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Schleifen in Blut und Zeit

Ein Todesfall, eine Hochzeit und die Krümmung der Raumzeit
von

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Schrödingers Hanyou


 

K

agome sah durchaus, wie der kami zuerst unwillkürlich zu Bokuseno blickte, ehe er sich wieder zu ihr drehte.

„Wer ist Schrödinger-san? Und was hat er oder sie mit Katzen oder Hanyou zu tun?“

„Äh …“ Ach herrje. Hoffentlich blamierte sie sich nicht. Sie hatte davon in der Schule gehört, ja, aber das war doch schon ein Jahr her. Und das auch noch vor … Gute Güte, war sie eine Närrin! Der Gott trug den Mond auf der Stirn, er hatte gesagt, dass nicht einmal er sagen könne, wie oft die Zeitschleife durchlaufen worden sei. Das konnte, musste der Herr der Mondes und der Zeit sein, Tsukiyomi, der Bruder der Sonnengöttin. Kein Wunder, dass selbst Sesshoumaru gewisse Höflichkeit wahrte. Das war eindeutig die ranghöchste Klasse. „Äh, ein Herr Schrödinger,“ antwortete sie etwas mühsam. „Er war ein Physiker, der sich mit Quantenphysik beschäftigte. Natürlich wusste man vor mehr als siebzig Jahren weniger als heute. Also, es wurde damals diskutiert, ob und wie sich die Dinge, die in der Quantenmechanik vorkommen, auch in die reale Welt versetzen lassen. Und zwar ging es da um die Überlagerung zweier Zustände. Quanten sind die kleinsten Teilchen der Materie. Und es gibt da eben Zustände, in denen sie zum Beispiel mit und ohne Strom gleichzeitig sein können, was man heutzutage bei den neuartigen Quantencomputern nutzt. Ist aber sehr aufwendig und teuer, dafür rechnen die auch superschnell. Äh, ja. Also, dieses Gedankenexperiment beruht eben auf dieser Überlagerung. In die reale Welt übertragen bedeutete es ein Paradoxon, das allem widerspricht, was man in der realen Welt kennt.

Also, das Experiment war nur in Gedanken und sieht so aus: In einem fest verschlossenen Kasten befinden sich eine Katze und ein instabiler Atomkern, der innerhalb einer gewissen, bestimmten, Zeitspanne mit gewisser Wahrscheinlichkeit zerfällt. Der Zerfall löst in dem Gedankenexperiment mit Hilfe eines Geigerzählers die Freisetzung von Giftgas aus, das die Katze tötet. Und jetzt hat der Herr Schrödinger geschlossen, wenn die bisherige Theorie stimmen würde, dass die Sachen, die auf der Teilchenebene passieren, auch in der realen Welt gelten würden, nicht nur der Atomkern, sondern auch die Katze sich in dem Zustand der Überlagerung befinden müssten. Diese Überlagerung, also zwei Zustände gleichzeitig, wird erst beendet, wenn jemand den Kasten öffnet und den Zustand der Katze überprüft. Bis dahin ist die Katze also lebendig und gleichzeitig tot. Das ist der Katzenzustand.“

Sie holte tief Atem, bemerkte jedoch, dass sie von den beiden Youkai und dem kami aufmerksam gemustert wurde. So ergänzte sie ein wenig hilflos: „Und irgendwie ist das jetzt auch mit Inu Yasha passiert? Er sitzt da in diesem Bannkreis und keiner weiß etwas, ehe man nicht nachguckt?“

 

„Du hast es erfasst,“ sagte der kami mit einem Kopfnicken. „Das ist natürlich widersinnig und widersprüchlich und sollte niemals in dieser Welt vorkommen. Dieser unsägliche Iwatakko hat es vermocht die Raumzeit so zu krümmen, nicht zuletzt durch seinen überaus starken Bannkreis, dass eine ursprünglich im Winzigen vorkommende Unbestimmtheit, wo sie durchaus Sinn macht, sich in die Realität umgesetzt hat. Der einzige Weg, wie nanntest du es, Schrödingers Hanyou zu befreien oder zumindest sich Klarheit zu verschaffen, ist, in den Blutbann hineinzugehen und eben nachzugucken.“

„Aber, du sagtest doch, kami-sama, dass nur das gemischte Blut eines Daiyoukai und eines Menschen das brechen könnten … Kennst du noch einen Hanyou?“

„Es gibt keinen solchen in ganz Japan, deswegen fühlt sich Iwatakko sicher.“

„Das ist unsinnig,“ meinte Sesshoumaru.

„Dass er sich sicher fühlt? Nein, das mit dem gemischten Blut, oder?“

„Das etwas gleichzeitig tot und lebendig sein kann, gleich ob in dieser Welt oder einer anderen.“

„In dieser Welt sollte es unmöglich sein, ja.“ Der kami ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Zuviel hing an diesen Beiden und es war besser wenn alle aufgetauchten Fragen beredet wurden. „In der winzigen Welt, nein. Quanten, wie Kagome es nennt, sind die kleinsten Bausteine der Materie. Für sie ist Logik nicht mehr als ein Arbeitsvorschlag. Sie schwingen und fließen, sind zwei Dinge gleichzeitig und beeinflussen ihre Zwillinge, die sie seit Äonen nicht mehr gesehen haben, und berühren Grenzen, die die meisten Wesen nur hypothetisch erahnen. Kurz, es ist kompliziert und die Allermeisten nennen es Magie. "

Ein alter Magnolienbaum, ein Daiyoukai und eine miko erhielten das unbestimmte Gefühl, dass der Satz hätte weiter laufen sollen: Oder auch - ihr drei Vollidioten macht das jeden Tag und denkt nie drüber nach...

Der Herr der Zeit fuhr fort: „Das ist alles so bedacht und in Ordnung. Aber nie und nimmer sollte jemand diesen Zustand in die Makrowelt tragen und dazu auch noch indirekt eine Zeitschleife auslösen.“

„Ich dachte, das war der Blutbann?“ entfuhr es Kagome. „Also, nach dem Gesetz der Vier.“

„Sicher nicht, als du das erste Mal nicht durch den Brunnen mehr kamst. Ich hatte mir solche Mühe gegeben den wieder zu öffnen. Aber Inu Yasha wollte dich unbedingt sehen und das Band, das zwischen euch ist, konnte die Zeit nicht zerreißen – jedoch war er in dieser Zeit dir näher und überlagerte so sein altes Ich aus dem Mittelalter. Hätte er dich nicht unbedingt noch einmal vor seinem Tod sehen wollen, und Sesshoumaru ihm das ermöglicht, wärst du bereits wieder in der Vergangenheit und wir hätten zumindest das Problem mit der Zeitschleife nicht. Oder diesem Blutbann der Vier. Nun gut, eigentlich ist Iwatakko schuld, denn der hat Urasae beauftragt Inu Yasha zu vergiften. - So, ihr geht jetzt nach Akita, Niishima, und geht gemeinsam durch den Bannkreis, um herauszufinden, ob der Hanyou jetzt tot oder lebendig ist. Ist er tot, soll er ins Jenseits, der Blutbann der Vier gilt dann für euch beide. Lebt er, existiert kein Blutbann und du kannst ins Mittelalter.“

„Wie sollen wir durch den Bannkreis?“ fragte Kagome und hörte irritiert die Antwort ihres Schwager-Ehemannes:

„Bluttausch.“

„Genau.“ Der kami nickte ihr zu, da sie deutlich schluckte. „Blutsbrüderschaft, glaube ich, nennt man das unter Menschen. Kurz vor dem Blutbann, erst kurz davor, denn niemand kann sagen wie lange das hält, verletzt ihr euch und trinkt gegenseitig euer Blut.“

„Was …?“ Kagome fuhr vollkommen entsetzt zu dem Daiyoukai neben sich herum. Nur um festzustellen, dass der auch nicht gerade begeistert wirkte. Eher resigniert. Nein, dem gefiel das auch ganz und gar nicht. Aber für Inu Yasha … ja. Für den armen Hanyou, der offensichtlich in mehr als einer Klemme steckte, aus der nur sie beide ihn herausholen konnten. „Ja, schon gut,“ sagte sie eilig, sich erneut an den kami wendend. „Ich mache ja mit. Aber, wenn Inu Yasha wirklich, ich meine, wenn er wirklich tot ist, dann existiert doch immer noch dieses bescheuerte Gesetz der Vier.“

„Oh, das lässt sich leicht abschaffen.“ Da ihn miko und Daiyoukai anstarrten: „Kagome darf nicht sterben, sie muss ins Mittelalter zurück, damit die Zeit wieder gerade über den Raum laufen kann, nun ja, auch in die Strudellöcher, schwarzen Löcher und was auch immer. Also bleibt nur eine Möglichkeit. Sesshoumaru muss sterben. Natürlich bringst du dich als Krieger ehrenhaft um, da habe ich wenig Zweifel. Und bitte, schicke erst noch Iwatakko ins Jenseits.“

Sesshoumaru sollte Selbstmord begehen? Kagome spürte förmlich wie die Temperatur absackte und drehte behutsam nur den Kopf. Oh. So hatte er auch drein gesehen als den Halbbrüdern nach dem Kampf gegen So´unga der Geist ihres toten Vaters erschienen war. Er traute offenkundig seinen Ohren nicht.

„Ihr wisst, was zu tun ist.“ Im nächsten Moment war nur noch ein Schimmern da, dann war der kami verschwunden. Er wollte nicht abwarten wann bei dem reizbaren Daiyoukai der Groschen gefallen war.

 

Bokuseno erkannte, wer da in Gefahr schwebte gleich als Kollateralschaden zu enden, und meinte hastig: „Wenn ihr nach Niishima wollte, solltet ihr vielleicht Tessaiga mitnehmen. Wenn Inu Yasha lebt, wird er es benötigen.“

Der Youkai no Taishou atmete tief durch, bemüht sein Youki ebenso unter Kontrolle zu bringen wie seinen Zorn. Das hatte ihm auch noch niemand gesagt – er solle sich umbringen! Und nicht einmal, weil seine Ehre Schaden genommen hatte, sondern schlicht um ein uraltes Gesetz zu brechen, damit er Kagome los war, nun gut, die mit ihrer Reise zurück ins Mittelalter die Welt wieder in Ordnung brachte. Und leider, leider war diese Anweisung von jemandem gekommen, der ihm immerhin noch einen ehrenhaften Tod zubilligen wollte – aber auch in der Lage wäre das selbst in die Tat umzusetzen. Hatte er wirklich am Montag geglaubt das sei der schlimmste Tag seines Lebens? Der endende Donnerstag oder eher, beginnende Freitag toppte das mühelos.

Kagome, die durchaus das Gefühl hatte gerade in Wellen von Youki zu ertrinken, sah ihn besorgt an. „Das, das hat er bestimmt nicht wörtlich gemeint,“ versuchte sie zu beruhigen. „Wichtig ist doch nur, dass wir Inu Yasha finden und du diesen Felskraken umbringst, dann regelt sich doch alles.“

Sagte, die, die auf jeden Fall überleben würde und musste, weil sonst die Welt unterging, wenn sie nicht ins Mittelalter zurückkehren konnte!

Die miko erkannte, dass sie eher Öl in das Feuer gegossen hatte und hob eilig beide Hände. „Jedenfalls hat Bokuseno recht, wir brauchen Tessaiga für Inu Yasha.“

Der alte Magnolienbaum nahm das immerhin als Versuch der Hilfe zur Kenntnis. „Und, je eher ihr nach Niishima und durch den Bannkreis gelangt, umso größer ist doch die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Inu Yasha lebendig vorfindet, oder?“

Ja, das stimmte, dachte der Taishou ingrimmig. Leider war er mit seiner Schwägerin, oder eher Gefährtin, geschlagen, die offenkundig schon wieder Hunger und Durst hatte. Nun gut, auch er sollte zurück ins Schloss um das Gewand aus Feuerrattenhaar zu holen. Inu Yasha würde es ebenso wie Tessaiga benötigen, wenn er noch am Leben war. Und, das sollte der Bruder auch besser sein, denn es war für ihn selbst die einzige Chance diesen Irrsinn zu überleben. Iwatakko sollte sich schon mal ein Grab suchen. Benötigen würde der Kerl es diesmal in alle Ewigkeit!

„Und, nicht zu vergessen,“ fuhr Bokuseno bemüht sanft fort: „Du verfügst ja immer noch über Tenseiga. Du hast ihn doch noch nicht wiederbelebt?“

Nein, hatte er nicht. Nun gut. Die Sache eilte, umso mehr, als sein eigenes Ende da irgendwo hinter der nächsten Ecke wartete. Er wandte den Kopf zu seinem Drachen, der prompt sich umdrehte und weglief.

„Äh …?“ brachte Kagome noch hervor, ehe sie sah, wie ihr Schwager-Ehemann in seinen Ärmel griff und eine kleine, schwarze Perle herauszog. Oh. Offenkundig sollte es erneut in das Jenseits gehen, diesmal um Tessaiga wieder zurück zu holen. Und allem Anschein nach wollte der werte Herr Taishou dann die diretissima nehmen – rein in die Unterwelt und raus in seinem Schloss. Ja, da hatte es wer eilig. Hoffentlich kam sie wenigstens dazu etwas zu essen und zu trinken.

„Bokuseno.“

„Ja?“ Der alte Baumgeist hörte selbst das seine Stimme etwas wackelig war, aber er vermutete, dass passierte jedem, wenn ihn ein ziemlich zorniger Sesshoumaru ansah.

„Warum teilte mir niemand mit, dass Nezumiuro samt Sohn spurlos verschwunden war?“

„Ich kann es nur vermuten. Er wird seinem Schlossvorsteher gesagt haben, dass der ja nichts unternehmen solle bis er zurück ist. Soweit ich mich entsinne ist der ein Lemming, und du weißt ja …“

Ja, alles andere als kampfeslustig oder sich gar in Schwierigkeiten bringen wollend. Da war alles schief gelaufen, was nur schief gehen konnte. Und er hatte jetzt die mehr als zweifelhafte Aussicht sich mit seiner menschlichen Schwägerin durch einen unbrechbaren Bannkreis zu begeben, einen Daiyoukai zu töten – schön, das konnte amüsant werden – und zu guter Letzt sepukku zu begehen um sein Andenken zu bewahren und die Welt zu retten. Was war nur aus seinem schönen ruhigen Leben der letzten Jahrzehnte geworden?

Kagome wartete lieber still. Sie hatte heute Nachmittag seine Laune schon für mies gehalten – das war jetzt einige Stufen höher. Mörderischer. Vermutlich wäre der Daiyoukai in der Lage sie zuerst umzubringen und dann festzustellen, dass die Welt unterging. Und vielleicht dann Tenseiga zu benutzen, schön. Aber eigentlich verspürte sie nicht die mindeste Lust seine Klauen durch sie fahren zu lassen. Als er die Perle warf und sich das Portal öffnete, sprang sie nur wortlos hinein.

Sie war lernfähig, gestand er ihr zu, als er ihr folgte.

 

Und Bokuseno atmete tief durch.

 

Kagome hatte eigentlich erwartet, dass ihr Schwager-Ehemann sie wieder mit seiner Boa einfangen und auf einen der Knochenvögel setzen würde. Zu ihrer Überraschung fühlte sie sich am Handgelenk gepackt. Es gab einen schmerzhaften Ruck, dann baumelte sie unter ihm etwas hilflos zappelnd in der Luft. Immerhin ließ er sie erst aus einem Meter Höhe fallen. Ja, der Kerl war angefressen.

Sie blickte sich um. Ja, da saß der Vater, nun, dessen Skelett, und daneben eingehüllt in Seidentücher – wer?

„Tessaiga,“ kam die Anweisung des unwilligen Daiyoukai, der keinerlei Verzögerungen wünschte, und sich daher schon auf den Sprung empor machte, um die für die Rückkehr in das Diesseits – und für einen weiteren Ausflug hierher - notwendigen Perlen zu besorgen. Leider näherten die sich langsam dem Ende. Nicht weiter verwunderlich.

Tessaiga, ja. Kagome trat zögernd näher. Wieso musste der Typ jetzt abhauen? Es wäre ihr viel lieber gewesen den im Kreuz zu wissen, als sie sich bückte. In Filmen schlug der Tote jetzt seine Decke zurück und packte das ahnungslose Opfer. Unsinn, mahnte sie sich. Das war sicher nicht Inu Yasha, sonst wäre doch der ganze Aufwand, den die Götter betrieben hatten, sinnlos. So bückte sie sich, wenngleich mit angehaltenem Atem, und nahm vorsichtig das Schwert an der Scheide auf. Nichts passierte, sah man davon ab, dass sie mehr spürte als hörte, dass Sesshoumaru hinter ihr landete. Sie wich hastig rückwärts auf eine Linie mit ihm.

Der Taishou musterte mit gewisser Verachtung die verhüllte Gestalt, ehe er die Rechte hob.

Kagome rang nach Atem, als sie sah, dass die Seidentücher unter der Wucht des Klauenangriffs buchstäblich zu Konfetti wurden, einzelne Scherben in der Stille dieser Welt fast überlaut zu Boden fielen. Da sie den Blick auf sich bemerkte, atmete sie tief ein. „Ja, Urasaes Lehmfigur.“

Schön. Dieser Iwatakko war reif. Allerdings die Hexe auch, wenn er den eigenwilligen Gesichtsausdruck Kagomes richtig gedeutet hatte, als die Rede auf Urasae kam. „Spring.“

Wohin? Sie war für einen Moment verwirrt, ehe sie erkannte, dass er bereits wieder ein Portal geöffnet hatte. Ja, da drückte jemand aufs Tempo. Bloß keine Stimmung gegen sich machen, das konnte bei der Laune nur schmerzhaft werden, selbst, wenn er sie nicht umbringen sollte.

 

Sie landete etwas unelegant auf dem Schlossvorplatz und fand sich sofort von Kriegern allerlei Arten und beiderlei Geschlechts umringt. Nun ja, ein solches Portal löste sicher Alarm aus, wobei sich gleich alle entspannten als der Hausherr auftauchte.

Sesshoumaru nahm zur Kenntnis, dass seine Wachen nicht schliefen, ehe er mit ungewohnt langen Schritten in das Schloss ging, eilig gefolgt von Kagome, die Tessaiga fest an sich presste.

Vor den Türen zum Privattrakt herrschte ein ungewöhnliches Gedränge. Tatsächlich knieten dort nicht nur zwei Wachen, sondern auch Noriko, Yukio, der Heiler, und Kampfmeister Uyada als Leiter der Wachen.

Der Taishou schloss aus dieser Versammlung befriedigt, dass Akaro seine Anweisung, dass niemand den Trakt betreten dürfe, bis er selbst wieder da sei, auch buchstäblich so umgesetzt hatte.

Er streckte Uyada die Hand stumm entgegen. Der überreichte eine Papierrolle, wohlweislich ohne ein Wort zu verlieren. Prompt kamen die nächsten Anweisungen: „Noriko, Bogen und einen Köcher voll Pfeile für Kagome, Uyada, die zwei Wachen hier lass ablösen. Akaro.“ Das war ein Lob. „Yukio, komm mit. Kagome, pack.“

Alle Genannten, bis auf Akaro, der sich nur stolz etwas verneigte, hatte er doch alles richtig gemacht, kamen hastig ihren Anweisungen nach.

 

Kagome sah sich in ihrem Zimmer um. Sie sollte packen, Na toll. Was nahm man für einen Ausflug in einen Bannkreis mit, wenn es gegen einen Daiyoukai und eine Hexe ging? Immerhin, das musste sie Sesshoumaru zubilligen, trotz aller Wut nahm er sich zusammen, blieb sachlich – und traute ihr offenkundig zu zu wissen worauf es ankam. Sie trank erst einmal durstig fast einen Liter Tee, ehe sie ihren Rucksack nahm und den eilig mit Trinken füllte, suchte in dem, was an Essen noch übrig war, was man davon auch noch essen konnte. Dann überlegte sie kurz, ehe sie die Sandalen abstreifte und sich ihre Turnschuhe schnappte. Das war vermutlich für eine Querfeldeinwanderung oder auch einen Kampf besser, wenn niemand wusste, was da in diesem Bannkreis verborgen war. Weiße Turnschuhe entsprachen zwar nicht dem normalen Bild einer miko, aber sie wollte den sehen, der dazu ein Wort verlor.

Oh ja, sie sollte noch schnell was erledigen, da sie kaum annahm, dass der Herr Schwager-Ehemann auf menschliche Bedürfnisse Rücksicht nehmen würde, zumal, wenn da noch sein Selbstmord im Raum stand. Diese Woche hatte es wahrlich in sich, für sie alle beide, das musste sie zugeben. Und mahnte sich prompt nicht in Selbstmitleid zu zerfließen. Für sie war es anstrengend, ungewohnt, ja, aber Sesshoumaru hatte mit dem praktisch schon eingeplanten sepukku eindeutig die schlechteren Karten gezogen. Und, was mit dem armen Inu Yasha passiert war oder passierte, daran wollte sie nicht einmal denken. Sie musste durchhalten, es schaffen, für ihn, naja, eigentlich für ihre beiden Ehemänner. Wie schräg das klang.

 

Sesshoumaru blieb in seinem privaten Arbeitszimmer stehen und rollte den Bericht auf. Er suchte zwei Namen an einem bestimmten Tag, mit einer bestimmten Aufgabe. Nicht Hiroshi gehörten diese nachlässigen Wachen, sondern Isamu. Auch ein mächtiger Vasall, dessen Tochter …. dessen Tochter Hiroshis einzigen Sohn geheiratet hatte. Hm. Das verdiente der Überlegung. Vor allem, wenn er das so überflog, kamen eine Menge Leute zur Ausbildung her. Hatte es sich etwa eingeschlichen, dass seine Gefolgsleute auf seine Kosten ihr Militär ausbilden ließen? Das sollte man schleunigst korrigieren. Nicht jetzt, allerdings. Er ließ den Bericht achtlos zu Boden fallen. „Yukio, Inu Yasha wurde vergiftet, von einer Youkaihexe namens Urasae. Ziel war es ihn scheintot wirken zu lassen um ihn entführen zu können. Offenkundig gelang es ihr sich hier einzuschleichen und dich zu überwachen.“

„Immer, wenn es Inu Yasha-sama besser ging, verschlechterte sich sein Zustand.“

Gut, da dachte wer mit. „Vermutlich hatte sie musha dabei, die ein Daiyoukai Iwatakko aus sich erschuf.“ Seltsam. Er hatte noch nie gesehen, dass die schwarzen Schuppen im Gesicht des Herrn der Kappa sich entfärbten. „Sagt er dir was?“

„Iwatakko, der Verderber. Ich hörte nur Legenden von ihm, aus meiner Kindheit. Er muss doch schon uralt sein. Aber es hieß, er sei tot.“

„Er ist es schon.“

„Ihr wollt Euch darum kümmern?“ Yukio wusste, dass das eine überflüssige Frage war. Das war die Aufgabe des Taishou und darum folgten sie ihm. Er war ihr Schutz. „Die Kappa nannten ihn den Verderber, denn es gelang ihm, wie gesagt, ich entsinne mich nur Legenden, die mir als Kind erzählt wurden, Bäche und kleine Flüsse so zu verändern, zu verderben, dass die darin lebenden Fische und Kappa bewusstlos wurden. Er fraß sie angeblich.“

„Überprüfe deine Medikamente. Wenn Inu Yasha lebend zurück kommt, wird er entgiftet werden müssen.“

Yukio verneigte sich nur und ging. Da würde jemand alles daiyoukaimögliche unternehmen um den Bruder lebendig zurückzuholen – und Iwatakko war eigentlich bereits so tot wie nur irgendwer, der auf seinen beiden Beinen herumlief. Allerdings wusste der alte Heiler nur zu gut, dass man einen lebenden Daiyoukai vom Schlage Iwatakkos nie unterschätzen sollte. Oh. Kagome stand bereits vor ihrer Tür und Noriko reichte ihr Pfeilköcher und Bogen. Sesshoumaru war kein Narr. An solche Unterstützung mochte Iwatakko nicht gedacht haben. Und da war ja auch noch die Hexe.

 

Der Taishou stand bereits in seinem Schlafzimmer und öffnete einen seiner privatesten Bannkreise, nahm das rote Gewand heraus, das er dort verborgen hatte. Inu Yasha. Warum nur hatte er selbst das hier behalten? Hatte er doch geahnt, dass etwas nicht stimmte? Er wandte den Kopf. Jaken? Was war denn nun schon wieder los?

Der Kappa sah, wie sich die langen Finger in den Stoff gegraben hatten und vermutete Trauer. Da er sich auch als nützlich erweisen wollte, schließlich hatte den letzten, offenbar wichtigen, Auftrag Myouga erhalten, meinte er: „Es ist schwer für Euch, dass Euer Bruder starb. Aber Ihr lebt. Sagt Euch einfach immer, Sesshoumaru-sama, so wie heute will ich von nun an den Rest meines Lebens genießen.“

Erst, nachdem Jaken drei Wände aus Holz und Papier durchflogen hatte und hilflos die Treppe in die Empfangshalle hinunter kollerte, dämmerte ihm, dass er wohl irgendetwas Falsches gesagt hatte.

 
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SUCy
2021-12-21T19:28:32+00:00 21.12.2021 20:28
Es wird immer spannender! Und Sess seine Laune immer düsterer XD
Der arme Jaken, das war wohl ein Fettnäpfchen XD
Antwort von:  Hotepneith
21.12.2021 20:53
Würde deine Laune nciht auch immer düsterer werden, wenn an deinem Ab - und leider dem Überleben diener Schwägerin das Schicksal der Welt hängt? Und ja, jemand sollte Jaken sienen Anbreisskalender mit 365Sinnsprüchen für jeden Tag wegnehemen. Könnte gesünder für ihn sein.

hotep


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