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Somewhere over the rainbow

von

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Traum Teil 8

Sie waren ein ganzes Stück voran gekommen, und John schritt immer noch guten Mutes aus. Er hatte gute Laune, da die Sonne unablässig schien. Er hatte zum Frühstück für sich und Toto einige Früchte am Wegrand gepflückt und Wasser aus dem obligatorischen Bach getrunken.

Und nun waren sie unterwegs und John genoss die Schönheit der Landschaft um sich herum.

Toto lief ein wenig voraus, hinter ihm folgten der Eisenmann und die Strohscheuche, und ganz zum Schluss ging, nein, spazierte John.
 

Plötzlich und völlig unerwartet ertönte ein lautes, tiefes Gebrüll.

Und noch bevor sich Johns Herz von seinem Aussetzer erholen und sein Kopf auch nur im Ansatz begreifen konnte, was hier eigentlich vor sich ging, sprang ein riesiger Löwe auf sie zu. Er brüllte erneut, holte dann mit der Pfote aus und fuhr mit seinen Krallen auf Philipp los.

Der Strohmann überschlug sich und purzelte mit einem lauten und entsetzten „Huch!“ in den Graben neben dem Wege.

Dann stürzte sich der Löwe auf Mycroft, hier jedoch verursachten seine Krallen nur ein knirschendes Geräusch auf dessen metallenem Körper. Außerdem plumpste Mycroft aufs Hinterteil, dass es auf den Backsteinen nur so schepperte.
 

Das alles war blitzschnell gegangen, so schnell, dass John trotz seiner beim Militär gut trainierten Reflexe nicht so schnell reagieren konnte.

Als der Löwe dann jedoch auf den kleinen Toto losging, der ihn mutig anbellte, löste sich John aus seiner Starre.

Er stürzte nach vorne, schob den kleinen Hund hinter sich und schrie den Löwen an:

„Stopp, du Mistviech! Toto ist kein Mittagessen für dich!“

Ihm war klar, dass er keine Waffe zur Hand hatte, nichts, womit er sich gegen den Löwen würde zur Wehr setzen können. Es war ihm egal, denn Toto war sein Freund und er hatte versprochen, ihn zu beschützen, und was ein John Watson versprach, das hielt er.

Also rief er:

„Lauf, Toto, hau ab!“

Dann schloss er die Augen und meinte schon, die Zähne des Ungetiers durch seine Haut dringen zu spüren.
 

Doch es passierte nichts dergleichen und auch das Gebrüll verstummte.

Vorsichtig öffnete John die Augen und sah zu seiner größten Verblüffung, dass der Löwe sich auf sein Hinterteil gesetzt hatte, verlegen mit der Pfote die Schnurrhaare zwirbelte. Dann sagte er mit einer Stimme wie ein Miezekätzchen:

„Entschuldigung. Ich wollte euch nicht wirklich fressen. Und auch nicht wirklich etwas tun.“

John wusste nicht, was er davon nun halten sollte.

„Aber du hast uns doch angegriffen!“

„Ja“, maunzte der Löwe, „Aber doch nur, weil das mein Job ist. Eigentlich mag ich so was nicht. Ich bin ein sehr friedfertiger Löwe. Nun ja ... eigentlich sagen die anderen Löwen, ich wäre feige. Ich fürchte, sie haben recht.“
 

John musste sich erst einmal setzen. Er ließ sich auf den Boden nieder und Toto, der sein tapferes Herrchen bewunderte, kam und schleckte ihm zärtlich die Hände.

„Du meine Güte, Toto“, sagte John zu seinem Hündchen, „eine hirnlose Scheuche, ein herzloser Eisenmann und ein mutloser Löwe. Kann es eigentlich noch verrückter kommen?“

Philipp kicherte, während Mycroft etwas verärgert drein sah.

Toto jedoch knurrte:

„Na ja, mich würde es nicht wundern. Mich wundert gar nichts mehr hier in diesem Wunderland.“

„Du verwechselst da etwas“, sagte Mycroft, der inzwischen wieder auf seinen Beinen stand und Philipp behilflich war, aus dem Graben zu steigen.

„Das hier ist das Zauberland. Das Wunderland, das war das wo Alice unterwegs war.“

Dann dachte er wehmütig an seinen alten Kumpel, den verrückten Hutmacher, den er lange nicht gesehen hatte. Und an das weiße Kaninchen.
 

John schüttelte den Kopf.

„Wunderland, Zauberland, eigentlich ist mir das gerade egal. Ich möchte viel lieber vom Löwen wissen, was das ganze hier soll.“

Der Löwe sah noch verlegener drein.

„Ich wollte mir selbst beweisen, dass ich nicht feige bin ... aber ich habe es wohl verbockt.“

John musste nun doch irgendwie schmunzeln.
 

Er nahm sich Zeit, das Tier genauer zu betrachten.

Der Löwe war schlank, muskulös und groß. Er hatte ein seidig glänzendes Fell, funkelnde, schokoladenbraune Augen und eine herrliche, silbergraue Mähne. Diese Mähne war wahrhaftig das schönste an ihm, und insgesamt war er ein wirklich prachtvolles Tier.
 

John stand auf.

„Ich glaube“, sagte er, „wir sollten uns erst einmal vorstellen. Ich bin John. Und das ...“ und er zeigte der Reihe nach auf seine Begleiter, „sind meine Freunde Philipp, Mycroft und Toto.“

Der Löwe verbeugte sich.

„Angenehm, sehr angenehm“, sagte er.

„Mein Name ist Gregory.“

Er kam vorsichtig auf John zu und begann, so wie er es vorhin bei Toto gesehen hatte, Johns Hand zu schlecken. Dabei gab er etwas von sich, was man beinahe ein Miauen hätte nennen können.
 

John lachte.

Dann fuhr er mit den Händen durch Gregorys hinreißend schöne Mähne und ruffelte darin herum.

„Weißt du was?“, sagte er. „Wir alle sind auf dem Weg zum großen Zauberer Sherlock, weil wir uns seine Hilfe erhoffen. Und wenn der in der Lage ist, Mycroft ein Herz und Philipp ein Gehirn zu geben, dann kann er dir sicher auch Mut geben.“

Der Löwe sah ihn hoffnungsvoll an.

„Meinst du wirklich?“

„Na ja, zumindest können wir ihn fragen, nicht?“

Gregory strahlte.

„Und wenn wir auf dem Weg durch den Wald kommen, kann ich euch vor wilden Tieren beschützen. Ich bin zwar furchtbar feige, aber das wissen die anderen Tiere nicht.“

John musste wieder lachen. Gregory war schon goldig.
 

Und so machten sie sich nun zu fünft auf den Weg über den langen, langen gelben Backsteinweg.



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