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But sometimes love hurts

von

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~16~

„Das wäre nie passiert, wenn du damals in der Schule aufgepasst hättest!“ Wir saßen gemeinsam an unserem Stammplatz, der roten, gemütlichen Sitzecke im “ThreeCrowns“, und brachen in schallendes Gelächter aus, dass einige Gäste uns sogar interessiert musterten. Wir alle lachten, bis auf Aoi, der beleidigt die Arme vor der Brust verschränkte, Ruki missmutig mit zusammengezogenen Brauen anstierte und, „Du hast mindestens genauso oft gefehlt, wenn nicht sogar öfter, also halt‘ den Ball flach, du Giftzwerg!“, schnarrte und danach direkt hinter Toshiyas schmalem Rücken in Deckung ging, da Ruki wegen dem unschönen Spitznamen über den Tisch hinweg nach ihm schlagen wollte. „Stimmt gar nicht! Kai hat zu der Zeit dafür gesorgt, dass ich jeden Tag im Unterricht erschienen bin. Deswegen war und bin ich ja auch besser als du!“ „Ist gut jetzt, ihr beiden. Es reicht mir schon vollkommen, dass mich meine Kollegen so anklagend angucken. Da müsst ihr beiden nicht noch einen draufsetzen, indem ihr so eine Szene schiebt und jeden mit eurem Gebrüll auf uns aufmerksam macht!“, meckerte Kai jetzt verlegen im gedämpften Ton, während seine braunen Augen unruhig durch das Lokal streiften und er immer wieder beschämt lächelnd auf seinem Platz halbe Verneigungen vollzog, wenn seine Arbeitskollegen mit verachtenden Blicken an unserem Tisch vorbeigingen, was uns alle mit den Augen rollen ließ. „Diese nichtsgönnerische Arbeitsmoral hier, also wirklich. Du hast eben frei. Die sollen nicht so herumpatzen. Wird Zeit, dass die mal alle ein bisschen locker in der Hose werden!“, klagte unser Ältester in der Runde und erntete dafür einen Seitenhieb von Toshiya, der nur bockig mit der Zunge schnalzte und sich dann weiter mit uns darüber ausließ, dass Aoi anscheinend noch immer regelmäßig und vergebens versuchte, ihn „zu schwängern“.
 

„Alter, ehrlich mal. Inzwischen weiß ich gar nicht mehr, ob du scherzt oder das ernst meinst, Aoi!“, lachte Reita, der mit übereinander geschlagenen Beinen neben mir saß, entspannt in seinem Platz eingesunken war und einen Arm besitzergreifend um meine Rückenlehne gelegt hatte, um abwesend an meinen langen Haarsträhnen im Nacken herum zu spielen. Mir jagte die sanfte Berührung immer wieder einen angenehmen Stromstoß durch den Körper und ich merkte, dass ich sogar Gänsehaut an den nackten Armen bekam. Das Rumgealbere meiner Freunde war wie Balsam für meine Seele. Sie schafften es immer wieder, mich aus meinen Gedanken zu reißen und mir gute Laune zu machen. Ich war froh, dass ich sie auf meiner Seite hatte. Was wäre das Leben nur trostlos ohne loyale Freunde. „Ich weiß es genauso wenig. Wird auf Dauer auch irgendwie anstrengend! Ich bin schon ganz wund“, platzte es nonchalant aus Toshiya, der unschuldig nach seinem Getränk griff und süffisant an seinem Strohhalm nuckelte, während wir alle erneut lachten und Aoi ihn nur entrüstet ansah. „Ihr könnt mich alle mal kreuzweise, ihr treulosen Arschgeigen! Und komm du mir noch mal an mit, “Liebling, hast du Lust auf ‘ne Runde Twister?“, Totchi! Ich twiste hier bald gar nichts mehr! Mach’s dir doch selbst!“, meckerte der Älteste bockig und schlug mit der flachen Hand reflexartig nach der Serviettenkugel, mit der Ruki ihn quer über den Esstisch bewarf. Das war hier ja gerade wie damals in der Mensa, wenn wir unsere Pausen immer gemeinsam verbracht hatten! Wie ein Haufen Kleinkinder. Toshiya verschluckte sich überrumpelt auf die Aussage Aois hin und verteilte prustend sein Getränk in seiner Handinnenfläche, da er diese noch schnell schützend vor die Lippen gehalten hatte. „Ruki!“, zischte Kai ermahnend und kniff den Jüngsten im Bunde anscheinend unter dem Tisch in den Oberschenkel, da Betroffener nur aufjaulte und sofort beleidigt die Unterlippe vorschob und meinen besten Freund dabei verurteilend anglotzte. Reita schickte mir nur einen vielsagenden Blick und grinste schief, was ich kopfschüttelnd und lachend erwiderte, ehe wir unser Augenmerk auf die Kellnerin richteten, die plötzlich mit einem höflichen Lächeln an unserem Tisch stand und unsere Bestellungen verteilte.
 

„Wenn Sie noch etwas brauchen, rufen Sie doch bitte einfach nach mir. Ich helfe Ihnen gerne weiter!“, sprach das junge Mädchen im euphorischen Ton in die Runde und lächelte dann noch speziell Kai zu, was bei Ruki zu unkontrollierten Gesichtszuckungen führte. „Wenn ich dir noch was bringen kann, sag bitte Bescheid, Kai. Lass es dir schmecken!“, himmelte sie unseren Strahlemann an und verschwand beinahe hüpfend hinter den Schwingtüren, die in die Restaurantküche führten. Ein verächtliches Schnauben war in der Runde zu hören. „Lass es dir schmecken, Kai! Ich will Kinder von dir, Kai! Wann checkt die endlich, dass du kein Interesse hast?!“, grunze Ruki wütend, während er beinahe psychopathisch auf sein Steak einstach und es sogleich energisch zu zerschneiden begann. „Reg dich ab, Ruki, da ist doch nichts bei. Du benimmst dich, als hätte sie ihm einen Antrag gemacht!“, lachte ich laut, während auch ich mich ans Essen machte, und alle am Tisch, bis auf unseren Kleinsten, fanden die Situation ziemlich amüsant. Kai schüttelte nur liebevoll lächelnd den Kopf, zeigte uns somit wie immer seine wunderschönen Grübchen und wuschelte Ruki durch das gestylte Haar, was diesen sofort wieder zahm werden ließ. Versucht diskret hauchte der Braunhaarige unserem Giftzwerg noch einen Kuss auf den Schopf, ehe auch er anfing zu essen.
 

Es wurde gespeist und sich ausgelassen unterhalten. Etwas, was wir häufiger zu tun gelobten, da es doch zu oft vorkam, dass wir uns manchmal ewig nicht sahen. Wir merkten, wie wir einander einfach guttaten, egal wie schlecht es uns ging. Ich sagte ja, Balsam für die Seele und so. Die Gewissheit, dass es Menschen in meinem Leben gab, die zu jeder Stunde sofort vor meiner Tür stehen würden, wenn ich ihre Hilfe oder einfach nur ihre Anwesenheit brauchte, war für mich herzerwärmend und gleichzeitig bekräftigend. Wir hatten gerade unsere dritte Runde Getränke bestellt. Ich schlürfte genießend meinen kühlen Eistee, der wunderbar gegen das warme Klima hier drin half, und unterhielt mich dabei ausgelassen mit Toshiya, der mir hitzig von seiner Shoppingtour von neulich erzählte, derweil Aoi gewähren ließ, der ihm immer wieder verspielte Küsse auf den Hals hauchte und zufrieden grinste, wenn der Feminine mit den Augen rollend den Hals reckte, um ihm mehr Angriffsfläche zu bieten. Reita unterhielt sich wiederum neben mir ausgelassen mit Ruki und Kai über Motorräder und dass er gerne eins hätte, während er nebenher meinen Nacken sanft kraulte und es mir somit teilweise schwer machte, mich auf das Gespräch mit Toshiya zu konzentrieren. Ich wollte ihm gerade sagen, dass er mich damit dösig machte, als ich überrascht zur Eingangstür des Restaurants sah und wie angewurzelt auf meinem Sitzplatz weilte. Die Glastür schwang auf und niemand anders als der beste Freund Keisukes betrat die Räumlichkeit. Ihn hatte ich ja ewig nicht mehr gesehen! Es schien, als würden alle Augen plötzlich zu dem schönen Mann rüber blitzen, der sich seines Auftretens definitiv bewusst war. Das lange Haar war zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden und das Outfit wirkte, als wäre es einem Modemagazin entsprungen. Der Typ sah aus, als wäre er einem Laufsteg entlaufen. Sui sah sich knapp um, übersah dabei glücklicherweise meine Freunde und mich und drehte mir den schmalen Rücken zu, um mit schwingendem Pferdeschwanz von einem Kellner an einen freien Tisch geführt zu werden, der sich auf der anderen Seite des Restaurants befand. Mit wem er sich hier wohl traf? Ich beobachtete ihn dabei, wie er sich setzte und sofort sein Handy zückte, um energisch darauf herumzutippen, während einige Gäste ihn interessiert musterten.
 

Durch meine plötzliche Unachtsamkeit irritiert, drehte auch Toshiya sich neugierig herum und fragte, „Was ist denn? Wohin schaust du so?“, und reagierte direkt mit einem hemmungslosen, „Ew!“, als ich ihm sagte, dass Sui gerade hier aufgetaucht war. „Im Ernst?!“, rief Ruki jetzt beinahe aus und wollte tatsächlich aufstehen, um besser sehen zu können, doch Kai zerrte panisch an seinem Arm und hielt den Kleineren an dessen Platz zurück. Ein Seitenblick zu Reita zeigte mir, dass auch er neugierig wurde. Er hatte dem Brünetten gegenüber inzwischen eine gewisse Empathie entwickelt, vor allem nach dem verkorksten Verhör, welches vor vielen Wochen in unserem Wohnzimmer stattgefunden hatte. „Mit wem er sich hier wohl trifft?“, stellte mein Freund gedankenversunken dieselbe Frage, die ich mir innerlich gestellt hatte, und es dauerte wirklich keine fünf Minuten, ehe ihm diese Frage wie durch Zauberhand beantwortet wurde. Als hätte das Universum ihn gehört.
 

Niemand anders als der großgewachsene Schönling Keisuke trat durch die Tür, eine Hand lässig in der Hosentasche seiner zerfledderten Jeans, während er charmant lächelnd auf die Kellnerin einredete, die ihn in Empfang genommen hatte und äußerst verzückt zu ihm hochsah, als er sich das Haar in einer eleganten Bewegung in den Nacken zurückstrich. „Na sieh mal einer an! So ein Schleimbeutel!“, schnalzte Ruki abwertend mit der Zunge, und wir alle sanken simultan in unseren Sitzen zusammen, als Keisuke seinen stechenden Blick kurz durch das Restaurant schweifen ließ. Auch er hatte uns nicht bemerkt, war es hier drin immerhin proppenvoll. Freitags war dieses Restaurant besonders gut besucht. Vor allem um diese Uhrzeit. Nun gut, es war definitiv nicht verwerflich, wenn er sich mit seinem besten Freund traf. Daran war nichts falsch oder verdächtig. Und trotzdem war das wirklich ein unschöner Zufall, dass sie beide sich gerade hier und gerade heute trafen. Wir konnten von unserer Sitzecke aus den gesamten Laden überwachen. Natürlich war ein Belauschen unmöglich, aber immerhin hatten wir Eins-A Sitzplätze, um die beiden Männer zu beobachten. Während wir uns weiter unterhielten, sahen wir alle also immer wieder nach hinten zu den beiden, die jetzt gemeinsam am Tisch saßen und sich gelassen miteinander unterhielten, während sie sowohl einige Frauen, als auch Männer auf sich aufmerksam machten. Die beiden boten im Doppelpack eben ein ziemlich ungewohntes Bild. So außergewöhnlich schöne Menschen sah man immerhin meist nur im Fernsehen oder im Netz. Völlig verständlich also, dass einige Gäste sich gegenseitig die Ellenbogen in die Rippen rammten und unauffällig in Richtung Keisuke und Sui deuteten, nur um dann beschämt grinsend wieder wegzusehen, wenn einer der beiden Betroffenen aufsah und wissend die Braue hob.
 

Anscheinend hatten sie sich nach der ganzen Eskapade versöhnt. Details zu der ganzen Sache kannte ich natürlich nicht, da ich Sui nach dem Tag bei uns zu Hause nicht mehr gesehen hatte und mich auch nicht noch mal mit meiner Mutter oder Keisuke über den Brünetten unterhalten hatte. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mich deren aktuelles Gesprächsthema nicht interessierte. Wie sehr ich mir gerade wünschte, unsichtbar zu sein, konntet ihr euch gar nicht vorstellen. Und ich war anscheinend nicht der Einzige, der so dachte. „Mich würde echt mal interessieren, was die da quatschen“, blaffte Aoi mit einem traktierenden Blick hinter seine Schulter, ehe er sich wieder zu unserem Tisch herumdrehte und einige Schlucke von seinem Getränk nahm. „Niederträchtige Pläne schmieden wahrscheinlich!“, plärrte Toshiya feindselig und stütze sein Gesicht in seiner Hand ab, ehe er mich entschuldigend ansah. Ich schüttelte bloß entwaffnend den Kopf, ein Wink an ihn, dass mich seine Aussage nicht störte, und griff nach der Menükarte, da mir der Sinn plötzlich nach etwas Süßem stand, als Reita neben mir entgeistert, „Was zum Teufel, Alter?!“, aussagte und uns alle somit erneut zum Glotzen animierte. Was ich diesmal vor mir sah, ließ mich überfordert die Augen weiten. Die beiden hielten über den Tisch hinweg Händchen, Suis Blick verlegen auf den Tisch gerichtet, während Keisuke energisch auf ihn einzureden schien und dabei den Kopf schief legte, wie als würde er versuchen, den Jüngeren von etwas zu überzeugen. Im nächsten Moment langte der Größere rüber zu dem Brünetten, hob dessen Gesicht mit zwei Fingern unter dessen Kinn an, wie er es auch immer wieder zu gerne bei mir gemacht hatte, und zwang den Jüngeren dazu, ihn anzugucken. Der Partner meiner Mutter streichelte seicht über die Wange des Brünetten, während er eindringlich auf ihn einzureden schien, wodurch dieser ein beschämtes Lächeln zeigte und sich dann angetan auf die Unterlippe biss. Was war denn da los?
 

„Beruhigt euch, Jungs. Das hat sicher nichts zu sagen. Wenn man bedenkt, wie oft und herzlich wir alle miteinander rumkuscheln, ist das da noch harmlos“, versuchte Kai, die eisige Atmosphäre in unserer Ecke etwas zu erwärmen, doch es wollte keiner so recht darauf reagieren. Noch immer sahen wir alle wie gebannt zu den beiden Freunden rüber. Sui schob plötzlich im Sitzen seinen Stuhl vom Tisch weg und stand auf, nur um den besagten Tisch herumzugehen und sich direkt neben Keisuke zu setzen, der den schmalen Mann schief grinsend in den Arm nahm und an sich drückte. Kai hatte Recht, so verhielt man sich nun mal unter Freunden, die eine innige Freundschaft miteinander führten. Oder? Mir wurde trotzdem mulmig, als ich von hier aus mitbeobachten konnte, wie Sui, als er das eine lange Bein über das andere schlug, sein Bein beinahe halb auf Keisukes Schoß bettete und sich im Sitzen in die Umarmung des Älteren lehnte, der diesen wiederum fest an sich gedrückt hielt, während er sich weiter mit ihm unterhielt. Und das mitten in einem gut besuchten Restaurant. Dieser Umstand schien die beiden Älteren aber anscheinend nicht zu stören. Auch, dass sie jetzt von vielen Gästen mit offenstehenden Mündern angestarrt wurden, ging gekonnt an ihnen vorbei. Sie schienen sich in ihrer eigenen Blase zu befinden.
 

„Ich weiß nicht.. Das scheint mir alles nicht koscher“, war es diesmal Toshiya, der unsere Blicke mit der Aussage auf sich zog und gefühllos die Schultern zuckte, als er unsere verwirrten Blicke bemerkte. Wie musste das wohl auf meine Freunde wirken? Insgeheim hatte ich Angst, dass ich wie eine Lachnummer dastehen würde, weil der Partner meiner Mutter sich so ominös verhielt. Dieser Umstand und meine eigenen Gedanken machten mich wie so oft ziemlich wütend. Ich würde es nicht zulassen, dass dieser Snob meine gemeinsame Zeit mit meinen Freunden trübte. „Wisst ihr was, Leute? Heute ist unser Tag. Wir lassen uns das nicht nehmen - von niemandem! Wir haben sowieso so wenig Zeit miteinander, da sollten wir diese nicht mit Belanglosigkeiten verschwenden!“, sagte ich jetzt bestimmend aus und erntete zustimmendes Nicken. Nur Reita war es, der mich prüfend von der Seite musterte und seine Hand beruhigend auf meinen Oberschenkel legte, um stetig darüber zu streicheln, als hätte er meine anderen Gedanken gelesen. Der Ältere wusste, dass mir das wieder Kopfzerbrechen bereiten würde. Wir einigten uns darauf, uns nur noch aufeinander zu konzentrieren, was nach einigen Anläufen auch endlich klappte. Gemeinsam verbrachten wir noch eine gute Weile in dem Restaurant, ehe wir uns entschieden, weiterzuziehen. „Habt ihr Bock auf Karaoke? Das letzte Mal ist so ewig her!“, fragte mein bester Freund in die Runde und erntete sofort begeisterte Zustimmung seines kleinen Flummis, der die geballte Faust in die Luft stieß und, „Oh ja! Das letzte Mal haben wir sowas in unseren Schulferien gemacht, wisst ihr noch? Wir haben definitiv Nachholbedarf! Und danach können wir ja noch beim Starbucks vorbeischauen!“ Reita war der Einzige, der anscheinend keine wirkliche Lust darauf hatte, da er schon immer kein Fan vom Singen war, doch wir alle redeten gut gelaunt und lachend auf ihn ein und stimmten ihn letzten Endes dann doch noch um. „Ich werde definitiv nichts singen!“, meckerte er noch, wurde aber gekonnt von uns allen ignoriert. Kai rief die Kellnerin von vorhin an unseren Tisch, was Ruki missmutig die Lippen schürzen ließ. Wir bezahlten gemeinsam und erhoben uns, um das Restaurant zu verlassen und unseren gemeinsamen Tag woanders weiter zu genießen.
 

Doch wie es der Zufall leider so wollte, kreuzten sich Keisukes und meine Blicke plötzlich, als ich meine Freunde gerade durch das Restaurant Richtung Ausgang führte, und ich merkte, wie mir unangenehm warm wurde, als der Ältere verwundert die Augenbrauen hob und sogleich versucht unbemerkt etwas aus dem Mundwinkel zu sagen schien. Denn daraufhin zuckte Sui so heftig von dem Schwarzhaarigen weg, dass es so ausgesehen hatte, als hätte der Brünette einen Stromstoß von Keisuke abbekommen. Unauffällig sein musste der Brünette definitiv noch üben. Dieses Verhalten war mir einfach nur zuwider. Wieso mussten die beiden mich so verwirren? Sie hatten doch nichts zu verbergen, das war doch völlig ok, wenn sie sich trafen! Unsicher hob ich die Hand zum Gruß, worauf Sui verlegen lächelnd winkte und Keisuke den Gruß selbstbewusst erwiderte. Sollte ich jetzt rübergehen oder sollte ich es lassen? Auch meine Freunde hatten diesen verqueren Austausch bemerkt, denn Toshiya sagte sofort schnippisch, „Also, ich gehe da nicht hin. Ich habe den beiden gerade nichts zu sagen!“, und zerrte Aoi einfach hinter sich her aus dem Lokal, der nach Worten schnappend hinter seinem Geliebten herstolperte und mich nur entschuldigend ansah. Auch Kai und Ruki entschuldigten sich gekonnt unbemerkt. Mein bester Freund hatte mir nur knapp, „Wir warten draußen auf euch, Uruha. Das ist alles halb so wild, mach dir keine Sorgen!“, zugeflüstert und Ruki hatte mir diskret über den Arm gestreichelt, ehe er mit Kai hinausgegangen war. Da stand ich nun also, unfähig, mich zu bewegen mit meinem Freund an meiner Seite, der mindestens genauso verunsichert zu sein schien.
 

Doch Reita war es dann, der mich plötzlich bestimmend an der Hand gepackt hatte und sich jetzt, mit mir im Schlepptau, zielstrebig an den Tischen vorbeischlängelte, während er die beiden mit einem schneidenden Blick traktierte. Mit heftig klopfendem Herzen in der Brust schluckte ich den Kloß in meinem Hals hinunter und sah den beiden sitzenden entgegen. Sui hatte sich kerzengerade aufgesetzt und war mit seinem Stuhl etwas weggerutscht, damit er nicht mehr so an Keisuke klebte. Der wiederum schien wieder völlig gelassen und redete sogar noch hitzig mit seinem besten Freund, ehe er etwas zu überschwänglich, „So ein Zufall aber auch! Na, ihr beiden? Wie geht’s euch?“, fragte, als wir vor dem Tisch zum Stehen kamen und sie beide ansahen. Mir war so, als hätte ich das Reden verlernt. Wieso ich mich immer wieder so unfähig benahm, konnte ich mir selbst nicht erklären. Ich war nur froh, dass ich nicht allein war, sondern Reita bei mir hatte, der die Situation direkt übernahm. „In der Tat. Können nicht klagen. Und wie geht’s euch so?“, fragte mein Schatz gespielt höflich, was ich sofort bemerkte. Ich hoffte inständig, dass es jetzt nicht zu unnötigen Provokationen kam. Keisuke zeigte auf die Entgegnung hin seine blendend weißen Zahnreihen und flötete beinahe, „Uns geht’s bestens!“ Sui sah derweil unsicher zu mir auf, machte eine einladende Bewegung zu den freien Stühlen am Tisch und sagte, „Setzt euch doch zu uns!“ Doch Reita warf nur knapp ein, dass wir gleich weiterwollten, da unsere Freunde schon auf uns warteten.
 

„Wir wollten nur schnell “Hallo“ sagen“ „Das ist nett von euch. Dann wollen wir euch auch nicht weiter aufhalten. Lieben Gruß an die Jungs da draußen. War schön, euch zu sehen!“, redete Keisuke ruhig, während er erst Reita und dann mich fixierte und seine Grübchen präsentierte, was in mir ein unbeschreibliches Unwohlsein auslöste. Bevor wir uns herumdrehen konnten, fügte er noch, „Ich werd‘ mich die Tage bei dir melden, Kouyou!“, hinzu und ich schluckte trocken, als ich nickte und die Hand zum Abschied hob. Reita hatte sich ein Augenrollen nur schwer verkniffen und biss stattdessen die Zähne fest zusammen, dass sie fast knirschten. Ich hatte nicht ein Wort gesagt, worüber ich selber verwirrt war. Es gab Momente, da wollte alles ungehalten aus mir heraussprudeln und dann gab es Momente wie diese, wo ich einfach nichts mit mir anzufangen wusste, obwohl ich so viel zu sagen hatte. Bevor Reita und ich auch nur einen Schritt tun konnten, hörte ich das unerträglich schräge und laute Quietschen von Stuhlbeinen hinter mir, die scharf über den Boden kratzten, und wurde auch sogleich an der Schulter gepackt und hektisch herumgedreht, was mir einen völlig überrumpelten Gesichtsausdruck entlockte. „Huh?!“, machte ich nur verwirrt, und Reita schnarrte, „Können wir dir helfen?“, während er Sui mit einer gehobenen Braue anstarrte, der sich wiederum nicht davon irritieren ließ. Keisuke saß noch immer an seinem Platz und fixierte jetzt mit einer sichtbaren, tiefen Zornesfalte zwischen seinen Augenbrauen seinen besten Freund, der mir gegenüberstand und mich aus großen, leuchtenden Augen ansah. Was hatte der denn jetzt wieder für ein Problem? Er wirkte fast so, als hätte er unüberlegt gehandelt und wüsste jetzt nicht mehr so richtig, wie es weitergehen sollte. Als hätte sein Körper noch vor seinem Hirn reagiert. „Ich.. Ich wollte nur sagen, dass es schön ist, dich mal wiederzusehen, Kouyou. Ich hoffe, dir geht es gut“, redete Sui so leise, dass ich Schwierigkeiten hatte, ihn zu hören. Reita und auch Keisuke sahen beide aufgelöst zwischen dem Brünetten und mir hin und her, ehe ein Ruck durch meinen Körper ging. Reita hatte mich von dem Brünetten weggezogen, hob schnippisch die Hand zum wortlosen Abschied und wollte mich gerade hinter sich her bugsieren, als ich auch schon reflexartig nach Suis Hand griff und diese kurz, aber versichernd drückte. Ich wusste nicht wieso, aber es schien, als hätte er gerade Angst. Fragen wollte ich nicht direkt, aber ich wollte ihm auch nicht das Gefühl geben, dass ich ihn dieser Situation wegen auch nur auf irgendeine Weise verdächtigte. Tat ich nämlich wirklich nicht. Wegen mir sollte er sich keine Sorgen machen. Also nickte ich knapp, schenkte ihm ein Lächeln, was mir erst nicht richtig gelingen wollte, und sprach dann freundlich, „Ich find’s auch schön, dich zu sehen, Sui. Bei mir ist alles ok. Ich hoffe, bei dir auch?“, was dafür sorgte, dass dem Älteren vor mir dadurch die gesamte Verkrampfung am Körper schlagartig genommen wurde und er geräuschvoll ausatmete, da er sichtlich in sich zusammenfiel und nervös zu lächeln begann. „Bei mir auch. Danke dir, Kouyou“ Es klang für mich so, als wäre sein Dank für etwas ganz anderes gedacht. Ich ließ es mir aber nicht anmerken, nickte noch einmal und drückte versichernd seine Hand, bevor ich sie dann losließ und ohne weitere Umschweife mit Reita das Restaurant verließ. Schlau war ich aus der Gesamtsituation trotzdem nicht geworden.
 

„Was, in Gottes Namen, war das wieder für eine Szene?“, platzte es ungläubig aus Reita, der mit diesem Ausbruch dafür sorgte, dass unsere Freunde sich verwundert zu uns umdrehten. Sie alle hatten vor dem Eingang gewartet, jeder von ihnen mit einer qualmenden Zigarette zwischen den Lippen, was in mir einen Würgereiz auslöste. Kai hatte durch Ruki ebenfalls das Rauchen angefangen, was mich todtraurig gestimmt hatte. Schlechter Einfluss, würde ich meinen. Mich innerlich darauf gefasst machend, dass auch Reita gleich mitlaufen und sich eine anzünden würde, ließ ich seine Hand vorsorglich los, doch der Blonde glotzte mich nur beleidigt an und griff sofort nach meiner Hand, um sie eingeschnappt festzuhalten. Das war mir auch neu. „Was meinst du, was ist passiert? Details, bitte!“, forderte Ruki sofort neugierig, und auch die anderen sahen uns ungeduldig an, während sie um uns herumschwärmten. Wir setzten uns entschlossen in Bewegung, um unser nächstes Ziel für den heutigen Tag anzusteuern, und ich ließ Reita das Gespräch übernehmen, da ich meine Gedanken nach diesem skurrilen Zusammentreffen erst mal sortieren musste. Während mein Schatz unsere Freunde hitzig aufklärte, warf ich noch einen letzten, verstohlenen Blick ins Lokal und weitete irritiert die Augen, als ich von hier aus noch gerade so sehen konnte, wie Keisuke mit einem gehobenen Zeigefinger scheinbar drohend auf Sui einzureden schien, der jetzt nicht mehr neben ihm saß, sondern vor ihm am Tisch stand und den Größeren angriffslustig angiftete. Was war denn jetzt wieder passiert? Wie konnten zwei erwachsene Menschen nur so von Stimmungsschwankungen geplagt sein? Gerade eben hatten sie noch förmlich miteinander herumgekuschelt und jetzt schien es, als würden sie streiten. Bevor ich meine Freunde aber auch nur mit einer Silbe auf diesen Umstand aufmerksam machen konnte, war Sui davongestürmt und kam kurze Zeit später ebenfalls aus dem Restaurant, um eingeschnappt in die entgegengesetzte Richtung zu hasten. Es brauchte nicht lange, ehe ich seinen brünetten Pferdeschwanz in der Menschenmenge nicht mehr ausfindig machen konnte. Was sollte ich dazu sagen? Mir war das einfach alles eine Nummer zu hoch.
 

„Was sagst du da?“ Wir waren sehr spät nach Hause gekommen, da wir es nicht übers Herz gebracht hatten, uns so früh von unseren Freunden zu trennen. Der restliche Tag war super verlaufen. Und obwohl der Blonde rumgezickt hatte, hatten wir ihn doch noch dazu gebracht, uns in der Karaokebar ein Ständchen vorzusingen. Auch wenn Reita danach ziemlich muckelig gewesen war. Doch insgeheim wusste ich, dass es auch ihm Spaß gemacht hatte und er nur vorgespielt hatte, beleidigt zu sein. Zur Abwechslung war ich heute mal zu Reita nach Hause gegangen, da meine Mutter jetzt wieder zurück war und ich nicht über ihren Partner reden wollte, während sie anwesend war und uns vielleicht hören könnte. „So hab ich’s gesehen!“, nickte ich nur verschwörerisch und faltete die Hände auf dem Bauch zusammen, während ich entspannt auf dem Bett lag und Reita interessiert dabei zusah, wie der in seinem Zimmer auf und ab ging und seine auf dem Boden verstreuten Habseligkeiten halbherzig wegräumte. Ja, er war noch immer nicht gerade der ordentlichste Mensch auf diesem Planeten. Das müsste ich ihm noch austreiben. Ich hatte ihm von meiner letzten Beobachtung vor dem Restaurant erzählt, die ihn sichtlich irritiert hatte. „Und er ist aufgestanden und einfach rausgerannt?“, wollte er jetzt wissen, während er mit einem vollen Arm an Schmutzwäsche ins Bad verschwand und sofort wiederkam. „Ja!“, nickte ich erneut, noch immer dieser verschwörerische Ausdruck in meinem Gesicht. Keine Geheimnisse mehr, das hatten wir uns versprochen. Also war es selbstverständlich gewesen, dass ich es ihm erzählt hatte. Immerhin wollte ich wissen, wie er über die Situation dachte. „Nun, was soll ich sagen, Baby.. Die beiden haben sich heute definitiv suspekt verhalten. Ich werde nicht schlau aus denen. Aber mehr kann ich dazu auch nicht sagen“, murrte er und entledigte sich seiner Klamotten, um diese sogleich wieder auf den Boden fallenzulassen. Hatte er nicht gerade eben noch aufgeräumt? Ach, was soll’s. Er ging an seinen Schrank, um sich eine lockere Shorts und ein Top rauszusuchen, bevor er sich zu mir legte.
 

„Weißt du, du hättest die Klamotten doch auch gleich rübertragen können, wenn du eh an deinen Schrank gehst, Rei!“, merkte ich jetzt augenrollend an und schürzte die Lippen, als er unbekümmert, „Nö, kein Bock!“, schnarrte und sich anzog. Ich himmelte derweil innerlich seine leicht hervortretenden Bauchmuskeln an und breitete meine Arme in seine Richtung aus, als er auf mich zukam. Der Blonde holte Anlauf und sprang lachend in meine Arme, was ich mit einem Prusten quittierte, da er mir jegliche Luft aus dem Körper gedrückt hatte. Ich wischte ihm das wirre Haar aus dem Gesicht und hinters Ohr, streichelte dann über seine Wange und besah mir seine weichen Gesichtszüge. Ohne das störende Nasenband hatte ich endlich wieder Zugriff auf seine süße, kleine Stupsnase, in die ich auch direkt verzückt hineinkniff. Er quittierte diese Aktion nur mit einem Mucken. „Ich warne dich, Freundchen. Wenn wir zusammenziehen, wirst du nicht mehr so herumschlampen“, wisperte ich in sein Ohr und küsste es sogleich, was ihn angetan zusammenzucken ließ. „Ach, und was willst du dagegen tun, wenn ich’s doch mache?“, provozierte er mich leise und grinste amüsiert, als ich schäkernd, „Dann mache ich von Totchis Bewältigungstherapie gebrauch und werfe dich gnadenlos aus der Wohnung. Du wirst erst dann wieder reingelassen, wenn du Besserung gelobst“, sagte und seinem Kuss bereitwillig entgegenkam. Ich merkte, dass der Blonde keine weiteren Worte an Keisuke und Sui verschwenden wollte, was ich ihm in keiner Weise übelnahm. Wir beide hatten dieses Wochenende frei und wollten unsere kostbare Zweisamkeit definitiv nicht mit unnötigen Gedanken an die beiden verschwenden.
 

Der Ältere drückte meine Beine weiter auseinander, um im Liegen gemütlich dazwischen Platz zu nehmen. Ich schlang derweil meine Arme besitzergreifend um seinen Hals und winkelte meine Beine an, während er mich um den Verstand küsste. Wir durften uns aber auf keinen Fall zu sehr gehen lassen, da seine Eltern zuhause waren. Ich sprach meine Sorge auch direkt aus, was ihn beleidigt murren ließ, da ich somit unseren innigen Kuss unterbrochen hatte. „Die beiden schlafen schon längst. Hier könnte eine Bombe einschlagen und die würden das nicht mitkriegen, das weißt du doch. Mach dir also keine Sorgen“, hauchte er gegen meinen Mund, ehe er die Konturen meiner Lippen auch schon erwartungsvoll mit zwei Fingern nachzeichnete, was ein ahnungsvolles Kribbeln in meinem Unterleib auslöste. Bevor ich etwas sagen konnte, schob er meine Ober- und Unterlippe mit Zeige- und Mittelfinger auseinander, um diese sogleich sanft hineinzuschieben. Das harsche Kommando, welches er mir wiederum gab, passte nicht einmal ansatzweise zu der sanften Art, wie er seine Finger in meinen Mund einführte. „Lecken!“, befahl er nur leise und ich kam seiner Forderung bereitwillig und nickend nach. Meine Augen rollten erwartungsvoll nach hinten, während ich meine Zunge energisch um seine Finger tänzeln ließ, um sie zu befeuchten. Reitas Lippen hingen derweil verheißungsvoll an meinem Hals. Der Ältere trieb seinen bekleideten Unterleib im sanften Takt ganz leicht gegen meinen, während er sich immer fester an meinem Hals verbiss, um seine Bissspuren an mir zu hinterlassen, und seine Finger immer wieder bestimmend in meine Mundhöhle stieß, als wir beide auch schon vor Schreck erbärmlich zusammenzuckten und sofort voneinander abließen, da mein Handy, welches ich anscheinend nicht stummgeschaltet hatte, in voller Lautstärke durch das stille Zimmer plärrte und uns so in unserem hitzigen Tun unterbrach. Wir sahen uns nur überrumpelt an. Wieso zum Teufel wollte uns das Universum keine ungestörte Minute gönnen?! Noch ehe ich mich von Reita losreißen konnte, um das verdammte Ding zum Verstummen zu bringen, da es so unsagbar laut klingelte, machte er mit einem ausgestreckten Arm einen Satz nach links, um es sich vom Nachttisch zu schnappen.
 

Der Blick des Älteren wurde mit einem Mal grimmig, und ich merkte, wie seine Lust schlagartig abebbte. Oh nein, ich ahnte böses. Er schaltete mein Handy mit einem Finger stumm und drehte das Display dann zu mir herum, damit ich den Namen lesen konnte, der auf dem schwarzen Bildschirm angezeigt wurde. Mir sank das Herz in die Hose. Wir hatten es jetzt kurz vor eins in der Nacht. Wie kam Keisuke auf die hirnverbrannte Idee, mich um diese Uhrzeit noch anzurufen? War der denn völlig von der Rolle? Und hatte er gestern nicht gesagt, dass er sich in den kommenden Tagen melden würde? Bevor ich nach meinem Handy greifen konnte, zog Reita es mir außer Griffweite und ignorierte mein hektisches Kopfschütteln, ehe er trotzig mit steifer Miene dranging und monoton, „Hallo?“, in den Hörer murrte. Er hatte mit einem Handgriff das Telefonat auf Lautsprecher gestellt, sodass ich jetzt problemlos mithören konnte. „Kouyou?“ „Nein, Akira. Kouyou ist gerade.. verhindert“, knurrte er und sah mit einer gehobenen Braue zu mir hinunter, da er über mir kniete. Der Blonde machte es sich kurzerhand breitbeinig auf meinem Schoß bequem und ignorierte gekonnt meinen verwunderten Blick, da ich sonst derjenige war, der so auf seinem Schoß saß. Reita zog es eher vor, zwischen meinen Beinen zu liegen, da alles andere an seiner Männlichkeit kratzte. „Oh, nun, ich kann warten!“, sprach der Schwarzhaarige tatsächlich unbeirrt, was mich dazu trieb, mir geräuschvoll die flache Hand vor die Stirn zu schlagen. Er musste es definitiv gehört haben. Wie blöd war der Typ eigentlich, dass er den Wink mit dem Zaunpfahl nicht verstand?! „Ich habe mich anscheinend zu unverständlich ausgedrückt. Kouyou kann heute nicht mehr mit dir reden. Er schläft schon längst. Es ist immerhin ein Uhr morgens. Anständige Leute schlafen um diese Uhrzeit, weißt du?“, patzte Reita jetzt leicht, um den Älteren auf dessen Unverschämtheit aufmerksam zu machen, doch der ließ sich davon nicht beirren, denn er entgegnete nur, „Damit hätte ich nicht gerechnet. Ich dachte, ihr jungen Leute seid um die Uhrzeit an Wochenenden noch unterwegs und treibt in irgendwelchen Bars euer Unwesen!“, worauf Reita unbeeindruckt, „Du redest immer so, als wärst du so viel älter. So ein großer Altersunterschied liegt gar nicht zwischen uns, Keisuke“, antwortete. Es herrschte kurze Stille am anderen Ende, bevor der Partner meiner Mutter erneut zu sprechen anfing, ohne auf das eben Gesagte einzugehen. „Wie dem auch sei, könntest du Kouyou bitte ausrichten, dass ich angerufen habe? Er möchte mich doch bitte zurückrufen, sobald er kann!“, bat Keisuke und ignorierte Reitas leises Schnauben. „Klar, das mache ich doch gern!“, säuselte mein Freund sarkastisch, ehe er dem Älteren noch zuckersüß eine angenehme Nacht wünschte und auflegte, ohne auf dessen Erwiderung zu warten.
 

„Der Spasti spinnt doch, ehrlich! Hatte er nicht gesagt, er meldet sich die Tage?“, keifte er sofort und pfefferte mein Handy auf die Matratze, um sich genervt mit zwei Fingern fest ins Nasenbein zu kneifen und massierend zuzudrücken. Ich wusste nicht, mit welcher Absicht der Partner meiner Mutter angerufen und woher er sich erdreistet hatte, es gerade um diese Uhrzeit zu tun, aber ich würde den Teufel tun und es jetzt zulassen, dass durch dessen unverschämte Art die aktuelle Laune zwischen Reita und mir darunter litt. Nicht noch einmal! Der Tag war so schön verlaufen, er sollte definitiv genauso schön enden. Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, legte ich meine Hände an Reitas schmale Hüften, packte fest zu und stieß mit meinem Becken hart nach oben, was ihm einen verschreckten Laut entlockte. Er sah mich verwirrt und mit geweiteten Augen an, was mich dazu trieb, mir provokativ über die Lippen zu lecken und ihn dann zweideutig anzugrinsen, weil mir der Sinn danach stand, ihn durcheinanderzubringen. „Ich weiß ja nicht, wie du das siehst, aber der Anblick gefällt mir! Vielleicht sollten wir mal etwas Neues ausprobieren, Rei!“, raunte ich lasziv grinsend, was den Älteren anscheinend in leichte Panik versetzte. Das Telefonat hatte ihn wohl so aus der Bahn geworfen, dass er vorhin anscheinend nicht wirklich registriert hatte, wie er sich hingesetzt hatte. Er griff sichtbar angsterfüllt nach meinen klammernden Händen, die angefangen hatten, ihn so zu führen, dass er rittlings kreisende Bewegungen über meinem Schritt machte. „Hörst du wohl auf damit? Du bist wohl verrückt geworden!“, motzte mein Schatz, was mir unverzüglich ein herzhaftes Lachen entlockte, welches mir jedoch gleich im Hals stecken bleiben sollte. Er warf sich beinahe dramatisch von mir runter, nur um mich an den Schultern zu packen und übereilig auf den Bauch zu drehen. Und ehe ich mich versah, griff er nach meinem rechten Arm und verdrehte diesen so hinter meinem Rücken, dass ich mich nicht mehr bewegen und wehren konnte, ohne dass es ziemlich wehtat. „Aua, du Blödmann. Kein Grund, hier den großen, unberührten Macker zu mimen! Ich hätte dir schon nichts reingeschoben, also komm wieder runter! Auch wenn ich zugeben muss, dass du über mir ziemlich hübsch ausgesehen ha- AUA!“, schnarrte ich entrüstet und stieß sogleich ein überrumpeltes Stöhnen aus, als er meine Beine grob mit seinem Knie auseinanderstieß und schwer auf mich niedersackte. Bevor ich mich versah, war ich mit schnellen Griffen meiner Sporthose entledigt worden und lag nun halbnackt und hilflos unter ihm, während er mir im drohenden Ton und leise anrüchige Versprechen ins Ohr flüsterte und dabei mein Gesicht seitlich ins Kissen reindrückte, sodass ich ihm aussichtslos ausgeliefert war. Und somit war das Telefonat vorerst vergessen.



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