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Priester und Mörder

von

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Übertragung

Eros hatte das Versteck aufgesucht, in dem er Cartan zurückgelassen hatte, nur um mit Schrecken festzustellen, dass die Zugangstür zum Keller zerstört worden und der Priester verschwunden war. Mit dem Verbrecher in der Schubkarre hatte er nicht allzu viele Möglichkeiten gehabt, weshalb er ihn zu einem anderen Unterschlupf, nur wenige Minuten entfernt, gebracht hatte.
 

Er hatte den Zuhälter, welcher noch immer tief und fest schlief, dort eingesperrt, doch nun stand er vor dem Eingang und fragte sich, wie er weiter vorgehen sollte.
 

Auch dieses Versteck war ein verlassener Keller, wie eigentlich die meisten von Eros Unterkünften. Es gab einige verfallene Häuser in den schäbigeren Ecken von Lorring. Diese kaufte Eros gerne, da sie perfekt waren, um sich zu verbergen. Man bekam sie für wenig Gold und er hatte nahezu überall in der Stadt einen sicheren Schlafplatz. Wenn ein Verbrecher auf Rache aus wäre, wäre es nicht einfach für diesen Eros zu finden.
 

Er seufzte. Die Tür des alten Versteckes hatte verwittert ausgesehen, doch im Inneren hatte er keine Leiche gefunden. Vermutlich war Cartan von dem Monster angegriffen worden, aber konnte entkommen. Die Frage war, wo war er nun.
 

Prinzipiell war natürlich alles was er zur Ausführung des Rituals noch brauchte Relia, doch allein würde es schwierig werden. Und in gewisser Weise hatte er Castus, oder Cartan, da mit reingezogen. Wenn dieser sich nun in Gefahr befand, sollte er das nicht ignorieren. Eros mochte ein Bastard sein, aber sein Sinn für Gerechtigkeit ließ das nicht zu.
 

Wenn Relia oder das Monster Cartan erwischt hatten, dann war er mit höchster Wahrscheinlichkeit Tod. Aber davon wollte Eros nicht ausgehen. Auf eine seltsame Art und Weise hatte er gelernt den Priester zu schätzen. Auch, wenn er sich selber noch nicht ganz sicher war, was das genau bedeutete.
 

Wenn Cartan also geflohen war und es geschafft hatte den Dämon abzuschütteln, was wäre dann wohl sein nächster Schritt?
 

Eros musste sich eingestehen, dass er den anderen nicht wirklich gut genug kannte, um das einzuschätzen. Castus wäre wohl zur Kirche gerannt, doch Cartan? Vielleicht in eine Bar? Aber nach einem Dämonenangriff, wohl eher nicht.
 

Im Endeffekt entschied Eros sich für einen Verzweiflungsversuch. Sollte Cartan Eros suchen, wäre der einzige Anhaltspunkt den der Priester hatte, das alte Versteck. Es gab eine winzig kleine Wahrscheinlichkeit das Cartan versuchen würde dorthin zurückzukehren, um Eros zu treffen. Und so dumm wäre das gar nicht. Weder Relia, noch die Kreatur würden wohl davon ausgehen, dass ihr Opfer an den Ort zurückkehrt, der dem Feind bekannt ist.
 

Daher machte er sich auf den Weg zum alten Unterschlupf. Dort angekommen verbarg er sich in einem nahegelegenen Gebüsch. Ihm blieb nichts als zu warten, aber das wollte er gewiss nicht auf dem Präsentierteller tun. Falls Relia zurückkehrte wollte er verborgen sein.
 

Eros war angespannt und als er Schritte vernahm wanderte seine rechte Hand unwillkürlich zum Dolch. Aber nur ein betrunkener Bürger Lorrings torkelte vorbei. Die Anspannung wich, doch Eros blieb auf der Hut.
 

Ein paar Mal fielen ihm die Augen zu, wie lange genau er wartete, vermochte er nicht zu sagen. Doch dann hörte er ein ungewöhnliches Geräusch. Ein leises Quietschen und ein Fluchen. „Dieser verdammte Sand.“ Undeutlich und leise, er konnte die Stimme nicht zuordnen.
 

Der äußere Kreis von Lorring war nicht so prunkvoll wie der Stadtkern. Steinerne Wege gab es nur im Zentrum. Die sogenannten Elendsviertel waren schäbig und zum Teil auch dreckig. Noaka stellte sich gern als Land der Freiheiten dar und im Prinzip stimmte das. Jeder konnte nahezu jede Position einnehmen, aber wenn einem das nötige Gold zur Ausbildung fehlte, wurde es sehr schwierig. Korruption und Bestechung waren leider übliche Praktiken.
 

Eros richtete sich ein wenig auf und ließ seinen Blick schweifen. Ein Stück entfernt sah er einen Karren, dessen Inhalt unter einer Leinendecke versteckt worden war. Er musste leicht schmunzeln, genauso hatte er es mit dem Zuhälter getan. Aber, das hieß auch, dass da eventuell ein Mörder oder Verbrecher auf ihn zukam. Erneut wanderte seine Hand zum Dolch, welcher in einer ledernen Halterung an seinem Gürtel hing. Gut verborgen unter seinem weiten schwarzen Mantel.
 

„Warum gibt es hier überall nur Sandböden? Wie soll man so einen Karren schieben?“ Die Stimme gab Eros Entwarnung, das war eindeutig Cartan. Er hatte wirklich Glück, wenn er ehrlich war, hatte er nicht damit gerechnet, dass seine wage Hoffnung sich erfüllen würde.
 

Langsam richtete er sich auf, noch immer nicht gänzlich beruhigt. Denn Eros kannte sich nicht mit Magie oder Dämonen aus, wer wusste denn schon, ob das Monster nicht dazu in der Lage war Stimmen zu imitieren oder Visionen zu erzeugen?
 

Daher schlich er langsam seitlich zum vermeintlichen Priester. Desto näher er kam, desto deutlicher sah er den Mann, welcher sich abmühte den Karren über den Sand zu schieben. Es war Cartan, unbewusst breitete sich ein Lächeln über Eros Gesicht aus. Er ließ mit der Hand vom Dolch ab und bewegte sich gezielt direkt vor die Schubkarre. Mit den Händen stützte er sich auf dem kalten Eisen ab, sah Cartan grinsend entgegen und fragte: „Wen oder was versuchst du hier wegzuschaffen?“
 

Das Mondlicht erhellte die feinen Gesichtszüge des anderen Mannes, welcher erschrocken zurückwich. „Eros, verdammt…“
 

„Und wieder flucht der feine Priester.“ Eros musste schmunzeln, er genoss es in vollen Zügen den anderen zu ärgern. Und er war sehr froh zu sehen, dass Cartan lebte.
 

„Der feine Priester tut noch ganz andere Sachen“, entgegnete Cartan und leckte sich provokant über die Lippen. Eros erschauderte, unwillkürlich zeichneten sich die Bilder von ihrem kleinen Abenteuer vor seinem inneren Auge ab.
 

„Aber wir haben nur wenig Zeit, ich habe keine Ahnung wo der Dämon ist. Und Relia ist kaum noch bei Sinnen.“
 

Eros brauchte einen Moment um die Worte zu verarbeiten, doch dann fragte er: „Was ist passiert?“
 

Der Attentäter bemerkte, dass Cartan sich immer wieder nervös umsah. Der Priester umriss die Geschehnisse nur sehr kurz. Aber es reichte, um Eros die Dringlichkeit bewusst zu machen. Der Dämon hatte Cartan im Versteck angegriffen, welcher daraufhin zur Kirche geflüchtet war, doch die Kreatur war ihm gefolgt. Mehrere Priester wurden verletzt oder getötet und Relia hatte sich in einer geheimen Kammer verborgen. Im Karren, versteckt unter Leinen, lag Relia.
 

Eros war ein wenig irritiert, da er Relia noch vor einem Tag in ihrem Anwesen gesehen hatte, doch vielleicht war das alles auch nur eine Falle. Er war nicht dicht genug herangegangen, um sich zu vergewissern. Die Kleider, welche die Magierin trug, waren bunt und aufwendig, auch ihr Zopf war ein prägnantes Merkmal, doch gerade in so einem Fall, war es einfach eine Person von weitem genauso aussehen zu lassen. Vielleicht hatte sie einer Dienstmagd das Haar geflochten und sie gebeten ihre Kleidung zu tragen. Während sie selbst sich versteckt hielt. Gar nicht so dumm.
 

„Relia redete völlig im Wahn. Sie sprach von Insekten und davon, dass sie die Macht hat und alle vernichten will. Viel Menschlichkeit steckt nicht mehr in ihr.“
 

Eros schluckte. „Wir müssen uns beeilen. Ich habe den Zuhälter in ein anderes Versteck gebracht. Dort können wir das Ritual ausführen.“
 

Cartan nickte und die beiden so ungleichen Männer machten sich auf den Weg. Der Priester, welcher dabei war Hochverrat an seinem Glauben zu begehen und der Attentäter, welcher für seine Gerechtigkeit über Leichen ging.
 

***
 

Eros atmete tief durch. Sie hatten alles was sie brauchten. Nun ja, beinahe.
 

Er und Cartan standen in seinem anderen Versteck. Wieder ein karger Kellerraum. In der Mitte hatten sie zwei Stühle aufgestellt. Auf dem einen saß Relia, gefesselt und geknebelt und auf dem anderen der Zuhälter, welcher noch immer schlief.
 

Alles was noch fehlte war ein Tier, dass die Sünde des Hochmuts umkehrte. Relias wirres Gerede von Insekten hatte Eros da eine ziemlich klare Idee verschafft.
 

Und die Krabbeltiere gab es nahezu überall, besonders im Randgebiet Lorrings.
 

Cartan rührte bereits in einem kleinen Kessel herum, in dem bisher nur das Arcwurz, welches Eros beschafft hatte, garte. Sie hatten mit Zunder mehrere Kerzen angezündet und unter einen alten Kessel gestellt. Es würde sich zeigen, ob die Hitze ausreichte.
 

Eros lief im Kellerraum umher und griff schließlich nach einer dicken Schabe. Ziemlich ekelhaft. Er trug sie zum Kessel und zerquetschte sie zwischen den Fingern. Blut und Schleim tropfte auf das Arcwurz.
 

„Wenn Relia das überlebt wird sie mich dafür sicher töten.“
 

Cartan lächelte. „Sehr appetitlich sieht das wirklich nicht aus.“
 

Eine Weile rührte Cartan, dann winkte er Eros zu sich heran. „Für mich sieht das wie eine einheitliche schleimige Masse aus.“
 

Eros rümpfte die Nase, wegen des allzu bekannten Geruchs des Arcwurzes. Er kannte sich mit Rauschgiften aus. Zu sich genommen hatte er nie welches, aber man musste seine Feinde und ihre Mittel kennen. Marodus, sein Todfeind, hatte sich auf den Rauschgifthandel spezialisiert. Er war der Kopf der Verbrecherbanden Noakas. Heimste Anteile ein und tötete Unschuldige, um noch mehr Gold zu scheffeln. Eines Tages würde Eros Rache nehmen. Für alles was Marodus ihm genommen hatte.
 

Doch diese Gedanken waren fehl am Platz. Es ging um Relia, Ablenkungen konnte er sich nicht erlauben.
 

„Hoffentlich funktioniert es“, sagte er, tunkte einen größeren Löffel aus Lehm in die Masse und ging auf Relia zu. So behutsam wie möglich befreite er sie von den Leinen, die ihre Zunge blockierten. Sofort begann das Gemeckere.
 

„Ihr seid nichts, kleine unbedeutende Insekten, ihr werdet noch…“ Mehr brauchte er nicht zu hören. Ohne ihren Redeschwall abzuwarten schob Eros Relia den Löffel mit der ekligen Masse in den Mund. Die Magierin sah schrecklich aus, Augenringe, ausgemergelte Züge und tiefschwarze Augen. Nichts von ihrer üblichen Eleganz und ihrem Charme war mehr übrig. Hoffentlich war es noch nicht zu spät.
 

Um zu verhindern, dass sie es ausspuckte zog er den Löffel aus ihrem Mund und warf ihn achtlos zur Seite. Mit einer Hand drückte er ihren Mund zu, mit der anderen hielt er die Nase zu, um sie zum Schlucken zu zwingen. Sie wand sich und funkelte ihn hasserfüllt an. Doch Eros gab nicht nach. Erst als er sich sicher war, dass sie die Masse heruntergeschluckt hatte, ließ er von ihr ab.
 

„Ich hasse dich! Du bist ein Bastard, ein einfaches Insekt! Niemals wirst du mich unterwerfen!“
 

„Wollen wir sie wieder knebeln?“, fragte Cartan, welcher sich in der Zwischenzeit neben Eros gestellt hatte. Eros schmunzelte. „So verlockend das auch ist, wir müssen ihre Veränderung abwarten. Ein gutes Zeichen wäre sicher, wenn sie uns nicht mehr als Insekten bezeichnet.“
 

Nach außen hin war Eros ruhig, doch innerlich war er bis zum zerreißen angespannt. Er war gut darin seine Gefühle zu verbergen. Die wenigsten wussten was wirklich in ihm vorging. Selbst Relia, die eine Emphatikerin war, hatte Schwierigkeiten seine Gefühle zu verstehen und das war gut so. Eros hatte gelernt sich nur auf sich selbst zu verlassen. Und doch gab es noch immer Menschen, die ihm am Herzen lagen. Auch, wenn er versucht hatte das zu vermeiden. Relia war über die Jahre eine gute Freundin geworden. Sie so zu sehen tat weh. Die behelfsmäßig verbundenen Wunden an ihren Armen und Händen waren ihm nicht entgangen. Von der Sünde des Hochmuts zerfressen, plötzlich erschienen ihm die Phrasen der Kirche seltsam treffend. Was, wenn er die ganze Zeit falsch gelegen hatte? Was, wenn die Kirche von vornherein recht hatte? Wenn Dämonen real waren und Castus tatsächlich Menschen rettete?
 

Eros schüttelte den Kopf. Auch das war gerade nicht wichtig. Wenn das Ritual Relia retten könnte, sehr gut. Wenn es tatsächlich ein Dämon war, den sie auf den Zuhälter übertrugen, dann war es eben so. Eros war dazu bereit.
 

„Eros?“ Es war Relias Stimme und sofort richtete er seine Aufmerksamkeit auf sie.
 

„Ich bin hier, Relia“, sagte er so beruhigend wie er es vermochte.
 

„Werde ich sterben? Mir geht es so schlecht. Wollt ihr mir helfen?“
 

Eros lächelte erleichtert. Kein wahnhaftes Gerede, vor ihm saß endlich wieder Relia. Auch die Augen waren nicht länger schwarz. Das alte haselnussbraun schimmerte von Tränen.
 

Für gewöhnlich war Relia kess und direkt, doch der Trank sollte die Sünde des Hochmuts umkehren, also wäre sie nun wohl demütig.
 

„Ja, wir helfen dir wieder du selbst zu werden.“
 

„Das verdiene ich nicht. Ich habe so schlimme Dinge getan…“
 

„Du kannst es ja später wiedergutmachen“, mischte sich nun Cartan ein. „Aber jetzt sollten wir weitermachen. Ihr Wesen hat sich eindeutig verändert.“
 

Eros nickte. „Vertrau mir Relia, ich bringe dich zurück.“
 

Relias Blick wanderte zu den Fesseln an ihren Handgelenken und zu dem Mann, der ihr gegenüber an einen Stuhl gefesselt worden war.
 

„Als nächstes muss ihr Blut auf den Edelstein, aber das wird den Dämon vielleicht anlocken.“ Eros sah, dass Cartan die handgeschriebene, stichpunktartige Liste betrachtete, welche das Ritual beschrieb.
 

„Alles klar.“
 

Er beugte sich zu Relia herab und löste ihre Fesseln. „Bleib bitte sitzen. Ich weiß nicht was gleich passieren wird“, beschwor er sie.
 

„Was habt ihr vor?“, wollte sie wissen, doch statt darauf zu antworten zog Eros sein Messer aus der Halterung und fuhr rasch über Relias rechten Arm, der noch nicht ganz so geschunden war wie der linke.
 

Ihre Augen weiteten sich. „Wieso? Ich dachte, ihr wollt mir helfen?“
 

„Das werden wir“, sagte Cartan, während er den Edelstein direkt unter ihre Wunde hielt.
 

Das Blut tropfte langsam auf das Schmuckstück, statt davon abzuperlen, schien der Lebenssaft absorbiert zu werden. Eros erschauderte. Das war alles weit außerhalb seiner Komfortzone. Im Edelstein schienen Schatten zu wabern und für einen winzigen Moment glaubte er eine Fratze zu sehen, die den Mund zum Schrei aufriss.
 

„Er kommt her!“, rief Relia, während ihre Hände sich in die hölzernen Lehnen des Stuhls krallten. „Er wird mich töten“.
 

„Das lassen wir nicht zu“, versprach Eros, während er versuchte die Ruhe zu bewahren.
 

„Sein Blut muss jetzt auf den Stein oder?“, fragte er an Cartan gewandt, welcher nickte.

Eros schritt gezielt zu dem Zuhälter und schnitt ihm ebenfalls in den Arm. Der Mann schrie auf und versuchte sich aus seinen Fesseln zu befreien. Er war also endlich aufgewacht. „Was geht hier vor? Was wollt ihr von mir?“
 

„Wir wollen dir nur ein kleines Geschenk machen“, zischte Eros. Cartan hielt den Edelstein an die blutende Wunde und erneut schien der Teufelsschmuck das Blut in sich aufzunehmen.
 

„Haben wir es geschafft?“, fragte Eros. Cartan zuckte mit den Achseln. „Ich mache das auch zum ersten Mal.“
 

„Sollten wir ihn nun töten?“ Eros deutete auf den Zuhälter, welcher panisch den Kopf schüttelte. „Lasst mich gehen! Ich habe doch gar nichts getan!“
 

„Frauen zu erniedrigen, sie zu zwingen ihren Körper zu verkaufen, nennst du ‘Nichts‘?“ Seine Stimme war schneidend, doch der Mann richtete sich störrisch auf. „Sie sind doch dazu da unsere Bedürfnisse zu befriedigen. So viele Männer kommen in mein Etablissement. Ich allein habe das aufgebaut. Jede Frau, die mir dienen darf, kann sich geehrt fühlen.“
 

Eros fühlte Übelkeit in sich aufsteigen. Genau deshalb hatte er den schmierigen Bastard ausgewählt.
 

„Castus hätte ihn geköpft und verbrannt, aber meine Magie ist anders. Sein Feuer ist, nun, es verbrennt nur Dämonen und das was mit ihnen in Berührung kam. Ich hingegen beschwöre echtes Feuer, normales Feuer.“
 

Eros war sich nicht sicher, ob er gänzlich verstand, doch er hatte keine Zeit sich Gedanken darüber zu machen, denn es ertönte ein fürchterliches Kreischen. Etwas schlug gegen die Tür, welche in die oberen Stockwerke führte. Und leider hatte Eros diese, in diesem Versteck, nicht verbarrikadiert. Entsprechend schnell gaben die ohnehin bereits morschen Holzdielen nach.
 

Er konnte die Sense sehen. Gnadenlos grub sie sich durch die Tür und ließ das Holz immer mehr zerfallen. Alt, morsch und verwittert fiel es zu Boden und gab den Weg frei für die abstoßende Kreatur.
 

Der Anblick hatte nichts von seinem Schrecken verloren. Die nicht länger schwarze, sondern nun rote Robe, verdeckte das Gesicht und die knochigen Hände umfassten die hölzerne Sense. Eros wusste was unter dem Stoff lauerte. Einem Impuls folgend griff er nach Relias Händen und zog sie mit sich zur Wand. Cartan jedoch stand auf der anderen Seite noch immer neben dem Zuhälter. Den roten Edelstein in der Hand.
 

Die Kreatur bewegte sich unaufhörlich auf den Priester zu, welcher zurückwich. Eros sah seine Augen für einen kleinen Moment, bevor das grauenhafte Geschöpf Cartan gänzlich verbarg. Es hob seine Sense und ließ sie eiskalt hinabsausen. Cartans Schrei hallte laut in Eros Kopf wider.
 

Die nächsten Sekunden erschienen Eros wie Stunden. Alles verlor an Kontur. Der dunkle Schatten verdeckte den Blick, auf das was sich dahinter verbarg. Doch ein Teil von ihm wusste, was er sehen würde, wenn der Dämon von Cartan ablassen würde. Eine ausgemergelte und zerfallene Leiche. Er wusste, dass es allein seine Schuld war. Denn er hatte den Mann gebrochen, hatte ihn mittels Wahrheitsserum gefügig gemacht und für seine Zwecke missbraucht. Nur durch ihn, hatte der Priester seinen Glauben verloren, war Castus, zu Cartan geworden, der sich des Dämons nicht erwehren konnte.
 

Und in diesem Moment, als die Kreatur vor Cartan stand, die Sense, vermutlich im Leib des Priesters verhakt, konnte er nicht mehr sagen, ob er das Richtige getan hatte. Seine Ehre, seine Rache, sein Leben, was war es schon wert? Er hatte versagt.



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