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Caught Cold

von

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Panik. Immer die gleiche Panik. Konnte sie nicht einmal, wenn sie weg war, auch dort bleiben? Musste sie ihn immer wieder heimsuchen und quälen, ihre Zähne in sein Fleisch beißen, bis sie darin verschwunden waren?

"Okay....es gibt zwei Optionen, Obito."

"...Optionen?" die Stimme des Uchihas war nicht mehr als ein leises Geräusch, erstickte in seiner Kehle.

"Wenn du willst, sage ich dir hier und jetzt, was passiert ist. Oder wir gehen direkt zu Kakashi."
 

Obito hätte schwören können, dass er fühlte, wie sein Herz kurz aussetzte. Nur, um danach umso brutaler gegen seinen Brustkorb zu schlagen. Er hatte bereits die ganze Zeit darüber nachgedacht, doch erst jetzt sickerte es bis zu seinem Inneren durch. Er hatte das seinem Freund angetan. Ihn abgelenkt, ihn unter Schock gesetzt, ihn vielleicht sogar getötet. Er würde so gerne so vieles ändern. Er wusste nicht, wo er damit hätte anfangen sollen. Shuichis Antwort vergrößerte seinen Hoffnungsschimmer jedoch ungemein. Wahrscheinlich lebte Kakashi! Wahrscheinlich würde er durchkommen, und es war einfach nur etwas zu viel und zu kompliziert, um es zu erklären oder...Kaum war der Hoffnung bringende Schimmer da, war er auch schon wieder weg. Was, wenn Shuichi einfach nur befürchtete, er würde ihm nicht glauben, wenn er ihm sagte, dass der Hatake tot sei? Wenn er wollte, dass er sich selbst davon überzeugte? Es fiel immerhin kein Wort darüber, ob Kakashi lebte, oder bereits zu den Verstorbenen zählte. Lediglich, dass es etwas über Kakashis Zustand zu berichten gab. Wollte er mit seiner Hoffnung nur sich selbst und seinem Gewissen etwas vormachen?

Nein! So konnte es nicht weiter gehen. So fand er keine Ruhe, so lockerte diese Panik nie ihren Biss. Er brauchte etwas Endgültiges, auch wenn es ihm einen vernichtenden Schlag in den Magen geben würde.

Shuichi hatte Informationen und die benötigte er auch. Es durfte einfach kein 'wenn' mehr geben! Das machte ihn doch nur noch verrückter, trieb ihn unaufhörlich in den Wahnsinn. Konnte er nicht einmal ein echter Uchiha sein? Konnte er sich nicht einmal so verhalten, wie es richtig war? Er wusste ja, was er machen sollte. Kakashi hatte es ihm nun wirklich oft genug vorgehalten.

Obito richtete sich auf, schloss kurz die Augen. Er atmete tief durch und versuchte eine anständige Antwort hinzubekommen, die wenigstens ein bisschen Selbstvertrauen ausstrahlte.

Er dachte daran, dass es gar nicht so schwer sein konnte, Selbstachtung auszustrahlen. Hatte genau das sein maskierter Freund doch bis jetzt immer unentwegt geschafft! Zugegeben... es waren durchaus massive Unterschiede zwischen ihm und Kakashi, doch einen Versuch war es allemal wert. Es war jetzt an der Zeit, stark zu sein.
 

Um ihn herum waren weiße Wände. Alles war weiß. Die Wände, die Decke, der Boden, alles. Es war alles ...so steril. War denn das ganze verdammte Gebäude nur weiß gestrichen, ohne einen Hauch von Leben?

Dieser Gang kam ihm so unglaublich tot vor. Als würde hier kein Leben herrschen. Als wäre alles schon lange zuvor gestorben.

Es war ein unendlich langer Gang, ein direktes Ende noch nicht in Sicht, was vielleicht auch nur auf eine Täuschung zurückzuführen war - immerhin war alles weiß.
 

Totenstille.
 

Man hörte die Schritte, das Atmen der beiden und gleichzeitig wieder nichts.

"Du wirst immer blasser... bist du dir sicher, dass du weder Schmerzmittel oder etwas zur Beruhigung willst, oder vielleicht sogar brauchst?"

"Ja, ja....alles bestens..."

Aber alles wäre ein bisschen besser, wenn sie endlich diesen Gang hinter sich lassen könnten. Er schreckte kurz auf, als er hörte, wie sich metallene Räder schnell über den Boden bewegten.

Einige Ärzte rannten an den Seiten mit, gaben den Schwestern kurze Anweisungen. Er sah, dass auf der Liege, die an ihnen hektisch und laut vorbei gerast kam, ein Mann lag. Überall erkannte er die rote Flüssigkeit, die von den weißen Decken aufgesogen wurde und ein Kontrastbild gab, das sich in seinem Kopf festsetzte. Eine Ärztin saß auf der Liege, über dem Mann. Herzmassage. Es stand anscheinend schlecht um ihn.

Obito schluckte hart. Hatte ...Kakashi das auch hinter sich?!

In ihm wuchs das Mitleid für Kakashi mehr und mehr, nahm neben seinem schlechten Gewissen auf Obitos Schultern Platz.

Erst macht sein Konkurrent ihm ein Liebesgeständnis, dann waren andere so nett ihn zu erstechen und dann knallte er erstmal, dank Shuichi, mehr als nur liebevoll auf den Boden, kurz nachdem Obito versucht hatte ihn verbluten zu lassen und zu guter letzt...

... saß dann vielleicht auch noch irgendein Arzt auf ihm und versuchte mit aller Gewalt auf ihn einzuhämmern, um sein Herz zum schlagen zu bewegen. Na spitze, genau das hatte er erreichen wollen...

Er war sich nicht sicher, ob er an Kakashis Stelle nicht lieber sterben würde. Für den Hatake wäre das alles eine Schande, ein Gewaltakt an dessen Stolz.
 

"Dr. Yamazaki in OP-Saal 2. Dr. Yamazaki in OP-Saal 2."

Der Ausruf der Sprechanlage ließ ihn aus seinen Gedanken aufschrecken. Er verabscheute Krankenhäuser. Die Umgebung, der Geruch, die Geräusche - oder auch Stille - nichts von dem gewährte es einem, einen klaren Gedanken zu fassen. Man konnte in so einem Gebäude einfach nicht klar denken.

Der Geruch. Die Geräusche. Das Aussehen. Dieses schreckliche weiß. Es drückte ihn tiefer und tiefer in den Boden, nichts von dem konnte das Gewicht von seinen Schultern oder gar seiner Brust nehmen.

Die vielen Menschen, die hier nicht lebend herauskommen. Das viele Leid, das hier hauste. Die Trauer, die durch die Gänge kroch.

Würde diese Unwissenheit so weitergehen, würde er dazu gehören. Der Ältere hatte noch kein weiteres Wort über Kakashi verloren, ihn nur immer wieder gefragt, ob er irgendwelche Mittel wollte. Gegen Schmerzen oder etwas zur Beruhigung, etwas, um seine Nerven außer Gefecht zu setzen - falls sie es nicht schon selbst taten.

Es war einzig und allein Unsinn. Er wollte sich weder beruhigen, noch die Schmerzen im Bein loswerden. Sie waren doch seine einzige Ablenkung, sie sagten ihm, dass das alles hier die Realität und der schmerzhafte Boden der Tatsachen waren.
 

"Ist er tot?"

"Du bist sehr seltsam. "

"Was meinst du damit?"

"Normalerweise fragen die Leute, ob ihre Angehörigen leben, doch du fragst mich nach dem Tod." Er schmunzelte, seine Stirn legte sich in Falten.

Es stimmte. Er hatte recht. Sonst war der Uchiha doch auch einer der überzeugendsten Optimisten. Ein Mensch, der den Pessimismus nicht kannte. Doch jetzt? Das war das erste Mal, dass er mit solch einer Situation konfrontiert wurde. Sein Optimismus war wohl doch nicht so unbezwingbar, wie gedacht.

"Und, ist er tot?... ich meine" Er schüttelte schnell den Kopf, sprach dann weiter, "...ich meine, lebt er?"

Nun bekam er jedoch keine Antwort. Sollte er es als 'Ja' oder 'Nein' werten?

"Shuichi?"

Er beachtete ihn gar nicht. Stattdessen blieb er plötzlich stehen, sah betrübt zur Seite. Dort war eine Tür, die zur Erleichterung Obitos eine farbliche Abwechslung bot. Sie war nicht weiß.

>Blau. Blau ist gut....< Diese farbenvolle Tür faszinierte Obito, fühlte er sich, der Henker weiß warum, besser. Wahrscheinlich war es auch nur die Ablenkung, die ihm für ein paar Sekunden ablen
 

"Wir sind da."
 

Obito war verwirrt, verstand nicht, was ihm dieser Satz sagen sollte. Wo waren sie? Am Anfang vom Ende? Oder andersherum? Okay, nochmal alles von vorn. Sie waren da. Bei Kakashi? Sollte Kakashi tot sein, musste er auf jeden Fall die Kontrolle bewahren, sollte er leben,... galt das Gleiche.
 

Nun war es still. Absolut still. Keine Schritte, kein Atmen. Nicht in Obitos Wahrnehmung. Sie standen nun vor der Tür und der Uchiha hätte schwören können, dass Shuichi nicht atmete. Er, für seinen Teil, tat es nicht. Er konnte einfach nicht. Er kämpfte dagegen an, doch er schaffte es nicht. Die Angst, die Unwissenheit, die Panik. All das würde sich im nächsten Moment ändern. Die Hand des Arztes griff langsam nach der Türklinke, umschloss diese. Bevor er die Tür öffnen konnte, hielt der Uchiha ihn am Arm zurück, krallte sich in dessen Ärmel. Vor Schreck zuckte der Ältere leicht zusammen, sah dann überrascht, aber auch abwartend zu dem neben ihm Stehenden. Sein Blick verfinsterte sich. Was hatte der Kleine denn nun?

Sollte er sich Obito doch noch einmal ansehen, ihn untersuchen und versuchen zu beruhigen? Hatte er noch andere Wunden? Etwas stimmte mit ihm nicht. Er wollte seinen Freund doch bereits die ganze Zeit sehen. War die Angst nun doch zu groß?
 

"Du hast meine Frage noch nicht beantwortet."
 

Ach, das war es. Nein, er musste stur bleiben, musste schweigen. Er sagte es nicht aus Angst vor ihm, sondern, weil er es selbst nicht erklären konnte. Er wusste einfach nicht, wie er es ihm schonend beibringen sollte. Er hatte schlicht und einfach noch keine Erfahrung. Seine Ausbildung war ja auch noch nicht ganz abgeschlossen. Er wollte es durch unbeholfene Worte nicht noch schlimmer machen. Und Situationen wie diese wollten sensibel behandelt werden.

> Ja, such dir ruhig noch weitere Ausreden Shuichi....helfen wirst du ihm trotzdem nicht können<
 

"Wir sind da." Er beharrte auf seiner Antwort, sah den anderen nicht einmal mehr an.

"Das ist keine Antwort!"

Der Große stutze, blieb jedoch ruhig. Äußerte sich jetzt Obitos innere Verfassung, indem er mit Reizbarkeit reagierte? Das war aus psychologischer Sicht vielleicht gut - zumindest nach Lehrbuch - aber für ihn war es eine ganz, ganz tolle Abwechslung. Erst brachte er keinen Ton heraus und jetzt war er ernst und bedrohlich... Nicht, dass er Angst oder dergleichen hatte, nur war es ungewohnt. Und er wusste zugleich, warum er den Mund hielt. Kein Lehrbuch der Welt könnte so eine Situation beschreiben, analysieren, studieren und einen Ablaufplan der Reaktion beschreiben und klar vorgeben.

"Ist er tot?"
 

Gut, er wollte es also unbedingt wissen. Er konnte haben was er wollte. Es war nicht seine Schuld, wenn es Obito ein Brett vor den Kopf schlagen würde. Wenn Obito es so dringlich wissen musste, dann hatte er nur die Möglichkeit ihm die Tatsachen so hart und kalt vorzulegen, wie sie waren. Denn nur so ließ sich die Situation beschreiben. Keine Worte der Welt würden helfen, oder es gar besser machen. Oder irrte er sich?
 

"Er hat viel Blut verloren. Die Ärzte versuchten viel, wirklich viel. Es war von vorn herein schwierig bei den Stichwunden. Sie wussten vorerst auch nicht, wie sie ihm helfen sollten, da jede kleinste Bewegung der Messer das Chaos verstärkt hätte. Einmal wäre er beinahe gestorben, beim zweiten Mal...”, er machte eine Pause, atmete hörbar aus, “Jetzt ist er mit einer hohen Dosis an Schmerzmitteln versorgt, im Moment liegt er im Koma und...."

Er redte sachlich. Zählte alles wie eine einfache Liste aus Belanglosigkeiten auf. Als wäre es völlig nebensächlich. Er machte eine weitere Pause, sprach behutsam und langsam weiter. Er suchte den Blick des Jungen.

"Obito, er wird vielleicht sterben..."

Jetzt machte er die Tür einen Spalt auf, sah bedrückt zu dem Uchiha, der regungslos dastand. Dessen Lippen zitterten, er war leichenblass und seine Augen waren deutlich gerötet. Er hätte das alles nicht sagen dürfen. Aber...

Nein, es gab kein 'aber' und nun war es zu spät.

Er hatte vielleicht einen Fehler gemacht und den konnte er nicht wieder gut machen.

"Obito...es tut mir Leid....", seine Stimme war gedämpft, ruhig.

"Nein, schon gut. Alles bestens!"

So sah er auch aus. Kreidebleich und zitternd.

"Willst du reingehen?"



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Animefanboy
2022-07-11T19:06:00+00:00 11.07.2022 21:06
Onlyknow3 hat genau das gesagt. Es gibt 2 Möglichkeiten...entweder er oder sie hat gespickt oder wir haben den Detektive des Jahres gefunden.
Von:  Koichi_Kimura
2016-08-19T19:59:39+00:00 19.08.2016 21:59
Ohje ich ahne schlimmes und ich glaube das Obito gleich umkippt ... echt blöd sowas (mir war es dennoch von vornerein klar das sowas jetzt kommt -.-) Trotzdem tolles Kapitel ^^


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