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Midnight at Mio

Sasuke x Sakura
von

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Norway

Sakura saß mit angewinkelten Beinen in dem teuer aussehnenden, cremefarbenen Sessel, spielte mit einer Haarsträhne und mied es Sasuke in die Augen zu schauen. Nach dem wahrscheinlich besten Kuss ihres Lebens konnte sie sich nicht überwinden das Büro zu verlassen und die Blicke anderer Menschen auf sich zu spüren. Sasuke ließ sein Handy sinken, auf dem er seit geraumer Zeit herumtippte und legte die Füße auf den Tisch.

„Irgendwann wirst du dieses Büro wieder verlassen müssen.“

„Naja, ich bin nicht wählerisch. Ich finde sicher ein nettes Plätzchen auf dem Fußboden.“

„Shikamaru wird dich auch hier finden.“

„Nicht, wenn du ihn anlügst.“

„Warum sollte ich das tun? Herrgott Sakura, jeder halbwegs normal denkende Mensch hat mitbekommen wie du in mein Büro gestürmt bist und mich angeschrien hast.“

„Ich habe nicht geschrien!“, zischte sie.

„Nein, du hast nur in einer Frequenz gesprochen, die nur von Hunden gehört wird.“

„Ich dachte wir hätten diese Streiterei hinter uns gelassen.“ Sakura warf ihm einen Dackelblick entgegen und Sasuke rollte mit den Augen.

„Such verdammt nochmal nach ihm und klärt euren Scheiß! Irgendwann wirst du auch wieder zur Arbeit müssen.“

Sakura kniff die Augen zusammen und schmunzelte selbstgefällig. „Mein Boss hat mir zufällig ins Ohr geflüstert, dass er mich ganz nett findet. Es gab sogar einen Kuss. Ich denke, ich habe ganz gute Chance einem Anschiss zu entkommen.“ Sie streckte ihm die Zunge entgegen und rutschte tiefer in den Sessel.

„Sehr erwachsen Sakura.“

„Du wirst übrigens auch irgendwann dieses Büro wieder verlassen müssen“, machte sie ihn auf den gemeinsamen Umstand aufmerksam.

Sasuke legte das Handy weg. „Verdammt.“
 


 

Sakura lugte vorsichtig um die Ecke, als sie die Bürotür von Sasuke öffnete. Dieser gab hinter ihr ein lautes, gereiztes Stöhnen von sich und schob sie über die Türkante. Mit einem großen Schritt folgte er ihr. Sakura zog sich den Schal so hoch wie möglich ins Gesicht, um nicht erkannt zu werden. Sie fühlte sich wie eine Verbrecherin, als sie langsam aus dem Büro schlich, ihre Tasche vor sich wie einen Schutzschild.

„Hinata“, flötete Sasuke lautstark hinter ihr und Sakura zuckte heftig zusammen, als die hübsche Hyuga sie mit einem durchschauenden Blick musterte, während Sakura peinlich berührt zur Seite schaute, eine Grimasse zog und sich zischend zu dem Uchiha umdrehte.

„Judas!“, fauchte Sakura und sah zu so viel Abstand wie möglich zwischen sich und Sasuke zu bringen.

Vorsichtig sah sich Sakura in dem offenen Empfang um, als erwarte sie tuschelnde, aneinander gesteckte Köpfe, die sie verurteilend ansahen. Doch niemand interessierte sich für sie. Ihr Körper entspannte sich augenblicklich und ihre Schultern fielen nach unten.

„Hast du etwas von meinem bezaubernden Freund Naruto gehört? Wir sind heute zum Fußballspielen verabredet, aber bisher hat er nichts von sich hören lassen.“, fragte Sasuke an Hinata gewandt, die sich auf ihrem Stuhl zurückschob und in ihre Richtung drehte.

Kaum merklich schüttelte sie den Kopf. Die dunklen Haare fielen ihr lose in die Augen.
 

„Ich unterbreche euch nur ungern, aber ich muss los.“ Sie lächelte Hinata so freundlich an wie es möglich war, nachdem die Hyuga genau wusste was hinter der Tür zwischen ihr und Sasuke geschehen war und mied es den Uchiha nochmal in die Augen zu schauen, bevor sie in Richtung Fahrstuhl eilte und Stoßgebete in den Himmel schickte, dass die Türen sich gleich öffnen mögen. Lieber Herr im Himmel, ich weiß ich spreche nicht oft zu dir, aber kannst du bitte dafür sorgen, dass ich auf der Stelle von einer radioaktiven Spinne gebissen werde? Entweder ich sterbe an den Folgen oder bekomme Superkräfte. Beides wäre eine gelungene Alternative!
 


 

Als Sakura hinter der schweren Tür des Fahrstuhls verschwunden war, grabschte Hinata nach einer Zeitschrift, rollte sie zusammen, stand auf und verpasste Sasuke einen kräftigten Hieb gegen den Oberarm.

„Autsch!“, fluchte er und rieb sich die zwiebelnde Stelle. „Was sollte das?“

„Verdammt Sasuke! Was denkst du dir dabei?“ Aufgebracht packte sie ihn am Oberarm, an der gleichen Stelle wo sie zugeschlagen hatte und zerrte ihn zurück in sein Büro.

„Oh bitte keine Predigt. Dafür habe ich gerade echt keine Nerven.“ Frustriert massierte er sich den Nacken, während Hinata vor die breite Fensterfront stiefelte und in die Dämmerung schaute. Der Himmel war eine wilde Mischung aus trüben Grautönen, durch die sich die letzten Sonnenstrahlen kämpften.

„Keine Sorge. Moralpredigten reichen bei dir längst nicht mehr aus. Da helfen nur gezielte Schläge auf den Hinterkopf.“ Sie drehte sich zurück zu Sasuke, der sich streckte und herzhaft gähnte.

Hinatas Blick flog durch das Büro und blieb an dem verrutschten Bild zwischen den beiden Bücherregalen hängen. „Ihr hättet wenigstens eure Spuren beseitigen können.“, sagte die hübsche Frau matt und hob skeptisch eine Augenbraue.

Sasuke ging zu dem Bilderrahmen und rückte ihn gerade. „Wie gesagt. Es ist nichts passiert.“

„Warum konnte Sakura mir dann nicht mal in die Augen sehen?“ Sie ließ sich erschöpft in den weichen Sessel fallen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du weißt, dass es eine unfassbar bescheuerte Idee ist mit seinen Mitarbeitern zu schlafen? Besonders wenn diese keine zehn Meter weiter stehen und versuchen zu lauschen.“

„Ich schlafe nicht mit meinen Angestellten.“ Er korrigierte seine Aussage auf Hinatas zusammengekniffene Augen. „Okay, Karin lassen wir außen vor. Und die Praktikantin auch. Aber ansonsten schlafe ich nicht mit Angestellten.“

„Und Sakura? Ihr beide saht nicht unbedingt unschuldig aus.“

„Unser Gespräch wurde lediglich etwas hitzig.“, wand sich Sasuke aus der Schlinge und setzte sich ihr gegenüber.

Hinata sah ihn an und hob eine Augenbraue. „Na klar. Ihr habt so heißblütig miteinander gestritten, dass plötzlich Stille herrschte und sämtliche Bilder gewackelt haben.“

„Exakt so war es.“

Hinatas Augenbraue sprang eine Etage höher.

„Du siehst Geister.“

Hinata fixierte ihn immer noch.

„Da würde nie-…nie etwas laufen.“ Sasuke rutschte unruhig auf dem Sessel hin und her und knetete nervös seine Hände.
 

„Scheiße!“, fluchte er, als er merkte das Hinata ihn mit ihren kleinen Psychologen-Spielchen um den Finger gewickelt hatte.

„Verdammt! Arrrgh! Ja, wir haben uns geküsst.“

Und ich hätte nichts gegen ein kleines Stelldichein gehabt, fügte er in Gedanken hinzu, traute sich allerdings nicht diese Worte vor Hinata laut auszusprechen.
 


 

Schwer atmend lehnte sie sich gegen die kühle Wand aus Glas und Stahl im Fahrstuhl, als dieser stehen blieb und die Türen sich schwer öffneten. Sakura ignorierte den weiteren Mitfahrer.

Plötzlich. „Sakura.“

Die junge Frau stieß einen Schreckenslaut aus und die Jacke fiel aus ihrem Armen über den Fahrstuhlboden. Sakura drehte sich um.

Karin stand hinter ihr und lächelte auf eine Art und Weise auf sie herab, die Sakura dazu veranlasste sich eine traumhafte Szene vorzustellen, in der es möglich war Karin mit einem Wintermantel zu erdrosseln.

„…und so wie es aussieht, Sasuke bald erkennen wird, was er verpasst…“ Beim Namen von Sasuke tauchte Sakura aus ihrer Vorstellung von viel Blut, Wattefüllungen und Steppjacken auf.

Hasst du sie deswegen so? Die Worte Sasukes rauschten durch ihr Gedächtnis. Hasste sie sie wirklich, weil sie mit dem Uchiha schlief?

„Weißt du Karin“, Sakura konnte noch immer Sasukes weiche, einladende Lippen auf ihren spüren und unterdrückte ein wissendes Grinsen. „Während Männer Abends noch denken, dass sie mit ihrer Traumfrau ins Bett gestiegen sind, erschrecken sie am nächsten morgen, wenn sie mit der Realität neben sich erwachen. Und ich bezweifel, dass Sasuke diese Realität gefällt.“

„Was versuchst du mir gerade zu sagen?“ Das Lächeln auf ihren Lippen erstarb.

„Lass es mich so ausdrücken, das du es auch verstehst. Während du über die große, gemeinsame Zukunft mit Sasuke bereits die Hochzeitsglocken läuten hörst…er ist einfach nicht der Typ für…Du bist die Liebe meines Lebens. Alles was ich habe und alles was ich besitze gehört dir. Mein Leben war sinnlos bis du meinen Fön benutzt hast. Ich bezweifel, dass das passiert.“

„Du bist nur neidisch.“

„Auf dich?“ Sakura bückte sich und hob die Jacke auf.

„Du bist doch nur neidisch, weil ich Sasuke bekommen habe, obwohl du wie jede andere auch hinter ihm her bist.“

„So wie die Zwanzig anderen Frauen vor dir? Meinen Glückwunsch.“

Die Tür des Fahrstuhls öffnete sich und Karin rauschte an ihr vorbei um die nächste Ecke. Von Wut so benebelt, sah sie wie Naruto vor der Eingangstür stand und mit Shikamaru sprach. Sie hatten sie entdeckt und es war zu spät um wieder kehrt zu machen. Naruto sagte etwas zu Shikamaru, der ihm zu danken schien und auf sie zukam.
 


 

„Sakura! Versteckst du dich vor mir oder warum begegnen wir uns nicht mehr im Treppenhaus?“ Naruto, gut gelaunt wie eh und je zog sie in eine bärenartige Umarmung. Er drückte sie ein Stück von sich weg und seine Augenbrauen zogen sich zusammen. „Sag mal, warum riechst du so nach Dobe?“

Die Rosahaarige verschluckte sich an ihrer eigenen Spucke und hustete heftig. „Ich…“ Ihre Stimme war kratzig und ihre Antwort kam viel zu schnell. „Das bildest du dir ein. Warst du mal in seinem Büro? Da drinnen riecht es wie im Pumakäfig.“, winkte sie ab und kaschierte gekonnt die aufsteigende Röte in ihrem Gesicht hinter ihrem Schal.

Naruto schien mit der Antwort zufrieden zu sein, denn er fragte nicht weiter nach. Mit einer flinken Verabschiedung sprang er in den Fahrstuhl und hob zum Abschied die Hand, ehe die Tür die Sicht auf ihn versperrte und die Anzeige Etage um Etage höher sprang.
 

Unruhig wippte die Haruno auf ihren Füßen hin und her. Das Fotoshooting war beendet. Eine ältere Frau verräumte eine Leinwand in eine Folie und wuselte wild umher.

„Hey Sakura.“ Shikamarus Stimme war leise. Sein Gesicht war kreidebleich und er steckte seine Hände in die Hosentasche, wie ein Schuljunge der Mist gebaut hatte.

Sakura atmete tief durch und gab sich die größte Mühe ruhig zu bleiben und die Worte von Sasuke zu verinnerlichen.

„Sakura, wegen heute…“

„Shikamaru. Es tut mir leid und ich weiß auch nicht was da vorhin in mich gefahren ist, aber ich hätte dich ausreden lassen müssen. Tut mir wirklich leid. Ich war einfach so perplex und fassungslos, dass ich überreagiert habe. Du bist mein bester Freund, du hast es verdient das du mir alles erzählen kannst, ohne dass ich urteile“, sprudelte es aus hier heraus.

Shikamaru hob abwehrend die Hände um ihren Redefluss zu stoppen. „Und mir tut es leid, dass ich dir nicht von Anfang an reinen Wein eingeschenkt habe. Das war wirklich dämlich, denn wenn mich jemand versteht, dann du.“

Sakura schossen endgültig die Tränen in die Augen und vernebelten ihre Sicht.

„Es tut mir so leid!“ Ihre Stimme war hoch, brüchig und tränenerstickt.

„Freunde?“ Shikamaru musste das erste Mal an diesem Tag lachen und umarmte seine beste Freundin.

„Dito.“

„Sehr gut.“

Er ließ sie los und verwuschelte ihre Haare. „Wollen wir etwas Essen gehen?“ Er legte einen Arm um die schmalen Schultern der Haruno und zusammen verließen sie das Gebäude.

Sakura stupste ihn an und grinste frech. „Du bezahlst.“
 


 

Der März schlich sich langsam ein, wie der Übergang in den Schlaf. Erst ganz seicht, dann übereilt. Es war bereits die zweite Märzwoche angebrochen. Der raue, graue Winter zog sich, wenn auch nur sehr langsam, zurück und machte einigen Sonnenstunden Platz. Der Schnee schmolz und positive Frühlingsgefühle rauschten durch die Lüfte. Die ersten Frühblüher durchbrachen die Erde und malten die Stadt in den buntesten Farben aus.

Kunstvoll arrangierte Sakura einen Strauß rosa Tulpen in einer Keramikvase, die sie günstig auf dem Flohmarkt, den sie letztes Wochenende zusammen mit Hinata und Ino besuchte, geschossen hatte.
 

Nachdem sie die Blumen mit ausreichend Wasser versorgte griff sie nach ihrem Handy, das auf dem Beistelltisch lag und schaltete das Display ein, das eine Nachricht offenbarte. Ihr Herz fing an zu rasen wie nach einem Marathon, nur das sie davon weit entfernt war.
 

18 Uhr Essen. Ich hol dich ab.

Sakura grinste und tippte eine kurze Antwort zusammen.

Das wird keine Verabredung! Wir treffen uns nur zum Essen, ist das klar?

Seine Antwort kam sofort.

Natürlich.
 

Sakura war sich nicht sicher auf welchen Teil diese Antwort bezogen war und ob da nicht ein Stück weit Ironie dahinter steckte, aber das war ihr egal.

Lautlos seufzte sie und ein mildes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Vielleicht waren auch diese Frühlingsgefühle Schuld an der endgültigen Kapitulation sich gegen ihre aufkeimenden Gefühle zu stellen.

Sie und Sasuke schrieben jeden Tag miteinander und er war die erste Person an die sie morgens nach dem Aufwachen denken musste, auch wenn es schwer fiel sich das einzugestehen. Schon der Gedanke daran ihn wiederzusehen bereitete eine Freude in ihr aus, die sie nicht beschreiben konnte.

Trotzdessen das sie beide in letzter Zeit durch die Arbeit zeitlich stark eingebunden waren, fand er immer die Zeit ihr zu antworten und sich die Zeit für sie zu nehmen, obwohl seit diesem atemberaubenden Kuss in seinem Büro zwischen ihnen nichts mehr gelaufen war. Ein angenehmer Schauer durchfuhr ihren Körper und Hitze strömte durch sie hindurch. Es war der wohlmöglich beste Kuss ihres bisherigen Lebens. Trotzdem hielt sie ihn auf Abstand.
 

Sie wollte die Gerüchteküche nicht weiter anheizen, die seit jenem Kuss durch den Sender ging. Ihre Hoffnung, dass niemand ihr kleines Intermezzo mit dem Uchiha geschnallt hatte, war leider vergebens. Jedes Mal wenn sie einen Termin bei IIN erledigen musste, spürte sie die Leute hinter ihrem Rücken tuscheln. Sie lächelte diese fremden Personen, die ihr Leben scheinbar unglaublich interessant fanden übertrieben freundlich an, dann verstummten sie plötzlich und drehten ihre Köpfe peinlich berührt zur Seite.

Und dann gab es da noch Karin. Jedes Mal wenn sie in der Gegenwart von Sasuke auch nur blinzelte schwänzelte plötzlich Karin um ihn herum und wann immer sich die Gelegenheit anbot berührte sie ihn. Sakura gab sich dabei wilden Fantasien hin, in denen sie Karin am liebsten eine Nagelfeile in den Hals rammen würde oder wie ihre Hand, ausversehen natürlich, im Schredder landete.

Am schlimmsten waren jedoch die Blicke, mit denen Karin sie bedachte. Als wäre sie der letzte Dreck, der auf dem Mikrosom des Abschaums der letzten Bakterie umherschwirrte.
 


 

Es klingelte.

Temari sah von ihrem Buch auf und legte das Lesezeichen zwischen die Seiten, als sie aufstand und gleichzeitig versuchte ihre Füße aus dem Gewühl von Decken und Laken zu befreien. Durch das Wohnzimmerfenster konnte sie sehen, dass es draußen bereits stockfinster war. Temari verpasste der Couch noch einen unsanften Tritt, bevor sie endgültig an die Tür ihrer Wohnung ging und sie öffnete.

Neji lehnte lässig gegen den Rahmen der Tür und hob zwei Flaschen Bier hoch. „Lust sich zu betrinken und die Scheidungsunterlagen zu unterschreiben?“

Temari sah ihn abwägend an und ihre Miene verfinsterte sich. „Auch dir ein freundliches Hallo. Findest du, dass das der richtige Weg ist?“

Er lachte auf und schlängelte sich an ihr vorbei. In der Hand einen braunen A4 Briefumschlag. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals und sie folgte ihm zurück ins Wohnzimmer, das in dem warmen Licht ihrer Leselampe gehüllt vor ihnen lag.

„Was liest du gerade?“, fragte Neji an sie gewandt und wischte mit einer gekonnten Handbewegung zwei Kissen zur Seite um sich in die weichen Polster fallen zu lassen.

„Ich versuche zum wiederholten Mal Anna Karenina zu lesen, aber es scheitert immer wieder an der gleichen Stelle.“ Sie zuckte mit den Schultern und kramte aus einer Schublade einen abgegriffenen Flaschenöffner hervor, welchen sie Neji zuwarf. Er besaß die Form einer Ananas. Den hatte er ihr vor einigen Jahren von einer Geschäftsreise mitgebracht. Mit einem Ploppen entkorkte er beide Flaschen und reichte eine weiter an die hübsche Blondine, die sich zurück in ihren Berg aus Decken kuschelte und ein Kissen vor ihren Bauch legte, um ihre Arme darauf abzustützen.

„Wie war Norwegen?“

Sie spielte auf die Geschäftsreise an, auf der Neji den letzten Monat über war, da sie dort einen wichtigen Investor versuchten mit all ihrem Charme zu überzeugen, in ihre Firma zu investieren.

Fröstelnd an den Gedanken rieb sich der Hyuga die Oberarme. „Viel zu kalt. Und zu viel Schnee. Aber ich habe Nordlichter gesehen. Das war echt richtig phänomenal. Ich zeige dir das nächste Mal ein paar Bilder. Trotzdem bin ich froh, wieder vertrauten Boden unter den Füßen zu spüren.“ Er fixierte sie. „Wie geht es dir? Der leidende Bambiblick ist verschwunden.“

„Trottel.“ Wütend funkelte sie ihn an, musste dann aber über den Vergleich lachen. Sie beugte sich nach vorne, prostete ihm zu und genehmigte sich einen Schluck dieser norwegischen Delikatesse.

„Was ist das? Hast du Spülwasser abgefüllt?“ Angewidert hielt sie die Flasche ins Licht und inspizierte die Flüssigkeit in der Braunglasflasche.

„Man gewöhnt sich an den Geschmack. So ging es mir beim ersten Schluck auch, aber wenn du vier Wochen lang nichts anderes bekommst, geht es mit der Zeit.“ Er drehte die Flasche in seinen Händen umher.

„Sorry aber das Zeug verursacht doch Druck auf den Ohren!“ Sie stellte die Flasche auf den Tisch und lehnte sich zurück in die Kissen.

Neji legte die Füße auf den Tisch. „Hinata hat mir das mit dir und Shikamaru erzählt. Tut mir leid.“

Temari stierte auf das Kissen vor sich und mied Nejis Blick. „Ja, mir auch.“
 


 

Sakura nahm das Weinglas und nutzte die Chance, um sich etwas von Sasuke wegzudrehen und eine verwirrte Grimasse zu schneiden. Sie benahm sich bereits den ganzen Abend wie ein verliebter Teenager. Sie lachte laut, wedelte sich mit den Händen Luft zu und nutzte scheinbar jede Gelegenheit ihn am Arm zu berühren.
 

Sie wandte sich ihm wieder zu und musterte Sasuke. Ja, er war noch immer unfassbar attraktiv. Das hatte sich in den letzten zehn Sekunden nicht geändert. Ihre Gespräche waren viel zu steif und gezwungen. Vielleicht lag es auch an diesem Fünf Sterne Restaurant, in das er sie entführt hatte. Alles hier schrie nach Geld und Luxus. Es bereitete ein Unwohlsein in ihr. Einzig die Nähe zu Sasuke gab ihr ein gutes Gefühl.

Sie musste ehrfürchtig einatmen und als hätte sich plötzlich ein Schalter in ihr umgelegt, fühlte sich dieses Flattern und Herzklopfen nicht mehr falsch an, sondern warm und absolut richtig.

Sasuke grinste plötzlich und sagte. „Hast du mich jetzt genug gemustert?“

Sakura spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. „Hab ich dich angestarrt?“

„Ja.“

„Oh Gott! Tut mir leid.“ Sie legte sich beschämt die Hände vor das Gesicht und schüttelte den Kopf. „Ich musste gerade an unsere erste Begegnung in meiner Küche denken.“

Sasuke neigte den Kopf zur Seite. „Es kommt mir vor als wäre das in einem anderen Jahrhundert gewesen.“

„Ja, so geht es mir auch.“

Sie lächelten sich an und ihre Blicke trafen sich. Grün auf Schwarz. Schwarz auf Grün. Zerstreut griffen sowohl Sasuke, als auch Sakura zu der Wasserkraraffe auf ihrem Tisch. Ihre Hände berührten sich. Beide zuckten zusammen. Sakura strich sich mit zitternden Fingern die Haare hinter die Ohren und lächelte verlegen.
 

„Wie wäre es, wenn wir bezahlen und aus dieser förmlichen Situation einen lockeren Abend machen?“, fragte Sasuke, der ihr wohl die Qualen ansah.

Sie waren in einem Nobelrestaurant, dessen Gerichte hauptsächlich aus französischen Fremdwörtern bestand und der günstigste Wein so viel kostete, dass Sakura davon locker eine Woche leben könnte.

Erleichterung stand in ihrem Gesicht geschrieben. „Oh Bitte.“ Ihre Stimme war fast schon flehend. „Entschuldige bitte. Ich bin solche Restaurants einfach nicht gewohnt.“ Sie versuchte ihre Scham hinter ihrer gewohnten Lässigkeit zu verbergen, doch ihre Stimme war zu hoch dafür. Schnell ertrank sie sich in dem restlichen Weißwein, der noch in ihrem Glas war.
 

Sasuke grinste frech und schob seinen Teller zur Seite. Er war noch immer hungrig. Diese Portionen in dem Laden waren vielleicht für Liliputaner die richtige Größe. Itachi hatte von dem Restaurant geschwärmt. Dem würde er bei nächster Gelegenheit gehörig den Marsch blasen, ihn so einen piekfeinen Laden zu empfehlen. Es ärgerte ihn, dass er nicht vorher ein paar Bewertungen im Internet gelesen hatte. Sakura hielt ihn jetzt garantiert für so einen aufgeblasenen Gockel, der nur Coq au vin aß und Wein trank der nach dem Öffnen erst mal eine Stunde atmen musste.
 

Nach einen kurzem Sträuben ließ sich Sakura von Sasuke einladen und nachdem er bezahlt hatte, half er ihr in den Mantel und sie verließen das Lokal.

Draußen wehte ein kühler Wind und Sakura fröstelte. Sie trug lediglich ein dünnes Kleidchen mit einer Strumpfhose. Sie vergrub sich tiefer in dem Mantel und wickelte ihren Schal eine weitere Runde um ihren Hals. Sasuke stand unschlüssig neben ihr. Sakura sah mit gerunzelter Stirn zu ihm hoch. Seine Miene war undurchschaubar. Sie erkannte viel von seinem Vater in ihm. Neben den kantigen Gesichtszügen zierte eine gewisse Härte seine Miene. Doch in seinen Gesten steckte unglaublich viel von seiner Mutter. Wenn er lachte bildeten sich die gleichen, kleinen Fältchen um seine Augen.

„Sorry wegen dem schrecklichen Abendessen. Besonders, da ich noch immer einen Bärenhunger habe. Ich hätte das von Anfang an anders lösen müssen.“ Er starrte sie an.

„Tatsächlich?“ Sakura sah sich unsicher um.

„Ja.“ Plötzlich grinste er, griff nach ihrer Hand, die sich automatisch mit seiner verschränkte, beugte sich zu ihr hinunter und flüsterte etwas in ihr Ohr. Sakura fühlte einen Schauer über ihren Rücken laufen, der nichts mit dem Wetter zu tun hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Sunny_
2021-05-03T09:30:44+00:00 03.05.2021 11:30
Hi :)
Mal wieder ein schön geschriebenes Kapitel. Und ziemlich amüsant zum Lesen und trotzdem einige wichtige Gespräche, die geführt worden sind.
Schade das es natürlich genau an einer Sakura Sasuke Stelle vorbei ist. Ich hoffe es gibt bald das neue Kapitel.

Aber wie genial ist Hinata bitte?! Einfach zu gut. Ich hoffe der Schlag hat etwas geholfen 🤭

Liebe Grüße
Von:  running
2021-05-03T05:25:04+00:00 03.05.2021 07:25
Geil wie Hinata Sasuke erstmal eine über gebraten hat. Allgemein war das Kapitel echt zum Schmunzeln und trotzdem irgendwie ernst. Ich mochte es sehr.
Es ist aber schön zu wissen, wie erwachsen Temari und Neji mit ihrer Scheidung umgehen und auch weiterhin ein freundschaftliches Verhältnis pflegen.

Ich sehe quasi vor mir, wie Sasuke Itachi die Meinung geigt nach der Restaurant Nummer 😂
Bin gespannt wie es weitergeht.
Liebe Grüße
Von:  Scorbion1984
2021-05-02T20:22:58+00:00 02.05.2021 22:22
Hinata ist toll,zieht Sasuke eine rüber. Das traut sich sonst wohl keiner .Tolles Kapitel ,musste lachen gehen teuer Essen und dann hungrig nach Hause .
Sa geht Sasuke bestimmt nicht mehr hin.


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