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Schleifen in Blut und Zeit

Ein Todesfall, eine Hochzeit und die Krümmung der Raumzeit
von

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Schlagabtausch


 

V

ier mushas kamen auf ihn zu, dachte Sesshoumaru. Sie bewegten sich eindeutig im Team, geleitet von ihrem Erschaffer. Und, sie waren keine Lebewesen in dem Sinn, nur Schatten Iwatakkos, was bedeutete, man konnte sie nicht töten. Aber, man konnte sie vernichten. Es wäre schön, wenn dieser seltsame Daiyoukai sich auch dagegen vorgesehen hätte. Dann würde der Kampf wenigstens nach den ganzen Belastungen der vergangenen Tage etwas unterhaltsamer werden, selbst, wenn er wohl einstweilen kein Youki einsetzen sollte.

Und, das würde hoffentlich doch Iwatakko selbst aus diesem sogenannten Schloss locken. Massiv, aus Steinplatten gebaut, keine Öffnungen erkennbar außer der Tür und dem, was wohl eine Dachterrasse darstellen sollte. Alles noch bewachsen von vertrockneten Algen und anderen Meerespflanzen, die er nicht kannte und auch sicher nie kennen lernen wollte.

Nun, einmal antesten, was diese so genannten Krieger drauf hatten, die nun ihre Schwerter zogen und jeweils zu zweit von rechts und links in durchaus akzeptablem Tempo auf ihn zuliefen.

Kagome hielt sich noch verborgen, gut. Sie schien sich an seinen Plan halten zu wollen.

Sein Klauenangriff fuhr durch die Schattenkrieger, noch ehe sie sich ihm auf fünf Meter genähert hatten. Reichte das, um Iwatakko zu überzeugen? Natürlich setzten sie sich gleich wieder zusammen, nun, sie flossen zusammen, als seien sie dickflüssiges, schwarzes, Wasser, mit einem eigenwilligen Geruch. Das sollte er sich merken. In einem Kampf war es immer nützlich die Strategie des Anderen zu kennen und sich der anzupassen.

Sie brauchten nicht lange um wieder zu stehen, aber für einen Augenblick zögerten sie mit einem neuen Direktangriff, ehe sie sich rund um ihn begaben.

Nicht wirklich, oder? Sesshoumaru hob etwas die Hand, ehe er sich nur noch auf einen der aus dem Wasser ragenden Lavasteinen stellte, und sich um sich selbst zu drehen begann. Die aus seiner Hand dringende, dünne Schnur an leuchtendem Youki bildete sich rasch, wie eine Spirale, um ihn und zerfetzte erneut die Schattenkrieger, während sich der Daiyoukai bequemer in seine Ausgangspose begab. Das mochte noch eine lange Zeit so weitergehen, wenn sich dieser Feigling nicht blicken ließ.

Hm. War es möglich, dass Iwatakko über nicht mehr als diese vier musha verfügte? Dann war es umso törichter gewesen, die alle vier vor die Haustür zu stellen, keine weiterem Patrouillen oder Reserven zu besitzen. Allerdings würde das auch erklären, warum nur ein Trio der Schattenkrieger nachsehen gekommen war, ob und wer durch den Blutbann gelangt war. Dann hätte Iwatakko nur einen bei sich behalten, sei es, um die Hexe zu bewachen, sei es auch Inu Yasha – was bedeuten würde, dass sein Bruder noch immer am Leben war.

 

Eine Bewegung in der Öffnung des Schlosses ließ ihn hinblicken, zu kampferfahren, um nicht alle vier nun aufstehenden kagemusha um sich möglichst im Auge zu behalten.

Das musste tatsächlich Iwatakko sein. Jedenfalls kam da eine weiß gewandete Gestalt, in einen knielangen Umhang gehüllt, Kopf und Gesicht mit einer Kapuze verborgen. Füße und Unterschenkel schienen durchaus menschlich, gehüllt in Sandalen, deren Bänder bis zum Knie der enganliegenden weißen Hosen empor geschnürt waren. Das Youki, das der Unbekannte zeigte, war nicht übermäßig, aber natürlich konnte ein Daiyoukai das auch unterdrücken. Jedenfalls verriet die steife Ausbuchtung an der rechten Hüfte selbst durch den Umhang, dass sich darunter eine Scheide verbarg und damit eine Klinge. Das konnte doch noch interessant werden.

„Iwatakko,“ lautete denn auch die schlichte Begrüßung.

 

Die verhüllte Gestalt blieb stehen, sich naturgemäß dem Gegner zuwendend – und damit Kagome den Rücken. „Du hast einen Vorteil, du kennst meinen Namen. Aber, ich denke, ich kann dir einen geben. Deine Haare, deine Augen, sie ähneln denen Inu Yashas. Also musst du der Kerl sein, der sich Taishou schimpfen lässt und angeblich der stärkste Daiyoukai im Land sei. Dass du hierher gekommen bist, zeugt von …. rührender brüderlicher Liebe.“ Das war reiner Spott. „Natürlich,“ fuhr Iwatakko ernst werdend fort: „Auch von einem kleinen Fehler in meinem Blutbann. Interessant, dass du es bis hierher geschafft hast. Bis hierher. Bald schon wirst du deinen Platz neben deinem Bruder einnehmen und mir das restliche Youki geben, das ich noch benötige.“

„Ist das so.“ Sesshoumaru legte gewissen Zweifel in seine Antwort, zumal er sah, dass sich Kagome sichtlich ängstlich, aber jedenfalls nicht wie ein Pfeifhase rennend, im Rücken des Daiyoukai auf das Schloss zubewegte. Sie war in der Tat für einen Menschen mehr als brauchbar. Noch allerdings sollte er diesen Narren von ihr ablenken. „Dein Plan hatte ja bereits mehrere Fehler. Aber dieser Blutbann war das Musterbeispiel dafür.“

„Wenn du mir verrätst, wie du durchgekommen bist? Und, damit du nicht glaubst, ich benötigte das Blut deines Bruders ohne Grund ….“ Iwatakko streifte die Kapuze ab.

 

Kagome hatte es in der nur durch die abwechselnd blasenden Geysire hier herrschenden Stille vernommen und drehte sich neugierig um. Fast gleichzeitig wünschte sie, sie hätte es nicht getan, Mochte die Gestalt unter dem Umhang auch menschlich wirken - der Kopf war es definitiv nicht. Etwas wie ein waberndes, schwarzes Oval ragte direkt aus den Schultern und sie glaubte, mehr als zwei Arme unter dem Umhang zu erkennen. Mit einem heftigen Schlucken verdrängte sie ihre aufwallende Furcht. Sesshoumaru tat, was er konnte, um ihr die Chance zu geben in das Schloss zu gelangen und Inu Yasha zu retten. Dass der noch lebte, aber in großer Gefahr schwebte, war ja deutlich zu hören gewesen. So ging sie möglichst ruhigen Schrittes weiter, unbewusst eine Taktik aus ihrer Schulzeit wiederholend. Ein Schüler, der kurz vor knapp in Jacke und mit Tasche übergeworfen über den Schulhof rannte, gewann mit Sicherheit die Aufmerksamkeit aller diensthabenden Lehrer – und wurde für Zuspätkommen bestraft. Ein Schüler, der sich, Jacke über dem Arm und Tasche in der Hand, langsam bewegte – von dem wurde angenommen, dass sein Kurs in ein anderes Gebäude verlegt worden war und der das neue Zimmer suchte. Das kam täglich vor.

Dennoch konnte sie ein gewisses Zittern nicht unterdrücken, als sie sich dem schwarzen Loch, dem Eingang in das steinerne Schloss näherte, und sich bemühte nicht mehr hinzuhören, was hinter ihr passierte. Das war die Aufgabe ihres Schwager-Ehemannes. Ihre lag da drin. Inu Yasha.

 

Der Hundeyoukai betrachtete tatsächlich ein wenig interessiert seinen Gegner, suchte nach Kampftaktiken und Schwächen. Iwatakko war in der Praxis ein wenig größer als er selbst. Der so menschlich scheinende Körper besaß allerdings einige, nun, Abänderungen.

Der Kopf aus schwarzem, etwas waberndem Gewebe, saß direkt auf den Schultern. Ohren, Nase, Mund waren nicht zu entdecken, obwohl der Unbekannte sprechen konnte. Dafür leuchteten in dem sicher fast fünfzig Zentimeter Höhe messenden Kopfoval zwei rote Augen, die gewiss eine Handspanne umfassten. Da Iwatakko nun die Rechte an das Schwert gelegt hatte, zeigte er noch etwas von seinem Körper: ein durchaus menschlicher Oberkörper, unbekleidet und ohne Rüstung. Die Arme, die aus den Schultern ragten, schienen ebenfalls menschlich und es war auch eine menschliche Hand, die am Griff der Klinge lag. Darunter befanden sich allerdings auf jeder Körperseite zwei Tentakeln, die mit Saugnäpfen besetzt waren und nur zu deutlich zeigten, um was es sich bei dem Daiyoukai in seiner wahren Gestalt handelte. In der Tat um einen Kraken.

Sesshoumaru verstand plötzlich die Witterung, die die zerlegten musha besessen hatten und die er nicht einordnen konnte. Schwarz – sie bestanden aus Tinte. Und das erklärte auch, warum niemandem ein musha in seinem Schloss oder gar Inu Yashas Zimmer aufgefallen war. Überall standen Tintenfässer herum.

Das bedeutete aber auch, dass Iwatakko in einem Duell jederzeit auch seine Tentakeln als Waffen einsetzen konnte. Gegen einen sechsarmigen, oder korrekter achtarmigen Gegner hatte er selbst noch nie gekämpft, das konnte wahrlich interessant werden. Zumal Iwatakko sich anscheinend darauf verließ, dass er nicht wusste, dass er sein Youki nie auf das Wasser leiten sollte. Im Zweifel würde es nur ihn selbst treffen und der Krake ausweichen oder gar es zur Verstärkung aufnehmen.

Kagome war fast im Schloss, sie presste sich allerdings außen an die Mauer und versuchte hinein zu spähen, nach weiteren Wächtern zu suchen. Also sollte er den Kampf noch ein wenig herauszögern, wie es auch sein Gegner zu tun schien. Jedenfalls hielten die kagemusha um ihn nur die Stellung, bewegten sich ansonsten nicht. Das konnte sich freilich jeden Augenblick ändern. „Inu Yasha, ja. Und ein Daiyoukai namens Nezumiuro.“

„Ich frage selten nach den Namen, außer, jemand wie dein Hanyou-Bruder interessiert mich wirklich. Nezumiuro, einer von diesen Nagetieren? Nett stark, dafür, ja. Hat er dich interessiert?“

„Niemand tötet meine Untergeben oder entführt meinen Bruder ohne es mit mir zu tun zu bekommen.“ Auch Sesshoumaru legte nun die Hand an Bakusaiga. Hm. So, wie sie standen, konnte er nicht durch die Luft angreifen. Die Zerstörungswelle seiner Klinge würde auch das Schloss dort hinten niederreißen, mit allen darin. Kein Youki in den Boden, aufgrund des Wassers. Also, zunächst einmal Stahl auf Stahl, Kraft gegen Kraft – bis es Kagome gelungen war Inu Yasha da heraus zu holen. Und da waren auch noch die musha um ihn...

„Du klingst ziemlich selbstbewusst, für jemanden, der sich seinen Bruder vor der Nase wegschnappen lässt oder auch Untergebene.“

„Du klingst ziemlich arrogant für jemanden, der sich als Daiyoukai von einem menschlichen Kaiser vor Jahrtausenden hat umbringen lassen.“ Gut. Kagome verschwand im Schloss. Dann konnte der Kampf beginnen. Er zog.

Iwatakko folgte prompt diesem Beispiel. Sein nächster Satz klang nicht mehr so gelassen. „Es war kein Mensch.“

Lag in dieser Niederlage etwa ein wunder Punkt? Der Taishou merkte es sich vor, noch während er erkannte, dass die vier Schattenkrieger um ihn gleichzeitig und sehr koordiniert ihn angriffen, die Schwerter schlagbereit – und Iwatakko einen Satz auf ihn zu machte.

 

Kagome hatte sich eng an die Schlossmauer gepresst und dabei mit gewissem Ekel gespürt, wie nass und glibbrig der Stein war. Nun gut, kami-sama hatte ja gesagt, dass das Schloss samt dieses Teils der Halbinsel im Meer vor Jahrtausenden versunken war, aber vor einem Einzug sollte man doch mal durchputzen! Sie warf einen vorsichtigen Blick um die Ecke. Das Tor stand nicht nur offen, es existierte gar keines. Es war schlicht ein offener Eingang. Ebenso breit wie diese Öffnung, fünf Meter, zeigte sich dahinter auch eine Art Vorhalle, Steinboden, feuchte Steinwände, sehr übersichtlich. Noch während sie aufatmete, dass sie keine zusätzlichen Wachen entdecken konnte, fiel ihr der Haken an der Sache auf – es gab keine Tür, keinen weiteren Gang. Das schien alles zu sein. Und genau das konnte doch nicht wahr sein. Der Kerl baute sich doch nicht so einen Bannkreis um dann selbst in dieser Grotte gemeinsam mit seinen Schattenkriegern zu sitzen? Und wo war Urasae?

Ah. Sie erkannte ein vages Flimmern an der Hinterwand. Eine Illusion, freilich eine recht gut gebaute. Langsam trat sie hin und wandte unwillkürlich noch einmal den Kopf. Sesshoumaru schien mit Iwatakko zu reden – sicher, um ihr Gelegenheit zu geben hier herein zu gelangen. Gewöhnlich hätte er doch schon dreingeschlagen, ebenso wie es Inu Yasha …. Sie sollte nicht soviel nachdenken, sondern den Bann hier lösen, das würde ihrem Hanyou und auch ihrem Schwager-Ehemann da draußen deutlich mehr helfen. So legte sie behutsam die Finger an die Stelle, wo sie das leichte Flimmern entdeckt hatte. Ja, da war es warm, nicht so kalt und feucht wie die anderen Wände. Das hier musste der Eingang sein.

 

Dreißig Sekunden später stand sie in einem weiteren breiten Gang und wich eilig an die, hier wieder nassen, Wände zurück. Dieser Durchgang war breit und sehr gerade und führte offenkundig direkt in das Herz des Schlosses. Nun ja, von Vorsicht oder auch Militärtaktik schien dieser Iwatakko keine Ahnung zu haben. Oder hatte er sich das einst leisten können, als seine musha halb Japan bedrohten? War der so arrogant?

Jedenfalls waren hier keine Wachen zu sehen. Ab und an entdeckte sie in dem vagen Zwielicht, das hinter ihr durch den Eingang fiel und einem ebenso mageren Lichtschein vor ihr, dass Gänge nach rechts und links abzweigten, sehr gerade und übersichtlich, alles. Leider auch voller alter Algen, vertrocknetem Tang und Muscheln an den Wänden, der Boden schien feucht. Immerhin hatte sie Turnschuhe an, das sollte helfen. Es war das wievielte Mal, seit sie diesen Bannkreis betreten hatte, dass sie Iwatakko einen anderen Innenarchitekten wünschte?

Aber, wenn dort vorne Licht war, dann musste da auch Urasae sein - und hoffentlich, hoffentlich auch der Staatsgefangene Nummer Eins.

„Keine Sorge, Liebling, ich bin gleich wieder da, dann spielen wir weiter!“ rief, nein, eher zwitscherte in dem vermutlich größeren Raum vor ihr eine Stimme, die sie buchstäblich Jahrhunderte nicht gehört hatte – und die ihr Blut in Wallung brachte. Samt leider auch ihrer läuternden Energie. Hastig wich sie in einen dunklen, nach rechts führenden, Seitengang zurück und bemühte sich ruhig zu werden. Es war nicht gesagt, dass Urasae allein kam, nicht, dass dort vorne Inu Yasha war.

Aber klar war auch, dass dieser alten Youkaihexe nicht entgangen war, dass der schützende Bann am Eingang durchbrochen worden war. Lieber noch ein Stück zurück von dem Hauptgang weichen, damit sie nicht gesehen werden konnte. Kagome war es sehr unwohl, allein in der Dunkelheit, in einem Gang, von dem sie nicht wusste, wohin der führte. Das Licht vom Eingang reichte nicht bis hierher und so wagte sie es stehen zu bleiben. Wie das ganze Schloss roch es auch hier feucht und modrig, ja, nach Wasser, Meer, und sie musste sich zwingen tief und ruhig zu atmen, jede Form der Aufregung in sich zu verschließen und damit auch ihre Energie. Sie durfte, so sehr es sie auch juckte, nicht diese Hexe läutern, nicht, ohne zu wissen, wer oder was bei ihrem Hanyou war, wie es dem ging.

Jemand kam schwer atmend den Hauptgang entlang und die junge miko drückte sich noch enger an die Wand, unbekümmert wie muffig es hier roch.

Grau, lange Haare, hager, vorstehende Augen, eindeutig, die Gestalt, die sie da vorbei gehen sah, war Urasae. Es gab Menschen, nun, auch Youkai, die man wirklich nie vergessen konnte. Die Hexe schien zu stutzen und hinaus zu blicken.

Kagome hörte ein Kichern, das ihr durch Mark und Bein ging.

„Ach der Herr. So kampfbegeistert, dass er vergessen hat den Bann zu schließen. Hm, ein hübscher Junge, sieht meinem Liebling fast ähnlich. Hoffentlich will er ihn nicht für den Blutbann, sondern sein Youki für sich. Ach, ich rede mit mir, alte Frau, ja …“

Kagome konnte spüren, dass die Illusion wieder vor dem Eingang lag. Immerhin war sie selbst nicht aufgeflogen. Aber Urasae schien noch verrückter geworden zu sein als vorher. Was leider nicht ungefährlicher bedeutete.

Die Hexe kam zurück, warf einen gleichgültigen Blick in den Gang, in dem Kagome stand, schritt dann weiter. „Ich komme schon, du kannst dich freuen!“ rief sie.

 

Das Mädchen atmete tief durch. Das schien gut gegangen zu sein. Und nach dem, was diese verrückte Alte gesagt hatte, kämpfte Sesshoumaru draußen bereits mit Iwatakko. Hatte er die Schattenkrieger schon beseitigt oder hatte die Iwatakko nur noch nicht eingesetzt? Jedenfalls schien es nicht nur so, als ob dieser komische Felskrake nicht zögern würde auch einen weiteren Daiyoukai zu absorbieren. Sie sollte sich wirklich beeilen. Nur, wenn sie beide aus dem Schloss waren, also, sie mit Inu Yasha, würde ihr Schwager-Ehemann, nein, dann nur ihr Schwager doch auch die volle Macht seines Schwertes einsetzen können. Noch musste er dieses Schloss hier schonen. Sie drückte sich erneut etwas gegen die Wand und holte tief Luft. Jetzt musste sie den offenen Gang entlang und nachsehen, was Urasae da vorne trieb. Bislang hatte es keine Lehmkrieger gegeben, keine weiteren musha, aber gerade die Schattenkrieger waren im Dunklen praktisch für Menschenaugen unsichtbar. Sie sollte sich vorsehen.

So griff sie zum Köcher und zog einen Pfeil. Ja, musha besaßen kein Youki und sie würde sie nicht läutern können, auch sollten sie angeblich nicht ermüden oder Schmerzen empfinden können, aber sie könnte es ja einfach mit einem Bann versuchen, der den Schattenkrieger einschloss. Hoffentlich hatte dieser dämliche Iwatakko daran nicht auch noch gedacht. Allerdings benötigte sie für einen solchen Zauber doch etwas Zeit, selbst wenn sie darauf gefasst war. Deswegen sollte ihr das matte Licht eines Pfeiles, der unter ihrem Reiki leuchtete, Vorwarnung geben. Leider hatte das wiederum den Nachteil, dass Urasae, die anscheinend die magische Überwachung hier im Schloss machte, auf sie aufmerksam werden würde. So wenig wie möglich, so viel wie nötig.

Zwei, eins, Risiko … dachte sie zynisch. Im Fernsehen sah das immer so einfach aus.

 

In der nächsten Sekunde vergaß sie alles.

Sie hörte einen erstickten Schrei, wie sie ihn noch nie vernommen hatte, dort, von vorne, wohin Urasae gegangen war. Es war ein Schrei unter wilden Schmerzen, kaum menschlich zu nennen – und doch wusste sie, dass es Inu Yasha war, der da so schrie. Und das hatte er schon öfter tun müssen, so heiser, wie ihr Hanyou klang.

 

Kagome vergaß jede Vorsicht, als sie mit der rechten Hand den Pfeil vor sich hob und ihn unter ihrer Energie aufleuchten ließ, mit der Linken sich an der feuchten Wand abstützte, um wütend nach vorne zu marschieren.

Ihre Linke fasste ins Nichts und sie fiel um ein Haar nach hinten, stolperte irgendwie zurück in den Gang, gehalten von einem Arm um ihre Taille.

Inu Yasha, dachte sie unwillkürlich, ehe sie spürte, wie fest der Arm um sie lag, sie unwiderstehlich zurück in das dunkle Loch zog, aus dem er gekommen war. Hektisch wedelte sie mit dem Pfeil um etwas erkennen zu können, fühlte, wie sich zusätzlich etwas Kaltes, Nasses um ihre Kehle gelegt hatte, und sie nach unten zog, in Wasser, das ihr bis zum Bauch reichte.

Im mageren Licht des Pfeiles erkannte sie vor sich in einer Art Bassin einen ovalen Kopf mit leuchtend roten Augen, der aus dem Wasser ragte und sie anstarrte, deutlich kleiner als Iwatakko. Aus dieser Nähe konnte ihr der papageienhafte Schnabel unter den Augen nicht entgehen, der sich öffnete.

Eindeutig war sie als Futter vorgesehen – und ebenso eindeutig war ihr allernächster Gedanke: wenn das das Kind ist, ist Iwatakko eine SIE?

 

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wenn man schon als Mittagessen vorgesehen ist, warum nicht zuvor noch etwas Biologie betreiben.... Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  SUCy
2022-02-06T11:22:40+00:00 06.02.2022 12:22
Ahhhh was ein spannend gemeines Ende für das Kapitel!
Schreib schnell weiter!
Antwort von:  Hotepneith
07.02.2022 14:32
Danke schön.
Das nächste Kapitel kommt Donnerstag.
Und drei Mal darfst du raten, wie es endet....


hotep
Von:  nicoleherbster
2022-02-04T14:36:54+00:00 04.02.2022 15:36
Oh und wieder so ein echt geiles Kapitel. Kann es kaum abwarten bis das nächste online kommt.
Antwort von:  Hotepneith
04.02.2022 19:53
Danke. Es kommt pünktlich - und endet mit einem Cliffhanger....^^"

hotep


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