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Caught Cold

von

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Obito, der gerade am Krankenhaus ankam und in die Eingangshalle eintrat, sah Shuichi nur noch kurz von hinten, als dieser bereits um die nächste Ecke verschwand. Mit Kakashi. Er beobachtete, wie Kakashi vor seinen Augen verschwand.

Obito wusste nicht, ob er hinterher rennen und Shuichi folgen sollte - oder überhaupt durfte. Also entschied er sich letztendlich dafür einfach stehen zu bleiben.

Einfach stehen bleiben. Entschieden, an einem Ort zu stehen, der ein grässlicheres weiß nicht haben könnte, mit hellblauen Stühlen an der Wand, deren blau keinen Hauch von Lebendigkeit vermittelten.

Ein paar Meter vor ihm stand ein heller Tresen für den Empfang, der wie ein Angelpunkt wirkte, an dem man sich entscheiden konnte, ob man den rechten, oder den linken Gang nahm.

Auch wenn alles sehr gut ausgeschildert war, um sich nicht zu verlaufen – Obito konnte mit den Begriffen nichts anfangen, auch wenn er nicht zum ersten Mal in einem Krankenhaus war.

Er starrte die beiden Gänge an, überlegte, welchen Shuichi gewählt hatte, an welchen er Kakashi das letzte Mal gesehen hatte. Ob es wirklich das letzte Mal war?
 

Der Uchiha blinzelte einige Male, um wieder zurück in die Realität zu finden. Er glaubte es war der rechte Gang. Es war der rechte Gang den er anstarrte, fixierte, wie in der Hoffnung Kakashi würde jeden Moment hinter dieser Ecke auftauchen. Aber da war nichts. Es kam nichts. Stattdessen stand er hier in diesem Raum, in dem er sich nicht willkommen und mehr als unwohl fühlte. Die Sterilität und die Leere die sich hier verkörperten und brutal über einen herfielen drängten sich ihm auf. Erfüllten auch ihn mit Leere. Alles war erfüllt von Leere, Nichts. Es schnürte ihm die Luft ab. Dieses vorhandene Nichts - wie sollte er es definieren? - es ließ ihn nicht atmen, als würde es ihm den Sauerstoff verwehren, den er brauchte. Denn da war nichts. Auch kein Sauerstoff. Das pure Nichts. Und Kakashi?
 

Er rang nach Atem, als würde man ihm des Lebens berauben. Panik stieg in ihm auf, immer weniger des lebenswichtigen Gases gelang in seine Lungen, schnürte ihm die Kehle immer weiter zu. War es aus Angst oder Verzweiflung? Was auch immer es war, das er fürchtete und ihm Panik machte, es ließ nicht locker, zog immer fester, nahm Obito alle Kraft sich dagegen zu wehren. Kalter Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und er wusste auf einmal, dass es die Angst war zu versagen, das Wissen, schon versagt zu haben. Er wollte Kakashi retten, nur einmal. Und wieder war es genau der entgegengesetzte Fall gewesen. Er hatte alles nur schlimmer gemacht. Und nun? Er hatte doch nur Angst um seinen Freund...

War es zu spät? War er zu langsam gewesen? War es bereits vorbei? Endgültig?

Seine Hand legte sich leicht um seinen Hals, als ob es ihm das Atmen erleichtern würde. Aber es wirkte nicht, immer weniger Luft drang in seinen Körper, immer mehr breitete sich die Taubheit in ihm aus. Würde Kakashi sterben?

Das durfte nicht passieren. Es durfte einfach nicht passieren! Aber egal wie sehr er sich dagegen wehrte, er durfte sich einfach keine Hoffnungen machen. Es war verkehrt. Nicht richtig. Der Schmerz wäre umso größer, seine Schuld nicht gemindert. Wenn er nun an den Hatake dachte, wie er vor ihm stand, ihn neckte... lebte. Er wollte sich Hoffnungen machen, nichts mehr als das. Doch irgendwie...

Seine Gedanken kreisten wie Aasgeier um einen Kadaver nur um das eine Thema: Kakashi durfte nicht sterben!
 

„Hey!“

Unweigerlich zuckte er zusammen, starrte wie ein erschrockenes und gehetztes Tier in die Richtung, von der aus die Stimme kam. Von der aus jemand gerade seine Schulter sanft berührt hatte. Nach ein paar Augenblicken konnte er erkennen, wer vor ihm stand.

Und dennoch klammerte sich an seiner freien Seite immer noch diese Panik fest, und dennoch kroch von unten immer noch diese Taubheit in ihm hoch. Und dennoch zog von hinten die Schnur der Angst seinen Hals zu, die ihn den Sauerstoff nahm.

„Du...du bist hier. A-aber dann....“ Und wieder wurde er von allen anderen Seiten stärker gepackt, als von dem, der ihn ansprach. „Shuichi.“

„Ja. Kommst du?“

Kommen? Was meinte er? Wohin?

Shuichi sah nicht danach aus, als hätte er gute Nachrichten. Wollte er ihn nun zu seinem toten Freund bringen, ihm zeigen, was er angerichtet hatte?

Der Ältere schien zu merken, dass Obito völlig überrumpelt und neben der Spur stand und half ihm etwas auf die Sprünge.

„Macht dir die Wunde an deinem Bein keine Probleme? Hast du etwa keine Schmerzen? Komm, ich versorg' das schnell, wenn du schon mal hier bist.“

„Oh...ach so.“ Es war nur ein leises Nuscheln, kaum hörbar, doch Shuichi hatte es verstanden. Hatte wahrscheinlich bereits mehr als nur das verstanden. Er verstärkte den Druck seiner Hand etwas, führte Obito in ein Behandlungszimmer.
 

„Ren?“ Angesprochener verstand Minatos auffordernden Blick, beantwortete nach kurzem Überlegen die Frage. „Noch ungefähr eine Stunde, schätze ich. Obwohl...“ er machte eine Pause, als ob er gedanklich den ganzen Weg bis zum Dorf zurücklegen würde, um zu wissen, wie lange sie noch unterwegs wären. „Es könnte doch noch etwas länger dauern.“ Um seine Aussage etwas zu unterstreichen, sah er verstohlen zu Rin, so dass Minato es mitbekam.

Namikaze seufzte resigniert, blieb ihm nichts anderes als es so hinzunehmen, wie es gekommen war.

„Sag mal, mir ist aufgefallen, dass dein Kraft- und Wissensstand dem eines Gen-Nins locker übersteigen. Hattest du keine Lust zu weiteren Prüfungen anzutreten, oder woran liegt das?“. Minato Namikaze hatte mit dieser Frage einen wunden Punkt getroffen, zumindest kam es ihm so vor. Rens Gesichtsausdruck bekam eine Härte, die er bei einem Jungen dieses Alters noch nicht gesehen hatte. Außer bei Kakashi, aber dessen Gründe kannte er. Er zweifelte, ob er hätte nicht fragen sollen, aber er wie hätte er eine solche Reaktion ahnen können und jetzt war es ohnehin bereits ausgesprochen und damit zu spät.

„Nein. Nein, das ist es nicht. Meine Familie“, er stockte, überlegte nach den passenden Ausdrücken, „...nein, eher mein Vater, legt einen besonderen Wert auf eine strenge Ausbildung und setzt...hm, wie soll ich sagen? Er hat hohe Erwartungen, die besser erfüllt werden sollten.“ Wieder eine Pause. Ren holte tief Luft, atmete erschöpft wieder aus. „Mein Vater ist im Dorf hoch angesehen und ziemlich beliebt. Er hat als Ninja eine etwas gehobene Stellung und als ob das nicht genug wäre, kann er auch noch mit vielerlei Wissen punkten. Dann hat er noch eine medizinische Ausbildung und... Und das macht eigentlich das Sahnehäubchen aus. Er erwartet von seinen Kindern natürlich das Gleiche. Was es natürlich nicht leichter macht. Mein Bruder ist tot und meine Mutter, die sich sehr bemüht und unglaublich lieb ist, ist in dieser Hinsicht sehr zurückhaltend.“

Minato verstand, hörte auch die Wahrheit zwischen den Zeilen und das, was Ren ihm mitteilen mochte, ohne es jemals angesprochen zu haben. Und er verstand, warum sich Kakashi und er so gut verstanden hatten, warum sich der Hatake ihm zugewandt und ihn nicht wie Obito aufgezogen hatte. Ein ähnliches Schicksal, das gleiche Leid. Auf beiden lagerte sich der Druck der anderen und ihrer Vergangenheit ab, der Tod war ihnen auch nur zu gut bekannt.

Er sah Ren nicht an, nur stur gerade aus, ließ eine kurze Stille zu.

„Verstehe.“ Leise und mit tiefer Stimme. Ohne den gewöhnlichen Frohsinn gab er Ren eine Antwort, unterstrich damit, dass er es ernst meinte. Dass er es wirklich verstand. Auch wenn dies nicht bedeutete, dass er es nachempfinden konnte. Denn das konnte er nicht. Das hätte er nicht können – er hatte als Kind und Jugendlicher genug Zeit, bevor ervmit dem Grauen der Welt und der Kriege Bekanntschaft gemacht hatte. Und er war froh darüber.
 

„Du machst dir ganz schön Sorgen, nicht wahr?“ Er bedachte Obito mit einem Blick, dessen Ausdruck ungezügeltes Verständnis widerspiegelte, dem Jungen zeigte, jemanden zu haben, dem er vertrauen konnte. Weil er nur zu gut verstanden wurde. Zumindest kam es Obito so vor, als er den Blick erwiderte und als Antwort ein schwaches Nicken gab.

„Willst du vielleicht etwas anderes anziehen? Ich kann ein paar Sachen holen.“ Der Uchiha wusste nicht, was Shuichi sich dabei dachte, aber er würde sich ganz sicher nicht mit Krankenhausklamotten in Schale werfen. Und auch nicht mit diesen Patientenhemden. So viel stand für ihn fest. Als ob Shuichi es geahnt hätte, fügte er seiner Frage noch eine kleine Erklärung an, wollte Obito nicht in seinem Irrglauben schmoren lassen. Immerhin war es nicht nötig, dass er – auch wenn er auf einer Liege verletzt in einem Behandlungszimmer saß – wie eine entflohene Leiche aus der Pathologie aussah.

„Ich hätte ein paar Sachen von meinem kleinen Bruder hier. Die könnten passen und sind vor allem sauber ...und ohne Blut.“ Er musterte Obito von oben bis unten, sah ihn abwartend an. Doch er konnte nur wieder diese Abwesenheit in dessen Miene erkennen, eine Gleichgültigkeit für alles andere ausstrahlend. Nur dessen Freund zählte im Moment. Nicht er, nicht seine Wunde, nicht die Tatsache, dass ihm jemand helfen wollte, nicht, dass er das nicht allein durchstehen musste.
 

„Achtung, ich werd' jetzt anfangen, also nicht erschrecken wenn's mal ziept, brennt oder sticht.“ Und wieder bedachte er Obito mit einem sanften Lächeln, das für den Augenblick, für den es gedacht war, eine Zuversicht und Wärme ausdrückte, die Obito bis jetzt noch nie in einem Krankenhaus, nein, an einem Arzt, erlebt hatte.

Obito wunderte sich, dass dieser Kerl noch keinen Ring am Finger trug, oder … er stockte. „Warte mal...“

„Hm? Was denn?“ Shuichi blickte ihn fragend an, wartete ab.

„Du...bist Arzt?“ Obitos Gedanken schienen sich in einer Art Starre zu befinden, die sich nur ab und zu kurz löste, oder sich zumindest sehr viel Zeit beim Auftauen nahm.

Shuichis Blick wandelte sich ins Verdutzte, hatte er damit nicht gerechnet, daran nicht gedacht. Für ihn war es selbstverständlich, aber Obito hatte recht, er hätte sich vorstellen müssen. Aber es müsste doch auf der Hand liegen, dass er hier irgendwie arbeiten musste, oder ähnliches. Er hatte immerhin mit besten Absichten Nadel und Faden in der Hand, bereit loszulegen.

Er lachte leise, setzte mit einer Erklärung an.

„Na ja, mehr oder weniger. Ich bin noch nicht ganz mit dem Abschluss fertig, also Arzt bin ich noch keiner. Aber ich denke, dass ich das hier“, er deutete mit seinem Blick auf Obitos Bein, „schon hinbekomme. Keine Sorge.“

„Ich hoffe...“, allmählich wurden seine Gedankengänge etwas klarer, fingen an sich zu sortieren. Und seine Reaktionen wurden langsam aber sicher, ohne etwas zu überstürzen, schneller.

Für sich selbst kurz zusammengefasst, war anscheinend das die Lage der Tatsachen: Er rannte in den Kerl rein, nein, er hatte ihn über den Haufen gerannt, und dann ist genau dieser Typ mit ihm und...

„Was ist mit Kakashi?“ Es platzte aus ihm heraus, erschrocken darüber, dass er es vernachlässigt, für einen kurzen Moment nicht im Sinn, hatte. Es war doch nur ein kurzer Moment, nicht wahr? Oder war es bereits schon länger her? Wie lange war er schon hier? Wie lange hatten sie Kakashi schon bei sich?

Nervosität breitete sich in ihm aus, Panik klopfte ihm wieder auf die Schulter und sagte lässig 'Hallo', während Obitos Gegenüber nur von der plötzlichen Frage zurückschreckte und ihn überrascht ansah. Doch es dauerte nicht lange, da hatte sich Shuichis Gesichtsausdruck wieder normalisiert und er strahlte wieder eine Ruhe aus, die nicht den Anschein erweckte gestört werden zu können.

„Lebt er? Wie geht’s ihm? Wird er behandelt? Wo ist er? Oder... ist er schon tot?“ Je länger er redete und je mehr Fragen aus ihm heraussprudelten, desto unsicherer wurde Obito. Desto mehr machte er sich der Gesamtsituation wieder bewusst.

„Kakashi ist dein Freund, oder? Der...“

„Ja.“ Obitos Antwort kam schnell, er zögerte nicht. Jedoch wurde er wieder leiser, zurückhaltender, in sich gekehrt und betrübt. Betrübt von Zweifeln, Panik, Angst, Unwissenheit, Reue und Schuld.

„Nun, die Sache ist die...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Fuyukko
2020-11-07T01:12:26+00:00 07.11.2020 02:12
Hast du eine Ahnung wie gemein dieser Cliffhanger wäre wenn das nächste Kapi noch nicht draußen wäre ? XD
Antwort von:  Animefanboy
11.07.2022 18:29
Fühl dich! :D
Von:  Koichi_Kimura
2016-07-20T21:35:28+00:00 20.07.2016 23:35
Jaaa? lebt er nun? und wenn ja was ist ich hasse den Spruch von Ärzten :,, nun, die Sache ist die..." das bedeutet nie was gutes und neben bei mag ich eh keine Ärzte -.- aber ich hoff echt das Kakashi überlebt und sich an dem alles erinnert und jetzt verstehe ich auch warum Ren und Kakashi sich so gut verstanden XD armer Obito ^-^
Kurz um ich liebe deine Geschichte bis jetzt echt sehr und dieses Kapitel ist auch echt toll ^^

MfG Koichi_Kimura ^^


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