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Schleifen in Blut und Zeit

Ein Todesfall, eine Hochzeit und die Krümmung der Raumzeit
von

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A

ls Kagome ihre Zimmer betrat entdeckte sie ein wenig überrascht Noriko. Ihre Hofdame bemühte sich sichtlich um ein neutrales Gesicht, aber die junge miko hatte deren Langeweile schon gesehen. Hatte das Mädchen hier etwa wirklich tagelang hocken müssen? „Du kannst gehen,“ sagte sie fast mitleidig.

„Danke, aber …“ Nein, Noriko hatte nicht die Absicht herauszufinden, was der Taishou zu einem erneuten Ungehorsam ihrerseits sagen würde oder gar tun. Ein paar Tage lang Langeweile war sicher nur eine milde Strafe, das war ihr im langen, aufgezwungenen, Schweigen und dem damit verbundenen Nachdenken klar geworden.

„Wie du willst.“ Kagome schnappte sich die Kleidung, die immerhin frisch gewaschen seit letzter Woche auf diesem Schränkchen lag, langärmeliger Pullover, hochgeschlossen, bestickt rund um den Hals, ein kurzer Rock ...ja, das hatte sie anziehen wollen. Und sie würde alles, was inzwischen geschehen war vergessen? Irgendwie wollte sie es nicht, aber es wäre wohl besser sich auf nur einen Inu Yasha zu konzentrieren. „Ich gehe duschen. Sag mir, wenn es fünfzehn Minuten nach vier ist.“

„Ja, Kagome-sama.“

 

Sesshoumaru wartete schweigend, bis sich Hitoshi aus dem Loch befreit hatte und etwas derangiert formell vor ihn gekniet hatte. Isamu hatte sich wohlweislich nicht bewegt und den Mund gehalten, was ihm in den Augen das Taishou tatsächlich die Einstufung „fast überlebensfähig“ einbrachte.

Erst dann meinte er sachlich: „Ihr habt einigen Schaden angerichtet, den ihr natürlich ausgleichen werdet. Der übliche Satz ist das Vierfache.“ Bei Betrug.

„Das ist viel,“ brachte Isamu hervor. „Ihr wisst, dass die Wirtschaft im letzten Jahr ….“ Er brach ab. Er kannte die Gesetze unter Youkai ebenso wie unter Menschen. Ja, das Vierfache war der Standard unter ihrem Volk.

„Hinzu kommt, dass zumindest Hitoshi Verrat beging. Oder willst du leugnen, dass du deutlich mehr Krieger besitzt als du haben darfst?“

Der so Angesprochene hob ruckartig den Kopf. Wie war der denn da drauf gekommen? Sein Plan, zumindest Inu no Taishou und damit Ratsmitglied zu werden, war doch perfekt gewesen, unauffällig. Und, ehrlich gesagt, hatte er den Tod, nun ja, den vermeintlichen Tod des Hanyou als Geschenk betrachtet. Jetzt, so hatte er zumindest bis soeben gedacht, würde er dann Sesshoumaru in eine Falle locken können, ein kleiner Trainingsunfall bei einem Besuch bei ihm. Dem Hanyou, sofern er am Leben wäre, würde niemand folgen, und er selbst war immerhin die Nummer Drei. Unter den Hunden würde es keine Schwierigkeiten geben, zumal, wenn er selbst eine deutlich hohe Anzahl Krieger besaß, die ihm Treue geschworen hatte. Und natürlich dazu die des guten Isamu. Nicht eingeplant war definitiv gewesen, dass der Taishou davon Wind bekam. Und, ja, auch, dass der Bastard noch lebte. War das etwa eine Falle für ihn gewesen? „Eine reine Vorsichtsmaßnahme.“

„Für?“ Sesshoumaru klang fast interessiert.

So interessiert, dass Hitoshi ehrlich meinte: „Den Erbfolgekrieg, den es nach Eurem Tod geben wird. Niemand wird doch das jämmerliche Halbblut ….“

 

Äh, ja. Isamu neigte lieber tiefer den Kopf, als die für gewöhnlich verborgene Energie des Youkai no Taishou emporstieg. Für dermaßen dämlich hätte er seinen alten Freund doch nicht eingeschätzt. Den Bruder, nebenbei die Nummer Zwei, vor den Ohren Sesshoumarus zu beleidigen war schon einigen Leuten in den letzten Jahrhunderten nicht sonderlich gut bekommen – auch ohne die Anklage wegen Hochverrats am Hals. Betrug, ja, gut, das gab auch Ärger, dessen war er sich bewusst gewesen, aber es war finanziell lohnend solange man nicht erwischt wurde. Es gab jedoch Grenzen, was man sich als Hund gegenüber dem Alpha herausnehmen durfte. Scharf gezogene, deutlich tödliche, Grenzen.

 

Die Antwort des Taishou war Eis in der Antarktis in einer Mittwinternacht. „Du zweifelst an meiner Fähigkeit einen Erben zu zeugen.“

Hitoshi wurde gerade klar, dass das als sehr persönliche Beleidigung gewertet wurde. So war das doch gar nicht gemeint gewesen! Daher beteuerte er hastig: „Nun, dazu fehlt Euch ja nur eine Gefährtin, davon bin ich überzeugt.“ Nein, zu erwähnen, dass er schon daran gezweifelt hatte, dass der Taishou es überhaupt mit der Weiblichkeit halte, ja, durchaus Gerüchte und Geschichten im Internet umliefen, die den Halbbrüdern eine zu enge Beziehung unterstellten, wäre ziemlich unklug gewesen. Auch, wenn er selbst durchaus darin seine Chance gesehen hatte. Geschichten, dass Sesshoumaru es sogar mit seinem Berater halte, hatte selbst er in das Reich der Phantasie verwiesen. Eine uralte Kröte!

„Was für ein Hornochse, nii-san.“ Inu Yasha hatte den Raum betreten. „Zumal für einen Hundeyoukai. Eine Schande, geradezu, für das edle Volk.“ Der Blick seines Halbbruders und dessen deutlich gezeigtes Youki ließ ihn sich lieber im Hintergrund an die Wand setzen.

„Wie viele?“ erkundigte sich Sesshoumaru nur.

Hitoshi wurde klar, dass er sich mindestens einem Duell auf Leben und Tod stellen müsste - und er gab sich bei allem Selbstbewusstsein nicht der Illusion hin das gegen den Taishou zu gewinnen. „Krieger aller Rassen, die auf mich geschworen haben?“ Zeit gewinnen, Zeit für eine Idee, irgendeine Idee! Zuerst hatte er ja geglaubt das mit dem Betrug sei gewinnbringend und zusätzlich als Schutz den lieben Isamu da mit reinziehen…. Er war nie auf den Einfall gekommen, dass Sesshoumaru, der in den letzten Jahrhunderten doch recht nachsichtig geworden war, auf diese Kleinigkeit mit den vielen Kriegern stoßen würde. Er hatte doch stets aufgepasst… „Äh, zweihundertfünfzig.“

„Einhundertfünfzig stehen dir zu. Oder eher Hidetoshi als deinem Erben.“

 

Isamus Kopf fuhr instinktiv hoch, zu seinem Partner der letzten Zeit sehend. Er wusste, er würde das nie vergessen. Nicht das absolute Entsetzen in dessen Gesicht, nicht das Aufflammen einer unglaublich hohen Energie, nicht die Tatsache, dass er im Schein dieses Youki noch Hitoshi in mehrere Streifen geschnitten zu Boden fallen sah, ehe nur noch ein Häufchen Asche dort lag.

Sesshoumaru hatte seine Energie bereits wieder verborgen. „Inu Yasha, lass den Boden reparieren und das da wegschaffen.“

Der Hanyou erhob sich fast seufzend, aber aus langer Erfahrung wusste er, dass es bei dem einen Toten hier bleiben würde. Und ja, für das Loch im Boden hatte seine Gefährtin gesorgt. Nii-san bedachte das natürlich auch. Isamu konnte seine Sachen anscheinend in barer Münze begleichen.

 

Besagter Hundeyoukai hielt es für klüger die Stirn auf den Boden zu pressen. Ihm war nicht ganz klar, warum er noch lebte. Weil ihm wenigstens kein Verrat nachgewiesen wurde, sondern nur der Betrug? Weil er behutsamer in seinen Aussagen gewesen war? Oder, kam da noch etwas? Du liebe Güte, es hatte oyakata-sama, ja, lieber auch in Gedanken die äußerste Höflichkeit wahren, nur eine Handbewegung gekostet um immerhin die Nummer drei der Rangliste dermaßen endgültig … vom Erdboden zu wischen.

Zu seiner Angst kroch allerdings eiskalte Panik bei den nächsten Worten.

„Ich töte nicht meinen Schwiegervater.“

Ach herrje. Isamu sah sich schon ebenfalls als Asche zusammengefegt werden. Da hatte der Taishou sicher irgendetwas missverstanden. Nur, wie sollte er ihm das erklären? Dass er selbst nicht der Herr der eigenen Familie war? „Äh, oyakata-sama, meine ältere Tochter ist bereits mit … ich meine, mit Hidetoshi verheiratet.“ Nur lieber nicht mehr Hitoshi erwähnen. „Und meine zweite Tochter, Himiko, weigert sich zu heiraten. Sie befindet sich in Eurer Wache. Sie liebt Kampf mehr und… Sie schwor, sie würde nie heiraten, sich eher umbringen.“

 

Das entsprach nicht ganz den Tatsachen, dachte Sesshoumaru, als er sich an das vergangene Gespräch mit der jungen Hundekriegerin erinnerte. Er war hinunter zu den Räumen gegangen, in denen die weiblichen, unverheirateten Kriegerinnen wohnten und hatte sie verlangt.

Himiko war gekommen, sichtlich erwartend einen Sonderauftrag zu erhalten, und war ihm abseits gefolgt.

Sie war durchtrainiert, besaß lange, dunkle Haare, das konnte er sehen. „Ich werde dir ein Angebot machen.“

„Mir, oyakata-sama?“ Sie hatte fast aufgeblickt, sich aber dann routiniert wieder zusammengenommen, zu Boden geguckt. Ein Spezialauftrag? Eine Beförderung? Hatte sie sich so gut in den letzten Übungen geschlagen?

„Ich benötige einen Erben. Mein Angebot: werde meine Gefährtin. Nach der Geburt meines Erben kannst du die Scheidung einreichen, ich werde zustimmen.“

„Was sagt denn … mein Vater dazu?“

„Ich frage dich.“

Da hatte sie ihn angesehen, gegen alle militärischen und höfischen Regeln. In ihren fast schwarzen Augen waren Goldfunken aufgetaucht, die ihn an Sterne in einer mondlosen Nacht erinnerten. „Danke.“ Sie hatte tief durchgeatmet. „Ich … ich liebe mein Schwertraining.“

„Für die Dauer unserer Beziehung werde ich dich ausbilden.“

Ein Lächeln. „Danke für Euer großzügiges Angebot, Sesshoumaru-sama. Unter diesen Konditionen willige ich ein.“

Er hatte es erwartet. Die meisten weiblichen Youkai suchten nach Macht, sei es über den Ehemann, sei es über das Kind. Er bot ihr beides – und zudem ihre Freiheit nach einer gewissen Zeit. Hinzu kam, dass persönliches Training mit ihm vermutlich jeden Youkai reizen würde, der sich dem Kampf verschrieben hatte.

„Ihr werdet mit meinem Vater sprechen?“

 

Nun ja, er betrachtete diesen jämmerlichen Hund vor sich. Vermutlich hatte Himiko befürchtet, dass der ohne ihre Drohung eines Selbstmordes sie an irgendeinen Youkai verheiraten würde, der ihm Geld bot oder sonst etwas. „Ich habe mit ihr gesprochen. - Ich bin damit einverstanden als Mitgift deine Schulden bei mir anzurechnen.“

Da das nur drei Schlüsse zuließ – der Taishou hatte Himiko zu einer Ehe ohne Selbstmord gebracht und zum Zweiten, er selbst würde Großvater des nächsten Taishou, drittens und vor allem er würde am Leben bleiben, sagte Isamu schlicht selig: „Wie immer Ihr wünscht, oyakata-sama.“

Irgendjemand kam mit einem Besen, ohne dass er es wagte seinen Kopf von den Dielen zu nehmen. Das war durchaus eine bemerkenswerte Erinnerung gewesen, warum Sesshoumaru nicht nur der Herr der Hunde, sondern der Taishou aller Youkai war – und der arme Hitoshi wirklich ein wenig unvorsichtig.

„Du kannst gehen, Isamu. Himiko erwartet dich im Hof. - Inu Yasha.“ Denn der Jüngere stand in der Tür.

„Kouga wird uns fahren,“ sagte der, sicher, dass das auch im Interesse des Älteren wäre. Alles schön geheim halten, was nur ging mit Kagome. Aber, Moment mal. Heirat? Sesshoumaru wollte heiraten? Natürlich nicht aus Liebe, klar. Das war ein brillanter Schachzug um Isamu daran zu hindern seine zweite Tochter auch noch an Interessenten um die Macht zu verschachern – und den Ambitionen von Hidetoshi einen deutlichen Riegel vorzuschieben. Dem müsste klar sein, dass er zwar einen minderrangigen Youkai als Isamus Erben ausstechen könnte aber nicht den Taishou. Blieb nur noch die Frage, was mit Hitoshis Tochter, also Noriko, passieren sollte. Stop. Nein. Sesshoumaru würde doch nicht auf den Einfall kommen, die ihm aufhalsen zu wollen? Niemals. Er wusste jetzt doch, dass Kagome … nein. Er hatte fünfhundert Jahre auf sie gewartet, da mochten es noch mal hundert werden. Nein.

Er wartete bis Isamu eiligst verschwunden war und nii-san sich erhoben hatte, ehe er meinte: „Für jeden einen Plan, hm? Ganz wie in alten Tagen. Auch für Noriko?“ Da ihn sein großer Bruder ansah, erkannte er, dass sein Verdacht richtig war. „Nein, tut mir Leid. Da spiele ich nicht mit. Kagome … Überhaupt, du darfst doch mehrere Frauen haben unter Youkai. Warum nimmst du also nicht beide?“ Zum ersten Mal in seinem Leben erkannte er einen Gesichtsausdruck bei dem gewöhnlich so emotionslosen Herrn der Hunde, den er noch nie gesehen hatte, und der auch rasch wieder verschwand – der Augenaufschlag eines getretenen Welpen. „Ja, aber mir würdest du sie geben, oder wie? Ich habe doch Kagome,“ betonte er. „Und du hast selbst gesagt, dass sie ab morgen wieder geboren werden könnte.“

Sesshoumaru verwünschte seine Ehrlichkeit, aber das half nun auch nichts. Er versuchte es mit Überredung, obwohl er damit seit Jahrhunderten bei dem sturen Hanyou scheiterte. „Du kennst dich mit temperamentvollen Frauen aus.“

„Was genau verstehst du an meinem Nein nicht? Eher duelliere ich mich mit dir.“

Beiden war klar, dass das bei einem ernsten Duell nicht nur für einen von ihnen tödlich wäre, sondern auch alles einreißen würde, was sie gemeinsam in den letzten Jahrhunderten erbaut hatten. Narren wie das liebe Ratsmitglied Hayasa würden doch prompt ihre Chance sehen.

„Gehen wir.“ Der Youkai no Taishou schob sich mehr oder weniger an seinem kleinen Bruder vorbei.

 

Isamu fuhr gerade mit seiner Tochter ab, als sie in den Hof traten und diese riskierte noch einmal einen Blick auf ihren Zukünftigen. Das war überraschend gekommen, aber seine Zusagen waren weitreichend. Sie war lange genug in der Wache um zu wissen, dass der Taishou nie von seinem Wort zurücktrat. Natürlich hatte ihr Vater eingewilligt, aber … irgendwie wirkte der etwas mitgenommen, ja, verunsichert. Fragen sollte sie wohl lieber nicht, sich stattdessen auf ihre künftige Stellung freuen. Als Gefährtin des Youkai no Taishou musste sie sich nur vor den beiden weiblichen Ratsmitgliedern neigen und stieg in der Hierarchie aller Hundeartigen so hoch es eine Frau nur vermochte. Dazu Schwertkampftraining mit Sesshoumaru – sie hatte schon zugesehen, auch ein oder zwei Mal gegen ihn üben dürfen. Er war stark, aber auch überaus geschickt im Umgang mit der Klinge. Das war allein schon vieles wert.

 

Die Hundebrüder setzten sich hinten in ihren Wagen, Kouga schloss wortlos den Schlag und ließ sich nieder. So sollte also jetzt das Abenteuer in der Zeit enden. Schade, dass Kagome nicht hier bleiben konnte, aber natürlich ging das nicht. Sie mussten sich doch alle wieder an alles erinnern – und da fehlte offenkundig einiges. Aber, dazu würde er garantiert nichts sagen. Inu Yasha guckte schon wieder so und Ratsmitglied hin oder her, der war die Nummer Zwei. Dem komisch zu kommen, unter vier Augen im Scherz, war in Ordnung, gerade auch in Erinnerung an alte Zeiten, aber sicher nicht, wenn der angespannt war und offensichtlich nur auf einen Fehler wartete. Das konnte ganz schnell ein offizielles Duell werden. Der Wolf wusste nur zu gut, was der Hanyou mit Tessaiga vermochte – und er war kein Masochist. So lehnte er sich nur zurück und wartete ebenso wie seine Passagiere.

 

Kagome kam knapp aber doch rechtzeitig herangeeilt, ihren Rucksack bei sich. So rasch sie auch war, Kouga war schneller und öffnete schon den Kofferraum.

„Danke,“ keuchte sie. „Dann los.“ Sie hatte unter der Dusche noch einmal weinen müssen, aber das war albern und sie wollte sich jetzt doch für den armen Inu Yasha in dieser Zeit zusammennehmen. So warf sie sich nur auf den Beifahrersitz und lächelte einmal kurz nach hinten. Ja, der sah nicht so aus, als ob es ihn freue, aber wenn die Zeit nicht stehen bleiben sollte … Nun ja.

 

Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne berührten den Horizont, als Kouga vor dem Higurashi-Schrein hielt. Kagome nahm den Rucksack aus dem Kofferraum. „Ich … ich lege ihn am Brunnen ab“, meinte sie. „Da findet ihn meine Familie sicher. Ich wollte ja letzten Montag ohne alles springen, da darf ich ihn sicher nicht mitnehmen.“

„Ich werde es deiner Mutter irgendwie sagen, dass es geklappt hat“ versprach Inu Yasha.

„Äh, aber sei vorsichtig. Sie denkt ja, dass du tot bist.“

Das Trio ging empor zu dem Schreibgelände, hinüber zu dem alten Brunnen. Kagome warf den Rucksack zu Boden, als sie eine Bewegung ein dem Brunnenhäuschen bemerkte. Tatsächlich. „Kami-sama…“

„Komm schon, es wird Zeit,“ drängte dieser. Die Sonne ging auf und er hatte in wenigen Minuten nichts mehr auf der Erde verloren.

So drehte sie sich noch einmal um. Die Brüder standen nebeneinander, ihre beiden Ehemänner, die sie vergessen würde. Ihr Lächeln war etwas verzerrt. „Ich würde euch gerne einfach mal umarmen, aber das geht ja nicht. Ich hoffe nur, ihr erinnert euch dann noch an mich.“

„Klar,“ sagte Inu Yasha, wenngleich einen dicken Kloß im Hals. Er konnte nur zusehen, wie sie sich umdrehte und zu dem Herrn der Zeit in den Brunnen ging, ehe sie sich noch einmal umwandte und winkte. Und dann sprang.

 

Es war wie immer, dachte sie noch, als sie im Dunkel flog, nur umhüllt von Schwärze und manchmal leuchtenden Punkten. Hatte sie etwas vergessen? Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, sie konnte zurück in das Mittelalter, endlich nach drei Jahren, zu Inu Yasha. Das war alles, was noch wichtig war.

 

Sie steckte unwillkürlich die Hand aus, als sie Licht über sich erkannte, fühlte einen festen, vertrauten Griff am Handgelenk.

„Inu Yasha!“

„Kagome!“

 

In der Neuzeit drehte Sesshoumaru den Kopf zu seinem Bruder, als er die Magie im Brunnen schwinden spürte und der kami ebenso weg war.

Inu Yasha hatte die Augen geschlossen, atmete jetzt tief durch, ehe er den Blick erwiderte. „Sie ist bei mir, nii-san. Alles ist in Ordnung, ich erinnere mich wieder.“

Dies tat auch der Youkai no Taishou, auch daran, wie Kagome mit neunundsechzig Jahren gestorben war. „Gehen wir.“

 

Sie hatte eine volle letzte Woche ihres Lebens vergessen, aber drei Dinge nicht. Sie würde Inu Yasha nie wieder zu Boden schicken, sie würde auf ihn aufpassen und ihn bewachen. Und sie hatte ein eigenartiges Vertrauen in einen gewissen Youkai entwickelt, so sehr, dass sie ihn unwillkürlich, als sie ihn das erste Mal wieder sah, mit „Hallo, nii-san!“ begrüßte. Zum deutlichen Missfallen aller beiden Halbbrüder im Mittelalter.

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Es war vermutlich eine der aufregensten Wochen in Kagomes Leben, jetzt hat sich der Kreis geschlossen - und über die Brüder in der Neuzeit schliesst sich der Vorhang.

Hier geht es nächste Woche mit dem allerletzten Fall für Lord Sesshoumaru weiter, ein kleiner, amüsanter (hoffentlich= krimi, den ich von Anfang an als Ende gedacht hatte, wenn mir nichts mehr einfällt. Nu nost es soweit.
Der Ägyptenkrimi läuft noch. Anschliessend kommt eine neue Geschichte aus dem Inu Yasha-Universum: A thousand ways to die in the west - Auszüge aus Myougas Memoiren.


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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Sanguisdeci
2022-04-08T08:46:40+00:00 08.04.2022 10:46
Eine sehr schöne Geschichte! Aufregend, spannend und fesselnd! Vielen Dank hierfür!
Von:  night-blue-dragon
2022-04-07T19:25:41+00:00 07.04.2022 21:25
Eine aufregende - oft verwirrende, wegen der Zeitsache - und spannende Story geht zu Ende.
Alles ist wieder so, wie es sich gehört und sogar eine Ehe für Sesshoumaru, die youkaimäßig nüchtern
besprochen wurde. Klar, dass Sesshoumaru auch ein Exemple statuieren musste, es wird sicher so schnell
keiner mehr versuchen ihn zu hintergehen.

Deine Ankündigung eines weiteren - wenn auch letzten - Krimis mit Sesshoumaru Sherlock und Sakura Watson
ist ein kleines Vorostergeschenk (eher ein großes^^). Obwohl ich mir kaum vorstellen kann, das dir nichts mehr
einfällt.

Ich danke dir für deine Kreativität und freue ich auf weitere Geschichten um unsere heißgeliebten Hundeyoukai, gut auch die halben.^^

glg night-blue-dragon


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