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Die letzte Ehre

von

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34. Mit einem Lächeln

Ein paar Tage später…
 

„Wow, ich fühle mich so gut wie neu… Autsch!“ Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb sich Po über seinen noch einbandagierten Bauch.

„Du solltest es nicht so übertreiben“, mahnte Tigress ihn.

Sie befanden sich am Eingang des Palastes und waren kurz davor aufzubrechen. Po hatte sich nach alldem schnell wieder erholt und auch die anderen hatten die schlimmen Ereignisse verarbeitet. Sogar die kleinen Kinder, die gerade mit ihrer Mutter aus dem Tor kamen.

Wang befand sich ebenfalls schon dort mit ein paar Wachleuten. Xiang stand schmollend neben ihm mit verschränken Flügeln. Nur ungern hatte der blaue Pfau sich zu einem letzten Treffen mit seiner Exfrau überreden lassen, bevor sie wieder nach Gongmen reiste. Wäre es nach ihm gegangen, dann hätte er sich solange in einem Zimmer eingeschlossen bis das Feld wieder frei war. Doch auch Liu befand sich am Palasteingang und wollte sich ebenfalls verabschieden. Von Zeit zu Zeit erhoffte sie sich Augenkontakt von Xiang, doch dieser mied bewusst ihren Blick und hoffte nur darauf, dass der Tag irgendwann zu Ende war.

Yin-Yu nahm die drei kleinen Jungs dicht an sich, während sie zum Ausgang oder auch Eingang gingen. Shenmi befand sich nicht unter ihnen. Das weiße Mädchen hatte es vorgezogen sich eng an ihren Vater zu halten, der in einigem Abstand hinter seiner Frau herging.

Die ganze Zeit hatte sie die Kinder nicht an Xiang herangelassen. Beide hielten es für das Beste, ihn nicht mit den Kindern zusammenzubringen, dafür war Xiang immer noch zu angespannt. Besonders Shen war wachsam wie ein Wachhund. Alleinschon das Xiang es geschafft hatte, Shenmi zu entführen, ließ in ihm jedes Mal die Nackenfedern aufstellen.

Yin-Yu nickte König Wang kurz zu, dieser wünschte ihr eine gute Reise. Anschließend wanderte ihr Blick zu ihrem Exmann, der sie böse ansah.

„Xiang“, begann sie zögernd. „Das sind meine Kinder.“

Ein Blick hätte nicht abfälliger ausfallen können, als der den Xiang auf die drei kleinen Pfauen warf. Er hatte zum ersten Mal von ihnen gehört, als die alte Ziege ihn von dem Schlupf unterrichtet hatte, was er allerdings nicht so gut aufgefasst hatte. Aber auch die Jungs sahen den blauen Pfau jetzt zum ersten Mal.

„Der sieht aus wie Großvater“, platzte es aus Jian heraus, woraufhin seine Mutter ihm schnell den Schnabel zuhielt.

Xiangs Augenlider nahmen sofort einen verkrampften Ausdruck an, doch noch ehe er seinen Ärger in Worten fassen konnte, stellte sich Shen ihm in den Weg. Beide Pfaue durchbohrten sich mit vernichtenden Blicken, während Yin-Yu die Gelegenheit nutzte und mit den Jungs davoneilte. Sie hielt erst an, als sie neben Liu stand. Diese nickte ihr ergeben zu. Yin-Yu lächelte und umarmte sie.

„Viel Glück“, flüsterte sie ihr zu.

Dann beeilte sie sich zur Tür zu gehen, denn Xiang wollte sie bestimmt nicht noch länger in seiner Nähe haben. Kaum war sie weg, ging auch Shen einen Schritt zurück und nickte Xiang eisig zu. „Auf Nie mehr-Wiedersehen.“

„Das hoffe ich ebenso“, entgegnete der blaue Pfau bissig.

Shenmi, die sich hinter Shen versteckt hatte, sah etwas schüchtern zu Xiang hoch. Sie versuchte ihn anzulächeln, doch Xiang schnaubte nur und strafte sie mit abweisender Miene. Shen tätschelte dem Mädchen beruhigend den Kopf, dann entfernte er sich endgültig.

Po, der die Szene um die Ecke beobachtet hatte, fröstelte unter seinem dichten Fell.

„Das war mehr als eine eisige Verabschiedung gewesen“, dachte er. „Dagegen war selbst der tiefste Winter eine milde Luft gewesen.“

Er beeilte sich, sich zu den andern hinzuzugesellen. Xia und Sheng standen schon auf den ersten Treppenstufen. Sie hatten Xiang nicht mehr sehen wollen. Vor allem Xia befürchtete, dass dann wieder alles von damals wieder in ihr hochkommen würde. Wang begleitete alle vor die Tür, während Xiang es vorzog im Haus zu bleiben. Doch als Liu ihm erneut einen Blick zuwarf, drehte er ihr einfach den Rücken zu und humpelte davon.

Draußen wollte Shen sich noch nach dem Stand der Dinge erkundigen. „Und? Wie sieht die Sachlage aus?“

„Die Geckos wurden inhaftiert“, berichtete Wang. „Ebenso auch Duona. Herr Furu ist da wieder etwas kleiner geworden, als er mitbekam, dass er noch eine Kriminelle in sein Haus gelassen hatte.“

„Und Laishi?“

„Der ist nach dem Kampf abgehauen. Was weiß ich wohin, ich hoffe nur, er richtet nicht irgendwo anders weiter Unheil an.“

Shens Seitenblick wanderte kurz auf den Palast. „Können wir uns darauf verlassen, dass Sie ein wachsames Auge auf ihn werfen?“

Der Hunnenkönig zuckte die Achseln. „Solange er nichts anstellt.“

„Ich denke, dass das nicht passieren wird“, meinte Yin-Yu.

Shen sah sie skeptisch an. „Was macht dich eigentlich so sicher?“

„Ich würde sagen, Erfahrung.“

Shen blieb einen kurzen Moment der Schnabel offen, während Po ihm einen Schulterklopfer gab. „Da bin ich mir sicher, dass sie da sehr viel Erfahrung gesammelt hat, was Shen?“

Er lächelte den Pfau an. Dieser wiegte weniger überzeugt den Kopf. „Vielleicht – Panda.“

Das ließ Pos Mundwinkel wieder im Keller versinken. „Hey, ich dachte wir…“

„Du solltest nicht zu viel denken, Panda. Wir sollten besser eilen, das Schiff wartet.“

Damit hob er Shenmi auf den Arm und stieg mit den andern die lange Treppe runter in die Stadt, während Po verdattert auf der obersten Stufe stehenblieb und fast vergaß sich von Wang gebührend zu verabschieden.

Unterwegs konnte Zedong seiner Begeisterung nicht zügeln und redete aufgeregt drauflos.

„Das hättest du sehen sollen, Dad. Wie Jian den großen Bären k.o. geschlagen hatte.

Der ist zu Boden gekracht wie ein Baum! – Und du Dad, du warst so cool gewesen. Du hast fast das ganze Gebäude in Brand gesteckt!“

Shen konnte ein Schmunzeln nicht unterlassen. „Tja, vielleicht weil ich im Palast der Flammen geboren bin, muss wohl in der Familie liegen.“ Sein Blick wanderte zu Yin-Yu. „Tut mir leid, dass ich dich damit erschreckt hatte.“

Die Pfauenhenne lächelte und schob ihn weiter vor. Sie wollte einfach nicht mehr darüber nachdenken. „Schon gut. Beeilen wir uns besser zum Schiff zu kommen. Die anderen warten bestimmt schon.“
 

Am Hafen angekommen, wurde sie schon von den zwei Meistern am Schiff erwartet. Meister Tosender Ochse begegnete dem ehemaligen Herrscher von Gongmen mit einer säuerlichen Geste. „Ich verstehe immer noch nicht, warum du noch nach Gongmen willst“, knurrte er.

Shen hob aufmüpfig den Kopf. „Ich hab da noch etwas zu erledigen.“

Mit diesen Worten ging er mit den anderen über die Brücke, während Meister Ochse ihm mit grimmiger Miene folgte.

„Und was?“, hackte er nach, als sie auf dem Schiffsdeck angekommen waren. „Doch nicht etwa etwas Ungesetzliches…?“

Shen drehte sich blitzschnell zu dem Ochsen um, doch noch ehe es zu einem Gefecht kam, nahm Po den aufgebrachten Ochsen beiseite. „Hey, Kumpel. Ich hab ganz vergessen zu sagen, dass mich dein Einsatz zutiefst in meinem Kung-Fu-Herzen berührt hat…“

Yin-Yu nutzte sofort den Augenblick der Ablenkung und zog Shen schnell aus der Streitzone. Nur widerwillig ließ der weiße Pfau sich von ihr zu einem anderen Teil des Schiffes führen. Als Meister Ochse bemerkte, dass der Vogel sich zurückgezogen hatte, schob er den Panda schnaubend zur Seite. „Ist ja schon gut. Nicht der Rede wert.“ Mit diesen Worten entfernte er sich und zog sich in eine andere Ecke des Schiffes zurück. Po seufzte niedergeschlagen. Meister Kroko konnte ihm da nur beipflichten und stieß ebenfalls einen tiefen Seufzer aus.

Nachdenklich lehnte sich Po über die Reling. „Ich hab eigentlich gehofft, dass nach alldem sich die Wogen zwischen ihnen mal glätten würden.“ Lustlos tippte der Panda mit den Fingern auf dem Holz herum. „Ich frage mich, wann die mal ihr Kriegsbeil begraben werden.“

Meister Kroko stützte seine Ellbogen auf der Reling ab. „Da würde ich mir wenig Hoffnung machen. Egal was der einstige Prinz von Gongmen tun wird, den Mord an seinen besten Freund wird er ihm nie verzeihen können. Und ehrlich gesagt, fällt es mir bis heute immer noch schwer, das zu verkraften.“

Po warf dem Krokodil einen ängstlichen Seitenblick zu. „Bist du dir da ganz sicher? Vielleicht ändert sich doch eines Tages etwas zwischen ihnen.“

Der Kung-Fu-Meister legte die schuppige Stirn in Falten. „Eher schneit es im Sommer.“

Endlich legte das Schiff ab und fuhr den Fluss hinunter. Eine Weile behielten die Passagiere die Stadt Mendong noch im Auge, bis sie hinter der nächsten Flussbiegung verschwunden war. Xia atmete erleichtert auf.

„Hast du immer noch Angst vor ihm?“, erklang hinter ihr die Stimme ihres Vaters.

Erschrocken drehte sich die junge Pfauenhenne zu ihm um, doch noch ehe sie etwas sagen konnte, hatte Shen schon seine Flügel auf ihre gelegt und sah sie eindringlich an.

Xia senkte den Blick. Ihre Flügel zitterten. Shen seufzte schwer. „Ich kann dir nicht versprechen, dass du ihm nie wieder begegnen wirst, aber ich verspreche dir, dass er dich nie wieder bedrohen wird.“

Xia rang nach Luft. „Ich wünsche, ich könnte es glauben.“

Shen umarmte sie hastig. Xia zögerte zuerst seine Umarmung zu erwidern, dann schlang sie ihre Flügel um ihn. „Nur bitte, sag Mutter nichts davon“, flüsterte sie. „Ich will nicht, dass sie sich Vorwürfe macht.“

Shen strich ihr beruhigend über den Rücken. „Keine Sorge. Das werde ich.“

„Shen?“

Schnell lösten sich die beiden voneinander, als Yin-Yu hinzukam. Dieses schaute beunruhig von einem zum anderen. „Ist etwas nicht in Ordnung?“

„Nein, nein“, wimmelte Shen sie ab. „Es ging um was Persönliches. Und…“ Er hielt einen kurzen Moment inne. „Und ich wollte auch mit dir etwas besprechen. Können wir kurz wo anders hingehen?“

Zögernd willigte Yin-Yu ein und gemeinsam zogen sie sich bis ans äußerste Ende des Schiffes zurück. Po beobachtete sie aus dem Augenwinkel, unterließ es aber ihnen heimlich zu folgen. Nachdem Shen sich davon überzeugt hatte, dass sie alleine waren, lehnte er sich an die Reling und starrte ins Wasser. Yin-Yu wollte ihn nicht drängen und wartete bis er anfing.

„Wie stark ist Schnee für dich?“, begann der weiße Pfau nach einigem Zögern und mehrmaligen Luftholen.

Die Pfauenhenne sah ihn verwundert an. „Für wie stark ich Schnee halte? Nun…“

Sie wusste nicht, was sie von dieser Frage halten sollte. Shen erleichterte ihr die Suche nach einer Antwort und redete mit stockender Stimme weiter. „Schnee ist stark,… aber zerbrechlich. Ähm… Wenn es in die Sonne kommt,… dann schmilzt es.“

Der weiße Pfau hielt sich den Flügel vors Gesicht. Diese ganze Interpretatiererei, dafür hatte er irgendwie kein Talent. Yin-Yu sah ihn fragend von der Seite an. Schließlich drehte sich Shen zu ihr um und nahm einen tiefen Atemzug. „Du kennst mein Leben. Wir kennen uns in und auswendig. Du mich und ich dich. Und wir wollten uns nie etwas voneinander verheimlichen.“ Er legte die Flügel zusammen und rieb sich die Fingerfederspitzen. „Ich wollte schon immer mehr sein, als das was ich bin… Also… das heißt…“

Yin-Yu sah ihn mitleidig an. „Geht es um deine Schwächeanfälle, weswegen du nicht mit den Jungs trainieren wolltest?“

Shen fuhr hoch. „Woher weißt du…?“ Er biss die Schnabellippen zusammen. „Hat sie etwa wieder mit dir geschwatzt?“, bohrte er wütend und dachte dabei an die alte Ziege.

Yin-Yu schüttelte den Kopf. „Sie hat nie mit mir darüber gesprochen“, erklärte sie mit ruhiger Stimme. „Ich hab es nur vermutet und später war ich mir dann sicher, dass es dir seelisch nicht mehr so gut ging wie früher.“

Shens Flügel verkrampften sich kurz. „Wie lange weißt du es schon?“

Yin-Yu wiegte den Kopf. „Schon seit über einem Jahr. Es hat mich zunächst stutzig gemacht, dass du es abgelehnt hattest den Kindern etwas von dir beizubringen, wie du es immer tun wolltest. Und als du dann noch eingewilligt hast, dass sie in Gongmen mit den Meistern trainieren sollten, obwohl du das Kung-Fu immer verachtet hattest, da ahnte ich, dass etwas nicht stimmen konnte. Vor allem, weil du selber sehr im Trainieren nachgelassen hattest und immer müde warst.“ Sie sah ihn warm an. „Aber eines hatte die alte Dame mir nicht verheimlicht. Nämlich, dass du ärztliche Behandlungen ablehnst.“

Eine Weile starrten sie sich schweigend an, dann senkte Shen seinen Blick. Schnell ging Yin-Yu auf ihn zu und legte ihre Flügel auf seine Schultern. „Shen“, bat sie eindringlich. „Ich will dich nicht verlieren, aber ich wollte dich auch nie drängen etwas zu tun, was du nicht willst.“

Langsam hob der weiße Pfau den Kopf. „Ganz ehrlich“, begann er mit bedächtiger Stimme. „In den letzten Tagen ist mir klar geworden, dass es wohl nicht anders gehen wird, wenn ich für euch noch da sein möchte.“

Sein Blick fiel auf die kleinen Kinder, die gerade dabei waren, die Spielsachen auszupacken, die ihre Mutter aus dem Palast für sie mitgebracht hatte. Vor allem auf Shenmi blieb sein Blick hängen. Hätte er schon eher Medikamente eingenommen, dann wäre die Sache schlimm ausgegangen, wenn Xiang nicht in diesem Moment… Shen vertrieb den Gedanken sofort wieder. Dass er Xiang eine Art Dank schuldete, wollte er sich nicht eingestehen.

Yin-Yu rieb ihre Fingerfedern auf seinen Schultern. „Schatz, egal was andere über dich sagen würden, aber seit dem ersten Tag, an dem ich dich sah, bist du für mich das stärkste Wesen in der ganzen Welt gewesen. Und du bist es auch noch heute für mich. Ich hätte nie gedacht, dass ich mein Leben noch als wertvoll ansehen würde, wenn du nicht gewesen wärst. Ich war damals vielleicht soweit gewesen mich umzubringen. Meinen Eltern war ich nichts wert. Aber ich hatte andererseits wohl auch mehr Angst vor dem Tod gehabt. Ich traute mich nicht über diese Schwelle zu treten. Es wäre wohl das Beste gewesen, wenn es ein anderer getan hätte. Selbst wenn du es gewesen wärst.“

Shen erinnerte sich. Bei ihrem ersten Treffen im Exil hatte er wirklich zuerst vorgehabt sie exekutieren zu lassen, im Glauben sie wollte seine Pläne ausspionieren.

„Du gibst mir schon Stärke, wenn du in meiner Nähe bist“, fuhr Yin-Yu fort. „Und sei es auch nur ein Teil von dir. Allein schon unsere zwei ersten Kinder gaben mir den Sinn nicht vor Verzweiflung zu zerbrechen.“ Sie sah ihn traurig an. „Aber ohne deine Gegenwart würde es mir schwer fallen nicht stark zu sein. Ich weiß, dass kling vielleicht… es tut mir leid, dass ich nicht die starke Frau bin, die du vielleicht gerne in deinen Träumen wolltest. Auch wegen den kleinen Kindern hab ich nicht trainiert. Am allerwenigsten wir zusammen.“

Shen zog die Augenbrauen zusammen. „Dann werden wir daran wohl was ändern müssen.“

Ihr Blick wanderte zu ihm auf. „Du lässt es also machen?“

Shen zögerte mit seiner Zusage. „Du wirst doch niemanden was davon sagen, oder? Vor allem nicht ihm.“ Er nickte mit dem Kopf zu Meister Ochse rüber.

Yin-Yu verzog ein wenig spielerisch den Schnabel. „Hab ich das jemals getan?“ Sie strich ihm eine Falte in seiner Robe glatt. „Ich denke, die Kinder werden sich freuen, dass du mal etwas mit ihnen gemeinsam unternimmst.“

„Meinst du das ernst, Dad?“ Überrascht drehten sich die Pfauen-Eltern um. Zedong hatte sich an sie herangeschlichen und sah erwartungsvoll zu seinem Vater auf. „Du willst wirklich mit uns trainieren?“

Weißer Pfau und Pfauenhenne warfen sich kurz einen flüchtigen Blick zu, dann beugte sich Shen zu dem kleinen Piebald-Pfau runter. „Ja, wir werden etwas mehr Zeit miteinander verbringen. Dann sparen wir uns die andauernden Reisen nach Gongmen.“

Zedong fiel ihm um den Hals und klammerte sich an ihn fest. Shen war gezwungen ihn hochzuheben. Doch dann kamen auch die anderen Kinder angerannt und rannten aufgeregt um ihre Eltern herum.

Po belächelte die heitere Stimmung und seufzte tief.

„Po“, holte ihm die Stimme von Tigress zurück, die zusammen mit den anderen Furiosen Fünf zu ihm rüberkam. „Du siehst so nachdenklich aus. Stimmt etwas nicht?“

„Äh, nein, ich dachte nur…“ Po überlegte kurz. „Eigentlich hab ich mir nur überlegt, ob wir auch einen Lift im Jade-Palast einbauen könnten. Ich meine, so ein Lift wäre doch sehr praktisch. Da könnte man eine Menge Zeit sparen.“ Er grinste, doch dies stieß bei seinen Freunden nicht gerade auf Begeisterung. Verwundert schaute Po sie an. „Nicht?“
 

„Die steht jetzt schon seit Tagen dort.“ Stirnrunzelnd beobachtete ein Schaf die alte Ziege, die bis jetzt ihren Platz am Gongmen-Hafen nicht verlassen hatte. „Wenn’s Nacht ist macht sie ein Lagerfeuer an und wartet und am Tag sitzt und geht sie auf der Stelle und wartet immer noch. Das ist doch nicht normal.“

Sein Nachbar, ein anderes Schaf, zuckte die Achseln. „Sie scheint auf ein Schiff zu warten.“

In diesem Moment hob die alte Ziege den Kopf, als sie ein Schiff am Horizont erblickte. Ihre Angst und Freude wuchsen, als das Schiff den Hafen ansteuerte. Schnell begab sie sich zu dem Steg und wartete nervös bis es anlegte. Auf dem Deck winkten ihr sofort vier kleine Pfauenküken zu ihr rüber. Der Wahrsagerin fielen tausend Steine von der Seele, als sie jeden wohlauf erblickte. Als dann endlich die Brücke runtergelassen wurde, stürmten die kleinen Kinder auf sie zu. „Dem Himmel sei Dank“, rief die alte Ziege, „euch ist nichts passiert! Ich hab mir solche Sorgen um euch gemacht.“

„Wir haben dir viel zu erzählen!“, rief Zedong aufgeregt.

Der Ziege blieb kurz der Mund offen, als sie die verschwundenen Schwanzfedern der Jungs bemerkte. „Aber, was ist denn mit euren Federn passiert?“

„Das ist eine lange Geschichte“, mischte Po sich schnell ein und ging der alten Ziege mit ausgebreiteten Armen entgegen.

„So?“, meinte die Ziege und erwiderte eine kurze Umarmung des Pandas, nachdem sie die Verbände begutachtet hatte. „Das hört sich ja sehr aufregend an.“ Sie sah sich um. Dann kamen auch Yin-Yu, Xia und Sheng auf sie zu und begrüßten sie herzlich. Die alte Ziege hielt erst inne, als Shen auf sie zukam.

„Du meine Güte“, sagte die alte Frau, beim Anblick von Shens noch teilweise blutige Robe. Der weiße Pfau hatte es vorgezogen keine fremde Kleidung anzuziehen und hatte so gut wie möglich versucht die Flecken aus seiner Robe wieder herauszubekommen, was ihm aber nicht ganz gelungen war. „Du siehst aus, als hättest du was erlebt“, fuhr die Ziege fort und beeilte sich einen Schutzfleck von Shens Hemd wegzurubbeln.

„Könntest du das bitte lassen?!“, schimpfte Shen, doch er fasste sich sofort wieder und nahm die Ziege kurz beiseite. „Ich wollte dich sowieso noch etwas fragen. Das ist auch der Grund weshalb ich hier bin.“

Die Ziege sah ihn erwartungsvoll an. „Ja, was möchtest du wissen, Shen?“

Zuerst fiel es Shen schwer die Frage zu stellen und rang sich zu einem ersten Satz durch. „Ich wollte dich fragen, ob du… Weißt du noch,…?“

„Wenn du wissen willst, wo der Arzt ist, bei dem du frühster als kleines Küken gewesen warst“, führte die Ziege den Satz weiter aus, „der wohnt noch in derselben Straße.“

Shen blieb kurz der Schnabel offen. „Du hast es also auch die ganze Zeit gewusst.“

Die Ziege schmunzelte. „Ich kenne dich viel zu gut, als dass du es mir verschweigen könntest.“

„Und warum hast du mich nicht zu überreden versucht zum Arzt zu gehen?“

„Hättest du denn auf mich gehört?“

Shen überlegte einen ganz kurzen Augenblick und runzelte die Stirn bevor er antwortete. „Nein.“

Die Wahrsagerin kicherte. Dann nahm sie seinen Flügel und tätschelte seine Fingerfedern. „Immer noch derselbe Junge von damals.“

Sie lächelte ihn an und er steckte diese Bemerkung ebenfalls mit einem Lächeln ein.



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