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Flucht

Ein Lächeln verändert alles
von

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Der Zauberstab sucht sich die Hexe

„Wie weit denn noch?“, hörte er Katies keuchende Stimme, etwas weiter hinter sich.
 

„Noch ein bisschen. Wenigstens die 25 Meilen pro Tag sollten wir schaffen, sonst kommen wir nie voran.“, rief er über seine Schultern, bevor er sich wieder der Landkarte widmete, die er in seinen Händen hielt.
 

„Können wir nicht apparieren?“, maulte sie weiter.
 

„Nein, Katie. Je weniger magische Spuren wir hinterlassen, umso besser. Ich hab dir gesagt, dass es kein Zuckerschlecken wird durch das Naturschutzgebiet.“
 

„Eh... ich hab dir gesagt, bla bla.“, äffte sie ihn nach und er ließ die Karte sinken, bevor er sich umwandte.
 

„Das sollte doch für dich gar kein Problem sein. Das wären fünf Runden laufen auf dem Quidditchfeld.“, sagte er und wartete, bis sie endlich bei ihm ankam, „Wood hat euch doch immer 20 Runden laufen lassen.“
 

„Mit dem Unterschied, dass es eine gerade Fläche war. Hier laufen wir über Stock und Stein. Auf und abwärts. Weißt du eigentlich, dass sich die spitzen Steine durch meine Schuhsohlen regelrecht bohren?!“
 

„Stell dich nicht so an.“, sagte er, ohne Nachgeben zu wollen, „Nur noch ein Stückchen. Es sollte gleich eine freie Fläche kommen, davor können wir rasten.“
 

„Trägst du mich?“, fragte sie und Marcus wich ihrem lieblichen Blick aus.
 

„Vergiss es. Du hast zwei gesunde Beine.“, wandte sich ab und stiefelte weiter, über Stock und Stein.
 

Er hörte sie beleidigt aufstöhnen, doch er ließ sich nicht umstimmen. Seit ein paar Tagen durchsteiften sie nun schon das Naturschutzgebiet „Parc Landes de Gascogne“. Waren schon ziemlich weit drin und durchquerten alles zu Fuß. Nicht ohne Grund.

Bevor sie aus dem kleinen Dorf aufgebrochen waren, hatte Katie plötzlich bemerkt, dass sie verfolgt wurden. Nur mit einem Auge hatte er auf den Verfolger geblickt, ihn dadurch aber leider nicht erkannt. Es war ein schlaksiger, älterer Mann mit einem Vollbart, der sich auffällig immer umwandte und immer dann stehen blieb, wenn sie stehen blieben.
 

Marcus Sinne waren seit diesem Zeitpunkt mehr als geschärft als jemals zuvor. Zum Glück konnten sie den Mann kurz vor dem Naturpark abhängen. Die dichten Bäume gaben den Zweien den Schutz zu entkommen. Die Gefahr war wieder so allgegenwertig, wie schon lange nicht mehr.
 

Sonnenklar war es, dass dieser jemand, ihnen nicht wohlgesonnen war. Die französischen Behörden hätten sie direkt angesprochen und sie nicht bis an den Waldrand verfolgt. Also musste der Typ aus England kommen. Todesser bezweifelte Marcus jedoch. Solche Beschattungen waren eher Aufgaben für Greifer. Die wirkliche Frage, die ihn beschäftigte war eher: Wie konnte man sie finden? Er hatte nicht umsonst eine Strecke ausgewählt, die Kreuz und Quer durch Frankreich ging, so dass man nicht vorhersehen konnte, welches Ziel sie wirklich verfolgten. Also... wie kamen sie auf ihre Spur?
 

„Marcus...“, stöhnte Katie erneut und er seufzte ergeben.
 

„Na schön.“, kam es aus ihm heraus und blieb stehen, „Wir übernachten hier.“, sprach er weiter und reichte ihr die Landkarte, sowie legte er seine Tasche auf dem Boden ab, „Ruh dich aus, ich umzäune das Gebiet eben mit den Schutzzaubern.“
 

Sie erwiderte nichts, doch ließ sich zugleich auf einen Baumstumpf fallen, bevor sie ihre Beine durchstreckte. Er hingegen zückte seinen Zauberstab aus seiner Lederjacke und ging einige Meter weiter, bevor er den ersten Zauber sprach.
 

„Protego totalum.“, sagte er leise und richtete den Zauberstab direkt über seinen Kopf.
 

Die Luft schillerte leicht und umgab das Gebiet mit einem Schutzwall, mit ihm als Mittelpunkt, in der Form einer Kuppel.
 

„Repello muggeltum. Muffliato.“, entfalteten sich zwei weitere Zauber, „Salvio Hexia.“, flüsterte er dazu und führte vor seinem Gesicht, eine „X“ Bewegung mit seinem Stab aus, „Kannst du schon mal das Zelt auspacken?“, rief er zu Katie rüber, als er in nördlicher Richtung weiterstapfte, um die Zaubersprüche dort ebenfalls noch einmal zu wiederholen.
 

Dies tat er in allen Himmelsrichtungen und noch einige weitere Schutzzauber, wie den Desillusionierungs-Zauber, oder dem Cave Inimicum-Zauber, der im Allgemeinen ein Schutz gegen Feinde war.
 

Als er zurück bei seiner Freundin war, lag das Zeltgewand schon auf dem Boden ausgebreitet. Eigentlich wäre es nur ein weiterer Schwenker seines Zauberstabes gewesen, aber als er zu Katie sah, zögerte er.
 

Das Gespräch mit McGonagall kam ihm wieder in den Sinn. Schon seit Katie bei ihm war, war es ein unwohles Gefühl gewesen, immer und überall ihren Zauberstab mit sich zu führen. Er hätte diesen auch sicherlich in der Sporttasche verstauen können, aber das fand Marcus immer als unwürdig. Und gerade jetzt in ihrer Situation, in denen sie offenkundig schon verfolgt wurden. Die Leute schon so nah an sie heran gekommen waren, wäre jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt, Zauberstab und Träger wieder zusammenzuführen.
 

Kurz darüber nachgedacht, führte er schon seine linke Hand, in seine innere rechte Brusttasche und zog ihren Zauberstab heraus. Im Gegensatz zu seinem, war ihrer um einiges kleiner. 10 ¼ Zoll. Er war zudem extrem leicht, hatte eine mittelbraune Färbung und war dunkelbraun meliert. Die Form ihres Zauberstabes war wellig und lief zum Ende hin spitz zu. Über die magischen Eigenschaften wusste er ebenso bestens bescheid. Kastanienholz und der Kern bestand aus Einhornhaar.
 

Die Dunkelblonde hatte ihm mal erzählt, was Ollivander damals zu ihr sagte, als sie den Zauberstab kaufte. Gerade Kastanienstäbe dienten hervorragend Menschen mit großer Liebe zu magischen Tieren, Freude an Kräuterkunde und wenn sie gute Flieger waren. In Kombination mit einem Einhornhaar, standen Träger immer für Recht und Ordnung ein. Darüber musste man nicht lange nachdenken, um zu wissen, dass dieser Zauberstab, wie gemacht für Katie war. Ihn daher noch länger zu behalten, fühlte sich einfach schlecht an.

Besonders wenn man bedachte, dass sein Zauberstab genau das Gegenteil verkörperte. Während Katies Stab eher friedfertig war, war seiner aggressiver.
 

Marcus besaß einen Ebenholz-Zauberstab. Man sagt diesem Holz oft nach, dass sie unangepasst, eigen und glücklich mit dessen Dasein als Außenseiter sind. Der rabenschwarze Stab war von beeindruckender Präsenz und entsprechendem Image, richtig gut für kämpferische Zauber aller Art zu sein. Sie fühlen sich am wohlsten mit einem Träger, der den Mut hat, er selbst zu sein und der sich nicht so leicht von seinen Zielen abbringen lassen würde. Als Kern diente Drachenherzfaser, die einige Zauberstäbe zu einem mächtigen Werkzeug machte. Besonders da man sie auch für die dunklen Künste gut einsetzen konnte. Der einzige positive Effekt, er würde sich nie gegen den Willen seines Meisters wenden.
 

Er trat aus seinen Gedanken und überbrückte die Distanz zwischen sich und Katie, bevor er ihr ihren einzigartigen Zauberstab reichte.
 

„Magst du nicht das Zelt aufbauen?“
 

Schnell hob sie ihren Kopf. Er konnte regelrecht dabei zusehen, wie ihre Pupillen zwischen ihrem Stab und seinen Augen hin und her schwang. Als ob sie am überlegen war, ob er gerade bei Sinnen war.
 

„Ich kann währenddessen nach Brennholz suchen.“, drückte er die nächste Aussage nach, um sie zu einer Reaktion zu bewegen.
 

Doch stattdessen, dass sie seine Bitte nachkam, schüttelte sie auf einmal ihren Kopf.
 

„Mach lieber du.“
 

„Komm schon, Katie. Das ist nur ein-“
 

„Nein. I-ich kann nicht.“, sagte sie zögerlich und wandte den Blick wieder gen Boden.
 

Marcus seufzte, doch ging er in die Hocke vor sie und hielt seinen Arm immer noch zu ihr ausgestreckt.
 

„Aber du nimmst ihn an dich, okay?“
 

Wieder schwieg sie und konnte auch eine Abwehrhaltung ausmachen, als sie ihre Arme ineinander verschränkte.
 

„Liebes-“
 

„Ich... ich will ihn nicht.“, hauchte sie dann und wich seinem Blick penetrant aus.
 

Das hatte er fast befürchtet, dass das passieren könnte. Wie lange trug Katie nun ihren Stab nicht mehr bei sich? Eine viel zu lange Zeit, in der sie sich entfremdet haben könnte. Oder gar das Vertrauen verloren haben könnte. Sie war so lange von ihren Eltern abgeschirmt worden, dass sie keinen Zauberstab brauchte. Zumindest nicht wirklich und seit er mit ihr unterwegs war, war er ihr Schutzschild.
 

Aber die Dinge haben sich gravierend verändert.
 

„Bitte. Ich würde besser schlafen, wenn ich weiß, dass du deinen Zauberstab hast.“
 

Wieder schüttelte sie den Kopf.
 

„Katie...“, seufzte er, „Ich weiß, du willst ihn wieder haben. Du hast dich am Anfang immer darüber beschwert.“
 

„Weil man ihn mir abgenommen hat, ohne mein Einverständnis!“, zischte sie plötzlich wütend.
 

„Ich weiß,... es war nicht in Ordnung. Das ändern wir jetzt. Bitte nimm ihn.“
 

„Aber... vielleicht ist es doch gut so. Ich bin wahrscheinlich eine tickende Zeitbombe. Wenn ich wieder einen Ausbruch habe-“
 

„Der letzte Ausbruch ist Wochen her.“, unterbrach er sie direkt, „Du bist schon viel ruhiger geworden.“
 

„Ich... lass mich damit in Ruhe.“, sagte sie harsch und stand vom Baumstumpf auf, um dieser Situation aus dem Weg zu gehen.
 

„Katie... Katie!“, rief er ihr hinterher, „Hey...“
 

„Bitte. Lass mich damit in Frieden.“, rief sie zurück über ihre Schultern.
 

„Nein. Dein Zauberstab gehört zu dir.“, sagte Marcus bestimmend und erhob sich.
 

Immer noch hielt er ihren Zauberstab in ihre Richtung.
 

„Aber vielleicht... gehöre ich nicht mehr zu ihm.“, drehte sie sich erneut zu ihm um und schlug ihre Hände über den Kopf zusammen.
 

„Wie... wie meinst du das?“
 

„Es... es ist ein Gefühl. Mr. Ollivander sagte immer, das der Zauberstab sich sein Träger aussucht, nicht umgekehrt. Es fühlt sich nicht mehr so an, als ob ich ein Recht darauf habe. Es ist abstoßend, okay. Ich kann einfach nicht.“, wieder wandte sie sich ab, „Ich such Feuerholz.“
 

Missmutig ließ er sie gehen und senkte seinen Arm. So viel zu dem Thema, ihr das duellieren beizubringen. Wie sollte er ihr das Selbstbewusstsein zurückbringen, wenn sie sich so dagegen wehrte? Ganz zu Schweigen zu dieser ganzen Bedrohung. Zwar gab er nie gerne damit an, aber er war schon immer ein ausgezeichneter Duellant gewesen und das war gerade sehr hilfreich. Kannte viele Zauber und Flüche, die er auch ohne zu zögern anwenden würde, wenn er damit Katies Leben retten konnte.

Dennoch war es nicht dasselbe. Sie war viel zu tief drin in ihrem Schneckenhaus und hatte womöglich einfach schon resigniert.
 

In diesem Moment war sie einfach eine leichte Beute. Was wiederum er ausgleichen musste. Marcus seufzte und drehte sich zum Zelt um, welches immer noch verlassen auf dem Waldboden ausgebreitet lag. Er verstaute ihren Kastanienholzstab wieder in seiner Lederjacke, bevor er seinen erneut erhob. Mit einem großen Schwung ließ er das Zelt sich erheben und selbstständig aufbauen.



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