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Midnight at Mio

Sasuke x Sakura
von

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Sweetheart

„Wann willst du mir endlich sagen, was los ist?“, fragte Naruto nach kurzem Schweigen und Sasuke, der die ganze Zeit einen gelben Tennisball an die gegenüberliegenende Wand warf, der Ball einmal auf dem Boden aufsprang und Sasuke ihn wieder auffing, drehte sich langsam über seine Schulter zu seinem besten Freund.

„Sasuke…“

„Ich hab dich gehört. Ich bin nicht taub.“

„Aber mies drauf?“

In der Art wie Sasuke ein „Hn“ knurrte, konnte Naruto ablesen das er wütend war. Denn Sasuke hatte in dem Moment viele Ähnlichkeiten mit einem großen, schwarzen Puma, der darauf wartete seine Beute zu erlegen.

„Als du gesagt hast, ich soll vorbei kommen…“

„Ich habe dich nicht hergebeten. Du bist von alleine hier aufgetaucht, Naruto.“

Naruto atmete tief durch und ließ sich auf die andere Seite des Sofas fallen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Meine Telefonliste hat mir etwas anderes gesagt. Im Ernst Sasuke, ich habe sieben Anrufe und fünf gelöschte Nachrichten von dir auf dem Handy. Also ich frage dich noch einmal. Was verdammt ist los mit dir? Seit einer Woche sieht und hört man nichts mehr von dir! Du hast dich in noch mehr Arbeit gestürzt, als würdest du sonst den ganzen Tag nur Däumchen drehen. Dabei solltest du ein breites Grinsen im Gesicht tragen, bei dem was ich so über dich und…“ Weiter kam er nicht. Mit einem tiefen Brummen schnitt Sasuke ihm das Wort ab. Der Ball flog weiterhin gegen die Wand.

„Lass es gut sein Naruto. Ich hätte dich nicht anrufen sollen. Du kannst wieder gehen.“ Er wollte den Ball auffangen, als er höher zurückprallte und Sasuke ihn knapp verfehlte und an seinen Finger vorbei glitt und der Ball mit einem leisen Aufprall hinter ihnen auf dem Parkett landete. Frustriert ließ der Uchiha die Hand sinken.
 

Hinata hatte ihm ungewollt von dem Date zwischen seinem besten Freund und Sakura erzählt. Er hatte schon länger das Gefühl, dass der Uchiha nicht ganz ehrlich zu ihm war, aber er konnte es sich bis dahin nicht erklären und dachte, dass es etwas mit Karin zu tun haben könnte, die seit einigen Wochen extrem unangenehm war. Das aber Sasuke Interesse an Sakura hatte, überraschte den Uzumaki doch, da er die Beziehung zwischen den Beiden eher als angespannt empfand. Vielleicht war er aber auch einfach nicht so aufmerksam gewesen, seit er mit Hinata zusammen war und seine Gedanken die meiste Zeit um die hübsche Hyuga kreisten. Andererseits war Sasuke kein offenes Buch was seine Gefühle und Gedanken betraf und er seltenerweise offen mit seinen Gedanken hausieren ging.

„Ich weiß von der Sache zwischen dir und Sakura. Eine Tatsache die dich doch eigentlich beflügeln sollte?“

Sasuke warf ihm einen vielsagenden Blick zu und stützte anschließend die Ellenbogen auf die Knie. „Bis auf die Tatsache, dass ich letzte Woche mit Karin geschlafen habe.“, knurrte er kleinlaut und konnte Unglaube, Wut und Verwirrung in Narutos Blick erkennen.

Fahrig strich sich Naruto durch die Haare und legte die Füße auf dem kleinen Beistelltisch vor sich ab. „Oh! Wie konnte das denn passieren?“

„Mit ihrer Zunge tief in meinem Mund. Wir hatten diesen Termin in Detroit und ich musste kurzfristig für Itachi einspringen, und nach dem Meeting sind wir mit dem Sponsor noch etwas trinken gegangen. Ich weiß nicht, was für Zeug das war was wir getrunken haben, aber es hat mich in einen gehörigen Superheldenstatus gehoben und du weißt, wie aufdringlich Karin sein kann.“ Sasuke verschränkte die Arme vor der Brust und bließ sich fast wütend eine Haarsträhne aus den Augen.

„Du bist echt der gefühlsbehindertste Mensch den ich kenne.“

„Herzlichen Dank. Dann geh und suhle dich in deiner eigenen Vollkommenheit.“

„Alter, beruhig dich doch mal und raste nicht sofort aus, aber ich muss es dich jetzt fragen.“ Naruto zögerte. „Haben du und Sakura…“

„Nein“, antwortete Sasuke knapp und mied es weiterhin den Uzumaki in die Augen zu schauen.

„Aber du magst sie?“ Narutos Augenbraue sprang nach oben, als er auf eine Antwort seines besten Freundes wartete. Sasuke hob den Kopf, die schwarzen Haare fielen ihm lose ins Gesicht und er suchte den Blickkontakt mit Naruto.
 


 

„Ich kann nicht glauben, dass ihr mich tatsächlich dazu überredet habt.“

„Glaub mir Sakura, dass tun wir auch nicht!“, grinste Ino, die kopfüber auf Sakuras Couch lag, den Kopf über der Kante, sodass ihre langen blonden Haare wie ein Fächer auf dem Teppich lagen. Auf ihrem Bauch lag eine Zeitschrift.

„Ich überlege schon die ganze Zeit, was ich anziehen werde“, grunzte Hinata amüsiert und wackelte prüfend mit ihren Zehen, deren Nägel sie rot lackierte.
 

Es war Samstagabend und Hinata hatte dafür gesorgt, dass sich die Frauen heute einen netten Abend machten, nachdem Sakura gestern wütend aus dem Konferenzraum nach dem Meeting mit Sasuke und Itachi gerauscht war und Hinata sich so sicher wie das Amen in der Kirche war, dass es etwas mit Sasuke zu tun haben musste. Als Naruto von seinem Treffen mit dem Uchiha wieder kam, war er kreidebleich und verlor keinen Ton über das Geschehene.

„Wen wirst du einladen?“, fragte Ino, drehte sich auf den Bauch und das Magazin klatschte auf den Fußboden. Es offenbarte einen Artikel mit der Überschrift Was dein Lieblingsdino über dich aussagt.

Sakura lehnte sich zurück, darauf bedacht ihre Gesichtsmaske nicht an die Sofalehne zu schmieren, zog an ihrem Strohhalm und zählte an der Hand auf. „Naja du und Hinata. Dann wäre da noch Naruto. Meine Schwester und ihr Mann. Shikamaru und Temari natürlich. Gaara und Sasuke. Wobei ich mir bei letzterem nicht sicher bin, ob das so eine gute Idee ist.“

Ino legte den Kopf schief, während Hinata schwer schluckte.
 

„Wisst ihr…nach dem Date haben wir die ganze Woche danach jeden Tag irgendwie Kontakt gehabt. Ob nur eine E-Mail oder Nachrichten geschrieben. Aber dann plötzlich, “ Sakura hob die Hand und schnipste mit dem Finger zur Untermauerung ihrer Worte. „Peng! Habe ich seit letzter Woche nichts mehr von ihm gehört. Gestern Nachmittag wollte ich wissen was sein Problem ist und dann ist er wieder in seinen bescheuerten Arschlochmodus zurück gefallen und hat bis auf ein ‚Hn‘ und konfuse andere Dinge nichts gesagt.“ Wütend knallte sie ihren Drink auf den Tisch und verschränkte die Arme, fast trotzig, vor ihrer Brust.

„Irgendeine Macke haben die heißen Typen doch immer.“ Startete Ino den Versuch ihre Freundin zu beschwichtigen.

„Aber er kann mir doch einfach sagen, wenn er doch kein Interesse mehr hat. Ist ja jetzt nicht so als würde ich nach einem Date sofort Heiratsgedanken haben. Gut, vielleicht würde es hin und wieder einen gemeinen Spruch und ein paar tödliche Blicke geben, aber das war es dann auch.“

„Vielleicht hat er gerade davor Angst?“, vermutete die Yamanaka und zwirbelte eine Haarsträhne um ihren Finger.

„Das glaube ich nicht. Sasuke konfrontiert eigentlich ziemlich gerne und soweit habe ich ihn mir in den letzten Jahren schon erzogen, dass er niemanden ghostet.“

„Oh Gott! Denkst du er ghostet mich?“ Erschrocken richtete Sakura sich auf und spielte mit dem Gürtel ihres grauen Bademantels.

„Hinata, mach was! Ich glaube sie dreht gleich durch“, flüsterte Ino ihr zu und setzte sich mit überkreuzten Beinen auf.

„Was? Wieso ich?“

„Weil du die ruhige Stimme der Vernunft bist und sie auf dich hören wird.“

Die Hyuga seufzte.

„Das war nicht böse gemeint.“, erklärte Ino.

„Danke.“
 


 

Eine laut sirrende Kettensäge durchtrennte gerade mit einem metallischen Laut Sehnen, Knochen und Muskelstränge einer schreienden Blondine. Blut spritzte an die Wände und lief dickflüssig in dünnen Linien auf die weißen Fliesen.

Gelangweilt griff Naruto in die Tüte Doritos, schob sich eine Handvoll in den Mund und streckte seine Beine aus.

Gaara beobachtete das Filmgeschehen nur halbherzig. Er hatte diesen Film gefühlt schon tausend Mal gesehen. Mittlerweile beherrschte er den halben Text und hatte sogar einige Fehler gefunden, wie ein im Hintergrund auftauchendes Mikrofon. Zwar nur kurz und klein, aber es war da. Gaara vermutete, dass Sasuke sogar schon eingeschlafen war. Er lag etwas schief auf der Couch, die Arme verschränkt und den Kopf auf der Schulter ruhend.
 

„Was macht Hinata heute?“, durchbrach er die Klänge der Kettensäge und schaute erwartungsvoll zu Naruto, der seinen Essvorgang unterbrach.

„Die ist mit Sakura und Ino irgend so ein Frauending machen. Keine Ahnung. Die Quatschen bestimmt bis in die Nacht hinein und feilen sich die Nägel oder was auch immer man da so macht.“ Er zuckte belanglos mit den Schultern.

„Und was ist mit unserem Herzblatt hier los?“ Gaara deutete mit einem Kopfnicken in Richtung des schlafenden Uchihas. „Er ist ja sonst auch nicht der Gesprächigste, aber in den letzten Tagen scheint es, als wäre er in tiefe Konfusionen gestürzt.“

„Ich kann euch hören, ihr Spinner“, nuschelte Sasuke mit einem tiefen Brummen, öffnete aber nicht die Augen.

„Halleluja! Es spricht.“ Gespielt erfreut warf Gaara die Hände in die Höhe.

„Ich will einfach meine Ruhe und ihr beide habt euch gegen meinen Wunsch einfach selbst hier her eingeladen. Also haltet die Klappe!“

„Scheinbar, sonst würde ich nicht fragen. Also, warum tauchst du seit Tagen in deiner Wohnung ab?“

„Verschwinde Sabakuno!“

„Sasuke, du kennst mich gut genug.“

„Ja, dich und deine beschissenen Psychotricks. Als würde ich mich mit Hinata unterhalten. Die macht das genauso. Geh und lass dich von jemanden anderen anbeten.“

Gaara setzte sich auf und drehte die Bierflasche in seiner Hand umher. „Du weißt, ich mache nichts lieber, aber dir zuliebe mein Guter, werde ich meine persönlichen Bedürfnisse zurück stellen.“

Sasuke lachte rau und stülpte sich die Kapuze seines Pullovers über den Kopf. „Ich habe mit Karin geschlafen.“

Gaara wartete auf die Pointe und als nichts kam, sah er sich um, als wäre er auf der Suche nach etwas. „Okay, komm! Wo sind die Kameras? Was ist jetzt Sache?“

„Hey, hey. Du wolltest mein Problem hören und da ist es.“

„Ein Problem ist Definitionsgemäß ein Zustand deren Lösung mit Schwierigkeiten verbunden ist und der Lösungsweg offen bleibt.“ Er gestikulierte wild mit den Händen und warf Naruto einen Blick zu, der ihm sagen sollte, dass er sich gefälligst am Gespräch zu beteiligen hatte. Der zuckte hilflos mit den Schultern, seufzte schwer und stoppte mit der Hand Chips, bevor sie seinen Mund erreichten.

„Er hatte eine Woche vorher ein Date mit Sakura“, erklärte der Uzumaki die fehlende Information und Sasuke gab einen zischenden Laut von sich, den die beiden Männer ignorierten.

„Oh!“ War alles, was der Sabakuno von sich gab und resigniert zurück in die Kissen sinken ließ, ehe eine grüblerische Miene auf seinem Gesicht auftrat, die sich sekundenbruchteile später wissentlich erhellte. „Oh. Oh!“

„Was ‚oh oh‘?“, fauchte Sasuke gefährlich und in diesem Moment kapierte er, dass Gaara ihn verarscht hatte. Seine dunklen Augen kniffen sich zu. „Du und deine beschissenen Psychospielchen! Ich hasse das! Arrghh!“
 


 

Sakura nahm den Lappen aus dem, mit warmen Wasser gefüllten, Eimer und wischte den Tisch vor sich ab. Ihr Kopf schien jeden Moment zu explodieren. Sie hatte versucht mit einer ordentlichen Ladung Make Up ihr blasses Gesicht zu kaschieren und etwas Farbe auf ihre Wangen zu bringen. Doch sie fühlte sich exakt so wie der ausgedrehte Lappen in ihrer Hand.

Innerlich verfluchte sie den Uchiha, dass sie sich wegen ihm gestern Abend in eine andere Dimension getrunken hatte und heute die Rechnung dafür bekam. Sie schlief bis kurz nach Eins, ihre Augen waren so dick wie Traktorreifen und ihr Kopf feierte seine eigene Party.

Dieser blöde Arsch!

Und zu allem Überfluss hatte sie ihrem Vater versprochen heute Nachmittag für einen großen Geburtstag mit zu kellnern, da zwei seiner Angestellten krank waren und Ino allein es nicht schaffte jede Person gleichzeitig zu bedienen. Ihr einziger Trost war, dass Shikamaru dieses Mal auch her halten musste und das entgegen seines sonstigen Bewegungsradius an einem Sonntagnachmittag mit jeder Menge Bewegung einherging.
 

In Trance ging sie mit ihrem Eimer von Tisch zu Tisch und entfernte sämtliche Flecken und Spritzer, die durch die Tischdecken hindurch entstanden waren. Die dunkle Aura, die wie Tentakeln um sie schlug, spürte sie nicht einmal.

Ihr Vater, der hinter der Theke stand beobachtete seine Tochter verwirrt und richtete seine unausgesprochene Frage an Shikamaru, der mit einem Tablett Gläser kam und sie in das Spülbecken räumte.

„Warum ist sie so schlecht drauf?“, flüsterte Kizashi dem Nara zu und wechselte den Zapfschlauch am Bierfass.

Shikamaru, der Spülmittel ins heiße Wasser kippte überlegte, was für eine Ausrede jetzt die Beste Idee war. Unschuldig zuckte er mit den Schultern. „Ich glaube sie ist einfach so schlecht drauf, weil doch bald mein Umzug ansteht“, log er und schaffte es nicht dem Haruno in die Augen zu schauen. Es fühlte sich an, als würde er seinen eigenen Vater belügen. Kizashi schien die Lüge zu glauben, denn er stellte keine weitere Frage. Mit einem väterlichen Blick wandte er sich Shikamaru zu. „Ach mein Junge. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht einfach so zu gehen? Du hättest doch mit uns allen reden können. Wir hätten sicher eine Lösung gefunden.“

Shikamaru konnte nur mit größter Mühe dem Mann in die Augen schauen. Diese Frage hatte er sich die letzten Tage ebenfalls häufig gestellt. Wie konnte er einfach alles so schnell hinschmeißen, ohne überhaupt richtig gekämpft zu haben? Er hatte sogar schon in San Francisco nachgefragt, ob ein Ausstieg noch möglich war, aber eine entschiedene Absage, dass dies keine Option war, brachte ihn keinen Schritt weiter. Egal was käme, er würde nach San Francisco ziehen müssen und die zwei Jahre dort seine Arbeit erledigen.

Er griff zu einem Bierglas und der Spülbürste und reinigte das Glas gewissenhaft. „Ich weiß. Tut mir leid.“

„Du brauchst dich nicht bei mir entschuldigen oder rechtfertigen.“, antwortete er mit einem tröstlichen Unterton in der Stimme.

„Ich weiß. Aber ich schaffe es nicht, mir selber zu verzeihen. Wie konnte ich nur so bescheuert sein? Ich meine, ich habe vollkommen vergessen wie viele Menschen ich an meiner Seite habe und dachte ich muss allein mit dieser Situation klar kommen.“ Er zögerte kurz. „Aber ich war nie allein.“ Sein Blick wanderte zu Sakura, der er in den letzten Wochen zu oft vor den Kopf gestoßen hatte. Er dachte an seine Eltern. Kizashi. Sayo und Kyle. Ino. Und auch Temari hatte nie vor ihn zu verletzen und jetzt wurde er das Gefühl nicht los, dass ihre Beziehung ein Ablaufdatum hatte und all seine Optionen alles wieder in das richtige Gefüge zu schieben, waren aufgebraucht.

„Ach Kleiner. Am Ende wird alles zusammen kommen, was auch zusammen gehört. Du weißt, dass du wie ein Sohn für mich bist. Wenn es etwas gibt, das ich für dich tun kann, kannst du immer kommen. Dein Vater und deine Mum werden auch immer hinter dir stehen.“ Er klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter und Shikamaru schluckte den Kloß in seinem Hals herunter.

„Sakura hat jemanden kennengerlernt oder? Letzte Woche war sie bei mir und ist fast auf Wolken geschwebt und diese Woche habe ich Angst sie auch nur anzusprechen.“ Kizashi folgte mit seinem Blick Sakura, die gerade einen Lappen auswringte.

„Es ist alles etwas kompliziert.“

„Ja, das sehe ich. Du passt auf sie auf? Zu mir wird sie nicht kommen, ich bin ihr Vater und habe grundsätzlich etwas dagegen, wenn sie einen Mann mitbringt.“ Er lachte rau und polierte das Glas in seinen Händen weiter.

Shikamaru schmunzelte über den väterlichen Beschützerinstinkt und schwor sich ein ernstes Wörtchen mit Sasuke zu sprechen.
 


 

Ausgelaugt schloss er die Wohnungstür hinter sich, kämpfte sich aus seinen Schuhen und warf achtlos seine Jacke auf die Kommode neben der Eingangstür. Es war kurz nach 22 Uhr, als er bei Temari ankam. Sie hatte ihm bereits vor zwei Wochen einen Wohnungsschlüssel gegeben.

Aus dem Wohnzimmer schien ein warmes Licht, ansonsten war es still in der Wohnung. Er lehnte sich lässig in den Türrahmen, die Arme locker vor der Brust verschränkt und ein warmes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Temari lehnte, mit einem Buch auf dem Schoss, auf der Couch. Den Mund leicht geöffnet, der Kopf zur Seite gefallen und ihr Brustkorb bewegte sich im gleichmäßigen Rhythmus. Sie schien schon eine Weile zu schlafen, denn ihre linke Gesichtshälfte zierte den Abdruck eines Kissens. Auf leisen Sohlen schlich sich Shikamaru hinter die hübsche Blondine, beugte sich hinab und gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange. Ein genüssliches Seufzen entfloh aus der Kehle von Temari.

Er strich ihr die Haare aus dem Nacken und streichelte vorsichtig die weiche Haut. Gänsehaut überzog ihren Körper.

„Nicht aufhören“, säuselte sie wohlig, war aber nicht bereit die Augen zu öffnen.

„Du wolltest wohl nicht ins Bett?“ Er kraulte sie weiterhin und grinste über ihren kindlichen Trotz.

„Wollte auf dich warten. Wie wars?“ Ihre Stimme klang belegt und kratzig.

„Ganz gut. Bin aber trotzdem echt fertig. Da waren so alte Opis, die einen Schnaps nach dem anderen weggebechert haben und ich teilweise nicht hinterher kam.“

Sie kicherte. „Und was macht Sakura?“ Langsam kamen ihre Sinne wieder zusammen und widerwillig öffnete sie Augen.

„Ich sag’s mal so. Zwischenzeitlich hätte ich mir ein Aufnahmegerät gewünscht und das Geräusch von Peitschenhieben abgespielt.“

Temari grinste und klemmte das Lesezeichen in ihr Buch, bevor sie es auf dem Tisch zur Seite legte.
 

Beide schwiegen einen Moment. Nach wie vor lag die unausgesprochene Frage in der Luft, wie es mit ihnen weitergehen sollte, wenn Shikamaru fort war. Weder Temari, noch Shikamaru wollten den Frieden und die Behutsamkeit, die zwischen ihnen lag, zerstören. Sie wussten, dass sie es verdrängten.

„Hat Sakura dir auch schon die Einladung geschickt, für ihren Geburtstag nächste Woche?“, lenkte Temari das Thema auf ein freudigeres Ereignis.

Der Nara stützte die Ellenbogen auf der Sofalehne ab und grinste. „Selbstverständlich.“

„Ich habe mich heute mit Sasuke getroffen und ihm gesagt, dass er seinen Scheiß zusammen kriegen soll und mit Anwesenheit glänzen soll.“

„Hat er dir gesagt, weshalb er sich so distanziert hat?“

Sie schüttelte den Kopf, bevor sie antwortete. „Nein. Er hat sich mit viel Arbeit rausgeredet. Aber ich bezweifel das er mir die ganze Wahrheit gesagt hat.“ Sie winkelte die Beine an und legte die Arme auf die Knie, drehte sich zu Shikamaru um und blickte in tiefes Stirnrunzeln.

„Was denkst du?“

„Keine Ahnung. Uchiha ist mir noch immer ein Mysterium, es wundert mich ehrlich gesagt auch was Sakura in ihm sieht.“

„Sasuke ist manchmal etwas schwierig. Er hatte es aber auch nicht immer einfach. Ich will ihn nicht in Schutz nehmen, aber wenn man einmal hinter seine Fassade geblickt hat, merkt man, dass er einer von den Guten ist. Ich verstehe, was Sakura in ihm sieht und kann es ihr nicht verübeln, dass sie sich in ihn verknallt hat.“

„Du denkst, sie hat sich ihn in verliebt?“

Temari schmunzelte über die Unwissenheit ihres Freundes. „Oh my sweet summerchild. Etwas anderes würde ihre momentane Laune doch gar nicht erklären. Und wir waren nicht dabei, wenn sie sich privat nur zu zweit getroffen haben. Und wie ich es dir eben schon erklärt habe. Sasuke würde niemals etwas tun, um jemanden der ihm wichtig ist, mit Absicht zu verletzen.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ach ja Sasuke und sein unaufhörlicher Trieb seine DNA in der Welt zu verteilen 🤷🏼‍♀️
Und ich wollte schon die ganze Zeit das GoT Zitat einbauen, aber es hat nie gepasst. 😅
Ansonsten war es ja doch ein eher ruhigeres Kapitel für zwischendurch.
Lasst gerne eure Meinung da. 😉

Beste Grüße Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  running
2021-05-15T11:33:02+00:00 15.05.2021 13:33
Hey :)

Sasuke ist ein Idiot. Sorry etwas netteres fällt mir nach dem Lesen dazu einfach nicht ein. Aber ich lieb's wie du es beschrieben hast und man die Gedanken und Gefühle von Sasuke und Sakura nachvollziehen kann. Schade das es nicht einfach so zwischen den beiden funktionieren kann.
Und dann habe ich nach wie noch Temari und Shikamaru im Kopf, die ja leider auch noch nicht ihr Happy End haben.

Freue mich schon auf das nächste Kapitel.
Lg
Von:  swe
2021-05-11T17:40:59+00:00 11.05.2021 19:40
okay. wow. Du hast es geschafft ... ich bin völlig perplex und habe damit nicht mal im Ansatz gerechnet. Schreibtechnisch und für die Dynamik ist das ein wirklich cleverer Schachzug von dir und bringt nochmal ordentlich Schwung in die Sache. Für mich als Leserin? Heftig. Mir tut Sakura total leid und alleine wieder du das schon wieder rüberbringst, wie es ihr und auch Sasuke geht ist großartig, aber tut auch irgendwie weh. Wenn Sakura das erfährt, wird es sie garantiert verletzen einfach weil es Karin ist.

ich bin so neugierig auf das nächste Kapitel und habe gleichzeitig Angst ^^
Antwort von:  FriePa
15.05.2021 13:30
Hallöchen :)

Es freut mich sehr das ich nochmal überraschen konnte. Tatsächlich war das so nie geplant, aber während des Schreibens hat sich diese Idee irgendwie in meinem Kopf manifestiert.
Sakura tat mir auch dauerhaft Leid während des Schreibens, denn wenn wir ehrlich sind wird sie es erfahren... Auf welche Art und Weise verrate ich an dieser Stelle natürlich nicht 😉
Das nächste Kapitel wird allerdings eine kleine Wendung haben, sodass ich dir vorerst deine Angst nehmen kann. Aber ich kann nicht versprechen wie lange 🤭😉

Beste Grüße
Von:  Sunny_
2021-05-11T05:06:36+00:00 11.05.2021 07:06
Sasuke ist, wie hast du so schön geschrieben, echt gefühlsbehindert. Was denkt er denn, wird Karin machen wenn sie das nächste Mal auf Sakura trifft? Oh man! Ich bin echt schwer enttäuscht von ihm. Dachte wirklich er hat seinen Scheiß auf die Reihe gekriegt und dann sowas...
Antwort von:  Sunny_
11.05.2021 07:08
Und dann noch der dunkle Schatten der über Temari und Shikamaru schwebt. Ich habe echt gehofft das alles irgendwie ein gutes Ende nimmt, aber momentan schaut es düster aus. Bin gespannt wie du das am Ende alles zusammen machst. 😁
Antwort von:  FriePa
15.05.2021 13:27
Oh ja. Sasuke hätte es einfach lassen sollen. Macht man einfach nicht, wenn man an jemand anderen Interesse hat. Egal wieso, weshalb, warum.
Bin schon auf die Reaktion für das nächste Kapitel gespannt. 😉
Beste Grüße
Von:  Kathi140187
2021-05-10T21:17:49+00:00 10.05.2021 23:17
Ich bin von sasuke enttäuscht, auch wenn sakura und er nicht zusammen sind aber wenn man an wem interesse hat wird man nicht bei einer anderen weich egal wie sie ihm auf die Pille rückt .. und wenn er Karin echt so nervig findet würde er keinen hoc... bekommen. Fliegt eh alles auf Karin wird sakura das brühwarm erzählen.. ich liebe sasuke echt mein Lieblings Charakter aber das würd ich ihm nicht durch gehen lassen.
Antwort von:  FriePa
15.05.2021 13:26
Ja, während des Schreibprozesses musste ich auch permanent an Sakura denken, wenn sie davon erfährt und wie sehr es das Vertrauen zwischen den beiden so erschüttern wird.
Im nächsten Kapitel wird es eine, ich sage mal, dezente Überraschung geben in dieser Hinsicht. 😉
Von:  Scorbion1984
2021-05-10T19:24:47+00:00 10.05.2021 21:24
Mistkerl und nun plagt ihn das schlechte Gewissen.
Wenn ihm wirklich was an Sakura liegt muss er ihr wohl reinen Wein einschenken.
Wie heißt es so schön, der Wille ist da aber das Fleisch ist schwach .
Ich bin ja nicht schadenfroh, aber hoffentlich macht sie ihm die Hölle heiss .
Antwort von:  FriePa
15.05.2021 13:25
Oh ja, den Spruch hatte ich während des Schreibens auch im Kopf. 🤭😉
Das nächste Kapitel wird allerdings einige überraschen, ob positiv oder negativ kann ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten.

Beste Grüße


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