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Schleifen in Blut und Zeit

Ein Todesfall, eine Hochzeit und die Krümmung der Raumzeit
von

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Gute Vorsätze


 

K

agome ging nach keiner halben Stunde nur mehr grummelnd hinter Sesshoumaru her. Zwei Kilometer, ja? Da hatte er wohl fliegen gemeint und nicht diesen dicht bewachsenen Wald mit jeder Menge dorniger Ranken. Und wieso lief der immer bergauf? Ja, schön, sie konnte ebenfalls spüren, dass irgendwo dort eine Magie lag, die wahrlich nicht von schlechten Eltern war. Aber hätte dieser dumme Hund nicht gleich sagen können, dass es sich um zwei Kilometer Luftlinie handelte? Oder war das für Youkai schon wieder vollkommen klar? Sie wusste, dass der Daiyoukai die Richtung auf den Bannkreis hielt, er wollte ja auch keine Zeit verlieren und sie fühlte den Zauber ebenso, aber ...

Ja, aber. Die Sonne war eindeutig aufgegangen und in dem Wald kletterte damit nicht nur die Temperatur, sondern auch die Luftfeuchtigkeit. Sicher, sie kannte das, aber es war dennoch mehr als unangenehm. Zu allem Überfluss stiegen aus dem Boden jede Menge Insekten auf, die anscheinend alle auf Menschenblut aus waren. Vielleicht wäre sie nicht so zornig geworden, wenn sich diese kleinen Biester auch an dem Hundeyoukai vor ihr gütlich getan hätten. Aber der schritt voran, immer noch kein Stäubchen in der Boa, keine Kratzer an Händen oder Beinen, keine Mücken im Gesicht, die sich nicht einmal durch Wedeln vertreiben ließen. Das war einfach unfair!

Und das sagte sie auch laut. Natürlich erzielte sie damit keine Wirkung, aber man konnte ja schlecht Mücken, Bäume oder die Sonne anklagen und so war sie eben wütend auf das einzige Geschöpf, das hier ansprechbar war. Zumindest das, denn die Null-Reaktion bewies ihr nur zu deutlich, dass er in ihr kein gleichrangiges Lebewesen sah, nicht einmal so etwas wie einen treuen Begleiter, einen Hund, wie es ein Mensch getan hätte. Er machte wortlos deutlich, dass er sie als Anhang duldete, aber nicht akzeptierte, und ihr Stolz bäumte sich auf. Nun gut. „Vielleicht kannst du mir erklären, warum wir den Berg hoch laufen müssen? Ja, schon gut, ich merke den Bannkreis auch, aber der muss doch auch mal hinunter gehen. Und wieso müssen wir hier durch das Unterholz voller Dornen stapfen?“ Es war ungerecht, sie wusste es selbst, aber die nur zu menschliche Art sich einen Sündenbock zu suchen tat neben ihrem Temperament ihr Übriges. So setzte sie die Strafpredigt fort und legte all ihr Missfallen hinein. Inu Yasha hätte bei einem Protest gegen diese Rede sicher auf dem Boden gelegen.

 

Sesshoumaru besaß seit Jahrhunderten Übung Redereien, die in seinem Rücken geführt wurden zu überhören. Da der Monolog allerdings andauerte, verspürte er gute Lust den zu beenden. Das war jedoch nicht seine Aufgabe. Wenn Inu Yasha noch am Leben war – und das hoffte er aufgrund seiner eigenen, persönlichen, Konsequenzen schwer – war es dessen Aufgabe seiner Gefährtin den Mund zu verbieten. Insgesamt musste er seinem Bruder sowieso eine unfassbare Geduld zugestehen, wenn der das … ja, wie lange? … mit Kagome ausgehalten hatte. Seine eigene Erinnerung an diese Ehe verblasste und er nahm an, dass das absolut nichts Gutes für die Zeitschleife verhieß. Jedenfalls, wenn alles wieder in Ordnung kam, diese vorlaute miko in der Vergangenheit verschwunden war, sollte er sich einmal seinen kleinen Bruder näher betrachten. War das, was er so oft für Schwäche und Nachgiebigkeit gehalten hatte, einfach nur eine unbegreifliche Geduld? Geduld nicht zuletzt mit ihm selbst? Der Jüngere war ihm damals Monate buchstäblich hinterher gelaufen, ehe er ihn als Begleitung akzeptieren konnte – und das hatte sich wahrlich ausgezahlt. Mit Tessaiga, nun gut, Inu Yasha und Tessaiga an seiner Seite waren die Daiyoukai noch kooperativer gewesen als ihm allein gegenüber. Und auch jetzt, in den Firmen, wie damals in Kämpfen – der Hanyou drückte sich nie vor Arbeit, er maulte nur unter vier Augen, wenn ihm was nicht passte, aber er war absolut loyal. Wartete der noch immer darauf als gleichwertig anerkannt zu werden? Geduld? Das war eigentlich nicht unbedingt das Wort, das er mit dem aufbrausenden Hitzkopf verband. Wenn er allerdings so betrachtete, mit was der Jahre, Jahrzehnte, zusammen gelebt hatte und das offenbar glücklich … hm. An der Bannkette konnte es nicht gelegen haben, die trug der Jüngere ja trotz des Angebotes sie ihm abzunehmen freiwillig als Erinnerung an seine Gefährtin noch immer.

Und die redete ja noch immer wie ein Wasserfall. Ohne Gehirn, aber fließend. Gut. Die Ohrfeige sollte ihr Inu Yasha verpassen, aber seine eigene Geduld hatte jetzt wahrlich ein Ende.

 

Kagomes Überlebensinstinkt war das Einzige, das sie davor bewahrte in die Schwertabfangdornen der Rüstung ihres Schwagers hineinzulaufen. Sie hatte die Bewegung eigentlich nicht gesehen, nicht, dass er stehen geblieben war, nicht, dass er sich umgedreht hatte. Sie erkannte nur jäh eine schwarze Wand vor sich und erstarrte. Gerade noch rechtzeitig um eine elegante Handbewegung zu sehen, die mit langen Fingern fast behutsam kurz auf ihrem Mund endete. Was?

Wollte sie zumindest fragen, aber sie brachte keinen Ton heraus. Da Sesshoumaru seltsam zufrieden schien und sich umwandte um weiter zu gehen, versuchte sie es erneut. Kein Laut. Es hätte nicht der Erklärungen Kaedes gebraucht um festzustellen, dass ihr dieser Misthund einen Schweigebann auferlegt hatte! Das war doch … Leider musste sie erkennen, dass sie ihn weder gebührend anschreien konnte, noch auch nur eine Chance hatte sich zu entschuldigen. Alles, was ihr blieb war wütend hinter ihm her zu stapfen, mit jedem Schritt ihren Unmut deklarierend.

Das gab es doch nicht! Für was hielt sich dieser Idiot eigentlich? Sie würde ihm einen Pfeil in das hochwohlgeborene Hinterteil jagen, sie würde …

Allerdings gab es in ihrem Hinterkopf ein Stimmchen der Vernunft, das ihr sagte, dass jemand, der ihren Pfeil bereits zwischen zwei Fingern aufgefangen hatte, sich kaum von einem neuen Versuch ihrerseits beeindrucken lassen würde.

Die Antwort auf ihre nächste Idee ihn am Arm zu packen und herumzureißen … nun ja. Er durfte sie nicht umbringen, aber sie hatte schon zugesehen, wie er mit der Hand Inu Yashas Eingeweide buchstäblich durchwühlt hatte. Der Hanyou hatte überlebt, aber ... Ja, aber.

Oh, sobald sie wieder reden konnte, sie würde ihm sonst was an den Kopf werfen … nette Idee. Sie sah sich um, aber hier lagen keine Steine. Abgesehen davon, siehe die Minute zuvor. Er würde solch einen Angriff abwehren und garantiert beantworten. Schmerzhaft.

 

Herrliche Stille! Der Daiyoukai fragte sich warum er nicht schon früher auf den Einfall gekommen war. Dass sie wütend war, nun, damit konnte er leben. Wichtiger wurde das Plätschern dort vorne, das Wasser und der immer schwerer, wie eine Last, zu spürende Bann. Eines musste man diesem Iwatakko lassen – Blutmagie beherrschte der. Kein Wunder, dass sich alle solche Sorgen um den machten. Durch diesen Zauber kam wirklich nichts durch, das nicht die Bedingungen erfüllte. Nun gut. Vielleicht sollte er Kagome wieder beruhigen, damit sie wieder mitmachte? Ohne sie ging es an dem Bannkreis nicht weiter. Aber, wenn sie sich etwas abgeregt hatte, würde sie wissen, dass und was die Chance für Inu Yasha wäre. Hatte sie nicht selbst gesagt, dass sie alles für den tun würde?

 

Es war ziemlich anstrengend, befand Kagome Minuten später, beim bergauf wandern auch noch aufzustampfen. Überdies nahm der Herr Hund das ja nicht einmal zur Kenntnis. Er behandelte sie gerade wie Luft. So sehr das an ihrem Stolz nagte, umso mehr erwachte ihre Fairness: ja, es war ungerecht ihn zu beschimpfen, nur weil ihr die Lage nicht gefiel, ja, er war es nicht gewohnt, dass ihm jemand die Meinung sagte, ja, er vermisste und suchte seinen eigenen Bruder, und, nicht zuletzt, er hatte allen Grund selbst gereizt zu sein, denn während sie so oder so zurück in das Mittelalter konnte, sollte er sich umbringen, wenn Inu Yasha ..., nun, wenn es dieser nicht geschafft hatte.

Und dafür, stellte sie dann doch fest, hatte er sie geradezu pfleglich behandelt. Ein Schweigebann war nervig, aber deutlich besser als wenn er handgreiflich geworden wäre. Er hatte schon vor fünfhundert Jahren eine Menge anrichten können ohne sich anzustrengen und sie bezweifelte nicht, dass er stärker geworden war. Zumal, weil ihm alle anderen Daiyoukai doch folgten.

Wasser plätscherte. Nein, da vor ihnen musste ein Wasserfall sein. Ja. Das erklärte auch die zunehmende Luftfeuchtigkeit und die abnehmende Wärme. Und sie konnte immer deutlicher vor sich einen gewaltigen, mächtigen, Bann spüren. Das konnte, musste, dieser Blutbann sein in den sie wollten, um nach ihrem Hanyou zu sehen. Katzenzustand bei einem halben Hund. Wenn das ihr Physiklehrer wüsste!

 

Nur kurz darauf stand das unwillige Paar an einem kleinen See. Rechter Hand kam ein Bach von dem Berg hinab und stürzte sich als Wasserfall in eben diesen See, nach links floss das Wasser weiter als Bach hinab. Mannshohe Farne bedeckten den Boden um den See, darüber ragten die Wipfel verschiedenster Bäume, wie auch bislang schon. Aber hier war es kühl und feucht genug, dass die Farne sich wohlfühlten.

Kagome war unwillkürlich neben den Daiyoukai getreten und bemerkte erst an seinem Seitenblick, dass der nur auf etwas von ihr wartete. Nein, sie war lernfähig, so sehr sie sich auch über diesen Schweigezauber ärgerte. Sie war ungerecht gewesen und er hatte ebenso seine Probleme mit der Lage, wenn nicht größere als sie. Und eines der gemeinsamen Probleme lag da drüben, jenseits des Sees. Der Zauber, den dieser Iwatakko da gelegt hatte, drückte förmlich auf sie. Zu sehen war freilich nichts. Aber das war sicher eine Täuschung. Ja. Wenn sie genauer hinblickte erkannte sie leichte Schlieren. Aber jemand anderer, Mensch oder vermutlich sogar Youkai einfacher Klasse, würde nichts bemerken.

Sie fuhr herum, als sie plötzlich fühlte, dass eine Magie, von der sie seit Tagen umgeben war, verschwunden war. Sesshoumarus Youki. Wo war dieser Idiot denn schon wieder hin? Konnte er das nicht ankündigen? Schön, vermutlich würde er den Blutzauber untersuchen, aber wieso nahm er sie nicht mit, sondern setzte sie hier im Wald, am Seeufer, wie ein Findelkind aus? Weil er ohne sie schneller war? Weil sie ihn mit ihrem Gerede offenkundig zu viel genervt hatte? Oder hatte er etwas Verdächtiges gespürt, gehört, gewittert? Wenn der Kerl doch nur mal die Fangzähne auseinander bekommen würde!

 

Sie sah sich um, doch ein wenig nervös werdend, so allein im dichten Wald. Daher ging sie lieber direkt an das Ufer des Sees, wo sich die Farne nicht angesiedelt hatten.

Youki! Und leider nicht das ihres Schwager-Ehemannes, viel schwächer. Sie fuhr herum, bereits nach einem Pfeil greifend, noch während der Bogen von der Schulter rutschte. Sie legte an, als sie sah, dass sich die Farne vor ihr bewegten, etwas Grünes näherkam, dann stehenblieb und sie neugierig betrachtete.

Es war ein Youkai, offenbar ein Insekt, und sie ließ den Bogen etwas sinken, da sie erkannte, dass der Unbekannte sich weder näherte noch besonders groß war. Er erreichte kaum die Höhe ihres Bauches. Andererseits erinnerte sie das Geschöpf an etwas. Heuschrecke, ja. Die Fühler endeten in scharfen Klauen. Oh, ja. Es gab doch diese Heuschrecken, die nicht nur Blätter fraßen. War das so ein Youkai? Dann sollte sie wachsam bleiben, Größe war schließlich nicht alles. Und leider hatte sie mit ihrer Idee hier auf die offene Fläche zu gehen, nun den See im Rücken. Sie konnte zwar schwimmen, aber doch gewisse Erfahrung hatte sie gelehrt, dass allerlei unnette Wesen sich in Teichen oder Flüssen aufhielten, angefangen bei Kappas, über Blutegel bis zu Seeschlangen.

Das Spüren einer weiteren Aura ließ sie nach rechts blicken. Na toll. Noch so ein Zwerg, auch mit scharfen Klauen, auch sie musternd. War hier irgendwo ein Nest? Und, vor allem, hatten sie sie eingekreist?

Hektisch sah sie nach links, wo der Wasserfall in den See stürzte, und damit auch alle Geräusche, die diese Wesen im Dickicht gemacht hatten, übertönt hatte. Das sah nach Ärger aus. Sie waren zu dritt und sie hatten sie eingekreist. Sie hätte sie gern gewarnt, weil sie sie instinktiv als Kinder empfand, aber da war ja der Schweigebann. Dauernd ging ihr ihr Schwager-Ehemann auf die Nerven, aber wenn es kritisch wurde, war der nicht da. Und hatte auch noch dafür gesorgt, dass sie nicht um Hilfe rufen konnte. Nicht mal das. Obwohl sie ja nicht ganz hilflos war. Wenn sie nicht genau gewusst hätte, dass an ihrem Überleben die ganze Welt hing und er das auch wusste, hätte man diesem Misthund Absicht unterstellen können!

Moment mal. Das waren keine Schneiden an den Fühlern, das war das erste Beinpaar. Das waren Gottesanbeterinnen! Jetzt war sie sicher. Und die waren Lauerjäger, warteten regungslos auf Beute. Wenn sie sich so zeigten, hieß das, dass sie ihrer Sache sicher waren.

Verflixt!

Der oder die Youkai vor ihr näherte sich langsam, aber Kagome war eingefallen, dass diese Fangbeine ausklappen konnten. Und sichtlich scharf bestückt waren. Wenn die sie zu fassen kriegten, fand Sesshoumaru sie nur noch in kleinen Stücken vor. Wenn der nicht endlich mal auftauchte.

Oder aber sie schnell genug war. Sie schoss den ersten hell aufleuchtenden Pfeil auf das Wesen vor sich ab und fuhr herum, kampferfahren genug, um bereits erneut zum Köcher zu greifen und noch in der Drehung nach links zu zielen, wo das Youki näherkam, abermals die Sehne loszulassen. Fieberhaft sah sie sich um, als sie etwas spürte und hörte, das sie lieber nicht getan hätte.

Vor ihr raschelte das mannshohe Farnkraut, dann wackelten buchstäblich die Bäume, als sich vor ihr eine riesige Gottesanbeterin aus ihrer Deckung erhob. War das etwa die Mutter der Kleinen? Dann war die garantiert sauer, dass sie ihre Kinder gerade geläutert hatte. Der dreieckige Kopf und die riesigen Fangbeine schwebten in fast zehn Metern Höhe über ihr. Und das dritte Kleine kam auch näher.

Kagome war sich nicht sicher, wie weit die Arme der Mutter reichten, aber wohl bis zu ihr. Das hatte wohl eine Jagdlektion werden sollen – mit ihr als Opfer. Sie hatte bereits wieder angelegt und visierte jetzt das Kleinere an, durchaus nicht sicher, ob sie die Mutter läutern konnte. Die war schon wirklich riesig. Als sie seitlich Youki fast neben sich spürte, machte sie sich lieber keine Gedanken mehr und schoss ab, bereits den nächsten Pfeil ziehend, ehe sie erkannte, dass sich etwas Weiß-Grünes auf der Fläche befand – weiß, wie die Kleidung eines gewissen Daiyoukai und leuchtend grün wie die Energie Bakusaigas. Farne, Bäume und auch die Gottesanbeterinyoukai wurden förmlich zerfetzt und sanken als Ascheregen auf den Boden.

 

Kagome atmete durch, entspannte die Sehne und steckte den Pfeil in den Köcher. Ihr Schwager-Ehemann hatte bereits seine Klinge zurückgeschoben und wandte sich um. Ja, sie war unverletzt, dachte sie unwillkürlich, danke der Nachfrage, und nein, seinetwegen konnte sie sich nicht einmal bedanken.

Mit einer etwas heftigen Bewegung hängte sie den Bogen wieder über die Schulter. Nur, um im nächsten Moment zusammen zu zucken, denn der Youkai no Taishou stand direkt vor ihr, die Hand erhoben. Mann, was war denn jetzt schon wieder ….

Aber dann spürte sie seine Finger auf dem Mund und war froh genug über die Hilfe und die Tatsache wieder reden zu können, dass sie nur sagte: „Danke.“

 

Sie brauchte nicht zu denken, dass er nicht wusste wie sich das anfühlte. Wenn er als Welpe ihrer Meinung nach zu viel geredet hatte, hatte ihm Mutter auch solch einen Bann aufgehalst. Und sich köstlich amüsiert, wenn er tagelang schweigend seinen Lehrern zuhören musste. Oder sogar, wenn er zu viele für einen Erbprinzen nicht gebotene Emotionen gezeigt hatte, in Mutters Gegenwart schweigend Kimonos besticken musste.

Kagome hatte sich allerdings nicht schlecht gehalten. Gleich drei Youkai zu läutern, bewies, dass sie sowohl eine fähige, kampferfahrene, Bogenschützin als auch eine durchaus mächtige miko war. An der riesigen Insektenyoukai wäre sie allerdings wohl gescheitert. Keine Daiyoukai, zwar, aber dennoch alt und gewaltig. Darum war er auch schnell geworden, als er das Youki gespürt hatte. An dem Leben seiner Gefährtin, nein, Schwägerin, hing nun einmal das Schicksal der Welt. „Komm.“

 

Er führte sie an das Ende des Sees, wo der Bach sich auf den Weg hinunter zum Meer machte und sprang über diesen. Er wandte kurz den Kopf, aber sie trug diese neumodischen Turnschuhe und musste nicht so behutsam sein wie mit getas. Hier hatte er eine Stelle gefunden, an der ein Baum wuchs, der sich noch diesseits des Blutzaubers befand. Sie mussten jetzt gegenseitig ihr Blut trinken um den Bann zu erfüllen – und er fragte sich wirklich für wen von ihnen beiden das unangenehmer sein würde.

Aber es war die einzige Chance in das Gebiet dahinter vorzudringen und in Erfahrung zu bringen, was mit seinem Bruder passiert war. Und die Zeit am Laufen zu halten.

 

„Der Blutbann.“ Kagome hauchte es nur. Es war unglaublich wie drückend die Magie hier war. Dieser Iwatakko konnte offenkundig leider wirklich etwas. Man glaubte da sei wieder Wald, aber das war eine Täuschung. Ab hier ging es nicht mehr weiter – nicht für das Licht, nicht für eine Ameise, nicht für Mensch oder Youkai. Nur ein Hanyou mit Daiyoukai als Elternteil käme hindurch. Oder ein Daiyoukai und ein Mensch, die ihr Blut geteilt hatten. Das würde sicher alles andere als angenehm werden. Aber es war die einzige Chance herauszufinden, in welchem Zustand, lebend oder tot, sich Inu Yasha befand. Und, nebenbei die Welt zu retten. Sie bemerkte, dass sie schon wieder einen Seitenblick kassiert hatte. Sollte sie denn gar nichts mehr sagen? Schön, ihre nächste Frage gehörte zum Thema, das würde den Herrn Schwager-Ehemann doch wohl nicht auch noch stören. Nochmal so einen Schweigebann brauchte sie wirklich nicht. „Wie stellst du dir das mit dem Blutaustausch vor?“

Er drehte sich zu ihr und hob etwas die Linke, so dass sein Ärmel zurück fiel. Mit der Rechten versetzte er sich wortlos einen tiefen Kratzer in den Unterarm, so dass dunkelrot und zähflüssig das dämonische Blut austrat. „Trink.“

Kagome schluckte trocken, aber es gab wohl keine andere Möglichkeit um Inu Yasha zu retten. Immerhin war es Sesshoumaru garantiert auch unangenehm sie so nahe an sich zu lassen. Da er den Arm ausstreckte, beugte sie sich dorthin und legte mit gewissem Zögern ihren Mund an die Verletzung. Das sah so anders aus als ihr Blut, dunkler, nun ja, eher so wie Inu Yashas, eher noch zähflüssiger. Die Halbbrüder teilten ja die Hälfte ihres Blutes, ihre beiden Ehemänner. Wie irre das doch war. Da kam zu wenig, dachte sie noch, ehe sie versuchte zu saugen.

Sesshoumaru hielt still, auch, wenn sich alles in ihm dagegen wehrte von einem Menschen dermaßen berührt zu werden. Ja, er hatte natürlich schon weibliche Lippen auf seiner Haut gespürt, aber noch nie von einem Menschen, noch dazu von seiner, oder eher Inu Yashas, Gefährtin! Zum Glück hatte er die wohl einzigen Youkai, die hier lebten, schon ausgerottet. Das wäre eine Bloßstellung geworden. Kagome wich abrupt zurück. Die Ursache konnte er sich denken, als er erkannte, dass sie würgte. Ihr wurde schlecht. Es gab aber keine andere Möglichkeit – außer, er zeugte einen Hanyou mit ihr. Und das würde dauern und überdies nicht funktionieren. Er wandte sich ab, um wenigstens nicht zusehen zu müssen.

Sie machte die wenigen Schritte zum See und wusch sich den Mund aus, ehe sie mit Tränen in den Augen keuchte: „Das geht so nicht. Sesshoumaru, ich kann das einfach nicht! Nicht einmal für Inu Yasha.“ Sie hätte am liebsten vor Demütigung und Frustration geweint, aber der letzte Funken Stolz hielt sie davon ab.
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und nun, Herr Stratege? Stürzen wir uns ins Schwert oder killen die Schwägerin oder haben eine gute Idee, die nicht das Ende der Welt bedeutet?
Einen guten Rutsch in ein gesundes, entspanntes 2022

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  SUCy
2022-01-26T10:29:11+00:00 26.01.2022 11:29
Ich stell mir das auch furchtbar ekelhaft vor Blut zu trinken. Mich hebt es ja schon bei stärkerem Eisengeschmack im Wasser aus <.<
Für den Schweigebann hätte ich ihn allerdings kastriert ^^
Von:  night-blue-dragon
2021-12-30T19:20:56+00:00 30.12.2021 20:20
Tja... da kommt eine Menge Ärger auf Iwatako zu,ob der an solch eine Möglichkeit überhaupt gedacht hat?
Oder ist er der Meinung sein Plan sei wasser... ähm youkai- und mikodicht?
Zuzutrauen ist es ihm... im allgemeinen denken Schurken ihre Pläne seien das Nonplusultra - siehe Naraku. Um es mit
den Worten von sehr hochrangigen... lästig sind sie allemal.
Nun, ich werde brav abwarten, was sich da in diesem Dreamteam - also Kagome und Sesshoumaru - noch so abspielt.
Ich bin neugierig wie sie das Blutmischproblem lösen werden und natürlich ob Inu Yasha noch lebt, bzw. in welchem Zustand.

Dir auch einen guten Rutsch ins Jahr 2022

glg night-blue-dragon
Antwort von:  Hotepneith
30.12.2021 20:37
Kein Plan ist Hanyoudicht, das wollen wir doch mal festhalten...

Bis nächstes Jahr

hotep


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