Zum Inhalt der Seite

Break to Breathe

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

It's not personal

Verdammt, es ist kalt…

 

Shikamaru runzelte die Stirn und spannte sich gegen die Kälte an, die sich immer unbarmherziger um den beinahe schon luftdichten Kokon aus Laken drängte. Draußen konnte er das gedämpfte Rascheln der Blätter hören, das von den gelegentlichen Rufen einer Eule begleitet wurde. 

 

Doch nichts davon hatte ihn geweckt. 

 

Vier Uhr morgens.

 

Die Wimpern des Schattenninjas flatterten auf und er blinzelte gegen die Dunkelheit an, während er versuchte, sich auf die andere Seite zu drehen. Diesmal konnte er sich gerade noch rechtzeitig davon abhalten, aus dem Bett zu fallen und seine Finger klammerten sich um die Kante der Matratze, während er seine Ellbogen unter sich schob, um sich ein wenig aufzurichten und durch das Zimmer hinüber zu dem anderen Bett zu spähen.

 

Es war leer. 

 

Die Decken waren zur Seite gezogen und in der Mitte der Matratze zusammengeknüllt. Ein dünner Streifen aus Licht zog Shikamarus Aufmerksamkeit auf den Spalt unter der Badezimmertür. Gelegentlich wurde die helle Linie von Schatten durchbrochen, die auf Bewegungen auf der anderen Seite schließen ließen. 

 

Verdammt…

 

Shikamaru setzte sich auf und rollte die Schultern gegen den schwachen Schmerz in seiner Halsbeuge an. Er befreite einen Arm aus den Laken und rieb mit den Fingern fest über das Mal; es war nicht das einzige, das Nejis Mund auf ihm hinterlassen hatte. Die Erinnerung daran, was sich noch vor wenigen Stunden zwischen ihnen abgespielt hatte, sandte ein augenblickliches Signal in die Regionen weit südlich seines Hirns. 

 

Ah fuck…

 

Scharf schüttelte Shikamaru den Kopf. 

 

Denk an was anderes.

 

Ein ersticktes Husten erscholl durch die Badezimmertür. 

 

Sofort ließ Shikamaru die Hand von seiner Schulter fallen. Offenbar war Neji aus welchem Grund auch immer nicht in Panik aufgewacht; was Shikamaru angesichts der Düsternis, in die sich die ganze Situation um Nejis Gesundheit entwickelte, als schwachen Silberstreifen wertete.

 

Aufmerksam überwachte der Schattenninja weiterhin den schmalen Lichtstreifen unter der Tür und nutzte die Kälte als Ausrede dafür, fest in seinen verknoteten Laken verwurzelt zu bleiben, statt aufzustehen und nach dem Jōnin zu sehen. Es bedurfte keineswegs einer Zehn-Schritte-im-Voraus Vorhersage oder eine Vorstellung von zweihundert verschiedenen Möglichkeiten, wie er auf dem Hintern landen würde, um zu wissen, dass Neji ihn schneller von den Füßen fegen würde, als er überhaupt Anstalten machen konnte, den Hyūga in seinem Tun aufzuhalten. Und dazu kam auch noch, dass er im Moment nur so viel tun konnte, wie zumindest die Grenzen zu respektieren, die gar nicht mehr so klar definiert waren.

 

Scheiße…

 

Shikamaru rutschte etwas zurück, um sich gegen das Kopfteil seines Bettes zu lehnen, halb eingewickelt in die Laken und ansonsten in dunkle Schatten getaucht. Unverwandt starrte er auf den dünnen Streifen Licht…und je länger er dorthin sah, desto deutlicher wurde ihm, wie scharf umrissen diese Linie war. So definiert, dass es schon beinahe das verspottete, was mittlerweile zwischen ihm und Neji existierte; oder was nicht existierte.

 

Das war nicht Teil des Plans gewesen. 

 

Shikamaru verzog das Gesicht und schloss die Augen, als er hörte, wie sich Nejis zerfetztes Husten in einem Fluchen verlor. Deutlich hörte er Wasser, das den Abfluss hinunterrann. 

 

All das…wegen dem, wie er sich aufgrund der Ähnlichkeit von Hiashi zu seinem Vater fühlt?

 

Er rieb sich über die geschlossenen Augen. 

 

Nein. Es fehlen immer noch Teile des Ganzen…was zur Hölle haben die ANBU damit zu tun?

 

Er hörte, wie der Wasserfluss stoppte. 

 

Und was zur Hölle ist ihm vor Jahren zu dieser seltsamen Uhrzeit passiert?

 

Shikamaru hielt die Lider weiterhin geschlossen, während sich sein Verstand durch das Chaos an gesammelten Informationen wühlte und durch die Züge, die er bis zu diesem Moment gemacht hatte – und dann durch die Dinge, die am wichtigsten waren und die letzte Nacht vollkommen auseinandergerissen worden waren. 

 

Seine Beweggründe. 

 

Tsunade hatte ihn das von Anfang an gefragt, doch inzwischen war die Antwort darauf längst nicht mehr so simpel. 

 

Shikamaru fühlte, wie seine Gedanken zurückwanderten; zurück zu der Unterhaltung, die er mit der Hokage geführt hatte. Zurück zu dem Moment, in der er jedwede Chance, nicht in diese Sache verwickelt zu werden, aus dem Fenster getreten hatte. 

 

Der Morgen, an dem er die Abmachung getroffen hatte.

 

Der Morgen, an dem seine Beweggründe nicht von solcher Bedeutung gewesen waren wie jetzt. 

 
 

~ Flashback ~
 

 
 

Fuck. Ich habe das jetzt offiziell zu meinem Problem gemacht.

 

Energisch widerstand Shikamaru dem Drang, sich unruhig auf der Stelle zu bewegen. Entweder würde Tsunade jeden Moment ihre Faust durch ihren Schreibtisch rammen oder aber durch seinen Kopf. Eigentlich würde er ihr durchaus zutrauen, beides zu tun, gemessen an der Intensität in ihrem Blick.

 

Krankenhausaufenthalt oder zumindest Kopfschmerzen von einer Standpauke.

 

Shikamaru war sich nicht sicher, was schlimmer war. 

 

Tsunades Bernsteinaugen blieben starr auf ihn fixiert und bohrten ein mentales Loch in seine Stirn. Aber – zu seiner Anerkennung, verschleierte er sein Unbehagen über ihr Schweigen gut, indem er gelassen und mit den Händen in seinen Taschen vergraben dastand. Er hatte das Gefühl, dass sie gnadenlos seine Entschlossenheit belagerte und darauf wartete, dass er unter dem Druck endlich nachgab und noch mehr von der Wahrheit herausrückte, als er ohnehin schon preisgegeben hatte. 

 

Das wird auf keinen Fall passieren!

 

Das Schweigen der Godaime presste sich gegen seine Trommelfelle und ließ das leiseste Geräusch beleidigend laut erscheinen. Wie zum Beispiel Tonton. Das Schwein schien eine leise Auseinandersetzung mit Shizune zu führen; es waren Intervalle von missbilligenden Oinks, die Shizune dadurch beantwortete, indem sie das Schwein wie ein Baby auf dem Arm wiegte. 

 

Ja, vielen Dank auch für die Unterstützung.

 

Und gerade, als Shikamaru dachte, er würde ein ernstes Schädelhirntrauma riskieren, wenn er den Mund öffnete, löste Tsunade die Verschränkung ihrer Arme mit einem schweren Seufzen und schritt um ihren Schreibtisch, um sich langsam auf dem Stuhl niederzulassen. 

 

„Na schön.“, sagte sie. 

 

„Na schön?“ Shikamaru blinzelte und Argwohn schlich sich auf sein Gesicht. „Du stimmst zu?“

 

Für einen furchtbaren Augenblick schwieg Tsunade erneut und stellte ihre Ellbogen auf der Tischplatte ab, bevor sie eine Hand über die andere legte. Vollkommen ruhig und gefasst. Viel zu gefasst, gemessen an der Bombe, die Shikamaru gerade auf sie geworfen hatte. Jeden Moment erwartete er die Explosion und das daraus resultierende Flakfeuer. 

 

Hn. Warte einfach noch ein bisschen…

 

Die Zeit zog sich noch etwas länger hin, bevor die Hokage ihr Kinn auf einem Handgelenk ablegte und ihn mit intriganter Stille anstarrte. Shikamaru konnte den Ausdruck in ihren Augen lesen und ruinierte damit ihren Versuch eines Pokerface. Sie beide waren damit vertraut zu spielen und auch wenn Shikamaru darauf setzte, dass sein Glück sowohl im besten als auch im schlimmsten Fall um einiges besser war als das von Tsunade, er hatte das Übelkeit erregende Gefühl, dass er gerade dabei war, deutlich mehr zu verlieren, als er zu gewinnen hoffte. 

 

„Ich werde zustimmen.“, erwiderte Tsunade schließlich. „Doch das wird sicher kein Akt der Barmherzigkeit meinerseits sein, Nara. Wenn du als Kamerad deinem Gewissen gemäß handeln willst und kannst, dann wirst du verdammt nochmal auch deiner Pflicht als Shinobi gemäß handeln.“

 

Keine zornige Explosion, doch er entspannte sich nicht für eine Sekunde. 

 

Und hier kommen die Flakgeschütze.

 

Shikamaru blinzelte langsam. „Du willst etwas im Gegenzug.“

 

„Gottverdammt ja, das will ich.“ Tsunade hob eine Braue. „Ich werde dieses Risiko nicht umsonst für dich eingehen.“

 

Shikamaru schürzte die Lippen; nichts anderes hatte er erwartet. Sie war durch und durch eine Spielerin. Zugegebenermaßen eine gescheiterte, doch auf keinen Fall würde er die mächtigen Trümpfe unterschätzen, die sie auf der Hand hielt. Und er hatte das dumpfe Gefühl, dass ihm im Gegenzug nur richtig ätzende Karten zugespielt werden würden. Doch dankbarerweise war er bereits darauf vorbereitet. 

 

„Na gut, was ist die Währung, um die es hierbei geht?“, fragte er geradeheraus. 

 

Vermutlich mein Blut, Schweiß und meine Tränen.

 

„Zeig mir, wie ernst du es meinst.“, forderte sie ihn heraus. 

 

„Wie?“

 

„Du bittest mich, ein massives Risiko einzugehen, indem ich Neji in deinen Händen lasse.“

 

„Ja, das weiß ich.“

 

„Nein, Nara, das weißt du wirklich nicht!“ Tsunades Augen wurden hart und ihre Finger krümmten sich zu Fäusten, als sie die Hände auf den Schreibtisch sinken ließ. „Ich riskiere, einen der mächtigsten Clans in ganz Konoha zu verärgern. Hiashi Hyūga ist kein Mann, den ich im Dunkeln lassen möchte. Also, wenn ich das hier gestatte, dann wirst du mir etwas Gleichwertiges im Gegenzug geben.“ 

 

Tonton unterstützte ihre Meisterin mit einem lauten Oink, was Shikamaru dazu brachte, dem Tier einen flachen Blick zuzuwerfen. In den flüchtigen Sekunden, die es brauchte, bis er seine Augen wieder auf Tsunade richtete, zog er ein zusammengefaltetes Papier aus der Tasche seiner Flakweste und legte es auf den Tisch. 

 

„Ich biete dir das an, Tsunade-sama.“, sagte Shikamaru ruhig und schob ihr das Blatt mit zwei Fingern entgegen. „Es ist bereits alles geplant und bedarf nur noch deiner Zustimmung.“

 

„Hanegakure?“, fragte Tsunade und ihre Augen weiteten sich. 

 

„Ich werde zwei Teams anführen, um die Situation mit dem Tsubasa Clan sowohl zu identifizieren, als auch zu lösen.“, klarifizierte Shikamaru. „Ich habe bereits die Aufklärungs- und auch die Unterstützungsmission geplant. Hier ist die Liste der Teams und unserer Ziele.“

 

Aufmerksam sah er zu, wie sich Tsunade in ihrem Stuhl zurücklehnte und das Dokument durchlas. Mit einer Handbewegung bedeutete sie Shizune, zu ihr zu kommen. Die medizinische Jōnin trat hinter die Godaime und beide Frauen examinierten das Papier schweigend. 

 

Während sie sich durch die Details lasen, begutachtete Shikamaru die Maserung des Schreibtisches der Hokage und sein Blick wanderte über die Flecken aus Kaffeeresten und Gerbstoffen, bevor Tsunades Summen seine Aufmerksamkeit auf sich zog. 

 

„Auch wenn ich beeindruckt bin.“, begann sie und reichte das Papier Shizune, „Das ist bei weitem nicht genug Blut von deiner Seite, Nara.“

 

Du willst mich doch verarschen…

 

Shikamaru blinzelte. Mit offener Fassungslosigkeit starrte er Tsunade an, für einen Augenblick völlig sprachlos. Ungläubig beobachtete, wie sie schmal lächelte, als wäre sie über seine Reaktion amüsiert; doch es machte ihre nächsten Worte nicht weniger makaber. 

 

„Hanegakure ist unvermeidlich Shikamaru, wir müssten uns also so oder so irgendwann darum kümmern.“

 

„Ich biete dir hier an, das schnell zu erledigen, bevor es noch schlimmer wird.“, argumentierte er. 

 

„Vielleicht und ich bin mir sicher, dass du uns eine Menge Ärger erspart hast, indem du bereits alle Ziele umrissen und eine Missionsstrategie ausgearbeitet hast.“ Tsunade hielt inne und tauschte einen kurzen Blick mit Shizune aus, der Shikamaru überhaupt nicht schmeichelte; trotz ihrer beeindruckten Blicke auf sein Dokument. „Du hast deine Hausaufgaben wirklich gut gemacht, Shikamaru. Willst du wissen, was mir das sagt?“

 

„Dass ich gefickt bin…“, murmelte er. 

 

Tsunade kicherte angesichts der absolut informellen Wortwahl; jedes bisschen die durchtriebene Füchsin. „Es sagt mir, dass du vollkommen fähig bist, mir deutlich mehr als deine übliche widerstrebende Folgschaft zu geben.“

 

„Ah, fuck.“, murrte Shikamaru und rollte unbehaglich mit den Schultern, während er sich dem Gewicht ihres Blickes und Grinsens nicht entziehen konnte. 

 

Und das alles für diesen lästigen Bastard…

 

„Du hast so viel Potential, Nara, aber du willst es einfach nicht nutzen.“, seufzte Tsunade und ihr Feixen wich einem Stirnrunzeln. „Du bewirbst dich immer nur dann, wenn dir zufällig gerade danach ist. Wie zum Beispiel, wenn es um Naruto oder deine Freunde geht. Du bist immer bemüht, deine Kameraden zu beschützen, aber versuchst dafür, dich anderen Dingen zu entziehen. Ich erwarte mehr als das von dir.“

 

Shikamaru wich ihrem Blick aus und knickte in der Hüfte ein, um lässiger zu wirken, als er sich fühlte, während sein Verstand fiebrig nach etwas suchte, das sie möglicherweise von ihm wollen könnte. 

 

„Du willst, dass dich das Angebot des Feudalherren annehme?“, vermutete er, seine Stimme noch weniger enthusiastisch als seine Miene. 

 

„Nein. Das ist vollkommen deine Entscheidung. Es würde dir zwar eine Position in einer ehrenvollen Division einbringen, aber ich will dich hier in Konoha.“

 

„Also willst du, dass ich hier öfter ‚die Initiative ergreife‘.“

 

Tsunade schnaubte. „Nein. Asuma will, dass du mehr die Initiative ergreifst. Ich will die vollständige Gewissheit, dass du dich einbringen wirst; du sollst nicht mehr Aufgaben übernehmen, sondern ein dauerhaftes Pensum erfüllen und das von dir aus. Ohne dass man dich ewig darum bitten oder dazu treten muss.“

 

Shikamaru blinzelte langsam und knirschte krampfhaft mit den Zähnen. 

 

Ich bring Neji um…

 

Tsunade lehnte sich erneut nach vorn, als wollte sie die Bedeutung ihrer Worte unterstreichen. „Du wirst dieses Potential nicht einfach nur nutzen, sondern du wirst es vollkommen erreichen und übertreffen.“

 

Ich bring Neji sehr langsam um…

 

Shikamaru ließ seinen Blick von der einen Seite von Tsunades Tisch zum anderen wandern, bevor er die Hokage ansah. „Und wie willst du, dass ich das tue?“

 

„Ich bin mir sicher, dass du in der Lage bist, eine intelligente Vermutung anzustellen.“, erwiderte Tsunade. „Du warst bei der letzten Besprechung über die Defensiven des Dorfes dabei.“

 

Ah fuck…

 

Shikamarus Augen weiteten sich und seine lümmelnde Haltung richtetet sich sofort auf. „Du willst, dass ich mich für die Nijū Shōtai melde.“

 

„Korrekt.“

 

„Als Subkommandant.“, fügte Shizune hinzu. 

 

„Subkommandant?“, wiederholte Shikamaru und sein Blick zuckte zwischen den beiden Frauen hin und her, die ganz offensichtlich schon seit einer Weile gegen ihn intrigierten. „Ihr hattet bereits geplant, mir das zuzuschieben, stimmt’s?“

 

„Nein.“ Tsunade schüttelte den Kopf. „Denn hierfür bedarf es mehr als nur einen nervigen Befehl an dich und deine übliche halbherzige Attitüde.“

 

„Also von was für einer Art Involvierung sprechen wir hier?“

 

Vollständiges Engagement für die ‚20 Truppen‘. Kein Ausweichen. Kein Rumalbern. Keine Ausreden.“ Tsunade drehte sich leicht in dem Stuhl und öffnete eine Schublade, aus der sie einen Schlüssel zog, den sie Shizune reichte. 

 

Shikamaru beobachtete, wie die Medic-Jōnin Tonton absetzte und durch den Raum schritt, um etwas aus einem verschlossenen Regal zu holen. Deutlich konnte er Tsunades Blick auf sich spüren; sie testete ihn, forderte ihn dazu heraus, auszusteigen. Träge ließ er seinen Fokus zu ihr zurück wandern und unterdrückte den Drang, eine finstere Miene aufzusetzen. Energisch hielt er ihren Blick, während Shizune etwas auf den Tisch legte. Er besah es sich erst, als Tsunade danach griff. 

 

Ein schmales weißes Buch. 

 

„Du wirst auf Jōnin Level operieren, Shikamaru und ich erwarte absoluten Einsatz und Effizienz von dir. Nicht nur hinsichtlich deiner Fähigkeit zu strategisieren und zu planen, sondern auch hinsichtlich deiner Fähigkeit als Teil einer Elite zu funktionieren.“ Mit dem Daumen blätterte sie durch das Heft, bevor sie es wieder auf den Tisch knallte und scharf drehte, sodass es zu dem Nara zeigte. „Es wird damit anfangen.“

 

Shikamaru machte keinerlei Anstalten, das Buch zu nehmen. 

 

Er legte einfach nur den Kopf schief und starrte darauf hinunter; seine Augen flogen über den Titel. 

 

„Aufzeichnungen vergangener Kämpfe?“, fragte er stirnrunzelnd. 

 

„Sag Hallo zu deinem Rehabilitierungsprogramm.“, verkündete Tsunade, als würde sie ihm gerade einen neuen Teamkameraden vorstellen. „Faulheit hat sich hiermit ausgecheckt, Nara. Das hier wird dich nicht verlassen, bevor du es in- und auswendig und von vorn und rückwärts kennst. Und das schließt auch ein, was das Buch nicht enthält.“

 

Nicht enthält?

 

Die letzten Worte brachten Shikamaru nun doch dazu, nach dem Buch zu greifen und durch seinen Inhalt zu blättern. Die Gesichter der Akatsuki Mitglieder flatterten an ihm vorbei, während er Seite um Seite über seinen Daumen kratzen ließ. Es enthielt einen skelettartigen Umriss lauter S-klassifizierter krimineller Aktivitäten und Profilierungen, wies aber gleichzeitig einen enormen Mangel an Fleisch auf, das aus den lebenswichtigen Informationen bestand, die nötig waren, um diese Leute auszuschalten. 

 

Auf keinen Fall.

 

Er schüttelte energisch den Kopf gegen das an, zu was sie ihn hier aufforderte; ein fassungsloser finsterer Blick begleitete die Bewegung. 

 

„Du erwartest von mir, dass ich S-klassifizierten Feinden zuvorkomme, mit denen wir es noch nicht einmal zu tun bekommen haben?“ Shikamaru legte das Buch nieder und wich einen Schritt von dem Tisch zurück – und von dieser gottverdammten Abmachung. „Ich bin vielleicht klug, aber ich bin nicht allwissend.“

 

Tsunade lächelte grimmig. „Ein zu unverschämter Deal für deinen Geschmack, Nara?“

 

„Unverschämt?“ Shikamarus Braue wanderte angesichts dieser Untertreibung nach oben. „Die Standards, die du hier setzt, sind absolut an den Haaren herbei gezogen und unverhältnsimäßig.“

 

„Aber nur deswegen, weil ich weiß, dass du es kannst.“

 

Shikamaru sah zur Seite weg. Nicht zum ersten Mal wünschte er sich, Asuma hätte ihn nie dazu gebracht, sich diesem verdammten IQ Test zu unterziehen; der seinen Kindheitstraum, untätig durch das Ninja Leben zu schweben, zu nichts weiter als reinem Wunschdenken hatte verkommen lassen. 

 

„Du hättest auch einfach nach meinem Kopf auf einem Silbertablett fragen können.“, schnaubte er bitter und stierte finster das Buch und die Schwere an, die es enthielt. 

 

„Es ist nunmal dein Kopf, der dein entscheidender Beitrag ist, Shikamaru.“, sagte Tsunade halb lobend halb mahnend. „Aber ich will, dass er ständig einsatzbereit ist.“

 

Shikamaru knirschte erneut mit den Zähnen und seine Miene verdüsterte sich noch mehr. „Das ist lästig.“

 

„Das ist das Angebot.“, erwiderte Tsunade und ein Hauch von Endgültigkeit und Ungeduld schlich sich in ihre Stimme. „Ich werde dir kein anderes unterbreiten. Wenn du es annimmst, dann gebe ich dir die Chance, die Sache mit Neji Hyūga wieder ins Lot zu bringen, bevor ich gezwungen bin einzuschreiten. Lehne es ab und ich werde ihn jetzt und hier deiner Obhut entziehen.“

 

Nein.

 

Shikamarus Augen zuckten scharf nach oben. „Das wird es nur schlimmer machen.“

 

„Gemessen an dem, wie du seinen Zustand beschrieben hast, werde ich keine andere Wahl haben.“ Tsunade lehnte sich zurück und legte die Hände auf ihre Stuhllehnen, während sie ihn mit dünner werdender Geduld musterte. „Ich werde einschreiten müssen.

 

„Du wirst seinen Clan mit ins Spiel bringen.“, vermutete Shikamaru laut und suchte in ihrem Gesicht nach irgendwelchen Anzeichen von Milde oder einem Bluff. Er fand nichts. 

 

„Ich werde keine Wahl haben. Du schon.“ Sie gestikulierte zu dem Buch. „Als entscheide dich.“

 

„Das ist nicht wirklich eine Wahl.“

 

„Das ist alles was du kriegst.“

 

Shikamarus Blick senkte sich auf die kahlweiße Abmachung, die auf dem Tisch lag; die scharfen Ecken des Buches genauso klar umrissen wie der Deal. Seine Augen wanderten über das kantige Cover des Heftes. Er hatte erwartet, dass sie die Nijū Shōtai Karte früher oder später ausspielen würde. Im Grunde war er also nicht überrascht, dass sie sie jetzt zu ihren Gunsten einsetzte. Doch er hatte nicht erwartet, dass sie sein Gewissen gegen seinen Charakter ausspielen würde. 

 

Verdammt.

 

Während sein Intellekt einen stummen Kampf mit einer seltsamen Art von Impuls ausfocht, fand er sich selbst in einer unentrinnbaren Schleife gefangen; einer Schleife, die immer wieder Hinatas Worte, Nejis Gesicht und seiner Loyalität, einem Kameraden zu helfen, abspulte…auch wenn der Hyūga einer der Konoha Elf war, zu dem er eigentlich nie eine enge Kameradschaft empfunden hatte.

 

Aber er hat sein Leben für mich und die anderen riskiert…Ich schätze, das ist das Mindeste, was ich tun kann, um mich zu revanchieren…außerdem helfe ich dann auch gegen die Akatsuki Bedrohung…eine Win-Win Situation für Konoha, auch wenn es für mich ein Drama ist…

 

Das hier war die sicherste und vernünftigste Schlussfolgerung.

 

Es ist nichts Persönliches.

 

Die Geschwindigkeit, in der er all das verarbeitet hatte, musste deutlich kürzer gewesen sein, als es ihm vorkam, denn Tsunade sah überrascht aus, als er den Blick hob und nickte. 

 

„Ich bin dabei.“, sagte er. 

 

Für einen Moment musterte Tsunade ihn schweigend, bevor sie lächelte. „Sehr schön, dann haben wir einen Deal. Ich werde Shizune beauftragen, dir alle nötigen medizinischen Details für Neji zur Verfügung zu stellen. Am besten stellst du sicher, dass sich Sakura und Hinata in deinem Team befinden.“

 

„Das habe ich bereits bedacht.“ Shikamaru nickte. „Ich brauche nur noch dein Einverständnis.“

 

Er griff nach dem kleinen Buch, als Tsunade es ihm entgegenstreckte, runzelte aber die Stirn, als sie keine Anstalten machte, es loszulassen; er begegnete ihrem Blick. Der Ernst in ihren Augen fühlte sich wie ein bleiernes Gewicht an, das auf seine Schultern krachte. 

 

„Sorg dafür, dass es klappt, Nara.“, warnte sie. „Denn mit der Zeit werde ich gezwungen sein einzuschreiten. Wenn du es nicht schaffst, dieses Problem zu beheben, bleibt mir keine andere Wahl, als einen Hyūga ins Spiel zu bringen, der es kann.“

 

„Ich habe verstanden, Tsunade-sama.“ Shikamaru seufzte und entriss das Buch ihrem Griff, als er von dem Tisch zurücktrat. „Aber ich bitte darum, eine Bedingung stellen zu dürfen.“

 

 „Bedingung?“, Tsunade zog die Brauen zusammen.

 

„Ja.“

 

Ganz die Gegenspielerin in seiner Situation quiekte Tonton laut und sprang kopfschüttelnd auf Tsunades Schoß. Shikamaru reagierte nicht und beobachtete stattdessen, wie ihn die Hokage mit demselben argwöhnischen Blick bedachte wie ihr Schwein; sie legte den Kopf schief. 

 

„Und was für eine Bedingung wäre das?“

 

Shikamaru brummte und klemmte sich das Buch unter den Arm. „Niemand wird herausfinden, warum ich das hier getan habe.“

 

Tsunade runzelte die Stirn. „Aus welchem Grund du dich für die Nijū Shōtai gemeldet hast?“

 

Shikamaru nickte und seine Stimme wurde leise. „Nicht Asuma, nicht Neji. Niemand!“

 

„Warum?“

 

Er wollte nicht einmal in Betracht ziehen, diese Frage zu beantworten. Stattdessen zuckte er mit den Achseln und spielte seine Bitte hinunter, ohne die Bedeutung für sich selbst zu verringern. 

 

„Das ist alles, worum ich dich bitte.“

 

Tsunade schlang einen Arm um Tonton und das Stirnrunzeln verschwand von ihrem Gesicht. „Asuma wird wissen wollen, warum du es getan hat.“

 

Sag ihm, dass ich den Verstand verloren habe.

 

„Sag ihm, dass ich mich selbst dafür gemeldet habe.“

 

„Es ist nicht so, als würdest du dich jemals willentlich für irgendetwas melden, geschweige denn für etwas von solcher Tragweite.“

 

Shikamaru seufzte und versuchte, gegen den Frust anzukämpfen, der an seinen Nerven zu zerren begann; gerade noch so schaffte er es, ihn mit einem überzeugenden Mangel an Besorgnis abzuschütteln. 

 

„Sag ihm, dass ich das ständige Nörgeln leid geworden bin und dem Erwartungsdruck nachgegeben habe. Sag, dass du es angeordnet hast oder das irgendjemand seinen Rang ausgespielt hat; sag, was auch immer du sagen musst. Es ist eine Mission, oder? Du hast es angeordnet.“

 

„Na schön. Wenn du wirklich so spielen willst.“ Tsunades Stimme wurde weicher, was den Nara sehr überraschte. „Wie es aussieht, ist deine Motivation wirklich auf deine Freunde zurückzuführen.“

 

„Tja, eins der wenigen Dinge, für das ich kein Blut schwitzen muss.“ Shikamaru brachte ein schwaches Grinsen zustande. 

 

„Sarkastische Besserwisserei beiseite, Nara.“ Tsunade hielt inne und spähte auf das Buch unter seinem Arm. „Ich werde die Teams bestätigen und meinen Teil erfüllen. Aber als Hokage würde ich gerne wissen, was deine Beweggründe in Bezug auf Neji sind.“

 

Shikamaru hätte beinahe gezögert, doch sein Verstand rettete ihn und übernahm das Ruder, als er ihm die Worte in den Mund legte, die er sich bereits vor Stunden eingehämmert hatte. 

 

„Er ist mein Kamerad, Tsunade-sama. Das ist Grund genug.“

 

Es ist nichts Persönliches.

 
 

~  ~
 

 
 

Also was zur Hölle ist es dann?

 

Shikamaru blinzelte langsam und zog seinen Verstand von der Erinnerung an diesen Morgen fort. Seine glasigen Augen fokussierten sich wieder auf den dünnen Lichtstreifen unter der Badezimmertür. 

 

Es ist nichts Persönliches…

 

Das war die Regel gewesen. Die ‚Nicht überschreiten‘-Linie, die inzwischen nicht einmal mehr existierte. Und er hatte keine Ahnung, wie er diese Grenze jetzt wieder ziehen sollte; oder ob er es überhaupt könnte. 

 

Shikamaru schluckte und seine Zunge glitt über seine Zähne. 

 

Er konnte Neji noch immer schmecken. 

 

Es war wahnsinnig. Doch trotz seiner Verwirrung und trotz seines Zwiespalts – er konnte einfach kein Gefühl des Bedauerns und der Reue finden oder erzwingen. Und je mehr er versuchte, sich zu einem Schuldgefühl zu zwingen, desto mehr schien sein Geist davon abzuweichen. 

 

Oder davor wegzurennen. 

 

Was vermutlich näher an der Wahrheit war. 

 

Shikamaru schloss die Augen und schlug seinen Kopf zurück gegen das Kopfbrett des Bettes. Sein Pferdeschwanz fing den Aufprall etwas ab und brachte ihn dazu, die Hand zu heben und mit den Fingern durch die scharf abstehenden Strähnen zu streichen; zusammengebunden mit Nejis Haarband. Er hatte keine Ahnung, wohin sein eigenes verschwunden war. 

 

Vermutlich dahin, wohin auch immer sich mein Verstand verabschiedet hat…

 

Das leichte Knarzen der Badezimmertür erklang. Langsam hob Shikamaru die Lider und blickte durch den dunklen Raum. Neji hielt mitten in der Bewegung inne, als er gerade dabei war, die Tür hinter sich zu schließen; seine Mondsteinaugen starrten zu Shikamaru. 

 

Ihre Blicke hielten sich so beständig wie die Stille. 

 

Shikamaru wusste, dass der Jōnin darauf wartete, dass er irgendetwas sagte. Er schätzte, das Neji ebenso bereit dazu war, ihn mit einer kalten knappen Antwort darüber abwehren würde, dass er sich nicht einmischen sollte. Doch Shikamaru war der Meinung, dass es im Zimmer bereits kalt genug war, ohne dem Ganzen die Kühle einer Konfrontation hinzuzufügen, die sie beide im Grunde nicht wollten. Also blinzelte er nur träge und lehnte den Kopf gegen das Holz ohne ein Wort zu sagen. Wie erwartet entspannte sich Neji sichtbar und spähte hinüber zu den Strahlen aus Mondlicht, die in das Zimmer fielen, bevor er durch sie hindurch und zu dem anderen Bett schritt. 

 

Shikamaru beobachtete ihn durch halb geschlossene Lider und sein Fokus glitt zu den Hämatomen des Hyūgas, bevor er den Blick hob, als der langhaarige Jōnin auf einmal von seinem Weg abwich. Statt zu dem Bett zu gehen, ließ sich Neji auf dem Boden nieder und presste den Rücken gegen die Wand. 

 

Diese blassen Augen schlossen sich langsam. 

 

Shikamaru hob eine Braue und beobachtete schweigend den stillen Hyūga. 

 

„Du solltest schlafen, solange du kannst.“, sagte Neji leise, den Blick des Nara entweder vermutend oder spürend. „Wir müssen in zwei Stunden aufstehen.“

 

„Langsam glaube ich, dass eine Menge Explosionsmist vielleicht einfacher wäre.“, krächzte Shikamaru, seine Stimme immer noch schläfrig heiser. 

 

Neji summte und öffnete die Augen. „Geh schlafen, Shikamaru.“

 

Ja, ich wünschte, ich könnte.

 

Der Nara seufzte und befreite sich aus den verhedderten Laken, bevor er die Beine über die Kante der Matratze schwang und bei Berührung mit den kalten Tatami Matten das Gesicht verzog. Er konnte sich nur vorstellen, wie kalt es hier wohl im Winter sein würde. Er streckte sich über das Bett und griff nach seinen schwarzen Chūnin Hosen. Kurz schüttelte er sie aus, bevor er langsam hinein schlüpfte. Sein Verstand ging bereits in den taktierenden Modus über und bewegte sich deutlich schneller als sein Körper überhaupt die Energie hatte, um mitzuhalten. 

 

Mann, das nervt…

 

Seufzend erhob er sich von dem knarzenden Bett. Kurz fragte er sich, ob es nicht eher seine eigenen Glieder waren, die knarzten und stöhnten; nach den Gott weiß wie vielen Stunden, die er in einer Position der Folter hatte verbringen müssen, aus der Neji ihn einfach nicht hatte befreien wollen. 

 

Sadist…

 

Shikamaru machte sich eine mentale Notiz, sich über die ‚Pass-auf-was-du-sagst-bevor-du-einen-langsamen-Tod-durch-langgezogenes-Vergnügen-stirbst‘-Strategie Gedanken zu machen. Der Hyūga hatte etwas zu wörtlich auf den Kommentar über ‚tantrische Kontrolle‘ reagiert und Shikamaru so lange am Rand seiner Erlösung gehalten, dass es wie ein markerschütternder Schock gewesen war, als sein Orgasmus ihn endlich getroffen hatte. 

 

Scheiße, pass auf, dass dein Blut im Hirn bleibt.

 

Energisch schüttelte er die Gedanken ab, die sein Blut aufzuwühlen drohten und streckte sich träge; ließ schlanke Muskeln mit einem Seufzen spielen, bevor er sich an den flachen Konturen seines Bauches kratzte. 

 

Gerade wollte er sich auf dem Absatz umdrehen, als er innehielt. 

 

Neji beobachtete ihn mit unlesbarer Miene. 

 

Shikamaru sah zu dem Hyūga hinunter und hob eine Braue. „Was?“

 

Neji schüttelte den Kopf und zog Shikamarus Aufmerksamkeit damit auf das omnipräsente Stirnband, das im Mondlicht aufblitzte. 

 

„Nimmst du es eigentlich jemals ab?“ Shikamaru nickte mit dem Kinn in Richtung des Hitai-ate. 

 

„Ja. Wenn ich allein bin.“, antwortete Neji, seine Stimme klang seltsam gestelzt.

 

„Klar.“, erwiderte der Nara und versuchte, seine Verwirrung über den unnatürlichen Tonfall des Hyūgas zu verbergen. 

 

Neji hob eine Braue. „Außer natürlich ein dreister Narr nimmt es mir weg, wenn ich bewusstlos bin.“

 

„War der Narr denn höflich genug, eine Nachricht zu hinterlassen?“, fragte Shikamaru gedehnt und suchte nach einer Veränderung in Nejis Augen. Er war erleichtert, als er das schwache Glitzern von Belustigung in den blassen Seen erkennen konnte. 

 

„Ja.“ Neji schnaubte. „Wie rücksichtsvoll von ihm.“

 

Schmunzelnd wandte sich Shikamaru um und schritt durch das Zimmer. Nejis Lippen hoben sich leicht, während er den Nara beobachtete, wie er auf ihn zukam; die kleine bestätigende Antwort reichte vollkommen aus. Shikamaru ging in die Hocke und brachte ihre Blicke auf Augenhöhe, bis Neji die Lider schloss. 

 

Und schon wieder versteckt er sich…

 

Shikamarus Brauen zogen sich zusammen und er senkte den Blick zu der Brust des Hyūga, bevor er wieder nach oben und zu dem Stirnband glitt; vorsichtig strich er mit dem Daumen über den kalten Stahl, bevor er mit dem Finger dagegen tippte. Seine nächsten Worte stolperten von seinen Lippen, bevor er sie aufhalten konnte; vollkommen unbeabsichtigt. 

 

„Sie haben das Siegel bei dir benutzt.“

 

Nejis Kiefer verkrampfte sich, doch er hielt die Augen geschlossen. „Das habe ich nie gesagt.“

 

„Du sagtest, dass es nur schmerzt, wenn sie es benutzen…“, erklärte Shikamaru und klopfte noch einmal, bevor er seine Hand senkte. „Du hast gesagt, dass du es hasst.“

 

„Das habe ich nie gesagt, Shikamaru.“

 

Shikamaru legte den Kopf schief und atmete langsam aus. „Doch, das hast du.“

 

„Lass mich raten…“ Nejis Lider glitten ein Stück auf. „Ich war betrunken.“

 

„Auf-dem-Boden-betrunken.“ Shikamaru schmunzelte schwach. „Heißt aber nicht, dass es nicht die Wahrheit war.“

 

Neji sah ihn schweigend an und dieser heimgesuchte Ausdruck huschte über sein Gesicht. Es war keine Verteidigung; es war etwas deutlich Dunkleres als das. Und es traf Shikamaru härter als jeder kalte oder zornige Blick. 

 

„Es muss nicht an der Kette gezogen werden, um deutlich zu machen, dass sie da ist.“, sagte Neji leise und winkelte ein Bein zwischen ihnen an. 

 

Shikamaru ignorierte diese defensive Bewegung, die Augen starr auf Nejis Gesicht fixiert.

 

„Nur wette ich, dass jemand nicht einfach nur an deiner Kette ‚gezogen‘ hat, nicht wahr?“

 

„Was willst du, Shikamaru?“, fragte Neji, seine Stimme flach und apathisch. „Eine rührselige Geschichte?“

 

Shikamarus Züge spannten sich angesichts dieses Vorwurfes an. „War es Hiashi Hyūga?“

 

Nejis Augen wurden hart; dann schlossen sie sich. „Nein.“

 

„Aber er ist auch nicht eingeschritten, um es zu aufzuhalten. Oder?“

 

Aus irgendeinem verstörenden Grund bogen sich Nejis Lippen leicht nach oben. „Nein.“

 

„Er ist das verdammte Oberhaupt eurer Familie.“ Shikamarus Brauen zogen sich scharf zusammen. „Und er hat es nicht verhindert?“

 

„Und was glaubst du eigentlich, würden die Ältesten tun?“, raunte Neji eisig aber ruhig, als würde er mit einem ignoranten Kind sprechen. „Sich schweigend und höflich vor der nächsten Generation verneigen?“

 

Shikamaru hätte auf diesen herablassenden Tonfall reagiert, doch er war zu getroffen von der Tatsache, dass Hiashi sich offenbar einfach abgewandt hatte. „Die Hyūga Ältesten haben es gegen dich verwendet?“

 

„Wie ich es bereits Naruto gesagt habe.“ Neji ließ seine Lider sehr langsam aufgleiten, die opalhaften Seen wie Stein. „Es ist nicht zur Dekoration gedacht…“

 

Shikamaru zog ein wenig den Kopf nach hinten, doch er wich nicht zurück. „Ist es das, was vor zwei Monaten passiert ist?“

 

„Nein.“

 

„Aber es ist passiert.“

 

Genauso schnell, wie sich Nejis Augen in dieses bedrohliche Eis verwandelt hatten, tauten sie wieder zu einem bewölkten Grau auf, das beschattet und unleserlich war. Als er sprach, war seine Stimme müde und spiegelte das erschöpfte Neigen seines Körpers gegen die Wand wider. 

 

„Du weißt doch bereits, dass sie es getan haben. Also hör auf, Fragen zu stellen, auf die du bereits die Antwort kennst.“

 

Shikamaru schüttelte den Kopf und hielt unbeirrt den Blick des Jōnin. „Wann zur Hölle ist es passiert, Neji?“

 

Nejis Miene verdüsterte sich. „Was versuchst du zu tun, Shikamaru?“

 

„Ich bin doch wohl nicht der Erste, den es kümmert, oder doch?“, konterte Shikamaru und mied die Frage des Hyūga. 

 

„Nicht jeder ist so irritierend intelligent wie du.“

 

„Ich kann gar nicht so clever sein, wenn ich immer noch so gottverdammt ahnungslos bin.“

 

„Du und ich wissen, dass das eine Lüge ist.“

 

Darauf würde ich nicht wetten.

 

Shikamaru seufzte und wandte für einen Moment den Blick ab. „Wie ich es bereits gesagt habe, ich bin nicht allwissend.“

 

„Das hast du noch nie gesagt.“

 

Scheiße.

 

„Ja also…“ Shikamaru zuckte mit den Achseln und kaschierte seinen Ausrutscher mit einem trägen Lächeln. „Heißt nicht, dass es nicht wahr ist.“

 

Eine schwere Stille schlich sich zwischen sie. 

 

Shikamaru wusste, dass es jetzt an der Zeit war, seine Befragung einzustellen, auch wenn die Fragen nicht die emotionalen Reaktionen hervorzurufen schienen, die er erwartet hatte.

 

Seltsam.

 

Da sich das Schweigen noch länger hinstreckte, erwartete er nicht, dass es ausgerechnet von der subtilsten Bewegung von Nejis Fuß gegen den Boden unterbrochen werden würde. Die Ferse des Jōnin schob sich vorwärts, als er sein Bein ausstreckte und sein Knie senkte, bis Shikamaru spüren konnte, wie es gegen die Außenseite seines Schenkels strich; schwarzer und weißer Stoff raschelte leise.

 

Der Kontakt war klein, aber es war immerhin etwas. 

 

Shikamaru hob den Blick zurück zu Neji, nur um zu sehen, wie der Hyūga über seine Schulter starrte; die mondgleichen Augen seltsam abwesend. 

 

„Hör auf, so viel nachzudenken, Nara.“

 

Shikamaru runzelte die Stirn und beobachtete, wie eine seltsamer Schatten Nejis Miene verdunkelte. Der distanzierte Blick des Hyūga war aussagekräftiger als all seine Worte. 

 

„Du stiehlst meine Sprüche, Hyūga.“, murmelte Shikamaru leise. 

 

Neji summte, starrte aber noch immer unbewegt durch den Raum. „Dann stehle meine.“

 

Shikamaru musterte ihn für einen langen Moment, bevor er die Lippen öffnete. „Ich werde nicht verlieren.“

 

Die Worte ließen Neji schwach lächeln; es zeigte Shikamaru, dass der Hyūga ihn gehört hatte. Doch der weit entfernte Ausdruck verschwand nicht aus seinen Augen…Augen, die an Shikamaru vorbei starrten, als wäre er gar nicht da.

 
 

oOo
 

 
 

„Warum geht er nicht einfach weg?“, maulte Naruto. 

 

Warum bist du nicht einfach still?

 

Neji versuchte energisch, den Gedanken nicht auszusprechen und hielt seinen Fokus von dem Grund von Narutos Notlage abgewandt. Er war klein und er war orange. Neji hatte eigentlich gedacht, dass ihm die Farbe ein paar Pluspunkte einbringen würde, doch ganz offensichtlich war der Uzumaki nicht beeindruckt – und er machte sich auch keine Mühe, seine Empörung zu verschleiern. 

 

„Am besten hörst du auf, das zu tun.“, giggelte Kiba. „Du wirst ihn nur noch mehr anpissen.“

 

„Warum zur Hölle ist er nur hinter mir her?!“, quäkte Naruto und fuchtelte hektisch mit den Händen über seinem Kopf herum, um seinen orangenen Angreifer abzuwehren. 

 

Neji seufzte. 

 

Vielleicht deswegen, weil du einfach unablässig laut bist…

 

Angestrengt kämpfte Neji den Drang nieder, sich das Nasenbein zu reiben und spähte über seine Schulter, während er einfach nur den Kopf schüttelte. Ein kleiner harmloser Vogel schwirrte wie ein Mosquito um das Haar des Uzumaki und flatterte spielerisch in die blonden Spitzen und wieder hinaus. 

 

Er hatte in der Sekunde angefangen, Naruto zu bombardieren, als er die Brücke betreten hatte. 

 

„Ein Spatzenhirn erkennt wohl das andere?“, lachte Kiba und kraulte Akamarus Ohr, während das Team, das die Käfer platzieren sollte, über die hölzernen Bürgersteige und tiefer in das Dorf spazierte. 

 

Neji lenkte sich selbst von dem beleidigenden Wortgefecht ab, das zwischen Kiba und Naruto ausgetragen wurde, indem er seine Aufmerksamkeit auf Shikamaru richtete. Der Nara schlenderte vor ihnen entlang und sprach mit Kitori. Die beiden liefen gerade so nah beieinander, wie es nötig war, um sich über Narutos Plärren hinweg unterhalten zu können. Der Abstand zwischen ihnen war groß genug, dass man meinen könnte, die beiden würden überhaupt nicht miteinander sprechen, wenn sie sich nicht hin und wieder um Bestätigung suchend einen Blick zuwerfen würden. 

 

Warum um alles in der Welt hat er so ein Problem mit ihr?

 

Doch Neji blieb keine Zeit, länger darüber nachzudenken. Er drehte gerade den Kopf, als Naruto zu ihm hinüber sprang, Kreise rannte und sich wild duckte, während der kleine Vogel seinen Bewegungen mit Lichtgeschwindigkeit folgte.

 

„Er ist wie besessen.“, keifte Naruto.

 

„Jetzt halt endlich die Klappe.“, seufzte Shikamaru genervt über die Schulter, während er mit Kitori Schritt hielt.

 

„Versuch du mal, ihn in deinen Haaren zu haben!“

 

„Könnte schlimmer sein.“ Shikamaru zuckte mit den Achseln und Neji konnte sich deutlich das Grinsen des Schattenninjas vorstellen, als er seine nächsten Worte sprach. „Er hat nämlich auf Kiba gekackt.“

 

„Halt’s Maul!“, knurrte Kiba. 

 

„Das soll Glück bringen.“, sagte Chōji. 

 

„Was für ein Bullshit.“, schnaubte Kiba. 

 

„Wohl eher Vogelscheiße.“, feixte Naruto, bevor er krampfhaft herumwirbelte, als der Vogel versuchte, in seinem Haar zu nisten. „Verdammt!“

 

„Naruto.“, warnte Neji kopfschüttelnd. 

 

„Ha! Der Vogel ist wohl gerade am zielen.“ Kiba grinste mit wilder Belustigung. „Du bist gleich der nächste, der Glück abbekommt, Naruto.“

 

„Glücklich werden? Mit einem verdammten Vogel?

 

Neji schloss die Augen gegen das mentale Bild, das er wirklich nicht brauchte. 

 

Um Kamis Willen…

 

„Naruto, du Freak!“, lachte Kiba. „Das ist einfach so falsch. Und so habe ich das gar nicht gemeint.“

 

„Gib die Schuld dem kauzigen Bergeremiten! Grah!“, jammerte Naruto. „Hey, Shikamaru!“

 

„Auf keinen Fall.“, grollte der Schattenninja und machte sich nicht einmal die Mühe, zurückzublicken. „Ich werde ganz sicher nicht zwischen dich und diesen Vogel kommen.“

 

Kiba bellte ein raues Lachen. „Mann, Shikamaru! Das klingt noch viel schlimmer!“

 

„Ja, danke dafür, dass du es auf sich belassen hast.“, erwiderte Shikamaru trocken. 

 

Neji versuchte, den unreifen verbalen Schlagabtausch zu ignorieren, der ebenso idiotisch zwischen ihnen flatterte wie dieser orangene Vogel um Narutos Kopf; doch er beäugte das kleine Tier mit einem Stirnrunzeln. 

 

„Er wird dich nicht verletzen.“, versicherte Kitori und sah zu Naruto. 

 

Nicht, bis er seine Klauen in deinen Nacken gräbt…

 

Neji seufzte und drehte sich letztendlich zu Naruto um. „Halt einfach still.“

 

Doch bevor der Hyūga seine Schritte verlängern konnte, um zu Naruto hinüber zu laufen, trat Chōji näher. Zärtlich schloss der Akimichi seine großen Hände um den zwitschernden Vogel, während Naruto in die Hocke ging und versuchte, eine schützende Haltung einzunehmen, indem er die Hände über dem Kopf faltete. 

 

„Nett.“ Kiba lachte schon wieder. „Schade, dass die Mädels und Lee das verpassen.“

 

Neji ignorierte Narutos Grollen und hielt seine Augen auf den Käfig aus den Fingern des Akimichi gerichtet, der sich vorsichtig öffnete wie die Flügel eines riesigen Schmetterlings und es dem Vogel gestatteten, hinauf in die Freiheit der Baumkronen zu schwirren. Er starrte der kleinen Kreatur hinterher und runzelte leicht die Stirn. 

 

„Gruseliger kleiner Vogel.“, grummelte Naruto und kam mit einem finsteren Gesichtsausdruck wieder auf die Füße, der sich in ein Grinsen verwandelte, als er sich Chōji zuwandte. „Hey, danke!“

 

„Würdest du dann jetzt etwas leiser sein?“ Shikamaru drehte sich leicht. „Wir sind gleich da.“

 

Neji nutzte die Gelegenheit, um die Umgebung zu studieren. Sie waren auf ein Level abgestiegen, das sich direkt unter dem des Gasthauses befand. Hier gab es ein breiteres Netzwerk aus sich überschneidenden Ästen und konstruierten Plattformen, die das Errichten einer ganzen Reihe von Läden und Geschäften gestattete.

 

Während sie weiter über die hölzernen Bürgersteige liefen, wurde das Summen von Aktivitäten um sie herum lauter; es kam vor allem von den vielen Vögeln. Die Dorfbewohner bewegten sich auf eine durchweg organisierte Weise, alle dunkel und schlicht gekleidet, als sie über die Holzpfade schritten und die Käfiglifte nutzten, um die Ebenen zu wechseln. Hin und wieder erhaschte Neji einen Blick auf Kinder, doch sie schienen stets in der Nähe ihrer Eltern zu bleiben und sich nie weit von ihren begleitenden Erwachsenen zu entfernen. Generell schienen sich alle Menschen mit einem bestimmten Ziel zu bewegen, als wäre ein simpler Spaziergang etwas vollkommen Ungewöhnliches. 

 

Sie sind genossenschaftlich diszipliniert, selbst die Kinder.

 

Shikamaru schien dieselben Gedanken zu haben, denn der Nara spähte zu ihm und hob in stummer Frage eine Braue. Neji legte summend den Kopf schief. 

 

„Da.“ Kitori unterbrach ihre wortlose Kommunikation und deutete auf einen Laden, der auf zwei dicken Stämmen errichtet war, die als eine Art Stelzen dienten. „Das ist das Geschäft des Lieferanten.“
 

Neji hob den Blick und aktivierte sein Byakugan, um das baumelnde Schild des Waffenladens lesen zu können. 

 

KLAUENHANDEL

 

Wie passend. 

 

Er bemerkte, wie sich Shikamaru bewegte, bevor er die Stimme des Nara an seiner Schulter hören konnte. „Kannst du von hier aus lokalisieren, wo die Waffen in dem Laden gelagert werden?“

 

Neji scannte aufmerksam das Geschäft und brummte leise. „Ja.“

 

„Gut. Fertig für den Schlachtplan?“

 

Verdammt, er ist schnell.

 

Neji blinzelte und deaktivierte sein Dōjutsu, bevor er zu dem Nara hinüber linste. „Schlachtplan?“

 

„Jo.“ Shikamaru legte den Kopf leicht in den Nacken und sah mit einem schwachen Grinsen hinauf zu dem Laden, bevor er sich dem restlichen Team zuwandte. „Naruto wird ihn lieben.“

 

Die Augen des Uzumaki weiteten sich. „Eh?“

 
 

xXx
 

 
 

Der Laden war mehr ein Handelsposten als ein gewöhnlicher Waffenladen. Nachdem Neji den Grundriss mit seinem Byakugan vorab kartiert hatte, vermutete er, dass die Überwachung im Grunde in beide Richtungen funktionierte. Es gab drei Leute, die den Laden betrieben; den Besitzer und laut Kitori seine beiden Söhne. Hoffentlich würde sich die Strategie als effektiv erweisen.

 

„Verdammt Shikamaru, du bist so ein Arsch.“, grummelte Naruto.

 

„Ich gebe mir Mühe.“, erwiderte der Nara gedehnt und nahm einen kleinen Behälter von Kiba entgegen. „Sieh es positiv, du darfst dich vollkommen austoben.“

 

Narutos Miene verdüsterte sich und kratzte sich am Hinterkopf. „Ja schon, aber sollten wir uns nicht eigentlich heimlich bewegen?“

 

„Das wird in diesem Fall nicht funktionieren; sie sind an heimlich und subtil gewöhnt.“ Shikamaru grinste. „Folglich kommst du ins Spiel.“

 

„Wirklich witzig.“, murrte Naruto.

 

„Find dich damit ab!“ Kiba feixte und sprang auf Akamarus Rücken. „Turteltaube.“

 

„Halt die Klappe Scheiße-Magnet!“

 

Neji seufzte. „Beeilt euch einfach, ihr beiden.“

 

„Jaja, was auch immer.“, maulte Naruto. 

 

Während Naruto und Kiba in die eine Richtung und den hölzernen Weg zurück liefen, schritten Neji, Chōji und Shikamaru zu dem Eingang des ‚Klauenhandels‘. Der Besitzer des Ladens war ein großer, wettergegerbter Mann, dessen Haut vom Alter gezeichnet war und leicht pockennarbig war. Doch seine eisblauen Augen waren scharf und gerissen; sie wanderten sofort prüfend über die drei fremden Shinobi, als sie eintraten. 

 

Neji wandte sich dem Mann zu und neigte respektvoll den Kopf. „Guten Morgen.“

 

„Guten Morgen.“, erwiderte der Besitzer zivilisiert und hob eine Pfeife an seine dünnen Lippen. 

 

Neji bemerkte, dass der Blick des Mannes zu seinem Stirnband glitt.

 

„Ihr seid aus Konoha.“

 

„Das ist richtig.“, antwortete Shikamaru und bot ein höfliches Nicken an.

 

„Sucht ihr nach etwas Bestimmten?“

 

„Waffen Verbesserungen.“, sagte Neji. 

 

„Ja.“ Shikamaru spähte durch den Raum. „Uns wurde gesagt, das wäre der richtige Ort dafür.“

 

„Ach wirklich?“ Der Ladenbesitzer schnaubte Ströme aus Rauch aus, während er seinen Tisch umrundete; eine dunstige Wolke waberte hinter ihm her. „Das hat euch wohl ein kleines Vögelchen gezwitschert, huh?“

 

Neji tauschte einen raschen Blick mit Shikamaru aus und folgte den Augen des Nara hinüber zu dem Lagerraum, der an das Ende des Ladens angrenzte, verdeckt von zahlreichen Regalen und Schränken. Er nickte subtil, während Shikamaru wahllos zu einem Regal schlenderte, die Hüfte einknickte und so tat, als würde er die Klingen begutachten. Einer der Söhne des Ladenbesitzers, der gerade einen Schrank befüllte, beobachtete den Schattenninja bereits aufmerksam und der andere Teenager, der den Boden an der Rückseite des Ladens wischte, hielt seinen Blick starr auf Chōji gerichtet. 

 

Neji nutzte die Gelegenheit, um die Aufmerksamkeit des Mannes auf sich zu ziehen. 

 

„Vielleicht könnten Sie uns etwas empfehlen, das für Luftkämpfe geeignet ist?“, fragte der Hyūga. 

 

„Luftkämpfe, eh?“, echote der Ladenbesitzer, eine Hand an den unteren Rücken gelegt, wie um sich zu stützen, die andere um seine Pfeife geschlossen, während er über den knarzenden Dielenboden schritt. „Für sowas habe ich alles Mögliche. Ich hoffe aber wirklich, dass ihr Konoha Shinobi nicht vorhabt, Zielübungen durchzuführen, solange ihr hier seid.“

 

„Zielübungen?“

 

„Wir sind nicht gerade nett zu Leuten, die unseren Vögeln etwas zuleide tun.“, erwiderte der Mann und tippte mit seiner Pfeife gegen eine Glasvitrine, in der verschiedene Arten von Shuriken und federförmigen Kunai auf lilalenem Samt ausgebreitet lagen. 

 

Sofort sah Neji die Öffnung, auf die sie gewartet hatten und spähte in der Reflexion des Glases zu Shikamaru. Der Nara begegnete seinem Blick, nickte und linste dann laut schnaubend zu Chōji. 

 

„Ich hab euch gesagt, dass wir keinen verdammten Ornithophoben hätten mitnehmen sollen.“, murmelte Shikamaru. 

 

„Es ist nicht seine Schuld.“, argumentierte Chōji. „Letztendlich wird er sich beruhigen.“

 

„Was soll das heißen?“ Der alte Mann runzelte die Stirn und sah Neji auffordernd an.

 

Köder geschluckt.

 

Neji täuschte einen tadelnden Blick in Shikamarus Richtung an, bevor er zurück zu dem Mann sah. „Sie übertreiben.“

 

„Habt ihr ein Problem mit Vögeln?“, fragte der Ladenbesitzer und musterte Neji eindringlich. 

 

„Nein, aber ein Kamerad. Und es ist kein Problem. Er fühlt sich in der Nähe von Vögeln nur nicht besonders wohl.“

 

Shikamaru schnaubte und führte ihr kleines Drama weiter aus. „Ja klar, warte einfach nur auf das Kreischen.“

 

Die Miene des Ladenbesitzers verdüsterte sich und seine scharfen Augen zuckten zur Tür und zurück. 

 

Sehr gut. Der Samen ist gesät.

 

Neji lächelte schwach und schüttelte den Kopf. „Zurück zum Wesentlichen; die Tsubasa Shinobi haben Ihre aerodynamischen Sensen empfohlen.“

 

„Die verkaufen wir nur in Bünden und nicht an Ninjas außerhalb von Hanegakure.“, erwiderte der Mann und gestikulierte zu einer Reihe von Waffen an den Wänden. „Probiert stattdessen die aus.“

 

Kaum hatte Neji den Blick auf die angedeuteten Waffen gerichtet, als draußen ein lautes Brüllen explodierte, das sich rasch zu einem Kreischen verwandelte. Der Ladenbesitzer wirbelte zu der Tür herum und seine Söhne erstarrten mitten in ihren Bewegungen. 

 

„Was bei allen Göttern war das?“

 

„Hab ich doch gesagt.“, murmelte Shikamaru kopfschüttelnd. 

 

„Nicht schon wieder.“ Neji verzog das Gesicht und spähte zu Chōji. „Bitte, bring ihn zum Schweigen, bevor er noch irgendjemanden verärgert.“

 

Chōji wandte sich der Tür zu. Doch er hatte kaum einen einzigen Schritt genommen, bevor die Tür mit solcher Wucht aufflog, dass es die kleine Glocke über dem Rahmen aus ihrer Halterung riss und sie klingelnd über den Dielenboden schleuderte. Eine sehr kurze Stille trat ein, bevor alle Augen von dem Messinggegenstand zu dem aufgeschreckten Uzumaki wanderten, der sich hektisch auf den Zehen drehte. 

 

„Naruto…“, begann Neji. 

 

Ein Vogel zwitscherte und streckte den Kopf aus Narutos Haar. 

 

Der Uzumaki flippte aus. 

 

„NEHMT IHN WEG!“, kreischte Naruto und wirbelte in den Laden wie ein Hurrikan – mit einem vertraut aussehenden orangenen Vogel auf den Fersen; mehrere andere Vögel folgten flatternd. 

 

„Naruto!“, bellte Neji und täuschte absolute Entrüstung vor. „Was zur Hölle machst du da?“

 

„Sie versuchen mich umzubringen!“

 

„Beruhig dich, dämlicher Bengel!“, keifte der Ladenbesitzer und fuchtelte finster dreinblickend mit seiner Pfeife, bevor er sich wieder Neji zuwandte. „Bringt euren verdammten Shinobi unter Kontrolle!“

 

Neji warf dem Mann einen verärgerten Blick zu. „Leichter gesagt als getan.“

 

„Er ist total in Panik geraten.“, fügte Chōji wenig hilfreich hinzu und frustrierte den alten Mann dadurch nur noch mehr. 

 

Sehr gut.

 

Naruto hoppelte von einem Ende des Ladens zum anderen und warf dabei ein paar Tische und Regale um. Neji unternahm einen gestellten Versuch, ihn aufzuhalten, bevor der Uzumaki außer Reichweite und auf die Theke sprang; er kreuzte die Finger in einem vertrauten Handzeichen. 

 

„Jutsu der tausend Schattendoppelgänger!“

 

Shikamaru verzog aus Effektgründen das Gesicht. „Ah fuck!“

 

Dem Ladenbesitzer blieb keine Zeit, sich näher zu erkundigen, bevor Blitze aus Orange und Chakrawolken in dem Geschäft ausbrachen. Klone erschienen, rannten sofort zügellos durch die Gegend und fuchtelten sich gegenseitig über den Köpfen herum, während sie versuchten, die Vögel einzufangen. 

 

„Ich krieg sie schon!“, schrien die Schattendoppelgänger im Chor. 

 

Chaos brach aus und zwang den alten Mann und seine Söhne unweigerlich dazu, einzuschreiten. Es war eine mehr als adäquate Ablenkung und erlaubte es Shikamaru, unbemerkt in den Lagerraum zu schlüpfen, während Neji weiterhin in der List mitspielte. 

 

„Naruto! Beruhige dich!“

 

„Auf keinen Fall! Sie werden mich tot picken!“
 

„Du Vollidiot!“, brüllte der Ladenbesitzer. „Sie sind vollkommen harmlos! Verschwinde!“

 

Es folgte ein verzweifelter Versuch, die Vögel und den hüpfenden Uzumaki zu fangen. Neji duckte sich unter dem Besen weg, den einer der Söhne des Mannes in Narutos Richtung schwang; der Schlag ging komplett daneben, als der Uzumaki nach unten sprang und sich selbst in der Masse seiner Klone verlor, um die Jagd in die Länge zu ziehen. Neji drehte sich inmitten des Chaos um die eigene Achse und spähte über das Meer wogender Körper und Aufregung zu dem Lagerraum.

 

Beeil dich, Nara.

 

Doch er musste nicht lange warten. 

 

Gerade, als der Ladenbesitzer einen melierten Farbton von überschäumenden Rot annahm, duckte sich Shikamaru unter dem Arm eines Klons hindurch und legte eine beruhigende Hand auf die Schulter des Mannes. Neji entging die subtile Bewegung von Shikamarus Fingern unter dem Hemdkragen des Mannes nicht, auch wenn er das Insekt nicht sehen konnte, das der Schattenninja dort platzierte. 

 

„Wir bringen ihn raus.“, sagte Shikamaru gelassen.

 

„Das macht ihr am besten jetzt sofort!“, fauchte der Mann und schüttelte Shikamarus Hand mit einem zornigen Blick ab. 

 

Neji nutzte die Gelegenheit, um sich auf den Ausgang des Ladens zuzubewegen. Und in dem Augenblick, in dem er das tat, barst Naruto aus dem Gewirr seiner Klone, die Arme nach vorn gestreckt wie ein blinder Mann, der durch die Dunkelheit stolperte und plärrte. 

 

„Nehmt sie weg!“

 

Er raste direkt an Neji vorbei und aus dem Laden und die Reihe zwitschernder Vögel flatterte hinter ihm her wie der Schwanz eines Flugdrachen. Die Klone trampelten hinterher und einige verpufften, als sie gegen den Türrahmen knallten. 

 

Nachdem das Geräusch donnernder Füße verklangen war, musterte Neji den angerichteten Schaden. Völlig geschockt starrte der Ladenbesitzer über das Chaos, bevor er zu dem Hyūga herumwirbelte. Neji wich einen Schritt zur Seite und bot einen entschuldigenden Blick an, während Chōji und Shikamaru versuchten, ein paar der zusammengebrochenen Regale wieder aufzurichten. 

 

Neji trat ein Stück nach vorn. „Ich möchte mich entschul-…“

 

Raus!“, knurrte der Mann und stach seine Pfeife scharf in Richtung Tür. „Ihr alle!“

 

Shikamaru legte das Regalbrett beiseite, das er in der Hand hielt und hob seine Hände in einer friedvollen Geste, bevor er sich mit Chōji zum Ausgang begab. 

 

Neji sah den Ladenbesitzer noch einmal entschuldigend an. „Wir werden für alle Schäden aufko-…“

 

„RAUS!“, schnappte der Mann.

 

Und Neji tat genau das; trat hinter Shikamaru durch die Tür und schloss sie hinter sich. Er zuckte zusammen und verzog das Gesicht, als er aus dem Inneren des Ladens hören konnte, wie ein weiteres Regal kollabierte; eine Reihe wilder Flüche folgte. 

 

„Ich glaube, er hat ein bisschen übertrieben.“, sagte Neji und runzelte die Stirn. 

 

„Was auch immer funktioniert, oder?“ Shikamaru zuckte mit den Achseln und schob den kleinen Behälter, den Kiba ihm gegeben hatte, zurück in seine Flakweste. 

 

„Ich glaube ehrlich gesagt, dass er gar nicht geschauspielert hat.“, kicherte Chōji und deutete dorthin, wo Naruto wie ein Wahnsinniger auf der Brücke auf und ab sprang.

 

Ein paar Tsubasa Shinobi waren stehen geblieben, um das Spektakel zu beobachten. Sogar die zurückhaltenden Kinder waren hinüber gelaufen, um über diese Idiotie zu giggeln, bevor sie von ihren perplexen Eltern weiter gezogen wurden. Neji runzelte die Stirn und suchte nach Kiba – den er am Ende der Brücke ausfindig machte, auf dem Boden liegend und sich selbst in einen Anfall lachend. 

 

Neji seufzte. „Idiot.“

 

Er hörte Shikamaru leise lachen; es war der raue, kehlige Klang, gegen den sich Neji sofort anspannen musste, um die Wärme niederzukämpfen, die er ihn ihm auslöste. Er lenkte sich selbst von dem Schattenninja ab, indem er sich auf Kiba konzentrierte, während sie sich näherten. 

 

„Steh auf, Inuzuka.“

 

Kiba hatte einen Arm um seinen Hund geschlungen und nutzte Akamaru als Stütze, während er sich den Bauch hielt und so stark lachte, dass er weinte. 

 

„Es…tut weh…“, krächzte Kiba zwischen Schnappen nach Luft und hysterisch giggelndem Zischen hervor. 

 

Neji schüttelte den Kopf und sah nach Unterstützung suchend zu Shikamaru. Doch der Nara zuckte nur mit den Achseln, lehnte sich mit er Hüfte gegen die Brücke und hob eine Hand an den Mund, um sein Schmunzeln mit den Fingern fortzuwischen. Neji musterte ihn für einen langen Moment; unfähig, sich über ihn zu ärgern, bevor er dem Blick des Schattenninjas zu Chōji folgte. 

 

Der Akimichi stand mit schwingenden Armen da und versuchte Naruto davon abzuhalten, eine tiefe Rille in den Gehweg zu schneiden, gemessen an der Geschwindigkeit, in der der Uzumaki auf und ab raste; seine orange gefiederten Belästiger hielten allerdings ohne Probleme mit ihm mit. 

 

„Wir sollten vielleicht auch den Vögeln für ihren Verdienst danken.“, sagte Shikamaru und legte den Kopf schief. 

 

„Fang das bloß nicht an.“, warnte Neji, doch seine Lippen drohten sich leicht nach oben zu biegen. 

 

Kiba zog sich mühsam auf die Füße und schnappte nach Luft. „Arrgh.“

 

„Geht’s dir besser?“, fragte Shikamaru flach und zog den Behälter aus seiner Flakweste, um ihn dem Inuzuka zurückzugeben.

 

„Oh Mann.“ Kiba wischte sich die Tränen aus den Augen und griff nach der Dose. „Das war verfickt nochmal unbezahlbar. Die Vogelbasierte Ablenkung - bester Schlachtplan überhaupt.“

 

„Hat dazu geführt, dass wir den Job erledigt haben, oder?“ Shikamaru zuckte mit den Achseln. „Schätze, wir warten einfach darauf, dass die Schmuggler die Fracht abholen. Dann lassen wir die anderen Käfer frei und sehen weiter.“

 

„Wie vereinbart.“, erwiderte Neji.

 

„Verstanden.“ Kiba grinste und beobachtete Narutos lächerliche Gestikulierungen, während der Uzumaki den schwarmführenden Vogel beschimpfte, der in Chōjis Händen gefangen war. 

 

Schon wieder begann der Inuzuka zu lachen und schlenderte hinüber, um eine weitere Runde verbaler Misshandlungen zu beginnen. Akamaru blieb bei Shikamaru und setzte sich still auf die Hinterpfoten, den Kopf zur Seite gelegt und auf Neji gerichtet. Dem Hyūga entging das Starren des Hundes und er konzentrierte sich stattdessen auf die rüden Beleidigungen, die zwischen den beiden energiegeladenen Shinobi hin und her flogen; sie lösten gedämpftes Giggeln bei den Tsubasa Kindern und ernste Blicke von unbeeindruckten Eltern aus.

 

Und hier verabschiedet sich Konohas Respektabilität…

 

„Schätze mal, dass wir auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck hinterlassen.“, sagte Shikamaru gedehnt, als hätte er seine Gedanken gelesen.

 

Neji schüttelte den Kopf und bereitete sich schon darauf vor, den Lärm ein für allemal zu unterbinden, als ein feuchtes Stupsen gegen seine Hand seine Aufmerksamkeit auf sich zog. „Hmn?“

 

Akamaru stierte zu ihm hinauf und winselte laut. 

 

Nejis Miene verdüsterte sich und er wollte einen Schritt zurückweichen. Doch in dem Moment, in dem er es tat, verklangen alle Geräusche, als wären sie auf einen Schlag hinter Watte gepackt worden und das Gesicht des Hundes verzerrte sich zu einem verschwommenen weißen Fleck. Neji fühlte, wie sich ein Übelkeit erregendes Drehen durch sein Inneres zog. Er wäre nach vorn gefallen, wenn Shikamarus Hand ihn nicht an der Schulter gepackt hätte. 

 

„Neji…“

 

Der Hyūga hörte deutlich die schwere Besorgnis in dieser Stimme und spürte, wie sie sich auch in dem Griff bemerkbar machte, der ihn vor einem peinlichen Kollaps bewahrte. Energisch verlagerte er ein wenig das Gewicht und testete vorsichtig seine Balance. Eine Welle aus Schwindel durchfuhr ihn und ihm wurde speiübel. Akamaru kam an seine Seite und lehnte sich als große weiße Stütze an ihn, die er zwar nicht wollte, aber ganz offensichtlich brauchte, als die Welt vor seinen Augen verschwamm und verwischte wie ein Aquarell. 

 

„Es geht mir gut.“, sagte er automatisch. 

 

Sein Fokus wechselte immer schneller zwischen klar und vernebelt und gestattete ihm gerade genug scharfe Wahrnehmung, um zu realisieren, dass sich Shikamaru bewegt hatte und jetzt direkt vor ihm stand. 
 

„Scheiße.“, wisperte Shikamaru bestürzt. 

 

„Was?“ Neji blinzelte und legte widerwillig eine Hand auf Akamarus Kopf, um sein räumliches Bewusstsein zu stabilisieren. 

 

„Du bist blau.“, sagte der Nara leise und packte erneut seine Schultern. 

 

Was?

 

„Blau?“ Neji blinzelte und begriff nicht den Sinn in diesen Worten, als sich seine Sicht endlich klärte und der Schwindel verging. „Ich bin nicht betrunken und Depression ist mit Sicherheit das letzte meiner Irritationen.“

 

„Nein.“ Shikamaru schüttelte den Kopf. „Deine Haut, Neji.“

 

Der Jōnin blinzelte und dann bemerkte er, dass die Augen des Naras starr auf seine Lippen fixiert waren. Eine scharfe Falte stanzte sich zwischen Nejis Augenbrauen, als er sie zusammenzog und er hob eine Hand zu seinen Lippen; stoppte aber mitten in der Bewegung, als sich sein Blick auf seine Fingerspitzen richtete. Sie waren dunkel verfärbt; alle Farbe seiner Haut war einem gräulichen Blau gewichen. 

 

Verdammt.

 

Akamaru winselte erneut.

 

Dann spürte er, wie Shikamarus Daumen zaghaft über sein Schlüsselbein strich. „Sprich mit mir, Neji.“

 

Er muss gehen…jetzt…

 

Energisch zerrte Neji eine Maske über sein Gesicht, so hart wie seine Stimme. „Lass mich los und lenke die anderen ab.“

 

„Auf keinen Fall.“

 

„Ich treff dich später im Krähennest. Dreh dich um und fang einfach an zu laufen.“, sagte Neji sehr ruhig, auch wenn sich sein Inneres genauso kalt anfühlte wie seine Finger. „Mach es jetzt!“

 

„Verdammt Neji.“, grollte Shikamaru und Neji spürte, wie sich diese schlanken Finger schon beinahe schmerzhaft hart in seine Schulter krallten. „Dein Stolz wird dich noch umbringen.“

 

„Er wird dich zuerst umbringen, wenn du jetzt nicht anfängst zu laufen.“ Neji wartete gar nicht erst darauf, die Wirkung dieser kalten Worte zu beobachten und entriss seine Schulter Shikamarus Umklammerung. „Geh!“

 

Der Schattenninja bewegte sich nicht. 

 

Mit einem vernichtenden Ausdruck zuckten Nejis Augen nach oben und er beging den vertrauten Fehler, dem Blick des Nara zu begegnen. Ebenso scharf wie eine Rasierklinge drohten diese dunklen Augen die Stränge der Entschlossenheit zu zerschneiden, die seine Maske fest an ihrem Platz hielt. Doch was Neji noch viel mehr traf, war das seltsame Stirnrunzeln; viel zu weich, um zornig zu sein. 

 

Gott, geh…

 

„Dreh dich um und lauf los.“, sagte er noch einmal, doch sanfter diesmal, trotz seines wachsenden Gefühls von Dringlichkeit. „Geh!“

 

Der besorgte Ausdruck verschwand, bevor Shikamaru sich bewegte; er fiel vom Gesicht des Schattenninjas und ließ es leer und unleserlich zurück. Ein Anblick, den Neji nicht hoffen konnte zu dechiffrieren. Doch bevor er es auch nur versuchen konnte, drehte Shikamaru ihm den Rücken zu. 

 

„Bring mich nicht dazu, dir nachzujagen, Hyūga.“, sagte er leise und die Worte schwebten über seine Schulter. „Das nervt.“

 

Neji fühlte, wie seine Maske verrutschte und seine Stimme drohte aufzutauen und zu zittern. „Das wirst du nicht müssen. Und jetzt geh.“

 

Bitte geh…

 

Shikamaru drehte leicht den Kopf, ohne vollständig über die Schulter zu sehen. 

 

Er verharrte lange genug auf diese Weise, dass Neji schon befürchtete, der Schattenninja würde nicht das tun, was er als nächstes tat.

 

Er lief davon.

 

 __________________

Uiii, mal wieder ein Kapitel, in dem doch relativ viel passiert und offen gelegt wird, wie ich finde, oder wie seht ihr das? ;) Auf jeden Fall sind noch mehr "Aha-Momente" auf dem Weg (Hoffe ich zumindest, dass es auch so rüberkommen wird :D) Ich hoffe sehr, dass euch das Kapitel gefallen hat, über ein paar Meinungen würde ich mich wieder sehr freuen! <3
 

Vielen Dank wieder für die schönen Reviews!! <3



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Scorbion1984
2021-05-08T18:30:57+00:00 08.05.2021 20:30
Naruto ist wirklich gut darin Unruhe zu stiften, obwohl ich glaube seine Abneigung gegen diese Vögel ist wirklich echt .
Trotzdem stellte ich es mir bildlich vor und musste schmunzeln .
Wieder war es Akamaru der gemerkt hat das es Neji nicht gut geht .
Ist es nun soweit das Sie Neji behandeln müssen .

Antwort von:  _Scatach_
10.05.2021 21:44
Ha, ja das kann unser Uzumaki auf jeden Fall sehr gut! ;) Aber so wirklich gespielt ist seine Abneigung gegen die Vögel wirklich nicht.
Freut mich, dass dir die Szene gefallen hat! ;)

Es wird auf jeden Fall ernster um Neji, ja :/
Von:  SasukeUzumaki
2021-05-08T18:10:13+00:00 08.05.2021 20:10
Hey Scatach :-D

Hahaha ich schmeiß mich weg, Naruto und die Vögel einfach geil. Richtig lustig und ich konnte mir die Szene echt gut vorstellen und muss immer noch grinsen wenn ich daran denke.

Oioioi ist es jetzt soweit? Müssen Sakura und Hinata den Eingriff vornehmen? Ooooooh man ich bin so gespannt wie es weiter geht.

Auf jedenfall wieder ein mega Kapitel.

Mach weiter so <3

Liebe Grüße

SasukeUzumaki
Antwort von:  _Scatach_
10.05.2021 21:43
Huhu :)

Ha, freut mich, dass dir das mit Naruto so gut gefallen hat! ;) Ein bisschen Humor muss zwischendurch ja auch mal sein!

Ja, es wird auf jeden Fall immer ernster :/

Vielen Dank wieder für deinen lieben Worte und deine Unterstützung!! <3
LG
Scatach


Zurück