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Somewhere over the rainbow

von

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Wirklichkeit Teil 5

John starrte fassungslos auf das Handy, das Mycroft ihm hinhielt, und auf dessen Display ein Bild von dessen Bruder Sherlock prangte.

Es war Sherlock, wie er ihn kannte.

Wie er ihn noch deutlich vor sich sah.

Die gleichen faszinierenden Augen.

Das fein geschnittene Gesicht.

Die schwarzen Locken.

Der ausdrucksstarke Mund.
 

Sherlock, der große und mächtige Zauberer.

Sein Zauberer.

Der ihn hatte gehen lassen, ob wohl es ihm sichtlich schwer gefallen war.

Der ihn sogar geküsst hatte, um ihn gehen zu lassen.

Sherlock.
 

Und dann traf John die Erkenntnis wie ein Schlag:

So unwahrscheinlich das auch war, er, John Watson, hatte sich in Sherlock verliebt.

Er schüttelte über sich selbst den Kopf. John, sagte er zu sich, du bist ja wohl völlig irre. Verliebst dich in ein Traumbild.

Denn auch wenn sich nun herausgestellt hat, dass es einen wahren Sherlock gibt ... du kennst ihn nicht, weißt nicht wie er ist!

Er schloss die Augen und versuchte, seine Verwirrung zu sortieren.
 

Mycroft sagte irgendetwas, John jedoch hörte ihm nur mit halbem Ohre zu.

Doch plötzlich drangen Worte an sein Ohr, die ihn aufblicken ließen.

Er sah auf. „Wie bitte? Was haben Sie gesagt?“

„Ich sagte“, wiederholte Mycroft, „Dass Sherlock eine hübsche kleine Wohnung in der Baker Street bezogen hat.“

Baker Street. John schluckte und sagte:

„Vermutlich Hausnummer 221?“

„221b ...“, sagte Mycroft, und nun war es an ihm und Gregory, verblüfft dreinzuschauen.
 

Kann man fassungsloser sein als fassungslos? Wenn ja, dann war John es spätestens dann, als Mycroft von Sherlocks Plänen erzählte, ihm einen Platz zum Wohnen und das zweite Schlafzimmer anzubieten, wenn er eines Tages aus dem Krankenhaus entlassen würde.

Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte.

Er war begeistert, aber er hatte auch Angst davor ...
 

Und dann sagte Mycroft:

„Er kommt heute Nachmittag. Er ist ganz begierig, Sie endlich sozusagen persönlich kennen zu lernen, nachdem er erfahren hat, dass Sie aufgewacht sind ...“

„Nein!“ John schrie es, so laut seine immer noch angeschlagene Stimme das zuließ.

„Wie bitte?“, fragte Mycroft.

„Nein“, sagte John. „Er soll mich nicht sehen. Nicht so.“
 

Die beiden Männer, die an seinem Krankenbett saßen, sahen sich fragend an.

„John, er hat sie seit Monaten jeden Tag so gesehen...“, sagte Greg.

„Ich weiß“, sagte John, „aber jetzt bin ich wach, und da ist das was anderes. Ich kann Ihnen auch nicht erklären wieso. Sie würden mich vermutlich für verrückt halten.“

Er war sich ja selber nicht ganz sicher, ob sein Gehirn nicht während des Komas Schaden gelitten hatte ... seis drum.

„Bitte, ich will ihn treffen, aber erst, wenn ich wieder wie ein Mensch aussehe. Bitte, es ... bedeutet mir viel.“

„Gut“, sagte Mycroft. „Ich werde ihn nachher anrufen.“

Abermals sandte er Gregory einen fragenden Blick zu, doch der zuckte nur mit den Schultern.
 

Dann stand Greg auf.

„Nun, ich denke, wir müssen gehen“, sagte er. „Mike Stamfort geht nachher noch eine Runde mit Toto.“

Er reichte Mycroft seinen Mantel und die beiden verabschiedeten sich.
 

John lag am Abend diesen Tages, nachdem er weitere Untersuchungen hinter sich gebracht hatte, noch lange wach und dachte an Sherlock.

Du bist doch bescheuert, sagt sein Gehirn. Wie kannst du dich in ihn verlieben?

Was soll das? Du kennst ihn doch gar nicht!

Und dann sogar darüber nachzudenken, mit ihm in eine Wohnung zu ziehen!

Das ist doch bekloppt.
 

Ach was, sagte das Herz.

Du hast doch sonst keinerlei Angst vor Abenteuern gehabt. Und das hier könnte das Abenteuer deines Lebens werden.

Vielleicht ist das das verrückteste, was du je getan hat, und du bist immerhin in Afghanistan einmarschiert.

Aber ... lass dich darauf ein.

Warte ab was passiert.

Und wenn du schaust, was du schon alles hinter dir gelassen hast, dann kann es doch eigentlich nur noch aufwärts gehen, oder?
 

Toto kläffte leise.

John hatte keine Ahnung, ob der Hund fühlte, was in ihm vorging. Doch er bellte und fiepte und schien ihm einfach Mut machen zu wollen.

John holte tief Luft und beschloss, sich auf das Wagnis einzulassen.

Wer im Zauberland gegen Räuber und Hexen kämpft, der wird doch wohl auch das Leben und die Liebe bewältigen.

Na also.
 

Und nachdem er zu diesem Entschluss gekommen war, konnte er endlich in Ruhe schlafen.



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