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Urlaub in der Heimat und bei den Yakuza

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Tag 6 – Ein zukünftiger besonderer Tag und der kräftige junge Mann

Tag 6 – Ein zukünftiger besonderer Tag und der kräftige junge Mann
 

~ Adrien ~
 

Oh man, Shirado war gestern Abend vielleicht hartnäckig und gemein. Dabei war meine Rückkehr zum Anwesen doch recht schön gewesen. Wer hat mir einen schönen Abend mit meinem Blondchen bloß vermiest? Ich habe keineswegs damit gerechnet, dass man ihn darüber so schnell informieren würde. Allerdings hätte ich ebenso wenig gedacht, dass der Junge zu einen von Shirados Leuten gehört. Zum Glück hat Papa die versteckten Anspielungen kein bisschen verstanden, sodass ich mir um ihn keine Gedanken machen muss. Egal, ich bin froh, dass der Junge in Sicherheit ist und ich meine Kräfte in dem Augenblick besser unter Kontrolle hatte. Nicht auszudenken, was für einen Schock ich dem Kleinen gegeben hätte. Wenigstens scheint mein Kleines beruhigt zu sein, dass ich die Situation korrekt eingeschätzt und dementsprechend gehandelt habe. Seine dezent intimen Berührungen unter dem Tisch, damit ich ihm alles bloß erzähle, finde ich immer noch eine hinterlistige Art und Weise, aber dafür war meine Zeit vor dem Schlafen recht erfüllend befriedigend gewesen. Heute muss ich um sieben Uhr komplett fertig für meinen Polizeidienst sein. Wie ich auch immer dies bewerkstelligen soll – zumal es sicherlich Vorschriften gibt, die dieser Masamune ignoriert, damit ich meine Strafarbeit verrichten kann. Genau dieser holt mich mit seinem Auto ab und wir fahren ein gutes Stück, bevor wir das Polizeihauptquartier von Towada erreichen. Dort geht es erstmal zu seinem Bezirkschef, der davon erneut in Kenntnis gesetzt wird, dass ich heute die Schicht seines Kollegen übernehme, der sonst mit ihm gemeinsam arbeitet. Das Büro ist mit einem Haufen Akten vollgestellt, sodass man Angst haben muss, dass nur ein falscher Atemzug gleichzeitig der letzte sein wird, bevor die Berge an Papier einen erdrücken. Japan ist doch recht weit technisch fortgeschritten und dann arbeiten sie immer noch mit Papier? Vielleicht ist das auch nur eine Macke vom Bezirkschef, denn die anderen Schreibtische auf dem Weg hierher waren fast frei von Papier. Jedenfalls muss ich mich vorstellen und meinen Grund nennen, weswegen ich heute hier bin.

„…normalerweise müsste ich dies ablehnen und zwar unter einer enormen Menge an Vorbehalte, aber ich schulde Shirado Fleur was und meine Ehre gebietet es mir, meine Schuld zu einem kleinen Teil zu begleichen. Da niemand sonst deine enorme Größe vorweisen kann, musst du meine Ersatzuniform tragen, Junge. Die will ich zurückhaben und halte dich aus großem Ärger heraus. Es ist zwar eine recht ruhige Gegend, jedoch weiß man nie, wann Menschen anfangen zu denken, dass sie im Recht wären und andere nicht. Eine Waffe kann ich dir auf gar keinen Fall mitgeben, zumal der Dienstgrad sowieso Waffen nur in Ausnahmesituationen zulässt. Dein Körper ist deine Waffe und sollte jemand eine Schusswaffe benutzen, bekommst du noch eine kugelsichere Weste mit – immerhin bist du nicht für den Notfall ausgebildet. Das Gebiet umfasst ein Achtel unserer Stadt und die Polizeiwache liegt im Zentrum. Zehn Stunden Arbeitszeit beträgt die Schicht, mit mehreren Pausen, die abwechselnd genommen werden. Soweit alles verstanden, Junge?“

Shirado kennt echt viele Leute in dieser Gegend und dass sogar ein Bezirkspolizeichef bei ihm in der Schuld steht will schon viel heißen, was seine enorme Menge an Auszeichnungen an der Wand preisgibt. Einfach nicken und zustimmen, damit ich aus der Todespapierfalle hinaus kann.

„Aufmerksam bist du ja, Junge. Gut, nimm‘ ihn mit und falls einer von euch eines dieser neun Gesichter seht, ruft direkt Verstärkung – ohne Kompromisse!“

Wir erhalten Fotos – zum Glück welche mit Farbe – ausgehändigt, dessen abgelichtete Menschen wohl gesucht werden und sich womöglich in unserer Gegend aufhalten. Sonst wäre es unnötig, uns die Fotos mitzugeben. Masamune bedankt sich für die Zustimmung und sammelt die Fotos ein, damit wir endlich aus dem Büro können. Direkt geht es zu einem Umkleideraum und ich erhalte von jemanden die Ersatzuniform des Bezirkschefs, die ich mit der Schutzweste anziehe. Passt gerade so, diese Uniform und ich hoffe, dass ich am Ende der Schicht keine aufgescheuerte Haut an einigen Stellen erhalte. Fertig umgezogen geht es zu einem Dienstwagen und wir fahren in das Achtel der Stadt Towada, welches wir bewachen. An der kleinen Polizeiwache angekommen, tauschen wir den Platz mit der vorherigen Schicht, die sich freut endlich Feierabend machen zu können – sie nehmen den Dienstwagen sogar mit, was mich wiederum wundert.

„Noch haben wir Zeit, bevor wir unsere jeweiligen Runden machen müssen. Jetzt erkläre ich dir, was heute alles zu erledigen ist, auf was du achten musst und welche Routen wir abfahren. Die meiste Zeit sind wir beide hier auf der Wache und somit für die Anwohner Ansprechpartner. Meistens kommen sie zu einem Plausch vorbei oder haben ein Anliegen. Viele Bewohner helfen bei Kleinigkeiten sogar mit, also bürde dir nicht alles auf – bringt nur Ärger mit sich, wenn du deinen Körper und Geist überanstrengst. Unsere Präsenz im gesamten Gebiet zu zeigen ist wichtig, damit Verbrecher wissen, dass die Polizei keineswegs schläft. Damit die Routen keinen ganzen Tag dauern, haben wir Fahrräder hier. Da du unserer Sprache mächtig bist, solltest du bei diesen beiden Punkten keine großen Schwierigkeiten erhalten. Jedes kleine Detail vermerken wir nach einem Rundgang in einem Bericht. Weil du jedoch die Gegend nicht kennst, werde nur ich Berichte schreiben und du erzählst mir, was dir aufgefallen ist, während deines Rundgangs. Alleingänge werden bei waffenlosen Aktionen geduldet, sonst rufst du nach Verstärkung. Alles, was du zusätzlich noch brauchst, hängt an deiner Uniform.“

Zudem bekomme ich noch erklärt wie genau ich Verstärkung rufe, wie ich Leute abwimmle, die mich nur aufhalten – selbstverständlich bin ich freundlich dabei – und wie ich Verbrecher zwinge aufzugeben. Allein für diese Erklärungen brauchen wir fast eine Stunde und ich konnte noch keine Fragen stellen, die mich interessieren. Endlich scheint meine Zeit gekommen zu sein.

„Wieso arbeiten wir zehn Stunden und weswegen steht dein Chef in der Schuld von Shirado?“

Erstaunt werde ich angesehen und komme mir dabei irgendwie blöd vor, als ob ich es mir selber nicht beantworten könnte, was ich natürlich keinesfalls kann.

„Zehn Stunden arbeiten wir, weil ich dich mitnehme und ein Kollege beim Geburtstag seiner Tochter etwas länger bei ihr bleiben wollte, sodass er nur sechs Stunden arbeitet, aber die fehlenden zwei Stunden bald ausgeglichen werden. Was den Chef angeht, nun, da frage am besten Hime-sama. Soviel ich weiß, war diese Situation vor meiner Zeit in der Familie.“

Wie alt mein Blondchen da wohl war? Wenigstens werde ich nicht von Masamune gescheucht wie von Daiki oder den Bauarbeitern. Erstmal soll ich draußen neben der Tür stehen und die Straße im Blick haben sowie die vorbeikommenden Leute begrüßen.
 

~ Shirado ~
 

Sollte ich mich schlecht fühlen, weil ich Adrien dermaßen in die Enge getrieben habe? Normalerweise schon, aber ich fand und finde es gerecht, wie ich an die Informationen herangekommen bin – immerhin sind wir zusammen und er sehnt sich nach Intimitäten, die ich noch nicht bereit bin zu geben. Darum sollte das von gestern Abend erstmal reichen. Lediglich den Bericht muss ich heute durchlesen und kann danach anfangen den Familientag zu planen. Yuura bleibt für mich bisher unentdeckt, also ist er wohl noch bei Azure – wobei Joel ebenso fehlt. Achromas hingegen unterhält sich meistens mit Opa Max, Hosuke oder Vater, sodass ich diesen, ohne zu stören, keine Frage bezüglich der beiden stellen kann. Andererseits könnte ich auch jetzt Nathaniel und Marc herbeordern… Ja, das wollte ich sowieso machen, weshalb ich einen meiner Männer anordne, den beiden Bescheid zu geben, dass ich sie bitte in einer halben Stunde spätestens bei mir im Büro haben möchte. In der Zeit kann ich schon mal einige Telefonate führen, die für das Familienfest wichtig sind – immerhin muss alles in vier Tagen fertig sein und der Zeitdruck sollte keineswegs auf die Leute fallen, die ich engagieren werde für diesen Tag. Für mich allein reicht der Druck aus – er ist aushaltbar und ich habe das Budget für das Fest aufgeschrieben bekommen – somit sollte nichts schieflaufen. Mitten in einem Verhandlungsgespräch klopft jemand an meiner Tür und ich entschuldige mich kurz, ehe ich die Person eintreten lasse – allerdings sind es nicht die zwei, die ich erwartet habe, sondern derjenige, den ich zu ihnen schickte. Fragend sehe ich ihn an und er schüttelt nur den Kopf, weswegen ich meine Augen genervt rolle und ihn mit einer Handbewegung auf einen Stuhl vor meinen Arbeitstisch verweise, bis ich das Telefonat erfolgreich beende.

„Hime-sama, beide wollen nicht zu Ihnen kommen – dies haben sie ziemlich harsch und deutlich gesagt.“

„Aha, dann werde ich halt zu denen kommen. Gibt es meine drei Türstürmer noch?“

„Sicher, Hime-sama, jedoch sind alle drei gerade auf Arbeit.“

„Schade, also muss ich Lärm machen. Macht nichts, ich habe meine restliche Arbeit für heute sowieso auf den Nachmittag gelegt. Gehe du bitte deiner Arbeit nach, während ich die beiden auf Trab halte.“

„Aber Hime-sama, ich…“

Seine restlichen Worte höre ich gar nicht mehr, denn ich bin schon weg. Es dauert ein bisschen, aber ich stehe nun vor der Tür, hinter der erneut diese Geräusche zu hören sind, wie vor einigen Tagen. Kurzerhand klopfe ich mit meiner Faust an, damit sie mich hundertprozentig hören.

„So, Nathaniel und Marc, ihr habt genau dreißig Sekunden, nachdem ich aufgehört habe zu reden, damit mir einer von euch die Tür öffnet – ansonsten nutze ich meinen Generalschlüssel. Zwar respektiere ich jede Privatsphäre, aber wir müssen reden und noch mehr Aufschub möchte ich ungern gewährleisten, denn die nächsten Tage werden straff vollgepackt für mich sein.“

Nun heißt es die halbe Minute abzuwarten, in der ich kein einziges Geräusch von der anderen Seite zu hören bekomme, was ich merkwürdig finde. Am Ende der Zeitvorgabe will ich den Schlüssel in das Schloss stecken, als die Tür aufgeht und ein mürrischer wie verschwitzter und viel größerer Nathaniel vor mir steht, was mich etwas aus der Bahn wirft. Fragend erhebe ich eine Augenbraue und er grummelt irgendwas vor sich hin, macht mir jedoch Platz. Der Raum duftet recht streng und ist abgedunkelt. Bisher haben beide nur ein Bett benutzt und dieses sieht nach seit Tagen nicht gewaschen aus, was mich ebenfalls wundert. Marc kommt aus dem Badezimmer und sieht eher peinlich berührt aus, allerdings ist er genauso verschwitzt wie der Orangehaarige. Okay, hier stimmt definitiv irgendwas kein bisschen und ich werde es aus beiden herauspressen. Kurzerhand setze ich mich auf den Sessel, der an einen kleinen Tisch grenzt mit der gleichfarbigen Couch und zeige stumpf auf das leere Möbelstück, damit beide haargenau wissen, dass ich mich keineswegs abwimmeln lasse. Knurrend verschließt mein Freund die Tür und setzt sich hin, als ob er was Besseres zu tun hätte, anstatt mit mir zu reden. Oh ja, beide verheimlichen mir was und dies hat Nathaniel verändert – ich komme nur nicht auf den Punkt. Eingeschüchtert setzt sich Marc hin und ich atme konzentriert aus, damit beide wissen, dass es losgeht. Doch bleiben mir die Worte im Mund stecken, denn der Hobbyschreiber spricht zuerst.

„Tut mir Leid, ich bin ein Dämon, ein Sukkubus, um genau zu sein. Meine Großeltern haben mich zur Überwachung des Siegelmeisters nach Paris geschickt – na ja, eher zur Überwachung von Europa. Jedenfalls habe ich Nathaniel mit den Genen eines Inkubus ausgestattet und wir beide sind im Moment sexuell sehr erregt, sodass wir die meiste Zeit nur Sex haben und es tut mir Leid, dass ich das verschwiegen habe sowie einfach so gehandelt und…“

„Ganz ruhig, Marc, ich will euch beiden gar nichts antun, sondern nur mit euch reden – wobei ich zugeben muss, dass du eine extrem scharfe Bombe hast hochgehen lassen.“

Die Doppeldeutigkeit habe ich bewusst gewählt und siehe da, selbst Nathaniel wird rot – also steckt noch was von ihm selbst in diesem neuen Körper. Somit war die Verwandlung kein Stück wirklich erzwungen, was mich an Adrien erinnert. Leider kann ich Achromas gerade nicht herbeirufen lassen, denn dann hätte ich eine konkrete Gewissheit.

„Lediglich bin ich extrem enttäuscht, dass ihr beiden mir dies verschwiegen habt – ich dachte, dass wir Freunde wären. Besonders von dir bin ich enttäuscht, Nathaniel. ABER kann ich eure Verschwiegenheit gleichzeitig verstehen – es ist eben eine ungewöhnliche Art und Weise, die ich gerade verarbeiten muss. Situationstechnisch müsste ich euch beide, da wir hier auf dem Grundstück der Familie Yato sind und ich meinem Titel gerecht werden muss, hart bestrafen für dieses Schweigen. Jedoch denke ich mir, dass ihr jedenfalls ehrlich sein solltet und dann wird es schon gut sein. Hosuke glättet die Wogen.“

Erleichtert atmet Marc aus und Nathaniel sieht mich an, als ob er mehr erwarten würde – was keineswegs weit hergeholt ist, denn es kommt noch mehr, er kennt mich echt gut.

„Dennoch brauche ich mehr Informationen – sofern deine Großeltern dir erlaubt haben zu erklären, weswegen du hier bist, Marc.“

Unschlüssig sieht er zu mir, ehe er nickt und wohl gerade im Kopf zusammensammelt, was er erzählen kann und darf. Gespannt bin ich schon darauf, denn mit den ganzen Geschehnissen sollte es mich keineswegs überraschen, dass es Dämonen gibt.

„Oma und Opa sind ganz besonders. Opa ist der Herrscher der Unterwelt, da Uropa zurückgetreten ist und hat die negative Macht inne, während Oma noch früher ein Mensch war, die positive sowie heilige Macht dazu erhielt und zu einem heiligen Wesen wurde, welches die Mystische Ebene als Heimat hat. Zwischen den beiden gibt es noch Onkel Seimei, welcher die neutrale Macht in sich trägt. Diese drei wachen über diese Dimension – als einzige noch existierende hohe Wesen. Sie drei haben dafür gesorgt, dass das Geschlecht der Siegelmeister nicht ausstirbt und die Geburt des männlichen Erben hinausgezögert, bis die Zeit reif dafür war. Deren Auswirkung auf die Verzögerung war eine verkürzte Lebenszeit jeglicher weiblichen Nachkommen. Ihre Namen, bis auf Onkel Seimei, darf ich dir niemals nennen. Ausführen darf ich jedoch, wieso Tante Mitsunari Siegelmeister geworden ist. Oma erhielt als Mensch so viel verschiedene Kräfte, dass der Körper daran zerbrochen wäre. Damit dies verhindert wird, hat Oma sich erfragt, ob es möglich wäre ein heiliges Wesen zu werden, damit ein Kontrast zwischen Onkel Seimei und Opa vorhanden sein würde. Dreifaltigkeit des Seins – so hat Oma es genannt und es hat funktioniert. Somit konnte Oma die anderen Mitstreiter besser unterstützen und so auch Tante Mitsunari. Dieser wurde von Onkel Kiyomasa, der schon ein Dämon war zu dieser Zeit, oft gebettet und war meistens zu müde, um sich wirklich ausruhen zu wollen. Für andere mag das merkwürdig klingen, aber Oma hat diese Miraculous bei sich im Zimmer eines Tages gefunden und wusste direkt, was zu tun war. In Anbetracht all der Umstände hat Oma nicht nur Tante Mitsunari zu einem heiligen Wesen gemacht, sondern einige andere ebenfalls und Opa musste, damit der Plan klappte, deren Partner in Dämonen wandeln, sodass das Gleichgewicht der Neutralität aufrechterhalten bleibt. Dadurch war es möglich, die Miraculous zu schützen und die Träger somit zu sensibilisieren, was für Kräfte sie mit den Schmuckstücken erhielten. Hinsichtlich der Umwandlung vom Menschen zu heiligem Wesen hat Oma eine Macht nicht beibehalten können und dies war die des Siegelmeisters. Diese Macht ging auf Tante Mitsunari über und somit auf dich, Shirado, allerdings gab es eine Menge Schwierigkeiten. Zu der Zeit waren die Feinde dermaßen stark und haben aus anderen Dimensionen eine riesige Armee zusammengestellt, welche eine hohe Anzahl an Verlusten auf unserer Seite nach sich zog – wie der Tod von Tante Mitsunari am Ende. All die Gefallenen konnte Oma zu sich holen oder Opa hat es getan – je nach Wesensart – und diese haben einen Astralkörper erhalten. Onkel Kiyomasa hingegen hatte überlebt und wurde von vielen Frauen unter Drogen gesetzt, sodass eine neue Gattung entstand – komisch aussehende Dämonen, die wir Oni nannten und nun Infernale heißen. Wegen der hohen Schande, hat sich Onkel Kiyomasa dazu entschlossen in den Tod zu gehen, damit er mit Tante Mitsunari vereint bleibt, anstatt ausgenutzt zu werden. Weshalb die Infernale eine eigene Welt haben, kann ich dir leider keinesfalls sagen. Soweit ich weiß, werden die direkten Nachkommen der beiden – nicht hundertprozentig genetisch – sich in der Zeit gegenseitig finden, wenn das letzte Siegel kreiert werden muss. Shirado, du bist der Siegelmeister und es gibt jemanden, der dir am nächsten steht, wie sonst niemand.“

Dass er stoppt stört mich ein wenig, aber er will wohl, dass ich mir soweit Gedanken machen kann. Selbst Nathaniel wirkt in Gedanken versunken. Also, zur Zeit des Himmelssiegels gab es wohl eine viel größere Komplikation, als uns die Nachwelt weismachen will. Wenn dem so ist und Marc ein Überlebender wäre, dann ist er mehrere Hunderte an Jahren alt! Zwar hat er gesagt, dass er ein Sukkubus ist, allerdings kann es kaum sein, dass er kein Stück gealtert wäre. Ewig jung und langes Leben – recht schwer vorstellbar, obwohl es wahr sein muss, denn sonst sitzt er ja nicht hier im Raum. Kopfschmerzen melden sich bei mir. Und wenn ich es korrekt herauskristallisiere, würde ich mich automatisch zu dem direkten Nachfahren von Kiyomasa Kato hingezogen fühlen. Keisuke kann es unmöglich sein, aber Cat Noir und Adrien…, hat er überhaupt japanische Vorfahren? Oder muss ich denjenigen finden und würde mich in diesen verlieben, sodass ich die beiden Franzosen ausblende? …mir gefällt dies eher weniger. Tief seufze ich und blicke direkt in die Augen von dem Sukkubus.

„Könnte ich irgendwie herausfinden, wer der Nachfahre von Kiyomasa Kato wäre?“

Verneinend schüttelt er den Kopf und ich seufze erneut. Kann es denn nicht mal einfach im Leben laufen? Um Geld muss ich mir zwar keine großen Sorgen machen, jedoch andere und diese gilt es zu sichern – auch wenn ich dabei jemand vollkommen Fremdes plötzlich anfange zu lieben. Hauptsache ich verletze die beiden Blonden keineswegs.

„Gut, ich akzeptiere das bescheuerte Schicksal einfach mal – ändern kann ich dieses leider nicht, so wie du geklungen hast, Marc. Wie ist denn dein richtiger Name?“

„Ähm…, meine Mama trägt den lateinischen Namen für die Sünde der Wollust, Luxuria, und mein Papa heißt Luka. Papa hat Mamas Namen angenommen, sodass der Nachname Shiva lautet – ich trage ein Namensgemisch der beiden – Luria Shiva. Wie die lateinischen Namen entstanden sind kann nur Oma erklären, denn sie hat Opa vollkommen aus der Namensgebung ausgeschlossen.“

Luria… Marc… Mein Kopf…

„Bleibt allerdings bei Marc, denn mein wahrer Name erregt nur Aufmerksamkeit, die wir keinesfalls gebrauchen.“

Darauf wette ich sogar. Zu viele Informationen und Fragen mischen sich in meinem Kopf, aber ich wollte es unbedingt so, weswegen ich durch diese Tortur muss.

„Fürwahr ist das alles ein dicker, fettiger, schwer zu verdauender Happen – konzentrieren wir uns nun auf euch beide und den Rest verarbeite ich am Abend – heute Nachmittag habe ich noch eine Menge vor.“

Beide nicken mir dieses Mal zu und was ich dann zu hören bekomme, lässt mich empört beide Köpfe waschen.
 

~ Adrien ~
 

Viele Hausfrauen und ältere Damen kamen vorbei. Sie alle haben versucht mich mit ihren Töchtern oder Enkeltöchtern zu verkuppeln, nachdem sie mir ein bisschen erzählt haben. Japaner sind doch eher in familiären Angelegenheiten verschwiegen oder habe ich dies falsch in Erinnerung? All diese abzuwimmeln war schwierig, ohne dabei zu viel von mir selbst preiszugeben. Groß, gut gebaut und ein ehrenvoller Job in Uniform scheint das Denken bei denen irgendwie ausgesetzt zu haben. Wegen dem Andrang durch mich, habe ich die erste Runde erhalten und strample die Route ab, die Masamune mir auf einer Karte aufmalte. Bisher war nichts ungewöhnlich und die Leute grüßen einen freundlich – was ich erwidere. Zwischendurch gab es einen kleinen Nachbarschaftsstreit wegen einem zu lauten Hund, aber den konnte ich schlichten. Zufrieden radele ich weiter und bin fast am Ende meiner Tour, da überfallen tatsächlich zwei Menschen einen dieser Konbini. Wozu man 24 Stunden am Tag einkaufen muss ist mir ein großes Rätsel, allerdings scheint es zu funktionieren. Einer von ihnen trägt eine Pistole bei sich, während der andere mit der Beute zum weißen Van rennt. Es sind wohl drei von ihnen. Normal müsste ich den Vorfall melden, doch wären die drei dann weg. Erstmal nutze ich den letzten Schwung des Fahrrads aus und springe ab, sodass das Rad als Ablenkung dient und ich die andere Seite des Fahrzeugs erreichen kann. Andere Fahrzeuge müssen mir ausweichen und es ist riskant, jedoch muss ich die drei aufhalten. Kurzerhand nutze ich meine Kraft und hebe den Van an, sodass er umkippt und die beiden Insassen ordentlich aus der Bahn geworfen werden. Dann nutze ich die überraschte Verwirrung des Waffenträgers aus, indem ich schnell das nun liegende Fahrzeug umrunde und ihn zu Boden presse, sodass er schmerzvoll schreit. Seine Waffe habe ich in meinen Besitz gebracht und zerquetsche sie stumpf vor seinen Augen. Dass er dabei einen ziemlich ängstlichen Laut von sich gibt, ignoriere ich geflissentlich. Einer der Insassen ist herausgekommen und will fliehen, aber ich nutze die zerknautschte Waffe als Wurfgeschoss und er liegt bewusstlos auf den Boden. Ein Fluchtversuch von dem ängstlich zitternden Mann unterbinde ich mit einem harten Schlag gegen die Halsschlagader. Kaum ist der ausgeschaltet, versucht derjenige mit dem Geld abzuhauen, doch den hole ich flink ein, nehme ihm das Geld ab und werfe ihn mit Leichtigkeit zu dem vorherigen Komplizen hin. Bevor noch ein Versuch der Flucht durch diesen erfolgt, schlage ich ihn ebenso bewusstlos. Erst danach sammle ich den zweiten Mann ein und binde alle drei zusammen an einen Baum, damit sie nach der Bewusstlosigkeit keine Zeit mehr haben, um abzuhauen. Schaulustige applaudieren und ich merke erst jetzt, dass ich wie Cat Noir gehandelt habe. Mist, sollten Shirado oder Papa…, keiner von beiden darf davon irgendwas mitbekommen. Vorsichtig stelle ich das Fahrrad auf und rufe die Zentrale, damit die Verstärkung die Kleinkriminellen mitnehmen kann. Direkt darauf melde ich mich bei Masamune und kläre ihn auf. Schelte bekomme ich für meinen Alleingang zu hören, aber er findet, dass ich die Lage gut eingeschätzt habe – trotzdem maßregelt er mich für den alleinigen Weg. Shirado wird das sicherlich ebenfalls machen und ich habe nochmals die Kräfte genutzt, die noch nicht mein Eigentum sind. Hach, könnte ich bloß Kiyomasa erreichen, aber ohne mit meinem Blondchen in einem Bett zu schlafen klappt es kein Stück. Die Wartezeit verkürze ich mit der Befragung der Angestellten sowie der Schaulustigen, notiere die wichtigen Informationen und lasse die Lobpreisungen heraus – wobei die echt übertreiben. Endlich kommen die Polizisten an und dies mit zwei Wagen, was mich wundert, aber wenn die meinen. Sogar ein Abschleppwagen wird bestellt und der schafft es nicht alleine, den Van wieder aufzustellen. Gerade deswegen muss ich nochmals ran und hieve das Gefährt hoch, sammle noch das liegende Geld ein, überreiche es dem Kassierer und wünsche mir, dass die Uniform mindestens drei Nummern größer wäre, denn ich habe es geschafft einige Knöpfe abzutrennen, ohne es zu wollen. Geht wohl nicht anders und ich muss mich von dem Hemd trennen, wenn ich die Station erreicht habe. Hoffentlich nimmt mir der Polizeichef das Debakel keineswegs übel, zumal ich der Öffentlichkeit damit half. Zuerst muss ich meine Runde beenden.
 

~ Shirado ~
 

„Hime-sama!!!“

Dabei dachte ich, dass ich mich deutlicher keineswegs ausdrücken könnte, wenn ich verkünde, dass ich nur während einer Katastrophe gestört werden möchte, wegen meiner Vorbereitungsarbeit. Aber nein, ich bekomme elf meiner Männer in mein Büro, die vergessen haben anzuklopfen und ich sie nachher schelten muss, was erneut Zeit raubt, die mir fehlt. Genervt beschreibt nicht mal annährend meinen Zustand.

„WAS?!“

Dementsprechend frage ich laut und harsch nach, was sie von mir wollen, denn eine Katastrophe liegt hundertprozentig keineswegs vor. Von meinem kleinen Ausbruch schrecken sie kurz zurück und ich erhebe nur fragend eine Augenbraue, damit einer von ihnen eine einsilbige Frage beantwortet – immerhin arbeite ich gerade daran für die Deppen einen schönen Tag zu kreieren, was die normal wissen. Lang atme ich mit geschlossenen Augen aus und frage sanfter nach, was sie von mir wollen – mehr Arbeit brauche ich im Augenblick nämlich keinesfalls, weil ich einige andere Punkte ebenfalls heute noch erledigt haben muss, damit die restlichen Tage angenehmer werden.

„Nun, Hime-sama, wir hatten gerade Pause und einer von uns hat die Nachrichten auf dem Handy gehabt. Dort war Ihr Angebeteter zu sehen, wie er in Polizeiuniform Kleinganoven fertiggemacht hat. Und wir wollten sicher gehen, dass er es auch tatsächlich ist, weswegen wir alle zu Ihnen gekommen sind.“

Seufzend schüttle ich leicht meinen Kopf – manchmal habe ich einige Idioten unter meinen Männern, aber sie sind liebenswert und darauf kommt es für mich an.

„Zeigt mal her, damit ich eure Vermutung bestätigen kann.“

Sollte ich diese überhaupt bestätigen können. Zehn von ihnen stellen sich richtig hin, während einer von ihnen auf seinem Handy herumdrückt, bis wohl das Video zu sehen ist und mir es hinhält. Schaulustige sollten echt verboten oder für eine Nacht hinter Schloss und Riegeln gesperrt werden, denn gaffen ist, in meinen Augen, eine Straftat. Allerdings bekomme ich mit, wie Adrien sich geschmeidig wie ein Kater bewegt, jedoch zuschnappt wie ein Tiger. Seine Bewegungen passen gar nicht zu seinem derzeitigen Körperbau, doch meckern würde ich kein Stück deswegen, denn ich finde ihn heroisch und sehr gutaussehend, wie er die Typen ausknockt, als wäre es nur eine leichte Aufwärmübung – bei seinem Stemmgewicht wäre es ein Wunder, sollte er die Kerle nicht überwältigen können. Die Aufnahme hört beim Applaus auf und ich frage mich, wie die Nachrichtenagentur an das Material kam. Außerdem sind die Bewegungen von ihm ähnlich wie die von Cat Noir gewesen. Eifert der Agreste dem Helden etwa nach? Für mich hat er schon viel getan, was darauf schließen lässt.

„Tja, ihr Lieben, derjenige im Video ist Adrien, allerdings war das Spektakel für ihn nur eine leichte Aufwärmübung, wenn ich seine bisherigen Trainingserfolge in Betracht ziehe.“

Großes, erstauntes Raunen wandert durch meinen Raum und ich denke mir, dass der blonde Schönling einige weitere auf seine Seite ziehen konnte.

„Morgen hat er doch seine Bewährungsprobe – müssen wir diese schwieriger gestalten?“

„Noch schwieriger als jetzt war noch nie eine Bewährungsprobe, also haltet Abstand von der Idee, sonst verdonnere ich euch zur Reinigung aller Gebiete unter meiner Führung und zwar mit einem Zahnstocher und einer Zahnbürste – zwei Jahre werdet ihr sicherlich mindestens dafür brauchen.“

Alle elf salutieren und verzichten auf die Erschwerung der Probe, was gut ist, denn solch eine Strafe würde ich ungern in Kraft setzen.

„Achtet bitte darauf, dass unsere Gäste von Adriens Tat kein einziges Wort mitbekommen – dies würde uns als Familie gefährden.“

„Jawohl, Hime-sama!“

Endlich kann ich sie wegschicken und bin alleine in meinem Arbeitszimmer. Hach, Adrien, was machst du bloß für Sachen? Ausnahmesituation schön und gut, jedoch hättest du sterben können. Weitere Gedanken verfrachte ich erstmal im Kopf woandershin, denn ich muss meine Arbeit erledigen – am heutigen Abend werde ich dem Blonden meine Meinung zum Besten geben.
 

~ Hosuke ~
 

„Anscheinend hat der junge Agreste gezeigt, dass er mehr kann, als er sehen lässt.“

„Tsk! Viel zu viel Aufwand. Er hätte besser direkt die Reifen aufschlitzen und den Fahrer ausknocken können, damit die Verstärkung in Ruhe den anderen hinterherkäme. Voll der Angeber.“

Ein ordentlicher Klaps von mir und er liegt auf dem Boden. Manchmal frage ich mich wirklich weswegen mein Sohn solch ein Trampel und Übeltäter geworden ist – von mir hat er diese Tendenzen sicherlich kein bisschen.

„Wir beide wissen, dass er Cat Noir ist und Shirado am nächsten, neben Xilan und Maximillion. Niemand sonst könnte geschmeidig wie ein junger Kater und gefährlich wie ein Tiger agieren. Sein ganzes Sein spricht dafür und dies finde ich persönlich gut, denn wenn er morgen besteht, gehört er zur Familie. Niemand wird es mit ihm aufnehmen können, sollte Shirado in Gefahr geraten und auch wir können ihm so kaum das Wasser reichen.“

Nichtsdestotrotz stehen wir dem letzten Siegelmeister bei, wie es sich gehört. Feinde radieren wir noch aus, sollte keine Rettung mehr möglich sein, doch ansonsten sorgen wir dafür, dass besonders das Himmelssiegel verschlossen bleibt. Dies darf unsere Prinzessin allerdings nie erfahren, da wir sicherlich eine ordentliche Tracht Standpauken zu hören bekommen oder sogar eine lange Zeit ignoriert werden. Letztere Strafe geht einem direkt ins Herz.

„Trotzdem finde ich es kacke, dass ich nicht das Ende präsentieren kann. Immerhin ist man als Träger dieses Miraculous der Part, der alles Böse, alle Schuld und alle Tode auf sich nimmt, für die der Siegelmeister keine Verarbeitungsmöglichkeiten besitzt, weil zu viel auf diesem lastet. Das, was die Kameras vom Hochzeitstag außen aufgezeichnet haben, beweist nur, wie viel Shirado auf sich nimmt, ohne für die Umstände wirklich schon bereit zu sein.“

Und ich dachte, dass du nur Interesse für deine Bettaktivitäten und Prügeleien hättest, aber da hat unser jüngstes Mitglied anscheinend tiefgehende Eindrücke hinterlassen. Jedoch hat mein Sohn Recht – es ist für den zierlichen Körper zu viel Last. Abnehmen können wir diese keineswegs, sondern nur mildern. Mürbe werden sollte der Siegelmeister nicht, aber ich frage mich, wie lange die derzeitige Handlung bestehen bleibt, mit dem wenigen Wissen, welches er in sich trägt.

„Hast du eine Ahnung, was dieses Mischvieh sein könnte?“

Gerade sehen wir uns erneut die Aufnahmen vom Hochzeitstag an, da die Uhren wundersamerweise stehengeblieben sind, jedoch die Kameras nicht. Es sei denn, jemand hat es so gedreht, dass wir alles zu sehen bekommen.

„Nein – es ist mir vollkommen unbekannt. Keine Folklore, kein Märchen, keine Sage und keine Legende aus irgendeinem Land oder einer Kultur erwähnt das Wesen in detaillierter Beschreibung. Teile von diesem können wir zuordnen, doch eine Mischung aus diesen ist nie schriftlich erfasst worden, soweit unsere Männer nachgeschaut haben.“

„Tja, dann kann Shirado wohl besser uns davon erzählen oder dieser Yuura mit Joel – sollten wir beide überhaupt finden können. Achromas ist vollkommen eingespannt und stören soll man ihn nicht, weswegen nur die beiden und unser Maskottchen bleiben.“

Stimmt, wir können viele Theorien aufstellen, doch ohne direkte Aussagen der Anwesenden bringen uns diese recht wenig. Einiges an Arbeit liegt definitiv noch an.
 

Nachdem wir nochmals das gesamte Video geschaut haben, lassen wir es erstmal für heute sein und ich gehe die Besorgungsliste von Shirado durch, welche ich von der Buchhaltung erhielt, während mein Sohn abhaut. Zwar ist das Budget durch die erhöhte Anzahl seiner Truppe gestiegen, allerdings hat er es geschafft, den Preis soweit beizubehalten wie beim letzten Mal – das restliche Geld geht an Obdachlosen- sowie Waisenheime in unseren Gebieten. Insgesamt sind das zwar nur dreißig Gebäude, doch die Abdeckung stimmt bei uns und dieses Jahr können sie das restliche Budget sicherlich brauchen. Kurzum genehmige ich alles und lasse unseren internen Postjungen am nächsten Tag alles rundbringen. Klopfend kündigt sich ein Besucher an und es ist erstaunlicherweise Gabriel Agreste.

„Schönen Nachmittag, Agreste-san. Was für einen Anlass gibt mir die seltene Ehre des Besuchs?“

Immerhin haben wir bisher nur wenig miteinander gesprochen und meistens nur im Beisein anderer sowie im öffentlichen Raum. Weitere Überlegungen kann ich gleich vergessen, weil er direkt mit der Tür ins Haus fällt.

„Wieso höre ich davon, dass mein Sohn eine Bewährungsprobe machen soll und diese gefährlicher sowie schwerer als sonst ist?!“

„Ah, die Männer sind aufgeregt und kennen kein anderes Thema mehr. Setzen Sie sich erstmal und ich erkläre Ihnen alles.“

Abwartend sehe ich ihn an, denn dass er mein Büro kurz nach einer Antwort schnell verlassen kann, verwehre ich ihm somit. Dass ein erwachsener Geschäftsmann dermaßen unter Strom steht finde ich gefährlich für sein Gemüt sowie seiner Gesundheit. Endlich setzt er sich und sieht mich erwartungsvoll wie streng an.

„Adrien ist ein ganz besonderer Junge, wie Sie sicherlich selber wissen, so als Vater. Jedenfalls kam er von sich aus zu mir und hat darum gebeten – eher gefordert – selbst Mitglied der Familie Yato zu werden. Eine Bewährungsprobe für jemanden, der neu hinzukommen möchte und unten anfängt, ist schon anspruchsvoll, denn nur wer gewillt ist, dem Weg unserer Prinzessin zu folgen, darf eintreten – seit einigen Jahren zumindest – davor gab es viel leichtere Einstiegsmöglichkeiten. Normalerweise ist der Einstieg mit psychologischen Tests verbunden, wer wohin passt, einer Eignungsüberprüfung sowie eigenen Qualifikationen, die man mit sich bringt – ein Zeugnis ist unerwünscht, denn eine Momentaufnahme spiegelt nie den wahren Wert der Person wider. Zum Verständnis habe ich Ihnen den normalen Ablauf erläutert – doch Adrien will es von sich aus am schwersten haben. Seine Position würde die gleiche werden wie die von meinem eigenen Sohn – Nachfolger meiner Wenigkeit. Dementsprechend hoch sind die Anforderungen und folglich die Schwere der Aufgaben, die während der Bewährungsprobe stattfinden. Sie liegen richtig mit Ihrer inneren Vermutung – Shirado ist der ausschlaggebende Punkt für sein Streben auf diese Position, denn nur durch diese, würde er von allen hier als zukünftiger Mann an der Seite unserer Prinzessin anerkannt. Liebe gibt einem die Macht über sich hinauszuwachsen, jedoch verliert man gleichzeitig einen Teil seines Verstandes – was wir beide sicherlich hinter uns haben, nicht wahr? Welche Aufgaben auf ihn zukommen wird niemand verraten, denn die auserwählten Prüfer müssen Stillschweigen wahren. Bevor Sie jedoch allen den bevorstehenden Tag zur Hölle machen wollen, denken Sie daran, dass bei uns andere Regelungen herrschen – maßgeblich von Shirado eingeführt. Zwar sind Sie Gast, aber sollte Ihr Benehmen dermaßen stören, werden Sie in Ihrem Zimmer für den Rest der Tage eingesperrt bleiben.“

Lächelnd spreche ich die Drohung im ernsten Ton aus, denn seine Augen waren ein offenes Buch im gesamten Monolog meinerseits. Sein Sohn bedeutet ihm viel, doch schlummert in ihm ein Wille, der von einem Trauma angetrieben wird. Hoffentlich überwindet er das Trauma, bevor er zu einem Problem wird.

„Ich verstehe. Danke für die Erklärung.“

Nach diesen Worten geht er hinaus und ich wundere mich, weshalb ein solch freundlicher wie warmer Sohn es aushält, bei einem recht kalten Vater zu sein. Wetten abschließen muss ich auch noch, bevor das interne Wettbüro schließt – ich setze selbstverständlich auf den Jungen – wenigstens ein Vater sollte dies für ihn machen.
 

~ Adrien ~
 

Zufrieden fege ich ein bisschen vor der kleinen Polizeistation und winke lächelnd den Passanten nebenbei zu. Durch meinen Alleingang hat Masamune mehr Papierkram von der Zentrale erhalten und der Chef will mich noch persönlich am Ende sehen – sofern ich das laute Gebrüll korrekt verstanden habe. Na ja, ich denke, dass ich gute Arbeit geleistet habe und diese Kleinkriminellen überdenken hoffentlich ihre Tat, damit sie in ein besseres Leben nach ihrer Strafe beginnen können. Auf alle Fälle tat es gut, eine kleine Heldentat als Adrien zu tätigen. Plagg wird das zwar wenig interessieren, aber ihm erzähle ich nachher trotzdem von meinem Tag heute. Erst muss ich allerdings Shirado erweichen, damit seine Standpauke weniger intensiv wird – er hat das Video hundertprozentig gesehen – irgendeiner seiner Männer hat es ihm gezeigt – darauf wette ich sogar. Fertig mit dem Fegen verfrachte ich alles dorthin, wohin es gehört und schaue nach, wie weit mein heutiger Kollege mit den Berichten ist, denn sein Rundgang steht noch aus. Danach haben wir die Schicht beendet und können zurück.

„Dein Alleingang hat mir einiges an Arbeit eingebrockt, jedoch hast du Glück, da du kein echter Polizist bist, sonst gäbe es einen Haufen Strafversetzungen oder Degradierungen für uns beide. Wie dem auch sei, ich mache meine Runde. Du sitzt einfach auf meinen Platz und behältst die Lage der Anliegen im Blick. Wirklich sehr dringende Anliegen erfordern nur dann dein Eintreffen, wenn vier der aufgelisteten Punkte zutreffen – ansonsten schaffen es die Nachbarn selber, die Lage zu lösen. Ist ein Erfahrungswert, den man mit der Zeit erhält. Sollte das Anliegen vier Punkte einfordern, darfst du die Station schließen und helfen – genauso ist es, wenn ich dich als Verstärkung anfordere. Soweit alles verstanden?“

Ihm nicke ich zu und er klopft mir auf die ihm zugewandte Schulter, bevor er sich das Fahrrad nimmt und die letzte Runde für heute übernimmt.
 

Zugegeben, es ist ein sehr schlichtes und einfaches Leben als stationärer Streifenpolizist. Zumindest kommt es mir so vor, weil die Nachbarn sich tatsächlich gegenseitig helfen. Anscheinend kennen sie die Liste und auch die Situation, wenn nur ein Polizist in der Station sein Tagwerk verrichtet. Penibel sind zudem wirklich viele Situationen aufgelistet, die passieren könnten und deswegen habe ich genug damit zu tun, nur nachzugucken, ob meine Hilfe überhaupt gebraucht wird. Gerade eben habe ich eine meckernde Frau gebeten zu gehen, denn eine Lärmbelästigung durch zu lautes Lachen in häufiger Form ist kein Grund die Polizei einzuschalten – Lachen ist gesund und man sollte eher die Freude teilen. Zudem ist es gerade mal früher Abend – da darf man noch laut sein. Kaum sind fünf Minuten vergangen, da geht das Telefon und ich nehme den Anruf an. Es ist überraschend Masamune am anderen Ende der Leitung.

„Hey, Adrien, ich habe die Typen von den Fotos. Sie haben sich wohl nach neuen Gegenden erkundet. Gerade beschatte ich sie. Rufe die Zentrale an und fordere Verstärkung. Am besten nimmst du den Bezirkschef. Fünf Häuserblöcke geradeaus, dann links für drei weitere und am Ende rechts. Du kommst nach der Anforderung und stehst mir bei.“

Damit endet das Gespräch und ich wundere mich, weswegen er nicht selber Verstärkung anfordert. Da fällt mir ein, dass das polizeiliche Funkgerät einige Störgeräusche verursacht. Na ja, dann mache ich es eben und wähle die Direktwahl zum Bezirkschef, der sofort eine Kolonne losschickt und direkt auflegt. Eilig haben die alle es wirklich, diese Typen einzubuchten. Sind die dermaßen gefährlich? Lieber beeile ich mich und schließe ab, sodass Masamune nicht alleine bleiben muss. Seine Wegbeschreibung gehe ich ab und sehe gerade, wie er in Schwierigkeiten steckt, weil sie ihn entdeckt haben. Waffen sehe ich keine, allerdings bin ich zu weit weg, um genauere Beobachtungen durchführen zu können. Deswegen verringere ich meinen Abstand zu ihnen und bekomme einen besseren Einblick.

„Was will ein niederer Polizist von uns, hä?! Weißte nicht, wer wir sind, hä?!“

Shirado würde in diesem Moment eine kleine Krise erhalten, denn der Typ spricht seine eigene Landessprache schlecht und würde diesen verbessern – es sei denn, dies ist bei ihm angeboren oder durch irgendwas ausgelöst worden. Mein Blondchen ist schon jemand, der mehr an andere denkt – wenn auch mit manchmal merkwürdigen Ideen, wie einem Bezirkschef der Polizei zu helfen, wenn man an sich einer Yakuza angehört.

„Ihr seid in meiner Nachbarschaft, also ist es doch wohl klar, was ich von euch will – Personalien und Beweggründe, da ihr wegen Einbruch angezeigt werdet.“

Ziemlich cool und gelassen geht mein heutiger Kollege mit der Situation um, als wären die Kerle keine große Gefahr. Da kommt mir eine Idee – eine sehr gewitzt katerhafte Idee. Kurz sehe ich mich um und entdecke tatsächlich ein paar leere Dosen am Straßenrand, die richtig verbeult aussehen, weshalb ich davon ausgehen kann, dass Kinder damit gespielt haben. Bestimmt haben diese sie für morgen zurückgelassen, jedoch finden sie sicherlich andere und ich nutze diese Behälter erstmal als Lockmittel. Mal sehen – es sind neun Typen und ich habe vier Dosen. Locke ich einen nach dem anderen her, könnte es sein, dass mehr von ihnen auf einmal hierherkommen und da ich keine Ahnung habe, ob sie Waffen bei sich tragen, kann ich das Risiko schlecht eingehen. Andererseits kann ich versuchen welche mit einem ordentlichen Wurf bewusstlos zu treffen. Dieser Plan jedoch kann ebenso Masamune anvisieren. Obschon ich gerne schnell helfen will, ist das Risiko genauso hoch, wie beim ersten Plan. Direkt gedacht ist generell eine Gefahr vorhanden, egal bei welchem Plan ich am Ende lande. Demnach wähle ich lieber die direkte Konfrontation. Besser wäre es, wenn ich die Dosen als meine Waffen verwende, denn ich habe ausgezeichnete Wucht hinter meinen Würfen erhalten. Somit nehme ich die Dosen einfach mit und bin mal so frei vollkommen unschuldig in die Lage hineinzuspazieren.

„Oh, Masamune, hier bist du. Ich habe ein paar Dosen gefunden, die wohl als Fußball genutzt werden. Schmeißen wir die als Polizisten ebenfalls weg?“

Keine einzige Reaktion – außer pure Verblüffung – kann ich bei allen Gesichtern sehen, die sich mir zeigen. Mist, Shirado ist da sehr viel besser drin, vollkommen unschuldig zu fragen und dennoch an sein Ziel zu kommen. Na ja, einen Versuch war es wert.

„Adrien, wieso bist du alleine hier?“

Flüsternd fragt Masamune mich das ziemlich verärgert und ich deute nur auf das Funkgerät, damit er Bescheid weiß, dass ich nach Verstärkung gerufen habe, jedoch ihm nicht als Schattenperson Unterstützung geben werde, sondern als heutiger Kollege.

„Boah, ist der riesig! Muss wohl ein Ausländer sein. Was machen wir jetzt?“

„Dummkopf – die sind zu zweit und wir zu neunt – die haben keine Chance gegen uns!“

Schnell zücken sie ihre Waffen und ich kann sagen, dass wir Glück haben, denn nur drei von ihnen besitzen Pistolen. Zurückhaltung von meiner Seite aus wird es keine geben und ich werfe meine Dosen gegen die Schusswaffen, die dadurch vom Lauf her verbogen werden, während die letzte Dose einen am Kopf trifft und somit ausknockt.

„Weswegen stört ihr den Frieden im Gebiet der Familie Yato? Zwar macht der Chef hier die Verwaltung, aber mein Blondchen gehört dazu und wenn ihr der Familie schadet, schadet ihr im Umkehrschluss auch ihm. Somit habt ihr zwei Optionen – ihr stellt euch jetzt der Polizei, sitzt eure Strafe ab und denkt über euer Leben nach oder ich werde dafür sorgen, dass ihr verfolgt werdet – euer ganzes Leben lang.“

Deutlich stelle ich damit ein Ultimatum, denn die haben keine Chance gegen mich und das wissen sie – immerhin war ihr Ego an Waffen gebunden und nicht an ihrer eigenen Körperkraft. Einer versucht zu fliehen, aber den habe ich flott in Gewahrsam genommen. Keine Sekunde später taucht die Verstärkung auf und sie ergeben sich. Niemand ist verletzt und ich bin sehr zufrieden damit – immerhin habe ich Masamune davor bewahrt getötet zu werden.
 

„Dein erster Tag und du hast Kleinkriminelle sowie eine gefährliche Bande festgenommen, bist ein Internetstar geworden und hast es geschafft meine schöne Ersatzuniform zu zerreißen. Letzteres verzeihe ich dir durch deine Taten, auch wenn sie recht rücksichtslos dir gegenüber waren. Passe mehr auf dich auf, Junge. Würde ich es nicht besser wissen, wärst du eine Art Held, der inkognito für jemanden arbeitet, um den Menschen Frieden zu bringen. Richte Grüße von Hasegawa an Shirado Fleur aus und solltest du eine Karriere als Polizist machen wollen, schreibe ich dir dann eine persönliche Empfehlung. Etwas muss ich noch abklären, bevor ich dich wieder in die Welt entlasse. Wir im Norden wissen alle, dass die Familie Yato sich aus krummen Geschäften zurückzieht, doch niemand außerhalb weiß, dass dies das Werk von Shirado Fleur war. Beachte, dass du niemals seinen Namen im Zusammenhang mit einer Yakuza verwendest – auch wenn diese rechtschaffend die Kontrolle übernimmt, anstatt durch Angst und Schrecken. Ich bin zwar nur ein einfacher Bezirkschef der Polizei Towada, allerdings wäre ich ohne zu zögern gegen eine Yakuza vorgegangen, denn ich lasse mich niemals bestechen. Meine Ehre jedoch ist vollkommen anders zu betrachten. Vor vielen Jahren wurde ich von einem Kind gerettet – Shirado Fleur oder auch schon damals Hime-sama. Ein kleines Kind wurde von einem Haufen Kerlen betreut, als wäre es normal, was mich auf den Plan rief – ein einfacher Streifenpolizist, der frisch von seiner Ausbildung kam. Entgegen der Annahme, dass ein ziemlich schweres Vorgehen vorliegen könnte, beobachtete ich den komischen Haufen. Man weiß nie, was man meint zu erkennen, bis man alles an Wissen gesammelt hat. Jedenfalls sah ich, wie das kleine Kind in einem Park eine Box mit ausgesetzten Kätzchen fand, die vier herausnahm und stumpf auf die Männer verteilte, die sich bedankten und sich aufmachten, alles für ihr neues Haustier zu besorgen. Zwei andere machten sich daran, den Pappkarton mitzunehmen, damit sie den vorherigen Halter ermittelten – was in mir eher Alarmglocken schrillen ließ – allerdings haben sie angefügt, dass sie diesem eine Klage einreichen, wegen einem neuen Tierschutzgesetz. Bis dahin war alles noch in Ordnung, nur waren von den vielen Männern nur noch drei übrig. Auf dem Spielplatz im Park spielte das Kind ausgiebig und lernte andere Kinder kennen – ganz normal also, wie man sich eine Kindheit vorstellt. Die Männer blieben im Hintergrund und ich dachte mir, dass anscheinend wirklich nichts passieren würde. Tja, mit einer Sache rechnete ich zu dem Zeitpunkt kein Stück – Shirado Fleur entdeckte mich und zog mich an der Hand zu seinen Aufpassern, was er schaffte, da ich zu überrascht war. Dir entgeht dabei sicherlich keineswegs, dass ich grinse, wegen der Erinnerung – es war, rückblickend, echt lustig. Das kleine Kind dachte, dass ich ganz alleine bin und mich nicht traute mit jemandem zu sprechen, weswegen er mich zu den anderen führte. Somit lernte ich den Vater von Masamune kennen, genauso wie zwei andere – sie waren an sich nette Leute, mit denen man sich gut unterhalten konnte, obwohl sie zur Yakuza gehören. Zu späterer Zeit jedoch hat eine Bande Kleinkrimineller den Spielplatz gestürmt und wollte Kinder für groteske Zwecke entführen. Leider schnappten sie Shirado und zwei andere Kinder, die in seiner Nähe waren. Im Handumdrehen waren wir vier dabei, die Täter aufzuhalten. Die zwei Kinder konnten wir befreien, doch der mit Shirado zog eine Schusswaffe, feuerte ab und traf mich in der Nähe der Leber. Jugendlicher Leichtsinn war es von mir, die kugelsichere Weste auf Streife nicht mitzunehmen und nun hatte ich den Salat. Ein weiterer Schuss sollte erfolgen, damit ich für immer weg wäre, allerdings – und damit rechnete niemand – schrie das kleine Kind dermaßen schrill und laut, dass die Ohren schmerzten. Somit musste der Kerl seine Ohren bedecken, wie wir unsere, ließ sein Entführungsopfer los, welches kurzerhand sich umdrehte und diesem zwischen die Beine schlug. Das Geschrei hörte auf und der Mann ging zu Boden – während ein sechsjähriges Kind diesem sagte, dass man niemanden verletzen darf, der es nicht verdiente. Ein kleines Kind predigte einem erwachsenen Mann was vor – eine Szene für die Götter. Jemand seiner Beschützer nahm die Waffe an sich und danach wurde ich – durch die Güte von dem kleinen Kind – in ein Krankenhaus gebracht. Ich weiß, dass Shirado Fleur ein Junge ist, weil sein Vater ankam, diesen erleichtert drückte und „mein kleiner Spatz“ sagte. Für Mädchen würde man andere Bezeichnungen nehmen. Xilan Fleur arbeitete damals viel mehr als heute, weshalb er wohl die Sicherheit seines Kindes jemanden anvertraut hat – wie ich später erfuhr, seinem besten Freund, dem Yakuzaboss Hosuke Yato. Es war eine eher schreckliche Situation, besonders für ein kleines Kind, jedoch rettete dieses mir das Leben und ich schulde Shirado eine Lebensschuld. Zu einer Yakuza – auch wenn sie rechtschaffend geworden ist – möchte ich keineswegs gehören, jedoch werde ich ehrenvoll mein Leben der gütigen Person widmen, die mir dieses schenkte. Noch heute erhalte ich zu meinem zweiten Geburtstag eine Karte mit Glückwünschen, einer Lebensweisheit sowie der Einladung, an einem Essen teilzunehmen. Masamunes Vater und ich sind Freunde geworden und er handelt nicht nur im Auftrag von Hosuke Yato, sondern über seinen Sohn auch im Auftrag von Shirado Fleur, sodass ich mein Leben mehr wertschätze und jede Situation genau einschätze sowie meine kugelsichere Weste niemals mehr liegen lasse. Was ich damit sagen will – schätze dein Leben, erhalte es und koste es aus – denn so leicht bekommt man keine zweite Chance. Heute hast du bewiesen, dass du viel kannst, allerdings überstürzt handelst – wenn auch durchdacht. Adrien Agreste – es war mir eine Ehre den Mann an der Seite von Shirado Fleur kennenzulernen.“
 

~ Shirado ~
 

Endlich taucht Adrien wieder auf und ich begrüße ihn mit meinen Fäusten gegen seine Brust – schmerzt zwar, aber an sein Gesicht komme ich ohne Sprung nicht und dies sähe nun wirklich bescheuert aus. Sein Lächeln zeugt eher davon, dass er mit der Situation kaum etwas anfangen kann, denn es spricht von Unsicherheit.

„Hime-sama, Adrien hat sehr gute Arbeit geleistet. Ich konnte mir heute keinen besseren Kollegen vorstellen.“

Masamune hingegen kann ich an ein Ohr ziehen und ihm eine Standpauke halten, dass er den Blonden in der Station hätte lassen können, wie es an sich logisch wäre.

„Shirado, es war und ist in Ordnung, so wie es gekommen ist. Immerhin konnte ich vielen Menschen helfen und darauf kommt es im Endeffekt doch an.“

All mein sorgenvoller aufgestauter Ärger, gemischt mit einer Portion Angst, zerschmettert er mit diesen Worten und ich lasse das Ohr von meinem Mitglied los. Tief atme ich ein und danach wieder aus, damit ich den noch herrschenden inneren Tumult senken kann.

„Gut, ich lasse es so stehen. Wie war Hasegawa-san?“

„Der Bezirkschef richtet seine Grüße dir gegenüber aus und er hat mir eine wichtige Lebensweisheit mitgegeben, die du ihm einmal im Jahr wohl sendest.“

Jap, das klingt nach ihm und ich bin froh, dass es diesem noch gut geht – immerhin verbindet uns ein Ereignis, welches man im Leben niemals ein zweites Mal erleben möchte. Erinnerungen an den Mann fluten meine Gedanken und ich lächle glücklich – er braucht zwar mir gegenüber keine Lebensschuld begleichen, jedoch lässt er sich davon partout nicht abbringen.

„Masamune, ich danke dir und ich hoffe, dass du es noch schaffst deinen Bericht abzugeben – der ist morgen wichtig.“

„Hier ist er auch schon, Hime-sama. Heute konnte ich viel mehr schaffen und obwohl wir länger weg waren als geplant, hat es sich allemal gelohnt.“

Dankend nehme ich den Batzen Papier an und verabschiede ihn in seinen wohlverdienten Feierabend. Dann wende ich mich Adrien zu, winke ihn ein Stück zu mir runter und gebe ihm einen Kuss, bevor ich diesen schnell löse und ihm zu seinem Essen führe – er isst nämlich zuletzt heute. Monsieur Agreste konnten wir heute von den Videos fernhalten, aber ich habe keine Ahnung wie lange das noch gut gehen wird. Jedenfalls bringe ich den Bericht in mein Büro, verschließe dieses nach meiner Ablage doppelt und setze mich zu dem blonden Schönling im kleinen Speisezimmer, denn wir beide alleine im großen Saal wäre ungemütlich. Ziemlich üppig habe ich für ihn auf den Teller was zurückgelassen, damit er seine Energie zurückerhält – immerhin hat er viel geleistet, was ein Bento wenig abdeckt. In Ruhe genießen wir die Nähe des Anderen und wünschen uns nach einer Stunde eine erholsame Nacht – außer der Nachtschicht waren wir die letzten, die noch wach sind.



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