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Champ Time

von

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Kapitel 9: Es ist sehr effektiv


 

Das Stadion von Score City bebte regelrecht vor Aufregung. Die Ränge waren vollbesetzt mit Menschen und Pokémon, die alle dem Finale des Champ-Cups entgegenfieberten. Neben einem Gortrom waren auch noch andere musikalische Arten dabei, die Stimmung mit der passenden Untermalung noch mehr anzuheizen. Scheinwerfer erhellten jeden noch so kleinen Millimeter, Rotom-Kameras übertrugen ihre Bilder an riesige Bildschirme, damit auch niemand irgendetwas verpasste, und noch dazu an alle Fernseher der Region.

Ich. Liebe. Es!

Heute wie damals ist es eines der schönsten Gefühle, inmitten all dieser Spannung und Action zu sein, egal ob als Champ, als Challenger oder nur als Zuschauer.

Ich saß im VIP-Bereich, der nur dem Champ und hohen Liga-Mitgliedern vorbehalten war. Normalerweise also auch Delion, aber die letzten Jahre hatte er lieber mit Hop und Sania mitten im Publikum gesessen, vermutlich um mir aus dem Weg zu gehen. Dieses Jahr rechnete ich aber damit, dass er sich zu mir setzen würde, sobald er das Turnier eröffnet hatte.

Als er in seiner alten Champ-Kleidung, sogar inklusive Cape, auf den Platz trat, jubelte die Menge noch lauter. Ich lächelte. Er trug die Sachen privat nicht mehr, aber für den Champ-Cup tat er es jedes Jahr immer noch, und seine Fans liebten das.

Er winkte in die Menge, dabei strahlte er über das ganze Gesicht. Auf den Monitoren schien er sogar noch attraktiver als in der Realität zu sein. Ich fragte mich, wie das funktionieren könnte.

»Danke für euer zahlreiches Erscheinen!«, begann er. »Es ist immer wieder wunderschön anzusehen, wie viele Leute und Pokémon wir hiermit begeistern können! Als Liga-Präsident ist es mir ein besonderes Vergnügen, dieses Jahr den Champ-Cup zu eröffnen! Wie ihr alle wisst, ist es das achte Jahr für unseren derzeitigen Champ Raelene! Ich bin sicher, ihr seid alle so gespannt wie ich, ob sie es auch diesmal schaffen wird, ihren Titel zu verteidigen!«

Zustimmendes Jubeln ging durch die Ränge, er jagte mir einen wohltuenden Schauer über den Rücken.

Delion wartete, bis die Menge sich ein wenig beruhigt hatte, ehe er fortfuhr: »Dann will ich uns alle nicht länger warten lassen! Ich erkläre den Champ-Cup für eröffnet! Es wird Zeit, die Vorrunde mit den beiden Challengern zu starten!«

Der erste betrat auch direkt den Platz, während das Publikum noch begeistert applaudierte und jubelte. Der braunhaarige Junge trug die gewöhnliche Challenger-Uniform, seine Nummer war die 90, nichts Außergewöhnliches. Er lächelte nervös, während sein Blick über die voll besetzten Ränge huschte; so hatte ich mich damals auch gefühlt, heute liebte ich das alles nur noch.

Ich erwartete, dass Delion den Kampfplatz nun verließ und zu mir käme – aber stattdessen ging er selbstsicher auf die Mitte zu und stellte sich auf die Position gegenüber des jungen Challengers. War die 90 etwas der vielversprechende Trainer und Delion wollte ihm noch viel Erfolg wünschen?

»Liebe Zuschauer«, erklang die Stimme des Moderators plötzlich aus den Boxen, »hiermit beginnt der Champ-Cup! Ich bin euer Moderator Keelo und wir lüften endlich das lang bewahrte Geheimnis, wer die Challenger dieses Jahr sind!«

Das war sogar ein Geheimnis gewesen? Da ich mich nie informierte, musste das vollkommen an mir vorbeigezogen sein. Das erklärte aber zumindest, warum ich dieses Jahr auch keine Unterlagen dazu von Delion bekommen hatte, seine Erklärung war allerdings gewesen, dass es bei nur zwei Challengern nicht üblich sei, den Champ damit zu belasten.

»Hinter der Nummer 90 verbirgt sich ein junger Trainer aus Engine City! Einen riesigen Applaus für den Challenger Vardan!«

Er winkte etwas schüchtern ins Publikum, als dieses für ihn applaudierte. In einigen Rängen entdeckte ich sogar Fans mit Schildern, auf denen sie ihm viel Erfolg für den Kampf seines Lebens wünschten.

Delion stand immer noch Vardan gegenüber, von einem weiteren Challenger keine Spur.

»Kommen wir zu unserem zweiten hoffnungsvollen Herausforderer! Ihr kennt und liebt ihn alle! Lasst eure Stimmen hören für unseren Ex-Champ: Delion!«

Er hob seine Faust in die Luft, worauf ein Sturm der Begeisterung durch das ganze Publikum fegte.

Ich wiederum war sprachlos. Fassungslos starrte ich auf Delion hinab, was von ziemlich vielen Kameras festgehalten wurde, wie ich aus den Augenwinkeln feststellte.

Ein Teil der Zuschauer wurde plötzlich überraschend still, ich hatte das Gefühl, dass auf meine Reaktion gewartet wurde. Was dachte ich darüber, dass der Ex-Champ, dem ich den Titel gestohlen hatte, mit dem ich nun auch noch zusammen war, mich herausforderte?

Für einen kurzen furchtbaren Augenblick schlich sich der Gedanke ein, dass diese Beziehung vielleicht nur ein Trick gewesen war. Er wollte mich aus dem Konzept bringen, flüsterte eine finstere Stimme in meinem Inneren, mich genauso verwirrt zurücklassen, wie er es damals im Finale gewesen war. Auch all die Störungen waren von ihm inszeniert gewesen, damit ich ihm nicht doch noch zu nahe käme und um mich vielleicht noch mehr zu verwirren.

Aber gerade als dieser Gedanke mich übernehmen und zerfressen wollte, wurde auf einem Bildschirm in meiner Nähe Delion eingeblendet. Er sah in meine Richtung, mit einem so sanften Lächeln auf den Lippen und einem Blick, der alle Versprechen der Welt in sich trug. Mein Herz sprang wie ein junges Azurill in meiner Brust – und plötzlich war jeder finstere Gedanke vergessen. Delion liebte mich und er dachte an mich. Niemals würde er mich mit einem solch fiesen Trick hereinzulegen versuchen.

Langsam breitete sich dafür Euphorie in mir aus. Wenn Delion mich herausforderte, bedeutete das, er war bereit, sich wieder mit mir zu messen – und das hieß, er war höchstwahrscheinlich auf dem Höhepunkt angekommen. Genau wie ich immer gegen ihn hatte kämpfen wollen.

Kaum war mir das klar geworden, sprang ich von meinem Sitz auf. »Ja!«

Ich riss einen Arm hoch und zeigte ein Siegeszeichen. Das Publikum reagierte sofort mit begeistertem Applaus. Es sah ganz danach aus, dass sie auch alle sehen wollten, wie Delion und ich gegeneinander kämpften, jedenfalls sagte ich mir das.

»Na bitte!«, rief Keelo. »Unser Champ ist schon ganz wild auf diese Revanche! Dann wollen wir jetzt mal sehen, ob Delion etwas von seinem Biss verloren hat! Vielleicht kann Vardan ihm ja sogar das Wasser reichen! Beginnen wir die Vorrunde!«

Beide zogen je einen Pokéball hervor. Delion ließ sein Cape zu Boden gleiten und schickte Durengard in den Kampf, während Vardan ein Arkani losschickte.

Ich setzte mich wieder, um den Kampf in aller Ruhe mitzuverfolgen.

Durengard schützte sich in seiner Schildform mit Königsschild, Arkani nutzte dagegen Agilität. Das sagte mir zumindest schon mal, dass Vardan sich mit Delions Kampfstil auseinandergesetzt hatte. Wurde Königsschild nicht von einer gegnerischen Attacke getroffen, war es sehr unwahrscheinlich, dass es noch einmal erfolgreich eingesetzt werden konnte.

Mit Taktikwechsel ging Durengard in die Offensive über und führte auf Delions Befehl hin Sanctoklinge aus. Der Angriff traf, doch Arkani ging davon nicht in die Knie. Er warf einen Flammenball in Richtung Durengard – und erzielte damit einen Volltreffer, der das Pokémon zurück in den Ball zwang.

»Das erste Pokémon unseres Ex-Champs ist damit bereits besiegt!« Keelo wirkte vollkommen aufgeregt bei dieser Nachricht. »Ein starker Anfang für Vardan!«

Ich war aber sicher, dass Delion sich keine Sorgen machen musste. Durengard war vielleicht eines seiner besten Pokémon, aber das war nur ein kleiner Rückschlag für ihn.

Seine nächste Wahl fiel auf Intelleon. Dieser war schneller als Arkani, so genügte nur ein Präzisionsschuss, um den Feind auch zum Rückzug zu zwingen.

Vardan schüttelte mit dem Kopf. Es sah aus, als sagte er irgendetwas zu Delion, aber auf die Entfernung war natürlich nichts zu hören.

Dann schickte er Voltenso in den Kampf. Ich schmunzelte ein wenig. Intelleons Schwachpunkt mochte Elektrizität sein – aber das von Delion hatte da noch ein Ass im nicht vorhandenen Ärmel.

»Intelleon setzt Lehmschuss ein!«, rief Keelo. »Es ist sehr effektiv!«

Die Menge jubelte für Delion, als Voltenso direkt in seinen Pokéball zurückkehren musste. Ein kleiner Teil schrie Vardan auch noch Durchhalte-Parolen zu. Er atmete tief durch und nahm einen weiteren Ball von seinem Gürtel.

Elfun war sein nächstes Pokémon. Eigentlich wäre es die beste Wahl für diesen Kampf gewesen. Ob er es für die Drachen-Pokémon hatte zurückhalten wollen, nun aber keine andere Chance mehr sah?

Intelleon und Elfun lieferten sich einen Wettstreit, in dem Wasser, Lehm, Blätter und grünes Licht durch die Arena spritzten und flogen. Für eine Weile sah es nicht so aus, als ob es einen Favoriten gäbe, aber nach einem weiteren Rasierblatt-Angriff, ging Intelleon zu Boden.

Delion schickte Pantifrost in den Kampf, den ich, nachdem ich ihn mit Silembrim erlebt hatte, kaum noch als Kämpfer wahrnehmen konnte. Dafür wirkte er viel zu sehr wie ein begeisterter Tänzer.

Vardan reagierte sofort, rief Elfun zurück und ersetzte es durch ein Skelebra. Pantifrost nutzte sämtliche Psycho-Kräfte, die er besaß, während er gleichzeitig Skelebras Erstauner-Attacken ertrug.

Keelo kommentierte das Geschehen aufgeregt für das Publikum. »Und da sieht es aus, als wäre dies das Ende für Pantifrost! Delion holt es in seinen Pokéball zurück. Für ihn tritt Maxax in den Ring!«

Dank Maxax' Erdbeben war das angeschlagene Skelebra ebenfalls schnell besiegt. Nun blieben beiden nur noch drei Pokémon zur Verfügung. Vardan legte eine Hand an sein Kinn, als er einen Moment über seine Optionen nachzudenken schien. Schließlich zuckte er allerdings mit den Schultern und schickte Elfun wieder in den Kampf.

Entweder wusste er also doch nicht so gut über Delions Kampfstil Bescheid oder er vergaß in der Hitze des Gefechts einige Details – denn auch hier benötigte es nur den Einsatz von Eisenschweif, um kurzen Prozess mit der Gefahr für die Drachen zu machen.

Immerhin konnte ich damit nun auch schon sagen, dass seine Pokémon besser geworden waren. Sicher, alle Eventualitäten konnte er nicht abdecken, aber immerhin saßen die Schläge, die er austeilte auch richtig. Und vielleicht hielt er sich sogar noch ein wenig zurück, um Vardan nicht direkt zu verschrecken. Ich würde es sehen können, wenn er gegen die Arenaleiter kämpfte.

Zu meiner großen Überraschung schickte Vardan ein Chillabell in den Kampf. Ich mochte dieses flauschige Pokémon, aber es war ein ungewöhnlicher Anblick für den Champ-Cup, da es eben einfach … normal war. Im Grunde war es mehr für die Hausarbeit geeignet.

Mit seinem Charme versuchte das Chillabell erst einmal den Angriff von Maxax zu beeinflussen – und aufgrund seiner eher sanften Art war ich sogar davon überzeugt, dass es funktionierte.

Doch Delion ließ sich davon nicht beeindrucken. Auf sein Geheiß verfiel Maxax in einen Wutanfall und deckte das kleinere Pokémon mit zahlreichen Attacken ein.

»Oh, und das war es schon für Chillabell«, sagte Keelo bedauernd. »Sieht aus, als bleibe Vardan nur noch ein Pokémon. Kann er damit das Ruder noch herumreißen?!«

Das Publikum erging sich in euphorischen Rufen, da es nun zweifellos Zeit war, endlich die Dynamaximierungen einzusetzen, ein wunderschönes Spektakel.

»Vardan setzt Garados ein! Und was ist das?! Delion setzt Glurak ein!«

Ein erstauntes Raunen wanderte durch die Tribüne, der Moderator erklärte trotzdem, was für alle offensichtlich war: »Der Feuer-Typ Glurak ist eindeutig im Nachteil gegenüber dem wasserbezogenen Garados. Welche Strategie fährt Delion hier? Wir wissen alle, dass Glurak sein treues Partner-Pokémon ist, aber kann dies das vorzeitige Aus seiner Titelrückeroberung bedeuten?!«

Ich war mir sicher, dass er das genau durchdacht hatte. Delion wirkte außerdem nach wie vor siegessicher. Er rief Glurak in den Pokéball zurück, der mit Dynamax-Energie vergrößert wurde. Mit einer Hand schleuderte Delion ihn in den hinteren Teil der Arena, wo Glurak in seiner dynamaximierten Form wieder freikam. Er stieß ein beeindruckendes Brüllen aus, lauter als das gesamte Publikum zusammen.

Vardan wollte nicht im Nachteil bleiben und folgte dem Beispiel mit Garados, dessen Schrei dem von Glurak durchaus nahekam.

Jubelrufe, Anfeuerungsschreie und die Stimmen der Pokémon aus dem Publikum vereinten sich zu einem Crescendo der Begeisterung, mit dem das Stadion erneut zum Beben gebracht wurde. In den letzten Jahren war die Stimmung nicht mehr derart ausgelassen gewesen, es musste an Delion und der Liebe seiner Fans zu ihm liegen. Wie gut ich sie verstehen konnte.

Ich beugte mich ein wenig vor, stützte meine Ellbogen auf meine Oberschenkel und legte die Fingerspitzen aneinander. Wenn Delion hier aus Übermut einen Fehler machte, könnte es für unser Finale wirklich das Ende sein.

Mit ausgestrecktem Arm deutete er auf Garados. Glurak gehorchte und stieß einen Schrei aus. Eine Gesteinswand wuchs aus dem Boden, bekam einen Kopfstoß von Glurak verpasst und stürzte dann ungebremst auf Garados. Sie löste sich in einen Wirbel wieder auf, der einen Sandsturm herbeiführte.

Garados war aber noch nicht besiegt.

Unwillkürlich faltete ich meine Hände. Sicher, Delion hatte noch Maxax und Katapultdra in der Hinterhand, die beide den Rest erledigen könnten – aber Glurak war sein Markenzeichen, sein Partner seit der ersten Stunde. Ich war mir nicht sicher, ob ihm der Sieg noch etwas bedeutete, wenn er nicht durch Glurak kam.

Garados' Rache kam wie erwartet durch eine Dyna-Flut, die Gluraks Schwachpunkt traf.

»Oh, das sieht übel aus für Delion!« Keelo schnalzte mit der Zunge. »Aber was ist das?!«

Inmitten des Sandsturms stand Glurak immer noch da, genau so stolz und erhaben und von Flammen umgeben wie zuvor.

»Es hat die Attacke überlebt!« Keelo gelang es fast nicht, das Publikum zu übertönen. »Und greift zu seinem nächsten Angriff!«

Glurak nutzte noch einmal Dyna-Brocken, das dieses Mal durch den Sandsturm auch noch verstärkt wurde – und Garados endgültig besiegte. Während es wieder auf seine normale Größe schrumpfte, um zurück in den Pokéball zu kommen, war es fast schon leise im Stadion.

»Der Kampf ist aus!«, rief Keelo. »Delion hat gewonnen!«

Die Menge jubelte nicht nur, sondern skandierte begeistert seinen Namen, ganz wie in den alten Tagen, als er noch der Champ gewesen war. »DE-LI-ON! DE-LI-ON!«

Er beugte sich zur Seite und riss den Arm hoch, um seine bekannte Siegespose zu präsentieren, was alle noch weiter anzufachen schien.

Nachdem er sich wieder richtig hingestellt hatte, winkte er allen zu, dann ging er zu Vardan hinüber, um dessen Hand zu schütteln. Die beiden tauschten einige Worte miteinander, die ich nicht hören konnte. (Delion erzählte mir später, dass er Vardan zu dem guten Kampf gratuliert und ihm einen Liga-Job angeboten habe. Vardan wiederum sei geehrt gewesen, gegen Delion anzutreten und wollte sich das mit dem Job überlegen.)

Bevor er den Kampfplatz schließlich verließ, sah Delion noch einmal in meine Richtung. Ich hob beide Daumen, um zu zeigen, wie begeistert ich war. Er tippte sich mit zwei Fingern an die Schläfe, dabei lächelte er wieder so herzlich, dass ich einfach seufzen musste.

Ich beobachtete ihn dabei, wie er in Richtung der Umkleideräume ging und auf dem Weg noch sein Cape aufhob. Mir war an diesem Punkt bereits klar, wer am Ende gegen mich im Finale stehen würde – und ich freute mich wahnsinnig darauf.

 

Der restliche Cup lief wie ein Traum an mir vorbei. Roy besiegte Kabu ohne größere Probleme. Delion überwand Mel, obwohl sie ihm anscheinend Kommentare mitgab, die immer wieder dafür sorgten, dass sein Gesicht ein wenig rot wurde. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, worum es dabei ging, besonders da er mir auch später nicht erzählen wollte, was sie gesagt hatte.

Mary setzte sich gegen Yarro durch, und Betys gelang der Kampf gegen Kate. Ich stellte belustigt fest, dass Betys in all den Jahren in der Feen-Arena noch anmutiger und eleganter geworden war. Papella war mit Sicherheit stolz auf ihn. Ich freute mich nach wie vor für ihn, dass er seinen Platz gefunden hatte – und dass es keinen Grund mehr gab, gegen ihn kämpfen zu müssen.

Mit diesen Ergebnissen gab es spannende Viertelfinalkämpfe. Leider wurde Mary von Roy besiegt (immerhin hatte sie sich aber gut geschlagen und das Publikum begeistert, sogar ohne Dynamaximierung – und Roys Sandstürme nahmen nicht mehr jedem komplett die Sicht). Delion besiegte Betys dagegen fast schon spielend. Wie ich mir gedacht hatte, musste er gegen Vardan entweder zurückhaltender gewesen sein, oder er hatte sich erst wieder an die Stadion-Atmosphäre gewöhnen müssen.

Keelo schaffte es in allen Kämpfen, seine Begeisterung beizubehalten. Selbst seine Stimme brach kein einziges Mal ein. Meine hätte sich schon längst verabschiedet.

Delion und Roy standen schlussendlich im Halbfinale. Inzwischen war der Großteil des Tages und damit auch des Cups bereits vorbei. In all der Aufregung hatte ich das Trinken vollkommen vergessen, weswegen ich erleichtert war, als Sorley mir plötzlich einen Becher reichte.

»Hier, Champ.« Seine Stimme klang endlich einmal wirklich wie die eines Menschen, sogar empathisch, als er hinzufügte: »Delion würde es bestimmt nicht gut finden, wenn er wüsste, dass du nichts trinkst. Deswegen habe ich dir eine Soda geholt.«

Ich bedankte mich bei ihm, als ich den Becher an mich nahm und das erste Mal heute spürte, wie durstig ich wirklich war. »Du weißt aber hoffentlich, dass du mich Raelene nennen kannst, oder?«

»Oh, das könnte ich nie tun. Solange du der Champ bist, solltest du das auch ausnutzen.«

Vielleicht war das einfach ein Tick von ihm, deswegen sagte ich nichts weiter dazu und nahm lieber einen Schluck Soda. Ein leicht bitterer Nachgeschmack entfaltete sich in meinem Mund. Offenbar zeigte sich das auch auf meinem Gesicht, da Sorley sofort zu einer Erklärung ansetzte: »Verzeihung, das ist Granabeerensoda. Falls sie dir nicht schmeckt, kann ich-«

»Nein, nein, ist schon in Ordnung«, versicherte ich ihm. »Der Geschmack war nur ungewohnt. Danke nochmal, dass du mir was zu trinken gebracht hast.«

Ich trank direkt weiter, worauf er zufrieden wirkte.

Der Kampf zwischen Delion und Roy nahm derweil an Fahrt auf, als beide ihre Pokémon dynamaximierten. Da es allerdings bereits Roys letztes Pokémon war, während die von Delion fast alle noch kampffähig waren, hegte ich keinen Zweifel, wer von den beiden gewinnen würde.

Und tatsächlich endete der Kampf nur wenige Minuten später mit einer Niederlage für Roy. Er hob die Arme und blieb in dieser Haltung so stehen, vermutlich für seine Selfies, die er danach wieder veröffentlichen würde.

»Damit steht es fest!«, rief Keelo über die jubelnde Menge hinweg. »Delion steht im Finale gegen den Champ Raelene, jene Person, die ihm damals den Titel stahl! Wird sie es schaffen, ihren Thron zu verteidigen oder wird Delion sich seinen Ruhm zurückholen?!«

Darauf war ich auch schon gespannt. Vielmehr freute ich mich jedoch auf unseren gemeinsamen Kampf, der erste seit Jahren. Während Delion in Richtung der Umkleideräume ging, deutete er auf mich, was ich wieder mit einem Daumen nach oben beantwortete. Grinsend wandte er sich ab und joggte den restlichen Weg.

Ich trank die Soda aus und erhob mich von meinem Platz. »Es wird Zeit.«

Sorley nahm mir bereits den Becher wieder ab. »Ich kümmere mich darum. Konzentrier du dich nur auf den Kampf. Viel Erfolg, Champ.«

»Danke, Sorley.«

Er deutete ein Nicken an.

Keelo kündigte eine musikalische Unterbrechung an, während ich selbst zu den Umkleideräumen ging. Ich atmete dabei mehrmals tief durch, um die Vorfreude in meinem Inneren unter Kontrolle zu bringen, die mit einem schwachen Gefühl in meinen Beinen einherging.

Ich würde gegen endlich wieder gegen Delion kämpfen – und egal, wie es am Ende ausging, alles würde perfekt sein.
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Puh, Pokémon-Kämpfe sind echt hart zu schreiben, wenn man nur Zuschauer ist. =_= Komplett anzeigen

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