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Orientierte Offenbarung

von

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Abgezogen

Als Shuichi endlich am Filmset angekommen war, wusste er wieder, warum er Schauspieler und das ganze Drumherum nicht mochte. Bereits der Wachmann am Eingang hatte ihn skeptisch beäugt, als er durch wollte und nicht einmal locker gelassen, als ihm Shuichi seinen Dienstausweis unter die Nase hielt. Mehrere Minuten musste er Fragen über sich ergehen lassen, ob er ein wirklicher Agent war, der zudem an einem Fall arbeitete oder ob er nur eine bestimmte Rolle spielte. Tatsächlich gab es genügend Schauspieler die ihre Rolle auch außerhalb oder vor den Dreharbeiten bereits spielten, um so eine bessere Verbindung zu ihrem Charakter aufzubauen.

Leider hatte ihm der Wachmann am Eingang lediglich sagen können, dass die Dreharbeiten im Bereich F waren, sodass sich Shuichi selbstständig auf die Suche machen musste. Immer wieder spürte er die kritischen Blicke der Mitarbeiter. Einige hielten ihn für einen Schauspieler, Helfer, Fan oder aber einen Reporter. Kurz bevor er den Bereich F betreten konnte, stellte sich ihm wieder ein Wachmann in den Weg. Erneut musste er seinen Dienstausweis zur Bestätigung seiner Identität vorweisen. Und auch wenn er über diese Sicherheitsmaßnahmen hätte froh sein sollen, hielten sie ihn nur auf.

Kaum das Shuichi von seinem Vorgesetzten den nächsten Happen zur Wahrheit um den Tod von Agent Starling erfuhr, war er in Alarmbereitschaft. Nicht nur, dass sich Jodie seit dem gestrigen Tag in Gefahr befand und auf sich alleine gestellt gewesen war, auch das FBI hatte einen Auftrag freigegeben, der mehr als verdächtig war. Vor James wollte er seinen Gedanken nicht aussprechen, aber sobald er wieder im Büro sein würde, wollte er der Gefahr durch einen potentiellen Maulwurf entgegenwirken. Wie wusste er noch nicht, doch er musste sich etwas einfallen lassen. Aber auch James hatte recht. Der Zeitpunkt war komisch. Wenn die Organisation dahinter steckte, verstand er nicht, warum sie ausgerechnet jetzt erst aktiv wurden. Was hatten sie vor? Wozu brauchten sie Jodie und vor allem warum jetzt? War alles vielleicht doch ein Zufall?

Was es auch war, Shuichi musste Jodie unbedingt in Sicherheit bringen und dann der Schauspielerin auf den Zahn fühlen. Der FBI Agent beobachtete die Dreharbeiten akribisch und versuchte sowohl Jodie als auch Chris zu finden. Da er bereits mit seinen Recherchen anfing, konnte er die Schauspielerin schnell am Set ausfindig machen. Sie spielte gerade zusammen mit zwei anderen Kollegen eine Szene. Allerdings fehlte von Jodie jede Spur.

Sofort schossen ihm verschiedene Gedanken durch den Kopf und er war auf jedes schreckliche Szenario vorbereitet. Da Jodie noch nicht lange am Set sein konnte und überall Menschen herumliefen, hatte er die Hoffnung, ihr Verschwinden schnell aufzuklären. Aber was, wenn noch mehr Schauspieler, Agenten oder das andere Personal für die Organisation tätig war? Shuichi biss sich auf die Unterlippe. Kam er doch zu spät?

„Kann ich Ihnen helfen?“

Shuichi drehte sich zu dem Mann um und musterte ihn. Anschließend holte er seinen Dienstausweis hervor und hielt ihn hoch. „FBI. Ich suche nach meiner Partnerin“, fing er an. „Agent Starling hat die Aufgabe als Leibwächterin der Schauspielerin Chris Vineyard übernommen.“

Dave Jefferson lächelte. „Ach so, dann bin ich ja erleichtert. Ich dachte schon, Sie wären ein weiterer Fan von Chris und hätten sich hier eingeschlichen. Wir haben zwar gutes Wachpersonal, aber manchmal passieren kleine Unachtsamkeiten. Wenn Sie einen Moment warten, werden Sie Agent Starling hier treffen. Sie bringt gerade unseren ungebetenen Gast nach draußen.“

„Jemand hat sich hier eingeschlichen?“, wollte Shuichi wissen.

Jefferson nickte. „Das passiert hin und wieder“, antwortete er. „Ist keine große Sache, aber gerade wegen solcher Situationen haben wir lieber zusätzliches Sicherheitspersonal hier. Ihre Kollegin hat sofort reagiert.“

„Ich verstehe“, entgegnete Akai ruhig. Jetzt da er wusste, dass es Jodie gut ging und sie ihre Arbeit machte, durchströmte ihn die Erleichterung. Nach außen hingegen, hatte sich an seiner Körpersprache nichts geändert. „Wie kommen Sie mit dem Dreh voran?“

„Ganz gut. Wir sind innerhalb des Zeitplans. Sie kriegen Agent Starling also mit großer Wahrscheinlichkeit in zwei Wochen wieder zurück.“ Der Agent stockte. „Oh, ich verstehe…“

Shuichi sah ihn überrascht an. „Sie verstehen was?“

Jefferson kratzte sich am Hinterkopf. „Wenn Sie extra hierhergekommen sind um nach Agent Starling zu fragen, nehme ich an, dass Sie sich nicht nur danach erkundigen wollen, wie zufrieden wir mit ihr sind. Das würde allerdings bedeuten, dass Sie sie an einer anderen Stelle benötigen, hab ich Recht?“

Shuichi war überrascht, dass der Mann die richtigen Schlussfolgerungen gezogen hatte. Allerdings hieß das auch, dass er ihn nicht unterschätzen durfte und vorsichtig sein musste.

„Ja, das stimmt“, nickte Akai. „Agent Starling wird als Unterstützung bei einem anderen Fall gebraucht. Hätten wir gewusst, dass das passiert, hätten wir Ihnen schon gestern abgesagt. Uns bleibt leider nichts anderes übrig als Starling von hier abzuziehen. Es tut uns sehr leid, aber ich hoffe, Sie verstehen, dass wir keine andere Wahl hatten.“

Der Manager nickte. „Natürlich. Ihre Arbeit geht selbstverständlich vor. Sie kümmern sich tagein, tagaus um die Sicherheit unseres Landes, da werde ich den Teufel tun und auf Agent Starling bestehen. Es ist allerdings sehr schade, dass sich Miss Vineyard nun wieder auf einen anderen Leibwächter einstellen muss. Die Auswahl wird nicht einfach werden, vor allem nicht in Anbetracht der Kürze der Zeit.“

„Das können wir nachvollziehen“, entgegnete Shuichi. „Mein Vorgesetzter stellt gerade eine Auswahl an potentiellen Agenten zusammen, die Agent Starling vertreten könnten. Diese würden wir Ihnen gerne vorstellen. Wenn Sie heute noch Zeit haben, können wir das direkt im Büro klären.“

„Mhm…“, murmelte Jefferson nachdenklich. „Ich weiß nicht, ob wir dafür noch die Zeit aufbringen können.“

„Das versteh ich“, nickte Akai. „In diesem Fall können wir Ihnen auch einfach einen anderen Agenten zuweisen.“

„Dave? Was ist los?“ Chris kam zu den Beiden. „Hallo?“

„Ah, Chris, darf ich vorstellen, dass ist Agent Akai. Er ist der Partner von Agent Starling. Es gibt leider nicht so gute Nachrichten. Agent Starling wird bei einem anderen Fall gebraucht.“

„Oh“, murmelte die Schauspielerin. „Das ist sehr schade.“

„Was ist schade?“ Jodie sah zu ihrem Partner. „Shu…was…“

„Tut mir leid, aber wir benötigen deine Unterstützung bei einem anderen Fall. Es ist wichtig. Am besten du holst deine Sachen und dann fahren wir.“

„Äh…aber…“

„Schon gut, Agent Starling. Das verstehen wir natürlich“, kam es von Jefferson. „Agent Akai, wir werden uns nachher beim FBI melden.“

„Dave?“

Der Manager lächelte. „Das FBI stellt uns einen neuen Leibwächter zur Verfügung. Wir besprechen alles weitere dann später.“

„Ich verstehe“, nickte die Schauspielerin.

Akai nickte. „Danke und bitte entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten.“

Chris sah zu Jodie. „Jodie, ich melde mich nachher auch bei Ihnen, wenn das in Ordnung ist“

„Ja, natürlich“, antwortete die Agentin.

„Gehen wir“, sprach Shuichi und zog Jodie am Arm mit. „Hast du irgendwo noch was von deinen Sachen?“

„Nein…hab alles bei mir…“, murmelte sie. „Was ist denn los? Warum hast du es so eilig?“, wollte die Agentin wissen.

Shuichi sah aus dem Augenwinkel nach hinten und spürte den Blick der Schauspielerin auf sich. „Der neue Fall ist wichtig, wir sollten keine Zeit verschwenden“, begann er. „Wir besprechen alles im Büro.“
 

Mit einem Kaffee in der Hand betrat Jodie das gemeinsame Büro. Sie setzte sich an ihren Platz und holte ihr kleines Notizbuch hervor. „Ich bin dann soweit.“

„Mhm?“

„Der neue Fall“, sagte sie. „Ich will alles darüber wissen. Oder gehen wir in den Konferenzraum?“ Jodie freute sich über die Ablenkung von Chris Vineyard. Außerdem handelte es sich um gute Neuigkeiten, wenn sie für einen Fall angefordert wurde.

„Es gibt keinen neuen Fall. Das war nur eine Ausrede um dich vom Filmset wegzubekommen. Du wurdest von dem Leibwächter-Auftrag abgezogen, aber wir wollten keine schlafenden Hunde wecken.“

„Was? Aber wieso? Was ist passiert?“ Jodie stockte. „Du hast doch nicht mit James über die Sache mit Chris gesprochen…“

„Doch, das habe ich“, antwortete Shuichi. „Bevor du mich gleich anbrüllst, hör mir erst einmal zu.“ Akai seufzte. „Black will vermutlich nicht, dass ich dir alles erzähle, aber die Situation hat sich grundlegend geändert. Du erinnerst dich noch an unser Gespräch über den Tod deines Vaters?“

Jodie nickte. „Die Organisation die meinen Vater auf dem Gewissen hat, ist vermutlich auch für den Tod deines Vaters verantwortlich.“

„Genau. Was ich dir allerdings damals nicht erzählt habe, war die Tatsache, dass dein Vater als Leibwächter für ein Mitglied der Organisation tätig war. Bevor ich mit dir darüber spreche, wollte ich erst einmal die Fakten prüfen.“

Jodie schluckte.

„Es tut mir leid, Jodie. Dein Vater war damals für Sharon Vineyard zuständig. Sie ist das Organisationsmitglied, das uns antworten liefern kann. Allerdings scheint es so, als hätte sie sich vor Jahren bereits aus der Organisation zurückgezogen. Die Kollegen konnten seit damals keinen weiteren Zusammenhang zwischen ihr und dieser Gruppierung feststellen. Als ich Black darauf ansprach, war er schockiert, dass man dich in die Nähe der Schauspielerin ließ. Wir werden intern prüfen, wie es dazu gekommen ist. Außerdem müsste Chris in etwa in deinem Alter gewesen sein, als dein Vater starb. Es ist allerdings ausgeschlossen, dass er Sharon so lange kannte. Das bedeutet, dass Chris nicht deine Schwester sein kann.“ Shuichi beobachtete Jodie.

„Aber wieso sagt sie dann, dass es möglich ist?“, wollte die Agentin leise wissen. „Sie wirkte so…sicher. Und außerdem hab ich heute früh mit ihr gesprochen…sie stimmte dem DNA-Test bei uns zu. Das kann doch nicht…“

„Ich kenne ihre Beweggründe nicht. Es kann sein, dass sie durch ihre Mutter instruiert wurde und dir einfach nur etwas vorspielt. Vergiss nicht, sie ist Schauspielerin und hat ihr Können von ihrer Mutter gelernt. Oder Sharon benutzt ihre Tochter und hat die Informationen absichtlich so gelegt, dass Chris einer falschen Spur nachgeht. Was auch immer es ist, wir werden nicht locker lassen.“ Akai verschränkte die Arme vor der Brust. „Da sich nun wieder alles in Richtung Organisation wendet, muss uns das FBI mitarbeiten lassen. Nach all den Jahren gibt es endlich wieder eine Spur zu ihnen.“

Die Agentin wirkte dennoch nicht erfreut.

„Was hast du?“

„Ich weiß nicht“, murmelte Jodie. „Ich bin einerseits froh, dass Chris doch nicht meine Schwester sein kann, aber andererseits…wieso…wieso jetzt? Wenn Sharon Vineyard tatsächlich für den Tod meines Vaters verantwortlich ist, wieso hat sie mich und meine Mutter nicht schon damals aufgesucht und uns diese Geschichte erzählt? Wieso…erst wenn ich selbst zum FBI gehöre?“

„Das weiß ich auch nicht. Vermutlich wurde sie damals noch beobachtet und hätte vom FBI viel schneller in Gewahrsam genommen werden können“, begann Shuichi. „Aber das Timing stellen wir auch in Frage. Wieso ausgerechnet jetzt? Warum hat sie so lange gewartet? Gab es irgendwas, was dein Vater damals geplant hat?“

„Ich glaube nicht“, antwortete Jodie. „Dafür müsste ich meine Mutter fragen.“

„Okay“, entgegnete der Agent. „Wenn wir Glück haben, kommen Chris und ihr Manager nachher noch ins Büro. Wir sind dabei ein Verhörzimmer so umzugestalten, dass es einem normalen Konferenzraum ähnelt und hoffen, dass wir ihr einige Informationen entlocken können. Vorausgesetzt natürlich, dass sie von den Machenschaften ihrer Mutter Bescheid weiß und selbst auch zur Organisation gehört. Davor sollten wir mit Black reden und ihm klar machen, dass wir uns dieses Mal nicht abspeisen lassen. Und…du solltest mit deiner Mutter sprechen, ob es nicht doch irgendwas gibt, was dein Vater für die Zukunft geplant hat.“

Jodie schluckte. „Was ist mit…Sharon? Sie war doch vor einigen Tagen bei dieser Aufführung und ist womöglich immer noch in New York. Wir sollten sie aufsuchen.“

„Das habe ich mir auch schon überlegt“, sprach Shuichi schmunzelnd. „Allerdings vermute ich, dass es schwer sein wird, um an sie heran zu kommen. Wenn wir sicher sind, dass Chris nichts damit zu tun hat, könnten wir den Kontakt über sie herstellen. Ansonsten muss das FBI eine offizielle Anfrage an das Management der Schauspielerin stellen. Und so gern ich jetzt auf eigene Faust ermitteln will, jeder unüberlegte Schritt führt nur dazu, dass wir die Organisation noch mehr auf unsere Ermittlungen aufmerksam machen. Ihre Gegenmaßnahmen sind derzeit noch nicht absehbar. Außerdem…“

„Außerdem?“, wollte Jodie wissen.

„Außerdem glaube ich, dass wir das FBI erst einmal davon überzeugen müssen, dass wir den Fall von damals aufrollen und mitarbeiten. Wir dürfen uns jetzt keine Fehler erlauben. Wenn sie nicht möchten, dass wir involviert werden, werden sie jede Kleinigkeit nutzen, um uns zu suspendieren oder um uns als Gefahr einzustufen.“

Jodie schluckte. „Ich verstehe. Dann sollten wir…zuerst mit James darüber reden.“

Akai lächelte. „Ich habe gehofft, dass du das sagen würdest. Black ist unser Türöffner zu diesem Fall.“



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