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Flucht

Ein Lächeln verändert alles
von

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Getrennte Wege

Ein richtiger Alptraum. Katie hatte so viel Angst vor dem Kommenden und ihre Familie erkannte sie kaum mehr wieder. Ihre Mutter wurde zunehmend paranoid und ihr Vater traute sich nicht einmal mehr aus dem Haus.
 

Auf sie passten sie ganz besonders auf. Seit sie im letzten Schuljahr das Opfer eines Fluches wurde, waren ihre Eltern strickt dagegen, dass sie jemals wieder zurück nach Hogwarts ging. Besonders seit dem Tod von Albus Dumbeldore.
 

Es war so schrecklich gewesen, als sie im Schlosshof auf einer der Bänke saß und gerade einen Brief an ihren Freund verfassen wollte. Seit sie aus dem Koma erwacht war, ging kein Tag vorüber, ohne dass sie ihm schrieb. Er hatte sich solche Sorgen um sie gemacht und konnte doch nicht einmal zu ihr in die Schule kommen. Ihm wurde der Zugang verweigert, aufgrund der erhöhten Sicherheitsmaßnahmen.
 

Und dann... hörte sie Raben krähen. Wild und durcheinander, die durch irgendetwas aufgescheucht wurden. Ein heller, grüner Blitz, der die dunkle Nacht erhellte und daraufhin ein dumpfer Knall. Sie war wie erstarrt gewesen, als etwas vom Himmel fiel, ein paar fünfzig Meter vor ihr und dann auf dem Boden aufprallte.
 

Sie hatte geschrien. So laut und schrill, dass sie dachte, sie würde die Fenster des Schlosses in tausende Teile zerbersten lassen. Sie erinnerte sich kaum daran, wie Professor McGonagall sie von hinten zurückzog und sie ihren Blick von der Person abwandte, die leblos auf dem Pflaster lag. Nur um dann bitterlich zu weinen.
 

Seit dieser Nacht, war nichts mehr wie früher.
 

Ihre Eltern hatte sie am nächsten Tag persönlich abgeholt, wie so viele andere Schüler auch. Sie lag Leanne ewig in den Armen, als sie sich verabschieden sollte und auf der Heimfahrt war sie so sehr in sich gekehrt gewesen, wie noch nie.
 

Es waren schreckliche zehn Wochen gewesen. Sie hatte angefangen sich überall einzuschließen. Ob im Bad, oder in ihrem Zimmer. Manchmal träumte sie von all dem erlebten. Von der verfluchten Kette, die sie fast umgebracht hätte. Oder von Dumbledores Tod. Oder von den Todessern, die in dieser Nacht durch das Schloss herumirrten und so viel Unheil angerichtet hatten.
 

Wenn sie wieder einmal schweißgebadet aufwachte, bekam sie ihre Angst und Panik nur dann in den Griff, wenn sie sich in ihren Kleiderschrank einsperrte. Ihr war es klar gewesen, dass sie nicht mehr ganz dicht war, aber bisher hatte sie mit niemanden darüber geredet. Nicht mit ihrer Mum... und schon gar nicht mit ihrem Dad.
 

Sie hatte es versucht. Aber...wenn sie auch nur anfing von dieser Nacht zu erzählen, sah sie in seine Augen, die angsterfüllt geweitete waren und dann brachte sie es nicht mehr übers Herz.
 

Auch gegenüber ihrem Freund schwieg sie. Er kam regelmäßig zu ihr nach Hause. Aß mit ihrer Familie, kümmerte sich um sie. Katie war ihm dankbar für die Zeit, die er ihr schenkte. Ihr war es bewusst, dass sie ein seelisches Wrack war und trotzdem, war er immer da, wenn sie ihn gebraucht hatte.
 

Sie wusste nicht, was sie ohne ihn machen würde.
 

Es klopfte und Katie erschrak, als die Tür zu ihrem Zimmer aufging. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, doch beruhigte sich zugleich wieder, als sie ihren Vater erkannte.
 

„Schätzchen, kommst du? Das Essen ist fertig.“
 

Sie nickte nur, ohne ein Wort zu sagen, klappte ihr Zeichenbuch zu, in das sie bis dato noch gezeichnet hatte.
 

Ihre Mum lag ihr ewig in den Ohren, dass sie über die Ereignisse mit jemanden reden musste und wenn sie dazu noch nicht bereit wäre, dann sollte sie sich zumindest ihre Gedanken losmachen. Mit dem Zeichnen fand sie einen Weg, ihre Gefühle und Gedanken zu ordnen und das schlimme in ihrem bisherigen Leben loszulassen. Was nur minder half, aber sie hatte immerhin eine Beschäftigung, in der Zeit, in der sie Zuhause eingesperrt war.
 

Sie stand auf und folgte ihrem Vater runter ins Esszimmer. Sie sah auf den Tisch und wunderte sich, wieso nur für zwei Personen gedeckt war.
 

„Wo ist Mum?“, fragte sie sichtlich ängstlich.
 

„Noch... Besorgungen machen.“
 

„Jetzt noch?“, sagte sie irritiert und sah aus dem Fenster.
 

Es war bereits stockdunkel und normalerweise wäre sie um die Uhrzeit längst Zuhause.
 

„Mach dir keine Sorgen, Schätzchen. Es ist alles gut.“
 

In Katie schrillten die Alarmglocken. Es war ein innerer Impuls, den sie seit ihrem abrupten Ende des sechsten Schuljahres entwickelt hatte.
 

„Nichts ist gut!“, fuhr sie ihn an, „Wo ist Mum?!“
 

„Katie... bitte beruhig dich.“, versuchte ihr Vater ruhig auf sie einzuwirken und legte seine  Hände auf ihre Schultern, „Mama ist gleich da. Versprochen.“
 

„Wo... ist... sie?“, fragte sie leise zischend und sie fühlte den Ausbruch in ihren Adern bereits.
 

Ein weiterer Punkt, den sie nicht mehr unter Kontrolle hatte. Ihre Magie machte sich seit neustem fast schon selbstständig. Wenn sie aufgeregt, oder sich ein ungutes Gefühl in ihr ausbreitete, verfiel sie in eine Art dunkles Loch. Sie hatte den Heiler ganz genau darüber reden gehört. Hatte ihrer Mum versucht zu erklären, dass das durch ein Traumata ausgelöst wurde.
 

Das erste Mal war das im Auto auf dem Weg nach Hause passiert. Sie kamen an dem Standort der ehemaligen Brockdale Bridge vorbei, die schon ein Jahr zuvor von den Todessern zum Einsturz gebracht wurde. Keine Ahnung, wie sie das hatte triggern können, aber das einzige was sie wusste war, dass sie ihren Vater angeschrien hatte, das er anhalten sollte.
 

Ihre Eltern waren völlig überfordert damit gewesen und das Ende vom Lied war, dass sie die Fenster des Autos in Scherben legte. Ihr Vater hätte fast dadurch einen Unfall gebaut.
 

Gleich am nächsten Tag kam dann ein Kollege ihrer Mutter zu ihnen nach Hause, die sie eingehend untersuchte und eben diese Diagnose stellte. Zur Sicherheit wurde ihr Zauberstab von ihrer Mum abgenommen. Da hatte sie auch getobt und in ihrem Wutanfall die Möbel und Schränke umgeworfen, ohne einen Zauberstab. Es war ein reines Chaos gewesen.
 

Und jetzt? Sie fühlte sich kaum sicher in ihrem eigenem Haus. Schon gar nicht, wenn man ihr das einzige nahm, was ihr Sicherheit bot.
 

Ihr Vater wich augenblicklich von ihr ein Stück weg, als die Deckenlampe anfing gefährlich zu flackern.
 

Sie wollte nicht so ausarten, aber diese ganze Situation brachte sie noch um. Keiner verstand, was in ihr vorging und jeder betütelte sie. Sagte, das alles gut war. Aber nichts war gut!
 

Sie wurde regelrecht hier eingesperrt. Nicht einmal in den Garten durfte sie und zu ihre Freundin Leanne hatte sie auch seit zehn Wochen keinen Kontakt mehr. Sie war es leid. Katie wollte nicht mehr. Sie wollte nur noch dass all das Grauen aufhörte.
 

„Katie... bi-bitte komm runter. Es-“
 

Doch er kam nicht dazu, seinen Satz zu vollenden. Im selben Moment zersprang das Glas der Deckenlampe und alle Gläser und Flaschen auf dem Esszimmertisch. Die Teller brachen einmal quer in der Mitte, und die Stühle flogen im hohen Bogen durch den Raum.
 

„Katie!“
 

Die Stimme ihrer Mutter ließ all die Magie im Raum verschwinden. Wie als würde etwas verpuffen. Wenige Sekunden später spürte sie die Arme ihrer Mum um sich, die sie hielt und über ihren Kopf strich.
 

„Alles gut, ich bin da.“
 

Sie fing an zu weinen, wie immer, wenn ihr bewusst geworden war, dass sie wieder einmal die Kontrolle über sich und ihrer Magie verloren hatte.
 

„Komm, ich glaube, du brauchst frische Luft.“, wisperte ihre Mum und zog sie an ihrem Vater vorbei, Richtung Haustür.
 

Sie nahm ihre Jacke und zog diese ihr über. Sie konnte kaum reagieren. Wusste nicht was mit ihr geschah, aber sie ließ ihre Mutter einfach machen. Sie fühlte sich wieder so weit weg, von allem und doch konnte sie noch die Wortfetzen hören, die ihr Vater zu ihrer Mutter sagte.
 

„Wo bringst du sie hin?“
 

„Frische Luft. Du weißt schon. Es wird Zeit.“
 

„Jetzt?“
 

Ihre Mum antwortete nicht, stattdessen hörte sie ihren Vater erneut.
 

„Ich hol ihre Sachen.“
 

Dann hörte sie die Treppenstufen. Doch darauf konnte sie nicht achten, da ihre Mum sie abermals in die Arme nahm.
 

„Es wird alles irgendwann wieder gut, Katie. Ich verspreche dir das. Bei allem, was mir heilig ist, du wirst... wieder gesund und all die schlimmen Dinge die passieren, werden irgendwann aufhören.“
 

„Mum... was...“, stotterte sie, doch sie ließ sie nicht aussprechen.
 

„Vergiss nie, dass wir dich lieben.“
 

In ihr Blickwinkel, wenn auch verschwommen, sah sie ihren Vater, der sie versuchte anzulächeln und doch kläglich dabei versagte. Sie machte ihm Angst. Das wurde ihr jetzt gerade in dem Moment klar. Ihr eigener Vater hatte Angst vor ihr. Es war eine Tatsache, die sie nun völlig aus der Bahn warf.
 

Ihrer Mutter wurden einige Taschen in die Hände gedrückt. Gleich darauf spürte sie einen Sog, der sie mit sich riss...
 

Im nächsten Moment spürte sie einen kühlen Luftzug um ihren Körper. Sie war immer noch völlig aufgewühlt, aber auch so unendlich müde, dass sie erst zu spät bemerkte, wie starke Arme sie an sich zogen.
 

„Bei Merlin,... Emily! Was-“, hörte sie die bekannte Stimme ihres Freundes und sie versuchte aufzusehen.
 

Doch ihr Körper weigerte sich. Ihr tat auf einmal alles weh.
 

„Sie hatte gerade wieder einen emotionalen Ausbruch.“
 

„Schon wieder? Ihr habt das nicht in den Griff bekommen?“
 

„Wann denn und wie? Sie hier zu behandeln, würde zu viel Aufmerksamkeit erregen und mit uns redet sie nicht.“
 

Sie fühlte sich wie in Watte gepackt, aber dennoch konnte sie das Gespräch zumindest im Unterbewusstsein verfolgen.
 

„Hier. Ihr Zauberstab. Gib ihn ihr erst, wenn du sicher bist, dass sie ihn nicht gegen sich selber richtet.“
 

„Du glaubst,...“, begann er, doch schüttelte seinen Kopf, „Das du ihr überhaupt den Stab abgenommen habt, ist unverantwortlich.“
 

„Ich habe sie nur vor sich selbst schützen wollen. Die Ausbrüche sind nicht mehr so stark ausgeprägt, seitdem sie ihn nicht mehr bei sich hatte.“, erläuterte sie und stellte die Taschen vor ihm ab, „Du musst dich beeilen, bevor uns noch jemand sieht.“
 

„Emily... ich weiß nicht, ob es nicht doch noch einen anderen Weg gibt.“
 

„Wenn du etwas konkretes hast, dann sag es. Ich kenne keinen.“
 

„Keine Ahnung, aber das sollte nur der letzte Ausweg sein.“
 

„Es ist der letzte Ausweg, Marcus. Sie wird es verstehen. Irgendwann.“, flüsterte sie, „Kümmer dich um meine Kleine, ja?“, lächelte sie wehmütig, und Katie spürte kurz eine warme Hand an ihrer Wange, bevor sie einen weiteren Luftzug spürte.
 

„Mama...“, hauchte sie schwach, doch irgendwie kam nichts zurück.
 

„Hauen wir ab,...“, murmelte Marcus, nahm die Taschen, die ihm hingestellt worden sind und disapparierte mit Katie auf den Armen.



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