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Schleifen in Blut und Zeit

Ein Todesfall, eine Hochzeit und die Krümmung der Raumzeit
von

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Zeitmagie


 

K

agome dachte bei sich, dass sie wohl zu lange zu nahe an glutflüssiger Lava gewesen war, als der Blutbann brach. Sie starrte noch immer auf die schwarze Kugel, des Höllenpfades, die sich um Iwatakko gelegt hatte, als der rot-schwarze Zauber in Stücke riss. Es bildeten sich rote Teile, umhüllt mit einer schwarzen, schorfähnlichen Kruste, die langsam zu Boden sanken, kurz davor verschwanden. Sie hatte mal ein Video von Lava gesehen, die ins Meer floss, Kissenlava. Das war das eigentlich. Zum ersten Mal, seit sie das Reich des Kraken betreten hatten, drangen Sonnenstrahlen auf den Boden. Und, das sah sie deutlich: das Meidou Zangetsu verlängerte sich, wurde für einen Augenblick fast trichterförmig, ehe es verschwand – und den Daiyoukai mit sich riss. Sie hoffte inständig, dass sie ihn nie wiedersehen müsste.

 

Inu Yasha ging es ähnlich, aber er wandte den Kopf, als ihn Sesshoumaru losließ, suchte nach ihr. Er wollte lieber nicht reden, seine Kehle schmerzte, aber er grinste, als er sie durchatmen sah. Ja, das war auch seine Meinung.

 

Der Taishou war einen Schritt beiseite gegangen und warf ebenfalls einen raschen Blick zu der jungen miko, die sich fast etwas geschmeichelt fühlte, ehe ihr aufging, dass das ja noch nicht alles gewesen war. Da gab es ja immer noch die Zeitschleife – und an ihrem Leben hing immer noch das Schicksal der Welt. Und sie war so fertig.

Dennoch – Inu Yasha lebte und Iwatakko war wieder da, wo er hingehörte. Sie atmete tief durch, ehe ihr in dem deutlich besseren Licht auffiel, dass jedes Mal, wenn sich einer der Überreste des Blutbannes auflöste, auch kleine weiße Teilchen herauskamen, die sie erkannte. Seelen. Und die verschwammen, verschwanden ebenso. So war das doch nicht gedacht? Sie machte die Schritte hinüber zu den Hundebrüdern, ehe sie den Älteren vorwurfsvoll ansah, wenngleich zu müde um noch richtig zu schimpfen. Außerdem gab es da die Kleinigkeit von wegen Schweigebann. Inu Yasha war im Moment sicher nicht in der Lage sie zu beschützen. „Die Seelen, sie verschwinden? Du hast doch gesagt, sie leben wieder, wenn der Blutbann zerstört ist.“ Vielleicht konnte er mit Tenseiga …?

Nein, das hatte er sicher nicht gesagt. „Sie sind frei,“ wiederholte er mit einer seinen Halbbruder überraschenden Geduld, aber er dachte wieder einmal wie ähnlich sich Inu Yashas Gefährtin und Rin waren. Immer an vollkommen nutzlose Andere denken.

Inu Yasha hatte Tessaiga weggeschoben und legte ihr die Hand auf die Schulter. „Besser,“ krächzte er, um flüsternd fortzufahren, den kärglichen Rest seiner Stimme schonend: „Er hat mir gesagt, was er mit ihnen angestellt hat.“ Und er hatte sich nicht damit beruhigen können, dass der Krake ihm das nicht antun würde. Urasae war wirklich schon schlimm genug gewesen.

Sesshoumaru ergänzte, um das Thema zu beenden: „Sie erlebten ihren Tod immer wieder.“

Kagome schauderte plötzlich, als sie sich an die qualvollen Schreie erinnerte, die sie gehört hatte, während sie durch den Bannkreis gingen. Nein, sie würde den Hanyou nicht fragen, was dieser Krake ihnen angetan hatte, sie wollte schließlich noch schlafen. „Ihr meint also es ist besser, wenn sie richtig tot sind,“ gab sie dann zu. „Aber, Inu Yasha, geht es dir gut?“ Ja, er sah viel älter aus – aber das lag sicher nicht allein an den fünfhundert Jahren.

„Keh! Ich habe Nahtoderfahrungen seit ich ein kleines Kind war, das wird schon.“ Seine Stimme war wirklich hin. Er musste dringend etwas trinken. Und ausnahmsweise mal länger den Mund halten.

Die heisere, krächzende, Stimme seines Bruders entlockte dem Taishou etwas wie ein Zucken eines Mundwinkels, einziges Zeichen seiner Erheiterung, dass der redselige Hanyou jetzt wirklich einmal schweigen musste.

Kagome sah sich bestätigt, dass die Zwei sich deutlich besser verstanden als damals, als sie sie zuletzt beim Kampf gegen Naraku gesehen hatte. Nun ja, Sesshoumaru. Inu Yasha war ja noch mitgekommen in ihre Zeit, diese Zeit. Zum Glück war er sich nicht selbst über den Weg gelaufen. Oh, hatte Kouga nicht erwähnt, dass Befehl gegeben worden war ihm und ihr aus dem Weg zu gehen? Diese Anweisung war sicher von Sesshoumaru gekommen. „Schon gut. Und die Menschen, ich meine, wenn das Lehmkörper waren, die Urasae erschaffen hatte, dann sind sie auch tot, als sie starb?“ Irgendwie konnte sie nicht mehr vernünftig reden. War sie auch so fertig, wie ihr Hanyou aussah?

Inu Yasha legte den Arm um ihre Schulter, was sie sich gefallen ließ, zumal er sich auf sie stützte. „Lehmkörper hielten … damals auch…“

Ja, das stimmte, dachte sie. Kikyou hatte Urasae geläutert, aber deren „Sohn“ in einem Lehmkörper hatte samt seinen Kriegern noch gelebt, wenn man das so bezeichnen wollte, jedenfalls hatten sie noch kämpfen können. Sie sah zum Himmel auf, wo einzelne Wolken zu sehen waren. Die Sonne schien warm und irgendwie wirkte alles so ruhig und friedlich. Sekunde. „Der Bann ist weg, dann werden sicher Polizei und so ins Dorf fahren, nach den Leuten da sehen.“ Und normalerweise würden sie nicht einmal bemerken, dass es keine Menschen waren. Die Leute standen ja nicht mehr unter der Kontrolle der Hexe und würden sich schon irgendwie herausreden, im Zweifel wussten sie ja selbst nicht, dass sie nicht mehr lebten. Und bei dem falschen Inu Yasha hatte Urasae ja auch an Blut gedacht, so dass nicht einmal ärztliche Untersuchungen auffällig wären.

 

Und sie würden herkommen, sich den neuen Vulkan ansehen, dachte Sesshoumaru.

Entfernt hörte er ein Geräusch. Die Menschen hatten tatsächlich bemerkt, dass der Bannkreis weg war, vermutlich hatten ihre Geräte jetzt angezeigt. Solange die Magie hier lag, dürften sie nichts mitbekommen haben. Das war allerdings jetzt lästig. Da kam ein Hubschrauber und sie standen hier alle drei in dem vulkanischen Gebiet. Selbst ein magischer Bann als Menschen würde nichts helfen, denn natürlich würden sie gefragt werden, was sie hier täten. Militär, Vulkanologen, lauter Leute zweiten Ranges, die nichts von der Welt der Youkai erfahren sollten, die er doch beschützen sollte.

Magie ließ ihn den Kopf wenden, jäh angespannt. Inu Yasha war nicht mehr kampffähig, Kagome hatte keine Pfeile mehr. Kam etwa Iwatakko wieder? Nein, nicht der Krake.

Aber etwas war erschienen, eine durchsichtige, in allen Farben des Regenbogens schimmernde große Kugel, in der ein Mann stand, den er erkannte und daher höflich den Kopf neigte. „Kami-sama.“

 

Der Herr der Zeit ließ die Kugel knapp einen Meter über dem Boden vor ihnen halten und machte eine Handbewegung. Ein Spalt entstand. „Kommt herein, rasch,“ befahl er.

Der Daiyoukai sprang ohne zu zögern hinein und stellte sich kommentarlos auf die rechte Seite des kami.

„Komm, Inu Yasha,“ drängte Kagome, in der Hoffnung, das wäre ein Taxi nach Tokio. Jedenfalls kannte sie den Gott. „Das ist ein kami,“ erklärte sie, als sie den Hanyou fast mit sich zog. „Er traf uns bei Bokuseno und hat uns jede Menge Informationen gegeben.“

Aha. Inu Yasha sah sich außerstande zu reden und neigte nur etwas den Kopf, wie er es bei seinem großen Bruder gesehen hatte. Wenn der schon so höflich war, sollte man es lieber auch sein. Allerdings war er zu müde und ließ sich einfach, sobald sie in der Kugel waren, neben dem kami auf die linke Seite nieder, dabei ignorierend, dass sich die Sphäre wieder schloss. Er zog Kagome mit sich, auf seinen Schoß und legte die Arme um sie, verbarg sein Gesicht in ihrem Haar. Sie roch noch immer so, wie er sie all die lange Zeit in Erinnerung behalten hatte. Naja, sie war es ja auch.

Sie lehnte sich an seine Schulter und ließ sich einfach festhalten. Er lebte, das war doch eine Menge wert. Und er würde sich erholen. Hm. War sie jetzt eigentlich in dieser Zeit auch noch oder wieder mit ihm verheiratet? Mit Sesshoumaru nicht, denn der Blutbann der Vier müsste doch aufgehoben sein, wenn eben ihr erster Ehemann wieder lebte, nein, noch lebte. Allerdings stimmte das doch jetzt andersherum nicht. Da sie ja wohl im Mittelalter gestorben war, war dann Inu Yasha ihr Witwer? War das kompliziert. Und jetzt schwebte diese Kugel auch noch hoch. Sie zuckte unwillkürlich zusammen, denn bis auf den Schimmer hatte sie das Gefühl direkt in der Luft zu sein, jetzt gut zehn Meter über der Erde.

 

„Hier seid ihr erst einmal sicher.“ Der Blick des kami senkte sich auf das Paar mehr oder weniger zu seinen Füßen. „Ich bin durchaus erfreut, dass es euch gelungen ist, Schrödinger-sans Hanyou lebendig zu finden.“

„Ich bin niemandes Hanyou,“ brachte Inu Yasha prompt hervor und sah auf.

„Doch, meiner,“ warf Kagome eilig ein, schon um zu verhindern, dass er nach Tessaiga fasste. „Ich erzähle es dir später, wer der Herr Schrödinger war, ja?“

Sesshoumaru sah unterdessen hinaus. Zwei Militärhubschrauber näherten sich, überprüften die Gegend. Immer kamen einem diese jämmerlichen Zivilisten in die Quere. Die Welt der Youkai ging sie doch nun wirklich nichts an.

„Sie können uns hier auch mit ihren Geräten oder Radar nicht finden,“ erläuterte der Herr der Zeit. „Diese Kugel befindet sich von ihnen aus gesehen eine Sekunde in der Zukunft. Das genügt, damit sie nichts finden, aber umgedreht auch nichts dadurch verändert wird. Hier drin vergeht keine Zeit. Wenn sie weg sind, könnt ihr euch auf den Rückweg machen, ich vermute, das Auto kommt dann.“

„Oh, ich dachte, Sie bringen uns nach Tokio,“ sagte Kagome etwas bedauernd und hob den Kopf.

„Miko, ich bin der Herr der Zeit. Nicht des Raumes.“

„Entschuldigung,“ murmelte sie eilig. Man sollte sich nicht mit Göttern anlegen. Erstaunt spürte sie, wie ihr Hanyou ihr Kinn fasste und zu sich drehte, ihren Mund anstarrte. Unwillkürlich legte sie einen Finger an ihre Unterlippe. „Sieht man es noch so?“

„Durchgebissen,“ flüsterte er heiser. „War das bei dem Sturz?“

„Äh, nein.“ Die genauen Umstände sollte sie lieber nicht erwähnen.

„Das war dein Bruder,“ erklärte der kami unbefangen. Im nächsten Moment starrte er hinunter auf Inu Yasha. Die Energie eines praktisch halbtoten Hanyou schnellte in Höhen, die manchen vollblütigen Youkai mehr als stolz gemacht hätten. Die Luft in der Kugel begann förmlich zu vibrieren.

„Nii-san!“ Inu Yasha wollte Kagome von seinem Schoss schieben, in der deutlichen Absicht zu ziehen, aber sie hielt sich an ihm fest.

„Nein, das ist anders, lass es dir doch erklären!“ Ein wütender Blick ihrerseits galt dem Herrn der Zeit, der sich auf seiner anderen Seite ebenso von dem Daiyoukai betrachtet fühlte, nicht wütend, aber kalt.

Nun ja, dachte Sesshoumaru, das war zu erwarten gewesen. Er persönlich wäre auch nicht sonderlich begeistert, würde jemand anderer SEINE potentielle Gefährtin küssen. Aber eine so begrenzte Kugel bot für ein Duell zu wenig Platz. Mal sehen, wie Kagome ihn beruhigen wollte. Das führte zu etwas anderem. Er war ja der Meinung, dass Inu Yasha so wenig wie möglich über gewisse Szenen erfahren sollte. Die Tatsache mit dem Blutbann und der Heirat wäre allerdings kaum zu verschweigen. Das eine oder andere Ratsmitglied, er dachte dabei vor allem an Hayasa, wäre nur zu begeistert, wenn sich der Taishou und sein Erbe an die Kehle gehen würden, im besten Fall sich gegenseitig umbringen würden. Im Regelfall müsste der Falke sich einem von ihnen oder bei wirklichen Problemen gleich allen beiden gegenüberstellen. Selbst für einen Daiyoukai in aller Regel eine ungesunde Idee.

 

Kagome hatte unterdessen die Öhrchen des Hanyou gekrault, die so niedlich zuckten, wenngleich aus Zorn. „Hör mir zu. Du hast doch gesehen, dass da ein Bannkreis war? Blutmagie. Und dieser dämliche Krake hatte den so gelegt, dass nur das Blut aus Daiyoukai und Mensch gemischt hindurch kommen würde. Also du. Und da hat er sich gedacht, wenn er dich gefangen hat, ist sein Bann sicher. Nachdem wir ja Mensch und Daiyoukai sind, aber eben nicht gerade einen Hanyou ….haben wollten, mussten wir das Blut anders austauschen. Ich habe auch das Sesshoumarus getrunken. Blutsbrüderschaft, sozusagen. Anders wären wir doch da nie reingekommen. Ehrlich gesagt, mir ist dabei fürchterlich schlecht geworden, und dann mussten wir uns auch noch beeilen, denn ich habe sofort angefangen sein Blut zu läutern, und umgedreht wohl auch. Es gab einiges, was auf dieser Reise nicht so angenehm war, Inu Yasha. Aber wir hatten gesagt, dass wir alles tun würden um dich zu finden und rauszuholen.“

Er seufzte etwas. Er wollte ja nicht undankbar sein, im Gegenteil, er war heilfroh, dass die Zwei gekommen waren, ihn sozusagen aus dem Suppentopf geholt hatten, als der schon auf der Feuerstelle stand. Überdies, wenn Kagome ihn so kraulte und sie offenkundig nicht sauer auf seinen Bruder war, so hatte es wohl seine Richtigkeit. So flüsterte er: „Ich mag nur nicht, wenn du andere ….“

„Nie,“ fauchte sie prompt. „Was hältst du von mir!“ Nein, sie würde ihn nicht zu Boden schicken, das hatte sie sich fest vorgenommen, so kaputt und müde wie er war. Überdies hatte sie keine Ahnung, was das in der Kugel für Nebenwirkungen haben würde.

„Immerhin waren wir verheiratet.“ Die ruhige Stellungnahme des Älteren ließ das gesunkene Youki des Halbbruders erneut in die Höhe springen, eine Klaue nach Tessaiga greifen.

Kagome warf einen entsetzten Blick auf ihren Schwager. Wollte der sich unbedingt duellieren? Oder was sollte das? Und sie durfte jetzt das wieder geradebiegen, oder? Danke, Herr Heerführer! „Das war nach deiner Beerdigung, also, da dachten wir, du bist das. Es dauerte ein bisschen, bis festgestellt wurde, dass du nicht im Jenseits bist und wir reingelegt wurden. Jedenfalls konnte ich nicht ins Mittelalter, weil durch deinen Tod irgendein uralter Blutbann ausgelöst worden war, den gleich vier Daiyoukai gelegt hatten. Das heißt, ob wir wollten oder nicht, solange du nicht lebendig warst, sondern auch tot…“

„Blödsinn!“

„Nein, das ist das Problem von Herrn Schrödinger. Dieser unsägliche Iwatakko mit seinem Bann hatte es geschafft, dass du für alle draußen gleichzeitig lebendig UND tot warst. Darum wurde auch dieser Bann der Vier aktiviert. Wir konnten ja nicht mal nein sagen. Und der Rat verlangte, dass wir das auch durchziehen…“

Inu Yasha hob langsam den Kopf und sah wütend wie in alten Zeiten zu seinem Bruder auf. „Durchziehen,“ krächzte er. „Vor aller Augen.“ Er klang aggressiv.

Oh, er wusste von der Öffentlichkeit? Ihr hatte das Myouga als top-secret gesteckt um sie vorzubereiten und sie war zu diesem Zeitpunkt schon wirklich froh gewesen nur in das Schlafzimmer gehen zu sollen. Und natürlich das Ehrenwort zu haben. „Äh, nein, das hat Sesshoumaru irgendwie hinbekommen. Ich ging in sein Schlafzimmer und habe da geschlafen, er hat gearbeitet. Sehr romantische Hochzeitsnacht, vor allem, weil das ja ein Tag nach deiner Beerdigung war.“

Da ihre Stimme schwankte, zog Inu Yasha sie wieder an sich und sah zu ihr. „Hast du geweint?“

„Ich weine doch immer, wenn du stirbst.“ Sie schmiegte sich an ihn.

„Wo ..“ Seine Stimme versagte.

„Wo du beerdigt worden bist? Mit Tessaiga neben deinem Vater. Tessaiga haben wir dann wieder geholt, als klar war, dass es sich nur um eine von Urasaes Puppen handelt. Und dann war ja auch klar, dass wir dich finden müssen. Bokuseno und der kami haben uns Tipps gegeben und auch die Unterwelt wurde nach dir abgesucht.“

„Wie stets hast du eine Menge Unruhe verbreitet,“ sagte der Taishou. „Aber du solltest mir zutrauen, dass ich die Familienehre achte.“ Und nie die Gefährtin seine Bruders auf sein Lager nehmen würde.

Inu Yasha nickte, reden fiel schwer. Doch, das traute er ihm zu. Er beruhigte sich langsam.

Kagome wollte betonen, wie sie gut behandelt worden war. „Ja, ich sollte dann in die Zimmer ziehen, die deinen Räumen gegenüberliegen, mit zwei Kriegern vor der Tür und sogar einer Hofdame namens Noriko,“

Seinen Räumen gegenüber? Da sollte eigentlich seine Gefährtin wohnen. Nein, nii-san hatte an alles gedacht. Nur ... Der Hanyou sah zu seinem Bruder auf. „Du hast Noriko, die Tochter deines mächtigsten Vasallen, als Hofdame zu einem Menschen geschickt?“ erkundigte er sich mühsam.

„Ausbildung.“ Und Strafe.

Und da hielten ihn immer alle für ahnungslos, was Gefühle anging. „Was sagte denn Hitoshi dazu? Der hält sich doch für die Nummer zwei und ignoriert mich.“ Wenn er nur vernünftig reden könnte! Das strengte so an.

Der Youkai no Taishou blieb sachlich. „Wenn Myougas Bericht da ist, könnte es sein, dass eine Tochter als Hofdame noch sein kleinstes Problem ist. Auch Isamu gilt es zu beachten und zumindest einen Schadenersatz. Beide haben Krieger auf meine Kosten ausbilden lassen.“

„Die haben dich aufs Kreuz gelegt?“ Inu Yasha klang ungläubig, aber das erklärte auch die geradezu ausufernde Rede des Herrn Bruders. Der wollte seine Hilfe. Sicher, der könnte jederzeit Hitoshi selbst umlegen, aber dessen eigene Leute plus Isamu und dessen Krieger war schon eine andere Hausnummer. Nicht unmöglich für Sesshoumaru und schon gleich gar zu zweit, verstand sich. „Aber die hängen ja schon lange zusammen, Hitoshi Sohn hat vor einigen Jahren die älteste Tochter von Isamu geheiratet. Du hast mich hingeschickt.“

Wie er erwartet hatte, der kleine Bruder hatte etwas mitbekommen, das ihm entgangen war. Nun, er hatte es nicht so mit Intrigen und höfischem Gerede. Er bevorzugte es mit seinen Wachen zu trainieren und nicht den neuesten Klatsch zu hören. Aber es würde kaum helfen, wenn der nicht reden konnte. „Später. Im Auto werden Getränkedosen sein.“

„Ja, nii-san“ Er genoss es noch immer, wenn Sesshoumaru die fürsorgliche Seite zeigte, immerhin waren die ersten Jahrhunderte ihrer Beziehung suboptimal verlaufen.

 

Der Herr der Zeit fand es an selbiger sein nächstes Problem anzugehen. „Kagome, du entsinnst dich noch in welcher Kleidung du erstmals zurück ins Mittelalter wolltest?“

„Äh, ja, kami-sama,“ erwiderte sie perplex. „Sie liegt sogar im Schloss.“

„Das ist sehr gut. Du musst sie nämlich anziehen, wenn du nachher ins Mittelalter springst.“ Da ihn zumindest das Pärchen entsetzt anstarrte. „Bitte, es existiert eine Zeitschleife. Wenn du, Kagome, in dieser Zeit stirbst, zieht sich der Knoten zusammen und die Zeit endet. Du musst, so schnell es geht, ins Mittelalter zu dem damaligen Inu Yasha. Selbst ich erinnere mich nur durch die Zeitschleife daran, dass ihr mal verheiratet wart. Ihr selbst ja auch nicht, oder? Das ist alarmierend, und zeigt nur an, wie eng das Ganze schon geworden ist. Ich kann euch noch den heutigen Tag und die nächste Nacht geben, aber noch ehe die Sonne aufgeht, Kagome, musst du durch den alten Brunnen. Ich werde ihn dann wieder versiegeln, damit niemand mehr hindurch kann.“

„Das konnten ja sowieso nur ich und Inu Yasha. Oh, und Lady Tausendfuß.“

„So´unga“ krächzte der Hanyou.

Tsukiyomi erlaubte sich ein Seufzen. „Und ich. Ja. Inu Yasha sollte es schon nicht können, und die sicher nicht, aber sie folgte mir, als ich den Weg durch die Zeit überprüfte. Bei So´unga war es ähnlich. Immerhin warst du dann im Mittelalter wo du hin solltest. Das war ja der Zweck des Ganzen.“

„Damit ich Inu Yasha kennen lerne?“

Der kami seufzte erneut. „Nein, Mädchen, damit du dieses unsägliche shikon no tama beseitigst, das sich immer mehr als überaus gefährliche Waffe entpuppt hatte.“

„Ich, ja, aber … weil ich Kikyous Wiedergeburt war? Fiel euch sonst niemand ein? Ich meine, Götter?“ Der ganze Ärger, alles nur, weil da ein paar Leute zu faul waren?

„Das lag außerhalb unserer Macht. Ein derartiges magisches Artefakt hütet sich selbst. Nur eine einzige Person bot Hoffnung. Kikyou wollte es auch mit sich verbrennen lassen, aber das war natürlich nutzlos.“

„Ich verstehe nicht so ganz,“ sagte Kagome verwirrt und fühlte sich eng an Inu Yasha gezogen, der zwar nichts sagte, aber ebenso auffordernd empor blickte.

„Wir haben Zeit, kami-sama.“ Der Daiyoukai deutete damit an, dass auch er interessiert wäre, was da mit seiner zeitreisenden Schwägerin los war. Schließlich hatte ihn das besagte Juwel durchaus einige Zeit und Mühe gekostet, obwohl es in seinen Augen nutzlos war.

 

Wenn er nicht auf die Hilfe dieser Drei angewiesen wäre. Der Herr der Zeit wusste wohl am Besten, was passieren würde, würde sich Kagome weigern durch den Brunnen zu springen um mit dem Inu Yasha in dieser Zeit zu leben. Und immerhin: sie hatten Iwatakkos Blutbann gelöst, Schrödingers Hanyou befreit, seit der Zerstörung des Blutbanns lief die Raumzeit wieder, nur noch so gekrümmt, wie sie sollte. Aber da war die Zeitschleife. Nun gut, erzählte er. Und er war es wahrlich nicht gewohnt Forderungen zu erfüllen. „Ihr wisst alle drei, wie das Juwel der vier Seelen entstand.“

„Äh, ja,“ meinte Kagome. „Wir waren in der Höhle, wo Midorikos Mumie ….Also, sie läuterte einen sehr mächtigen Youkai und schob dabei ihre eigene Seele in ihn, oder so. Jedenfalls entstand da das Juwel.“

„Gut gemeint, schlecht ausgeführt.“ Der kami nickte. „Das Problem war und ist, dass das nicht funktionierte, nicht funktionieren konnte. Ein bisschen Seele von Midoriko musste draußen bleiben, sozusagen der Motor sein. Und dieser Teil gelangte folgerichtig ins Jenseits. Und wurde eines Tages wiedergeboren. In jemand vollkommen anderem, weil es ja nur ein Teil war. Das war überhaupt nicht vorgesehen. Aber diese Teilseele Midorikos besaß auch auf ihre neue Besitzerin Einfluss, zumindest, was das shikon no tama betraf. Sie fühlte sich sehr zu dem Juwel hingezogen und wollte unbedingt verhindern, dass es ein Youkai oder auch ein Mensch nutze um mächtiger zu werden. Ihr Name war …“

„Kikyou,“ begriff Kagome entsetzt. „Midoriko wurde zum Teil in Kikyou wiedergeboren.“

„Intelligentes Kind. Das machte den Schutz der Welt vor dem immer stärker werdenden Juwel nicht einfacher, vor allem, als klar wurde, dass Kikyou eine sehr fähige Priesterin war, die das Juwel unter allen Umständen schützen wollte, aber sich dann doch ein sehr … eigenartiges Band ausgerechnet zu einem Hanyou leistete. Nichts gegen dich, Inu Yasha, es war das starke Band, das alle beunruhigte. Und da kannten, ja, ahnten wir noch nicht einmal das eigentliche Problem.“

 

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das kann noch interessant werden, aber, wir haben ja Zeit... Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  SUCy
2022-03-05T13:59:18+00:00 05.03.2022 14:59
Du hast es ja echt drauf mit den spannenden Enden XD
Aber mit tut vorallem InuYasha leid. Wenn Kagome zurück ins Mittelalter springt, hat sie dort wenigstens wieder einen InuYasha. Aber der >Gegenwart Inu muss alleine zurück bleiben..
Antwort von:  Hotepneith
05.03.2022 15:58
Du hast das emotionale Problem erfasst, ja. Kagome wird das auch noch begreifen müssen.
Der Gegenwart-Inu sieht sich dann allerdings noch ganz anderen Problemen gegenüber


hotep
Von:  night-blue-dragon
2022-03-04T16:26:00+00:00 04.03.2022 17:26
Gut, der Feind ist erledigt, aber der Rest auch?

Da scheinen doch noch Schwierigkeiten auf Hundedämon, Halbdämon und Mensch zu zukommen.
Ich bin gespannt, welche Wirrungen du dir noch ausgedacht hast.

lg night-blue


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