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Schleifen in Blut und Zeit

Ein Todesfall, eine Hochzeit und die Krümmung der Raumzeit
von

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Bindung


 

K

agome saß noch immer unter dem uralten Baum und dachte nach. Sie hatte das Weinen aufgehört, ihre Mutter sie soweit beruhigen können, aber sie brauchte nur einen Blick seitwärts zum Brunnenhäuschen zu werfen um die Welt nicht mehr zu verstehen. Da war eine fremdartige, unbekannte Magie, die ihr den Weg zu ihrem Hanyou versperrte. Warum nur? Natürlich wusste auch sie, dass es Magie gab, man konnte nicht mit einem Hanyou durch das Mittelalter ziehen, selbst praktisch eine ungelernte miko sein, ohne das zu wissen. Aber ihr war beim besten, oder eher schlechtesten, Willen nicht klar, wen sie dermaßen verärgert haben könnte. Doch etwa Kikyou? Aber sie hatte gedacht, sie wären durchaus in gewissem Frieden geschieden.

Schön. Sie richtete sich etwas auf. Sie sollte sich an ihren eigenen Plan halten und heute noch abwarten, sich morgen allerdings um jeden Preis an Sesshoumaru wenden. Vielleicht wusste der, was hier so schief lief, vielleicht wusste er, wo man nachfragen konnte. Sicher, sie hatte ihn nicht unbedingt als sonderlich hilfsbereit kennengelernt, aber wenn sie so bedachte, wie er mit Rin umgegangen war, offenkundig auch später, oder eher vor kurzer Zeit, mit Inu Yasha … Vielleicht wollte er ihr helfen, oder sah zumindest die Notwendigkeit ein, dass sie wieder in das Mittelalter konnte. Kouga hatte doch gesagt, das sei ihr gelungen – also, wenn man nicht alles durcheinander bringen wollte, sollte man etwas gegen diesen mehr als eigenartigen Zauber unternehmen.

Kouga.

Sie wandte den Kopf als sie Youki sich nähern spürte. Wie schon bei ihrem ersten Treffen glitt der tarnende Bannkreis wie ein Wasserschleier für sie beiseite. „Was stimmt nicht?“ fragte sie direkt.

„Tja. Wenn das alle so genau wüssten,“ gab er zu und kam heran. „Es gab wegen dir schon eine Ratssitzung, aber nein, ich darf darüber nicht reden, geheim. Allerdings will sich Sess ...der Taishou mit dir unterhalten und ich denke, der kann dir dann alles erklären, soweit wir es wissen, jedenfalls.“

„Ach ja?“ Sie klang kämpferisch. Da war die Lösung, so nahe, und jetzt zierte sich dieser dämliche Wolf?

Der Daiyoukai hob eine Hand. „Reg dich nicht auf. Geheime Besprechungen sollen das auch bleiben, da haben wir alle einen Eid geschworen. Und du kannst doch nicht wollen, dass ich wegen Verrates dran bin. Sesshoumaru darf und will mit dir reden, also komm schon mit, wenn du neugierig bist. Bin ich übrigens auch. Das ist eine ganz eigene Form der Magie. Sehr mächtig, das kann sogar ich spüren.“

Das entsprach leider den Tatsachen. „Und du willst mir auch nicht sagen, was das Ganze soll?“

„Ich sag ja, der Taishou … Komm schon, Kagome, du kannst nicht vergessen haben wie ungemütlich der Kerl werden kann, wenn man ihn hintergehen will.“

„Ja, schon gut, ich komme ja mit. Soll ich … oh, warte einen Moment. Ich ziehe mir das Gewand über, das von einer miko, dann kann ich es ihm zurückgeben und mein eigenes Zeug wieder mitnehmen. Das liegt doch sicher noch im Schloss herum.“

Ja, und zwar gewaschen und getrocknet in den Räumen der Gefährtin, aber Kouga hatte einen gesunden Selbsterhaltungstrieb. „Dann beeile dich. Je eher dieser Bann gebrochen ist, desto besser. Das ist eine sehr alte Magie. Und eben, sehr mächtig.“

„Und sehr eigen, fremd. Das war kein Youkai.“

Nein, sondern vier Youkaifürsten und deren Blut, aber das sollte er lieber nicht ausplaudern. „Sehr fremd, ich habe das noch nie so zu spüren bekommen. Keiner vom Rat. Jetzt komm, es ist schon nachmittags und der werte Taishou kehrte gegen Mittag in alles andere als guter Laune, nein, er zeigt ja nie welche, aber so in etwa, zurück und berief unverzüglich diese Ratssitzung ein. Eben, top secret. Und ich soll dich holen, weil es sich ja irgendwie auch um dich handelt.“

„Stimmt, ich kann nämlich nicht mehr in die Vergangenheit zurück. Wenn ich den Idioten erwische, der mir das hier alles eingebrockt hat.“

Der Herr der Wölfe hielt es für erklärlich besser ihr nicht zu sagen, dass sie sich in diesem Fall mit den ersten vier Youkaifürsten Japans plus dem jetzigen Taishou plus dem gesamten Rat anlegen würde. Und das so nebenbei das Ende der Welt bedeuten würde. Er würde ja zu gerne Mäuschen spielen und zuhören, was davon Sesshoumaru alles seiner Schwägerin oder eigentlich Ehefrau erzählen wollte und würde – und vor allem, wie diese darauf reagierte, aber die Anweisung war klar gewesen: sie in das private Arbeitszimmer bringen und verschwinden. Den Herrn der Hundeyoukai bespannen zu wollen war noch nie eine sonderlich gute Idee gewesen, wie vor langen Jahren ein ebensolcher feststellen durfte, der unbedingt herausfinden wollte mit wem der Taishou das Bett teilte, und durch das vergitterte Schlafzimmerfenster gespäht hatte. Nun ja, das Fenster hatte man neu machen können, den tranchierten Youkai nicht. Allerdings gab Kouga zu, dass er ähnlich reagieren würde, wenn sich jemand so an seine Ayame heranschleichen wollte. „Beeile dich jetzt mit dem Umziehen, das Auto steht im Parkverbot.“

„Ach, du fährst diesmal selbst?“

„He, ich habe einen Führerschein, keine Panik.“

„Bin gleich wieder da, du kannst schon zum Auto gehen!“ rief sie noch und rannte weg, doch zu neugierig geworden, was diese ganze Geheimnistuerei sollte. Diese Youkai taten ja gerade so, als ob an diesem Bann die ganze Erde hängen würde! Sicher, es war ein Problem, aber das konnte man doch bestimmt lösen. Selbst ohne ihren Hanyou. Sie musste schon wieder schlucken. Aber immerhin war das andere doch Sesshoumaru und Kouga hatte doch auch viel Erfahrung, von diesem Fuchsherrn ganz zu schweigen. In den Sagen hieß es ja immer, der sei der zaubermächtigste Dämon in ganz Japan, womöglich sogar darüber hinaus. Sie würde einfach lieb um Hilfe bitten. In Punkto Sesshoumaru würde sie vermutlich zwar deutlich weniger Erfolg haben als Rin, aber der wollte sie ja wohl in die Vergangenheit loswerden, oder eher, das wieder so werden lassen, wie er es in Erinnerung hatte. Du liebe Güte, war das alles verworren geworden.

 

Sie warf sich keuchend in den Kleinwagen,wo Kouga bereits am Steuer saß. „War ich schnell?“

„Naja.“ Er startete. „Und ehe du fragst, ja, das ist mein Privatwagen. In Tokio fahre ich lieber mit dem.“

„Kannst du mir nicht einen Tipp geben? Es hat mit dem Bann zu tun, der so plötzlich aufgetaucht ist. Betrifft der nur mich?“

„Wenn du außer dir noch jemanden kennst, der permanent zwischen den Zeiten rumkugelt, nein.“

„Wenn ich nur wüsste, was da falsch gelaufen ist. Ich wollte wie immer einfach springen, als sich der Brunnen wieder geöffnet hat, dann dachte ich, es geht nicht, weil Inu Yasha … weil er nach mir rief. Aber das jetzt ist etwas anderes, irgendwie. Ich kann es fühlen, jedoch nicht beschreiben.“

„Naja, Magie ist nicht so ganz meine Sache. Mir reicht es schon mein Youki mit dem der anderen im Rat verbinden zu müssen. Da muss man sich schon konzentrieren, um sich anzugleichen. - Ich hoffe, du hast deiner Familie gesagt, dass es spät oder auch morgen werden kann. Ich glaube, wenn der Taishou dir alles erklärt hat ist noch eine Ratssitzung fällig, oder sonst was. Das artet langsam echt in Arbeit aus.“

„Regierung ist immer Arbeit“ erklärte sie prompt. „Es gibt keine Macht ohne Leiden, sagte mein Lehrer in Geschichte.“ Ob das auch für die ihre galt? Sie hatte bislang eher mit Hexen oder eben Kikyou Scherereien diesbezüglich gehabt. Nun ja, Naraku war eben ein anderes Kaliber.

„Nun ja, zumindest nicht ohne Anstrengung,“ gab der Wolf zu. „Ich habe ziemlich gebraucht um zu einem Daiyoukai zu werden.“

„Dabei bist du doch so stark geworden, in der ganzen Naraku-Sache.“

„Schon, aber das reicht eben nicht. Dazu gehört auch, dass man sein Youki, bei dir wohl eher deine läuternde Sache, beherrschen kann, sich konzentrieren kann. Die Besten, die ich kenne, sind da Shinichi, der Kitsune no kyuu, und auch der Herr der Marderhunde, Tomi. Und in ganz anderer Hinsicht eben auch dein ...äh, dein Schwager.“ Jetzt hätte er doch fast geplaudert. Und mochte auch Sesshoumaru noch nie ohne Ursache, zumindest in dessen Augen, getötet haben – das Verraten von Staatsgeheimnissen, noch dazu seinen Geheimnissen, gehörte mit Sicherheit dazu.

„Lass mich raten, er ist Krieger, die anderen Magier?“

„Kann man so sehen, ja.“ Er ordnete sich auf die Fahrbahn ein. „Und jetzt tu mir den Gefallen und frag nicht weiter nach. In zwei Stunden wirst du alles zu hören bekommen, was du willst.“ Oder auch nicht willst, aber auch da hielt er lieber den Mund. Er war kein Jüngling mehr, sondern für das gesamte Volk der Wölfe verantwortlich.

 

Kagome fühlte sich an die Vergangenheit vor zwei Tagen erinnert. Wieder hastete sie hinter dem Wolfsyoukai die Stufen des Schlosses hoch, wieder standen überall Krieger und huschten andere Youkai durch die Gänge. Ja, offensichtlich war der Rat noch immer hier. Und warum gingen sie jetzt wieder in den ersten Stock, in dem die Privaträume lagen? Immerhin in kein Schlafzimmer, dachte sie dann unwillkürlich, als eine Tür, vor der eindeutig zwei Hundekrieger standen, vor Kouga beiseite geschoben wurde. Das war unmissverständlich ein Arbeitszimmer.

Sie ging jedoch hinein, hörte noch, wie die Tür hinter ihr geschlossen wurde, ehe sie das ungewöhnliche Bild vor sich musterte. Ungewöhnlich daran war nicht der Sitz des Hausherrn auf einem niedrigen hölzernen Podest auf einer Tatamimatte, das kleine Schreibpult davor. Altmodisch, selbst für einen Nicht-Fürsten, ja. Ungewöhnlicher fand sie dann doch, dass direkt vor diesem Podest rechts und links zwei kleine Youkai saßen, die sie kannte – und die sie anstarrten. Immerhin, Myouga schien es besser zu gehen.

Da sie nur den Flohgeist anguckte, machte der hektisch eine Handbewegung, allerdings gleich mit allen vier Händen.

Ja, dachte sie, es war unhöflich nicht den Schlossherrn zu begrüßen. So sah sie zu ihrem Schwager und neigte entsprechend den Kopf.

„Kagome.“ Die einzige Replik, ehe der Taishou sein Schreibtischchen etwas beiseite schob. Er rechnete mit einer heftigen Reaktion der doch recht veritablen miko, obwohl in diesem Alter eigentlich ihre wahre Macht noch verschlossen sein sollte.

Das war immerhin eine Begrüßung und so ließ sie sich auf der Matte vor dem Podest nieder, bemüht, jetzt keinen Fehler zu machen, der alle ihre Fragen nie beantworten lassen würde. Ehe sie allerdings dazu kam auch nur eine Auskunft zu ihrem Problem zu erheischen, fiel das nächste Wort Sesshoumarus.

„Jaken.“

So blickte sie zu dem Kappa, der den Endruck erweckte nicht sonderlich glücklich zu sein. Gab es nur schlechte Nachrichten? Nach den letzten Tagen war sie gewillt zu glauben jemand hänge ihr etwas vor die Nase, nur, um es ihr wieder zu entziehen und sie weiter in die Trauer zu stürzen. „Ja, Jaken.“ Das klang daher nicht besonders freundlich.

Aber der kleine Berater war Kummer gewohnt. So berichtete er möglich sachlich über Torans Vorschlag, genauer, das uralte Gesetz. Und unterbrach sich erst, als er feststellte, dass die spirituelle Energie vor ihm aufwallte. „Es ist nun einmal ein Gesetz,“ erklärte er eilig.

„Ein saudämliches!“ fauchte Kagome prompt, blickte dann jedoch zu dem Daiyoukai im Raum. Nun ja, wenn sie den auch nur einigermaßen kannte – der war absolut nicht begeistert. Und das erklärte auch, warum Kouga so verschwiegen gewesen war. „Das ist akuter Blödsinn. Ich meine, Kouga sagte, dass ich in die Vergangenheit zurück gekehrt bin. Also bin ich mit Inu Yasha verheiratet. Zwei mal geht nicht. Aus.“

„Nein, da gibt es noch ein Problem.“ Jaken rettete sich in Hüsteln. „Der Blutbann verhindert ja, dass du in die Vergangenheit zurück kannst. Also bist du jetzt Witwe.“

„Das kann auch nur dir einfallen,“ zischte sie mit einem ähnlichen Tonfall wie eine schwarze Mamba kurz vor dem Angriff. „ Du hast selbst gesagt, dass ich nicht in die Vergangenheit zurück kann, wegen des dämlichen Gesetzes und dem noch dämlicheren Blutbann vierer irgendwas für Youkai! ALSO bin ich nicht mit Inu Yasha verheiratet nach eurem Gesetz und also auch nicht seine Witwe und also auch nicht verpflichtet meinen Schwager zu heiraten! Da Kouga mir aber sagte, dass er wisse, dass ich im Mittelalter meinen Hanyou geheiratet habe ...Lasst mich einfach zurück und nix passiert.“

„Das geht doch nicht, du dumme Pute!“ bäumte sich der Kappa auf.

Kagome, die für ähnliche Wortwahl selbst Inu Yasha mehr als zwanzig Mal auf den Boden geschickt hatte, musterte ihn finster, während in ihr nicht nur Zorn, sondern auch ihre Energie weiter hochkroch.

 

Jaken spürte es nur zu deutlich, wie die helle Magie vor ihm immer stärker wurde – und leider auch die dunkle Energie hinter ihm. Es fiel nicht schwer sich auszurechnen, wo genau sich die beiden gegensätzlichen Mächte treffen würden, wenn er jetzt nicht schleunigst einen Ausweg fand. „Äh, ja, das mag ja logisch klingen. Aber es geht eben nicht. Der Blutbann, Blutmagie insgesamt, kann nur gelöst werden, wenn die Bedingungen erfüllt sind. Ergo, du kannst nur zurück, wenn du jetzt Sesshoumaru-sama heiratest und ein Kind bekommst.“

„Eher sterbe ich!“ fauchte die junge Dame, ehe sie einen Blick in das Gesicht ihres Schwagers warf und feststellen durfte, dass dem diese Alternative offenbar gut gefiel. So nahm sie sich zurück. Um ihres eigenen Lebens willen. „Und nein, ich werde Inu Yasha nie betrügen. Egal mit wem und warum. - Außerdem, sollte euch allen Youkai doch klar sein, dass es in jeder Hochzeitszeremonie einen Punkt gibt, an dem die Braut ja oder nein sagen kann. Und ich werde nein sagen!“

Zwei gute Punkte für sie, dachte Sesshoumaru, der sich gerade wünschte, er hätte diese Sachen im Rat erwähnt – und hoffte, diese törichten Berater würden irgendetwas zustande bringen.

Tatsächlich hüstelte nun Myouga. „Kindchen, die Sache ist schlimmer, als du annimmst.“

Kagome sah prompt zu dem Flohgeist. Sie wusste nur zu gut, dass er der Einzige gewesen war, der dem armen Inu Yasha in seiner Kindheit beigestanden, ihm wenigstens irgendetwas erklärt hatte, der Einzige, zu dem der Vertrauen hatte fassen können. Nein, der würde den Hanyou auch nie betrügen, da war sie sicher. So zwang sie sich etwas zur Ruhe. Noch schlimmer, als mit dem adeligsten Massenmörder, den sie kannte, gegen ihren Willen verheiratet zu werden?!

„Äh, leider ist das so mit der Blutmagie, dass sie funktioniert, gleich, was die Betroffenen wollen. Kagome, um es kurz zu machen, du und Sesshoumaru-sama SEID bereits aneinander gebunden, ob ihr nun wollt oder nicht. Alles, was bleibt, ist die Frage wie man diesen Zauber wieder lösen kann.“

Kagome spürte, wie ihr Magen sich plötzlich irgendwo in Kniehöhe zu befinden schien. Sie wurde blass. „Myouga“ hauchte sie endlich, da niemand etwas sagte. „Du ... das kann nicht sein. Du weißt es doch, wie sehr Inu Yasha litt, wie lange er brauchte, um Vertrauen fassen zu können, zuerst zu ...Kikyou, dann zu mir und so. Und dann soll ich hingehen und sagen, oh, ich will mein restliches Leben mit dir verbringen, denn das will ich ….aber ich habe leider in der Zukunft inzwischen deinen Halbbruder geheiratet und mit dem ein Kind, hier, halt mal?“ Der nächste Satz war eindeutig lauter: „Ich habe keine Ahnung, was ihr Youkai gestern getrunken oder geraucht habt, aber das muss wirklich harter Stoff gewesen sein. Nein, ich will und werde Inu Yasha nie betrügen. Ist das klar?“

„Es war ja laut genug,“ murmelte Jaken und musste sich beiseite drehen um einer Welle läuternder Energie zu entgehen.

Sesshoumaru begriff, dass es falsch gewesen war in einer so heiklen Angelegenheit seinen Beratern zu vertrauen. Großartig reden lag ihm nicht, auch nicht, wie er jemanden beruhigen sollte, überzeugen, noch dazu, den er durchaus verstehen konnte. Dass sie Inu Yasha nicht untreu werden wollte – und gewesen war – glaubte er trotz der fliehenden Erinnerung bestätigen zu können. Das war absolut keine falsche Einstellung. Alles, was sie sagte, war, wenngleich menschlich - emotional - durchaus berechtigt.

Myouga war seit Jahrhunderten in den Diensten sehr schwieriger Herrschaften und nickte eifrig. „Ja, ich weiß, Kagome. Wir alle wissen das. Nur, es gibt da ein kleines Problem, dass dir …“ Auch er konnte Schuld gut abwälzen. „Dass dir Jaken sicher erklären kann. Es handelt sich um die Zeit, genauer, eine Zeitschleife.“

„Eine Zeitschleife?“ wiederholte die absolut unwillige Braut verwirrt. „So wie in „Und täglich grüßt das Murmeltier“?“ Da sie jedoch erkannte, dass wohl kein Youkai diesen Film je gesehen hatte: „Es wiederholt sich alles? Aber, wieso wissen wir es denn nicht?“

„Es ist noch schlimmer,“ murmelte der Kröterich, nicht willens, sich irgendeine schmerzhafte Beule durch sie einzuhandeln. „Wir wissen nicht einmal wie oft das schon passiert ist. Und das hat mit dir zu tun. Kennst du Bokuseno?“

„Äh, nein.“

„Natürlich, alter Magnolienbaumgeist, sehr alt und sehr weise. Er sagte uns …“ Jaken versuchte es möglichst wörtlich wiederzugeben und Kagome hörte fast ungläubig zu.

Als er endete hob sie den Kopf, um sich mit einem raschen Blick auf das Gesicht ihres Schwagers Bestätigung zu verschaffen. Eigenartig. Nie zuvor war ihr aufgefallen, dass Inu Yashas Brauen deutlich dicker und schwärzer waren, als die, die nun zusammengezogen über bernsteinfarbenen Augen lagen, die allerdings bereits zu glühen schienen. Sie wusste dass er in seiner wahren Gestalt leuchtend rote Augen hatte – nun, nichts, was man sehen musste. Es schien wirklich ernst zu sein, aber … Ja, aber. „Inu Yasha,“ brachte sie nur hervor. Du liebe Zeit, was war nur seit Sonntag mit der Welt los?

Ja, Inu Yasha, dachte der Taishou. Der hatte sich fein abgesetzt und ihn, nun, um fair zu sein, sie beide, hier in der Bredouille zurück gelassen. Am liebsten würde er in das Jenseits gehen und Vater … Nein, das ziemte sich dem Herrn aller Youkai nicht auch nur zu denken. Aber ihm war gerade bewusst geworden, worin eigentlich die Probleme seiner Schwägerin lagen. Jedenfalls war klar, dass sein beiden Berater unnütz waren und er nun, wie wohl von Anfang an, die Sache in die eigenen Klauen nehmen sollte. „Myouga, Jaken.“

Ein Kopfnicken zur Tür ließ die Beiden aufspringen und förmlich los rennen, alle zwei froh, dass sie noch die Chance erhielten, ehe es hier zur Sache ging. Denn sowohl das Youki des Daiyoukai als auch die leider vollkommen entgegengesetzte, läuternde Magie der miko waberten inzwischen förmlich durch den ganzen Raum und rieben sich fast aneinander. Fast. Noch. Niemand wollte bei dieser Explosion dazwischen sein. Nun eigentlich nicht mal im gleichen Trakt des Schlosses.

Kagome wartete kaum bis die Tür hinter den zwei Youkai zu geschoben wurde. „Ach, der hohe Herr will endlich seinen Heiratsantrag persönlich machen?“ erkundigte sie sich zynisch.

Natürlich überließ man Heiratsverhandlungen seinen Beratern. Oder – tatsächlich. Sie hatte ihm Feigheit unterstellt!

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Stolz und Temperament könnten das Ende der Welt bedeuten, wenn sich da nicht ein bis zwei Leute zusammen nehmen....


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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sanguisdeci
2021-10-16T08:40:54+00:00 16.10.2021 10:40
Herrlich, dieser letzte Satz xDDDD

Ich bin sehr gespannt auf die weitergehende Unterhaltung :D


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