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Dein rettendes Lachen

von

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Alte Freunde

Wir saßen im Auto. Yusei saß vorn auf dem Beifahrersitz und sprach mit meinem Vater. Naja, eigentlich redete mein Vater die meiste Zeit allein und Yusei gab nur kurze Antworten. Ich saß schräg hinter ihm und betrachtete ihn. Wir hatten kein Wort über den Moment von gestern verloren. Ich hätte ihn tatsächlich beinahe geküsst! Aber… auch er kam mir in diesem Augenblick näher. Wollte … Wollte er das Gleiche? Vielleicht sollte ich deswegen wirklich mal mit ihm reden.
 

Die Adresse, die Yusei uns gegeben hat, war von einem Herr Kazuki. Er war wohl ein Freund seiner Eltern. Wir waren schon in Osaka angekommen, und fuhren durch die Stadt. An meinem Fenster zogen erst unglaublich hohe Häuser, dann allmählich viele alte Bauwerke vorbei. Wir mussten mittlerweile am Stadtrand sein. Wir waren in einer Gegend angelangt, in der ziemlich prachtvolle Villen standen. Was kannte Yusei denn für Leute?
 

Das Auto kam zum Stehen. Wir waren angekommen. Ich stieg aus, und sah mich neugierig um. Die Straße war breit, aber am Rand sah ich keine parkenden Autos. An den Gehwegen standen in regelmäßigen Abständen viele kleine Bäume, die eingezäunt waren. Wir standen vor einem echt hohen Tor. Links und rechts davon war alles grün und bewachsen, aber sehr gepflegt. „Das ist das Anwesen von Herr Kazuki“ sagte Yusei, der plötzlich neben mir stand und mich musterte. Mein Herz schlug wieder schneller und ich sah weiterhin stur auf den Anblick hinter dem Tor. Ein langer Weg führte zu einem großen, weißen Haus. Nein, das war eine Villa. Der Vorgarten war schon größer als unser eigenes Grundstück.
 

Mein Vater gab mir meine Tasche. Ich nahm sie an und lief hinter Yusei, der das Tor schon geöffnet hatte, indem er einen Code auf einem Bedienfeld eingab. Als wir den Weg entlangliefen, erklärte Yusei: „Herr Kazuki ist der Leiter der Konzerthalle in Osaka. Er ist etwas… exzentrisch, aber wirklich sehr nett. Meine Eltern sind schon ziemlich lange mit ihm befreundet.“ Langsam wurde ich etwas nervös. Wir kamen vor einer großen Doppeltür zum Stehen. An beiden Seiten war ein goldener Türklopfer in Form eines Löwenkopfes angebracht. Ob man jetzt mit den Dingern klopfen sollte? Wie in solchen alten Filmen? Aber Yusei betätigte einfach die Klingel auf der rechten Seite. Einen kurzen Moment später öffneten sich die Türen und mir klappte die Kinnlade herunter.
 

Wir standen vor einer großen Eingangshalle, an deren Ende zwei Treppen geschwungen nach oben führten. Zwischen den Treppen hing ein riesiges Bild in einem Goldrahmen. In der Mitte des Raumes war eine Skulptur. Sie zeigte eine Frau ohne Arme. Auch an den übrigen Wänden waren viele Bilder und kleinere Tische, auf denen Skulpturen und ziemlich teuer aussehende Vasen standen. Die Wände waren weiß, mit goldenen Ornamenten. Wer zur Hölle wohnt hier? Das sieht aus wie in einem Museum! Aber diese Frage beantwortete sich schnell.
 

„Yusei!“ sagte ein Mann, der auf uns zukam. Er war rundlich und etwas kleiner als mein Vater. Sein Aussehen war… Yusei hatte recht, wenn er von exzentrisch sprach. Er trug einen weißen Anzug mit Goldmustern verziert, und hatte weiß-graue, gewellte Haare, die wohl auch schonmal voller gewesen waren. Auf seinem Kopf war eine handtellergroße, kahle Stelle. Dafür hatte er einen sehr gut frisierten Schnauzer, und er trug eine seltsam kleine Brille mit komplett runden Gläsern, aber ohne Bügel. Er hatte schon einige Falten im Gesicht und schämte sich auch nicht, diese zu zeigen. Als er uns erreichte, zog er Yusei an sich, wie seinen eigenen Sohn. „Hallo, mein Junge, wie geht es dir? Ach vergiss es, welch geistlose Frage. Komm rein, komm rein!“ Dann wandte er sich an uns „Und ihr müsst seine Begleiter sein. Familie Yuki, wenn ich mich recht entsinne?“ Ich nickte zaghaft. Ich konnte den Typen nicht richtig einordnen.
 

Mein Vater ging einen Schritt auf ihn zu und reichte ihm seine Hand „Ja, das ist richtig. Mein Name ist Makoto Yuki und das ist mein Sohn Jaden.“ „Es freut mich außerordentlich, eure Bekanntschaft zu machen! Jetzt kommt doch aber erst einmal in mein bescheidenes Heim. Fräulein Ishida?“ rief er irgendwo in den Raum hinein. Aus einem seitlichen Bogen kam eine zierliche Frau in einer Dienstuniform. „Das ist Fräulein Ishida, sie wird euch erst einmal eure Räumlichkeiten für die Nacht zeigen. Ich habe leider noch einen Termin und werde erst beim Abendessen zugegen sein. Fühlt euch doch wie zu Hause!“
 

Die Frau kam auf uns zu und verbeugte sich knapp. „Hallo Saki“ sagte Yusei höflich und lächelte der jungen Frau entgegen. Sie erwiderte sein Lächeln „Hallo Yusei, lange nicht gesehen.“ Sie kannten sich schon so lange, dass sie sich beim Vornamen nannten? Die Türen hinter uns gingen zu, und ich bemerkte jetzt erst die beiden Männer in ihren schwarzen Fracks, die sie vermutlich geöffnet hatten. Ich fühlte mich wie ein Statist an einem Filmset. Das wirkte alles nicht real.
 

Die Frau führte uns ins erste Obergeschoss. Wir kamen auf einem langen Gang an, von dem etliche Türen abgingen. „Hier wurden drei Gästezimmer für euch vorbereitet. Das Erste ist hier“ sagte sie und öffnete eine Tür. Ich lief neugierig hinein und sah mich um. Ein Himmelbett, viele alte Möbel und Deko, die vermutlich teurer war als unser Auto. An einer Seite war eine geöffnete Tür, die ins Bad führte. Meine Kunstlehrerin würde vermutlich sagen: barocke Einrichtung. „Die Gästezimmer sehen alle fast gleich aus“ sagte Yusei, der plötzlich wieder neben mir stand. Mein Herz klopfte wieder schneller, auch, weil ich mich so erschrocken hatte. „Wenn du willst, kannst du das hier nehmen.“ Ich nickte nur, weil der Kloß in meinem Hals so groß war. Es ist schon wieder so verdammt warm!
 

Er lächelte und verließ wieder den Raum, um den anderen beiden zu folgen. Ich atmete geräuschvoll aus, und hatte nicht bemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte. Wieder sah ich mich um. Es ist, als würde man in einem Museum übernachten…
 

Als ich meine Sachen ausgepackt und alles begutachtet hatte, ging ich aus dem Zimmer und wollte nach Yusei und meinem Vater sehen. Leider hatte ich keine Ahnung wo die beiden waren, da alle Türen gleich aussahen und ich auch nicht mitbekommen hatte, wo sie untergebracht wurden. So stand ich nur planlos im Gang und wusste nichts mit mir anzufangen. „Kann ich dir helfen?“ fragte mich plötzlich jemand. Ich drehte mich zu der Stimme und sah die Frau, die uns die Zimmer gezeigt hat. „Ja, können Sie mir sagen wo mein Vater und Yusei sind?“ Sie nickte und deutete auf eine Tür, die neben meinem Gästezimmer lag. „In dem Raum hier ist Yusei, und Ihr Vater wurde zwei Zimmer weiter einquartiert.“ Ich schluckte. Yusei hat das Zimmer neben Meinem? „Danke“ sagte ich schnell und hörte, wie sich eine Tür weiter vorn öffnete. Mein Vater trat auf den Gang und kam auf uns zu. Die Frau verbeugte sich knapp und ging wieder die Treppe nach unten.
 

„Meine Güte, ist das ein großes Anwesen, meinst du nicht?“ sagte mein Vater amüsiert. Ich nickte. Es war immer noch nicht real. „Yusei sagte, wir sollen nach unten kommen, wenn wir fertig sind. Ich habe noch einen Termin mit dem Anwalt, aber ihr beide wolltet doch noch eine kleine Runde durch die Stadt drehen, nicht?“
 

Als wir unten ankamen, unterhielt sich Yusei gerade mit einem der Frackträger. Wir liefen auf ihn zu und als er uns bemerkte, schenkte er uns ein Lächeln, was mein Herz gleich wieder höherschlagen ließ. „Okay Takashi, wir sehen uns später“ sagte er zu dem Mann, der sich lächelnd verabschiedete und danach durch einen der Torbögen verschwand. Dann wandte sich Yusei an uns. „Habt ihr euch schon eingerichtet?“ Mein Vater lachte. „Wenn du mit eingerichtet ausgepackt meinst, ja. Du hast ja erwähnt, dein Bekannter hätte ein ziemlich großes Haus, aber du hast etwas untertrieben.“ Yusei kratzte sich etwas verlegen am Kopf.
 

Wir fuhren wieder stadteinwärts, raus aus der schicken Gegend. Hier fühlte ich mich wieder wie ein normaler Mensch. Mein Vater lud uns zum Italiener ein, denn wir hatten noch nichts zum Mittag gegessen. Danach fuhr er zu dem Termin und wir versicherten ihm, uns um 17 Uhr wieder an diesem Platz zu treffen.
 

Osaka war wirklich wahnsinnig cool! Wir waren in einer traditionell japanischen Burg und dann auf dem höchsten Gebäude der Stadt, Abeno Harukas. Die Einkaufszentren waren zehn Mal größer als in Neo Domino und ich zerrte Yusei vor Aufregung gefühlt in jeden zweiten Laden, um mir alles anzusehen. Auf dem Dach eines Hochhauses habe ich sogar ein Riesenrad gesehen. Die Stadt war der Wahnsinn! „Da vorne ist der Kema Sakuranomiya Park“ sagte Yusei und deutete in die Richtung. „Dort wollte sich Kalin mit uns treffen.“
 

Als wir näherkamen, sah ich eine ewig lange, schmale Grünfläche mit riesigen Bäumen, dahinter war ein Fluss. Ich konnte aber weder einen Anfang, noch ein Ende sehen. Wie ein Park sah das für mich nicht aus. „Was davon ist denn jetzt genau der Park?“ fragte ich verwundert und sah Yusei an. Er lachte. „Der Park ist direkt vor uns. Er ist etwa vier Kilometer lang und folgt dem Lauf des Ogawa-Flusses an beiden Ufern. Hinter diesen riesigen Bäumen dort ist der Fluss, und an den Ufern stehen Unmengen an Kirschbäumen, dicht bewachsen. Im Frühling, wenn die Kirschblüten blühen, sieht es hier fantastisch aus.“
 

Meine Augen wurden größer und mein Blick wanderte über die Flussufer, an denen wir angekommen waren. „Wow! Das würde ich gern mal sehen“ sagte ich begeistert.

„Warum nicht?“

„Hm?“ Überrascht sah ich ihn wieder an.

„Naja, wir könnten im Frühling zum Kirschblütenfest wieder herfahren“ sagte er und lächelte.

„Klasse! Dann haben wir ein Date!“ platzte es aus mir heraus, ehe ich über meine Wortwahl nachdachte. Hatte ich eben wirklich ‚Date‘ gesagt? Yusei wurde rot und schien über meine Worte ebenso überrascht wie ich.
 

„Hey, Yusei!“ rief plötzlich jemand neben uns. Wir drehten uns um, und ehe Yusei etwas erwidern konnte, wurde er in eine brüderliche Umarmung geschlossen. Der Typ hatte silbergraue Haare und olivgrüne Augen. Ich kannte ihn von den Fotos an der Pinnwand. „Hey Kalin, wie geht’s dir?“ fragte Yusei etwas überrumpelt.
 

Kalin löste sich von ihm und grinste. „Ach, du kennst mich ja. Unkraut vergeht nicht! Wie läufts in der neuen Stadt?“

„Ich habe mich eingelebt“ antwortete Yusei und deutete dann auf mich. „Das hier ist übrigens Jaden. Er ist ein Freund von mir aus der neuen Schule und war so nett, mich hierher zu begleiten.“ Ich grinste und hob die Hand.

Dann wandte sich Yusei wieder zu Kalin. „Aber sag mal, was wolltest du mir eigentlich so unbedingt persönlich sagen?“ fragte er geradeheraus und musterte sein Gegenüber.

Dieser druckste nur herum. „Naja. Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Weißt du…“

„Ach, jetzt stell dich nicht so an, und sag es einfach!“ sagte plötzlich eine weibliche Stimme.

Erschrocken sah ich zu ihr. Sie stand nur wenige Schritte von uns entfernt. Stand sie schon die ganze Zeit dort?

„Sherry?“ fragte Yusei verwirrt. „Was willst du denn hier?“

Sie lachte „Begrüßt man so etwa eine alte Freundin?“ fragte sie und kam näher.

„Nein, entschuldige. Schön dich wiederzusehen“ antwortete er mit einem sanften Lächeln.
 

Kalin seufzte. „Kann ich kurz unter vier Augen mit dir reden?“ fragte er an Yusei gewandt. Dieser musterte sein Gegenüber skeptisch, willigte aber ein, und so gingen sie ein ganzes Stück von uns weg, um ungestört reden zu können. Ich beobachtete sie. Als die beiden außer Hörweite waren, sprach Sherry mich an. „Du bist also Kalins Ersatz, was?“ Ich sah ihr fragend ins Gesicht. Wie Ersatz? Warum sollte ich jemanden ersetzen? „Schon gut, ist nicht so wichtig. Sag mal… Ganz ehrlich. Wie geht es ihm?“ Sie redet eindeutig nicht gerne um den heißen Brei herum. „Warum fragst du ihn das nicht selbst?“ entgegnete ich ihr verwirrt. Ich fühlte mich nicht sehr wohl dabei, mit einer mir fremden Person über so ein Thema zu reden. Ich wusste ja nicht mal, wie Yusei zu ihr steht! Schließlich war sie seine Ex-Freundin.
 

Sie sah mich traurig an, aber warum? „Hm. Du hast vielleicht recht“ sagte sie mit einem müden Lächeln und ging auf das nahestehende Geländer zu, um sich daran abzustützen. Ich folgte ihrem Blick zum anderen Flussufer. Die Bäume in satten Gelb- und Rottönen standen dicht beieinander. Dahinter ragten die Hochhäuser der Stadt in den Himmel. Ein kurzer Windstoß hob einige Blätter in die Luft, die dann sanft zu Boden fielen. „Weißt du…“ durchbrach sie die Stille. „Ich dachte eine Zeit lang wirklich, ich würde ihn kennen. Aber er hat sich irgendwie verändert.“ Verwundert musterte ich sie und ging einige Schritte auf sie zu, bis ich neben ihr stand. „Wie meinst du das?“
 

„Ich weiß nicht. Als wir noch zusammen waren, und auch danach, da hatte er so ein Funkeln in den Augen. Er war einfach glücklich. Aber jetzt…“

Ich grinste. „Ich weiß was du meinst!“

Überrascht sah sie mich an.

„Naja, als er gestern am Klavier saß, da hatte er auch so einen Ausdruck in den Augen.“

Sie musterte mich mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck. Habe ich was Falsches gesagt? Schnell versuchte ich das Thema zu wechseln. „Ach egal, wie war er denn früher so?“
 

Zu meiner Erleichterung stieg sie in den Themenwechsel ein. „Naja, er war eigentlich immer ziemlich gut drauf. Manchmal ging er mir mit seiner guten Laune auf den Keks, aber er munterte mich immer wieder auf, wenn es mir mies ging. In der Schule hatte er immer gute Noten, er war beliebt und stand immer hinter seinen Freunden. Dafür bewunderte ich ihn. Und er konnte so toll Klavier spielen… Er hatte sogar schon ein Stipendium an der Musikschule Tokio. Aber am meisten beneidete ich ihn um seine Familie. Sie liebten ihn über alles und hatten mich wie einen Teil von ihnen behandelt. Ich fühlte mich wirklich wohl bei ihnen.“ Ein belustigter Laut kam aus ihrer Kehle. „Unser Leben lief eigentlich ziemlich perfekt.“ Nachdenklich wandte sie den Blick zum Fluss. „Ich denke, ich habe ihn wirklich geliebt.“
 

„Warum habt ihr dann Schluss gemacht?“
 

Sie winkte ab und lächelte. Ihre Stimme klang jetzt ziemlich beiläufig. „Auch, wenn es noch so perfekt läuft, manchmal passt es eben einfach nicht. Wir sind im Guten auseinander gegangen, auch wenn ich den Sex wirklich vermisse.“ Sie grinste mich an und die Hitze stieg mir schlagartig in den Kopf. Daraufhin fing sie an zu lachen. „Hab ich dich etwa in Verlegenheit gebracht? Das ist ja süß!“ sagte sie immer noch lachend.
 

Ich drehte mich um, verschränkte die Arme und grummelte. „Stimmt gar nicht! Was kommst du auch plötzlich mit Details!“ Unwillkürlich wanderte mein Blick zu Yusei, der sich anscheinend gerade mit Kalin stritt. Kalin gestikulierte wild herum und Yusei sah aus, als wolle er ihm an die Gurgel gehen. So aufgebracht hatte ich ihn nur ein einziges Mal im Krankenhaus bei seinem Vater erlebt, kurz nachdem er eingeliefert wurde. Ich ließ die Arme sinken und beobachtete sie neugierig. „Was ist denn bei denen los?“ Sherry hatte sich auch wieder eingekriegt und folgte meinem Blick. „Ah, anscheinend hat Kalin endlich mit der Sprache rausgerückt. Hätte nicht gedacht, dass Yusei so wütend wird.“
 

Ich sah sie neugierig an. „Was wollte er ihm überhaupt so dringend sagen?“ „Kalin und ich sind seit einiger Zeit zusammen“ sagte sie und zuckte mit den Schultern. „WAS?!“ platzte es aus mir heraus. Es ging mich ja nichts an, aber waren die Ex-Partner unter besten Freunden nicht Tabu? Yusei wandte sich mit geballten Fäusten von Kalin ab, und kam auf uns zu. Er war sichtlich sauer. Auf seinem Weg zu uns konnte ich erkennen, dass er ein paar Mal tief Luft holte, ehe er vor uns zum Stehen kam.
 

„Bist du deswegen wirklich so wütend?“ fragte Sherry ungläubig. Er warf ihr einen scharfen Blick zu, aber entgegen seiner Antwort war seine Stimme kalt. „Nein.“ Sherry hielt seinem Blick stand und musterte ihn. Dann drehte er sich zu mir, und seine Gesichtszüge entspannten sich etwas. „Wir sollten los, sonst kommen wir noch zu spät“ sagte er bestimmt, verabschiedete sich von Sherry und ging schon vor. Ich warf ihr einen fragenden Blick zu, aber sie hatte anscheinend auch keine Ahnung, was das sollte. Also verabschiedete ich mich ebenfalls und folgte ihm.
 

Ob er wirklich so sauer war, weil Kalin mit Sherry zusammen war? Aber in dem Fall bedeutet es doch… dass er noch Gefühle für sie hat. Oder nicht?
 

* Die Sicht von Yusei *
 

„Na schön, was ist los?“ fragte ich Kalin, als wir endlich ein gutes Stück von den anderen entfernt stehen blieben. Er suchte anscheinend immer noch nach den richtigen Worten. „Du nimmst doch sonst auch nie ein Blatt vor den Mund. Also, was hast du?“
 

Er atmete ein Mal tief durch und fing endlich an zu reden. „Naja. Ich wollte es dir eigentlich schon eine ganze Weile sagen, aber am Telefon konnte ich es nicht. Weißt du, es geht um Sherry. Wie soll ich‘s sagen?“ Er seufzte verzweifelt. „Wir. Naja, wir sind in einer Beziehung.“
 

Ich lächelte. Als ob ich das nicht schon länger wüsste. Kalin war ein schlechterer Lügner als ich. Und Sherry konnte ich, nach mehr als zwei Jahren Beziehung, auch fast lesen wie ein Buch. Meinen ersten Verdacht hatte ich schon etwa zwei Wochen vor dem Unfall. Und deswegen machte er so einen Aufstand? Ich freute mich für die beiden, schließlich war er seit der Unterstufe mein bester Freund, und mit ihr bin ich nicht im Streit auseinander gegangen. Ich konnte guten Gewissens von mir behaupten, keine tieferen Gefühle mehr für sie zu haben. Meine Reaktion schien ihn allerdings völlig aus dem Konzept zu bringen.
 

„Bist du… nicht mal ein klein wenig sauer?“ fragte er verwirrt. Ich gab einen belustigten Laut von mir. „Sauer? Wieso? Nein, ich freue mich für euch. Wie lange läuft das denn schon?“ Er starrt mich immer noch überrumpelt an. „Äh… seit etwa zwei Monaten.“ Fast ins Schwarze getroffen, mit meiner Vermutung. Jetzt versuchte er, sich zu rechtfertigen. „Aber ich wollte es dir sagen, bevor wir es offiziell machen wollten, ehrlich! Du solltest eigentlich der Erste sein, der davon weiß. Naja, aber dann kam was dazwischen. Und dann wusste ich nicht mehr, wie. Du hattest schon genug Probleme, und ich wusste einfach nicht…“
 

„Kalin“ unterbrach ich ihn. „Es ist okay für mich, glaub mir.“
 

„Warum bist du nicht sauer auf mich? Ich meine, ich habe dir verschwiegen, dass ich mit deiner Ex zusammen bin und ich habe dich im Stich gelassen, als du mich am meisten brauchtest. Wir haben seit Wochen nur oberflächlich Kontakt. Ich wusste einfach nicht, wie ich mit der ganzen Sache umgehen sollte. Das weiß ich heute noch nicht. Ich meine… Ich weiß nicht… bist du nicht einsam?“
 

Ich stutzte. Ja, ich war einsam, aber dann zog mich Jaden aus meiner Isolation und war für mich da. „Nein, bin ich nicht mehr. Die Schule ist ganz okay. Ich bin sogar der neue Stürmer in der Fußballmannschaft geworden. Jaden hat mich dazu gedrängt.“ Ich lachte kurz bei dieser Erinnerung. „Er ist der Kapitän und die Spieler sind gar nicht so schlecht. Ich leite aktuell das Training, weil kein Lehrer verfügbar ist. Wir wollen an der Regionalmeisterschaft dieses Jahr teilnehmen.“ „Moment, was?“ erwiderte er und sah mich überrascht an. „Du hast uns schon ausgewechselt?“
 

Wie kommt er denn auf ausgewechselt? „Ich könnte dich und die anderen nie auswechseln. Sei doch froh, so treten wir vielleicht gegeneinander an. Dann kannst du mir endlich zeigen ob du besser spielst als ich“ sagte ich scherzhaft. Aber er sah mich nur wütend an. „Du hast uns verraten. Du sagtest doch vor deinem Umzug noch ganz großkotzig, du könntest dir keine andere Mannschaft vorstellen. Und jetzt wechselst du uns einfach aus?“
 

Ich starrte ihn nur ungläubig an. Wie kann er sowas von mir denken? Ich wollte anfangs nicht mal in die neue Mannschaft, Jaden hatte mich irgendwie reingeschubst. Wieso freute er sich nicht einfach für mich, dass ich wieder ein wenig Normalität im Leben hatte? „Ich… versteh nicht ganz, worauf du hinauswillst“ sagte ich perplex. „Ach nein? Ich rede davon, dass unser ehemaliger Kapitän einfach eine neue Mannschaft trainiert! Du brauchst uns also gar nicht mehr, was? Wann wolltest du uns das denn erzählen?! Du bist ein genauso beschissener Freund, wie ich es war!“
 

Oh nein, das lasse ich mir nicht unterstellen. Ich sah ihn mit einem stechenden Blick an. „Nein, ganz im Gegenteil. Ich habe mich wenigstens ab und an gemeldet. Wenn es nach dir ginge, dann hätten wir immer noch Funkstille! Wenigstens haben die Schüler an der neuen Schule mit mir geredet! Ich wollte nur nicht mehr allein sein!“ sagte ich und meine Stimme wurde dabei immer aufgebrachter. Wie kann er mir nur unterstellen, ein schlechter Freund gewesen zu sein? Schließlich hatte er sich von mir abgewendet! „Weißt du, was ich wirklich gebraucht hätte?! Jemanden zum Reden! Ich hätte meinen besten Freund gebraucht! Ich habe mich komplett ausgeschlossen gefühlt! Selbst mein Vater hat sich zurückgezogen. Nach dem Umzug hat er kaum noch mit mir gesprochen, genau wie du!“ Ich ballte meine Hände zu Fäusten, fing an zu zittern. „Nur weil DU nicht wusstest, wie du mit mir umgehen solltest?! Wovor hattet ihr eigentlich Angst? Wie dachtet ihr, würde ich reagieren, wenn ihr einfach nur für mich da gewesen wärt?! Glaubt ihr, ich wäre deshalb zusammengebrochen? Nein! Das bin ich nur deshalb, weil ich allein in einer neuen Stadt zurechtkommen musste und ihr mich quasi ignoriert habt. Mein Vater war mir dabei noch die schlechteste Hilfe. Ich habe euch vermisst. Ich habe dich vermisst, verdammt!“
 

Kalin starrte mich entgeistert an, ehe er sich wieder gefangen hatte. „Aber ich dachte, das wäre eine Familienangelegenheit! Das klärt immer noch nicht, warum du dir einfach ein neues Team, neue Freunde suchst!“ Mein Blick verfinsterte sich weiter, meine Stimme wurde gefährlich ruhig. „Mit welcher Familie hätte ich das klären können? Mein Vater liegt im Krankenhaus und lässt nicht mehr mit sich reden, du Idiot. Das wüsstest du, hättest du bei meinen Anrufen länger als nur fünf Minuten für mich erübrigt. Ich lebe seit vier Wochen allein. Und wären Jaden und seine Familie nicht gewesen, wäre ich vermutlich irgendwann einfach durchgedreht.“
 

Ich konnte seine Gegenwart im Moment einfach nicht ertragen. Ehe ich ihm noch etwas an den Kopf werfen kann, was ich später bereue, gehe ich wohl besser. Ich ließ ihn einfach stehen und ging zu Jaden und Sherry zurück. Auf dem Weg dahin, versuchte ich meine Wut wieder unter Kontrolle zu bekommen.
 

„Bist du deswegen wirklich so wütend?“ fragte Sherry ungläubig. Ich warf ihr einen scharfen Blick zu und verneinte. Aber ich war selbst verwundert, wie kalt meine Stimme sich anhörte. Natürlich hielt Sherry meinem Blick stand. Sie wusste vermutlich, dass ich nicht auf sie sauer war. Sie kannte mich gut genug. Ich will hier einfach nur noch weg. Die Sache mit Kalin würde ich heute nicht mehr klären können. Ich sah zu Jaden, und wurde augenblicklich ruhiger. Seine warmen, kastanienbraunen Augen hatten wirklich jedes Mal eine beruhigende Wirkung auf mich. „Wir sollten los, sonst kommen wir noch zu spät“ sagte ich bestimmt und ging schon vor. Wie ich ihn kenne, will er sich sicher noch verabschieden, aber ich will hier einfach nur noch weg.
 

Auf dem Rückweg zum Anwesen von Herrn Kazuki und während des Abendessens schwieg ich die meiste Zeit. Die anderen schoben es auf die Nervosität vor der Gerichtsverhandlung, aber Jaden wusste es besser und ließ das Thema einfach erstmal auf sich beruhen. Ich dankte ihm still dafür.
 

Am Abend ging ich zu meinem Lieblingsplatz auf diesem Anwesen. Es war ein kleiner Springbrunnen, der hinter einigen Hecken versteckt war. Wenn es dunkel wurde, wurde das Wasser von unten angestrahlt und das Licht ließ die Oberfläche und die Wasserstrahlen funkeln, wie Sterne. Ich ließ mich auf der kleinen Mauer um den Brunnen herum nieder und beobachtete das klare Wasser. Irgendwann würde sich die Sache mit Kalin schon wieder einrenken. Aber warum warf er mir vor, ihn ausgetauscht zu haben? Hat er denn nicht gesehen, wie es mir ging? Dieser Trottel! Ich würde in ein paar Tagen wieder mit ihm reden müssen, aber nicht, wenn ich noch so aufgebracht bin, wie im Moment. Als ob er mein einziges Problem wäre. Langsam kamen auch die Sorgen um den morgigen Tag wieder. Ob ich mich danach besser fühlen werde, oder schlechter? Ich hatte wirklich keine Ahnung.
 

„Kann ich mich zu dir setzen?“ fragte eine bekannte Stimme leise. Ich hatte ihn nicht kommen hören und zuckte kurz zusammen. Als ich über meine Schulter blickte und Jaden sah, nickte ich und betrachtete wieder das Wasser. Er setzte sich im Schneidersitz neben mich und redete munter. „Dieser Takashi sagte, du wärst früher immer hierhergekommen, wenn du wütend oder traurig warst. Wie lange kennst du ihn eigentlich schon?“ Ich schmunzelte. War ich wirklich so durchschaubar? „Ich bin früher als Kind immer mit meiner Mutter hergekommen, wenn mein Vater arbeiten war. Herr Kazuki war ihr Vorgesetzter und ein guter Freund von ihr. Er wollte in regelmäßigen Abständen den aktuellen Stand der Fortschritte sehen, und dazu kamen die Hauptmusiker der Konzerthalle zu ihm. Da das immer Stunden ging, wurde mir irgendwann langweilig und ich fing an, mit den Hausangestellten zu spielen. Takashi war zu der Zeit noch ein Lehrling auf dem Anwesen, genauso wie Saki. Mit der Zeit sind wir Freunde geworden.“ „Cool, du kennst hier also jeden Winkel?“ Ich sah ihn an und lächelte. „Ja, wieso?“ Er grinste verlegen. „Naja, ich verlaufe mich hier ständig. Ich habe vorhin ganze 30 Minuten gebraucht, ehe ich mein Zimmer wiedergefunden habe. Ich war einfach auf dem falschen Stockwerk und bin irgendwann in der Küche rausgekommen.“
 

Ich lachte. „Es gibt einen kleinen Dienstbotengang, der vom ersten Obergeschoss runter zur Küche führt. Er liegt gleich zwischen dem Zimmer deines Vaters und Meinem. Wenn du willst, kann ich ihn dir später zeigen, aber wir müssen noch warten. Um diese Zeit wird er häufig genutzt, und ich will niemandem im Weg stehen.“ Wieder funkelten seine neugierigen Augen. „Klar gerne!“ Wieder lachte ich leise und sah auf das Wasser. Weswegen war ich eigentlich hier?
 

„Diese Sherry scheint ziemlich nett zu sein“ sagte er und sah mich vorsichtig an. Ich schmunzelte. Ach stimmt, deswegen. „Ja, aber sie trägt ihr Herz auf der Zunge. Hat sie irgendetwas Merkwürdiges gesagt?“ Im Schein des Wassers vor uns konnte ich sehen, wie er förmlich anfing zu glühen. Oh je, was hat sie jetzt wieder erzählt? Sein Anblick amüsierte mich, als er hektisch versuchte sich zu erklären. „Was? Nichts! Warum sollte sie denn? Wir kennen uns ja nicht.“ Kurz noch lachte er nervös, wandte dann seinen Blick ab, und sah auf das Wasser.
 

„Sie hat dir erzählt, dass sie jetzt mit Kalin zusammen ist, nicht?“

Überrascht sah er mich an. „Ja, woher weißt du das?“

„Ich kenne sie eben“ sagte ich und lächelte.

„Und… warst du deshalb so sauer?“

Mein Lächeln erstarb. „Nein, ich freue mich für Sherry, wirklich. Nur Kalin ging mir auf die Nerven, das ist alles.“

„Den ersten Teil glaube ich dir. Nur nicht, dass das alles ist. War er fies?“

Ich musterte ihn überrascht. „Nein“ sagte ich gedankenverloren. Er sah mich wild entschlossen an und ich wusste einfach nicht, warum er so ein Gesicht aufgesetzt hatte. „Wie kommst du darauf?“
 

„Du hast gesagt, du freust dich für Sherry. Warum nicht auch für ihn?“ „Hm?“ Hatte ich das wirklich so gesagt? Ich seufzte. „Naja, wahrscheinlich, weil ich immer noch sauer auf ihn bin. Und ehrlich gesagt auch auf mich selbst.“ Der frische Wind ließ die Herbstblätter durch die Luft tanzen. Ich beobachtete, wie einige ins Wasser fielen. Wie soll ich es ihm am besten sagen, ohne dass es lächerlich klingt. „Er… Ach es klingt dämlich, ich weiß. Erst regt er sich auf, weil ich in einer neuen Mannschaft bin, und dann hält er mir vor, dass ich deswegen ein schlechter Freund wäre. Ich habe ihm gesagt, dass ich nur nicht allein sein wollte, dazugehören wollte. Dass er mich im Stich gelassen hätte. Nur, weil er nicht wusste wie er mit mir umgehen sollte. Auch, dass es nach dem Umzug schlimmer wurde, und ich ihn vermisste. Dass ich nicht verstehen konnte, warum er mich ignoriert hat. Als er dann sagte, dass es eine Familienangelegenheit gewesen wäre, wurde ich noch wütender. Ich bin nicht stolz darauf, aber ich warf ihm die Sache mit meinem Vater an den Kopf, mit meiner Wohnsituation, und dass ich ohne dich wahrscheinlich durchgedreht wäre.“ Wieder seufzte ich schwer und betrachtete den sternenklaren Himmel. Was Jaden wohl jetzt von mir denken wird? „Ich habe wirklich keine Ahnung, warum er plötzlich so wütend war, aber ich habe mich auch falsch verhalten.“ Ich sah ihn an, und wollte eigentlich weiterreden, aber ich war zu überrascht.
 

Ich konnte seinen Blick einfach nicht deuten. „Du…“ setzte er an. Ich war verwirrt. War er sauer? Irritiert? Überrascht? „Du hast ihm gesagt, du wärst ohne mich durchgedreht?“ Ich blinzelte ihn verwirrt an. Das war das Einzige, was ihn so stutzen ließ? Ich suchte nach einer Antwort. „Naja... Ja. Das ist doch die Wahrheit. Wenn ich am Boden war, hast du mich wiederaufgebaut. Wenn ich falle, fängst du mich wieder auf. Ich fühle mich bei dir einfach wieder wie ich selbst, verstehst du? Ich bin glücklich, wenn du bei mir bist. Du hast mir den Mut gegeben weiterzumachen. Ohne dich hätte ich wahrscheinlich nie wieder angefangen zu spielen. Du bist mehr als nur mein bester Freund geworden, ich habe mich-“ …in dich verliebt. Wie gerne würde ich es ihm sagen. Ich fühlte mich einfach so wohl in seiner Nähe, dass ich alles loswerden wollte. Ich wollte ihm erzählen, wie ich wirklich für ihn fühlte, aber das konnte ich nicht. Er würde mich für verrückt halten.
 

Er drehte seinen Körper so, dass ich ihm gegenübersaß, musterte mich immer noch mit diesem undefinierbaren Blick, dann schenkte er mir plötzlich ein warmes Lächeln. Ein roter Schimmer lag auf seinen Wangen. Mein Herz raste wie wild gegen meine Rippen und ein unglaublich wohliges Gefühl durchzog meinen Körper. Mein Gesicht fühlte sich ganz heiß an. Ich hätte ihn schon einmal fast geküsst, und ich spürte dieses Verlangen in mir aufsteigen, es dieses Mal durchzuziehen. Hör auf an so etwas zu denken! Ich schloss meine Augen und atmete hörbar aus. Nein, ich kann es ihm nicht sagen. Als ich mein Gesicht von ihm abwenden wollte, spürte ich auf einmal etwas Warmes an meinen Lippen.
 

Ich riss meine Augen auf und sah Jadens Gesicht direkt vor meinem. Mein Herzschlag nahm weiter zu und ich rührte mich nicht mehr. Ich konnte nicht begreifen, was vor sich ging. Meine Starre kam mir unendlich lang vor, doch es waren nur einige Sekunden, ehe sich mein Verstand abschaltete. Ich schloss meine Augen, legte ihm eine Hand in den Nacken und erwiderte seinen zärtlichen Kuss. Ich spürte seine warmen, weichen Lippen auf meinen, nahm seinen Duft wahr. Spürte seinen Atem auf meiner Haut. Ein Kribbeln durchzog meinen gesamten Körper. Ich blendete die kalte Herbstluft aus, die Geräusche der Wasserstrahlen, die auf die spiegelglatte Oberfläche trafen. Selbst die Zeit war mir egal. Es war ein perfekter Augenblick. Da waren nur er und ich. Und diese unendlich sanfte Berührung.
 

Als wir unseren Kuss lösten, starrte ich ihn eine Weile an. Langsam kehrte mein Verstand zurück und ich wurde wieder rot. Ich hatte es längst aufgegeben, mein Herz beruhigen zu wollen. Jaden hatte ein breites Lächeln aufgesetzt. „Was du gesagt hast, war wirklich schön. Und lass dir nie einreden, du wärst ein schlechter Freund. Du bist der beste Freund, den man sich wünschen könnte! Weißt du, mein Problem in den letzten Tagen war, dass ich mich in meinen besten Freund verliebt habe.“ Mein Herz setzte einen Schlag aus bei diesen Worten. War das wirklich möglich? „Aber ich glaube, es geht ihm ähnlich“ sagte er noch mit einem warmen Lächeln. Was hat er gerade gesagt? Ich traute meinen Ohren nicht. Hat er mir eben wirklich seine Gefühle gestanden?
 

„Ist das… dein Ernst?“ fragte ich leise, als ich endlich meine Stimme wiedergefunden hatte. Er grinste breit und klopfte mir einmal leicht gegen die Stirn. „Du bist lustig. Warum hätte ich das eben sonst machen sollen?“ Mein Gesicht hätte in diesem Moment gut mit einem Feuerlöscher konkurrieren können. Statt etwas zu erwidern, versiegelte ich seine Lippen erneut mit meinen. Dieses Mal war er es, der kurz verwirrt war, den Kuss dann aber erwiderte. Ich war mir noch immer nicht sicher, ob das ganze real war, doch es kümmerte mich nicht. Wenn ich jetzt wirklich langsam verrückt wurde, dann war das hier der bittersüßeste Traum, den ich je hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yumi_Kira_Ichimaru
2021-06-26T19:42:46+00:00 26.06.2021 21:42
mein Herz rast gerade genau so wie Yusei Seins xD
Dieser erste Kuss war der mit Abstand süßeste den ich je gelesen habe *-*
Ich kann sie mir bildlich vorstellen, wie sie da sitzen und sich so verliebt ansehen ♡


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