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Orientierte Offenbarung

von

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Bei James

Als Jodie vor dem Büro von James stand, atmete sie tief durch. Obwohl sie wusste, dass Shuichi den Großteil des Gespräches übernehmen würde, war sie nervös. Einerseits war sie James sehr lange aus dem Weg gegangen und wusste nicht, wie er nun reagieren würde und andererseits wusste sie nicht, in welche Richtung das Gespräch verlaufen würde. Jodie hatte ihr ganzes Leben darauf hingearbeitet, den Mörder ihres Vaters zu finden und diesen zur Rechenschaft zu ziehen, aber nun wo sie die Wahrheit kannte und seiner Mörderin einen Schritt näher kam, zitterte sie. Nicht aus Vorfreunde, dass sie endlich ihr Ziel erreicht hatte, sondern viel eher aus Angst. Sie hatte Angst vor dem, was sie noch alles über ihren Vater herausfinden würde. Und dann war da noch diese Organisation. Was wollten sie? Warum waren sie da? Und warum kamen sie nach Jahren wieder aus der Versenkung hervor? Außerdem hatte die junge Agentin Sorge, dass die Organisation noch viel mächtiger war, als sie alle annahmen und dass ihr die Organisation erneut alles nehmen würde, was ihr lieb und teuer war. Ihre Mutter. James. Shuichi.

Augenblick errötete die Agentin bei dem Gedanken an ihren Kollegen. Obwohl es nur ein kleiner Ausrutscher war, gab er ihr doch zu Denken. Als Shuichi an die Tür klopfte, riss er sie unweigerlich aus ihren Gedanken. Jodie zuckte zusammen und beobachtete ihren Partner, als er wenige Sekunden später die Tür öffnete und ins Büro ging. „Wie besprochen, habe ich Jodie hergebracht.“

James blickte nach oben, lächelte und nickte. „Kommt rein und setzt euch.“

Verunsichert ging Jodie rein und setzte sich auf einen der freien Plätze vor seinem Schreibtisch. Shuichi nahm neben ihr Platz. „Ich hab Jodie bereits eingeweiht, komplett.“

„Agent Akai!“

„Ich hielt es für das Richtige“, entgegnete der jüngere Agent und verschränkte die Arme vor der Brust. „Da es so aussieht, als wäre Jodie von der Organisation bereits ins Visier genommen worden, hätte es nichts gebracht, wenn ich sie nur hingehalten hätte. Sie vergessen, dass sie auch eine Agentin ist und wie wir die gleichen Schlussfolgerungen ziehen würde. Daher würde sie früher oder später auch Fragen stellen. Und um ehrlich zu sein, habe ich keine Lust meine Partnerin anlügen zu müssen. Eine Partnerschaft auf Lügen ist in keinerlei Hinsicht förderlich. Das sehen Sie doch bestimmt auch so.“

James runzelte die Stirn und seufzte. „Ja, das stimmt.“ Er blickte zu Jodie. „Dann weißt du jetzt auch, dass dein Vater während seines letzten Auftrages mit Sharon Vineyard zu tun hatte und…“

Jodie nickte beklommen. „…und von ihr getötet wurde…“, murmelte sie. „Ich weiß auch, dass die Schauspielerin zu dieser Organisation gehört und dass sie in den letzten Jahren wohl recht ruhig, wenn nicht sogar inaktiv, gewesen sind.“

„Das ist korrekt“, antwortete Black. „Wir haben sie in den letzten Jahren weiterhin im Auge behalten und versucht eine neue Spur zu ihnen zu erhalten, allerdings…blieben sie die ganze Zeit im Verborgenen. Erst durch dich haben wir wieder einen Hinweis zu ihnen.“

„Warum habt ihr mir nicht schon viel eher die Wahrheit erzählt?“, sprudelte es aus ihr heraus. „Warum, James? Ich hab ein Recht darauf. Du hast doch mitbekommen, dass ich in den letzten Jahren immer wieder versucht habe, Antworten zu finden. Doch ihr habt mich immer nur belogen.“

„Wir haben dir gesagt, dass dein Vater in Ausübung seiner Pflicht gestorben ist. Das entspricht der Wahrheit. Genau so haben wir dich und deine Mutter in Sicherheit gebracht und unter unsere Fittiche genommen, falls es die Organisation auch auf euch abgesehen hat. Auch hier haben wir euch zu keinem Zeitpunkt belogen. Alles andere konnten und durften wir dir nicht erzählen. Nicht nur, weil du nicht zum FBI gehört hast, auch weil du noch zu jung gewesen bist um die Wahrheit zu verstehen und richtig mit ihr umzugehen“, erklärte James ruhig. „Auch wenn du jetzt zum FBI gehörst, hattest und hast du keine Sicherheitsfreigabe für die Daten von damals. Daher darf ich dir…euch eigentlich nichts erzählen, was damals passiert ist, auch dann nicht, wenn du seine Tochter bist.“

Akai verengte die Augen. „Aber es hat sich jetzt einiges geändert. Und deswegen haben Sie uns doch sicherlich schon die Freigabe besorgt.“

„Das stimmt, in Anbetracht unserer Situation musste ich das“, nickte James. „Wir wissen leider nicht, ob Chris Vineyard auch zu ihnen gehört oder ob sie von ihrer Mutter einfach nur benutzt wurde. Vielleicht war alles auch tatsächlich ein grauenhafter Zufall. Aber dennoch müssen wir vom Schlimmsten ausgehen und annehmen, dass du nun das Ziel der Organisation bist.“

„Nicht zu vergessen, dass wir immer noch nicht wissen, warum die Organisation so viele Jahre gewartet hat“, entgegnete Akai. „Sie hätten Jodie schließlich auch umbringen können, als sie noch ein kleines Mädchen war und keine Bedrohung für sie darstellte. Außerdem frage ich mich, was mit ihrer Mutter ist. Ist sie auch in Gefahr? Und wenn nicht, warum ist Jodie ihr einziges Ziel.“

James seufzte. „„Jodies Mutter wird von uns beobachtet, zur Sicherheit habe ich bereits jemanden ins Krankenhaus geschickt, der auf sie aufpasst. Aber die Frage, warum sie noch schon viel eher zugeschlagen haben, habe ich mir auch gestellt“, entgegnete der Ältere. „Vielleicht haben sie ein Problem damit ein Kind zu töten und…haben daher gewartet, bis Jodie alt genug war…oder sie haben sie damals tatsächlich aus den Augen verloren und sind erst jetzt wieder auf Jodie aufmerksam geworden. Vielleicht sah es ihr Plan aber auch von Anfang an vor, dass sie mehrere Jahre warten, vielleicht gibt es auch etwas, das sie sich all die Zeit über erhofft haben. Starling hat damals sämtliche Akten über die Organisation im Keller des Hauses gelagert. Aufgrund des Brandes sind wir davon ausgegangen, dass keine Unterlagen übrig geblieben sind. Aber…vielleicht…“

„Vielleicht gibt es etwas, dass Agent Starling sowohl vor der Organisation als auch dem FBI geheim gehalten hat. Etwas, das Jodie zu Gesicht bekommen würde, wenn sie zum FBI gehen würde? Denken Sie an so etwas?“

James nickte. „Es ist nicht auszuschließen. Jodies Mutter hat mir nie irgendetwas darüber erzählt, aber…ich hab damals auch gar nicht an diese Möglichkeit gedacht.“

„Dann sollte Jodie mit ihrer Mutter reden. Möglicherweise gibt es doch irgendwo einen Hinweis. Und es ist am wahrscheinlichsten, dass Jodie mehr in Erfahrung bringen kann.“

„Jodie?“ James sah zu ihr. „Ist das in Ordnung für dich?“

„Selbst wenn nicht“, fing die Agentin an. „Ich muss es dennoch tun. Ich muss mit meiner Mutter sprechen und in Erfahrung bringen, ob mir mein Vater noch mehr hinterlassen hat.“

Agent Black nickte. „In Ordnung. Ich werde sie herbitten.“

Jodie sah ihn irritiert an. „Hältst du es wirklich für notwendig, dass sie herkommt? Wenn ich zu Hause mit ihr spreche, könnte ich vielleicht mehr rausfinden.“

„Wir wissen nicht, was zu Hause auf euch wartet. Und außerdem möchte ich sichergehen, dass sich die Organisation nicht einmischt, nur weil sie glauben, wir würden ihnen einen Schritt zuvor kommen. Hier ist sie sicherer.“

„Verstehe“, murmelte Jodie leise. „Dann…hol sie her. Aber ich glaube nicht, dass sie absichtlich gewartet haben. Ich erinnere mich an damals…hätte ich mir damals nicht die Hand gebrochen, wäre meine Mutter nicht mit mir ins Krankenhaus gefahren. Dann wären wir Beide auch zu Hause und die Organisation hätte mich auch umgebracht…“

„Das wär möglich“, gab James von sich. „Oder sie hätten…dich mitgenommen und versucht für ihre Zwecke zu benutzen.“

Jodie schluckte.

Shuichi sah seinen Boss an. „Als ich vorhin am Filmset war, habe ich mit Chris Vineyard und ihrem Manager gesprochen. Die Beiden wollten im Laufe des Tages herkommen, mal sehen, ob es wirklich passiert. Wie weit sind die Vorbereitungen?“

James war über den Themenwechsel irritiert. „Fast fertig“, antwortete er. „Allerdings hat sich…während Ihrer Abwesenheit etwas Neues ergeben. Wir haben…“ James runzelte die Stirn, während er nach den richtigen Worten suchte. „…einen Besucher, der in den letzten Jahren viel Zeit in den Fängen der Organisation verbracht hat. Er konnte sich befreien und möchte…uns jetzt alles erzählen, was er in den letzten Jahren in Erfahrung bringen konnte. Ich möchte noch erwähnen, dass er zu uns gekommen ist und nach einer Kooperation gebeten hat. Daher sehen wir derzeit noch keinen Grund um ihm kein Vertrauen entgegen zu bringen, dennoch haben wir die entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Er war…früher für das MI6 tätig und…“ Der Ältere sah zu Shuichi.

„Wo ist er?“, wollte Akai wissen.

„Agent Akai…“, fing James ruhig an. „Sie dürfen nicht…“

„Wo ist er?“ Shuichi stand auf. „Sagen Sie es mir.“

„Verhörzimmer 3. Aber Sie sollten sich erst einmal beruhigen.“

Sofort drehte sich Shuichi um und marschierte aus dem Büro.

„Shu…“ Jodie blickte ihm irritiert nach. „Warte auf mich“, fügte sie hinzu und folgte ihrem Partner. Auch James machte sich auf Weg und schüttelte den Kopf. Eigentlich hätte er es besser wissen müssen und trotzdem hatte er diesen Fehler gemacht. Doch welche andere Wahl hatte er? Würde Shuichi erfahren, dass sich sein Vater beim FBI befand, würde er mit ihm reden wollen. So ließ er das Schicksal seinen Lauf nehmen.

Als Akai am Verhörzimmer ankam, riss er die Tür auf und starrte die Person die am Tisch saß an. Der Mann trug Handschellen, die mit dem Tisch verbunden waren und blickte seinen Gegenüber an. „Wer sind Sie?“, wollte Shuichi wissen.

Tsutomu lächelte. „Ich habe bereits gehört, dass du jetzt für das FBI arbeitest. Eigentlich nahm ich immer an, du würdest vielleicht zum MI6 gehen, wie deine Mutter und ich. Oder du würdest einen anderen Berufsweg wählen, einen…weniger gefährlichen. Nach all der Zeit ist es schön, dich wiederzusehen, Shuichi. Es freut mich zu sehen, was für ein Mann du doch geworden bist.“

Akai ging zu ihm, packte ihn am Kragen und riss ihn nach oben. „Wer sind Sie?“, fragte er erneut.

„Shu…“ Jodie kam zu ihm und zerrte an seiner Hand. „Lass ihn los.“

Tsutomu blickte zu Jodie und lächelte ein weiteres Mal. „Sie sind wohl seine Partnerin.“

Der FBI Agent verengte die Augen. „Lass sie in Ruhe“, zischte er und stieß Jodie zeitgleich zur Seite. „Sag mir lieber, was für ein Spiel hier gespielt wird. Wer bist du? Sharon oder Chris? Oder gibt es noch jemanden, der die Verkleidung so perfekt beherrscht. Und dann sagst du mir, warum du so aussehen musst, wie mein…“

„Wie dein Vater?“, fragte Tsutomu. „Das ist einfach erklärt. Weil ich dein Vater bin, Shuichi.“

Irritiert sah Jodie zu Tsutomu. „Vater? Das ist dein Vater?“

Mittlerweile kam auch James im Raum an. „Agent Akai, lassen Sie ihn los.“

Shuichi knurrte.

„Agent Akai, ich möchte mich nur ungern wiederholen.“

„Auf Ihre eigene Verantwortung“, zischte der Agent und stieß Tsutomu zurück, sodass dieser wieder auf seinem Stuhl landete.

„Meine Identität wird sehr bald bestätigt werden, Shuichi.“

„Das stimmt“, kam es von James. „Wir haben ihm Blut abgenommen und lassen die Fingerabdrücke überprüfen. Machen Sie sich keine Sorgen, Agent Akai, wir werden schon sehr bald wissen, ob es sich bei diesem Mann um Ihren Vater handelt oder nicht. Solange er kooperieren will, werden wir ihn befragen und für alle Informationen dankbar sein, die wir bekommen. Ich dachte mir bereits, dass Sie während der Befragung dabei sein wollen, deswegen habe ich von Anfang an mit offenen Karten gespielt.“

Ein weiterer Agent kam in den Raum. „Agent Black?“

„Ja?“, James blickte zu diesem.

„Es gibt etwas, das Sie wissen sollten.“ Der Mann kam näher und flüsterte seinem Vorgesetzten etwas ins Ohr.

James weitete die Augen. „Was? Das darf nicht wahr sein. Ich komme sofort.“ Er sah sofort zu Shuichi und Jodie. „Sie bleiben hier und stellen nichts an. Jodie, pass auf, dass er keinen Unsinn anstellt“, sagte er und ging mit dem Agenten aus dem Verhörzimmer.

Jodie war irritiert. „Was wohl passiert ist?“

„Hast du was damit zu tun?“, wollte Shuichi von Tsutomu wissen.

„Nein, zumindest weiß ich nichts“, antwortete der Ältere wahrheitsgemäß. „Schau bitte nicht so skeptisch. Ich bin auf eure Seite und möchte mit dem FBI teilen, was ich weiß. Danach hoffe ich, zurück zum MI6 zu dürfen, falls sie mich noch in ihren Reihen haben wollen.“

„Das werden wir sehen“, murmelte Akai.

Es dauerte nicht lange bis James wieder in seinem Büro war. Er setzte sich an den Schreibtisch und entsperrte seinen Computer. Sofort rief er die aktuellen Pressemitteilungen auf. Die Schauspielerin Sharon Vineyard ist heute Morgen nach langer Krankheit verstorben…

„Das darf nicht…“, murmelte der FBI Agent. Er schluckte und schloss die Augen. „Das kann einfach nicht…“ Und er wusste, dass es nun zu viele Zufälle waren, die sich aneinander reihten.



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