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Im Nebel der Vergangenheit

Mystery Spell
von

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Fremdes Revier


 

Liebe

ist die gefährliche Reise einer Seele

in die noch unbekannten Welten

einer anderen…

Elmar Kupke

 

 

Ein Knurren hallt durch den Raum; bedrohlich und tief. Doch Emma fürchtet sich nicht. Das könnte sie nicht, niemals. Sie erkennt sofort an Tonfarbe und Klang, auch wenn es nicht so extrem animalisch klingt, wer da hinter ihr in der Tür aufgetaucht ist. Ihr Herz klopft aufgeregt und alle ihre Sinne scheinen sich auf das Maximum zu sensibilisieren.

Ein kurzes Poltern lenkt sie ab. Das Fenster schwingt noch einmal auf und wieder zu. Drogo ist verschwunden ohne ein Wort zu sagen.

Die junge Frau dreht sich um und kann es kaum begreifen. Ja, sie wusste eigentlich wer da so unerwartet aufgetaucht ist, immerhin hat sie sein Knurren erkannt – wie absurd das auch klingen mag – aber jetzt wo sie ihn sieht, wirklich sieht, setzt ihr Gehirn irgendwie aus.

Da steht er.

Groß.

Majestätisch.

Als wäre er der Herrscher der Wildnis.

Seine bernsteinfarbenen Augen nehmen ihre sofort gefangen und beginnen regelrecht zu leuchten. Als wäre sie der größte Schatz auf Erden begutachtet er sie. Während sein ganzer Körper angespannt ist bis zum äußersten, werden seine Gesichtszüge weich und warm. „Meine Süße“, flüstert er, als wäre gerade die Last der Welt von ihm gefallen.

Die Studentin weiß gar nicht wie ihr geschieht. Ohne es wirklich zu bemerken ist sie bereits auf Professor Jones zu gelaufen. Er ist hier. Hier bei ihr. Die Monate der Ungewissheit, seiner Kälte und Abweisung sind plötzlich egal und meilenweit entfernt. „Sebastian“, haucht sie überwältigt. Glückshormone fluten sie regelrecht und sie hat das Gefühl ihr zerplatzt vor lauter Freude jeden Moment das Herz. Er öffnet seine starken Arme und sie kann nicht anders als der Einladung zu folgen. Sie fällt regelrecht in seine Umarmung und kann die Tränen der Freude und Erleichterung kaum zurückhalten.

Während Sebastian sie fest an sich drückt vergräbt er seine Nase in ihrem Nacken. „Ich habe dir doch versprochen, dass ich auf dich aufpasse“, flüstert er gegen ihre zarte Haut.

Die junge Frau fühlt wie er seine Umarmung verstärkt. Sie hat den Eindruck, als würde sein Herz genauso schnell und kräftig klopfen wie ihrs. Trotzdem fragt sie sich, was er hier macht. Ihr kommt wieder in den Sinn, dass Nicolae mit dem Professor reden wollte. Und dieser kryptische Satz vorhin. Die Lösung, die sich noch nicht entschieden hat … ist Sebastian diese Lösung? Wollte er damit über ihn reden? Sie löst ihr Gesicht von seiner Brust an die sie sich fest geschmiegt hatte und sieht auf. Eigentlich will sie ihn all das fragen, aber seine leuchtenden Augen rauben ihre alle Sinne und Gedanken. Die Wildheit darin nimmt sie in Beschlag; und sie erkennt auch die Sehnsucht dahinter. Und das Verlangen, welches sich auch untrüglich gegen ihren Unterbauch zudrücken beginnt und ein heftiges Feuer darin entzündet.

Einen Moment scheint der Professor dagegen anzukämpfen. Er verzieht einen Augenblick das Gesicht und knurrt. Dann fällt er regelrecht über den Mund der Studentin her.

Ein leidenschaftlicher Kuss entsteht. Hungrig streichen und erkunden ihre Lippen die des anderen. Während sich Emma immer enger an den kräftigen Körpern drängt und sich seine verzehrenden Lippen entgegenstreckt, beginnen Sebastians Hände eine Erkundungstour über ihre Seiten hin zu ihrem Hintern. Sanft stöhnt die junge Frau in den Kuss und krallt sich an seinem Nacken fest, weil ihre Beine anfangen zu zittern.

Der Professor beendet die stürmische Eroberung, spürbar widerwillig. Er nimmt ihr Gesicht sanft in beide Hände, als wäre sie für ihn das wertvollste der Welt und taucht in ihren Blick ein. „Das ist kein guter Zeitpunkt“, erklärt er rau und bedauernd. „Der Wolf ist noch zu präsent im Augenblick.“

Das Kindermädchen erinnert sich, dass er ihr mal erzählte, dass er am Tag nach der Verwandlung immer noch Probleme hat. Nicht nur die Müdigkeit, sondern auch sein animalischer Begleiter machen ihm dann schwer zu schaffen. Am liebsten würde sie ihm sagen das ihr das egal ist und sie damit klarkommt (einen kurzen Moment kommt ihr Ludwig in den Sinn), aber sie weiß, dass Sebastians größte Angst darin besteht, dass er jemanden verletzt. Erst recht wenn ihm dieser jemand nahesteht und wichtig für ihn ist. Und genau dieses Wissen lässt sie ihren Prostest, und auch ihre Lust, hinunterschlucken. Sie nickt schüchtern und löst sich leicht von ihm.

Der Archäologe atmet tief durch und versucht wieder Haltung anzunehmen, was ihm sichtlich schwerfällt. „Nicolae hat mit mir heute Morgen gesprochen. Er hat mir die Situation im Herrenhaus erklärt.“

Also lag sie mit ihrer Vermutung gerade richtig. Nun macht es auch Sinn, dass der Älteste der Brüder so daran interessiert war, wann der Professor wieder zurück sein wird. „Okay“, sagt sie um ihrem Gegenüber zu sagen das sie ihn verstanden hat. „Aber warum bist du nun hier?“, fragt sie neugierig und hofft inständig, dass sie richtigliegt. Vielleicht ist er die Lösung, wie auch immer die konkret aussehen mag.

Ruhig liegt Sebastians Blick auf ihr, als würde er noch einmal nachdenken. „Du kannst nicht hierbleiben, das ist viel zu gefährlich“, stellt er unmissverständlich klar.

„Ich weiß; Nicolae sagte das auch bereits. Aber ich kann doch nicht ständig Sarah auf der Tasche liegen.“ Die Studentin hatte bereits kurz darüber nachgedacht, ob sie nicht zu der jungen Osbourne ziehen sollte – nur übergangsweise, bis Viktor wieder verschwunden ist. „Sie ist zwar meine Freundin und würde nie nein sagen, aber …“ Der Rest von ihrem Satz verstummt in einem weichen und sanften Kuss.

„Das steht nicht zur Debatte“, brummt der Professor in den sinnlichen Tanz ihrer Lippen. „Ich könnte dich nicht mehr besuchen kommen, wenn du bei ihr wärst. Das würde ich nicht ertragen.“ Seine Hände legen sich um ihren runden Hintern, packen ihn und heben die junge Frau hoch.

Sofort legt das Kindermädchen ihre Beine um seine Hüfte und keucht, als seine harte Beule genau gegen ihre empfindliche Stelle drückt. „Und was schlagen Sie nun vor, werter Professor?“, neckt sie ihn und knabbert an seiner Unterlippe. Das Spiel gefällt ihr. Allerdings kann sie langsam nicht mehr garantieren, dass sie sich wirklich zurückhalten kann. Sie verzehrt sich viel zu sehr nach seinen Liebkosungen und Küssen. Ihm endlich wirklich nah zu sein berauscht sie. Die Angst, dass es wieder wie am Anfang wird und er sich nach wenigen Tagen wieder zurückzieht, ist für den Moment auch wie weggeblasen.

„Es gibt nur eine vernünftige Lösung für die Situation, Miss Miller.“ Sebastians Kuss gewinnt zunehmend an Inbrunst und Hitze. „Ich werde mich wohl Ihrer annehmen müssen und Sie in meinen eigenen Vierwänden unterbringen.“

Schlagartig zieht Emma ihren Kopf zurück. Mit großen Augen sieht sie den Archäologen an, der in ein warmes, heiteres Lachen ausbricht. „Meinst du das ernst?“, fragt sie ungläubig nach. Hat sie das wirklich richtig verstanden? Sie soll zu ihm ziehen? Sie kann es irgendwie nicht wirklich glauben.

„Natürlich“, wispert er gegen ihre Lippen und küsst sie zart. „Mir war noch nie etwas ernster.“ Er setzt sie wieder auf den Boden und sieht sie hungrig an.

Das Herz der jungen Frau stolpert überfordert vor sich hin. Sie bei ihm. Der Gedanke fühlt sich surreal an. Nachdem sie beide monatelang nicht so richtig vorwärtsgekommen sind, ist diese Entscheidung extrem unerwartet. Und noch etwas Anderes sorgt für ein ungutes Gefühl. „Aber die Uni. Wenn das jemand mitbekommt …“ Sein Hauptgrund, um nicht zu sagen seine Hauptausrede, war stets das Reglement der Uni, dass Beziehungen zwischen Dozenten und Studenten strikt untersagt. Wie sollen sie es geheim halten, wenn sie bei ihm wohnt?

Sebastian grinst vielsagend und seine bernsteinfarbenen Augen flackern spitzbübisch. „Das ist kein Problem. Ich habe meine Professur niedergelegt fürs erste.“

„Das kannst du doch nicht tun!“, protestiert die Studentin. Er kann doch nicht seinen Job einfach an den Nagel hängen; vor allem nicht wegen ihr! Das würde sie sich nie verzeihen. Er hat so viel Spaß an seinem Job und seine Kurse sind immer voll, weil er auch bei den Studenten sehr beliebt ist.

„Schon gut. Ich habe im Moment wesentlich wichtigere Projekte die meine volle Aufmerksamkeit benötigen, da kommt mir eine Pause vom Unterrichten ganz recht“, erklärt der Professor während er sie an die Hand nimmt und mit ihr das Nebengebäude verlässt. Zielsicher führt er sie durch den Wald.

Für den ersten Moment ist das Kindermädchen verwirrt, dann begreift sie, dass er wahrscheinlich den Weg kennt. Er streift in den Vollmondnächten so viel im Wald herum, dass er wohl alle Wege kennt. „Und das ist wirklich okay für dich? Das ich bei dir wohne?“, hakt sie nach. Ihr kommt das alles so plötzlich vor. Trotz aller Freude und Euphorie nagt es an ihr, dass es irgendwie … kein Zwischendrin gibt. Erst geht er ihr aus dem Weg, meidet sie, weist sie ab und dann urplötzlich die Nachrichten vor ein paar Tagen und jetzt gleich dieser Schritt. Ist das nicht alle etwas schnell? Oder interpretiert sie da zu viel hinein? „Ich will nicht, dass du dich verpflichtet fühlst, oder so.“

Sebastian bleibt stehen und dreht sich zu ihr um. Er wirkt unsicher und verlegen und fährt sich durch die Haare bevor er anfängt zu reden. „Ich weiß die letzten Monate waren schwierig mit mir. Ich … Ich wusste nicht wirklich wie ich mit der Situation zwischen dir und mir umgehen sollte. Ich dachte, es wäre das beste, Distanz zwischen uns zu bringen. Aber …“ Sein glühender Blick verschlingt die junge Frau förmlich. „Ich konnte nicht. Du warst ständig da. Hier.“ Er tippt sich gegen die Schläfe. „Und hier.“ Er deutet auf seinen Brustkorb, auf sein Herz. „Als ich am anderen Ende der Welt war hat es mich förmlich zerrissen, weil ich dich gar nicht mehr sehen konnte. Das hat mir aber auch deutlich gemacht, dass ich nicht ohne dich kann.“

Emma laufen unkontrolliert Tränen aus den Augenwinkeln. Ihr schöner Professor hat ihr quasi gerade eine Liebeserklärung gemacht. Einfach so. Sie ist tief bewegt, von dem was er ihr gesagt hat und ihre Emotionen schäumen förmlich über. Er, der immer darauf Bestanden hat, dass da nichts ist, gesteht ihr seine Gefühle. Erleichterung und Freude lassen sie strahlen, trotz Tränen. Vielleicht wird jetzt endlich alles gut.

 

Eine halbe Stunde später steht sie vor der Blockhütte. Die junge Frau fühlt sich ein wenig bedrückt. Der Abschied von den Bartholys war schwer für sich, trotz der jüngsten Ereignisse und der Notwendigkeit. Selbst die kleine Lorie schien mit ihren Emotionen zu kämpfen. Nicolae hat zwar mehrfach und ausdrücklich erwähnt, dass es nur ein Abschied auf Zeit ist, aber wirklich überzeugt schien er nicht. Natürlich ist er sich im Klaren darüber, dass Professor Jones die Studentin nicht einfach so bei sich aufnimmt, weil er einfach ein netter Kerl ist. Natürlich ist es ein offenes Geheimnis das Emma für den Archäologen Gefühle hegt. Die Option, dass sie womöglich langfristig bei ihm bleibt schwelte zwischen allen Anwesenden, ohne, dass jemand etwas dazu sagte oder es erwähnte.

Sebastian bringt ihre Tasche, die sie im eilverfahren gepackt hat, ins Haus und sie folgt ihm vorsichtig. Im Wohnzimmer bleibt sie stehen und lässt ihren Blick schweifen. Unzählige Artefakte, Mitbringsel und Bücher schmücken den Raum. Ein Totem steht in der einen Ecke, gegenüber ist ein großer Kamin. Ja, sie ist schon einmal hier gewesen, aber jetzt fühlt es sich irgendwie anders an, und dadurch sieht sie auch das Haus auch mit anderen Augen. Bei ihrem ersten Besuch hier war es zwar ähnlich wie jetzt; sie war auf der Flucht, aber dennoch anders. Jetzt ist es ein organisierter Rückzug, damals war es eher eine halsüberkopf Entscheidung. Die schlimm endete am nächsten Morgen, wie ihr wieder einfällt. Ein wenig hat die Studentin Angst davor, dass womöglich das Gleiche wieder geschieht. Sebastian ist ein sehr undurchsichtiger Charakter, dem es offensichtlich schwer fällt jemanden in sein Leben zu lassen und seine Emotionen nur schwer geordnet bekommt. Auf der anderen Seite hat er sie ja hergeholt; und genau da liegt der Unterschied zum letzten Mal.

„Willst du da stehen bleiben?“, fragt der Professor amüsiert. Er steht im Türrahmen zur Küche und hat die Arme locker verschränkt.

Ihre Augen schweifen erneut durch das Zimmer und belieben dann an denen von Sebastian hängen. Das hier wird eine Chance sein ihn endlich richtig kennenzulernen, quasi sein Revier zu betreten. Den Professor und den Wolf kennt sie ja schon, und leider auch den unsicheren, abweisenden Mann. Dieser hier ist anders. Sie weiß nicht warum, aber auf diesen hier freut sie sich ganz besonders. Und auch, so ehrlich muss sie sein, auf dem kraftvollen, vereinnahmenden Liebhaber mit dem sie schon Bekanntschaft gemacht hat. Ohne, dass sie etwas dagegen tun kann, zaubert ihr das Wissen endlich den echten Sebastian kennenzulernen ein Lächeln auf das Gesicht. „Es ist anders wie das letzte Mal“, erklärt Emma ihr Verhalten, weil er sie fragend ansieht.

Er lächelt zurück und sein Blick beginnt regelrecht zu glühen. Sicher und selbstbewusst geht er auf sie zu und nimmt sie in den Arm. „Es ist auf jeden Fall anders wie das letzte Mal“, murmelt er ihr ins Ohr. Es klingt nicht wie eine Feststellung, eher wie ein Versprechen.

Sie fühlt wie ihr Herz bei diesen Worten beginnt schneller zu klopfen. Gleichzeitig legt sich das vertraute Gefühl von Geborgenheit über sie. Scheinbar ist er endlich gewillt ihnen beiden eine Chance zu geben. Sie fühlt wie alle Lasten der letzten Tage endlich von ihr abfallen. Völlig unpassend knurrt plötzlich ihr Magen. Beschämt kichert sie und versteckt ihr Gesicht an seiner starken Brust.

Professor Jones lacht belustigt und gibt ihr einen Kuss auf die Schläfe. „Da hat scheinbar jemand Hunger. Gut das ich vorgesorgt habe.“ Er führt sie in die Küche, wo eine ganze Reihe kulinarische Leckerbissen warten …


Nachwort zu diesem Kapitel:
Am 25.11. kommt das nächste Kapitel, und der Rest folgt dann mit einem täglichen Upload damit wir am 30.11. fertig sind :3 Komplett anzeigen

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