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Die letzte Ehre

von

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28. Ein Albtraum in der Nacht

„Kind, komm wieder zu dir!“

Xia blinzelte. Ihr Kopf tat furchtbar weh. Sie lag im Halbdunkeln und konnte nur schwer sofort was erkennen. Erst als sich ihre Mutter zu ihr herunterbeugte, riss sie die Augen auf.

„Mutter?“ Mit einem Ruck setzte sie sich auf. Sie befand sich auf einem Bett in einem Zimmer. „Was ist passiert?“

„Das frage ich eher dich“, meldete sich die Stimme ihres Vaters zu Wort.

Erschrocken schaute sie neben sich. Shen stand mit verschränkten Flügeln am anderen Ende des Bettes und sah streng auf sie herab. „Du bist nicht mit dem Schiff gekommen, habe ich nicht recht?“

Xia senkte den Kopf.

Jetzt tauchte auch Po auf. „Woher weißt du das?“, wollte der Panda wissen.

Shen verdrehte die Augen und warf ihm einen genervten Blick zu. „Das Schiff fährt seit gestern Nacht zurück. Wenn sie auf den Flussweg gekommen wäre, dann hätte es ihr zweifelsohne begegnen müssen und hätte sofort gewusst was los war.“ Sein Blick fiel wieder auf seine Tochter. „Aber du redetest nur davon, dass man es dir unterwegs erzählt habe. Wäre es unser Schiff gewesen, wärst du bestimmt anfangs nicht so ruhig geblieben.“

Xia schnappte nach Luft und zog den Kopf nur noch weiter ein. Yin-Yu sah sie mitleidig an. Doch noch ehe sie etwas sagen konnte, stürmte Liu auf sie zu und packte sie an den Schultern.

„Was hast du mit Xiang gemacht?!“, schrie sie sie an und schüttelte sie heftig.

Yin-Yu ergriff sie von hinten und versuchte sie wegzuziehen. „Beruhige dich bitte“, flehte sie. „Lass sie doch erst mal reden.“

„Lass mich los!“, herrschte Liu sie an.

„Wenn du sie schlagen willst“, ging Shen dazwischen, „dann musst du zuerst gegen mich antreten.“

Liu hielt inne. Der weiße Pfau sah sie herausfordernd an. „Willst du das?“

Die Pfauenhenne schluckte. Im Kämpfen hatte sie keine Erfahrungen, und sie wusste, wie gut Shen kämpfen konnte. Mit geduckter Haltung zog sie sich freiwillig etwas zurück.

„Sie hat sie.“

Alle sahen Xia überrascht an.

„Wer hat wen?“, fragte Yin-Yu.

„Alle“, flüsterte sie.

Po sprang auf. „Jetzt sag doch mal was los ist!“

Xia rang nach Luft. „Chiwa hat die Meister, und meine Brüder.“

Po fiel die Kinnlade runter. „Hä? Wie jetzt?“

Yin-Yu beugte sich zu Xia vor und versuchte irgendwie Augenkontakt zu ihr zu finden. „Kind, was ist denn passiert?“

Shen sagte nichts, doch man merkte, dass er angespannt war. Po sah ihn verständnislos an, oder war Shen in Wahrheit genauso aufgeregt wie die anderen?

„Man hat sie entführt“, fuhr Xia stoßweise fort. „In Gongmen. Geckos mit Geiern waren aufgetaucht, und haben die drei mitgenommen. Wir sind ihnen dann nach, mit Adlern sind wir ihnen nachgeflogen… Viper, Crane und Mantis sind ihnen direkt hinterher, wir haben sie aber nicht mehr gesehen.“

Bestürzt hielt ihre Mutter sie an den Schultern. „Warum hast du uns das nicht sofort gesagt?!“

Xia sagte nichts, stattdessen begann sie leise zu schluchzen. „Ich sollte ihr Xiang übergeben…“

Po konnte sich das gar nicht erklären. „Aber wir hatten doch einen Plan, oder zumindest fast… zumindest waren wir kurz davor gewesen einen Plan zu entwickeln.“

Yin-Yu hatte ihre Tochter inzwischen soweit bekommen, dass sie sie ansah. „Xia, warum? Das passt doch nicht zu dir.“

„Sie hätte den anderen doch was angetan“, brachte Xia mühsam hervor.

„Und dafür musstest du ihn ins Messer laufen lassen?!“ Wieder wollte sich Liu auf sie stürzten, doch Po konnte sie gerade noch im letzten Moment abfangen. Wang stand still in einer Ecke und wusste nicht, ob er sich einmischen sollte. Liu war immer schwerer zu bändigen.

„Wie konntest du das tun?! Wie konntest du das tun?!“

„Schluss jetzt!“, schrie Shen und schob seinen Flügel zwischen die beiden.

„Sie hatte kein Recht dazu!“, schrie Liu ihn an.

„Aufhören!“ Shen stieß sie brutal zur Seite. „Ich will nichts mehr davon hören!“

Diese Zurechtweisung ließ die junge Pfauenhenne vorerst erstarren. Mit großen Augen sah sie den weißen Pfau an. Dann begann sie zu zittern. Yin-Yu legte beruhigend ihre Flügel auf ihre Schultern.

Shens Seitenblick fiel auf Xia, die ihr Gesicht in den Flügel vergraben hatte.

„Geht raus“, befahl Shen mit gefasster Stimme. „Ich möchte kurz mit ihr alleine reden.“

Er tauschte einen kurzen Blick mit Yin-Yu aus. Diese nickte. Sanft schob sie Liu aus dem Zimmer. Auch Wang zog sich schnell zurück. Shens mahnender Blick fiel auf Po. „Panda, das gilt auch für dich.“

Po seufzte. „Na schön.“ Er entfernte sich, wobei er nicht vergaß die Tür hinter sich zuzumachen. Als Shen und Xia endlich alleine waren, kehrte Stille ein. Es wurde so still im Raum, dass man das raschelnde Geräusch von Shens Robe hören konnte, wenn er sich bewegte. Xia saß immer noch auf dem Bett. Zwar hatte sie die Flügel wieder runtergenommen, starrte stattdessen aber jetzt teilnahmslos auf den Boden. Shen hingegen stand direkt vor ihr und schaute sie schweigend an. Die Augen des weißen Pfaus waren immer noch etwas angespannt. Dann seufzte er.

„Xia, ich bin nicht hier, um dich zu rügen“, begann er mit ruhiger Stimme. „Aber ich möchte dennoch den Grund wissen, warum du sogar dafür soweit gegangen bist, zu lügen.“ Er machte eine kurze Pause. „Doch bestimmt nicht nur, weil sie deine Brüder in ihrer Gewalt hat. Da steckt doch noch mehr dahinter.“

Sie schwieg und Shen startete einen neuen Versuch.

„Willst du es mir nicht sagen?“

Wieder hüllte sie sich in Schweigen.

Shen drehte sich um, und verschränkte die Flügel auf seinen Rücken. „Ich weiß, dass er kein guter Vater gewesen war. Selbst ich weiß noch nicht mal, ob ich je ein guter Vater für euch gewesen wäre, wenn zwischen mir und deiner Mutter nie etwas dazwischen gekommen wäre.“

Er schaute hinter sich. An Xias Haltung hatte sich immer noch nichts geändert. Sie saß immer noch da mit gesenktem Blick. Shen verengte die Augen.

„Xia, du kannst mir nichts vormachen. Es sei denn, du zögerst deine Erklärung absichtlich hinaus, damit er keine Überlebenschance hat.“

Erst jetzt zuckte die junge Pfauenhenne ein wenig zusammen.

„Ganz gleich wie sehr du ihn hasst, ich weiß wie es ist den Drang zu verspüren, jemanden so tief in den Abgrund zu stoßen, dass nichts mehr von ihm übrigbleibt.“ Er schmunzelte leicht. „In dieser Hinsicht bist du mir irgendwie ähnlich.“

Xia umarmte sich selber. Shen hob die Augenbrauen und drehte sich jetzt vollständig zu ihr um und ging sogar ein paar Schritte auf sie zu.

„Xia, ich kenne dich jetzt seit fast 6 Jahren“, fuhr Shen fort. „Und ich kann die Zeit nie mehr zurückdrehen bis zu deiner Geburt, aber ich kann nicht in dich schauen was in den Jahren davor war.“ Er sah sie eindringlich an. „Warum hast du so einen großen Hass auf ihn?“

Langsam hob sie den Kopf und sah ihn an.

Als sich ihre Blicke trafen, wich sie seinen Augen schnell wieder aus. Doch Shen wartete geduldig bis sie den Schnabel bewegte.

„Mutter weiß nichts davon“, begann sie leise. „Ich war gerade ein paar Jahre alt gewesen…“
 

Vor knapp 20 Jahren…
 

Xiang frühstückte immer alleine. Im Grunde nahm er sogar jedes Essen alleine ein, sodass selbst eine Mahlzeit keine Gelegenheit bot, als Familie miteinander zu sprechen. So kam es, dass man sich erst überhaupt sah, wenn der blaue Pfau sich von seiner Mahlzeit am Morgen erhob und die Türen zu den Räumen aufschloss, damit man auch den anderen das Frühstück auf ihre Zimmer bringen konnte. Außer ihm war niemand diese Aufgabe zuteil und er tat es stets in Begleitung von Wachen. Zuerst schloss er das Zimmer von seinem Sohn Sheng auf. Sheng war schon immer fertig angezogen und wartete nur darauf sein Frühstück zu erhalten. Im Grunde war er der Einzige, dem von allen dreien mehr Freiheiten erlaubt waren. Wenn sein Vater ihm die Erlaubnis erteilte sein Zimmer zu verlassen, war der erste Anlauf immer der Trainingsplatz, obwohl er erst 5 Jahre alt war. Aber das geschah erst, nachdem er sein Frühstück beendet hatte.

Als nächstes kam seine Frau Yin-Yu an der Reihe. Auch sie war immer fertig angezogen und wartete brav an einem Tisch, wenn ihr Mann das Zimmer betrat. Dann neigte sie immer schweigend den Kopf. Sie redeten so gut wie nie miteinander. Vor allem da Xiang es ihr verboten hatte. Nachdem auch sie ihr Essen erhalten hatte, begab er sich zuletzt immer ins Zimmer von seiner Tochter. Normalerweise war auch sie immer fertig, wenn er hereinkam, doch an diesem Tag, war es anders. Kaum hatte der blaue Herrscher die Tür aufgeschlossen kam ihm ein aufgeregtes kleines Pfauenmädchen in Schlafanzug entgegen.

„Daddy, ich hatte einen Albtraum!“

Sie warf sich gegen ihn und klammerte sich an seiner Robe fest. Doch er schob sie von sich.

„Warum bist du noch nicht fertig?!“, herrschte er sie an.

Das verschreckte Mädchen blieb ängstlich vor ihm stehen und schaute mit großen Augen zu ihm hoch. „Aber ich hatte Angst.“

Xiang schnaubte abfällig. „Mach dich nicht lächerlich. Zieh dich an, sonst kannst du das Frühstück vergessen!“

Er drehte ihr kalt den Rücken zu, zog sich in den Flur zurück und schlug die Tür laut zu. Er wartete ein paar Minuten, dann trat er ohne Vorwarnung wieder ins Zimmer. Zu seiner Zufriedenheit war das Mädchen fertig angekleidet.
 

Am gleichen Abend…
 

Das Tablett vom Abendessen war abgedeckt. Kaum hatten die Bediensteten das Zimmer von Yin-Yu mit den Tellern verlassen, schloss Xiang die Tür ab, die er erst wieder am nächsten Morgen öffnen würde. Als letztes kam wie immer Xias Zimmertür dran. Wenigstens hatte auch sie brav ihren Teller leergegessen. Die Bediensteten räumten den Tisch ab. Doch als Xiang gerade im Begriff war, die Tür zuzumachen, rannte das Mädchen schnell auf ihn zu.

„Daddy! Ich will zu Mama!“

Xiang meinte sich verhört zu haben und sah sie empört an. „Nein! Jeder bleibt in seinem Zimmer!“

„Aber ich habe Angst. Vielleicht träume ich heute schon wieder sowas schlimmes.“

„Und ich hab dir gesagt, dass das nicht in Frage kommt! Jeder schläft in seinem eigenen Bett!“

„Aber ich kann gar nicht schlafen!“

„Dein Pech.“

Doch noch ehe der blaue Pfau aus dem Zimmer gehen konnte, klammerte sich Xia an sein Bein fest. „Bitte, bitte, bitte!“

„Ich sagte, nein!“

Der blaue Pfau schüttelte sie ab. Doch dann rannte Xia an ihm vorbei in den Flur, doch Xiang bekam sie noch am Arm zu fassen.

„Hab ich dir nicht befohlen, im Zimmer zu bleiben?!“, fauchte er.

Xia sah ihn bockig an. „Ich werde solange nicht aufhören bis ich zu Mama darf!“

Xiang holte mit dem Flügel aus. Zuerst sah es so aus, als würde er sie schlagen wollen, doch dann hielt er inne. Ein kaltes Lächeln glitt über seinen Schnabel.

„So, du willst also nachts nicht alleine sein?“

Das Pfauenmädchen schüttelte den Kopf.

Der Flügel des blauen Pfaus ballte sich zu einer Faust, ließ sie aber wieder sinken.

„Ich sehe, ich habe dich in letzter Zeit wohl ziemlich oft alleine gelassen, nicht wahr?“

Seine Stimme klang seltsam monoton, doch das Mädchen dachte sich nichts dabei. Zu ihrer Überraschung ließ er sie los.

„Na schön“, sagte er. „Ich lasse die Tür auf, aber du gehst nur raus, wenn du auch wirklich Albträume hast.“

„Darf ich dann zu Mama?“, fragte Xia ungläubig.

Xiangs Mundwinkel hoben sich erneut. „Aber natürlich darfst du das.“

„Danke, Daddy!“ Überglücklich umarmte das Mädchen ihren Vater. Doch Xiang erwiderte diese Umarmung nicht. Er stand nur da, sein Gesicht überzogen von Schatten. Er sah seiner Tochter noch nicht mal nach wie sie wieder in ihrem Zimmer verschwand.
 

Es war schon fast eine Stunde her, seit das Mädchen sich ins Bett begeben hatte. Sie traute sich zuerst nicht die Augen zuzumachen. Der Albtraum von letzter Nacht jagte ihr immer noch Angst ein, war aber ein wenig beruhigter, dass sie jederzeit zu ihrer Mutter laufen konnte.

Auf einmal hob sie den Kopf. Sie meinte ein Geräusch auf dem Flur gehört zu haben. Nach einer Weile der Stille legte sie sich wieder hin. Doch im nächsten Moment fuhr sie hoch. Jemand hatte die Tür aufgemacht. Ein Schatten betrat das Zimmer.

„Wer ist da?“, fragte das Mädchen mit erstickter Stimme.

Der Schatten trat ins Mondlicht und enthüllte die Gestalt von Xiang. Zuerst freute sich seine Tochter ihn zu sehen, doch dann hielt sie inne. Irgendetwas war an der Haltung des Pfaus höchst unnatürlich. Seine Flügel hingen an ihm herunter, er selber stand kerzengerade, sein Kopf hoch aufgerichtet. Seine Augen waren weit offen, als wäre ihm ein Geist begegnet. Sein Blick war auf seine Tochter gerichtet.

„Daddy?“ Xia sah ihn verwundert an. „Was ist los?“

„Du hattest mir doch zugestimmt, dass ich dich zu oft alleine gelassen haben, nicht wahr?“, begann er mit tonloser Stimme.

Xia zog etwas den Kopf ein. Irgendetwas an ihm jagte ihr Angst ein. Als habe nicht er, sondern eine andere Person seinen Körper übernommen.

Xiang stand zuerst völlig bewegungslos vor ihrem Bett. Doch dann hoben sich wie auf Kommando seine Mundwinkel zu einem merkwürdigen Grinsen. „Fein, dann kann ich das nachholen, was ich vorhin versäumt habe.“

Xia erschrak, als er ein Messer unter seinen Flügel hervorholte.

„Was willst du damit?“, fragte sie unsicher.

Doch statt einer sofortigen Antwort ging er an ihrem Bett entlang, bis er an das Kopfende ankam. „Du hast mir heute widersprochen“, sagte er von oben herab. „Kleine Kinder werden immer bestraft, wenn sie ihrem Vater nicht gehorchen.“

Er hob das Messer an. Xia sprang panisch aus dem Bett und wollte zur Tür rennen. Doch Xiang rauschte an ihr vorbei und versperrte ihr den Fluchtweg. Zu ihrem Entsetzen zog er auch noch den Schlüssel hervor und verschloss die Tür. Anschließend hob er wieder das Messer.

Xia sah sich hastig nach einem Versteck um. Ihr Blick fiel auf ihr Bett. Sie rutschte über den Boden und wollte unter dem Bett verschwinden, doch Xiang schlitterte ihr hinterher. Er packte sie am Bein und warf sie zur Seite. Xia landete in einer Ecke des Zimmers.

Ihr blieb keine Zeit mehr erneut wegzulaufen, denn im nächsten Augenblick war Xiang schon bei ihr. Ängstlich presste sie sich gegen die Wand. Ihre Augen suchten nach dem Messer, das er irgendwo versteckt hielt. Das kleine Pfauenküken-Mädchen konnte nicht um Hilfe schreien. Selbst wenn sie es täte, so würde man sie nicht hören. Das Zimmer ihrer Mutter war zu weit entfernt und ihre Tür war abgeschlossen. Ihre Atmung beschleunigte sich vor Angst.

Der blaue Pfau stand drohend vor ihr und schaute böse auf sie herab. Wieder blitzte das Messer im Mondlicht auf.

„Ich werde dich lehren, dich nicht gegen mich zu stellen!“, hallten ihr Xiangs Worte in den Ohren.

Er kam näher. Das Mädchen begann zu weinen. Als er seinen Flügel nach ihr ausstreckte, schrie sie auf.

„NEI…!“

Er hielt ihr den Schnabel zu. Anschließend packte er sie und drückte sie auf das Bett. Ihr kleiner Körper hatte keine Chance gegen seine Kraft. Er beugte sich über sie. Seine Augen stierten beinahe teuflisch auf sie herab.

„Na, hast du jetzt immer noch Albträume, oder nicht?“ Er drückte sie noch tiefer ins Kissen. „Sonst werde ich in Zukunft dein Albtraum sein. Und ich garantiere dir, dass du nie wieder schlafen wirst.“ Er drückte ihr auf die Kehle. Das Mädchen strampelte mit den Füßen und versuchte ihn zu treten. Doch der große Pfau stellte einen Fuß auf ihre Beinchen. Nachdem diese bewegungsunfähig waren, nahm er seinen Flügel von ihrem Mund und streckte ihren kleinen Flügel auf dem Bett aus. Er stützte seinen Ellbogen auf ihren Brustkorb ab. Dann tauchte wieder das Messer auf, das sich auf ihren Flügel herabsenkte. Mit aller Kraft versuchte sie ihren Flügel wegzuziehen, sodass Xiang Mühe hatte sie zu fixieren.

„Halt still!“, zischte er.

Das Mädchen wandte sich in seinem Griff. „Nein, nein, nein…“

Sie schrie auf, als das Messer ihre dünne Haut unter den Federn durchschnitt. Im nächsten Moment presste er ihr erneut seinen Flügel auf ihren Mund, sodass sie fast erstickte.

Xiangs Gesicht war jetzt ganz dicht über ihr und durchbohrte sie mit seinen Blicken. „Solange du lebst“, raunte er ihr unheilvoll zu. „Solange bleibst du in meinem Haus.“ Er hielt ihr das Messer vors Gesicht. „Entweder die Tür bleibt jede Nacht geschlossen, oder ich komme jede Nacht zu dir durch die offene Tür.“ Die Klinge berührte ihren Schnabel. „Und solltest du dich noch einmal nicht fügen… dann muss ich dich nochmal bestrafen.“

Wieder wanderte das Messer zu ihrem Flügel. Sie riss die Augen auf und schrie durch seinen Flügel auf ihrem Schnabel.
 

„Nein!“ Xia schrie auf und hielt sich den Kopf. „Er hat nicht aufgehört!“

Schnell umfasste ihr Vater ihre Flügel. „Wie kommt es, dass Mutter es nicht am nächsten Tag bemerkt hatte?“

„Xiang behauptete ich wäre krank“, brachte Xia mühsam hervor. „Mutter durfte nicht zu mir, unter den Vorwand sie könnte sich anstecken. Über eine Woche.“

Shen verengte die Augen. „Hat er dich dann wieder so misshandelt?“

Ihre Fingerfedern drückten sich um seine Flügel. „Ab und zu ist er nachts in mein Zimmer gekommen und war herumgeschlichen wie ein Raubtier. Nur einmal hatte er mir das Messer an meine Kehle gehalten, während ich im Bett lag und mit einem Lächeln zu mir gesagt: „Du hast keine Macht über mich.““ Xias Flügel verkrampften sich. „Er hatte gelacht. Nur gelacht.“

Sie schaute zu ihrem Vater auf. „Seitdem hab ich ihn nie mehr um irgendetwas gebeten und die Türen blieb dann auch immer verschlossen. Und er hat mir gedroht, sollte ich Mutter was davon erzählen, würder er mich umbringen.“ Sie schluckte schwer. „Ich weiß, es war wohl nicht richtig gewesen, aber verstehst du… ich war so wütend gewesen, als er damals nicht so hart bestraft wurde… ich hab mich so betrogen gefühlt… und gerade heute… da ist mir alles wieder hochgekommen.“

Sie zuckte zusammen, als Shen ihr über den Kopf strich. „Tu mir den gefallen und sag mir in Zukunft immer alles.“ Er hob ein wenig die Mundwinkel. „Zumindest das Notwendigste.“

Xia kniff die Augen zusammen und die Tränen kullerten ihr über die Wangen. Dann fiel sie ihm um den Hals und weinte. Ihre Federfinger krallten sich in seine Robe am Rücken.

Shen sagte nichts. Er ließ ihren inneren Schmerz freien Lauf. Langsam schlang er seine Flügel um sie. In diesem Moment, bedauerte er es zutiefst, dass er nicht schon damals für sie da gewesen war, als sie ihn am meisten gebraucht hatte. Warum hatte sein Instinkt ihn nie gerufen oder bestand keine instinktive Bindung zu seinen Kindern? Der weiße Pfau seufzte schwer und schwor sich, dass da nie wieder passieren würde.
 

Draußen vor dem Haus marschierte Po unruhig auf und ab. „Meine Güte, das dauert aber lange. Wir müssen langsam los.“

Yin-Yu hatte sich mit Liu auf eine Bank zurückgezogen. Die Jüngere hatte sich inzwischen wieder beruhigt, aber ihre Flügel waren immer noch verkrampft auf ihren Beinen gepresst.

Yin-Yu reichte ihr ein Taschentuch. Liu nahm es dankbar entgegen und tupfte sich die Augen ab. Suchend sah Yin-Yu sich um. Bei der ganzen Aufregung hatte sie was Wichtiges vergessen und es war ihr erst jetzt bewusst geworden, dass jemand fehlte.

„Po, hast du eigentlich Shenmi irgendwo gesehen?“

Der Panda sah sie verwundert an. „Äh, nein, hab ich nicht.“

„Entschuldigung.“

Alle waren mehr als überrascht, als auf einmal ein Schaf auftauchte.

„Ich war eben beim Holzsammeln gewesen“, berichtete es. „Ich hab gesehen wie eine Schar von Geiern über die Wälder geflogen war. Und an einem Stoffbeutel hing ein weißes Etwas fest. Ich dachte, es könnte vielleicht sein… aber ich dachte, ich frage mal nach…“

Yin-Yu sprang auf. „Shenmi! Oh nein! Sie wird doch wohl nicht jetzt bei dieser Verrückten sein!“

Po fuhr der Schock in die Glieder. Zum Glück kam endlich Shen durch die Tür. Sofort rannte seine Frau auf ihn zu. „Shen! Shenmi ist weg! Man hat gesehen wie sie weggeschleppt wurde nach Mendong!“

Shen schnaubte verärgert und verfluchte Xiang heute zum millionsten Mal. Wieso musste er auch seinen Vater so ähnlichsehen? Shenmi war einfach hin und weg von seiner Erscheinung.

„Das ist nicht eure Schuld. Ich hätte es wissen müssen, aber anscheinend kann ich noch nicht mal auf mein eigenes Kind aufpassen.“

Po sah ihn verwundert an. „Wie kommst du denn jetzt auf sowas?“

Shen schüttelte den Kopf. „Darüber können wir ein anderes Mal reden.“ Er schaute zur Sonne hoch. „Es ist gerade mal knapp eine halbe Stunde her. Aber ich bin sicher, dass wir uns nicht unbedingt Sorgen um sie machen müssen. So wie ich das beurteilen kann, wird sie sich zuerst an Xiang zu schaffen machen.“

Das veranlasste Liu von der Bank aufzuspringen. „Macht ihr euch den keine Gedanken um ihn?! Meinetwegen kann er euch egal sein! Aber mir nicht! Vielleicht ist es ja auch schon zu spät!“

In diesem Moment meldete sich Wang zu Wort. „Wenn es so dringend ist, dann bleibt uns wohl keine andere Wahl als das Gebäude zu stürmen.“

„Und was ist, wenn sie uns sieht und noch einen unserer Freunde umlegt?“, gab Po zu Bedenken. „Das können wir nicht riskieren.“

Shen schnaubte und drückte Yin-Yu beruhigend aber entschlossen an sich. „Alles hat einen Schwachpunkt. Auch ein Gebäude.“

„Ich wüsste, wie wir da unbemerkt reinkommen können.“

Alle sahen Liu verwundert an. Diese räusperte sich geräuschvoll. Wahrscheinlich um eine erneute Panikattacke zu unterdrücken. „Am Fuße des Berges gibt es einen Zugang zu den Geheimgängen. Allerdings führt dort nur ein einziger Lift nach oben, es könnten nur ein paar auf einmal reinkommen, aber wir würden nicht auf die Gefahr laufen entdeckt werden. Zumindest solange man die Geheimgänge nicht bewacht.“

Po ließ sich auf den Boden fallen. „Das hätte man uns ja auch wirklich eher sagen können.“

„Dazu ist nicht die Zeit, Panda“, tadelte Shen ihn. „Nun kommt, wir verschwenden nur unnötig Zeit!“

Mit diesen Worten verschwand er ins Haus, wo er in die Küche ging. Dort holte er sich jedes Messer, dass er finden konnte.

„Was machst du da, Shen?“, fragte Po, der ihm gefolgt war.

„Was wohl? Ich bewaffne mich, das sieht man doch.“

„Aber du hattest doch gestern noch eine Operation gehabt“, gab Po zu Bedenken. „Das ist bestimmt nicht gut, wenn du jetzt schon…“

„Panda, ich kann hier nicht nur rumsitzen!“, fuhr Shen ihn an. „Glaub bloß nicht, ich hätte nie unter extremen Bedingungen gekämpft. Im Exil hatte ich schon Kämpfe ausgetragen, da war ich noch schlimmer dran gewesen!“

Er stieß den Panda beiseite und rauschte Richtung Haustür.

„Shen, warte!“, rief Po ihm nach. „Was ist mit deinem Schwächeanfall?“

Der Pfau hielt inne.

„Je mehr du dich anstrengst“, fuhr Po fort. „Desto eher ist die Wahrscheinlichkeit, dass im entscheidenden Moment deine Kräfte nachlassen.“

Shen schwieg, doch dann schlug er hart gegen den Türrahmen. „Egal was passieren wird… aber mich muss gehen.“

Er rannte nach draußen. Po stieß einen tiefen Seufzer aus. „Diese Dickköpfigkeit. Das muss in der Familie liegen.“
 

Chiwa stand seelenruhig in einem der vielen Zimmer und strich mit einem kleinen Schleifstein über ein Messer. Anschließend betrachtete sie die scharfe Klinge und strich mit der Fingerfeder drüber, die die kleinen Federäste sofort durchschnitten. Zufrieden legte sie das Messer auf ein Tuch auf einem Tisch ab, wo schon viele andere Messer drauf lagen, darunter auch Shens Federmesser, die sie dem weißen Pfau entnommen hatte. Schon seit Stunden wartete sie darauf, dass Tongfu zurückkommen würde. Ihre Warterei hatte ein Ende, als sich endlich die Tür öffnete.

„Na endlich!“, rief Chiwa und lief dem Gecko entgegen, wie ein Kind, dass sehnsüchtig auf sein Weihnachtsgeschenk gewartet hatte. Kurz vor dem Reptil blieb sie stehen und sah ihn erwartungsvoll an. „Und? Hast du es?“

Tongfu seufzte genervt. „Hier, bitte sehr.“

Die anderen Geckos schleiften einen Sack hinter sich her, den sie anschließend öffneten und den Inhalt auskippten. Der gefesselte blaue Pfau rollte über den Boden. Xiang hatte zunächst Mühe sich nach dieser ganzen Tortur zu orientieren. Als er Chiwa vor sich stehen sah, zog er den Kopf ein.

Seine Tante begrüßte ihn überschwänglich. „Ach, ich hab dich ja so vermisst!“

Sie schlang ihre Flügel um ihren Neffen, die Xiang alles andere als angenehm empfand. Er wandte sich heftig aus ihrer Umarmung und rutschte etwas von ihr weg.

„Na, na, na, du willst doch nicht so unhöflich sein, und eine Begrüßung von deiner Tante ablehnen, oder?“, tadelte sie ihn. „Aber da ein so besonderer Tag für dich heute ist, will ich mal darüber hinwegsehen.“

Sie lächelte ihn an, was Xiang den Horror hochfahren ließ. Verzweifelt zerrte er an seinen Fesseln. Chiwa schmunzelte amüsiert und legte einen Flügel auf seine Schulter.

„Nur die Ruhe, hier hört dich sowieso keiner. Ich hab sogar schon alles für dich vorbereitet.“

Ihre Federfinger krallten sich in sein Hemd. Xiang stieß einen dumpfen Schrei aus. Wegen der Schnur um seinen Schnabel konnte er nicht reden, was Chiwa aber in keinster Weise ausmachte. Stattdessen lachet sie und tätschelte seine Wange. „Immer noch so schreckhaft, wie süß von dir“, scherzte sie.

Dann fiel ihr Blick auf Tongfu. „Und hast du die unscheinbare Henne beseitigt, so wie ich es wollte?“

Der Gecko schluckte, ließ sich aber nichts anmerken. „Ja, alles ist so gelaufen wie geplant“, und kreuzte die Finger auf dem Rücken. „Können wir jetzt unseren Lohn haben?“

„Erst wenn ich meinem Neffen sein letztes Geleit gegeben habe.“

Ihr Blick fiel wieder auf Xiang, der trotz seines gefesselten Zustandes versuchte, wegzukriechen. Doch Chiwa packte ihren Neffen an den gefesselten Flügeln.

„Nun komm, wir haben eine Menge nachzuholen – als Familie.“

Sie schleifte ihn über den Boden, da konnte der blaue Pfau sich wehren und jammern so viel er wollte. Tongfu musste wohl oder übel noch auf sein Geld warten, und er hoffte nur, dass es nicht zu lange dauern würde. Er zog sich mit seinen Leuten in den Gang zurück und ließ die beiden alleine, ohne dabei die kleine weiße Gestalt zu bemerken, die sich zwischen die Säulen an der Wand des Zimmers geschlichen hatte und das Geschehen beobachtete.
 

So langsam wachten Viper und Crane wieder aus ihrer Betäubung auf. Zuerst wussten sie nicht, wo sie sich befanden und sahen sich um. Schließlich mussten sie feststellen, dass sie in einem Käfig saßen, der an einer Kette von der Decke baumelte. Rund um sie herum war es dunkel, nur eine Fackel spendete Licht.

„Hey, Leute, geht es euch gut?“, hörten sie die Stimme von Mantis, der in einem noch viel kleineren Stahlkasten mit Luftlöchern neben ihnen hing.

„Ich denke schon“, antwortete Viper und bewegte ihr noch teils taube Zunge.

„Wo sind die Kinder?“, fragte sie, als sie nicht entdecken konnte.

„Die haben sie in eine andere Zelle gesteckt“, berichtete Mantis. „Dieser Palast scheint nicht nur viele Zimmer, sondern auch viele Kerkerräume zu besitzen.“

Crane und Viper tauschten unsichere Blicke aus.

„Was hat sie mit den Kindern gemacht?“, wollte Crane wissen.

Doch Mantis schüttelte den Kopf. „Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich weiß nur, dass einer von ihnen, ich glaube es war Zedong, mächtig geschimpft hatte, als man sie hier nach einer Weile hier heruntergebracht hatte.“

Viper zischte traurig. „Dann hat sie wohl ihnen weiter die Federn herausgerissen.“

„Na ja“, meinte Mantis. „Wenigstens sind wir noch alle am Leben.“

Crane seufzte. „Ja, fragt sich nur wie lange.“

„Die anderen sind noch draußen“, bemerkte Viper. „Ich bin sicher, dass sie uns noch rausholen werden.“
 

Ein paar Zellentüren weiter hockten die drei Pfauenjungen, allerdings nicht in einem Käfig wie die drei Meister. Man war sich wohl ziemlich sicher, dass sie nicht abhauen konnten. Im Moment waren die Kinder eh noch sehr durcheinander von den ganzen schlimmen Ereignissen. Chiwa war nicht gerade sanft mit ihnen umgegangen, als sie auch noch dem letzten die schönen kurzen Pfauenfedern entfernt hatte. Jian ging es am aller übelsten. Er war immer noch völlig verstört. Fantao hielt in trösten in den Flügeln. Einzig nur Zedong war mehr wütend als ängstlich. Empört ging er in der Zelle auf und ab und trat immer wieder gegen die Kerkertür.

„Diese blöde Pute!“, fauchte er und rieb sich über seinen Hintern. Wenigstens war das restliche Gefieder noch dran, sodass er keine kahlen Stellen besaß.

„Ich will zu Mama!“, jammerte Jian.

Zedong knurrte leise. „Mama ist aber nicht hier.“ Er setzte sich auf den Boden und starrte wütend vor sich hin. „Du ich schwöre dir, wenn ich die zu fassen kriege, dann schlag ich sie in Grund und Boden.“

Fantao seufzte. „Lass uns lieber warten. Vielleicht holt uns ja jemand hier raus.“

Zedong schaute zweifelnd zur Tür. „Wenn einer kommen wird dann Dad.“ Er schaute zu Jian rüber, der sich wieder seine kleine Pipa genommen hatte und die Saiten ein wenig zupfte. Zedong versuchte zu lächeln. „Kopf hoch, ich bin mir sicher, dass er kommen wird. Ihn kann nicht so leicht etwas aufhalten.“

Er dachte daran, wie er Shen manchmal bei seinen Kampfübungen beobachtet hatte. Damals wollte er unbedingt so sein wie er. Doch als er ihn gefragt hatte, ob er ihm seine Kampfkunst beibringen könnte, hatte sein Vater es merkwürdigerweise abgelehnt und bat ihn stattdessen mit Sheng zu trainieren. Zedong konnte sich das bis heute nicht erklären, schwor sich aber irgendwann genauso gut zu sein wie sein Vater. Er schlang seine Flügel um sich. „Dad, wo bist du?“
 

Im verschlossenen großen Raum, waren die anderen immer noch ratlos. Seit sich die zwei Türen geschlossen hatten, ist gar nichts mehr passiert.

„Wie lange müssen wir denn noch hierbleiben?“, beschwerte sich Meister Kroko, der es langsam nicht mehr länger in dem steinernen Gefängnis aushalten konnte.

„Ich kann nur hoffen, dass uns irgendwann noch jemand hier rausholt, bevor wir hier verhungern“, meinte Monkey besorgt.

Tigress, die immer noch gegen die Wand gelehnt stand, konnte diesem nur emotionslos zustimmen. „Falls Po nicht ebenfalls eingesperrt ist, dann haben wir eine gute Chance.“

„Solange ihn der weiße Vogel nicht ein Bein gestellt hat“, grunzte Meister Ochse verbissen.

Meister Kroko verdrehte die Augen. „Als ob er das nötig hätte. Wenn er erfährt, dass seine drei Jungs hier sind, wird er schon kommen.“

„Und was ist, wenn er uns hier schmachten lässt?“, knurrte Meister Ochse zurück.

„Ich bin ja auch noch hier“, mischte Sheng sich ein. „Von daher würde ich mir keine Sorgen machen, dass wir hier bis an unser Lebensende hier vergammeln müssen.“ Er verschränkte nachdenklich die Flügel und fragte sich, was aus Viper, Crane und Mantis und seinen Brüdern geworden ist. „Was immer auch mit den anderen passiert ist, ich hoffe nur, dass Xia sich in Sicherheit bringen konnte.“



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