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Die Götter hassen mich

von

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Erste Erfolge

Die Abreise von Haudrauf und einigen seiner Leute war mittlerweile über eine Woche her.

Grobian hatte erst nach drei Tagen bemerkt, dass Teile der Falle fehlten. „Und genau darum vertraue ich nur Dingen, die ich selbst geschmiedet hab“, hatte er wütend gewettert und damit begonnen die alten, simpleren Drachenfallen hervorzukramen und zu flicken.

Hicks nutzte inzwischen die Abwesenheit seines Vaters um Ohnezahn fast täglich zu besuchen.

Bei ihm fühlte er sich einfach am wohlsten und durch den Hybriden lernte Hicks innerhalb weniger Tage mehr über Drachen, als er in seinem gesamten bisherigen Leben von den Wikingern beigebracht bekommen hatte.

Es fiel den beiden Paratei zunehmend leichter sich einander mitzuteilen und einander zu verstehen, und so langsam bekam Hicks den Dreh auch bei anderen Drachen raus. Dummerweise waren Drachen wie Menschen – jeder war anders – also dachte auch jeder von ihnen anders und so stieß Hicks bei einigen Individuen recht schnell an seine Grenzen, während er bei Ohnezahn und auch bei Sturmpfeil inzwischen recht weit kam.

Und seine Fortschritte zeigten sich auch beim Training in der Arena.
 

Geschickt rutschte Hicks hinter die nächste Deckung und zog seine Gliedmaßen aus der Schussbahn. Sich vor einem Drachen zu verstecken, war schon schwer genug, aber sich vor einem zweiköpfigen Zipper zu verstecken, war nochmal eine ganz andere Nummer.

Hicks kannte die beiden inzwischen gut genug um ihnen ansehen zu können, wann sie einen Angriff vorbereiteten und er wusste auch, dass es im Schnitt circa zwei bis vier Sekunden dauerte, bis die beiden sich über eine Angriffsrichtung einig wurden.

Also nutzte er diese Zeit entsprechend aus.

Die Zipper-Zwillinge waren die Drachen in der Arena, mit denen Hicks bisher am meisten Schwierigkeiten hatte, da er ständig zwischen den beiden Köpfen wechseln musste, wenn er versuchte mit ihnen zu sprechen, und sie einander alle paar Sekunden unterbrachen.

Hicks hatte trotzdem mit der Zeit gelernt sie auch ohne die Verbindung einigermaßen einschätzen zu können und so war auch diese Trainingseinheit relativ einfach für ihn.
 

„Wie hast du das gemacht?“, brach es nach der Übung aus Taffnuss heraus, während seine Fellweste noch leicht qualmte, da sie beim Training etwas angesengt worden war.

„Stimmt, du bist jeder Gaswolke ausgewichen, noch bevor der Drache sie gepustet hat“, klinkte sich nun auch seine Schwester Raffnuss ins Gespräch ein und beugte sich erschöpft vorne über.

„Man sieht es den Zippern an.“ Ungläubig musterten ihn seine Klassenkameraden.

„Wie sieht man den einem Drachen etwas an?“ Auch Astrid war nun interessiert. Ihr missfiel zwar, dass Hicks ihr im Ring die Show stahl, aber sie war nicht so arrogant, dass sie Tipps und Tricks angelehnt hätte nur weil sie von einem Rivalen stammten. Noch dazu sprach Hicks' Erfolg für sich.

„Erst sehen sie einander an, kurz danach zieht nur der erst Kopf sich leicht zurück, um anschließend das Gas auszustoßen. Und dann hat man etwa 3 Sekunden Zeit, bis der andere Kopf das Gas entzündet.

Dadurch weiß man auch ganz automatisch, welcher Kopf das Gas verströmt und welcher den Funken produziert.

Wenn man sie also beobachtet und... Stimmt was nicht?“ Selbst Grobian sah ihn fassungslos an.

„Das alles hast du in so kurzer Zeit rausgefunden? Nicht schlecht, meen Jung. Aus dir wird ja doch noch ´n richtiger Wikinger. Wer hätte das gedacht?“
 

Hicks' Erfolg in der Arena brachte ihm bald auch mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung im Dorf ein. Und so sehr er sich früher auch genau danach gesehnt hatte, so sehr verfluchte er es jetzt.

Denn nun war es viel schwieriger für ihn, ungesehen an neuen Prothesen zu arbeiten und Ohnezahn zu besuchen.

Nehmen ließ er sich die Zeit mit seinem Paratei trotz aller Umstände jedoch nicht. So oft wie möglich schlich er sich aus dem Dorf und lief zur Bucht – so auch heute.

Kaum hatte Hicks den Zugang hinter sich gelassen und einige Schritte in Richtung der kleinen Höhle gemacht, sprang ihm Ohnezahn auch schon wie üblich entgegen um ihn stürmisch zu begrüßen.

Hicks hatte mehrfach erfolglos versucht seinem Nachtschatten dieses Verhalten abzugewöhnen, aber mittlerweile nahm er es einfach hin und akzeptierte Ohnezahns Überschwänglichkeit.

Sanft kraulte er seinen Nacken und wartete geduldig bis sein Drache bereit war ihn wieder freizugeben.

„Ich hab an der Prothese gefeilt. Ich muss sie bestimmt nochmal justieren, aber du solltest damit jetzt auch die engeren Kurven wieder kriegen.“ Routiniert stütze Ohnezahn wieder sein Kinn auf Hicks' Schulter ab und legte ihm seine Schwanzflosse in den Schoss, damit der die Prothese daran anbringen konnte.

Mit dem neuen Metall, das Hicks aus den Fallen-Bauteilen gewonnen hatte, machte seine künstliche Flosse schnell Fortschritte und fand auch bei Ohnezahn mehr Anklang. Der hasste es zwar noch immer das Gebilde zu tragen, aber seine Freude darüber, endlich wieder fliegen zu können, überwog seine Abneigung.

Prüfend drehte Ohnezahn einige Testrunden, bevor er wieder zu Hicks zurückkehrte, ihn die Prothese nachjustieren ließ und sich erneut in die Lüfte schwang.

Hicks beobachtete, wie sein Paratei durch den Himmel glitt. Wendig umflog er die hohen Felsen, die aus dem Wasser ragten, und drehte sich im Flug um jede seiner eigenen Achsen, die er ausfindig machen konnte. 'Bei so einem Flugstil ist es kein Wunder, dass ich die Schwanzflosse ständig ausbessern und justieren muss', schoss es Hicks durch den Kopf, während er erfolglos versuchte sein Schmunzeln ob Ohnezahns kindlicher Begeisterung zu unterdrücken.

Hicks sah ihm an, wie sehr der Hybrid es genoss auf dem Wind zu gleiten und die Freiheit des unbegrenzten Himmels zu spüren, und Hicks empfand plötzlich selbst eine gewisse Sehnsucht danach.

Sofort reagierte sein Körper und ungewollt verschoben sich Hicks' Knochen. Hecktisch riss er sich seine Weste vom Leib und bereitete sich auf das unangenehme Gefühl vor, von dem die Verwandlung immer begleitet wurde.

Er hörte das Knacken der Gelenke, fühlte den dumpfen Schmerz im Rücken und spürte schließlich das belastende Gewicht seiner Flügel. Nur einen Wimpernschlag später war Ohnezahn bei ihm und schmiegte sich aufmunternd an ihn.

Hicks hasste es sich zu verwandeln, und Ohnezahn wusste das. Es fühlte sich unangenehm an, war gefährlich und die Rückverwandlung kostete ihn viel Kraft und Konzentration. Einmal hatte er es sogar ohne die Hilfe seines Paratei geschafft, aber meistens kam Hicks nicht gut genug zur Ruhe, um sich allein zurück zu verwandeln.

Haltsuchend nahm er Ohnezahns Hände und begann sich auf das altbekannte Bild zu konzentrieren, aber sein Paratei schickte ihm ein anderes und zog ihn mit sich. Hicks wusste ganz genau, was sein Drache mit ihm vorhatte und er war sich nicht sicher, ob er dazu bereit war.

Zielsicher steuerte Ohnezahn eine Stelle mit besonders starkem Wind an und bedeutete Hicks seine Flügel auszubreiten.
 

Zögerlich kam Hicks der Aufforderung nach. Er war sich nicht sicher, ob er das wirklich wollte, aber er hatte Ohnezahn zum Tragen der Prothese überredet, also würde Hicks sich jetzt auch zu einer kleinen Flugstunde bringen lassen.

Unsicher entfaltete er seine Schwingen und konnte fühlen, wie der Küstenwind kraftvoll gegen die lederne Membran drückte – so kraftvoll, dass es Hicks von den Füßen riss und unkontrolliert nach hinten purzeln ließ.

In weiser Voraussicht hatte Ohnezahn hinter ihm Stellung bezogen und fing seinen Paratei geistesgegenwärtig auf, bevor der sich bei einem Sturz verletzten konnte.

„Ohnezahn, ich kann das nicht. Ich...“ Doch der Nachtschatten schob ihn wieder an seine Startposition zurück. Dieses mal stellte er sich direkt hinter ihn, drückte Hicks' Schultern nach vorn und zwang ihn so sein Gewicht zu verlagern. Schließlich brachte er noch Hicks' Flügel in die korrekte Stellung und richtete sie im richtigen Winkel aus.

Der Mensch war leichter als er, also blieb Ohnezahn eng hinter ihm und hielt seine Wirbelsäule und Schultern grade. So konnte Hicks nicht das Gleichgewicht verlieren und weggeweht werden.

Der warme Oberkörper an seinem Rücken, gab Hicks etwas Sicherheit und die Nähe verlieh ihm den nötigen Mut, um sich aufs Fliegen einzulassen.

Hicks fühlte erneut die Böen unter seinen Flügeln, die sich in der Ledermembran verfingen. Er spürte jede einzelne Verwirbelung, wie sie ihm Auftrieb verlieh und Hicks wusste ganz instinktiv, was er tun musste.

Ohne großartig darüber nachzudenken, stieß er sich mit einem kräftigen Flügelschlag ab, spürte, wie er den Boden unter den Füßen verlor und der salzige Küstenwind in sein Gesicht peitschte.

Hicks schaltete seinen Kopf aus und glitt in stabilem Flug eine Runde über die Wasseroberfläche, bis ihn eine Windböe unerwartet von der Seite traf.

Hicks geriet zuerst ins Taumeln und dann in Panik. Unkontrolliert schlug er mit den Flügeln, aber er dachte zu viel nach und wurde schließlich vom Wind auf den Strand geweht, an dem Ohnezahn noch immer stand und ihn zuverlässig auffing.

Ungelenk purzelten die beiden Paratei durch den Sand. Als er feststellte, dass sie beide unverletzt waren, konnte Hicks nicht mehr aufhören zu lachen. Adrenalin und Endorphine pumpten in schwindelerregenden Mengen durch seine Adern und die Erfahrung, selbst zu fliegen, hatte ihn verstehen lassen, warum Ohnezahn es so sehr liebte – nichts verlieh einem ein vergleichbares Gefühl von Freiheit.

Noch immer lachend und mit rasendem Herzschlag rollte Hicks sich von Ohnezahn runter, auf dem er aus Versehen gelandet war. Es hatte sich so natürlich für Hicks angefühlt in der Luft zu sein, und dass obwohl er seine Flügel bisher immer als störend und befremdlich empfunden hatte. Aber jetzt wollte er nichts sehnlicher, als sie zu benutzen.

„Lass mich das nochmal probieren“, brach es aus ihm heraus, noch während er wieder zu Atem kam, und entlockte Ohnezahn damit ein vielsagendes Schmunzeln und eine bestätigende Berührung ihrer Wangen, bevor er ihn wieder auf die Füße zog, um den nächsten Flugversuch zu starten.
 

Als Hicks wieder im Dorf an kam, tat ihm alles weh. Nicht nur, dass er Muskelkater an Stellen hatte, von denen er gar nicht wusste, dass er sie besaß, sondern er war auch ein ums andere mal abgestürzt oder mit einer Klippe kollidiert. Also zogen sich jetzt auch noch einige blaue Flecken und Schrammen über seinen Körper.

Erschöpft aber glücklich spazierte er durch das abendliche Dorf, als plötzlich lautes Rufen die Rückkehr der Langschiffe verkündete. Haudrauf und seine Leute waren zurück und das halbe Dorf lief zur Anlegestelle um sie willkommen zu heißen.

Auch Hicks rannte so schnell zum Hafen, wie sein malträtierter Körper es zuließ.

Die Wikinger hatten gute Beute gemacht, aber Haudrauf wirkte dennoch bedrückt, als er von Bord ging und Grobian begrüßte. Für Hicks hatte er nur ein strenges „Wir reden später“ übrig, bevor er sich zurückzog um mit Grobian unter vier Augen zu sprechen.

Hicks schwante schlimmes, während er wieder zu seinem Haus zurück trottete. Seine gute Laune war dahin und nun konnte er sich nur noch mental auf die Standpauke seines Vaters vorbereiten und hoffen, dass seine Flügel nicht wieder unkontrolliert in Erscheinung traten, wenn er mit seinem Vater sprach.
 

Eine ganze Weile wartete Hicks am Feuer auf ihn und stocherte nervös in der Glut herum, als die Tür endlich aufschwang und ein müder Haudrauf eintrat.

„Vater. Schön das du zurück bist. Wie war die Reise?“

„Alvin mobilisiert seine Leute. Er überfällt die umliegenden Inseln und bereitet sich darauf vor, Berk anzugreifen“, kam Haudrauf ohne Umschweife zum Punkt und Hicks' Herz setzte für einen Schlag aus.

„Alvin der Heimtückische? Von der Insel der Verbannten? Deshalb lässt mich Grobian seit Tagen nur noch Waffen instandsetzten und beeilt sich so mit unserem Training“, schlussfolgerte er laut.

„Richtig. Es hätte mich gewundert, wenn dir das entgangen wäre.

Wir wissen nicht wann, von wo oder wie Alvin angreifen wird, aber ich bin mir sicher, dass er es tun wird. Und dann müssen wir vorbereitet sein.

Darum war es mir auch so wichtig, dass ihr in meiner Abwesenheit den Verräter findet und den Drachen fangt, der sich in der Nähe des Dorfes herumtreibt. Aber laut Grobian hattet ihr bei keinem von beidem Erfolg.“

„Was das angeht Vater... Bist du dir sicher, dass es einen Verräter auf Berk gibt?“

„Natürlich! Wer sonst sollte die Fallen sabotieren und einen Drachen auf uns loslassen?“

„Vielleicht ist der Drache ja nur zufällig hier gewesen, und es ist ja niemand angegriffen worden. Wir dringen immer weiter in die Jagdreviere der Drachen ein, da ist es doch nicht verwunderlich, dass sie sich auch immer weiter zu uns vorwagen.

Und was die Fallen angeht, wäre es auch nicht das erste mal, dass Rotzbakke in eine davon hineingerät. Vielleicht hat er oder ein anderer Wikinger die Seile zerschnitten um sich selbst aus der Falle zu befreien.“

„Und warum sollte sich derjenige dann nicht melden, damit die Falle wieder aufgestellt werden kann? Es steht immerhin die Sicherheit des gesamten Dorfes auf dem Spiel.“

„Vielleicht weil du direkt von Verrat sprichst und sich jetzt keiner mehr traut zu sagen, was wirklich passiert ist.“ Haudrauf hielt einen Moment inne und dachte nach. Unrecht hatte sein Sohn nicht, aber: „Das Risiko können wir nicht eingehen. Falls Alvin doch einen Spion auf Berk hat, dürfen wir die Gefahr nicht unterschätzen. Als Oberhaupt muss ich immer auf das Schlimmste vorbereitet sein.

Was mich zu meinem nächsten Punkt bringt.“ Haudraufs Miene wurde strenger und er fokussierte Hicks, der auf seinem Stuhl ein kleines Stück zusammensank. Er zwang sich zur Ruhe und atmete tief durch um eine unfreiwillige Verwandlung zu unterdrücken, während sein Vater weitersprach.

„Eigentlich wollte ich dich belehren, bis dir die Ohren glühen, weil du schon wieder abgehauen bist und dadurch ein schlechtes Licht auf ich wirfst. Wer soll einem Oberhaupt folgen, dem nicht mal sein eigener Sohn gehorcht?

Aber ich hab von Grobian gehört, wie gut du dich neuerdings im Ring machst.“ Ein stolzes Grinsen ließ sich unter dem dichten Bart erahnen und Erleichterung durchflutete Hicks, während Haudrauf begeistert wiederholte, was Grobian ihm alles über das Talent seines Sohnes im Umgang mit „den schuppigen Biestern“ erzählt hatte.

Hicks saß nur stumm da und wagte es nicht seinen Vater zu unterbrechen, bis diesen schließlich die Erschöpfung übermannte und er das Gespräch vorerst beendete.

Haudrauf zog sich in sein Bett zurück und nur Sekunden später, hörte Hicks auch schon ein durchdringendes Schnarchen.

Seufzend ließ er sich auf sein Bett fallen und starrte die Decke an. Schon wieder hatte er die Chance verpasst, mit seinem Vater zu sprechen, und die nahende Gefahr durch Alvin war auch nicht zu unterschätzen. Also ob Hicks nicht so schon genug Probleme hätte. Die Götter mussten ihn wirklich hassen.

Eine Weile drehten sich seine Gedanken noch im Kreis, bis er langsam in einen unruhigen Schlaf hinabglitt.
 


 


 

... Jap. Tja. Also... An alle, mit denen ich schon in den Reviews oder PNs darüber geschrieben habe: Ich glaube, ich komm nicht drum rum eine Bromance daraus zu machen. Ich bin halt eine simple Frau, was soll man machen? xD

Wer mit ein bisschen Fluff hier und da nicht umgehen kann, für den tut´s mir leid, aber ich schreib halt worauf ich Bock hab. Ich hoffe, keiner nimmt mir das zu übel, und falls doch: tja, dann ist das nicht mein Problem. ^~^

Überhang wird das Ganze aber nicht nehmen.

Also dann, liebe Grüße und bleibt gesund.

Eure Schwertlilie



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