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Break to Breathe

von

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Almost

Das Kratzen von Krallen ätzte sich langsam und unentwegt in die Stille. Jedes Geräusch der Klauen fühlte sich wie eine rostige Klinge auf Shikamarus Nerven an. Bereits seit den letzten paar Minuten versuchte er angestrengt, es zu ignorieren und hoffte, dass der Vogel einfach irgendwann aufgeben würde. 

 

Doch das tat er nicht. 

 

Das metallische Zischen und Kratzen hielt an. 

 

Shikamaru spähte durch den Raum. 

 

Deprimiert klammerte sich der Vogel an den Stangen fest, während er seine gekrümmten Krallen an den Käfigstäben entlang zerrte. Sein Schnabel war von dem unaufhörlichen Picken an seinem Gefängnis und sich selbst schon ganz eingerissen und vernarbt. Die hässlichen Wunden auf seinem Körper waren wie tropfende Mäuler, roh und rot vor Entzündungen.

 

Der Schattenninja schloss die Augen. 

 

Langsam atmete er durch die Nase ein und entließ die Luft nach und nach, während er sich bemühte, dem Vogel – und anderen, die wie das Tier waren – nicht seine Aufmerksamkeit zu schenken. Er stand auf der anderen Seite des Raumes, den großen Käfigen gegenüber, die Arme lose vor der Brust verschränkt und den Körper gegen eine mit Plakaten bepflasterte Wand des Verterinärgebäudes gelehnt. 

 

Der Raum war klein, stickig und stank nach Vogelmist, Körnerfutter und einer Mischung verschiedenster klinischer Substanzen, die eher toxisch als kurativ rochen. Doch nichts davon konnte den unterschwelligen Geruch von Verwesung überdecken. Es brachte ihm sofort die Erinnerung an Vogelfetzen zurück, die über und über auf ihm verteilt waren. 

 

Das sanfte Knarzen der Tür brachte ihn dazu, die Lider zu heben. 

 

Sakura betrat den Raum, ein Klemmbrett in einer Hand und einen Stift hinter ihr Ohr geklemmt. Sie trug einen Mediziner Kittel und ihr Haar war am Hinterkopf mit ihrem Stirnband zusammengebunden, um es aus ihrem Gesicht zu halten. Sie begegnete seinem Blick mit einer grimmigen Miene, die sein Hirn sofort zum Rasen brachte, obwohl er nach außen hin einen bemerkenswerten Mangel an Reaktion aufwies.

 

„Ich musste es doppelt überprüfen, nur um sicher zu gehen.“, sagte Sakura und kickte die Tür hinter sich mit der Hüfte zu. „Aber es ist, was ich befürchtet habe.“

 

„Und das wäre?“, wollte Shikamaru wissen, während er sie aufmerksam durch dichte Wimpern beobachtete. 

 

„Es war ein Anoxie-Anfall.“ Sakura klopfte mit den Fingern auf ihr Klemmbrett und schritt hinüber zu dem Untersuchungstisch. „Oder eher Hypoxie.“

 

Shikamaru hob eine Braue „Hypoxie?“

 

„Im Grunde ein Sauerstoffmangel im Blut bestimmter Körperbereiche.“, erklärte Sakura und ihre Brauen zogen sich aufgrund der Diagnose zusammen. 

 

„Seine Lungen.“, murmelte Shikamaru und stierte auf alte Blutflecken auf dem Boden. 

 

„Ja, von diesen arteriellen Blutgerinnseln.“, erwiderte sie sanft. „Und diese Verfärbung, die du erwähnt hast; es war…“

 

„Zyanose.“, sagte er leise und verzog das Gesicht. „Ich weiß.“

 

„Woher weißt - ?“

 

„Mein Jutsu.“, unterbrach Shikamaru sie und hob mit einem schwachen Zucken der Mundwinkel den Blick. „Menschen das Leben auswürgen und sie dabei beobachten, wie sie blau anlaufen? Ja…ich weiß, wie sich ein Mangel an Sauerstoff zeigt, wenn ich ihn sehe.“

 

„Oh, klar.“ Sakuras Miene verdüsterte sich und sah angesichts seiner Unverblümtheit etwas verstört aus. „Also warum hast du mich dann überhaupt gebeten, es zu überprüfen, wenn du es bereits wusstest?“

 

„Weil das eins der Dinge ist, die du wissen musst.“, erklärte er und fügte seiner Stimme am Ende der Aussage eine klare Kante hinzu. „Und ich muss das wissen: kann er es selbst kurieren?“

 

Sakura seufzte und legte das Klemmbrett auf dem Tisch ab. Aufmerksam beobachtete Shikamaru, wie sie für einen Moment auf ihre Notizen stierte, bevor sie aufsah, um seinem Blick zu begegnen. Ihre grünen Augen wurden weich mit etwas, das er nicht benennen konnte; was aber nur dazu führte, dass sich seine Iriden mit Argwohn verschärften. 

 

„Shikamaru…“ Sakura zögerte und zog den Stift hinter ihrem Ohr hervor, um ihn auf ihren Dokumenten abzulegen. „Wie lange macht er das jetzt schon?“

 

„Zwei Monate. Seit Juli.“ Er ignorierte, wie sie das Gesicht verzog. „Kann er es selbst kurieren? Die Zyanose.“

 

„Vielleicht zeitweise. Aber es wird nicht lange halten.“

 

„Klar…“, raunte Shikamaru und lehnte den Kopf gegen die Wand. 

 

Er wird nicht mehr lange durchhalten

 

Der Gedanke ließ seine Augen zucken und so schloss er sie; ließ es dabei so erscheinen, als wäre es nichts weiter als ein müdes Fallenlassen der Lider. 

 

Sakura beobachtete ihn, wartete. 

 

Doch er sagte nichts. 

 

Ein lautes Kratzen zerriss die Spannung in der Luft und zog seinen Blick durch den Raum und auf den gebrochenen Vogel, der immer noch an den Stäben seines Käfigs hing und mit seinem eingerissenen Schnabel in den Stahl pickte. Ein entsetzlicher Schmerz durchzuckte Shikamaru, während er das Tier beobachtete, doch nicht der Hauch einer Emotion berührte sein Gesicht. 

 

Der Vogel hat keine Chance…

 

Er starrte auf das elende Tier und lauschte dem Kreischen der Krallen gegen Stahl und dem nagenden Schnabel. 

 

Warum versucht er es überhaupt?

 

Er schluckte gegen die Spannung an, die seine Kehle zuschnürte. 

 

Reiß dich zusammen. Es ist nur ein Vogel.

 

„Shikamaru.“, wisperte Sakura. 

 

Das Zögern in ihrer Stimme in Kombination mit Besorgnis sorgte sofort dafür, dass sich alles in ihm verkrampfte. Er stieß sich von der Wand ab und trottete zu den Käfigen hinüber, um durch die Gitter zu spähen. Sein Blick fiel auf den Boden des Pferches, glitt über zerfetzte Federn und ein paar tote Vögel, die in eine Ecke geschoben worden waren. 

 

Er konnte spüren, dass Sakura ihn musterte. Beinahe konnte er das Gewicht ihrer Verwirrung auf sich fühlen; es saß bleiern auf seinen Schultern, genau wie sein Gewissen und sein Zwiespalt. 

 

In diesem Zustand kann ich unmöglich klar denken. 

 

Verzweifelt nach Ablenkung suchend nickte Shikamaru mit dem Kinn zu den toten Vögeln und schob mit den Zehen eine Feder zurück.

 

„Was ist mit diesen Vögeln passiert?“, fragte er mit heiserer Stimme, bevor er sich räusperte. 

 

Ihr Schweigen hielt unangenehm an. 

 

„Sie vergiften die Tiere, um sie zu töten, bevor sich die Krankheit ausbreitet.“, sagte sie letztendlich; ihre Stimme war leise. „Oder bevor sie sich selbst zerfetzen.“

 

Shikamaru presste die Lider aufeinander; er war dankbar dafür, dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Angespannt und verzerrt von einem Zwiespalt, den er nicht spüren wollte. Er hörte, wie sich Sakura bewegte und stählte sofort seine Züge. Sie trat an seine Seite und strich mit den Knöcheln über einen der Käfigstäbe; traurig lächelte sie die Vögel an. 

 

„Es mag grausam erscheinen, aber…was mach ich eigentlich? Es ist nicht so, als könnte ich irgendetwas dazu sagen.“

 

„Ich schätze, sie tun, was sie tun müssen.“, sagte er achselzuckend. 

 

Sakura summte leise und observierte ihn aus den Augenwinkeln. Shikamaru ignorierte sie, indem er seinen gesamten Fokus auf den verstümmelten Vogel richtete, der immer noch einen aussichtslosen Kampf um seine Freiheit führte. Seine Augen wanderten über die wenigen verbliebenen Federn, die noch nicht ausgerissen worden waren. Sie hatten die Farbe eines weichen Mokkabrauns, durchzogen mit Weiß. Er hielt die Aufmerksamkeit weiter auf die elende Kreatur, durchbrach die Stille aber, indem er ihre Unterhaltung wieder auf Kurs brachte. 

 

„Bist du bereit für den Eingriff?“

 

„So bereit wie ich es sein kann, gemessen an den flüchtigen Informationen, die ich habe.“ Sakura nickte und neigte den Kopf, um seinen Blick zu suchen. „Du solltest versuchen, mit Neji darüber zu sprechen. Damit er uns helfen lässt, anstatt dass wir es ohne sein Einverständnis tun.“

 

Shikamaru grinste freudlos. „Das wird nicht funktionieren. Er wird niemals sein Einverständnis geben.“

 

„Woher willst du das wissen?“

 

„Die Tatsache, dass er da draußen ist und an sich selbst Doktor spielt sollte Antwort genug für dich sein, oder nicht?“

 

Sakura schüttelte den Kopf; es war eine scharfe Bewegung, die endlich seinen Blick auf sich zog. „Aber wir sind seine Freunde.“

 

Es hätte nicht so sein sollen, doch ihre Worte machten ihn zornig; hauptsächlich deswegen, weil er diesen Begriff stets ebenso leichtfertig benutzt hatte – bis letzte Nacht. Dieses klar umrissene Wort, das etwas komplizierter war, als ‚Kamerad‘ und doch gleichzeitig so viel weniger verwirrend als das, was auch immer Neji jetzt für ihn war. 

 

Verdammt, konzentrier dich.

 

„Du erwartest von ihm, dass er Freundschaft zu einem ausschlaggebenden Faktor macht?“ Der Nara seufzte und sein flacher Blick trieb eine tiefe Furche in Sakuras Stirn. „Sei nicht so naiv.“

 

„Seit wann ist es naiv zu hoffen, dass deine Freunde dir vertrauen?“, grollte Sakura und ihre Finger schlangen sich in einer wütenden Umklammerung um einen der Käfigstäbe. 

 

Shikamaru entging die Anschuldigung in ihrer Stimme und ihren Augen nicht; ihre grünen Iriden verdunkelten sich frustriert. Kühl erwiderte er ihren Blick für einen langen Moment, bevor er sich wortlos wieder dem Vogel zuwandte. Sakuras Finger verkrampften sich noch mehr um die Stange und drohten, sie durch ihre Kraft zu verbiegen. 

 

„Warum sollte Neji uns nicht genug vertrauen, um zu wissen, dass wir ihm nur helfen wollen?“

 

Shikamaru spürte, wie ein Muskel an seinem Kiefer zuckte. „Würdest du für den Anfang vielleicht mal einen Blick auf sein Familienportrait werfen? Er wurde nicht unbedingt in eine Umgebung des Vertrauens hinein geboren.“

 

Sakura räumte dieses Argument mit einem Seufzen ein. „Aber du kannst nicht wissen, dass er nicht seine Meinung ändern würde, wenn du ihn damit konfrontierst.“
 

Shikamaru schüttelte den Kopf. „Ich weiß, dass er das nicht tun würde.“

 

„Shikama-..“

 

„Tz.“ Shikamaru schnitt ihr harsch das Wort ab, indem er sich abrupt von dem Käfig abwandte; die Muskeln auf seinem hageren Gesicht so angespannt wie seine Stimme. „Denkst du wirklich, dass ich es auf diese Weise machen will?

 

Sein plötzlicher Gemütswandel erkaufte ihm ein paar Augenblicke und er nutzte die Chance, um seine Gesichtszüge dazu zu zwingen, sich zu entspannen. Energisch versuchte er, nicht auf die Turbulenzen zu reagieren, die in mächtigen Wellen direkt unter der Oberfläche durch ihn wogten. 

 

Er hörte Sakura leise seufzen. 

 

„Ich weiß es nicht, Shikamaru. Du willst mir ja nicht sagen, was genau du eigentlich tust.“

 

Der Nara schürzte die Lippen und kopfschüttelnd schritt er zu dem Untersuchungstisch hinüber; er legte die Handflächen auf dem kalten sterilen Metall ab. 

 

„Ich kann nur versuchen, so viele Ärsche wie möglich zu retten, weißt du.“, sagte er müde und überflog die Notizen auf dem Klemmbrett. 

 

„Du musst mich nicht beschützen.“

 

„Jo.“ Shikamaru hob eines der Papiere und las die Informationen auf dem Blatt darunter durch. „Erinnere mich daran, dass du das gesagt hast, wenn du ein paarmal von der Sanften Faust getroffen wurdest.“

 

„Das würde Neji nicht tun.“, erwiderte die Kunoichi mit viel zu viel Überzeugung. 

 

Shikamaru sah auf, ohne den Kopf zu heben und eine dunkle Braue wanderte nach oben. „Nicht, wenn er bei klarem Verstand ist, nein. Aber er wird in diesem Moment nicht klar denken. Also geh‘ nicht einfach so von irgendetwas aus, von dem du keine Ahnung hast. Er hat es bereits vor drei Jahren mit Hinata getan.“

 

„Das war etwas vollkommen anderes. Er war vollkommen anders.“

 

„Ich werde das Risiko nicht eingehen, auch wenn die Dinge diesmal wirklich vollkommen anders sind.“ Shikamaru ließ das Papier fallen. „Er wird zu diesem Zeitpunkt jeden als Bedrohung ansehen.“

 

„Nun, er wird wissen, dass du es geplant hast.“

 

Ein kalter Schmerz bohrte sich tief in ihn, doch er zeigte sich nicht ein einziges Mal auf seinem Gesicht, während er achselzuckend brummte. „Ja, wahrscheinlich.“

 

Sakura starrte ihn fassungslos an, als hätte er nicht einfach nur die Ernsthaftigkeit in ihren Worten verpasst, sondert auch den ganzen Sinn ihrer Unterhaltung, die sie bis jetzt geführt hatten. Kopfschüttelnd ließ sie das Käfiggitter los und schritt zu ihm hinüber. Sie legte beide Hände auf dem Tisch ab, bevor sie ihn mit einer Miene bedachte, die dem matriarchalischen Blick von Tsunade viel zu ähnlich war. Shikamaru hätte angesichts der Ironie beinahe geschmunzelt, entschied sich aber für einen sichereren Ausdruck; er hob eine Braue. 

 

„Shikamaru.“ Sakuras Züge verfinsterten sich. „Zu diesem Zeitpunkt wirst du derjenige sein, der Schutz brauchen wird, wenn er wirklich so labil ist, wie du es gerade erscheinen lässt.“

 

„Ich werde schon klarkommen. Ich bin gut darin, wegzurennen.“

 

Sakuras Miene wurde noch düsterer. „Shikamaru, ich meine es ernst.“

 

„Ugh, gönn mir `ne Pause.“ Der Nara hob in träger Kapitulation die Hände und schlüpfte rasch in die vertraute Haut aus Apathie, um die Situation hinunterzuspielen. „Mach jetzt nicht eine auf Ino. Es geht mir gut. Mein Hintern ist auch gesichert.“

 

„Wie denn?“

 

„Strategisch.“, sagte er nur flach, griff nach dem Stift auf dem Klemmbrett und drehte ihn in seinen schlanken Fingern. „Mach dir deswegen keine Sorgen.“

 

Sakura stemmte eine Hand in die Hüfte, die andere presste sich hart gegen den Tisch, während sie ihn finster anstierte. Dann verengten sich ihre Augen.
 

„Ich verstehe dich nicht, Shikamaru.“

 

Sein Verstand konfrontierte ihn so schnell mit zweihundert verschiedenen Gründen, warum diese Aussage so viel explosiver war als Krötenöl, dass Shikamaru innerlich zusammenzuckte. Sein Schweigen sorgte aber nur dafür, dass Sakuras Handfläche das Metall des Tisches eindellte. 

 

„Warum drückst du dich Hinata und mir gegenüber so vage aus?“, drängte sie weiter und runzelte in der Anstrengung die Stirn, ihn zu verstehen. 

 

Shikamaru hörte auf, den Stift über seine Finger tanzen zu lassen. „Das habe ich dir schon gesagt – mehrmals.“

 

„Und ich glaube deinen Gründen nicht. Das macht einfach keinen Sinn, Shikamaru.“

 

„Es muss auch keinen Sinn machen. Es muss einfach nur funktionieren, okay?“

 

„Nein. Es ist nicht okay. Hinata ist krank vor Sorge!“ Zornig schnappte sie sich das Klemmbrett und fuchtelte vielsagend damit herum. „Ich bin ständig damit beschäftigt, mir medizinische Details durchzulesen, ohne die Auswirkungen oder Gründe dafür zu kennen!“

 

„Die Auswirkungen und Gründe sind nicht dein Problem.“, erwiderte Shikamaru flach und kompromisslos. „Das ist nicht Teil deiner Rolle in der ganzen Sache, Sakura.“

 

Er drehte sich genau zur rechten Zeit zur Seite. 

 

Das Klemmbrett traf in einem brutalen Krachen auf die Wand hinter ihm.

 

Die Vögel flogen alarmiert auf und brachen in eine Kakophonie eingesperrten Chaos aus; sie kreischten, kratzten und flatterten. 

 

Shikamaru bewegte sich keinen Millimeter. 

 

Er hob lediglich den Blick von dem Klemmbrett, dass nahe an seinen Füßen lag und richtete ihn auf Sakuras Gesicht. Als Antwort auf ihr bösartiges Starren hielt er seine Augen gelassen und seine Miene nervenaufreibend leer von Emotionen. In dieser Situation war das seine beste Verteidigung, trotz der schweren Anstrengung, nicht zu reagieren.

 

„Nicht. Meine. Rolle?“, presste Sakura hervor und sprach dabei jedes Wort mit einer Oktave höher aus, bevor ihre Stimme sehr tief wurde. „Das ist kein Spiel, Shikamaru.“

 

Ein chakrageladener Schlag hätte weniger geschmerzt als das.

 

Die Worte ließen ihn verkrampft und still zurück; sie trafen ihn an einer Stelle, die viel zu tief lag, um einen Blick darauf wagen zu dürfen. Irgendein Hauch von Zorn musste sich in seine Augen geschlichen haben, doch bevor er antworten konnte, öffnete sich eine der Hintertüren, die in einen Brutraum führten. 

 

Shikamaru erstarrte, seine dunklen Augen zuckten über Sakuras Schulter. 

 

Sein Blick traf auf ein Paar himmelblauer Iriden. Wild und fixiert – direkt auf ihn. 

 

Scheiße.

 

„Naruto!“ Sakura zuckte zusammen und drehte sich leicht. 

 

Doch Shikamaru hatte keine Zeit, den zwiegespaltenen Ausdruck aus seinem Blick zu verbannen, bevor Naruto ihn bemerkte. Der Uzumaki hielt im Türrahmen inne; das leichte Stirnrunzeln fiel von seinem Gesicht und ließ es seltsam ruhig zurück. Beinahe zu ruhig. 

 

Nicht gut.

 

Eine entsetzliche Stille breitete sich zwischen den dreien aus. 

 

Die Spannung begann praktisch schon zu summen. 

 

Die Vögel beruhigten sich langsam wieder; und dann trat Naruto nach vorn. Der übliche Schwung in seinen Schritten war fort und seine Augen wiesen nicht länger diesen temperamentvollen Glanz auf, der sie so oft genauso hell erstrahlen ließ wie sein Haar. Er sah alarmierend ernst aus. Shikamaru spürte, wie sich jeder Muskel in seinem Körper anspannte, doch bevor er Sakura einen zornigen Blick zuwerfen konnte, realisierte er, dass sie ebenso überrascht war wie er. 

 

Überhaupt nicht gut. 

 

Sakura öffnete die Lippen, um zu sprechen, doch Naruto schüttelte den Kopf, die Augen noch immer starr auf Shikamaru fokussiert. Der Nara starrte zurück und wartete auf die unausweichliche Aufforderung des Uzumaki, zu erfahren, was zur Hölle hier los war. Es spielte sich jedoch ein Ereignis ab, an das er niemals auch nur gedacht hätte – geschweige denn in Betracht gezogen. 

 

Naruto reagierte nicht. 

 

Das hätte er aber sollen. Nach allen Gesetzen, nach denen der Uzumaki lebte, wäre es seine verdammte Pflicht gewesen, zu reagieren. Und Shikamaru glaubte nicht, dass er im Moment irgendetwas außerhalb des ‚Vorhersehbaren‘ ertragen könnte. Auf seiner Zunge lag eine ganze Reihe an Lügen und er war bereit dazu, so dick aufzutragen, wie es nötig sein sollte und sich mit jedem nötigen Bullshit hier heraus zu lavieren. 

 

Zumindest hatte er das geplant; bis Naruto mit dem Kopf zur Tür nickte. 

 

„Sakura.“ Narutos Stimme wurde leise, ein heiseres Kratzen in seiner Kehle. „Shikamaru und ich gehen spazieren.“

 
 

xXx
 

 
 

Es fühlte sich eher an, als würde er über eine Planke balancieren, als über eine Brücke laufen. 

 

Zielort: Konfrontation. 

 

Shikamaru war auf das Schlimmste vorbereitet; jedem Schritt, den er tat, gingen bereits zehn mentale voraus – sein Verstand raste voran. Er hielt seinen Blick starr geradeaus gerichtet, während Naruto neben ihm lief, so viel stiller, als Shikamaru ihn jemals für fähig gehalten hätte. 

 

Nicht gut.

 

Gesprenkelte Flecken aus Sonnenlicht schimmerten auf dem Gehweg und tanzten mit jeder Bewegung der Blätter. Doch trotz des sanften Raschelns der Baumkronen und der Litanei der Vogelgesänge; diese zaghaften Geräusche schafften es nicht im Geringsten, die Stille zu durchdringen, die sich zwischen Shikamaru und dem Uzumaki ausgebreitet hatte. 

 

Narutos Schweigen war mehr als nur ein bisschen beunruhigend. 

 

Und Shikamaru konnte nicht anders, als die grimmige Ironie in dieser Situation zu sehen; gemessen daran, dass er Naruto die meiste Zeit während ihrer Mission dazu aufgefordert hatte, die Klappe zu halten. 

 

Tja, sei lieber vorsichtig, was du dir so leichtfertig wünschst.

 

Plötzlich verlangsamte sich ihre Geschwindigkeit und Shikamaru fiel einen Schritt zurück. Naruto drehte sich daraufhin und begab sich zu der hölzernen Brüstung der Brücke, um darauf seine Arme abzulegen; einen Fuß stellte er in eine Aushöhlung des Geländers. Shikamaru lehnte sich mit der Seite gegen das Holz und folgte Narutos Blick durch das herbstverfärbte Dorf. 

 

„Ziemlich beeindruckend, huh?“, sagte Naruto und nickte mit dem Kopf auf die ineinander verwobene Lebensgemeinschaft. 

 

Gott, knock mich einfach aus. 

 

Shikamaru hätte dem Uzumaki vermutlich sogar gedankt, wenn er wieder aufwachte. Als er bemerkte, dass er noch gar nicht geantwortet hatte, neigte er leicht den Kopf, sein Fokus auf die Peripherie seines Sichtfeldes gerichtet, während er Naruto beobachtete; angespannt wie eine Sprungfeder. 

 

Naruto schien dagegen überhaupt nicht verkrampft zu sein. „Wir haben es ziemlich weit gebracht, oder?“

 

Shikamarus Augen verengten sich angesichts der Mehrdeutigkeit dieser Worte. In den Tiefen seiner Kehle machte er ein unverbindliches Geräusch; es war genug, um Naruto dazu zu bringen, fortzufahren.

 

„Erinnerst du dich an diese erste Chūnin Mission?“, fragte der Uzumaki.

 

Als könnte er das jemals vergessen. Er zwang sich selbst dazu, mit den Achseln zu zucken und versuchte zu erfassen, was zur Hölle Narutos Worte mit dem zu tun hatten, was der Uzumaki höchstwahrscheinlich gerade mit angehört hatte. 

 

„Schwer zu vergessen.“, erwiderte Shikamaru neutral. „Was ist damit?“

 

„Du warst der erste von uns allen, der es bis zum Chūnin geschafft hat…“, murmelte Naruto. „Der erste, der eine Mission anführen durfte.“

 

Die gescheitert ist…

 

Shikamaru wandte den Blick ab und beobachtete, wie sich Tsubasa Shinobi wie schwarze Ameisen über die tieferen Ebenen des Dorfes bewegten. Er hätte im Moment nichts dagegen, sich unter einem Stein zu verkriechen.

 

„Ja.“, sagte er tonlos; er wusste einfach nicht, was Naruto von ihm als Antwort erwartete. 

 

„Du musstest dich mit einer ganzen Menge Dinge herum schlagen.“, fuhr Naruto fort und sah hinauf zu dem Sonnenlicht, das durch das Blätterdach schimmerte. „Der Rest von uns wusste, dass wir kämpfen müssten, aber wir mussten dich mit dem härtesten Teil allein lassen.“

 

Shikamarus Kiefer verkrampfte sich. „Mach dir nichts vor. Wir alle mussten gegen mehr antreten, als wir verkraften konnten. Ich hatte es deutlich einfacher als du und die anderen.“

 

„Denkst du das?“

 

Shikamaru konnte sich gerade noch fangen, bevor er die Stirn runzeln konnte. 

 

„Ich war der einzige Shinobi, der sich nicht in kritischer Verfassung befand; drei von euch wären beinahe gestorben. Wenn Temari und ihre Brüder nicht gekommen wären, dann wären also mindestens drei von uns tot gewesen.“, erklärte er unverblümt. „Also ja, das denke ich.“

 

Naruto lächelte, doch seine Augen zuckten besorgt, während er den Kopf schüttelte. „Wir alle wussten, dass wir es nicht leicht haben würden, Shikamaru.“

 

„Untertreibung.“

 

„Vielleicht, aber du musstest das Kommando übernehmen und in kürzester Zeit einen Plan ausarbeiten. Du musstest dich mit einem ganzen Haufen Scheiße rumschlagen. Und allein wie du darin warst, hast du die volle Verantwortung übernommen.“

 

Und habe versagt…

 

Shikamaru seufzte und verschränkte die Arme; er erkannte einfach nicht, warum es jetzt notwendig sein sollte, lauter Mist wieder aufzuwühlen, über den er nicht nachdenken wollte. Außerdem bedeutete das bedingungslose Verständnis von Naruto, dass der Schattenninja vermutlich wirklich etwas tiefer graben und darüber nachdenken müsste, wie er sich wegen all dem fühlte; was im Moment aber definitiv keine Option war – oder, soweit es ihn betraf, zu irgendeinem anderen Zeitpunkt in naher Zukunft. 

 

Shikamarus Miene verfinsterte sich. „Wird das jetzt zu einem Aufreißen alter Schuldgefühle?“

 

„Was?“ Naruto runzelte die Stirn, lächelte kurz darauf aber leicht. „Nein.“

 

„Aus welchem Grund hast du dann überhaupt mit dieser ganzen Sache angefangen?“, erwiderte Shikamaru knapp und wollte endlich auf den Punkt kommen, sodass diese Konfrontation endlich beendet werden konnte, statt noch mehr in die Länge gezogen zu werden – auf schmerzhafte Weise. 

 

„Mein Grund, huh?“ Naruto wandte sich ihm zu, einen Arm noch immer über die Brüstung gelegt. Er starrte Shikamaru intensiv an, doch seine blauen Augen erwärmten sich mit der Macht seiner nächsten Worte. 

 

„Diesmal bist du nicht allein, Shikamaru.“

 

Shikamaru schloss die Augen gegen diese Aussage, als würde sie ihm Schmerzen bereiten. Energisch versuchte er, eine erschöpfte Miene aufzusetzen, um seinen Ausrutscher zu kaschieren, bevor er die Lider hob und durch das Dorf stierte, statt Narutos Blick zu begegnen. Ihm war bewusst, dass die tiefe Überzeugung dieser Worte die Augen des Uzumakis mit einem unbezwingbaren Licht erfüllt hatten. Das Licht, das so viele Menschen von den Abgründen ihrer eigenen Finsternis fortgezogen hatte, dass Shikamaru sich absolut lächerlich vorkam, überhaupt darüber nachzudenken, dass er es schaffen könnte, dasselbe bei Neji zu erreichen. 

 

Ich mache nicht auf Held. Ich mache einen auf Kumpel am Spielfeldrand. 

 

Nicht, dass es hierbei jemals um Heldentum gegangen war. Dieses Wort stand so weit unten auf der Liste der Dinge, die Shikamaru als seine Stärken erachtete, dass es nicht einmal irgendeiner Art von Bestätigung wert war. Er wusste ja nicht einmal mehr, ob es seine Stärke war, die ihn jetzt noch antrieb…oder seine Schwäche. 

 

Nichts davon spielt eine Rolle. Ich muss einfach nur dafür sorgen, dass es funktioniert.

 

„Shikamaru?“

 

Der Schattenninja drehte den Kopf und begegnete nun doch Narutos Blick, seine Augen blieben dabei von seinen halb geschlossenen Lidern geschützt. „Ich höre dich.“

 

„Gut.“ Naruto lächelte. „Ich habe keine Ahnung, was hier abgeht mit Neji, aber was auch immer es ist…ich stehe hinter die Shikamaru.“

 

Diesmal konnte Shikamaru seine Reaktion darauf nicht unter Kontrolle halten. Seine Augen weiteten sich und sein Gesicht verzog sich überrascht. 

 

„Weißt du“, lachte Naruto, „dich so geschockt zu sehen, lässt mich richtig intelligent erscheinen.“

 

Shikamaru blinzelte kopfschüttelnd. „Ich hätte nicht wirklich gedacht, dass ich deine Unterstützung bekommen würde. Eher deine Faust ins Gesicht oder sowas.“

 

Die Miene des Uzumaki ernüchterte etwas und sein Lachen beruhigte sich zu einem schwachen Lächeln. Doch das Licht in Narutos Augen verwandelte sich erneut in etwas Ernsthaftes.

 

„Ich bin nicht vollkommen ahnungslos, weißt du. Auch wenn ich darauf wetten würde, dass du das denkst, richtig?“

 

Shikamaru hob eine Braue, widerstand aber dem Drang, sarkastisch zu sein. „Nein. Nicht immer.“

 

Narutos Grinsen kehrte kurz zurück. „Idiot, lüg mich nicht an. Aber wie auch immer, ich halte dir den Rücken frei.“

 

Shikamaru musterte den anderen Ninja aufmerksam und sein scharfer Blick verengte sich, während er zu verstehen versuchte, warum er gerade nicht in einem temperamentvollen Wirbelsturm aus Fragen gefangen war.

 

„Warum?“, fragte Shikamaru letztendlich.

 

Naruto sah gekränkt aus. „Du bist mein Freund.“

 

„Stimmt, aber das ist nicht dein einziger Grund. Du weißt, dass etwas im Argen liegt und dennoch löcherst du mich nicht deswegen. Warum?“

 

Shikamaru hatte die Pause, die darauf folgte, erwartet und als Naruto den Kopf abwandte, versuchte er, sich die Antwort auf seine eigene Frage selbst zusammenzusetzen. Doch der Uzumaki kam ihm zuvor – was gut war, denn die folgenden Worte entsprachen überhaupt nicht dem, an was Shikamaru gedacht hatte. 

 

„Ich schätze, ich war nicht einmal überrascht.“, sagte Naruto achselzuckend. „Ich meine, ich wusste schon vorher, dass irgendetwas nicht stimmt.“

 

Shikamaru runzelte die Stirn. „Achja?“

 

„Ja…seit dem Abend, an dem du dich so seltsam aufgeführt hast.“

 

„Der Abend, an dem ich mich so seltsam aufgeführt habe…“, echote Shikamaru mit flacher Stimme, die langsam immer leiser wurde; was darauf hindeutete, dass er keine Ahnung hatte, wovon zur Hölle Naruto gerade sprach. 

 

„Ja, weißt du nicht mehr? Nach dieser Mission?“ Narutos Stirn legte sich angesichts des ausdruckslosen Blickes, mit dem Shikamaru ihn bedachte, in Falten. „Als Hinata verletzt wurde und Neji sich geweigert hat, ins Krankenhaus zu gehen. Du warst total komisch und hast mir gesagt, ich solle ‚mich fern halten‘.“

 

Wie ein Blitz projizierte Shikamarus Hirn die Erinnerung an diesen Abend vor seinem inneren Auge. 

 

Sie kam mit einem allumfassenden Klang, einem Heranzoomen, einer ‚Ich-wünschte-ich-könnte-das-rückgängig-machen‘ Klarheit zurück, die ihn innerlich zusammenzucken ließ. Er erinnerte sich auf einmal viel zu deutlich daran. Und er erinnerte sich auch an den darauffolgenden Ausdruck des Schocks, der Naruto sofort zum Schweigen gebracht hatte. 

 

Er hatte nicht damit gerechnet, dass diese Worte eine solch enorme Auswirkung haben würden.  

 

Scheiße.

 

„Was hat das mit irgendetwas zu tun?“, fragte Shikamaru so beiläufig wie möglich und versuchte, eine gelangweilte Miene aufzusetzen. 

 

Naruto legte den Kopf schräg. „Es war das erste Mal, dass du denselben wahnsinnigen Beschützerinstinkt an den Tag gelegt hast, wie ich ihn oft gegenüber bestimmten Leuten zeige. Ich meine, du hast ihn wirklich nach außen gezeigt. Es hat so gar nicht zu deinem üblichen Verhalten gepasst.“

 

Shikamaru schnaubte. „Wahnsinniger Beschützerinstinkt? Das ist schon ziemlich viel Mist, den du da nur aufgrund dessen vermutest, was ich gesagt habe.“

 

„Es geht nicht nur darum, was du gesagt hast. Sondern, wie du es gesagt hast.“

 

Sofort begannen Alarmglocken in sämtlichen Winkeln von Shikamarus Verstand zu schrillen. 

 

Eine wilde Panik stoppte abrupt sein Hirn und machte es ihm unglaublich schwer, den besten Weg zu finden, wie er darauf reagieren sollte. Rasch griff er nach der einfachsten und natürlichsten Reaktion.

 

Verleugnung.

 

„Ich denke, du interpretierst da viel zu viel rein.“, wehrte Shikamaru ab und schüttelte den Kopf. „Es war eine ätzende Mission. Ich war müde genug, dass mich alles auf die Palme bringen konnte.“

 

Naruto schnaubte und ein Anflug von Zorn durchzuckte seine Augen. „Ich hasse Leute, die sich selbst belügen und mir dann auch noch direkt ins Gesicht.“

 

Mist.

 

„Na schön, was auch immer.“, seufzte Shikamaru schulterrollend. „Ich habe einem Freund geholfen, das ist keine Lüge.“

 

Naruto nickte voller Überzeugung.

 

„Und das verstehe ich; was mich zu dem anderen Grund bringt, aus dem ich mich dir in dieser Sache nicht in den Weg stellen werde. Du hast mir immer den Rücken freigehalten, wenn es um Sasuke ging. Also wenn du versuchst…“ Naruto ließ den Satz auslaufen. Seine Hand auf der Brüstung der Brücke ballte sich zur Faust und schlug gegen das Holz, während er seine Gedanken sammelte. 

 

Shikamaru blieb stumm; er wollte Naruto keinen Grund geben, seine Meinung zu ändern und Fragen zu stellen, die der Schattenninja wie einen Schauer aus Kunai hätte abwehren müssen. 

 

Jetzt wäre der Zeitpunkt, an dem ich verschwinden sollte.

 

Während ihn zwar die Vorstellung einer Flucht enorm ansprach, widerstrebte ihm die Idee sehr, einfach zu gehen, ohne mit Sicherheit zu wissen, dass Naruto ihm die Dinge nicht noch schwerer machen würde. Und so ertrug er das Schweigen des Uzumaki. Irgendwann hörte Naruto auf, mit seiner Faust auf das Holz zu hämmern; mit düsterer Miene sah er auf, offensichtlich kämpfte er mit geteilten Loyalitäten. 

 

„Ich habe keine Ahnung, was zur Hölle mit Neji los ist, Shikamaru…Ich mag es zwar nicht…aber wenn du dich so seltsam benimmst und uns anlügst, um ihn zu beschützen…?“ Naruto hielt inne und wartete auf eine Bestätigung. 

 

Shikamaru sagte nichts, neigte aber ein wenig den Kopf. 

 

Offensichtlich war das genug für Naruto. 

 

„Wenn das die Wahrheit ist, dann werde ich mich fernhalten, genau wie du es von mir wolltest…“ Naruto pausierte noch einmal, bevor sich eine gewisse Drohung in seine leise Stimme schlich. „Aber erwarte nicht von mir, es einfach auszusitzen, wenn jemand verletzt wird. Denn das werde ich nicht. In diesem Fall werde ich mich immer gegen dich stellen.“

 

Shikamaru hob eine Braue; es war der einzige Riss in seiner Miene. „Verstanden.“

 

„Verlass dich drauf!“ Narutos Augen blitzten. „Ich werde nicht zulassen, dass Sakura oder irgendjemand sonst verletzt wird.“

 

„Entspann dich, ich hab‘ dich gehört.“, wehrte Shikamaru ihn ab. „Wenn sich alle an den Plan halten, wird niemand verletzt.“

 

Die Worte fühlten sich an wie ein Nagel, der in seinen sprichwörtlichen Sarg getrieben wurde. Doch der bittere Humor verwandelte sich rasch zu Säure in seinem Inneren, als der Gedanke an Särge seinen Verstand zu Neji wandern ließ. 

 

Nein. Das ist keine Option. 

 

„Gut.“, sagte Naruto enthusiastisch und Shikamaru fragte sich, ob er seinen Gedanken gerade laut ausgesprochen hatte. 

 

„Huh?“ Shikamaru blinzelte.

 

Naruto ließ sein strahlendes Grinsen so schnell wieder aufleben, dass Shikamaru einen Moment brauchte, um zu realisieren, dass der Uzumaki eine Hand ausgestreckt hatte. Ein ‚Daumen hoch‘ Zeichen stand wie ein Ausrufezeichen zu Narutos nächsten Worten.

 

„Ich zähle auf dich, Shikamaru!“

 

Super. Du auch noch, huh?

 

Shikamaru seufzte und wandte den Blick ab; er war sich nicht sicher, ob er für den Mangel an Konfrontation dankbar sein sollte oder beunruhigt über den Überfluss an Vertrauen, den schon wieder eine Person mehr in ihn setzte. 

 

Er zwang sich zu einem schwachen Lächeln. „Das nervt.“

 
 

oOo
 

 
 

Die Blätter lagen eingerollt wie Zikadenschalen auf dem Boden und knirschten hörbar unter Nejis Sandalen, als er endlich auf den Balkon sprang. Während er sich aufrichtete, stoppte er den Chakrafluss in seine Füße und warf einen Blick über die Schulter zu dem Baum, den er hinauf geklettert war, um Zugang zu seinem Gästezimmer zu erhalten. 

 

Kindisch, aber notwendig.

 

Entweder das, oder er hätte sich noch mehr Auseinandersetzungen mit Akamarus Nase stellen müssen, die ihn in die Ribben stupste. Neji hatte überhaupt kein Verlangen danach, eine Unterhaltung für den sechsten Sinn des Hundes zu sein. Alles, was er wollte, war ein Moment Ruhe. 

 

Sei nicht so schwach. Konzentrier dich.

 

Der Hyūga atmete langsam ein und hielt die verbrauchte Luft, bis es schmerzhaft wurde. Dann entließ er ein leises Seufzen in die kalte Brise und spürte, wie der Wind an seinen Strähnen und seiner Robe zupfte. Er beobachtete, wie verstreute Federn durch die Luft schwebten; sie waren wie allgegenwärtiges Konfetti in Hanegakure. Der Gedanke daran, sich auf einer der Federn in der Strömung zu verlieren, war verlockend. 

 

Wie töricht.

 

Neji schüttelte den Kopf und hob den Blick. 

 

Die Sonne stand im Zenit und durchbohrte Hanegakure mit Lanzen aus Licht. Doch der Wind war kalt und die Luft schneidend. Neji sehnte sich nach einem wärmeren Rückzugsort und so wandte er sich der Tür zu, die in das Gästezimmer führte; leise schob er sie zurück, bevor er hinein schlüpfte. 

 

Im Raum war es überraschend dämmrig, aber nicht vollkommen dunkel. Die Vorhänge waren zugezogen, doch das Licht schimmerte leicht durch den Stoff. Neji streifte sich automatisch die Sandalen von den Füßen, es war eine lange eingeflößte Gewohnheit. Sein Blick wanderte von den Fenstern hinüber zu den Betten.

 

Kurz weiteten sich seine Augen, bevor sie weich wurden.

 

Das hätte ich mir denken können.

 

Er lächelte leicht. 

 

Shikamaru lag auf einer der Matratzen, doch die Beine hingen von der Kante des Bettes, was Neji vermuten ließ, dass der Chūnin ursprünglich nicht vorgehabt hatte, einzuschlafen. Die Erschöpfung des Nara störte ihn jedoch weit weniger als die Erkenntnis, dass er selbst vermutlich der Grund dafür gewesen war. 

 

Nejis Lächeln erstarb. 

 

Langsam bewegte er sich durch das Zimmer und trat leise über Shikamarus Flakjacke, als er sich näherte. Er konnte über die unbequeme Position, in der der Schattenninja eingedöst war, nur den Kopf schütteln. Am Fußende des Bettes hielt er inne und sah hinunter auf die schlafende Gestalt. 

 

Ein zwiegespaltener Ausdruck huschte über Nejis Gesicht, als er das von Shikamaru musterte. 

 

Die Konturen des Schattenninjas waren scharf umrissen, genau wie das Haar des Nara – und etwas an diesen festgelegten Konturen seines Gesichtes machte ihn für Neji nur noch paradoxer. Die meiste Zeit schien sich Shikamaru hinter einem faulen Mangel an Definition zu verbergen, doch da war nichts Unbestimmtes an seinen Zügen. Selbst seine Augen, die üblicherweise von einem Halbmast Blick geschützt waren, trugen einen rasiermesserscharfen Glanz seiner Intelligenz in sich, der nur aufgrund seines mangelnden Engagements im Leben abgestumpft wurde.

 

Seine Maske ist nicht so stark wie er denkt. 

 

Neji hatte bereits einen Blick darunter erhascht. Flüchtig, aber unleugbar. Er hatte einen Eindruck, einen Geschmack, einen Hauch von dem bekommen, was tief in Shikamaru schlummerte; das Feuer, das die Schatten warf, in die er sich hüllte…die meiste Zeit über als ‚Schatten‘ dessen existierend, wer er wirklich sein konnte.

 

Warum? Was willst du, Nara?

 

Shikamaru hatte ihm diese Frage nie beantwortet, völlig egal wie subtil oder direkt er sie phrasiert hatte. 

 

Jedes Mal entglitt er Nejis Griff. 

 

Der Gedanke brachte ihn dazu, den Blick auf seine eigenen Hände zu senken. Dieser alarmierende Blauton war von seinen Fingerspitzen verschwunden, als hätte er ihn einfach abgewaschen. Wenn es nur so einfach gewesen wäre. Doch er entschied sich dafür, den Gedanken an das zu ignorieren, womit er sich die vergangenen zwei Stunden herumgeschlagen hatte und richtete seine Aufmerksamkeit stattdessen zurück auf Shikamaru. 

 

Augenblicklich wurde er von dem Anblick angezogen. 

 

Und der Bastard machte nicht einmal irgendetwas. 

 

Gottverdammt seist du, Nara. 

 

Neji schüttelte den Kopf und schloss die Distanz, indem er ein Knie auf das Bett stützte und vorsichtig die Bewegung der Matratze testete. Langsam verlagerte er das Gewicht und lauschte aufmerksam nach einem Knarzen des Bettes. Doch das Polster gab lautlos unter ihm nach und gestattete ihm, sich an die Bettkante zu setzen und Shikamaru wie ein verwirrtes Kind anzustarren. 

 

Warum hast du diese Wirkung auf mich?

 

Als könnte er in der Haut nach einer Antwort suchen, hob sich eine Hand des Hyūgas und bewegte sich wie von selbst, um dicht über dem Gesicht des Schattenninjas zu schweben; er spürte warmen Atem über seine Fingerspitzen geistern. Und dann, ganz langsam, wie ein Pinsel auf einer Leinwand, begann Neji, Shikamarus Züge nachzuzeichnen, ohne ihn dabei zu berühren – es war eine meditative, beständige Bewegung, die jeder Linie und Neigung folgte. 

 

Götter…warum du…von all den Leuten…nur um meinen Verstand in Rage zu bringen…dass du dir überhaupt die Mühe machst, es zu versuchen…und es dann auch noch tust, ohne es letztendlich wirklich versuchen zu müssen…

 

Der Hyūga runzelte angesichts dieser verwirrenden Gedanken die Stirn und sah verloren aus, obwohl er auf der Suche war. 

 

Doch während seine Finger nur einen Zentimeter von Shikamarus Haut entfernt der Luft folgten, wurde ihm bewusst, dass die Antwort darauf unter dem Fleisch des Schattenninjas lag. 

 

Was ist es?

 

Letzte Nacht hatte er beinahe Shikamarus Blut in der Anstrengung vergossen, es zu finden; er hatte hart genug in die Haut des Naras gebissen, um sie auf dieselbe Art zu verletzen und zu zeichnen, wie Shikamaru ihn verletzt und gezeichnet hatte. 

 

Nur betraf es bei ihm sein Inneres. 

 

Wie? Was hast du nur mit mir gemacht?

 

Neji schluckte schwer. 

 

Wie hast du es überhaupt geschafft, das zu tun?

 

Letzte Nacht hatten diese Fragen so sehr an ihm gezerrt, dass er so hart zugegriffen, geküsst und zugebissen hatte, dass er beinahe sein Versprechen, Shikamaru auseinanderzureißen, wahr gemacht hatte. Und irgendwann hatte er sich dazu entschlossen, den Schattenninja unendlich lange an dem tiefen Abgrund seiner Erlösung zu halten und auf eine Unterwerfung zu warten, der sich Shikamarus Willen niemals ergeben hatte – sein Körper dagegen schon. Die Erinnerung daran schlug Funken in seinem Blut. 

 

Wie kannst du mich so zeichnen, ohne mich überhaupt zu berühren?

 

Nejis Fingerspitzen hielten über der Stirn des Nara inne. Er sah hinunter auf Shikamarus Halsbeuge und realisierte, dass Shikamaru nicht zornig auf ihn gewesen war und das trotz der Male, die er auf dem Körper des Chūnin hinterlassen hatte. Shikamaru hatte es auf eine Weise mit einem Achselzucken abgetan, die Neji nicht verstehen konnte; gemessen daran, wie er reagiert hätte, wenn irgendjemand es gewagt hätte, in auf solche Weise zu brandmarken. 

 

„Wirst du mich jetzt ersticken, Hyūga?“

 

Neji zuckte so heftig zusammen, dass er beinahe den Halt auf dem Bett verloren hätte. In seinem ruckenden Versuch, das Gleichgewicht zu halten, schlug seine Handfläche aus Versehen in Shikamarus Gesicht; der Schattenninja rümpfte die Nase. 

 

„Ach jetzt sind es schon Ohrfeigen?“, fragte Shikamaru gedehnt. „Nicht ganz so schlimm wie eine Kopfnuss, aber doch ziemlich mädchenhaft.“

 

Neji schnaubte und ließ seine Hand an seine Seite sinken, während er versuchte, sich von seiner Verlegenheit zu erholen. „Wenn du das vorziehst, komme ich der Kopfnuss gerne nach.“

 

Shikamaru neigte den Kopf gegen die Matratze und hob eine Braue. „Wird sich auf jeden Fall in deiner Erfolgsbilanz bemerkbar machen, Hyūga.“

 

Neji schmunzelte leicht und schürzte gleich darauf die Lippen, um das Lächeln zu unterbinden. Doch er scheiterte, als Shikamaru grinste und konnte nicht anders, als leise zu lachen. 

 

„Du hast gar nicht wirklich geschlafen, oder?“

 

Neji erhielt jedoch keine Antwort; nur ein Fallen von Shikamarus Blick, als er sich auf seine Lippen richtete. Und dann, ohne Vorwarnung, schoben sich Shikamarus Finger nach vorn und legten sich um sein Handgelenk, um seine Hand ein Stück nach oben zu ziehen. Neji ließ es zu. Ruhig beobachtete er, wie Shikamaru prüfend seine Finger examinierte. 

 

„Es geht mir gut.“, sagte er leise. 

 

Stirnrunzelnd sah Shikamaru auf. Die Intensität in den Augen des Naras bohrte sich direkt durch ihn hindurch. Bestimmt drehte Neji sein Handgelenk frei und ließ seine Finger nach unten wandern, um sie in Shikamarus Armbeuge abzulegen und mit dem Daumen über den dunklen Stoff zu streichen, der dort Falten warf. Für eine kleine Weile verharrten sie so, bis Shikamaru versuchte, sich zu bewegen; er zog die Ellbogen nach hinten, um sich selbst hochzustemmen. Neji sah zu, wie er auf halbem Weg innehielt und zusammenzuckte. 

 

„Ugh, wie lästig…“

 

Der Hyūga schüttelte den Kopf. „Das nächste Mal, wenn du dich dazu entschließt, ein Nickerchen zu machen, dann mach es nicht, wenn du halb über der Kante deines Bettes hängst.“

 

Shikamaru schnaubte und rutschte auf der Matratze zurück. „Daran ist nur der Sadist schuld, der mich die ganze verdammte Nacht an ‚der Kante hat hängen lassen‘.“

 

Ein atemloses Lachen rollte von Nejis Lippen. „Du hast mich provoziert.“

 

„Und du bist trotzdem ein Sadist.“ Shikamaru lehnte sich gegen das Kopfteil und zauberte ein auffallend erregendes Schmunzeln auf seine Lippen; nur mit dem subtilen Heben eines einzigen Mundwinkels.

 

Bastard.

 

Neji musste den Blick abwenden; doch er lächelte. „Das würde dich dann konsequenterweise zu einem Masochisten machen.“

 

Shikamaru zuckte mit den Achseln, die Lippen noch immer gebogen. „Hey, ich renne vor Körperverletzungen grundsätzlich davon, erinnerst du dich?“

 

„Ganz offensichtlich kommt das auf den Kontext an.“

 

„Schätze mal, dass ich mich nicht wirklich in der Position befunden habe, um mich großartig bewegen zu können – geschweige denn rennen.“

 

Neji lächelte schief. „Wie rücksichtslos von mir.“

 

„Wie gut, dass es den Ausdruck auf deinem Gesicht wert war, Hyūga.“

 

„Du hättest deinen sehen sollen.“, erwiderte Neji elegant, angezogen von diesem süchtig machenden Geplänkel.

 

„Du musst es wissen, wenn man bedenkt, was du gerade gemacht hast.“

 

Nejis Zunge presste sich angesichts dieser Worte gegen seinen Gaumen.

 

Er fand sich nicht in der Lage, zu dem Nara hinüber zu sehen oder eine clevere Antwort darauf zu geben.

 

Wie bei den meisten verbalen Wettkämpfen, die sich zwischen ihnen abspielten, genügte ein subtiler Zug von Shikamaru, um die Situation vollkommen auf den Kopf zu stellen und Neji in eine Position zu zwingen, in der er beinahe immer in die Defensive ging. Was wiederrum die Frage aufwarf, warum in aller Welt er es diesmal nicht wie von selbst tat?

 

Er hätte etwas zu seiner Verteidigung sagen sollen und wenn nur, um seinen Stolz zu schützen. 

 

‚Dein Stolz wird dich noch umbringen.‘

 

Nejis Miene verdüsterte sich und seine opalhaften Augen folgten den Linien in den Tatami Matten. Er spürte, wie die Matratze nachgab und sich bewegte; er spannte sich an, um das Gleichgewicht zu halten. Und dann fühlte er diese vertraute Berührung an seinem Nacken. Sein finsterer Gesichtsausdruck verschwand, er zerfiel zu einem müden Senken seiner Wimpern, als Shikamarus Finger sanft über seine Haut rieben. 

 

Neji beugte ein wenig den Kopf und summte, während er seinen Verstand wieder auf die Mission ausrichtete. „Wann brechen wir auf?“

 

„So gegen fünf.“ Shikamarus Stimme schwebte ruhig und leise über seine Schulter. „Kitori meinte, dass die Bündel dann losgesandt werden.“

 

„Gut.“ Neji drehte leicht den Kopf. „Ich habe Sakura nicht im Gebäude gesehen. Wo ist sie?“

 

„Sie spielt Tierarzt.“

 

Neji hob eine Braue, die Augen noch immer geschlossen. „Mit diesen sterbenden Vögeln?“

 

Die Bewegung von Shikamarus Fingern geriet ins Stocken und legten sich schließlich direkt an die Basis seines Schädels. Nejis Lider glitten auf und er wartete auf eine Antwort, die nicht kommen wollte. Stattdessen spürte er einen sanften Druck an seinem rechten Schulterblatt. Eine Sekunde später wurde ihm klar, dass es sich dabei um Shikamarus Stirn handelte, die er an seinen Rücken gelegt hatte. 

 

„Schlaf ja nicht an mir ein, Nara.“, warnte er milde und lächelte, während er versuchte, über seine Schulter zu spähen. 

 

Die Bewegung brachte Shikamaru dazu, seinen Kopf zu heben; genau in dem Moment, in dem Neji sich drehte. Ihre Stirnen strichen leicht übereinander und lösten ein schwaches Lächeln bei beiden Ninjas aus. 

 

„Beinahe.“, neckte Neji. 

 

„Nah genug.“, murmelte Shikamaru und wandte den Blick ab. „Und ich glaube immer noch, dass du diesen Mist planst.“

 

Neji lachte leise und tief in seiner Kehle, bevor er sich nach vorn lehnte, um spöttisch ihre Köpfe aneinander zu stupsen. Shikamarus Lächeln wurde weich und es löste etwas in Nejis Brust aus; genau wie zu dem Moment, in dem dieser Mund über die Male auf seinem Brustkorb gestrichen waren. Es war ein seltsames Gefühl. Es tat nicht wirklich weh, doch da war ein unleugbarer Stich von etwas Rohem. 

 

Wie ein dumpfer Schmerz.

 

Wie eine Schwermut. 

 

Stop.  

 

Shikamaru musste irgendetwas bemerkt haben, denn die Finger des Nara waren sofort wieder an seinem Nacken und massierten zaghaft. Die Berührung lockerte ihn ein wenig und löste diese Wärme aus, die sowohl beruhigte, als auch erregte. Dann hielten die Finger inne, drückten leicht und glitten unter den Saum seiner Robe, um über die nackte Haut seiner Schulter zu streichen; sie pressten sich fest gegen die starke Kurve. 

 

„Du bist kalt.“, murmelte Shikamaru. 

 

„Hmn?“ Neji sah auf und wurde mit der tiefen Falte zwischen Shikamarus Brauen konfrontiert. 

 

„Du bist kalt.“, wiederholte der Nara und dann spürte Neji, wie sich diese Finger tiefer gruben, als wollten sie Hitze in seine Haut zwingen. 

 

Neji hob ein wenig die Schulter, nicht sicher, ob er die Berührung von sich stoßen, oder sich ihr entgegen drücken wollte. Er entschied sich für ein leises Brummen, um eine direkte Antwort zu vermeiden und legte den kalten Stahl seines Stirnbandes mit einem Seufzen an Shikamarus Schulter. Hätte er lange genug inne gehalten, um darüber nachzudenken, was er da eigentlich tat, dann wäre es ihm vermutlich in den Sinn gekommen, dass er sich niemals zuvor auf solche Weise an irgendjemanden gelehnt hatte. 

 

Warum sollte ich? Ich habe das noch nie gebraucht…und ich brauche es immer noch nicht…

 

Was aber nicht erklärte, warum er sich nicht zurückzog.

 

Er spürte, wie Shikamarus Hände seine Arme hinunter wanderten, lange Finger kneteten durch den weißen Stoff, drückten sich durch die Anspannung und zogen Wärme aus den Tiefen von Orten, die er in Kälte gehüllt hatte. 

 

Wie?

 

Während Neji nach einer Antwort suchte, wurde ihm bewusst, dass der Kontakt zwischen ihnen mehr als nur Wärme herauf beschwor. Er zerrte die Qual aus seinen Knochen…die Müdigkeit…den Schmerz…

 

Stop…

 

„Atme.“ Shikamarus Wispern strich gegen sein Ohr. 

 

Neji zog scharf die Luft durch die Nase ein, atmete aber leise gegen Shikamarus Schulter aus. Er spürte, wie die Handflächen des Schattenninjas über seine Schulterblätter geisterten; leichte, beruhigende Schwünge, gelegentlich unterbrochen von dem sanften Druck seiner Fingerspitzen. 

 

„Atme…“

 

Die Qual verklang ein wenig und der Schmerz wurde dumpfer, als sein Körper begann, sich zu entspannen. Er fühlte, wie die Welt an den Rändern seiner Sinne dämmrig wurde; die Ruhe von Schlaf zog ihn in sich. 

 

Bleib wach.

 

Neji seufzte und seine Stimme wurde von Shikamarus Schulter gedämpft. „Lass nicht zu, dass ich so einschlafe.“

 

Shikamaru summte leicht; der Klang vibrierte tief in seiner Kehle. „Ich werde dir dabei vermutlich zuvorkommen.“

 

Neji lachte leise und ohne nachzudenken drehte er den Kopf, um einen Kuss direkt unterhalb von Shikamarus Kiefer zu platzieren. Die Hände, die über seinen Rücken strichen, hielten kurz inne, bevor sie wieder mit ihren leichten Schwüngen fortfuhren. 

 

„Entspann dich…“ Shikamarus Atem erwärmte seine Schläfe.

 

Neji hob den Kopf. Und in dem Augenblick, in dem er das tat, glitten die Finger des Naras nach vorn, um seiner Kieferlinie zu folgen; ein Daumen rollte über das Gelenk und zeichnete kleine Kreise. 

 

„Entspann dich.“, murmelte Shikamaru noch einmal. 

 

Neji hob eine Braue und stieß leicht mit der Kante seines Kiefers gegen Shikamarus Hand. „Du bist im Moment angespannter als ich, Nara.“

 

Shikamaru neigte fragend den Kopf zur Seite. „Achja?“

 

Neji lächelte schwach und hob eine blasse Hand. Zaghaft tippte er mit den Fingern an Shikamarus Schläfe, bevor sein Daumen zu der empfindlichen Stelle wanderte und gleichzeitig mit der Berührung des Schattenninjas an seinem Kiefer kleine Zirkel beschrieb.

 

„Ja.“, sagte Neji leise. „Hast du Schmerzen?“

 

Shikamarus Miene verdüsterte sich und er griff nach oben, um sein Handgelenk zu packen und Nejis Hand fort zu ziehen. 

 

Die Bewegung war scharf und plötzlich. 

 

Sie überraschte Neji. Und so legte er seine Hand stattdessen auf Shikamarus Schulter und drückte sanft. In Bestätigung seiner Worte, konnte er deutlich die Verkrampfung fühlen, die sich dort verknotete und folgte ihr mit den Spitzen seiner Finger. 

 

„Zwei Stunden.“, wisperte Shikamaru leise und seine Hand fiel von Nejis Kiefer. „Weißt du, wie viel Scheiße in zwei Stunden passieren kann?“

 

Neji runzelte die Stirn. „Shikamaru…“

 

Der Blick des Nara fiel auf seine Brust. 

 

Neji legte einen Fingerknöchel um den verschlossenen Kiefer des Schattenninjas und hob den Kopf des Nara an, um seine Aufmerksamkeit von dieser gefährlichen Zone abzulenken. 

 

Ihre Münder strichen übereinander.

 

Atemzüge verwoben sich. 

 

Und dann veränderte sich etwas. 

 

Shikamaru drückte nach vorn und zwang Neji dazu, das Knie tief in die Matratze zu graben, um nicht nach hinten zu fallen. Er schaffte es kaum, die Balance zu halten, bevor der Nara sie ihm entriss; er zerrte Neji an sich und rollte sie gemeinsam mit einer scharfen Bewegung herum. 

 

Shikamaru kam über ihn, die Augen deutlich dunkler, als sie noch vor wenigen Sekunden gewesen waren. Der Hyūga schaffte es gerade mal, einen Ellbogen nach hinten zu ziehen, bevor die Gewalt von Shikamarus Mund, der auf seinen eigenen krachte, sein räumliches Bewusstsein kentern ließ und seinen Fokus nur auf das Aufeinandertreffen von Zähnen und den Kampf von Zungen zusammenzog.

 

Wild und frustriert. 

 

Zornig.

 

Neji konnte es in dem Kuss schmecken, konnte es in den Händen fühlen, die seine Schultern packen; Finger krallten sich hart genug fest, um Quetschungen zu verursachen. Der Jōnin drehte scharf sein Becken und wollte Shikamaru seitwärts von sich werfen. Doch es führte nur dazu, dass ihre Hüften heftig aufeinander trafen, da der Nara die Bewegung erwartet hatte und ihr mit einem entgegensetzen Rucken begegnete. 

 

Es erschütterte das Bett. 

 

Das Kopfteil knallte laut gegen die Wand. 

 

Zähne kratzten an Nejis Kehle und zogen sich daran entlang, bis sich Shikamarus Mund in die Kurve seiner Schulter legte. Feuchte Hitze schlug gegen seine Haut, als die Finger des Nara mit einem heftigen Rucken den Kragen seiner Robe beiseite rissen. Neji versteifte sich und seine Augen blitzten auf, als er sich darauf vorbereitete, Shikamaru mit der flachen Hand quer durch den Raum zu katapultieren. 

 

Doch das musste er nicht. 

 

Die Zähne bewegten sich nicht, um ihn zu zeichnen. 

 

Kein Biss kam, um ihn zu brandmarken. 

 

Nur das zaghafte Pressen von Lippen; eine plötzliche, streichende Berührung, so flüchtig und sanft, als hätte der Nara einfach nur gegen seine Haut geatmet. 

 

Neji wurde sehr still. 

 

Er spürte, wie sich das Streichen von Shikamarus Lippen zu einem nachklingenden Druck beruhigte. Und dann fiel die Stirn des Schattenninjas auf seine Schulter; ließ sie beide angespannt und schweigend zurück. 

 

Ein Vogel zwitscherte von irgendwo außerhalb des Gebäudes. 

 

Blätter raschelten gegen das Fenster.

 

Neji runzelte die Stirn und starrte an die Decke; paralysiert und keuchend, während er versuchte zu verstehen, was zur Hölle gerade passiert war. Es dauerte einen langen Moment aussichtsloser Suche, bevor er ruhig eine Hand hob, sie über Shikamarus Rücken schweben und dann höher wandern ließ. Seine Finger legten sich an Shikamarus Nacken und rieben die Basis seines Kopfes. Kaum hatte er damit begonnen, als sich der Griff an seinen Schultern lockerte und eine Hand glitt höher, um in antwortender Weise sein eigenes Genick zu massieren – ein Daumen klopfte zaghaft. 

 

Ihre Atmung beruhigte sich zu einem steten Rhythmus; ebenso synchron wie ihre Berührungen. 

 

Und Entschuldigungen wurden gesprochen, ohne ein Wort zu sagen. 

 
 

xXx
 

 
 

Das Kratzen von Blättern über den Balkon weckte ihn; es wühlte seinen Verstand aus dem dichten Nebel, in den er abgedriftet war. Schlaf. Er war eingeschlafen. Das hätte nicht passieren sollen. 

 

Neji runzelte die Stirn, die Augen noch immer geschlossen. 

 

Finger strichen über seinen Nasenrücken. 

 

Die Lider des Hyūga flatterten auf und seine Wimpern kitzelten über Shikamarus Fingerkuppen, als sie leicht auf die Falte zwischen seinen Brauen klopften. Doch die Bewegung erstarb, als er seinen Blick zum Profil des Schattenninjas wandern ließ. Zu irgendeinem Zeitpunkt hatte sich Neji auf die Seite und Shikamaru auf den Rücken gedreht. Der Schattenninja lag flach da und starrte durch verschleierte Augen an die Zimmerdecke. Sein Arm war unbeholfen über Nejis Kopf gebogen, sodass der Ballen seiner Hand auf dem Hitai-ate lag und seine schlanken Finger am Nasenrücken des Hyūga ruhten. 

 

Doch Neji spürte noch etwas anderes in der Berührung. 

 

Das Zögern in ihr. 

 

Die Fragen. 

 

Und gerade, als er Shikamarus Gesicht musterte, um nach Antworten zu suchen, bemerkte er, dass der Nara dasselbe tat. Und seine Vermutung wurde bestätigt, als Shikamarus Finger von seinen Brauen verschwanden und über den Stahl seines Stirnbandes glitten; der Daumen klopfte leicht. 

 

„Es ist um vier Uhr morgens passiert, oder?“, murmelte Shikamaru, seine Stimme klang ein wenig rau, doch Neji konnte nicht sagen, ob es an Müdigkeit oder Zurückhaltung lag. 

 

Der Hyūga schloss die Augen; Erschöpfung riss an seinen Defensiven, während er verzweifelt versuchte, sie aufrecht zu halten. Doch seine Antwort fiel von seinen Lippen, bevor er sich fangen konnten. 

 

„Ja.“

 

Shikamarus Finger fuhren zaghaft durch sein Haar. „Warum haben sie es benutzt?“

 

Neji hielt die Lider geschlossen; die Schwärze machte es ihm leichter zu glauben, dass das hier nur ein Traum war. Dass er nicht aufgewacht war. Dass die Worte, die wie Galle in seiner Kehle brannten, nicht wie Blut zwischen seinen Lippen hindurchrinnen würden. 

 

„Weil ich sie bekämpft habe…als sie seinetwegen gekommen sind…“

 

Die Finger in seinem Haar hielten inne, veränderten ihren Weg und streichelten stattdessen seinen Kopf. „Seinetwegen?“

 

„Wegen seines Körpers.“

 

Shikamarus Berührung hielt auf seinem Scheitel inne. „Dein Vater…“

 

Nejis Kehle schnürte sich zu. Der Schmerz wäre gekommen, wenn er es zugelassen hätte. Er konnte deutlich dessen Geist tief in seiner Brust spüren; eine bodenlose Qual über alles, was er unterdrückt hatte - sie bedrohte die Blockaden, die sie eindämmten und festhielten. 

 

„Scheiße.“, hauchte Shikamaru. „Du warst nur ein Kind.“

 

Neji lächelte bitter. „Ein naives erbärmliches Kind. Ja.“

 

Shikamaru zog scharf die Luft durch die Nase ein. „Sag das nicht!“

 

Die Blindheit von Nejis geschlossenen Augen war nicht genug, um sich gegen diesen Tonfall schützen zu können. Langsam hob er seine Lider und starrte kühl nach oben auf Shikamarus Kiefer, an dem ein Muskel zuckte. 

 

„Warum?“, schnaubte er. „Es ist wahr…“

 

Shikamaru drehte den Kopf und seine Züge verfinsterten sich, die dunklen Augen von derselben Bestürzung zerrissen wie seine Stimme. „Wie zur Hölle kannst du das auch nur denken?“

 

Eine von Nejis Brauen wanderte nach oben und seine nächsten Worte fielen ohne die geringste Emotion von seinen Lippen. „Wie sonst würdest du einen törichten Jungen nennen, der eine Leiche beschützt?“

 

Shikamarus Augen weiteten sich. 

 

Der tief erschütterte und entsetzte Bick war genug, um die Apathie einzudellen, die Nejis Brust wie eine Rüstung umgab. Er spürte, wie seine Miene anfing zu zerbrechen, doch er zog sie sofort wieder stramm, als er sich von Shikamaru abwandte und sich bewegte, um die Beine über den Rand der Matratze zu schwingen. Energisch drehte er seinen Rücken der plötzlich aufgetretenen Bedrohung zu, zu der die Augen des Schattenninjas geworden waren. 

 

„Ich habe es nicht nötig, dass du mich so ansiehst.“, sagte Neji leise, sein blickloses Starren durchschnitt das Zimmer und stierte durch die Wand, durch den Moment, durch Zeit und Raum und zerbrochene Erinnerungen. „Es ist nicht länger von Bedeutung, Shikamaru.“

 

Er spürte, wie sich die Matratze hinter ihm senkte. 

 

„Doch obwohl Jahre vergangen sind…hat es dich niemals losgelassen.“

 

„Wie es scheint, löscht Zeit die Dinge in ihrer eigenen Geschwindigkeit aus.“

 

„Wach auf, Neji.“ Shikamarus Stimme trug ein angespanntes Grollen mit sich. „Es beeinflusst dich noch immer unterbewusst und es passiert immer zu dieser Stunde. Wie zur Hölle kannst du da noch behaupten, dass es nicht von Bedeutung ist?“

 

Weil es nicht von Bedeutung sein darf…

 

Neji fühlte, wie sich die Sehnen in seinem Hals straff zogen. 

 

Angestrengt fand er seine Stimme wieder und ebnete seinen Tonfall zu demselben kalten Ausdruck wie sein Gesicht. „Also habe ich wiederkehrende Erinnerungen an eine schlechte Erfahrung. Wer hat das nicht?“

 

Schlechte Erfahrung?“

 

Das fassungslose Krächzen von Shikamarus Worten brachte Neji dazu, über die Schulter zu spähen. „Warum stört es dich überhaupt so sehr, Nara?“

 

Shikamaru starrte ihn entsetzt an; und dann mit einem sehr sehr rohen Zorn. „Diese Bastarde haben das Fluchsiegel an einem traumatisierten vierjährigen Kind eingesetzt.“

 

Neji bemerkte, wie sich Taubheit auszubreiten begann; wie eine kühle Brise, die er nicht fühlen konnte. 

 

Er wandte den Blick ab. 

 

Sein Mangel an Reaktion provozierte eine andere. 

 

Shikamarus nächste Worte schnitten sich in die Stille und tief in seine Brust. Hätten sie nicht dort getroffen, wo er bereits zu gefühllos war, um den Schmerz zu spüren, wäre er zusammengezuckt.

 

„Das hätte dich verfickt nochmal umbringen können, Neji.“

 

„Beinahe…“

 

Was?“

 

„Ich bin stur.“, summte Neji, ohne sich darüber bewusst zu sein, dass sich Frost über seine Augen gelegt hatte. „Das hast du selbst gesagt. Zumindest daran hat sich nicht wirklich etwas geändert; in all den Jahren.“

 

Shikamarus Schweigen war lang und schwer. 

 

Neji hörte, wie er schluckte. 

 

„Gott verdammt, Neji…“ Das brüchige Wispern hätte ebenso gut ein Schrei sein können; und die Auswirkungen waren doppelt so verheerend. 

 

Neji schloss die Augen und stählte sich selbst gegen diese Stimme. 

 

Stop…

 

Ein scharfes Donnern an der Tür zerriss die Spannung, bevor sie sich vollständig über sie legen konnte. 

 

Keiner von ihnen bewegte sich. 

 

„He, Shikamaru, beweg deinen faulen Arsch!“, klang Kibas gedämpfte Stimme durch das Holz. 

 

„Lasst uns endlich gehen!“ Naruto.

 

Ein weiteres Klopfen, zaghafter diesmal. „Shikamaru?“

 

Chōji. Es war einzig und allein die Stimme des Akimichi, die Shikamaru dazu brachte, sich zu bewegen. Neji nahm wahr, wie sich die Matratze bewegte und die Laken raschelten, als der Nara die Beine aus dem Bett schwang und leise seufzte, während er durch den Raum schritt. 

 

Beweg dich…

 

Neji nutzte die Gelegenheit, um in die andere Richtung zu laufen und schlüpfte rasch hinaus auf den Balkon; er zog die Shoji Tür hinter sich zu. Kalte Luft schlug ihm ins Gesicht und zerrte an seinen dunklen Strähnen. Die Sonne war fort, verloren hinter Wolken, die grau und schwer über die Baumkronen rollten. Selbst die Vögel hatten sich versteckt und die omnipräsente Melodie von Hanegakures Lied war zu einem gelegentlichen Zwitschern oder Krächzen verstummt. 

 

Hinter ihm glitt die Tür auf; dann schloss sie sich. 

 

Neji drehte sich nicht um, seine blassen Augen waren auf das Blätterdach gerichtet. 

 

Die Minuten zogen so langsam vorbei, dass er beinahe bezweifelte, die Präsenz in seinem Rücken wäre wirklich anwesend. Nichts weiter als ein weiterer Geist. Doch dann hörte er das Knacken von Blättern unter Füßen, gefolgt von einem sanften Streichen an seinem Arm, als sich Shikamaru an seine Seite stellte. 

 

Der Wind spielte weicher als die Stille zwischen ihnen. 

 

Als Neji hinüber sah, waren die dunklen Augen des Nara auf den Himmel gerichtet. 

 

„Wir sollten besser aufbrechen.“, sagte Shikamaru leise und studierte die düsteren Wolken. 

 

Neji musste nicht fragen, um es zu wissen. 

 

Ein Sturm zog auf. 

 

_________________

Und da ist sie...die Antwort auf eine der brennendsten Fragen: What the fuck happened to Neji at 4 AM? Und was sagt ihr dazu? Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat, es ist zwar wieder etwas ruhiger, aber ich liebe es, diese stillen Momente zwischen Neji und Shikamaru zu schreiben, ich hoffe, dass es ein paar von euch auch so geht!! :) 

Vielen Dank wie immer an alle meine lieben und treuen Reviewer/innen und Leser/innen! <3
 

Ich habe auf ff.de ein paar Fragen in Bezug auf die kommenden drei Teile der Serie bekommen. Eigentlich wollte ich erst am Ende von BtB etwas näher darauf eingehen, aber da jetzt eben schon die ein oder andere grundlegende Frage kam, werde ich hier schon mal ein paar Anmerkungen machen, da sie denke ich für alle Leser/innen wichtig sind. 
 

1. A./N.: Wie schon mal gesagt, KANN man 'Break to Breathe' als eigenständige Geschichte lesen! Es bleiben zwar ein paar offene Fragezeichen, die aber eher zwischen den Zeilen auftauchen und eventuell gar nicht bemerkt werden. Die wichtigsten Handlungsstränge - also die Mission um Hanegakure und das Problem mit Nejis Gesundheit - wird in BtB abgeschlossen! Um 'On the Cusp' (Teil 2) verstehen zu können, muss man 'Break to Breathe' definitiv gelesen haben! "Nur" BtB und OtC zu lesen, macht keinen Sinn!!! Wenn man anfängt, 'On the Cusp' zu lesen, muss man auch 'Requiem' (Teil 3) und 'Under these Scars' (Teil 4) lesen, um begreifen zu können, wie alle Geschehnisse ineinander greifen und aufgelöst werden. 
 

2.  A./N.: 'On the Cusp' spielt ca. zwei Wochen nach den Ereignissen von BtB und ist definitiv der leichteste und humorvollste Teil der ganzen Serie. Er dreht sich hauptsächlich um Shikamarus Geburtstag und es werden die Handlungsstränge begonnen, die für die anschließenden zwei Teile wichtig sind. BtB wird ausschließlich aus der Sicht von Shikamaru und Neji geschildert. Ab OtC ändert sich das. Wichtige Protagonisten, die hinzu kommen: Hatake Kakashi, Yamanaka Ino, Sarutobi Asuma und Shiranui Genma; zum Teil auch Nara Shikaku.
 

3.  A./N.: 'Requiem' macht einen Zeitsprung - die Ereignisse spielen nach Asumas Tod und dem Rachefeldzug von Team 10 gegen Kakuzo und Hidan. Es geht viel um die Aufarbeitung von Asumas Tod, ABER es wird tiefer in die Vergangenheit einiger Personen geblickt. So zum Beispiel Nara Shikaku, Yamanaka Ino, Yamanaka Inoichi und - ganz wichtig - Shiranui Genma und...Nara Shikamaru! Keine Sorge, Neji ist natürlich neben Shikamaru der wichtigste Charakter in allen Teilen, aber ich kann nicht wirklich was zu ihm schreiben, ohne Ereignisse aus BtB vorweg zu nehmen. 
 

4.  A./N.: 'Under these Scars'...puh...zu diesem Teil kam die Frage einer Freundin von mir "Was genau meinst du mit 'Angst', was erwartet mich da?"...ich denke, von euch weiß jeder, welche Genreart damit beschrieben wird. Ich will nicht zu viel spoilern, aber da es keinen Sinn macht, OtC und Requiem ohne UtS zu lesen, werde ich hier doch etwas dazu sagen. Was erwartet euch in UtS? Naja...kurz gesagt...eine MENGE Mindfuck! Es wird tief...sehr sehr tief in Shikamarus Verstand und seine dunklen Abgründe eingetaucht, ebenso wie in die von Genma Shiranui. Es geht um Psychosen, PTSD, Dissoziative Persönlichkeitsstörung, Gewalt, Traumata, ein jahrealtes Geflecht aus Lügen, das sich durch Konoha zieht...lasst mich sagen, wenn ihr BtB als nervenzerrend empfindet...UtS spielt da in einer ganz anderen Liga. Es kommen auch wieder mehr wichtige Charaktere hinzu. Es geht viel um den Zusammenhang der Schicksale von Nara Shikaku, Yamanaka Inoichi, Nara Shikamaru, Shiranui Genma, Hatake Kakashi, Hiashi, Hizashi und Neji Hyūga und ein paar OC.  Weitere wichtige Charaktere sind Morino Ibiki, Inuzuka Kiba, Yamanaka Ino, außerdem kommen Konoha Älteste und Shimura Danzō ins Spiel.
 

5.  A./N.: Natürlich will ich niemanden davon abschrecken, die weiteren Teile zu lesen, im Gegenteil! Meiner Meinung nach lohnt es sich extrem!! Für mich hatten alle Geschichten absoluten Suchtfaktor. Aber ich will allen Leser/innen gegenüber fair sein, denn ich verstehe, wenn einem das Genre 'Angst' nicht zusagt und es wäre unfair gegenüber jedem Leser, der OtC und Requiem liest und dann bei UtS merkt "Das taugt mir jetzt doch nicht so", denn dann bleiben diejenigen völlig ahnungslos zurück und das will ich vermeiden, ich hoffe, ihr versteht das und warum ich diese Anmerkungen gemacht habe! Ich weiß nicht, ob ich jetzt alles gesagt habe, was ich sagen wollte, aber wenn sich weitere Fragen auftun, wisst ihr ja, wie ihr mich erreichten könnt! <3 Ich hoffe auf jeden Fall immer noch sehr, dass mich einige von euch auf dem weiteren Weg von Shikamaru und Neji begleiten werden! <3



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  cutestrawberry
2021-05-19T10:19:58+00:00 19.05.2021 12:19
Ich fand es wieder sehr schön zu lesen. Ich mag die ruhigen Momente zwischen den beiden sehr, sehr gerne ❤️

Mir ist ein kleiner Fehler aufgefallen: In der Szene, in der sich Shikamaru und Sakura unterhalten, hast du statt Shikamaru Neji geschrieben.
Das ist der Absatz, den ich meine. Vielleicht findest du ihn so schneller:
"Neji sah auf, ohne den Kopf zu heben und eine dunkle Braue wanderte nach oben. „Nicht, wenn er bei klarem Verstand ist, nein. (...) Er hat es bereits vor drei Jahren mit Hinata getan.“

Ich bin sehr gespannt auf die nächsten Teile. Vor allem bin ich gespannt auf die anderen Charaktere, die nun dazukommen... Ich bin jetzt schon abgeholt 😂
Ich hatte bisher keine Schwierigkeiten mit diesem Genre und werde auf jeden Fall dabei bleiben
Antwort von:  _Scatach_
19.05.2021 12:24
Erstmal: Vielen vielen Dank für den Hinweis auf den Fehler!!!❤️ Habe es gleich ausgebessert ;)
Und natürlich schön, dass dir das Kapitel gefallen hat :)
Aww, es freut mich, dass du auch bei den kommenden Teilen dabei sein willst, danke! ❤️
Von:  SasukeUzumaki
2021-05-12T06:31:18+00:00 12.05.2021 08:31
Hey Scatach :-)

Uff der arme kleine Neji, musste schon so viel durch machen T.T
Hoffentlich kann ihm Shika helfen.

Typisch Naruto immer ein Kindskopf aber wenn es darauf ankommt kann er richtig erwachsen sein, super das er hinter Shika steht und das obwohl er nicht wirklich weiß was genau abgeht.

*-* jetzt freue ich mich noch mehr auf die weiteren Teile, mein Interesse ist definitiv geweckt. Super!

Mach weiter so !!

Liebe Grüße

SasukeUzumaki
Antwort von:  _Scatach_
12.05.2021 16:52
Huhu :)

Oja, das musste er leider...Shikamaru wird auf jeden Fall alles tun, was in seiner Macht steht, um ihm zu helfen!

Ja, Naruto muss schon auch mal von seiner etwas ernsthafteren Seite gezeigt werden, finde ich ;)

Awww, es freut mich, dass dein Interesse für die kommenden Teile geweckt ist und hoffe sehr, dass sie dir gefallen werden! ;)

Vielen Dank wieder für dein liebes Review und deine unglaubliche Unterstützung! ❤️
LG
Scatach
Von:  Scorbion1984
2021-05-11T18:49:07+00:00 11.05.2021 20:49
Super das Du nun schon einiges aufgeklärt hast. Nejis Trauma hält aber schon viel zu lange an.
Kann Shika ihm wirklich helfen und wird er es zulassen.
Das sind die Fragen die ich mir stelle.
Auch Naruto sein Verhalten ihm gegenüber finde ich Klasse. Kiba ist eben Kiba .
Antwort von:  _Scatach_
12.05.2021 16:50
Ja, ewig will ich euch ja auch nicht zappeln lassen! Das ist bei BtB ja sowieso schon teilweise sehr sehr nervenzerrend ;)
Hm, ich glaube, die größte Frage ist wirklich, ob Neji es zulassen wird...
Und ja, Naruto muss durchaus auch Mal von seiner ernsthaften Seite gezeigt werden, er ist ja nicht nur ein Hitzkopf ;)
Von:  TendouSatori
2021-05-10T23:45:52+00:00 11.05.2021 01:45
Hey, danke für das Kapitel!
Ich freu mich wirklich jedes Mal.
Du beschreibst das zwischen den beiden einfach so unglaublich gut!!
Danke <3

Ich bin tatsächlich nach den fragen im Anhang am meisten gespannt auf under the scars.
Danke dass du dir so unglaublich viel Zeit und Mühe damit machst. Danke danke danke ❤️
Antwort von:  _Scatach_
12.05.2021 16:46
Huhu :)
Schön, dass du dich immer so auf die Kapitel freust! Vielen Dank, dass du BtB so unterstützt! <3

Awww, vielen Dank, es freut mich, dass ich Shikamaru und Neji offenbar gut getroffen habe :)

Ahja, Under these Scars...das ist zusammen mit BtB auch mein Lieblingsteil der Serie! Ich bin schon sehr gespannt, was du dann dazu sagen wirst ;) Es wird auf jeden Fall sehr sehr düster, ich hoffe, du magst das?! :D

Awww, vielen vielen Dank für diese Worte!! Du glaubst gar nicht, was es für mich bedeutet, wenn mir ein Leser schreibt, dass er sich freut, dass ich mir diese Mühe mache!! Klar, ich mache das vor allem, weil es mir Spaß macht, aber es bedeutet mir enorm viel zu lesen, dass es auch wert geschätzt wird! Vielen Dank dafür!! ❤️


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