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Feuer und Flamme

Zwei Hundebrüder, zwei Schmiede und jede Menge Feuer
von

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Nebel, Nebel, weißer Hauch...


 

D

ie Hundebrüder, bei Inu Yasha noch einen zeternden alten Schmied im Gepäck, erwarteten eigentlich, dass sie trotz des Nebels einigermaßen wissen würden, wo sie landen konnten, als sie den Satz über die Steilkante hinunter zum Nebelwald machten.

Dem war nicht so und sie standen mehr oder weniger zufällig im Nichts. Allerdings war sofort klar, wo sich das Wasser dieser warmen Welt befand. Der Nebel war dicht und schwer, die Feuchtigkeit drang in Sekunden selbst durch ihre Kleidung, die Haare klebten an ihnen, noch ehe sie feststellen mussten, dass sie nichts um sich erkennen konnten, außer der weißen Wand.

„Sesshoumaru...Schmiedeopa?“ erkundigte sich Inu Yasha unwillkürlich leise. Das war nicht nur ein sehr nasser, sondern auch praktisch undurchdringlicher Nebel. Dazu eine Hitze wie im Hochsommer. Das konnte ja heiter werden. Das Wasser in der Luft sammelte und verwischte zugleich alle Gerüche, bot nur ein verwirrendes Labyrinth aus Pflanzen und Düften, die es wohl nur hier gab. Geräusche um sie wurden verschluckt.

„Ja, der Nebelwald.“ Toutousai seufzte, rappelte sich jedoch auf, da ihn der Halbdämon fallengelassen hatte, um die Klaue an Tessaiga legen zu können. „Hier, die Karte brennt noch. Wir müssen nach … „ Er brach ab, da ihm klar wurde, dass die Halbbrüder höchstens die Flammen entdecken konnten, aber nicht seine ausgestreckte Hand. „Äh, ich sehe hier einen Punkt, das sind sicher wir, und das Kreuz hier, das müsste der Kater sein. Ich sage ja, der geht zum Metallberg, um durch das Portal in die Zwischenwelt zu gelangen. Jawohl. Der will zu So´unga!“

„Was mich eigentlich dazu bringt …“ meinte der Halbdämon und packte mehr instinktiv zu, um den vergesslichen Schmied samt der Karte zu halten. „Wenn wir schon diesen komischen Auftrag bekommen haben, wieso müssen wir hier durch Wüsten und Täler latschen? Sie hätten uns doch auch gleich zu So´unga bringen können, damit wir auf den Idioten einfach warten.“

„Weil das nicht so einfach ist, du dummer Junge,“ murrte Toutousai prompt. „Das ist das Höllenschwert und das ist in der Hölle! Man spaziert als Lebender nicht einfach so in das Jenseits und wieder zurück! Da gibt es Wege, ja, aber an die muss man sich eben halten.“

„Keh, ich war schon ein paar Mal drin, und Sesshoumaru auch,“

„Das heißt nur, dass ihr mehr Glück als Verstand hattet. Und noch einmal für dich: So´unga ist in der Hölle und genau dahin geht dieser Kater auch. Da kommt man als Lebender nicht einfach so hin. Und schon gar nicht weg. Wenn du direkt in die Hölle willst, musst du dich eben auch mit dem Prozedere abfinden und zuerst sterben.“

Sesshoumaru dachte daran, dass er bereits in der Hölle gewesen war, aber natürlich besaß er Tenseiga. Und Rin war dort gestorben. Nein, einfach war es sicher nicht dort lebendig wieder weg zu kommen. Umso besser, wenn irgendjemand daran gedacht hatte, dass sie beide das überleben sollten. Sie, ja, wohl sie beide, so ungewohnt das auch klang.

Inu Yasha seufzte etwas, da er zwar irgendwo die Logik einsah, aber nicht so ganz willens war auf den bequemeren Weg zu verzichten. Diese Kombination aus warm, feucht und weiß war absolut nicht sein Geschmack. „Na schön, aber du warst ja schon mal hier, hast du gesagt. Wie bist du denn durch diesen Nebel gekommen?“

„Äh, ich hatte hier diese Karte. Mein Meister dachte an mich. Ja. Und der Nebel ist nicht überall so dicht. In der Mitte des Tales weicht er etwas und man kann doch einige Schritte weit sehen. Da hätte ich euch jetzt hingeführt.“ So gut es im Nichts mit einer brennenden Karte ging.

„Und da treffen sich alle Leute, die durch schwarze Löcher hier gelandet sind?“

„Ja, du hast es erfasst.“ Irgendwie, obwohl er ihn nicht sehen konnte, hatte der Meisterschmied das Gefühl, dass sich der Hundedämon gerade köstlich über ihn amüsierte. Hatte der etwa, als sie zu zweit unterwegs gewesen waren, um ihn zu suchen und zu retten, auch solche Fragespiele machen müssen? Toutousai konnte sich zwar nicht vorstellen, dass Sesshoumaru da großartige Antworten gegeben hatte, aber … „Übrigens sollten wir fest beisammen bleiben. Ich habe die Karte und ihr solltet mich nicht verlieren…“ Er wurde immer leiser, als ihm klar wurde, dass er eben Sesshoumaru vor die Wahl gestellt hatte entweder seine Hand oder die brüderliche Klaue zu fassen. Beides ganz sicher eine Zumutung für den reizbaren jungen Hundefürsten.

Inu Yasha sah das lockerer. „Ja, klar, ich halte ja auch schon deinen Arm samt der Karte. Das Feuer hat also einen Sinn.“

„Mein Meister macht nichts ohne Sinn!“ protestierte der alte Schmied.

„Na, hoffen wir es. Wo bist du denn, Sesshoumaru? Man kann echt nichts sehen oder wittern.“

„Selbst du solltest meine Energie spüren können,“ kam die Antwort direkt von hinten.

„Äh, das halte ich für keine gute Idee,“ wandte Toutousai ein. „Wenn ich mich recht erinnere, das ist lange her, gibt es hier einige Leute, die Energien spüren können.“

„Dann wissen sie, mit wem sie sich nicht anlegen sollten.“ Der Hundedämon sah kein Problem.

„Naja, Tenseiga und auch Tessaiga müssten hier in der Spiegelwelt und auch in der Zwischenwelt zumindest einigermaßen funktionieren, natürlich ohne den Pfad in das Jenseits, wir sind ja schon da. Aber ich weiß nicht, wie das mit Bakusaiga ist.“

„Bitte. Für wen hältst du mich?“ Sesshoumaru war pikiert, dass er ohne Schwert quasi als wehrlos eingestuft wurde. „Geh.“

 

Was blieb Toutousai übrig. Immerhin war es ein gewisser Trost diese zwei Chaoten im Kreuz zu haben, ja, die Klaue des Halbdämonen am linken Unterarm spüren zu können. Da fühlte er sich nicht so einsam und verlassen wie beim letzten Mal, als er hier fast hilflos durch getapst war und mit mehr als Glück den Metallberg erreicht und lebendig wieder zurückgekehrt war. Wenn es nach ihm ging, wäre er nie wieder hierher zurückgekommen. Nein, das war nicht seine Woche. Was hatte er nur verbrochen um das alles zu verdienen?

Nachdem nur Minuten später sein Gesicht unangenehme Bekanntschaft mit einem Baumstamm gemacht hatte, wechselte er allerdings die Karte in die Linke, um mit der Rechten wie einst die Gegend abzutasten. In der stillen Hoffnung, falls er etwas Lebendiges berührte, würden die Jungs schnell genug sein. Er durfte gar nicht daran denken, dass sich Yoshiyuki inzwischen in seinem schönen Zuhause entspannen und erholen konnte!

 

Keiner des Trios hätte sagen können wie viel Zeit vergangen war. Das weiße Einerlei um sie, das Augen, Ohren, Nasen nutzlos werden ließ, stumpfte ab und nur der vage Schein der brennenden Karte bot einen Hauch Orientierung und Erinnerung an eine andere Welt in der die Sonne schien und es Leben gab.

Toutousai blieb stehen, das erkannten die Halbbrüder eben daran, zumal Inu Yasha noch immer dessen Arm hielt. Bevor der Jüngere fragen konnte, was denn los sei, sah er, dass etwas wie eine Schrift auf der Karte erscheinen war, ebenso in Flammen.

„Ah!“ Der alte Schmied atmete durch. „Wir sind fast in der Mitte, jetzt da lang, da nach rechts. Das müsste Osten sein. Da liegt der Metallberg, aber der ist … oh, da leuchtet er. Und da ist der Kater. Ach du je. Der ist schon im Pass der Elemente.“

„Der wird den Weg kennen, immerhin hat er ja ein Stück vom Höllenschwert geklaut,“ meinte Inu Yasha. „Warst du auch in dem Pass?“

„Natürlich nicht. Bis zum Metallberg hat mir vollständig gereicht! Der Pass ist die Grenze, damit niemand, also, keine dämonische Seele aus der Zwischenwelt hierher gelangt. Da sind lauter Fallen!“

„Korrigiere mich, wenn ich mich irre, aber das ist doch idiotisch.“

Toutousai betete, zu wem auch immer, dass diejenigen Götter, die diese Welt und diese Hindernisse erschaffen hatten, gerade anderweitig beschäftigt waren. „Wieso? Seelen sollen nicht einfach herumwandern.“

„Das meine ich nicht. Du bist idiotisch.“

„Es gibt Leute, die gerne am Leben bleiben wollen, Hundebengel!“

„Siehst du, das meine ich. Wenn die Fallen darauf ausgelegt sind, dass niemand raus kommt, kommt man doch einfach rein, oder?“

Als ob irgendetwas im Jenseits einfach wäre. Aber Toutousai vermutete zu Recht, dass nicht nur der jüngere Halbbruder von keinerlei Besorgnis betrübt wurde. Und, dass keiner der Beiden auf seine Warnungen hören würde. So drehte er sich ein wenig um erneut sozusagen die Augen in die Hand zu nehmen.

 

Tatsächlich lichtete sich der Nebel etwas und man konnte nun bis zu fünf Schritte weit sehen, genug, um nicht dem nächstbesten Baum zu begegnen. Jetzt erst war auch das dicht gewachsene Unterholz zu erkennen, das sie bislang nur an den Beinen und Hüften spüren konnten. Fremdartige Pflanzen mit manchen fremdartigen Blüten, deren Geruch freilich noch immer von der Feuchtigkeit des Nebels verwischt wurde. Manche der Baumstämme sahen ebenfalls ganz anders aus als alle Bäume, die die Halbbrüder bislang gesehen hatten, und sie waren eigentlich schon recht weit in Japan herumgekommen.

Auf einer Lichtung – sowohl im Bewuchs als auch im Nebel - blieb Toutousai halten und betrachtete noch einmal die Karte, durchaus erfreut, dass der Halbdämon seinen linken Arm losließ und direkt neben ihn kam. Dazu reichte die Sicht hier wirklich „Ja, wir müssen hier weiter, Richtung Metallberg. Es sollte bald so ein kleiner Teich kommen, da müssen wir vorsichtig sein, ja.“

„Lungern da irgendwelche Typen herum? - Was machen wir eigentlich, wenn wir jemanden treffen ... oh oh.“

Dieser Kommentar Inu Yashas, verbunden mit einem Satz nach links und der Hand am Schwertgriff ließ den alten Schmied aufblicken. Ja, da stand ein Könner. In voller Sicht und doch nicht bemerkt zu werden, das war sicher kein Anfänger. Mit gewisser Beruhigung sah er, dass Sesshoumaru rechts neben ihn trat, die Rechte ein wenig erhoben, und den Unbekannten musterte.

Dieser war hochgewachsen, die nur scheinbar menschliche Figur in einen eng anliegenden Anzug gehüllt, metallene Schützer an Unterarmen und Schienbeinen. Das Gesicht war nicht zu erkennen. Panzerplatten, ähnlich denen einer Schildkröte, bedeckten vollständig den Kopf, öffneten sich nun jedoch zu einem Mund mit vier sehr deutlich erkennbaren Fangzähnen. „Neuankömmlinge. Mal etwas Interessantes. Du da, der sich hinter den anderen versteckt hielt, ja, du mit dem Schwanz …“

Letzte Worte eines Idioten, dachte Inu Yasha und Toutousai ähnlich:

Manchmal war der Weg zur Hölle nicht mit guten Vorsätzen, sondern mit dummen Bemerkungen gepflastert.

Sesshoumaru verlor kein Wort. Ohne erkennbare Vorbereitung flog eine dünne, grün leuchtende, peitschenartige Schnur aus seiner Energie durch die Luft, gezielt auf den Hals des Unbekannten.

Dieser bewies unverzüglich seine gesamte Klasse, als er mit einem Hechtsprung der tödlichen Schnur auswich und mit einem Handüberschlag fast zwei Meter entfernt wieder auf den Beinen landete. „Amüsant.“

Der Kerl wollte einen waffenlosen Kampf, wurde den Halbbrüdern und dem alten Schmied klar. Sesshoumaru legte die Hand an Bakusaiga. Damit würde er diesen Narren umbringen, der Weg in die Zwischenwelt war ja hier bemerkenswert kurz. Damit würde er allerdings auch eine weite Schneise in den Dschungel brechen und in Großbuchstaben hinschreiben, dass hier neue Leute waren, die offenkundig aufgrund ihrer Ahnungslosigkeit als leichtere Gegner eingestuft wurden. Er bezweifelte nicht mit allen fertig zu werden, aber da war Toutousai und ohne diesen senilen Greis fanden sie aus diesem Tal nicht hinaus. Inu Yasha war ebenso ein Problem, da er zugegeben keine Ahnung hatte, wie der sich allein in einem waffenlosen Kampf anstellen würde, heutzutage. Der Kampf gegen die Steinkrieger unter der Erde zählte nicht, da war er ja dabei gewesen. Früher hatte der immer wie das Kleinkind gekämpft, das er gewesen war. Erst mit Tessaiga hatte der sich in einen wirklich ernst zu nehmenden Gegner verwandelt. Überdies gab es da diesen Kater und den Auftrag aus der Unterwelt. Es wäre zu unangenehm, würde er bei der Durchführung versagen. Überdies konnte er sich vorstellen, dass die Folgen für ihn ein ganzes Nachleben lang deutlich zu spüren wären. Das musste nicht sein. So löste er seine Klaue wieder von dem Schwertgriff. Falls dieser Einfaltspinsel annahm, er könne nur mit dem Schwert kämpfen oder sei leicht aus der Ruhe zu bringen, so hatte der sich gleich zwei Mal getäuscht. Tödliche Fehler.

Jedenfalls sollte er diese lästige Kleinigkeit rasch erledigen. Etwas wie ein Lächeln zuckte um seinen Mundwinkel, was die beiden Personen auf der Lichtung, die ihn kannten, dazu bewog zurück zu weichen.

Vorsorglich hielt sich Inu Yasha vor dem Schmiedeopa. Das konnte jetzt heftig werden, schließlich war Bruderherz nicht gerade schwach.

 

Der Hundefürst ging langsam auf den unbekannten Krieger zu, suchte in dem weißen Nichts um sich nach anderen Energien. Nicht, dass der nur zur Ablenkung vorgeschickt worden war. Seine Ausbildung war zu ausgiebig gewesen um solch einen Anfängerfehler zu begehen. Aber nein, da war nichts zu spüren. Zu wittern oder zu sehen war sowieso nichts und der Nebel schluckte nach wie vor auch die Geräusche. Also war der Kerl selbstsicher und wie bewiesen schnell. Und der war gleich tot.

Ohne weitere Andeutung lief er los, auf den Unbekannten zu, der sofort die Arme vor sich über Kreuz empor riss um die Attacke abwehren zu können. Durch die Platten war keine Regung in dessen Gesicht zu erkennen. Im fast letzten Moment sprang Sesshoumaru hoch, über seinen Gegner und überschlug sich über diesem in der Luft. Der Fremde bewies sofort wieder Erfahrung und Schnelligkeit und ballte die Fäuste. Noch während sich der Hundedämon über ihm befand, schossen seine Arme empor, um ihn am Kopf zu treffen, bewusstlos zu bekommen oder zumindest anzuschlagen.

Sesshoumaru hatte damit gerechnet. Kein Anfänger forderte jemanden mit seinem Energielevel derart frech heraus. So legten sich seine Klauen auf die Fäuste seines Widersachers, als er dessen Schwung mitnahm und mit einem nochmaligen Überschlag elegant vor der Nebelwand auf der Wiese aufkam, Der Unbekannte fuhr wie eine getretene Schlange herum, aber da war der Hundedämon bereits vor ihm, die Rechte erhoben und grün leuchtend.

„Stirb,“ sagte Sesshoumaru nur, als er die Hand in die Brust des Fremden drückte. Dieser brach zusammen.

 

„Äh, gut gemacht?“ murmelte Inu Yasha, sich durchaus nicht sicher, wie der Herr Halbbruder auf ein Lob reagieren würde, noch dazu eines, das der selbst ihm gegenüber niemals aussprechen würde. „Aber wieso nicht mit dem Schwert? Geht das hier doch nicht?“ Er fühlte bei Tessaiga nur alles wie immer.

Nein, das würde er ihm nicht erklären. Obwohl, zumindest ein Satz, ehe der Narr sich noch vor einem dieser hergelaufenen Nichtsnutze blamierte. „Bakusaiga gegen einen Unbewaffneten. Es bereitet kein Vergnügen.“

Der Halbdämon musste unwillkürlich an den Vorfall vor Jahren denken, als er durchgedreht war. Sesshoumaru hatte ihn, mit Mühe, mit Tokejin bewusstlos bekommen, ihm aber nicht den Rest gegeben. Kagome hatte ihm später erzählt, es sei kein Vergnügen einen Wehrlosen zu töten. Und sie hatte ergänzt, dazu sei der Hundedämon zu stolz. Im Kampf jemanden töten, ja, als Krieger, nicht als Metzger. Vermutlich war das hier so etwas ähnliches – kein Schwert gegen einen Unbewaffneten. Naja, das Ergebnis war wohl das Gleiche. Jedenfalls sollte er sich das merken, dass die Boa als Schwanz bezeichnet worden war. Vermutlich würde sich Kagome köstlich darüber amüsieren. Ach ja. Sie würde sich bestimmt wundern wo er blieb. Und er vermisste sie. Statt ihre Küche zu genießen musste er mit diesem tattrigen Schmiedeopa samt innig geliebtem Halbbruder buchstäblich durch die Hölle wandern. Außerdem fehlte ihm ihr Geruch, ihre Wärme und sonst noch so einiges.

 

Der alte Meisterschmied bemerkte, dass er aus gleich vier goldfarbenen Augen angesehen wurde und verstand das zu Recht als Aufforderung. „Ja, da geht es lang. Ich kann es schlecht abschätzen, aber in einigen Stunden müssten wir am Metallberg sein. Und, da, an dem See vorbei, da wird es richtig….“ Er wollte schon sagen gefährlich, aber er hing an seinem Leben. „Unangenehm. Ich erinnere mich noch an die Begegnung mit einem sehr seltsamen Wesen, das Jagd auf Dämonen machte. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie es einen Dämon mit Schwert, der Energieangriffe konnte, bei lebendigem Leib aufgefressen hat! Da sollten wir lieber weg bleiben, wenn das kommt. Es lebt aber nur rund um den See. Aber an dem müssen wir vorbei, wenn wir hier im Tal bleiben wollen.“

„Nur mal eine Frage, Opa,“ meinte Inu Yasha. „Der See ist zufällig aus Wasser oder wieder Lava?“

„Wasser. Aber ich glaube nicht, dass es trinkbar ist.“

„Toll. Langsam hätte ich nämlich gern etwas zu trinken.“

„Das wird schlecht gehen. Das hier ist nämlich die Unterwelt.“

„Halber Dämon, halbe Kraft. Toutousai.“ Sesshoumaru hatte sich bereits umgedreht. So ging der Schmied lieber wieder voran, in den Nebel, allerdings angenehm berührt, dass er die Klaue des Halbdämons prompt wieder am Arm spürte, als die Sicht schwand, und sich die Chaotenbrüder nicht wie sonst schon wegen dieser Bemerkung ein Duell lieferten. Sie hatten doch nicht etwa auf der Suche nach ihm sich ein wenig, ein klitzekleines bisschen, angenähert?

 

Am See lichtete sich der Nebel ein wenig, trieb jedoch in dichten Schwaden über dem Wasser dahin. Jenseits war noch der Feuerfall aus der Höhe zu erkennen, der hier allerdings abbrach. Dahinter zeigten sich unbewachsene, steile Berge, die, soweit sichtbar, sich am Ende des Sees zu einem Tal verengten.

Toutousai betrachtete nervös den Nebel um sich. „Hört mal, ihr zwei, ich weiß, dass ihr keine Angst habt und auch stark seid, aber wir wollen hier nur durch, keinen Ärger, ja? Wenn etwas wie … ja, wie ein Stampfen zu hören ist, springt auf einen sehr dichten Baum. Und nehmt mich bitte mit.“

„Abhauen?“ fragte Inu Yasha empört.

Sein großer Bruder schwieg, sah allerdings den alten Schmied so an, dass der schluckte.

„Nicht abhauen, ausweichen,“ betonte dieser daher eilig. „Mein Meister erklärte mir später, dass die Haut von diesem, diesem Monster, von keiner dämonischen Energie, von keiner, auch nur angekratzt werden kann.“

„Aber Katerchen ist an dem vorbei gekommen?“

„Ja, vermutlich wich er auch aus. Manchmal ist Ausweichen besser als der direkte Angriff, so hat das der Herr gesagt, nicht wahr?“ Diese Frage an den älteren Sohn des verstorbenen Taishou war ein genialer Schachzug, dachte Toutousai bei sich, denn der konnte und würde kaum dieser Lehre widersprechen.

 

Allerdings geschah lange nichts und sie hatten den See bereits hinter sich gelassen, als etwas wie ein Zittern in der Erde zu spüren war. Entsetzt blieb Toutousai stehen. Der Nebel war hier noch immer recht dicht, aber man sah gewiss zwanzig Schritte, wenngleich schemenhaft die Umgebung. So blickte er sich hektisch um. Ein lautes Geräusch, wie von einem fallenden, großen Stein ließ erneut die Erde erzittern. „Weg!“ krächzte er panisch.

Beide Hundejungen hätten sich dem, was auch immer da auf sie zukam, lieber gestellt, aber etwas, das man nicht mit Energie besiegen konnte, war schon ein lästiges Hindernis. Überdies hatten sie ihr Ziel, Katerchen zu finden und gleich in der Hölle zu belassen, nicht aus den Augen verloren. So sprang der Ältere wortlos auf einen hohen, dicht belaubten Baum und blieb auf einem dicken Ast stehen. Inu Yasha folgte prompt, den alten Schmied an der Linken mit empor reißend. Die Zwei hielten auf einem anderen Ast.

Das seltsame Stampfen kam näher und Toutousai klammerte sich wohlweislich an Inu Yasha um nicht vom Baum zu stürzen, der Halbdämon hielt sich seinerseits am Stamm fest. Das „Erdbeben“ kam immer näher und etwas Gewaltiges, ein riesiger Schemen, tauchte im Nebel zwischen den Blättern auf. Selbst Sesshoumaru, der in seiner wahren Gestalt nun wahrlich nicht winzig war, fühlte sich weit überragt. Man erkannte aus der Höhe, auf der sie sich befanden, ein schwarzen Schlund, umsäumt von mehreren Reihen Zähnen, jeder so groß wie ein menschlicher Kopf. Ein schwarzes Auge schien sie direkt anzustarren, wurde aber sofort vom Blattwerk verdeckt. Die Haut glitzerte wie Schuppen, sah aber zugleich den Zählen recht ähnlich, wenngleich anliegend. Das Wesen zog weiter, ohne sie auch nur zur Kenntnis zu nehmen oder zu entdecken. Jetzt wurde auch klar was da so polterte: die riesige Gestalt bewegte sich springend voran, auf nur einem säulenartigen Bein.

 

Erst, als kein Geräusch mehr wahrzunehmen war, sprang der Hundefürst vom Baum, gefolgt von seinem Halbbruder und einem blass gewordenen Toutousai.

„Naja, sich zu verstecken ist einfach ….“ Inu Yasha zuckte die Schultern. „Alles, was lebt, kann man auch umbringen. Manchmal dauert es nur etwas länger.“ Vor allem, wenn er an Ryuukossusei dachte.

„Alles, was lebt!“ betonte der alte Schmied. „Was zur Hölle, nein, sollte ich nicht sagen, wo glaubst du denn, Jungchen, wo wir hier sind? In der Welt der Lebenden?“ Im nächsten Moment zuckte er zusammen, da er sehen konnte, dass der Halbdämon die Faust ballte und Sesshoumaru eine Braue hob. Ja, eindeutig, sie hatten sich angenähert, wenn der Ältere anscheinend begann unhöfliche Anreden für den Jüngeren auch nur zur Kenntnis zu nehmen. Das konnte ja heiter werden, wenn das so weiter ging. Toutousai konnte sich mühelos Besseres vorstellen, als irgendwo im Jenseits von beiden Hundebengeln in die Mangel genommen zu werden. Oder auch nur vergessen zu werden.

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Unser alter Schmiedemeister sollte noch vorsichtiger werden. Und Inu Yasha womöglich auch...

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SUCy
2021-03-18T18:07:35+00:00 18.03.2021 19:07
Tja Touti XD so vereint können die zwei noch anstrengender werden als einzeln XD
So eine einbeinige springende Spitzzähnige, glitzernde Kuh? so hab ich mir das ding jetzt vorgestellt XD
Antwort von:  Hotepneith
18.03.2021 20:59
Eine Kuh:) Auch gut., Ich dachte mehr an einen sehr großen weißen Hai, der auf seiner Schwanzspitze vor sich hin hüpft. es ist ja sehr feucht da in diesem Nebelwald....
Das nächste Kapitel hat den vorläufigen Titel: Trink,Brüderlein, trink... Und ja, Toutousai liebt diesen Wandertag mit den zwei Chaoten....


jotep


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