rieben. Stirnrunzelnd hörte Neji sofort damit auf und verschränkte so hart die Finger, dass die Knöchel weiß hervor traten. 

 

„Ich brauche deine volle Konzentration bei dieser Mission, Ino“, sagte er und ließ den klebrigen Sumpf persönlicher Beziehungen hinter sich, um den festen Untergrund von Rang und zugewiesenen Rollen zu betreten. „Verstehst du?“

 

Er hatte nicht wirklich erwartet, dass sie das tat. Als sich Ino also mit scharfen und klaren Augen von der Brüstung aufrichtete, musste Neji angesichts der plötzlichen Professionalität zweimal hinsehen. Er versteckte seine Überraschung gut, als sie seinen Arm berührte und ihn anlächelte. 

 

„Du hast es erfasst. Danke, Neji.“

 

Gestelzt nickte Neji; er war sich nicht so ganz sicher, was er gesagt oder getan hatte, um sich diese Dankbarkeit zu verdienen. Hatte er sie nicht gerade abgewürgt? Doch kaum hatte er aufgehört, über diese unerwartete Reaktion zu grübeln, da explodierte auch schon eine weitere auf der offenen Straße. Neji wandte sich gerade in dem Moment um, um sehen zu können, wie Sakuras Faust direkt in Narutos ungeschütztem Kiefer einschlug. Es war ein Schlag, der den Uzumaki in einem sich überschlagenden Fuchteln von Gliedmaßen zurück über die Straße katapultierte. 

 

Ein lautes bellendes Lachen. Kiba. 

 

Nejis Augenbraue zuckte. Offenbar war ein Fall von Professionalität alles, worauf er hoffen konnte. Ruhig beobachtete er, wie sich die beiden Teams sammelten, Stimmen immer lauter wurden und sich Körper näherten. Stocksteif stand Ino neben ihm und er notierte sich mental die Tatsache, dass sie ihm direkt in den Fußstapfen folgte statt neben ihm zu laufen, als er sich umwandte, um sich dem ankommenden Team B zu nähern – als würde sie sich in seinem Schatten verstecken. 

 

Doch ihm blieb keine Zeit, darüber nachzudenken. 

 

Ein weiterer Schatten zog seinen Blick auf sich. Eine lange schwarze Ranke schlang sich fest um Sakuras Faust und Unterarm, um die nächste Tracht Prügel zu verhindern, die sie scheinbar austeilen wollte. „Du sollst dich auf kriminelle Aktivitäten konzentrieren, Naruto, nicht mit Kabuki Schauspielern flirten!“, knurrte sie und starrte Dolche in ihren zusammengekauerten Teamkameraden. „Um Kamis willen, was stimmt nur nicht mit dir?“

 

Grinsend streckte sich Kabi in einer trägen Dehnung über Akamarus Rücken. „Mann, ich wusste schon immer, dass ich recht hatte was dich angeht, Turteltaube.“

 

„Woher hätte ich denn wissen sollen, dass diese Mädchen Kerle waren?!“, quäkte Naruto, während er Chōjis Hilfe annahm, um auf die Beine zu kommen. „Es war genau wie bei Haku!“ Und dann schnellte er mit brennenden schnurrbärtigen Wangen und in verspäteten Anstoß zu Sakura herum. „Und ich habe nicht geflirtet! Ich habe Informationen gesammelt.“

 

„Darüber, wie man sich die Nase pudert?“, fauchte Sakura und stemmte sich gegen die Schatten, die sich immer noch hart um ihr Handgelenk schlossen; und inzwischen auch um ihre Knöchel. Sie warf Shikamaru einen mörderischen Blick zu. „Du lässt mich besser los, Shikamaru!“

 

Als der Schattenninja keinerlei Anstalten machte, nachzugeben, trat Neji nach vorn und teilte die Menge. Sein Blick begegnete Shikamarus und diese schmalen braunen Augen verschärften sich angesichts des Kontakts. 

 

Neji hielt das Starren. „Das reicht, Nara. Lagebericht. Jetzt.“

 

Für einen trotzigen Herzschlag stierte Shikamaru zurück, hob dann aber die Hände und löste sein Jutsu. Die Schattenranke schrumpfte zurück und nahm etwas von dem Streit mit sich. „Abgesehen von der Kabuki Truppe gab es nichts Außergewöhnliches“, sagte Shikamaru, schob seine Hände in die Taschen und schirmte seinen Blick mit diesem Halbmast Ausdruck ab, von dem es Neji weit besser wusste, als ihn für bare Münze zu nehmen. „Alle Lieferstationen, die wir überprüft haben, berichten nur von dem üblichen Verkehr. Wer auch immer diese Chimären transportiert hat, hat Vorkehrungen getroffen, um Wegzölle und Zeugen zu umgehen. Ich gehe entweder von einem Untergrundsystem aus oder von einem Umschiffen über die Flüsse.“

 

Vorausdenkend wie immer. Neji neigte leicht den Kopf und seine weißen Augen wanderten über die Gruppe, um die anderen dazu einzuladen, etwas zu sagen. „Shino?“

 

Der Aburame hob den Kopf, als er angesprochen wurde, hatte Shikamarus Bericht allerdings nichts hinzuzufügen außer Zustimmung. „Wie Shikamaru schon gesagt hat; wir haben es mit irgendeinem heimlichen Handel zu tun. Es ist außerdem sicher anzunehmen, dass wir es mit einem Oligopol zu tun haben.“

 

Kiba schnitte eine Grimasse. „Ein Oligo-was?

 

„Sieh es wie ein Drogenkartell“, simplifizierte Shikamaru es. „Wenige Lieferanten, hohe Nachfrage. Diese Chimären sind nicht gerade ein nullachtfünfzehn Handelsgut.“

 

„Das gilt auch für die Pflanzen“, ergriff Ino das Wort, als sie sich neben Chōji stellte, bis sich ihre Schultern berührten. Es war ein fast schon kindlicher Zwang – Kontakt, Beruhigung. Neji machte sich eine weitere mentale Notiz darüber, bevor er sich auf das konzentrierte, was Ino sagte. „Ich habe noch nie so gefährliche oder exotische Hybriden gesehen.“ Ganz leicht berührte sie Shikamarus Ellbogen. „Und vergiss nicht diese Nahrungspillen. Wir müssen über neuartige Drogen und Gifte nachdenken, nicht einfach nur über Monster oder Kampfbestände.“

 

Shikamaru nickte ihr zu und schien die Geste als Entschuldigung zu nutzen, um Ino rasch zu begutachten. Der leiseste Hauch eines Stirnrunzelns huschte über sein Gesicht, bevor seine Miene vollkommen ausdruckslos wurde. Für eine flüchtige Sekunde beäugte er ihren Mantel, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Gruppe zu. „Nahrungspillen, Gifte und unkontrollierte Bestien. Eine bunte Mischung, um es nett auszudrücken. Wir müssen anfangen, uns auf ein paar gemeinsame Nenner zu konzentrieren.“

 

„Abgesehen von diesem völlig bekloppten Lieferanten?“ Kiba setzte sich ein wenig auf und breitete die Arme aus. „Wie wär’s mit Krieg?“

 

Zweifelnd sah Tenten ihn an. „Aber glaubst du, jemand würde diese Chimären wirklich für einen gezielten Angriff als Waffe einsetzen? Das könnte nach hinten losgehen. Sie sind nicht genug domestiziert, um sie kontrollieren zu können.“

 

„Oder mit ihnen zu kuscheln“, sagte Ino, obwohl sie gleich darauf angesichts des Gedankens mit den Fingern schnippte. „Sekunde. Das ist gar nicht so weit hergeholt!“

 

Naruto warf ihr einen entsetzten Blick zu, aber Shikamaru legte interessiert den Kopf schief und nickte. „Weiter.“

 

„In Auftrag gegebene Kreaturen; einzigartige Bestien“, sagte Ino, rollte mit den Handgelenken und führte die Theorie weiter aus. „Private Trophäen. Entwirf deine eigenen Haustiere. Es ist ziemlich krank, aber auch ziemlich brillant.“

 

Kibas Augen zogen sich zusammen. „Jo, ich kann mir jemanden vorstellen, der krank genug ist, um die Zehennägel von Chimären lackieren zu wollen und sie wie einen Eisbecher zu dekorieren.“

 

Ino funkelte ihn zornig an, erwiderte aber nichts. 

 

Ein wenig angeekelt von diesem Gedanken spähte Sakura zwischen den beiden hin und her. „Naja, was für ein Grund es auch war, sie wurden auf jeden Fall für irgendwas Großes gezüchtet. Die Artenvielfalt ist ziemlich breit.“

 

Für einen weiteren Moment hielt Kiba seine Augen auf Ino gerichtet, bevor er sie Neji zuwandte. „Du denkst, Kusa schickt Monster-Geschenktüten an andere Dörfer?“

 

Ist nicht auszuschließen.

 

Stirnrunzelnd merkte Neji das vor und sein Blick schweifte umher, während er nachdachte. „Wir können zum jetzigen Zeitpunkt noch gar keine Vermutungen über die Verteilung anstellen. Auch wenn wir Suna ausschließen können. Der Kazekage hat uns versichert, dass sie keinerlei ungewöhnlichen Sendungen erhalten haben. Die Informationen von ANBU in Bezug auf die anderen Dörfer werden allerdings etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen.“

 

„Außer jemand sendet ganz speziell eine Nachricht an Konoha“, warf Tenten ein. Neji hob die Brauen und forderte dadurch eine Erklärung. Grinsend fügte sie hinzu: „Wie wär’s denn mit ‚meine Spielzeuge sind viel größer und besser und viel brillanter als eure‘?“

 

Nejis Mund zuckte leicht und ein Schatten von Belustigung huschte durch seine Augen. „Shikamaru? Irgendwelche Gedanken?“

 

„Einige. Aber einer nervt mich mehr als die anderen und das schon von Anfang an.“ Shikamaru tippte sich mit einer Faust gegen die Lippen, als er den Ellbogen in der anderen Hand hielt. „Falls Tenten recht haben sollte, was ich vielleicht vermute, warum dann keine Grußkarte mit der Geschenktüte schicken? Irgendeine Art der Signatur?“

 

Naruto blinzelte und warf ihm einen Seitenblick zu. „Und was? Deswegen erwischt werden?“

 

Shikamarus Braue hob sich in einem Ausdruck, der irgendwo zwischen Genervtheit und Amüsement schwankte. „Du kapierst es nicht. Es gibt viele Wege, seinen Arsch zu decken und trotzdem eine eindeutige Botschaft zu hinterlassen. Denk an Akatsuki. Denk an Orochimaru. Schlag ein S-Rang Bingo Buch auf und du wirst eine ganze Reihe an Beispielen finden. Wir haben es hier mit sehr ernstzunehmenden Spielern zu tun. Keine Gesichter und auch keine Namen. Nicht wirklich ermutigend.“

 

„Was für eine Art zu motivieren, Shikamaru“, maulte Kiba. „Hast du denn irgendwelche Gesichter in deinem Buch der harten Kerle eingekringelt?“

 

Shikamaru schmunzelte leicht. „Ein paar.“

 

Narutos Augen verengten sich zu Schlitzen und seine Stimmer verzog sich zu einem Knurren. „War Orochimaru einer davon?“ 

 

Zögernd spähte der Schattenninja zu Neji. 

 

Da er die alarmierende Veränderung in der Luft spürte, begegnete Neji Shikamarus Blick und schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf. Der Nara blinzelte ein einziges Mal, um zu zeigen, dass er verstanden hatte und wandte sich sofort wieder Naruto zu, um ihn rasch von diesem Weg abzubringen. „Orochimaru ist untergetaucht. Ich bezweifle sehr, dass er so kurz nach seinem Zusammenreffen mit dir mit seinen Spielzeugen herum fuchteln würde.“

 

„Auf jeden Fall“, schaltete sich Neji ein und nahm den Faden ohne Umschweife auf, bevor Naruto protestieren konnte, „bleiben Motiv und Intention unbekannt. Wir werden das alles sehr genau berücksichtigen müssen, wenn wir das Kusa Konzil befragen. Anschuldigungen sind in diesem frühen Stadium des Spiels keine Option.“ Noch einmal begegnete er Shikamarus Blick und hielt ihn. „Wir werden das äußerst vorsichtig spielen müssen, Nara. Jede Andeutung von Krieg und -“

 

Shikamaru wischte die Warnung beiseite und Verärgerung biss sich in seine Worte. „Stolperdrähte und Tretminen, Hyūga. Ich weiß, wie man das Spiel spielt.“

 

Langsam hob Neji die Brauen. Es war ein Ausdruck, der sagte: Als wüsste ich das nicht.

 

Shikamarus Kiefer zuckte. Erneut tippte er sich mit der Faust gegen den Mund, schloss für einen Moment die Augen und fuhr dann fort, als hätten sie nicht gerade ungesehene Schläge ausgetauscht. „Abgesehen von den Nahrungspillen und dem ganzen ‚Waffen des Krieges‘ Ding, hat Ino durchaus recht, was die exotische Anziehungskraft der Chimären angeht.“

 

Kiba schnaubte spottend: „Bitte was?“

 

Mit leuchtenden Augen sah Sai auf. „Es stimmt. Wenn du dir ein paar der Chimären näher anschaust, dann findet man interessante mythologische Referenzen, die mit diesen willkürlichen Hybriden zusammengewürfelt wurden; geflügelte Echsen, gehörnte Pferde -“

 

„Die märchenhafte Art von Zeug?“, fragte Naruto, während er wimmernd seinen geschwollenen Kiefer anstupste. „Hast du deswegen diese komischen Phantasiebücher mitgenommen?“

 

Nickend justierte Sai den Riemen seines Rucksackes. „Bestienmythologie ist eine beliebte Thematik in Literatur und Kunst. Ich habe gelesen, dass sie von großer religiöser spiritueller Bedeutung sind.“ Er machte eine kurze Pause, bevor er – aus irgendeinem Grund – seinen Blick bei den nächsten Worten auf Shikamaru richtete. „Ich wurde schon viele Male damit beauftragt, Shinjū Bilder zu malen.“

 

Shikamarus Faust hörte auf zu tippen und seine Augen wurden weit. 

 

Bei dieser Reaktion zog sich Nejis Inneres zusammen; er hatte diesen aufgeschreckten Ausdruck schon einmal gesehen. Obwohl sich diesmal nicht die Furcht oder Panik früherer Vorfälle zeigte, bemerkte er definitiv ein Luftanhalten und einen schneller werdenden Puls. Neji runzelte ein wenig die Stirn, versuchte, Shikamarus Blick einzufangen, musste aber feststellen, dass die Augen des Schattenninjas jeden Fokus verloren hatten und irgendwo zur Seite abschweiften, als sein Verstand nach etwas suchte. 

 

Nach was? Einer Antwort? Einer Erinnerung?

 

„Stimmt irgendetwas nicht, Shikamaru?“, fragte Sai und sprach Nejis Besorgnis mit einem Ton nichtssagender Unschuld aus, die überhaupt nicht zu der Art und Weise passte, mit der er Shikamarus Miene musterte.

 

Misstrauisch zogen sich Nejis Augen zusammen und seine Aufmerksamkeit drohte, sich aufzuteilen. Bohrte Sai nach etwas? Oder interpretierte Neji einfach viel zu viel in die Eigenarten eines anderen ANBU Agenten hinein?

 

Das ist kein ANBU Drill. Es bringt dir keine Punkt ein, deine Teamkameraden bei Fehlern zu ertappen.

 

Energisch riss sich Neji am Riemen. Sai war sein Kamerad, nicht seine Konkurrenz. Das war kein kompliziertes Szenario des ANBU-Hauptquartiers, bei dem ihm ein Messer in den Rücken gerammt wurde, um seinen Eifer zu testen und seinen Verstand durcheinander zu bringen. Shikamarus Stimme zog ihn energisch von seinem eingebildeten Argwohn zurück. 

 

„Shinjū…“ Shikamaru sprach das Wort mit einem abgelenkten Kopfschütteln aus. „Ich habe dieses Wort schonmal gehört…“

 

„Erinnerst du dich daran, wo das war?“, fragte Neji mit neutraler Miene, auch wenn seine Gedanken alles andere als das waren. „Sagt es dir etwas?“

 

Verwirrt zogen sich Shikamarus Brauen zusammen. Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht.“

 

„Es bedeutet göttliches Biest“, übersetzte Sai mit seinem Blick starr auf Shikamaru gerichtet. 

 

Göttlich?“, spottete Kiba. „Das ist echt das letzte Wort, mit dem ich diese Dinger beschreiben würde. Ganz sicher arbeiten die nicht für irgendeinen Gott.“

 

„Das mindert aber nicht ihren Reiz, oder?“, warf Ino ein. „Wenn die Leute wüssten, sie könnten ein Einhorn, einen Drachen oder einen Pegasus in Auftrag geben, glaubst du nicht, dass das einen neuen Markt eröffnen würde?“

 

Naruto rümpfte die Nase. „Willst du damit sagen, dass die Leute diese Viecher haben wollen würden, weil sie schönsind? Hast du das Ding gesehen, das Kiba und ich geköpft haben? Wer zur Hölle würde schon eine gigantische Kakerlake als Haustier haben wollen?“

 

Alle Augen wandten sich Shino zu. 

 

Und Naruto erbleichte, während seine Augen angesichts des Summens, das um die Ärmel des Aburame schwirrte, rund wurden. Aber statt anzugreifen gaben die Käfer nur ein synchronisiertes Dröhnen von sich; ein Geräusch, das sogar für ein völlig ungeübtes Ohr die Resonanz von Musik in sich trug. „Du scheinst die Leute durch die gleiche kurzsichtige Linse zu sehen, die du auch bei der Welt der Insekten anwendest“, sagte Shino leise und legte die Hände aneinander, um die Kikaichū Käfer in ihre Mitte zu locken, wo sie sich zu einem unmittelbaren Stillstand sammelten. „Wo der eine Schönheit sieht, sieht ein anderer eine Bestie. Das Gegenteil ist genauso wahr. Auf dem Schwarzmarkt könnten die Chimären einen hohen Preis erzielen.“

 

„Also wir könnten uns neben machthungrigen Dörfern vielleicht auch noch mit dem ein oder anderen machthungrigen Spinner rumschlagen müssen, der einen Fetisch für alles hat, was irgendwie verdrehte Scheiße ist, huh?“ Kiba hielt inne und warf Naruto einen vorsichtigen Blick zu. „Aw. Schätze, du bist immerhin nicht allein.“

 

„Oi, halt’s Maul. Du verwandelst dich mit Akamaru in einen zweiköpfigen Cerberos. Du könntest als eins von diesen Dingern durchgehen!“

 

„Cerberos hat drei Köpfe, Hohlbirne.“

 

Energisch hielt Neji seine Zunge im Zaum, ließ seinen Blick schweifen und gestattete der Kameraderie, ihren Lauf zu nehmen, als ein Kichern durch die Gruppe huschte; solange Kibas Humor dazu diente, zusammenzuschweißen, statt zu entzweien, dann konnte er die Possen des Hundeninjas und Narutos Clownerie zulassen. Er brauchte es, dass alle im Einklang arbeiteten. Und angesichts seiner eigenen Anweisungen musste er einen Anschein an Tarnung aufrecht erhalten. Es wäre überhaupt nicht gut, unnötigen Groll auf sich zu ziehen; nicht, wenn er es vermeiden konnte. 

 

Er sah zurück; direkt in Shikamarus dunkle und schwelende Augen. 

 

So viel dazu, Groll zu vermeiden. Langsam blinzelnd ließ Neji seinen Blick den Zirkel entlang wandern und ergriff das Wort, um sich davon abzuhalten, nicht schweigend zurück zu starren. „Wir werden wie geplant weiter nach Norden gehen. Wir werden in der nächsten Hafenstadt übernachten und uns dann direkt zu dem Treffpunkt mit den Kusa-Boten an der Kannabi Brücke begeben. Unsere Unterhaltung mit dem Daimyō wird dann entscheiden, wie wir von dort aus weitermachen.“

 

Mit Vorsicht, fügte sein Verstand hinzu. Mit extremer Vorsicht.

 

Gefahr verdunkelte den Horizont in seinem Verstand; eine Vorahnung, die er beschattet in Shikamarus Augen gesehen hatte. Eine Vision dunkler Wolken und distanzierten Donners, zerknüllte Laken und rollende Körper. Fluchend rammte Neji das Fenster zu diesen Erinnerungen zu, ignorierte das Flackern und die Flammen hinter dem Glas. 

 

Mit Eis in seinen Augen wandte er sich ab. 

 

Es war Zeit, sich in Bewegung zu setzen. 

 
 

~❃~
 

 

Kakashi hatte sich nicht bewegt. Nicht einen einzigen Muskel. Er hockte am Rand des niedrigen Metalltisches, hatte die Ellbogen auf den Schenkeln abgelegt und ließ die Hände zwischen die Knie baumeln. Den silbernen Kopf hatte er nach vorn und leicht zur Seite kippen lassen – als würde Pakkun noch immer reden; als würde er immer noch zuhören. 

 

Eine Sphäre der Stille schien ihn zu umgeben und die Hintergrundgeräusche sickerten in gedämpften Wellen zu ihm; Kotetsus unbeschwertes Pfeifen; das leise Zwitschern von Lachen den Korridor hinunter; die kreischenden Beine und das ächzende Herumziehen von Möbeln; das scharfe Hämmern von Nägeln, als Izumo noch mehr Schilder anbrachte. 

 

Und dann erklang Pakkuns Stimme in einem weichen Rumpeln: „Kakashi.“

 

Langsam blinzelte Kakashi und hielt seinen Blick auf einen Fleck ausgeblichenen Linoleums fixiert – ein dumpfes Artischockengrün. Er schluckte und seine Stimme war heiser und leise. „Ich verstehe…“

 

Pakkun sah mit eingezogenem Kopf zu ihm auf, seine nassen Augen waren weit und suchend. „Was willst du jetzt machen?“

 

Und da war es. Was er tun wollte vs. was von ihm erwartet wurde. In beiden Punkten fühlte er sich vollkommen ratlos. Ganz sicher hatte er das nicht erwartet oder gewollt. Kopfschüttelnd verzog Kakashi das Gesicht über die Starre in seinem Nacken und setzte sich zurück, als seine Hände seine Schenkel umklammerten und sich seine Schultern gegen das Gewicht krümmten, das er auf sich genommen hatte.

 

„Es ist noch nicht zu spät, das loszulassen“, sagte Pakkun und klang dabei in etwa so überzeugt wie er aussah – nämlich gar nicht. 

 

Kakashi begegnete dem besorgten Blick seines Ninken und sein graues Auge bog sich in der schwachen Imitation eines Lächelns. Sie konnten sich nicht gegenseitig täuschen. „Ich glaube, du hast dir ein paar freie Tage verdient.“

 

Doch Pakkun wedelte nicht einmal mit dem Schwanz. „Um mir die Eier zu lecken und die Zeit totzuschlagen? Bei dieser Sache kannst du mich nicht in die Hundehütte verbannen, Welpe.“

 

Und diesmal lächelte Kakashi wirklich, was allerdings nur dazu führte, dass sich die Masse pelziger Falten noch tiefer über Pakkuns sorgenvollen Augen zusammenzogen. Wie viele Male war er bereits der Hintern-kauenden Gnade dieses Blickes ausgeliefert gewesen? Wie viele Male hatte er schon versucht, ihn mit falscher Freude und scheinbarer Gleichgültigkeit abzuschütteln? Es war nicht so, als hätte Pakkun ihn nicht vor diesem Chaos gewarnt. Aber auf der anderen Seite war es nicht das erste Mal, dass seine eigenen animalischen Instinkte gegen die animalischen Instinkte seines Rudel antraten. Der einzige Unterschied war, dass ihre Instinkte vollkommen auf seinen Schutz ausgerichtet waren. Seine Sicherheit. 

 

Meine geistige Gesundheit…

 

Wie viele Male hatten sie ihn von dieser Kante zurück geholt? Wie viele Male hatten sie ihn bis zum Rand des Wahnsinns verfolgt, um Dämonen zu jagen, die nur in seinem Verstand existierten? Wie viele Male hatten sie zugesehen, wie er den Mond niederheulte, hungrig nach Fühlen, die Geister von Freunden und Familie anrufend, die alle viel zu früh gegangen waren?

 

Und wie viele Male habe ich ihnen dafür gedankt?

 

Er konnte sich an keinen einzigen Augenblick erinnern. Aber warum sollte er auch? Einer der vielen Segen, die sein Rudel ihm brachte, war ein Sinn von Absolution…von Akzeptanz. Seine Angst vor dem Verlassenwerden hatte sich niemals auf sein Rudel erstreckt. Sie konnten auf eine Weise vergeben und vergessen, wie es Menschen nicht tun würden…und sie würden auf eine Weise lieben und loslassen, wie es Kakashi nicht konnte. 

 

Völlig egal, wie sehr ich es versuche…

 

Als er so auf das faltige Stirnrunzeln von Pakkun hinunterblickte, kam die Zuneigung, die er für seinen streitsüchtigen kleinen Hund empfand in einem plötzlichen Rausch. Nur betrachtete er es diesmal nicht als unbeholfenes Stolpern von Emotionen. Nicht als einen Ausrutscher, von dem er sich erholen musste. Und anders als auf dem Dach der Hokage Residenz, wusste Kakashi diesmal ganz genau, was er tat, als er sich nach vorn beugte, um seinen Ninken liebevoll hinter dem Ohr zu kraulen. Die Zuneigung war sanft in seinem Blick und rau in seiner Stimme. „Danke“, hauchte er. 

 

Vollkommen aus der Bahn geworfen blinzelte Pakkun – eine Reaktion, die sie einte, gemessen daran, dass Kakashi keine Ahnung hatte, was er jenseits dieses Punktes tun würde. Zumindest nicht in Bezug auf diese Situation mit Mushi. 

 

Mit Inoichi…

 

Und noch wichtiger als beides…

 

Mit wer zur Hölle auch immer du bist…Tenka…

 

______________________

Glossar:

Fūinjutsu: "Versiegelungstechniken". Ein Jutsu, das Objekte, Lebewesen und Chakra zu versiegeln. Tenten und Sai nutzen dieses Jutsu

Kabuki: Eine Form traditionellen japanischen Theaters, bekannt für die Stilisierung ihrer Dramatik und das aufwendige Make-up der Schauspieler (Meistens nur Männer)
 

Oja, Kakashi kommt dem ganzen Geheimnis immer näher...ob das so gut ist? 

Ich hoffe auf jeden Fall, dass es spannend bleibt! ;) 
 

Vielen vielen Dank wie immer an alle meine lieben Reviewer/innen und Leser/innen!! <3



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Scorbion1984
2021-12-09T20:26:56+00:00 09.12.2021 21:26
Kann es für Sie alle noch gefährlicher werden?
Ich denke ja ,frage mich aber immer noch ,welch ein krankes Hirn stellt solche Tiere und Pflanzen her und Wozu?
Wiedermal will jemand die Welt beherrschen oder andere dazu verführen.
Diese ganze Geschichte wird immer komplizierter.
Antwort von:  _Scatach_
08.01.2022 12:57
Ach, gefährlicher geht doch immer :D
Das ist eine sehr gute Frage und die wird ja auf jeden Fall auch noch beantwortet werden, es dauert nur noch ein bisschen ;)
Stimmt, dass die Geschichte immer komplizierter wird, aber es wird alles aufgeklärt ;)
Von:  swetty-mausi
2021-12-09T08:42:13+00:00 09.12.2021 09:42
Guten Morgen,

ich wollte endlich mal wieder ein Kommentar da lassen. Ich bin schon sehr Gespannt.
Wie sich die fantastischene Geschichte noch weiter entwickelt wird. Da diese doch sehr facettenreich ist. Die Mission wird wohl nicht sehr einfach werden für alle.
Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel.
Antwort von:  _Scatach_
08.01.2022 12:56
Hey :)

Sorry für meine unglaublich verspätete Antwort, aber ich werde auf jeden Fall noch jeden Kommentar beantworten :)
Freut mich sehr, dass du mir wieder ein Review da gelassen hast, ich freu mich einfach so sehr über jedes Wort *-*
Wie schön, dass dir die Geschichte bisher so gut gefällt! Du hast Recht, die Mission wird auf jeden Fall knifflig ;)
Ich freue mich auf jeden Fall, wieder von dir zu lesen! :)
Ganz liebe Grüße,
Scatach


Zurück