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Flucht

Ein Lächeln verändert alles
von

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Die Nähe des Anderen

„Das machst du schon.“, hatte er ihr nur stumpf zugerufen.
 

Vor ein paar Minuten wollte sie noch in seiner Nähe sein. Jetzt würde sie gerne ein paar kleine Steinchen an seinen Hinterkopf werfen. Auch wenn Katie ziemlich aufgewühlt war. Immer noch. Dennoch wurde der Platz in ihren Gedanken schon für das Fliegen geräumt. Marcus hatte eine seltsame Art, sie aus den Geschehnissen wieder herauszuholen. Und... sie war ihm unendlich dankbar dafür.
 

Noch immer konnte sie nicht glauben, dass sie ihm wirklich über ihre Träume aufgeklärt hatte. Es hatte ihr ungeheuerlich viel Mut gekostet, aber zum ersten Mal fühlte sie sich befreit davon. Sie war jetzt nicht mehr alleine damit. War sie eigentlich nie. Der ehemalige Slytherin gab ihr von Anfang an den Halt und die Zuversicht, sie wollte es nur nicht sehen. Aus Angst, oder Scham... oder weil sie sich damit so verletzlich zeigen musste.
 

Ihr Blick fiel wieder auf diese Miniatur seines Besens und überlegte fieberhaft, wie der Zauberspruch hieß, zum Vergrößern von Gegenständen...
 

Insgesamt hatte es fast zwanzig Minuten gedauert, bis sie endlich bereit war ihre Gedanken loszulassen. Sieben Minuten hatte es gebraucht, bis sie auf den richtigen Zauber kam und die restliche Zeit hatte sie damit verbracht, seinen Besen in die Normalgröße zu versetzen. Entweder es tat sich gar nichts, oder einmal hatte sie den Besen zu groß verwandelt und ihn danach aus versehen wieder in die Miniaturform zurück gezaubert. Andauernd hatte sie Marcus Blick im Nacken gespürt. Vielleicht hatte er auch gegrinst, weil sie echt ein hoffnungsloser Fall war.
 

Doch jetzt war sie schon so gut wie in der Luft. Sie musste nur noch warten, bis der Schwarzhaarige das okay gab. Er hatte gemeint, er würde erst die Lichtung überprüfen, bevor sie aus dem Schutzzauber heraustreten dürfte. Also wartete sie... ungeduldig.

Andauernd hippelte sie von einem Fuß auf den anderen, während sie beide Hände fest um den Nimbus 2001 geschlungen hatte. Die glatte Oberfläche des Stils beruhigte sie auf eine gewisse Art und Weise und trotzdem schien sie ein wenig nervös zu sein.
 

Ob sie überhaupt noch Fliegen konnte? Ihre Mum würde wahrscheinlich sagen, dass man es nicht verlernt. Wäre wie Fahrrad fahren...
 

„Okay, sieht alles ruhig aus.“, riss Marcus Stimme sie aus ihrer Starre.
 

„Eh... gut. Kann ich... dann?“, fragte sie langsam und er nickte, bevor er den Arm in Richtung der Lichtung ausstreckte.
 

Sie ging voraus durch die Barriere und mit einem Mal kam ein kräftiger Windzug, der durch die Blätter der Bäume fegte. Ihre Haare tanzten offen wild umher und sie zog eine Portion der frischen Luft in sich hinein. Es tat ungeheuerlich gut raus aus der Schutzkuppel zu sein. Die Luft war irgendwie sauberer, hatte sie zumindest im Gefühl, auch wenn es eher ein Hirngespinst war.
 

Sie sah zu Marcus, der an ihrer Seite stand.
 

„Ich... kann wirklich?“
 

„Klar. Allerdings... nur zehn Minuten, Katie. Ich will unser Glück nicht herausfordern.“
 

„Zehn?!“, fragte sie empört nach, „Komm schon,... ich bin ewig nicht mehr geflogen! Das letzte Mal... am Anfang des 6. Schuljahres.“, setzte sie dazu, „Halbe Stunde, ja?“
 

„Ich werde das nicht mit dir ausdiskutieren. Vor ein paar Tagen wurden wir noch verfolgt.“, schüttelte er sofort den Kopf.
 

„Fünfzehn?“, fragte sie nun etwas sanfter und setzte ihren lieblichen Blick auf, von dem sie wusste, dass er einknicken würde.
 

„Sieh mich nicht so an...“, kam es gequält über seine Lippen.
 

„Bitte...“
 

Merlin, dass sie ihn mal darum anbetteln musste, ihre Beine über den Besen schwingen zu dürfen, war so fernab von jeder Realität. Aber was tat man nicht alles dafür? Katie liebte das Fliegen. Klar sie liebte auch Quidditch, aber das Fliegen gab ihr schon als Kind ein Gefühl von Freiheit. Und das war etwas, was momentan wirklich nicht gegeben war. Auf einer Flucht war man nicht frei...
 

„Na schön...“, seufzte er, „Fünfzehn Minuten von mir aus.“
 

Sie quiekte kurz fröhlich auf und umarmte ihn stürmisch. Ließ ihn aber kurze Zeit später wieder los, um sich direkt auf den Besen zu setzen, als er sie abermals abhielt.
 

„Warte... bist du schon mal auf einem Nimbus geflogen?“
 

„Nein. Wo denkst du hin...“, sagte sie prompt, „Die sind viel zu teuer...“
 

„Okay... dann... sei vorsichtig. Er hat einen schnellen Start und... keine Experimente.“, warnte er sie eindringlich.
 

Offenbar bekam er nun doch ein klein wenig Panik davor, dass sie seinen Besen fliegen würde. Aber er würde schon sehen, dass sie ein Naturtalent war!
 

„Ich bin keine Anfängerin.“, konterte sie daher.
 

„Unterschätz das bitte nicht, Katie. Wenn-“, begann er erneut, doch plötzlich brach er mittendrin ab und schaute irritiert zu einer großen Tanne hoch.
 

Katie folgte seinem Blick und legte den Kopf schief. Auf einem dicken Ast hatten Katies braune Augen einen Adler entdeckt, der merkwürdig zu ihnen beiden herunterstarrte.
 

„Wow... der ist schön...“, murmelte sie, doch hörbar für Marcus.
 

„Schön, aber ungewöhnlich.“, erwiderte er, „Ist ein Riesenseeadler.“
 

„Was ist daran ungewöhnlich?“
 

Er drehte seinen Kopf wieder zu ihr.
 

„Sie beheimaten eigentlich Flüsse und Küsten des pazifiknahen Russlands. Der sollte nicht hier sein.“
 

„Vielleicht... überwintert er hier?“
 

Nun legte Marcus seinen Kopf schief, sah sie allerdings eher grimmig dabei an.
 

„Die Standorte, in denen sie überwintern wäre eher im asiatischen Bereich. Japan oder Korea... nicht Frankreich.“, erklärte er, „Egal, mach das du in die Luft kommst. Fünfzehn Minuten, sonst hol ich dich auf die unsanfte Art wieder runter.“
 

„Schon gut, schon gut...“, sagte sie hektisch und schloss kurz ihre Augen.
 

Mit einem freien Kopf, stieß sie sich vom Boden ab und es fühlte sich so gut an, als sie sich frei in der Luft bewegte...
 


 

Während Katie in der Luft war hatte Marcus neues Feuerholz gesammelt. Hatte aber dennoch immer einen Blick auf die Gryffindor. Ab und zu waren seine Gedanken jedoch bei dem Seeadler, der zwar mittlerweile seine Position gewechselt hatte, aber dennoch um ihre Nächtigungsstelle umher flog. Er bekam das Gefühl nicht los, scharfsinnig beobachtet zu werden von diesem Vogelvieh. Vielleicht wurde er auch nur langsam paranoid. Er hatte seit Wochen keine andere Menschen um sich gehabt, außer Katie. Hatte vor Monaten seine Heimat hinter sich gelassen und war auf der Flucht vor der Justiz. Natürlich würden da seine Nerven irgendwann blank liegen und hinter jedem wehenden Blatt eine Gefahr sehen.
 

Er schüttelte den Kopf, um seine wirren Gedanken loszuwerden. Erneut sah er stattdessen in den Himmel und sah, wie Katie gerade ein paar Loopings drehte. Marcus konnte sie lachen hören. Es tat so gut, ihre fröhliche Stimme zu lauschen. Sie glücklich zu sehen. Wie schon lange nicht mehr.
 

Als er diese Reise angetreten war, wusste er nicht genau, wie das alles sein würde. Und manchmal hatte er die Befürchtung, er könnte irgendwann einmal durchdrehen. Zum Glück machten genau solche Momente alles wieder wett. Klar,... mit Katie war nichts einfach. Schon vor dem Anschlag auf sie. Sie war eben nicht wie die anderen Mädchen, die er um sich herum gehabt hatte. Aber genau das war es, was sie so interessant machte. Marcus hatte diese Herausforderung genossen. Tat es heute noch umso mehr.
 

Wieder durchbrach ihr lautes Stimmchen die Stille und er befeuchtete seine Lippen.
 

„Geht's noch ein bisschen lauter, damit sie uns noch besser finden?!“, rief er sarkastisch zu ihr laut hoch und sie stoppte dadurch abrupt in der Luft.
 

„Sorry.“, rief sie laut genug, für ihr zurück.
 

Wieder schüttelte er den Kopf.
 

„Zwei Minuten noch, Katie.“
 

„Ja, ja...“
 

Marcus seufzte. Während er das Feuerholz zum Zelt brachte, überlegte er sich schon, welche Möglichkeiten er hatte, sie wieder aus der Luft zu bekommen, wenn sie nicht von alleine käme...
 


 

Traurig darüber wieder den Boden unter ihren Füßen zu spüren, aber zeitgleich zufrieden damit, dass sie es überhaupt so weit gebracht hatte, ließ sie sich erschöpft auf den Waldboden nieder. Den Besen hatte sie achtlos neben sich fallen gelassen. Zum Glück sah sie Marcus nirgends. Ihr Freund hätte sicherlich einen Anfall bekommen, wenn er das gesehen hätte. Aber darüber dachte Katie nicht wirklich nach.
 

Es war berauschend gewesen, den frischen Luft um ihre Ohren zu spüren und einfach diesen inneren Drang nachzugehen. Was gab es schöneres als das Fliegen?! Wenn sie jemand fragen würde, was sie am meisten an der Zauberei zu schätzen wüsste, wäre es genau das. Auf einem Besen fliegen, so klischeehaft es auch war. Katie liebte es. Nun... vielleicht würde sie auch gerne mal auf einem Drachen fliegen. Aber das war wohl fernab von jeder Realität.
 

„Kra-kra-kra.“, hörte sie den lauten Ruf eines Tieres und wandte ihren Kopf nach links.
 

Mit einmal mal erschrak sie, als sich der Adler von vorhin, etwa zwei Meter, neben sie auf das Laub am Boden setzte.
 

„Du schon wieder.“, murmelte sie etwas leise zu sich und richtete sich wieder gerade auf.
 

Der Vogel sah sie starr an, blinzelte jedoch eins-zweimal bevor sein Blick sich plötzlich auf den Besen senkte.
 

„Für dich ist das wohl alltäglich, was?“, fragte sie aus heiterem Himmel, „Fliegen ist so schön. Ich beneide dich, dass dir das in die Wiege gelegt worden ist.“, kam es einfach so über ihre Lippen.
 

Der Riesenseeadler legte seinen Kopf schief und Katie konnte nicht anders als leise darüber zu kichern.
 

„Ich weiß,... total komisch mich auf einem Besen fliegen zu sehen. Du siehst wohl nicht oft magische Menschen.“
 

„Kyow-Kyow.“
 

„Ja, das dachte ich mir. Aber weißt du, es gibt so viel mehr auf diesem Planeten! Dinge, die nicht jeder sieht, oder gar versteht. Aber trotzdem gibt es sie.“, lächelte sie, „Und das ist gut so. Sonst wäre das Leben ja ziemlich eintönig, oder?“
 

Das Tier vor ihr legte seinen Kopf nun auf die andere Seite, bevor er mit seinem Schnabel auf dem Boden herumpickte. Katie sah es eher, wie eine Zustimmung ihrer Worte. Dennoch seufzte sie plötzlich auf und ein ganz anderer Gedanke schlich sich in ihrem Kopf ein.
 

„Mein Leben ist ziemlich eintönig geworden, weißt du. Ich erkenn mich selbst manchmal nicht wieder und... hab Angst, dass es immer so sein wird. Dabei...“, sprach sie leise, „... will ich so viel mehr im Leben.“, sagte sie und sah zum Adler zurück.
 

Dieser hatte wieder den Kopf gehoben und sah sie fast nachdenklich an.
 

„Ich will wieder normal werden. Keine Angst mehr haben und... ich muss mir einfach mehr zutrauen. Ich bin schließlich eine Hexe. Das ist mir vorhin beim Fliegen umso mehr bewusster geworden.“, sagte sie nun sicherer und standhafter, „Marcus hat schon Recht. Ich darf mich von meiner Angst nicht leiten lassen. Manchmal... muss man auch was riskieren, um wieder glücklich zu sein.“, endete sie und wie, als würde der Vogel ihr zustimmen, erhob er seine Flügel kurz zur Seite und flatterte ihr ein wenig Luft zu.
 

„Du versteht das.“, lächelte sie erneut.
 

„Katie?!“, hörte sie plötzlich Marcus genervte Stimme, sah ihn jedoch nirgends.
 

„Oh je... ich sollte jetzt lieber.“, murmelte sie, stand vom Boden auf und klopfte sich den Staub von ihrer Kleidung.
 

Doch kurz nachdem sie Marcus Besen auch wieder in die Hand genommen hatte, sah sie noch einmal auf den Adler zurück, der sich zwar kein bisschen bewegt hatte, aber wieder seine Flügel an seine Seite presste.
 

„Du darfst ruhig hier weiter rumfliegen. Ich leg' ein gutes Wort für dich bei Marucs ein.“, lächelte sie, „Danke für's zuhören.“, sagte sie lächelnd, wandte sich ab und schritt Richtung Zelt zurück.
 


 

Gedankenverloren starrte Katie auf ihre Drachenfigur, während sie am Esstisch saß. Vor ihr klepperte das Geschirr, welches durch Marcus Zauber, sich selbst abspülte. Er hingegen stand am Zelteingang und hatte die Arme verschränkt, während er andauernd seinen Blick gen Himmel richtete.

Wahrscheinlich suchte er immer noch nach einer Antwort, warum dieser Adler sich so auf sie beide versteift hatte. Kurz dachte sie auch darüber nach, ob dieser Vogel nichts Gutes bedeuten könnte, verwarf den Gedanken aber sofort wieder.
 

Sie war mit dem Tier alleine gewesen. Hatte sogar sich mit ihm unterhalten. Na, ja... nur sie hatte geredet. Hatte ihre Gedanken laut ausgesprochen, aber es fühlte sich so an, als ob er wirklich interessiert wäre. Es war einfacher ihre Sorgen einem Tier anzuvertrauen, das nicht widersprechen könnte, oder eine eigene Meinung mit einfließen lassen konnte. Als mit jemanden zu reden, der ihrer Sprache mächtig war und der ebenso involviert in dieser ganzen Sache war.
 

Wieder sah sie zu dem Schwarzhaarigen, der seinen Blick nicht vom Himmel abgewandt hatte.
 

Jedenfalls hätte der Adler genügend Zeit gehabt, sich ihr negativ zu zuwenden. Hatte es aber nicht getan. Man konnte über Katie sagen was man wollte. Sie war vielleicht manchmal verpeilt und unsicher. Hatte nicht so viel Ahnung von Zaubertrank Zutaten, oder wie man eine Katze in einen Kessel verwandelte. Aber die Körpersprache der Tiere verstand sie schon immer gut.
 

Als Kind hatte sie mal ein Kaninchen gehabt. Ihr Name war Queeny. Sie wusste immer, wie es ihr ging und was sie sich am meisten wünschte. Wie oft war sie mitten in der Nacht durchs Haus geschlichen, mit Queeny auf dem Arm und hatte sie für eine halbe Stunde im Garten herumhoppeln lassen. Weil sie wusste, dass sie das frische Gras liebte. Und wie fröhlich sie wirkte, als sie wieder in ihrem Kinderzimmer war. Als wollte sie „Danke“ sagen.
 

Katie seufzte. Jetzt da sie an Queeny dachte, kam der Gedanke an Mizzi zurück. Wie es ihr wohl gerade ging? Sie vermisste ihre Katze, mit der sie so viele schöne Erinnerungen verband. Ihr hatte sie auch immer ihre Gedanken anvertraut und es schmerzte irgendwie, sie in London zurücklassen zu müssen.

Marcus hatte zwar gemeint, dass er Pucey darum bat, nach der Katze zu sehen, aber wer wusste schon was gerade alles in England passierte? Sie hatte ja so gar keine Ahnung, wie es derzeit dort drüben aussah. Und noch immer plagten sie ihre Schuldgefühle, dass sie sich einfach so aus dem Staub gemacht hatten. Sie fragte sich, ob es Alicia, Leanne und Angelina gut ging. Natürlich dachte sie auch kurz an die Zwillinge, aber die beiden waren schon immer taff gewesen. Um die sollte sie sich am aller wenigsten sorgen machen.

Wahrscheinlich heiterten die beiden alle anderen auf, mit ihren Witzen und Späßen, um sie bei Laune zu halten.
 

Katie lächelte insgeheim. Ja,... das war gut möglich.
 

Wieder sah sie zu Marcus auf, der endlich seine Starre gelöst hatte. Er ging kurz rüber ins Schlafzimmer und sie sah aus dem Augenwinkel, wie er seine Lederjacke von einem Stuhl griff. Er zog sich diese über und richtete kurz den Kragen, als in Katie ein völlig anderer Gedanke sich breit machte.
 

Sie rief sich das Gespräch mit dem Adler wieder in den Kopf. Sie hatte gesagt, dass sie wieder normal sein möchte. Dass sie keine Angst mehr haben will. Es gab viele Dinge, vor denen sie Angst hatte. Wahrlich Angst, dass sie davor sogar erzitterte. Aber eine andere Angst, die sie vor ihrem Schicksalsschlag schon immer begleitet hatte, war gerade viel präsenter. Nein, das war falsch. Gerade jetzt, wenn sie Marcus so ansah, durchströmte viel eher der Mut einer Gryffindor durch ihre Adern.
 

Katie rutschte mit ihrem Stuhl nachhinten und stand vorsichtig auf. Die Drachenfigur längst vergessen. Ihre Gedanken um ihre Haustiere, oder über diesen Adler, losgelöst. Ihre Augen hafteten nur noch an den ehemaligen Slytherin.
 

Sie wollte was ändern. Ihre Probleme angehen und sich nicht mehr davor verstecken. Und... sie wollte sich wieder normal fühlen. Wie er es verdient hätte...
 

Sie schluckte ihren Kloß herunter und trat auf leisen Socken auf ihn zu. Gerade dann, als sie schon hinter ihm stand, drehte er sich um und erschrak dabei leicht.
 

„Beim blutigen Baron, schleich dich doch nicht so an.“, sagte er leise, doch mit so einer Sanftheit in der Stimme, dass ihr warm ums Herz wurde, „Alles okay?“
 

Sie nickte erst aus Reflex und Marcus wollte sich schon an ihr vorbeistehlen, als sie ihn aufhielt, in dem sie ihre Hände auf seinen Oberkörper legte. Nun schüttelte sie doch den Kopf.
 

„Was ist denn?“
 

„Ehm... ich...“
 

Oh je. In ihrem Kopf war das doch ganz einfach gewesen. Wieso kam sie nun wieder nicht dazu, dass zu sagen, was sie wirklich wollte?
 

„Also...“
 

„Komm, setz dich erst mal.“, sagte er dann und drückte sie zur Seite, zum Stuhl gewandt, „Du siehst aufgewühlt aus. Ich geh eben nur die Schutzzauber auffrischen. Dann können wir reden.“
 

Reden? Sie wollte doch nicht reden! Jedenfalls, nicht nur. Unwirsch schlug sie seine Hände von sich und er zuckte dabei erneut kurz zusammen. Doch sie ging gar nicht wirklich auf seine Reaktion ein. Sie trat einen Schritt näher zu ihm und verdrängte die Scham, die gerade in ihr hochkam.
 

Wenn sie etwas ändern wollte, dann musste sie einfach etwas riskieren.
 

„Ich... ich will keine Angst mehr davor haben.“, sagte sie frei raus.
 

„Katie... ich weiß, aber... lass uns gleich reden darüber, ja?“
 

„Ich will nicht reden, verdammt nochmal!“
 

„Was willst du denn dann?“, fragte er verwirrt nach.
 

Merlin, wieso war er wieder so begriffsstutzig?! Sonst dachte er doch auch immer direkt daran... oder... dachte sie zumindest. Wenn man sich einmal auf die Gedanken des Slytherins verlassen könnte, wäre all das jetzt vielleicht nicht so peinlich für sie.
 

Katie merkte, dass sie mit Worten hier nicht weiterkam. Er konnte ihr nicht folgen, also war die einzige Chance ihm zu zeigen, was sie gerade so dringend brauchte.
 

Mit allem Mut zusammen stellte sie sich auf die Zehenspitzen und drückte ihre Lippen auf die seine. Sie merkte, wie sehr sie ihn damit überrumpelte, aber es war nur ein Moment. Denn er fing sich schneller als sie, deren Herz tausende von Loopings schlug.

Leidenschaftlich erwiderte er ihren Kuss, der ihre gesamte Scham und viele weitere Peinlichkeiten einfach vergessen ließ.
 

Sie spürte seine Hände auf ihrer Hüfte und kurz dachte sie auch, dass er sie mehr zu sich zog. Doch stattdessen drückte er sich von ihr weg und der Kuss endete genauso abrupt.
 

„Katie... die... ehm die...“, kam es stockend über seine Lippen.
 

Offenbar hatte er endlich mal verstanden, was dieses ganze Theater sollte. Doch anders als sie dachte, bemerkte sie, wie er auf Abstand ging. Es tat weh. Das erste Mal, dass Marcus Tun ihr weh tat. Was sollte das denn? Sie warf sich ihm praktisch an den Hals und gab ihm gerade den Freifahrtschein! Ihre Gedanken wollten gerade nichts anderes, als genau das. Die eine Sache, die er schon mal von ihr wollte, aber ihre Entscheidung damals respektiert hatte. Wieso konnte er nicht einfach-
 

„Die Schutzzauber brauchen eine Erneuerung. In zehn Minuten bin ich wieder da und-“, ratterte er hinunter und unterbrach ihren inneren Konflikt, den sie nun auch einfach offen aussprach.
 

„In zehn Minuten hab ich... vielleicht nicht mehr den Mut dazu.“, hauchte sie und sah in seine grüne Augen, die sie so sehr liebte.
 

Sie schluckte, als sie in sein Gesicht sah. Er schien zwiegespalten zu sein. Hatte sie ihn vielleicht verschreckt? Vielleicht... war das völlig der falsche Moment. Andererseits... wann gab es dafür den richtigen Moment? Sicherlich war das auch nicht der Ort für so etwas. Aber... wo war der richtige Ort dafür? Solange sie sich doch bei ihm wohlfühlte, war der Ort an dem es passierte, doch total egal.
 

Dennoch war ihr mulmig zumute, als Marcus einfach nichts mehr sagte und sie begann ganz automatisch zurückzurudern.
 

„Vergiss es.“, räusperte sie sich, „War eine blöde Idee.“, und trat nun selbst von ihm zurück.
 

Doch plötzlich reagierte der Schwarzhaarige. Er hob sein Arm und griff mit der Hand, nach ihrer. Sie konnte gar nicht so schnell schalten, als er sie zu sich zog und diesmal zuerst seine Lippen auf ihre legte. Zugleich spürte sie, wie er den Kuss sofort vertiefte und Katie konnte nicht anders als kurz in dessen leidenschaftlichen Kuss zu stöhnen. Marcus Hände ließen ihre Hände los, legte sie erneut auf ihren Seiten, bevor er diese weiter höher wandern ließ. Bis er ihren Kopf hielt und erst dann löste er den so intensiven Kuss sanft.
 

„Nur wenn du dir sicher bist.“, hatte er leise geflüstert, „Und nicht, weil du denkst, du müsstest das tun.“
 

„Ich...“, hauchte sie und befeuchtete ihre Lippen, „Ich will das.“
 

Erst dachte Katie, dass er nun wieder ewig lange Schweigen würde. Doch das Gegenteil war der Fall. Mit einem Mal zog er seine Hände zurück, ging kurz vor ihr ein Stück herunter, bevor er seine Hände diesmal unter ihre Kniekehlen legte. Er hob sie ohne Probleme hoch und aus einem Reflex heraus, legte sie ihre Arme um seine Schultern.
 

Katie konnte nicht genau sagen, was sie fühlte, als er abermals seinen Mund auf ihren presste und er mit ihr, sich zum Bett umdrehte. Da war kein Unwohlsein, oder Angst, weil sie wusste was sie im Begriff war zutun. Das einzige war sie spürte war das pure Glück. Dass sie bei jemanden war, der alles für sie tat. Der immer alles nach ihr ausrichtete und... der sie aufrichtig liebte. Sie fühlte sich frei in seinen Armen und alles was sie brauchte, war diese Nähe zu ihm. Wenn sie an vorhin zurückdachte, dass das Fliegen alles für sie war, hatte sie sich selbst belogen. Denn... sie brauchte Marcus mehr, als das Fliegen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hi! Ich wollte mich an dieser Stelle einmal an alle Leser bedanken dafür, dass ihr die Geschichte so sehr verfolgt. Danke für die vielen Aufrufe und die Favoriteneinträge.
Das ist bei dieser Konstellation mit Katie und Marcus nicht selbstverständlich. Ich finde sowieso, dass "Katcus" viel zu selten hier vertreten ist. ;)

Danke also für euer Interesse <3

Btw. Wer jetzt enttäuscht ist, dass es hier an dieser Stelle nicht weitergeht... ich wollte tatsächlich erst das ganze ausschreiben. Immerhin geht es hier um Katies Erstes Mal. Beim Schreiben habe ich mich jedoch umentschieden. Es passt nicht wirklich in die Situation und es fiel mir auch sehr schwer Katies Gedanken dabei richtig auszudrücken. Ich hoffe, ich hab euch da nicht zu schnell den "Stecker gezogen" :P

Freue mich sehr auf eure Eindrücke des Kapitels.
Fühlt euch gedrückt.
Eure KatieBell :3
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