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Der letzte Sieg

Böse Vorahnung
von

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29. Eine ungewisse Zukunft

„NEIN!“ Fassungslos starrte Meister Tosender Ochse auf den Schutthaufen, in dem immer noch etwas Glut glimmte. „Die gesamten Dokumente der Stadt!“

Meister Kroko hatte etwas aus dem verbrannten Blätterhaufen herausgefischt, das wie eine Urkunde aussah. „Meine Besitzurkunde für mein Sommerhaus. Jetzt muss ich mir noch mal alles neu überschreiben lassen.“

Shenmi wusste nicht, was los war und gluckste amüsiert. Sie quietschte laut, als ein verkohltes Stück Papier durch die Luft an ihr vorbeigeweht wurde. Alle anderen standen sprachlos daneben und betrachteten den Haufen Asche auf dem Hinterhof.

„Tja“, bemerkte Shen trocken. „Um das alles neu zu erstellen, wird das wohl lange dauern.“

Meister Ochse stierte ihn wütend an. „Du verdammte…!“

„Na, na, na“, mahnte der weiße Pfau. „Ich steh auch nicht gerade besser da. Meine Stadt wurde auch teilweise zerstört.“

„Wo wollt ihr dann solange bleiben?“, fragte Po. „Vor allem mit den Kindern?“

Er deutete auf die kleine Shenmi, die sich in Meister Ochses Armen rekelte. Doch noch ehe jemand sich dazu äußern konnte, meldete sich Meister Kroko zu Wort. „Kumpel, ich glaube, dass wirst du jetzt nicht gerne sehen oder hören. Aber…“

Das Krokodil hielt dem Kung-Fu-Meister ein verkohltes Stück Pergament vor. Doch außer einem Siegel der Stadt und ein paar Zeichen am Rande, war nichts mehr darauf zu entziffern. Dennoch wusste der Ochse ganz genau, was er da vor sich hatte.

Auch Shen schien den Papierfetzen erkannt zu haben und grinste leicht. „Ich nehme mal an, damit wäre das wohl geklärt.“

Meister Ochse nahm das Pergament in den Huf und zerdrückte es zu Staub.

„Oh, nein. Es ist noch lange nicht geklärt“, knurrte er drohend. „Nur weil deine schriftliche Verurteilung futsch ist, heißt das noch lange nicht…“

„Sie schlüpfen!“, rief auf einmal die Stimme der alten Ziege zu ihnen rüber. „Kommt schnell!“

So schnell sie konnten eilten alle wieder in die Gast-Residenz zurück. Dort hatte nicht nur ein Ei, sondern sogar alle drei einen Riss in der Eischale bekommen.

Xia war total aufgeregt. „Was wird es? Krieg ich nochmal eine Schwester?“
 

„Na ja, besser eine als gar keine.“ Xia klang ein kleinwenig enttäusch, war aber nicht traurig. Yin-Yu lächelte leicht, während sie dabei war die anderen Kinder trockenzureiben.

„Drei Jungen und ein Mädchen“, zählte Po auf. „So gesehen ist das doch auch nicht schlecht verteilt, oder?“

Alle schauten auf die Küken im Strohkorb. Mit Ausnahme von Shenmi, die immer noch in Meister Ochses Armen lag. Endlich war Yin-Yu fertig und betrachtete Shenmis Brüder.

„Die sind ja alle braungrau“, bemerkte Po verwundert.

„Ihre Farben werden erst später zur Geltung kommen“, klärte ihn die Ziege auf. „Aber der dort wird bestimmt mal wie Sheng.“

Sie deutete mit dem Gehstock auf ein Küken, das weiße Flecken im Federkleid aufwies.

Shen hatte sich bis jetzt noch nicht geäußert, doch man sah ihm an, dass er mit Stolz auf seinen Nachwuchs herabblickte. Schließlich kam er näher und strich den Jungs über die noch flauschigen Köpfe. Die Küken piepten leise. Sie waren noch recht müde von der ganzen Anstrengung vom Schlüpfen. Yin-Yu gesellte sich neben ihn und drückte sich an ihn. Doch dann wanderte ihr Blick zu Meister Ochse.

„Meister Tosender Ochse?“, fragte sie zaghaft.

Der Kung-Fu-Meister hob verwundert den Kopf.

„Darf sie zu ihren Brüdern?“

Zuerst schien Meister Ochse zu zögern. Doch dann gab er sich einen Ruck und setzte das weiße Mädchen in den Strohkorb, wo sie mit Fiepen von ihren Geschwistern empfangen wurde.

Die Furiosen Fünf standen mit Po daneben und Tigress bemerkte, wie der Panda nervös auf seinen Fingernägeln herumkaute. Eine Weile sagte keiner ein Wort, bis Po die Ungewissheit nicht mehr länger ertragen konnte.

„Was ist denn jetzt?!“, rief er.

Alle sahen ihn verwundert an, bis auf Meister Ochse, der ganz genau wusste, was er meinte und schnaubte laut. „Also, wenn es nach mir ginge…“

„Dann verhafte mich doch!“, konterte Shen.

Yin-Yu umarmte ihn, doch das konnte den weißen Pfau nicht unbedingt beruhigen. Der alte Konflikt von damals, war ebenfalls noch tief in ihm eingebrannt.

Der Ochse knurrte. „Du denkst wohl, ich wäre dazu gar nicht in der Lage, was?!“

Po befürchtete, die ganze Sache könnte eskalieren und stellte sich schützend vor Shen und seine Familie. „Aber, Meister. Ohne ihn, wäre die Stadt vielleicht völlig von der Landkarte verschwunden.“

„Das wäre sie damals auch gewesen! Und China gleich mit dazu!“

Po rieb die Fingerspitzen aneinander. „Aber das war doch früher… Xiang hat die ganzen Sachen hier kaputt gemacht. Shen wäre doch nie freiwillig hierhergekommen, wenn er nicht seine Familie entführt hätte…“

Das rief in Shen eine Wut hoch. „Denkst du ich hätte Angst vor dem gehabt?!“

Po schluckte. „So hab ich das doch gar nicht gemeint. Ich meinte nur, dass…“

„Was ist denn hier los?“

In diesem Moment betrat König Wang den Raum. Der Panda atmete erleichtert auf und breitete die Arme aus. „Wang! Wie schön dich zu sehen!“

„Wer ist das?“, fragte Meister Ochse.

„Mein Name ist Wang. König der Hunnen.“

Der Hunnenkönig verneigte sich respektvoll. Meister Ochse und Meister Kroko erwiderten den Gruß nur zögernd. Als Wangs Blick auf die Küken fiel, war er zunächst völlig irritiert. „Wo kommen die denn her?“

Alle redeten zwar kurz darauf wild durcheinander, doch der Hunnenkönig besaß klaren Verstand genug, um sich einen Bericht daraus zusammenzureimen.

„Wie ist das möglich?“, fragte er verwundert.

Po teilte seine Ratlosigkeit. „Vielleicht eines der ungelösten Rätsel des Universums… Genauso jetzt die Frage, was passieren wird.“

Er deutete mit einem Kopfnicken zwischen Meister Ochse und Lord Shen. König Wang verstand die verzwickte Lage und erhob sich.

„Nun denn“, begann er. „So wie ich das hier verstehe, wollen Sie ihn wohl trotz seiner guten Arbeit also verurteilen?“

Der Kung-Fu-Ochse verschränkte die Arme. „Selbst wenn er die ganze Welt gerettet hat… Ich kann nicht erlauben, dass…“

„Das wird aber unmöglich sein“, unterbrach Wang.

„Und warum nicht?“

„Weil die Familie unter meiner Obhut steht.“

Das brachte Meister Ochse erst mal zum Verstummen. Selbst Shen und Yin-Yu waren für einen Moment überrascht.

„Und ganz davon abgesehen, Meister“, versuchte Po es erneut. „Für die Kleinen wäre eine Reise zu anstrengend. Sie müssten sich noch eine Weile ausruhen.“

Die Ziege lächelte. „Tja, sieht so aus, als könnten sie vorerst gar nicht weg. Noch dazu ist Yin Yan immer noch teilweise unbewohnbar und muss erst mal repariert werden.“

„In dem Fall müssen wir erst mal in Gongmen bleiben, bis die Stadt wieder aufgebaut ist“, kommentierte Po weiter und machte Rehaugen. „Oder willst du sie wirklich vor die Tür setzen?“

Gegen so viel „Logik“ konnte nicht mal der Kung-Fu-Meister was sagen. Dennoch sträubte er sich dagegen, den Mörder seines besten Freundes Asyl zu gewähren. Sein Blick fiel auf Shenmi, die lächelnd ihre Flügel nach ihm ausstreckte.

„Na ja…“, begann er schließlich. „Bis wir alle Formalitäten in der Stadt geklärt haben, wird es eh wohl noch etwas dauern.“

Meister Kroko seufzte. „Du meintest wohl, lange dauern.“

Yin-Yu nickte traurig. „Schade um die Stadtdokumente.“ Sie sah Shen an. „Tut mir leid für dich.“

Shen hob den Kopf. „Wieso denn? Keine Sorge. Unterhalb des Palastes befinden sich noch die wertvollsten Dokumente meiner Familie und die meiner Vorfahren.“

Es wunderte ihn, dass er es ansprach. Vor langer Zeit hatte ihn sowas nicht interessiert. Er hatte nur die Eroberung Chinas im Kopf gehabt. Jetzt lag ihm die Familie in einem anderen Licht. Der Wunsch etwas von den Wurzeln der Vergangenheit zu bewahren und für die Zukunft zu planen. Allerdings nicht mit Waffen und Krieg. Er schaute auf seine zwei älteren Kinder. „Vielleicht kann ich euch solange die Stadt eurer Vorfahren zeigen.“

„Zumindest das, was davon noch übriggeblieben ist“, knurrte Meister Ochse.

„In diesem Fall werden wir dann alsbald abziehen“, sagte König Wang. „Meine Soldaten werden Guo und die anderen abführen. Wir ziehen nach, sobald Xiang transportfähig ist.“

„Wir werden dann auch langsam wieder nach Hause gehen“, sagte Po.

„Es war mir eine Ehre gewesen mit dir zusammengearbeitet zu haben, Drachenkrieger.“

„Ebenso.“

Beide verneigten sich voreinander.

„Und falls du mal wieder am Tal des Friedens vorbeikommst, du bist dort jederzeit willkommen.“

„Darauf werde ich gerne zurückkommen.“ Mit diesen Worten verabschiedete er sich und Wang ging hinaus. Doch Xia rannte ihm nach und holte ihn vor dem Ausgang ein.

„Muss er denn noch in der Stadt bleiben?“, fragte Xia. „Könnt ihr ihn nicht sofort mitnehmen?“

Der Hunnenkönig sah die junge Pfauenhenne verwundert an. „Nur für ein paar Tage wenigstens. Ich weiß, es gefällt dir nicht, aber wir alle haben unsere Grenzen des Richtens.“

Er verneigte sich, dann entfernte er sich. Xia sah ihm verbittert hinterher.

„Findest du nicht, dass er genug gebüßt hat?“

Überrascht drehte sie sich um. Sheng war ihr gefolgt und trat näher an sie heran.

Der Blick des Mädchens verfinsterte sich. „Er wird nie genug büßen.“

Sheng verengte die Augen. Doch er wollte nicht weiter fragen und ließ seine Schwester allein zurück.



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