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Flucht

Ein Lächeln verändert alles
von

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Es kommt immer anders, als man denkt

Auf der Seite liegend strich er mit seinen Fingern sanft über ihren linken Arm, woraufhin sie sich nur näher an ihn drückte. Ihre dunkelblonden Haare kitzelten ihn leicht am Halsansatz, doch es störte ihn wenig.
 

Alles in diesem Moment schien perfekt. Auch wenn Marcus dieses Ende des Tages, immer noch nicht recht erklären konnte. Diese abrupte Wendung über ihre Bestimmtheit hatte ihn wortwörtlich den Wind aus den Segeln genommen. Für den Moment wusste er wirklich nicht, was er davon halten sollte. Ob sie es ernst meinte, oder ob sie vielleicht einfach nur einen Nervenzusammenbruch hatte.
 

Zuerst hatte er Nummer zwei vermutetet. Denn er hatte seit dem Gespräch in der Ferienhütte ständig diese Gedanken, ob er sie diesbezüglich vielleicht unbewusst beeinflusst hatte. Weiter darüber geredet hatten sie nämlich nicht. Deswegen war er auch so überrascht gewesen, als sie so in die Offensive ging. Ihm war einfach auch nicht bewusst, dass sie solche Gefühle hegte, ihm nun doch näher zu kommen. Hatte es nicht bemerkt. Entweder sie versteckte es gut, oder es kam aus einem Impuls heraus.
 

Katie hatte jedenfalls einfach nicht mehr abgelassen und er war schlicht damit überfordert gewesen. Er dachte über viele Dinge nach in letzter Zeit, aber nicht darüber, ihr in kurzer Zukunft so nah zu sein, dass es soweit ging. Dass sie sogar miteinander schlafen würden.

Selbst noch mittendrin hatte er immer wieder nachgefragt, ob es „Okay“ war und wenn sie doch Zweifel hatte, versprach er ihr, sofort aufzuhören. Egal, wobei sie gerade waren. Auch wenn es bedeuten würde, dass er sich auf der Toilette erleichtern müsste.
 

Ehrlich gesagt, verschwendete er vorher keine Sekunde daran, mit ihr wirklich intim zu werden. Nicht, weil er es nicht wollte, sondern da er es unpassend fand. Nicht mir ihrer Psyche und nicht in dieser Situation. In einem magischen Zelt, irgendwo im Nirgendwo. Schon gar nicht, wenn es ihr Erstes Mal war. Er hätte für sie, das alles viel lieber schöner gestaltet.
 

Damals in den Sommerferien arbeitete er daraufhin. Ja. Er hatte so viele Geschütze aufgefahren, was er bisher nie für eine Frau getan hätte. Ursprünglich war sie ja nur bei ihm, um ihr beim Lernen zu helfen. Für die Nachprüfung in Zaubertränke. Aber natürlich hatte er Hintergedanken. So typisch für einen Slytherin, wenn er jetzt so darüber nachdachte.

Marcus hatte sie zum Essen in ein überaus teures Restaurant ausgeführt. Hatte ihre Lieblingsblumen besorgt. Roter Hibiskus. Er hatte sogar seine verdammte Wohnung aufgeräumt, weil er wusste, dass sie sonst darüber meckern würde und dieses Gesprächsthema den Rest vom Abend bestimmt hätte. Wäre keine so gute Aussicht darauf gewesen, ihre Beziehung zu vertiefen.
 

Kurz grinste er, was Katie jedoch nicht sah, da sie immer noch ihr Gesicht gegen seine Brust drückte. Ihre linke Hand lag auf seiner Seite und es tat so gut ihre Haut auf seiner zu spüren. Fast drei Jahre waren sie jetzt schon zusammen und hatte dabei ganz vergessen, wie es war einer Frau so nah zu sein. Dennoch war es anders. Vertrauter. Tiefer. Intensiver. Was er eben mit ihr erlebt hatte, konnte man nicht mal im entferntesten Sinne mit dem vergleichen, was er früher hatte. Vor der Beziehung mit der Gryffindor.

Wenn ihn jemand damals erzählt hatte, dass es einen Unterschied gab, zwischen Sex ohne irgendwelche Gefühle und das Eine mit diesem besonderen Extra, hatte er immer nur gelächelt und denjenigen für einen Witzbold gehalten.

Er war wahrlich ein Troll gewesen, in dieser Hinsicht. Es machte nämlich einen gewaltigen Unterschied.
 

„Mir ist kalt.“, hörte er sie murmeln und automatisch zog er die Decke etwas höher und enger um sie beide herum.
 

„Vielleicht solltest du dir etwas anziehen, Liebes.“, sagte er daraufhin leise.
 

Denn noch immer lagen sie beide unbekleidet unter der Decke. Doch auch er merkte langsam, wie die Kälte durch den Zelteingang drang.
 

„Vielleicht will ich aber gar nicht.“, säuselte sie, fast schon dösig in seinen Armen.
 

„Solltest du aber. Es wird nachts ziemlich eisig. Nicht das du dich noch erkältest.“, lächelte er verschmilzt und schaute über sie hinweg.
 

Seine grünen Augen suchten den Boden ab nach ihrer Kleidung. Kurz richtete er sich auch ein Stück auf, um besser den Überblick zu bekommen. Und tatsächlich sichtete er zumindest ihr T-Shirt und ihre Leggins. Keine Ahnung jedoch, in welche Ecke er ihre Unterwäsche hingepfeffert hatte. Egal. Das sollte erst einmal reichen. Nach dem Rest konnte er später noch suchen.
 

Um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, löste er sich aus ihrer Umarmung und beugte sich über sie. Zu seiner erneuten Überraschung kam er nur nicht allzu weit. Gerade als er über ihr war und sich mit einer Hand neben ihren Kopf abstützte, hatte sie schon wieder ihre Arme um seinen Hals gelegt und zog ihn direkt zu sich herunter.
 

„Kat-“, stöhnte er leicht gequält, doch seine Worte verstummten direkt, da sie schon ihre Lippen auf seine gesetzt hatte.
 

Nur kurz gab er dem nach, auch wenn es viel zu schön war, um sich von ihr zu lösen. Doch er schaffte es den Kuss zu unterbrechen und sich abermals aus ihren Armen zu befreien. Er griff mit seiner rechten Hand zuerst zu ihrer Leggins, dann zu ihrem Shirt, bevor er sich zurückdrückte und ihr die Klamotten auf ihren Oberkörper warf.
 

„Zieh dich bitte an.“, sagte er nun etwas strenger.
 

„Marcus...“, seufzte sie leicht beleidigt, nahm jedoch ihre Sachen in die Hand, bevor auch sie sich endlich aufsetzte.
 

„Eine Erkältung können wir echt nicht gebrauchen, Liebes.“, seufzte er, als er sich wieder zu seiner Seite warf.
 

Doch zugleich schnappte er auf seiner Seite seine Shorts und Jogginghose, die er sich relativ zügig drüber zog. Marcus war schon dabei aufzustehen, als er abermals ihre Hand an seinem Handgelenk bemerkte.
 

„Wo willst du hin?“, fragte die Dunkelblonde und er hörte deutlich ihre Müdigkeit heraus.
 

„Die Schutzzauber, Katie. Ich muss die wirklich auffrischen.“, sagte er nur schnell und wollte sich ihr erneut entziehen, doch sie ließ nicht los und zog ihn wieder zurück ins Bett.
 

Natürlich wäre er stärker gewesen, aber den Anblick, den sie ihm bot... Verdammt, er war auch nur ein Kerl. Denn sie hatte sich noch kein einziges Teil übergezogen.
 

„Das... kannst du doch auch... morgenfrüh machen.“, murmelte sie in Abständen und hatte ihren Kopf auf seine Brust gebettet, während sie ihre Hände erneut um seinen Körper legte, „Bitte bleib bei mir.“
 

Er seufzte und stellte seine Versuche aufzustehen ein. Wieder drehte er sich zur Seite in ihre Richtung, so dass sie von seinem Körper rutschte. Nun konnte er es sich nicht nehmen lassen und neigte sein Gesicht zu ihren Schultern, auf denen er leichte Küsse hinterließ.
 

„Aber nur, wenn du dir was anziehst, sonst kann ich nicht schlafen.“, murmelte er dann und schaute zu ihrem Gesicht hoch.
 

Ein sanftes Nicken ihrerseits nahm er war, bevor er seine Lippen auf ihre legte.
 

„Du bringst meinen ganzen Zeitplan durcheinander.“, seufzte Marcus erneut leise, als er sich kurz löste und ergab sich schlussendlich seinem Schicksal.
 


 


 

Marcus war hellwach hochgeschreckt, als er einen lauten Knall vernahm und zugleich ihm ein beißender Geruch in die Nase stieg. Doch viel nachdenken konnte er dabei nicht. Denn im selben Atemzug sah er eine dunkel gekleidete Person im Zelteingang stehen. Er wollte zu seinem Nachttisch greifen, auf dem eigentlich immer sein Zauberstab liegen sollte. Doch er griff ins Leere. Panik!
 

Da kam schon ein roter Lichtblitz von einer Sekunde auf die andere auf ihn zu und er konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen. Mit voller Wucht traf ihn der Fluch in die Brust. Warf ihn regelrecht in die Ecke des Zeltes. Knallte dabei gegen eine Kommode und ein stechender Schmerz durchzog seine Seite, welches ihm auch die Luft zum Atmen nahm. Der Geruch wurde schlimmer und er petzte die Augen zusammen.
 

Marcus bekam daher überhaupt nicht mit, wie die Person näher auf ihn zukam. Ebenso nicht, wie weitere Männer das Zelt betraten. Sie stürmten regelrecht hinein und erst als er Schreie vernahm, kam er wieder einigermaßen zu sich. Denn es waren Katies Schreie.
 

„Katie?!“, rief er laut und versuchte sich aufzurichten und seine Augen zu öffnen, „Katie!“
 

„Marcus!“, hörte er sie abermals nach ihm schreien, „Hilf mir! Mar-mhmm-“, verstummte ihre Stimme abrupt.
 

Gerade als er endlich wieder auf seinen Beinen stand, leuchtete ihm ein Zauberstab entgegen und nur schemenhaft konnte er hinter dem Mann sehen, wie andere zwei Personen die Dunkelblonde aus dem Zelt herauszerrten. Im Sprung wollte er an ihm vorbei.
 

Eigentlich hätte er es besser wissen müssen, aber rational Denken war nicht mehr möglich. In seinem Kopf war nur noch Katie. Katie. Er musste Katie beschützen. Er musste Katies Leben retten.
 

„KATIE!“, schrie er und bekam sofort einen Faustschlag mitten ins Gesicht.
 

Er taumelte erneut nach hinten, fing sich aber diesmal relativ schnell wieder. Adrenalin schoss durch seine Venen und impulsiv griff er den Henkel, einer Öllampe, die hinter ihm auf dem Nachttisch stand und pfefferte diese im hohen Bogen gegen den Kopf des Mannes im dunklen Gewand. Diesmal taumelte dieser zurück, brach vor ihm zusammen und man konnte nur noch hören, wie ein Zauberstab auf den Boden klackerte.

Marcus sah seine Chance und stolperte auf den Stab zu. Doch gerade als er das Holz nur knapp berührte, wurde er zur Seite getreten. Der Mann war so schnell über ihn, dass er die Schläge, die zudem auf ihn zukamen, auch nicht mehr ausweichen konnte.
 

„So ein Drecks Blutsverräter!“, spuckte der Unbekannte ihm entgegen, als er weiterhin auf ihn einschlug.
 

Marcus stöhnte schmerzhaft auf, aber versuchte den Angreifer von sich zu schubsen. Doch seine Kraft ließ nach. Dabei durfte er nicht einfach aufgeben. Sein Kopf legte er zur Seite, in Richtung des Zelteingangs. Doch was er sah, brach in ihm der Wille überhaupt weiterzukämpfen. Der Zelteingang war leer. Dafür sah er, dass außerhalb des Zeltes irgendwo Feuer ausgebrochen war. Aber keine Spur von Katie.
 

Plötzlich ertönte ein lautes, schrilles Krähen und kurz danach sah er etwas mit rauschendem Tempo durch den Eingang des Zeltes fliegen.

Marcus schaute zurück seinem Angreifer, der abrupt aufsah. Ein weiterer Schrei klang in seinen Ohren. Es war der Mann auf ihm, der schützend seine Arme hochgerissen hatte. Erst jetzt erkannte der Schwarzhaarige, dass sich der weiß, schwarze Rieseseeadler auf den Greifer gestürzt hatte. Der Zauberer versuchte das Tier abzuschütteln, doch vergebens. Er fiel nach hinten auf den Rücken und weitere quälende Schreie kamen über dessen Lippen.
 

„AH! Meine Augen! Meine Augen!“
 

Geschockt sah Marcus dem Spektakel zu, wie der Adler ohne Gnade mit seinen Klauen auf den Kopf des Angreifers einschlug. Wie sein Schnabel auf den Körper hämmerte, bis kein Laut mehr über ihn kam, bis er regungslos auf dem Boden liegen blieb. Nur die überaus große Blut Lage, die sich auf dem Boden ausbreitete, deutete auf den genauen Zustand hin.
 

Marcus atmete unregelmäßig und kurz kam erneut Panik in ihm hoch, als sich das Tier zu ihm umdrehte. Er wich von ihm zurück. Schaute sich nach dem Zauberstab um, den der andere hatte fallen lassen. Jedoch lag dieser viel zu weit weg. Die Augen des Adlers folgte seinem Blick, bevor er seine Flügel bedrohlich ausbreitete.
 

Verdammt, war der groß. Locker zweieinhalb Meter Spannweite. Marcus wich erneut zurück. Robbte schon fast auf dem Boden hintersich, bis das Tischbein ihn aufhielt.

Doch anstelle, dass der Adler sich nun auf ihn stürzte, verformte sich plötzlich seine Form und unglaubwürdig beobachtete er die Veränderung.
 

Schlussendlich erkannte er einen schwarzen Anzug, an einem älterer Mann, mit leichtem gräulichem Haar, der nun vor ihm stand und sich gerade die Ärmel zurückschlug.
 

„Du?!“, stieß Marcus geschockt aus.
 

Marcus traute seine Augen nicht. War er vielleicht noch zu benommen? Hatte man ihm etwa schon unter Drogen gesetzt, dass er nun halluzinierte? Es kam ihm vor, als würde er in sein zukünftiges Spiegelbild blicken.
 

Er starrte auf den Mann, den er schon sein ganzes Leben lang kennen sollte. Und doch kam ein Gefühl in ihm hoch, dass er ihn wohl nicht wirklich gekannt hatte. Es waren so viele Fragezeichen in seinem Kopf aufgetaucht, dass er nicht wusste, welche er zuerst aussprechen sollte.
 

„Was... ich... was machst du hier?!“, entschied er sich dann.
 

Und zum ersten Mal richtete der ältere Mann seine Worte an ihn.
 

„Meinst du, ich sehe zu, wie mein einziger Sohn, sich sein eigenes Grab schaufelt?“, kam es mit dunkler, rauer Stimme über seine Lippen, bevor dieser ihm die Hand reichte.
 

Magnus Liam Flint war niemand, den Marcus in dieser Situation erwartet hätte. Nicht nach allem, was er sich von ihm anhören durfte. Wenn ihn jemand fragte, welchem Teil seiner Familie er näher stand, dann war es wohl eher seine Mutter. Zu seinem Vater hatte er immer schon ein kühleres Verhältnis gehabt.
 

In Trance nahm er die Hand seines Vaters dennoch an und wurde auch prompt auf seine Füße gezogen. Ein kurzer Schmerz durchfuhr ihn erneut an der Seite, doch er achtete nicht wirklich darauf. Noch immer konnte er es nicht fassen, dass wirklich sein Vater vor ihm stand.
 

„Du... du warst der Riesenseeadler... aber... Seit wann bist du ein Animaga?“, stellte er dann atemlos die nächste wirre Frage.
 

„Du weißt eben nicht alles.“, sagte er mit gedämpfter Stimme, so als ob er das Thema nicht weiter ausführen wollte, „Wir sollten keine Zeit verstreichen lassen. Sie können noch nicht weit gekommen sein. Lass uns auf Greiferjagd gehen.“, grinste er lässig und war sich seiner Sache mehr als sicher.



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