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Broken Birdie

von

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Das Mädchen mit den schönen Augen

Sakura kuschelte das Gesicht tiefer in ihren Schal, um sich vor der klirrenden Kälte zu schützen, als sie den vertrauten Weg zum Krankenhaus zurücklegte. In der vergangenen Nacht hatte es zu schneien begonnen; dicke, nasse Flocken fielen aus stahlgrauen Wolken, tanzten sekundenlang anmutig im Wind, überpuderten das Dorf mit einer glitzernden Schneedecke und türmten sich knöchelhoch auf den Straßen. Der Anblick hatte etwas Beruhigendes, etwas Friedliches und wie immer, wenn es schneite, schien die Welt leiser geworden zu sein.
 

Sie winkte Sensei Iruka zu, der seine Klasse halbherzig zu ermahnen versuchte, sich zu benehmen, dafür aber selbst viel zu offensichtlichen Spaß daran hatte, sich eine Schneeballschlacht mit den Kindern zu liefern. Der Chūnin grüßte zurück und bezahlte den Augenblick der Unachtsamkeit mit einem Schneeball im Gesicht.
 

„Jaha!“, brüllte eine ihr allzu bekannte Stimme und im nächsten Moment tauchte ein blonder Schopf hinter einem Wall aus Schnee auf.
 

„Spitze, Boss“, schleimte Konohamaru und reichte Naruto den nächsten Schneeball, die fleißig von Moegi und Udon nachproduziert wurden. Die anderen Kinder schmissen ihre Schneebälle kreuz und quer und reichlich systemlos auf ihren Lehrer, der ob der schieren Menge dennoch in die Defensive gedrängt wurde.
 

„Hey, sieh mal, Boss, da ist deine Freundin“, sagte Moegi plötzlich und deutete mit dem Finger auf die Rosahaarige, die sich umblickte, obwohl sie sich mittlerweile daran gewöhnt haben sollte, dass die drei sie ständig als Narutos Freundin bezeichneten.
 

„Meine Freundin?“, echote Naruto verblüfft und entdeckte Sakura, die ihre Wangen heiß werden spürte. „Oh, ähm, entschuldigt mich mal kurz“, meinte er und ging unter dem allgemeinen Protestgezeter der Kinder auf sie zu.
 

„Aber, Boss, wir sind hier im Krieg“, rief Konohamaru ihm anklagend nach und warf einen Schneeball, der den Blonden seitlich im Gesicht traf. Schnee rieselte in seinen Kragen.
 

„Das gilt“, jubelte Iruka. „Eins zu eins.“
 

„Ähm, hi“, grüßte Naruto sie verlegen.
 

„Hi“, erwiderte sie und musste grinsen. „Du hast da…“ Sie tippte sich gegen die Augenbraue. Er rieb über die angezeigte Stelle, aber der Schnee, den Konohamarus Angriff hinterlassen hatte, hing noch immer in den dichten, blonden Härchen fest. „Lass mich mal“, schmunzelte sie und zupfte die festgefrorenen Krümel vorsichtig ab. Sein Gesicht war von der Kälte gerötet, seine Handschuhe löchrig, aber er trug Hinatas Schal, was sie stellvertretend für die Blauhaarige freute.
 

„Ich hab darüber nachgedacht, was du letztes Mal zu mir gesagt hast“, sagte er ernst. „Wenn du der Meinung bist, dass wir Sasuke helfen können, dann… bin ich dabei, echt jetzt.“
 

Sakuras Gesicht leuchtete auf und sie fiel ihm dankbar um den Hals. Er wickelte seine Arme um ihren Rücken und abermals bemerkte sie, dass ihre Umarmung vielleicht einen Moment zu lange andauerte, um vollkommen unschuldig zu sein. Im Hintergrund stieß jemand einen anzüglichen Pfiff aus, der die beiden schließlich dazu brachte, sich voneinander zu lösen.
 

Auf ihren Wangen schmolzen Schneeflocken, doch sie lächelte noch immer, als sei es auf ihren Lippen festgefroren. „Danke, Naruto. Ich bin sicher, dass es Sasuke helfen wird, wenn er merkt, dass es Menschen gibt, die geschlossen hinter ihm stehen.“
 

„Jah, mal sehen“, meinte er gedehnt und kratzte sich an der Nase, auf der eine einzelne Schneeflocke gelandet war. „Gehst du eigentlich zum Gründerfest?“
 

Verblüfft über den abrupten Themenwechseln blinzelte sie, fand jedoch rasch zu einem genervten Lächeln zurück. „Ja, es sieht blöd aus, wenn ich, als Lady Tsunades Schülerin, nicht hingehe, aber Lust habe ich keine. Was ist mit dir?“
 

„Ich gehe mit Hinata.“
 

„Das ist toll, da wird sie sich bestimmt freuen“, sagte sie sofort und gab ihm einen freundschaftlichen Klaps gegen die Schulter. „Lade sie aber auch zum Essen ein, okay.“
 

„Wozu denn?“, fragte er ehrlich irritiert, was sie die Augen verdrehen ließ.
 

„Das gehört sich so, also mach’s einfach.“
 

„Aber Hinata hat mich eingeladen, das heißt doch, dass sie bezahlt“, wusste er und sah sie treudoof aus seinen großen, blauen Iriden an.
 

„Dir ist echt nicht zu helfen“, kicherte Sakura mit der Hand vorm Mund. Sie überlegte, ob sie Naruto einen Tipp geben sollte, befand jedoch, dass es ihr nicht zustand, sich noch mehr in die Angelegenheiten der beiden einzumischen. Andererseits hatte es Hinata vermutlich geradezu übermenschliche Überwindung gekostet, ihren Langzeitschwarm um ein Date zu bitten, und wenn Naruto sich, nun ja, wie Naruto verhielt, würde sie sicherlich nie wieder die nötige Courage aufbringen. Er zog einen Schmollmund, der sie erst recht in Gelächter ausbrechen ließ.
 

„Das ist nicht lustig“, maulte er, dann hellte sich sein Gesicht schlagartig auf, seine Augen glitzerten wie der Schnee, der sich in seinem Haar verfangen hatte. „Wieso kommst du nicht einfach mit?“
 

„Ach, Naruto“, seufzte sie nachsichtig lächelnd. „Ich denke nicht, dass Hinata das recht wäre.“
 

„Warum sollte sie etwas dagegen haben? Du bist enger mit ihr befreundet als ich und du würdest mir damit einen Gefallen tun, echt jetzt.“ Er beugte sich ein Stückchen zu ihr herunter, um ihr vertraulich ins Ohr zu flüstern: „Hinata ist ja ganz nett, aber ich finde sie echt schräg.“
 

„Das ist fies“, tadelte sie und boxte ihn in den Bauch, was er mit einem langgezogenen Uff quittierte. „Sie ist ein liebes Mädchen, also benimm dich anständig, sag ihr, dass sie hübsch aussieht, und kauf ihr einen Talisman, oder so.“
 

Naruto rieb sich grummelnd die Magengegend, gab sich aber mit einem „Wenn du meinst“ geschlagen.
 

Sakura hoffte, damit ihren Beitrag als Kupplerin endgültig geleistet zu haben; alles Weitere hing von Hinata ab… und natürlich von Narutos Gefühlen. „Also dann, wir sehen uns wahrscheinlich auf dem Fest. Ich werde ein Auge darauf haben, dass du lieb zu Hinata bist“, ermahnte sie ihn grinsend.
 

„Hmm“, brummte er und sah zu Sakuras Frustration nicht sonderlich glücklich aus. „Ich fände trotzdem besser, wenn wir alle zusammen hingehen, als Gruppe. Worüber soll ich mich denn mit ihr unterhalten? Sie redet doch kaum mit mir, wahrscheinlich mag sie mich nicht mal.“
 

„Sie mag dich“, versicherte Sakura und streichelte demonstrativ über den roten Wollschal. „Sehr sogar“, ergänzte sie vielsagend, glaubte aber nicht, dass er den Wink verstand.
 

Naruto umfasste ihre Finger, die seinen Schal berührten, wodurch ihre Handfläche für einen Augenblick gegen seine Brust gedrückt wurde. Sie spürte sein Herz langsam und kraftvoll darunter pochen, ehe sie ihm die Hand entzog, in der Luft zur Faust ballte und schließlich in ihrer Jackentasche verschwinden ließ. „Ich würde trotzdem lieber mit dir hingehen, wir sind doch ein Team.“ Er grinste schief und sie schluckte hart. In ihrem Körper flatterte ein Gefühl auf, das sie vage an Sasuke erinnerte.
 

„Es wäre ziemlich unhöflich, dass vor Hinata zu erwähnen“, erinnerte sie ihn vorsichtshalber, weil sie ihm durchaus zutraute, ihr genau das an den Kopf zu werfen. „Jetzt muss ich aber wirklich los; Ino wird heute aus dem Krankenhaus entlassen und ich wollte sie abholen.“
 

„Soll ich mitkommen?“
 

„Nein, das muss ich allein machen. Außerdem glaube ich, dass dein Typ gefordert ist.“ Sie deutete auf die Schneeballschlacht, die mittlerweile in vollem Gange war. Iruka hatte irgendwann Unterstützung von Gai und Lee bekommen, die unter frenetischem Kampfgebrüll ein Kind nach dem anderen mit ihren Schneebällen ausknockten. Der Lehrer sah unterdessen nur noch panisch aus und rannte besorgt zwischen den Kindern herum, die reihenweise zu Boden gingen. Sie wandte sich zum Gehen, als Naruto sie am Arm zurückhielt, sie aber gleich darauf wieder freigab, sodass sie sich nur mit einer La-Ola-Welle ihrer Finger verabschiedete. Als sie sich nach ein paar Schritten nochmals zu ihm umdrehte, steckte er bereits mitten im Kampfgetümmel und sie setzte ihren Weg mit einem leisen Grinsen auf den Lippen fort.
 

Sakura war noch nicht weit gekommen – der Radau der eisig-nassen Schlacht war noch deutlich zu hören –, da überkam sie das untrügliche Gefühl, verfolgt zu werden. Blitzschnell analysierte sie ihre Umgebung; überall waren Menschen, Shinobi sowie Zivilisten, sodass sie sich etwas entspannte, da nicht mal Hidan dreist genug wäre, sie hier und jetzt anzugreifen. Hoffte sie. Wenn sie genau darüber nachdachte, hatte der silberhaarige Yu-Nin sich seit dem Angriff auf Ino verdächtig bedeckt gehalten. Die Frage war, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen war.
 

Sie blieb vor einem Kleidergeschäft stehen und tat, als interessiere sie sich für die Auslage, während sie die Straße hinter sich aufmerksam in der Spiegelung der Scheibe beobachtete. Es dauerte nicht lange, bis ein ihr bekannter Shinobi an ihr vorbeilief. Ihre Augen trafen sich im Glas und sie wirbelte auf dem Absatz herum und fauchte: „Du? Wieso verfolgst du mich?“
 

„Hättest du wohl gern. Ist doch nicht meine Schuld, wenn du vor mir hergehst, hm“, maulte Deidara und versteckte halbherzig einen Blumenstraß hinter dem Rücken, was ihn wie einen kleinen Jungen aussehen ließ.
 

„Klar“, höhnte sie. „Hat Hidan dich dazu angestiftet?“
 

„Der hat mir gar nichts zu sagen“, blökte er zurück und verzog die Lippen zu einem fiesen Schmunzeln. „Ich richte ihm aber gern aus, dass du an ihn denkst. Da freut er sich.“
 

Sein ekelhaft selbstgefälliger Gesichtsausdruck ließ sie die Nase rümpfen. „Ich verzichte, aber du kannst mir sagen, was du von mir willst.“
 

„Ich? Von dir?“ Nun war es an Deidara, die Nase zu rümpfen, was ein klitzekleines bisschen kränkend war. „Sorry, aber du bist nicht mein Typ.“
 

„Will ich auch gar nicht sein“, erwiderte sie gereizt, wandte sich ab und setzte ihren Weg fort. Der blonde Iwa-Nin klebte ihr dicht an den Hacken. „Kannst du mal aufhören, mir wie ein verknalltes Schulmädchen nachzurennen?!“, giftete sie ihn über ihre Schulter an.
 

„Was kann ich dafür, wenn du mit deinem fetten Hintern die ganze Straße blockierst!“
 

Fetter Hintern!!! Die andere Sakura spuckte Gift und Galle. Sakura sammelte Chakra in ihrer Faust und rammte diese in den Boden, wo sich Millisekunden zuvor noch Deidaras Zehen befunden hatten. Schneematsch spritzte durch die Luft und regnete auf die Passanten herab, die sich teils ängstlich, teils wüst schimpfend in Sicherheit brachten.

Deidara war ihrem Schlag mit einem katzengleichen Sprung ausgewichen, warf die lange blonde Mähne nach hinten und funkelte sie mit einem gefährlichen Glanz in den silbrig grau-blauen Augen an, der Sakura bereuen ließ, es mitten auf der Straße zu einem Streit kommen gelassen zu haben. Sie hatte diesen Ausdruck schon ein paar Mal gesehen; immer an Shinobi, deren Kampfeshunger keine Rücksicht auf Verluste nahm.
 

Sie ging in Verteidigungsposition, doch alles, was er tat, war beigefarbenen Matsch aus seinen Gürteltaschen zu holen und diesen in den Händen zu kneten. Sie hörte Schmatzgeräusche und plötzlich sah sie, wie eine Zunge aus seinen Handflächen schnellte und einen kleinen Tonvogel ausspuckte.

„Eww“, machte sie angeekelt, war halb schockiert, halb fasziniert, welche Absonderlichkeit der Natur dafür gesorgt hatte, dass er Münder auf – oder in? – den Händen hatte.
 

Deidaras Stirnader schwoll bedrohlich an. „Das Einzige, was hier ‚eww‘ ist, ist deine Visage, du hässliche Kuh“, schnappte er beleidigt. „Du solltest mir danken, dass ich dein Gesicht mit meiner Kunst korrigieren werden.“ Der Glanz in seinen Augen nahm etwas Manisches an, als sich diese auf einmal entsetzt weiteten und er den tönernen Vogel auf seiner Handfläche zerquetschte. „Was? Was ist hier los? Wie hast du das gemacht?“, fragte er aufgebracht und kämpfte sichtlich gegen eine Art Paralyse an, die von seinem Körper Besitz ergriffen zu haben schien.
 

Im ersten Moment glaubte sie, dass er bluffte, doch dann bemerkte sie einen langgezogenen, unnatürlich substanziellen Schatten, der sich gänzlich unbemerkt mit Deidaras verbunden hatte.

„Ha“, lachte sie auf und drehte sich zu Shikamaru um, dessen geballte Faust den Blonden gezwungen hatte, die Tonfigur zu zerstören. Ino und Chōji standen neben ihm.
 

„Hast du ‘ne Macke, Blondie. Niemand außer mir beleidigt Sakuras Gesicht“, schimpfte Ino, die Hände in die Hüften gestemmt.
 

„Spinnst du? Hier geht es ja wohl darum, dass diese beiden Idioten nicht mitten im Dorf kämpfen können. Man ihr nervt vielleicht“, meckerte Shikamaru.
 

„Wen nennst du Idiot, du Ananasbirne“, keifte Deidara und wehrte sich verbissen gegen Shikamarus Schattenbesitz, der sichtlich Mühe hatte, den wutschäumenden Iwa-Nin unter seiner Kontrolle zu halten.
 

„Was machen wir jetzt mit ihm?“, wollte Chōji wissen.
 

„Ihr macht gar nichts mit ihm, Fettklops“, rief eine schneidende Frauenstimme.

Eine burschikose Kunoichi mit kurzem schwarzem Haar sprang über die Dächer auf das Fünfergrüppchen zu und landete neben Deidara, gefolgt von einem hünenhaften Ninja, der den Akimichi in Breite um mindestens das Doppelte überbot.

„Geht es dir gut, Deidara-nii?“
 

„Du sollst mich nicht so nennen, hm“, brummte der Blonde verstimmt, während Chōji zeterte: „Ich hab schwere Knochen, Bohnenstange.“
 

„Klappe, Chōji“, meckerte Ino und strangulierte ihren Teamkameraden fast, als sie ihn an seinem Schal präventiv zurückriss.
 

Shikamaru grummelte genervt vor sich hin, ehe er sagte: „Hört mal, Leute, wir suchen keinen Stress, aber es geht nicht, dass ihr mitten im Dorf Stunk macht.“
 

„Die Tussi da hat mich zuerst angegriffen“, moserte Deidara.
 

„Ich?“, fauchte Ino. „Du hast sie doch nicht mehr alle.“
 

Deidara blinzelte irritiert. „Ähm, nein, hm, die Hässliche da.“
 

„Hässlich?“ Sakura wollte sich auf ihn stürzen, wurde nun jedoch selbst von Shikamarus Schattenbesitz bewegungsunfähig gemacht.
 

„Ihr seid doch alle total bescheuert“, wusste der Schwarzhaarige und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
 

„Ich schlage vor, dass wir die Sache vergessen“, merkte der Riese an. „Deidara kann manchmal ein bisschen hitzköpfig sein und seine Technik würde hier ziemlich viel Schaden anrichten. Es sollte in unser aller Interesse sein, Frieden zwischen unseren Nationen herzustellen.“
 

Die schwarzhaarige Iwa-Nin kicherte sardonisch und streichelte dem Blonden sanft über die Wange. „Da hat er recht, das Temperament unseres Deidara explodiert manchmal regelrecht.“ Irgendwas daran schien sie köstlich zu amüsieren.
 

„Ich bin überhaupt kein Hitzkopf“, brauste er auf und zog einen Flunsch, der ihn fast schon niedlich aussehen ließ.
 

„Dann sind wir uns einig?“, fragte Shikamaru in die Runde und sah aus irgendeinem Grund vor allem Sakura besonders lange an, die zähneknirschend zustimmte.
 

Deidara machte nicht den Eindruck, dass er die Situation kampflos auf sich beruhen lassen wollte, weswegen der Riese ihn kurzerhand über die Schulter warf und unter dem heftigen Protestgeschrei des Blonden von dannen trottete. Die Frau warf ihnen einen letzten abschätzigen Blick zu, bevor sie ihnen folgte.
 

„Was sollte das denn?“, wandte Shikamaru sich an Sakura. „Weißt du nicht, dass der Typ zu Iwagakures Bakuha Butai gehört? Der hätte das gesamte Viertel in die Luft sprengen können.“
 

„Nein, das wusste ich nicht“, sagte sie kleinlaut, wollte sich damit rechtfertigen, dass sie, selbst wenn sie Kenntnis darüber besessen hätte, doch nicht hätte ahnen können, dass er wegen eines kindischen Disputs so weit gegangen wäre, wusste aber, dass es naiv und selbstgerecht wäre, sich hinter ihren eigenen moralischen Prinzipien zu verstecken. Nur weil sie ein paar tote Zivilisten nicht als Kollateralschaden hinnehmen würde, kannte sie die Welt, in der sie lebte, schließlich gut genug, um zu wissen, dass sie mit ihren Ansichten zwar nicht die Ausnahme, aber doch die Minderheit stellte.
 

„Bin ich mal wieder der Einzige, der sich informiert hat“, stöhnte er genervt, wodurch sich Sakura noch dümmer und beschämter fühlte.
 

„Lass gut sein, Shikamaru. Wir können nicht alle allwissend sein wie du“, intervenierte Ino und klaubte den Blumenstrauß vom Boden, den Deidara irgendwann fallengelassen hatte. „So eine Verschwendung.“ Sie zupfte das zerknitterte, durchnässte Einschlagpapier zurecht.
 

Die Blicke der Mädchen kreuzten sich, ehe sie beide fast im selben Moment seitlich wegsahen.
 

„Wie- wie geht es dir?“, fragte Sakura.
 

„Gut“, antwortete Ino und zupfte abermals an dem Papier des Boquetes herum, um Sakura nicht ansehen zu müssen, die ihrerseits mit dem Fuß im Schnee scharrte.
 

Shikamaru sah von der Blonden zu der Rosahaarigen und wieder zurück. Wie so oft vermittelte er den Eindruck, dass er die Situation lange vor allen anderen erfasst hatte und genervt davon war, dass sich seine Umwelt nicht seiner Denkgeschwindigkeit anpasste. „Wir lassen euch dann mal.“
 

„Aber wir wollten doch alle zusammen zu Yakiniku Q“, jammerte Chōji.
 

„Geht schon mal vor, ich komme dann nach“, meinte Ino
 

„Aber…“ Der brünette Akimichi warf Sakura einen für seine Verhältnisse bitterbösen Blick zu, was nur davon getrübt wurde, dass sein Magen deutlich vernehmbar knurrte.
 

„Jetzt komm endlich, du Vielfraß.“
 

„Aber“, beharrte Chōji erneut, „Asuma bezahlt vielleicht nicht, wenn wir ohne Ino auftauchen.“
 

„Ich glaub’s ja nicht“, motzte Shikamaru, packte den Dicken am Stoff seiner Jacke und schleifte ihn hinter sich her.
 

Ino schaute ihnen nach, doch als sie um die Ecke verschwanden, hatte sie nichts mehr, worauf sie sich konzentrieren konnte. „Tut mir leid“, sagte sie in derselben Sekunde, in der Sakura ihre Entschuldigung hauchte.
 

Abermals sahen die Mädchen in verschiedene Richtungen. Sakura kratzte sich am Arm, der psychosomatisch zu jucken begonnen hatte. Um sie herum erholten sich die Passanten von ihrem Schreck und gingen wieder ihrem Tagewerk nach.
 

Sakura inhalierte die eiskalte Luft in ihre Lunge, gemeinsam mit ein paar Schneeflocken, die sie trocken aushustete. Ihr Kopf tat ein bisschen weh. „Ich… also ich wollte mich entschuldigen, wegen der Sache mit Sasuke“, sagte sie so schnell, wie ihre Mutter ihr als Kind Pflaster abzureißen gepflegt hatte. Es war unangenehm und es hinterließ ein fieses Brennen, aber immerhin war der Moment rasch vorüber.
 

„Welche Sache meinst du? Dass du mich wegen ihm angelogen hast oder…“
 

„Ich habe nicht gelogen“, ging Sakura dazwischen und knirschte mit den Zähnen, verärgert, dass Ino es nicht auf sich beruhen lassen konnte.
 

„Dann liebst du ihn nicht?“ So wie die Blondhaarige sie ansah, war es definitiv keine Frage.
 

„Weiß nicht, vielleicht.“ Sie vergrub die eiskalten Hände in den Taschen und kickte Schneeklumpen vor sich her. „Ich denke nicht wirklich darüber nach. In ihn verliebt zu sein, wäre jetzt genauso aussichtslos wie in unseren Akademiezeiten, vielleicht sogar aussichtsloser.“ Sie pustete frustriert eine Haarsträhne aus den Augen, die der Wind ihr ins Gesicht gepeitscht hatte. „Ich war mal über ihn hinweg.“ Aber Gefühle waren eine seltsame Sache; manchmal lebten sie im Inneren fort, wartend, lauernd, bis man sie fast vergessen hatte, und dann wühlten sie sich zurück an die Oberfläche.
 

„Hmm“, machte sie nur. Die beiden liefen schweigend nebeneinanderher und Sakura hatte fast den roten Faden verloren, als Ino fragte: „Und Naruto?“
 

„Was soll mit ihm sein?“
 

„Naja“, druckste sie herum, „ich hatte den Eindruck, dass es in letzter Zeit zwischen euch gefunkt hat.“
 

„Wir sind nur Freunde“, verteidigte Sakura sich gereizt, während sie sich grob über die Haare fuhr.
 

„Naruto sieht das vermutlich anders.“
 

„Tut er nicht“, blaffte sie. „Er ist schon seit Jahren nicht mehr verknallt in mich.“
 

„Wenn dich das nachts ruhiger schlafen lässt…“ Ino zuckte mit den Achseln und Sakura spürte Wut in ihrem Magen aufschäumen, weil sie sich nicht ernst genommen fühlte. Sie atmete konzentriert dagegen an.
 

„Er geht mit Hinata zum Gründerfest.“
 

„Das beweist nur, dass er noch immer nicht geschnallt hat, dass sie auf ihn steht“, beharrte Ino und gluckste leise. „Aber ich gebe zu, dass es allmählich lächerlich wird. Wahrscheinlich schleift sie ihn eines Tages vor den Traualtar und er hat keine Ahnung, was abgeht.“
 

„Die beiden wären ein hübsches Paar“, argumentierte Sakura. „Hinata wäre der ideale Ruhepol in Narutos Leben.“
 

„Pah! Es gibt eine Fantastilliarde Menschen, die theoretisch perfekt füreinander wären und bei denen es trotzdem nicht sein soll. Kümmere dich mal lieber um dein eigenes Liebesleben.“
 

„Das Gleiche könnte ich dir sagen“, grinste Sakura und stupste Ino zwinkernd mit dem Ellbogen an, die den Anstand besaß, knallrot zu werden.
 

„Ich“, krächzte sie und räusperte dagegen an. „Ich bin nicht auf der Suche.“
 

„Du bist auf der Suche nach einem festen Freund, seit wir sechs sind“, höhnte die Ältere.
 

„Und jetzt nicht mehr“, fauchte sie. „Werde mal erwachsen, Breitstirn, es gibt Wichtigeres im Leben.“ Ino hielt den Blumenstrauß wie ein Schild vor der Brust, sie atmete hektisch und in ihren Augen lag ein glasiger Glanz.
 

Sakura runzelte die Stirn. „Tut mir leid, ich wollte in kein Fettnäpfchen treten.“
 

„Schon gut.“ Ino atmete tief durch die Nase ein und ließ die Luft anschließend langsam aus dem Mund entweichen. Danach schien sie sich wieder gefangen zu haben. „Mir tut es leid; ich habe überreagiert… schon wieder“, fügte sie nach einer kleinen Pause hinzu und schielte Sakura von der Seite an.
 

Sie verstand, dass die Blonde nicht nur die Situation gerade eben meinte, sondern sich überdies auf ihren vorangegangenen Streit bezog. Sakura richtete ihre Augen stur geradeaus, zog den Kopf ein und fragte: „Erklärst du mir jetzt, was da los war?“
 

„Hab ich doch: Ich habe überreagiert und mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“ Sie seufzte erschöpft. „Ich meine, was erwartest du? Das letzte Mal, dass Sasuke zwischen uns stand, hast du mir die Freundschaft gekündigt. Ich dachte halt, dass es diesmal wieder so wird.“
 

Sakura schluckte hart. Es war verletzend, dass Ino so dachte, aber verübeln konnte sie es ihr kaum. Sie vergrub die Hände tiefer in den Taschen. „Ich war damals so sicher, dass er sich, wenn er die Wahl zwischen uns beiden hat, für dich entscheiden würde“, eröffnete sie. „Es gab keinen einzigen Grund, weshalb er mich dir hätte vorziehen sollen. Du warst schon immer hübscher, beliebter, talentierter und witziger und ich war nur das Mädchen mit der zu großen Stirn, das alle nur mochten, weil es mit dir befreundet war. Und ich…“ Sakura kämpfte um die Festigkeit ihrer Stimme. „Ich wusste einfach, dass du dich mir zuliebe niemals auf ihn eingelassen hättest, solange wir befreundet sind. Ich wollte, dass du glücklich werden kannst, dass ihr beide glücklich werdet, aber gleichzeitig hätte ich es nicht ertragen können.“ Sie blinzelte heftig. „Es erschien mir das einzig Logische zu sein.“
 

Ino schwieg und da Sakura weiterhin auf den Boden blickte, traf sie der Tritt in die Kniekehlen vollkommen unvorbereitet. Sie quiekte erschrocken, aber die Blondine hatte nicht fest genug zugetreten, als dass Sakura hingefallen wäre. „Du bist ‘ne dusselige Kuh. Ist dir nur einmal der Gedanke gekommen, dass mir unsere Freundschaft wichtiger gewesen wäre?“
 

„Aber genau darum geht es doch“, rechtfertigte sie sich. Ino blies empört die Wangen auf. „Ich war übrigens wirklich nicht ganz ehrlich zu dir.“
 

„Ach, was du nicht sagst“, erwiderte sie trocken und Sakura hörte sie förmlich mit den Augen rollen.
 

Sakura sog die Unterlippe zwischen die Zähne, entließ den formschönen Muskel schließlich mit einem nassen Schmatzen und erzählte Ino stockend von ihrer Mission. Nicht, dass Sasuke im Verdacht stand, ein Terrorist zu sein, oder wie brenzlig es um Konohas politische Lage bestellt war, nichts, was ihm in einem verletzlichen Moment herausgerutscht war, aber alles andere, und sie spürte, wie die Ketten, die sie in den vergangenen Wochen immer enger eingeschnürt hatten, sich zwar nicht lösten, doch wenigstens lockerten.
 

„Heftig“, sagte Ino, nachdem Sakura geendet hatte, und reckte das schmale Gesicht nachdenklich den Wolken entgegen. „Hast du schon was rausbekommen?“
 

„Nichts Konkretes“, seufzte sie. „Du weißt, wie verschlossen er ist, aber ich habe den Verdacht, dass es etwas mit seiner Familie zu tun hat.“
 

„Wegen seines Bruders?“
 

Sakura stockte. „Du hast davon gehört?“
 

„Na, du doch offensichtlich auch“, entgegnete Ino verblüfft.
 

„Was weißt du darüber?“, fragte sie schärfer als beabsichtigt, sodass die Blonde leicht zusammenzuckte.
 

„Naja, eigentlich nichts Genaues, nur den üblichen Klatsch und Tratsch“, meinte sie ausweichend. Abermals fiel Sakura auf, dass über den Uchiha-Clan verdächtig viel Klatsch und Tratsch zu kursieren schien. „Das muss… hmm, mal überlegen… kurz nach Sasukes Rückkehr ins Dorf gewesen, denke ich. Sein Bruder sollte sich mit irgendeinem Mädchen verloben und hat sich angeblich rundheraus geweigert. Offenbar hat das unter den Uchihas einen riesigen Skandal verursacht.“
 

„Weil er sich nicht verloben wollte?“, hakte Sakura skeptisch nach. „Klingt für mich nach einem unsinnigen Grund.“
 

„Keine Ahnung“, gab Ino achselzuckend zu. „Aber ich hab’s von Tenten. Hinata muss deswegen einen halben Nervenzusammenbruch gehabt und sich bei ihr ausgeheult haben, weil sie Angst hatte, dass ihr Vater ihr das Gleiche antun könnte. Tenten fand ihre Reaktion überzogen und hat Neji darauf angesprochen, der wohl bestätigt hat, dass dieses Vorgehen nicht unüblich ist, was wiederum dazu geführt hat, dass Tenten sich bei mir ausgeheult hat, also wird es vermutlich stimmen.“
 

Sakura knabberte am Daumennagel und verdrängte, was diese neue Information bedeutete; selbst wenn Sasuke sich in sie – oder Ino oder sonst ein Mädchen – verliebt hätte, hätte seine Familie vermutlich Veto eingelegt und die Beziehung wäre zum Scheitern verurteilt gewesen. Wahrscheinlich war es besser, ihn nie gehabt zu haben, als ihn zu verlieren. All die Jahre, die sie hoffnungslos in ihn verliebt gewesen war, war ihr nie klar gewesen, wie hoffnungslos die Aussichten tatsächlich waren. Oder hätte Sasuke einen ähnlich wagemutigen Schritt unternommen und sich gegen seine Familie gestellt? Wenn sie die dürftigen Informationen zusammenkratzte, wie es um das Verhältnis zu seinem Vater bestellt war und wie sehr er ihm zu gefallen versuchte, wohl kaum. Dennoch konnte sie nicht anders, als dem älteren Uchiha-Spross insgeheim vorzuwerfen, wie rücksichtlos er seine Verpflichtungen auf Sasuke abgewälzt hatte.

„Wie mittelalterlich“, hörte sie sich sagen, ihre Stimme klang erstaunlich fest, doch Inos Blick zeugte davon, dass sie sie mühelos durchschaute. Vielleicht fühlte sie sich gerade ganz ähnlich.
 

„Wenn man vom Teufel spricht“, sagte Ino plötzlich und zuckte mit dem Kinn Richtung Dango¹-Shop.
 

Sakura hatte gar nicht bemerkt, wie weit sie gelaufen waren, folgte der angezeigten Richtung mit den Augen und entdeckte den Schwarzhaarigen, der allein und irgendwie verloren aussehend an einem der Tische saß, die Finger um einen Teebecher geschlungen.

„Mir hat er gesagt, dass er zu beschäftigt wäre, um sich mit mir zu treffen.“ Sie versuchte, es wie eine amüsante, kleine Anekdote klingen zu lassen, doch sie bemerkte selbst, wie verletzt sie sich anhörte, und natürlich kannte Ino sie viel zu gut, um es ihr abzukaufen.
 

„Du solltest zu ihm gehen.“
 

„Besser nicht.“
 

„Doch, wirklich. Mir scheint, ihr habt Klärungsbedarf. Außerdem verzeiht Chōji mir nie, wenn ich ihn und Shikamaru versetze und Asuma sie deswegen auf der Rechnung sitzenlässt.“ Sie gab ihr einen sanften Stoß und verabschiedete sich mit einem doppeldeutigen Zwinkern.
 

Die paar Meter bis zu Sasuke schienen kein Ende zu nehmen; es war wie in einem von diesen Träumen, in denen man mit aller Kraft rannte und trotzdem kaum von der Stelle kam. Er sah nicht auf, obzwar er sie sicherlich längst wahrgenommen hatte.
 

„Ich dachte, du magst keinen Süßkram“, begrüßte sie ihn vorsichtig lächelnd und legte die Hand auf der Stuhllehne ab. „Darf ich mich zu dir setzen?“
 

„Du gibst echt niemals auf, oder?“ Noch immer sah er sie nicht an, sondern starrte in seinen, wie Sakura nun feststellte, leeren Becher.
 

„Du kennst mich doch.“
 

„Tzz“, zischte er, gab ihr jedoch mit einer unwirschen Geste zu verstehen, dass sie sich seinetwegen setzen durfte.
 

„Danke“, sagte sie, zog den Stuhl unterm Tisch vor und setzte sich ihm gegenüber, ehe sie sich langsam von Schal, Mütze und Handschuhen befreite, um etwas zu tun zu haben. Als sie fertig war – und sie hatte sich wirklich Mühe gegeben, diese simple Tätigkeit auf mehrere Minuten auszudehnen –, starrte er noch immer wie gebannt in seinen Becher. „Versuchst du dich im Teesatzlesen?“
 

„Worin?“
 

„Im Teesatzlesen. Du weißt schon, wie diese Wahrsagerinnen auf Festen, die einem die Zukunft aus der Hand oder eben aus dem Teesatz lesen.“ Sie grinste schief.
 

„Glaubst du an solches Zeug?“, fragte er verächtlich.
 

„Natürlich nicht“, entgegnete sie kleinlaut. „Es war als Scherz gemeint.“

Seine Augenbraue schnippte nach oben und konnte nicht deutlicher machen, was er von ihrem Sinn für Humor hielt.
 

„Kann ich euch Süßen noch was bringen?“, wurde die peinliche Stille von einer hübschen, drallen Kellnerin unterbrochen, deren Dekolleté trotz der Kälte beinahe ihre großzügig ausgeschnittene Bluse sprengte. Sie stützte sich mit einer Hand auf dem Tisch ab, hielt ihren Busen – absichtlich oder unabsichtlich – genau vor Sasukes Nase, doch dieser legte nur ein bisschen Kleingeld aus seiner Jackentasche auf den Tisch und hielt zwei Finger hoch.
 

„Das ist wirklich nicht nötig“, sagte sie errötend, nachdem die Bedienung gegangen war, während sie schüchtern auf die Tischplatte schaute, und dachte gleich darauf, wie peinlich es wäre, wenn sie die Geste irgendwie missverstanden hätte und er sie gar nicht einladen wollte, denn eigentlich waren solche beiläufigen Nettigkeiten gar nicht seine Art. Nicht, dass sie ihn für geizig hielt, nur schien ihm der Gedanke, anderen kleine Freuden zu bereiten und Aufmerksamkeiten zu erweisen, völlig fremd. Schon früher, als sie noch ein Team gewesen waren, hatte er stets Sensei Kakashis Einladungen ausgeschlagen.
 

„Ich weiß, dass es nicht nötig ist“, entgegnete er scharf. „Ich meine, ich weiß, dass du für dich selbst bezahlen kannst“, ergänzte er um einen sanfteren Ton bemüht und fuhr sich mit einer Bewegung, die tatsächlich ein wenig verlegen wirkte, durch das dichte schwarze Haar. „Nimm es als… Entschuldigung. Ich hätte meine schlechte Laune nicht an dir auslassen dürfen.“
 

„Oh, okay. Danke.“ Sakura lächelte die Tischplatte an und obgleich er es nicht erwiderte, entspannten sich seine Gesichtszüge, weswegen sie ihm nicht in den Ohren lag, dass er – offensichtlich – sehr wohl Zeit gehabt hätte, um mit ihr zu trainieren, oder dass er – natürlich – keine Armschlinge trug. Sie war froh, Shisui getroffen und ihm von Sasukes Verletzung erzählt zu haben, so würde, abgesehen von ihr, wenigstens einer auf seine Gesundheit achten. Die Frage, wie es seiner Schulter ging, konnte sie sich dennoch nicht gänzlich verkneifen und vielleicht klang sie ein klitzekleines bisschen vorwurfsvoll.
 

„Gut“, antwortete er nur und sah ihr mit ruhigem, kühlem Blick in die Augen. Er schämte sich nicht und er war nicht der Meinung, etwas Falsches zu tun. Sie hatte nicht erwartet, dass er sich mit viel Tamtam für ihre medizinische Hilfe bedanken würde, auch nicht, dass er ihre Anweisungen befolgen würde. Aber das war okay für sie; Sasuke war keineswegs der einzige schwierige Patient, mit dem sie sich, seit sie unter Tsunade lernte, hatte auseinandersetzen müssen, er war nicht der erste und er würde garantiert nicht der letzte sein, der ihre ärztlichen Instruktionen eher als gut gemeinte Ratschläge betrachtete. Immerhin wusste sie bei ihm, dass er nicht auf sie hörte, weil er auf niemanden hörte, und nicht, weil sie jung und eine Frau war. „Du hast mit Shisui gesprochen, über mich.“
 

In diesem Moment kehrte die Kellnerin mit ihrer Bestellung zurück und schenkte Sakura einen Augenblick, sich eine Erwiderung zurechtzulegen. Sie stellte die Teebecher vor ihnen ab. Der Geruch von frischer Minze und Zitronenmelisse stieg der Kunoichi in die Nase und unpassenderweise zuckten ihre Lippen in ein Schmunzeln, weil Sasuke schon früher eine Vorliebe für diese Sorte gehabt hatte und es gut zu wissen war, dass sich nicht alles an ihm verändert hatte. Die Kellnerin blieb neben ihnen stehen, als wartete sie auf ein Lob oder dergleichen, zog jedoch von dannen, weil sich die beiden abwartend über den Tisch hinweg mit Blicken umkreisten und sie nicht beachteten. Der Uchiha fiel mit verschränkten Armen auf seinem Stuhl zurück.

„Ich hatte ihn zufällig getroffen und ihm gesagt, dass du vorübergehend kürzertreten musst.“

Sasuke schnaubte und sie leckte sich langsam über die von der Kälte spröden Lippen, ehe sie sagte: „Es hat mich überrascht, dass er gar nichts von deiner Verletzung zu wissen schien.“

Sie analysierte jede Regung seines Gesichtes, nur dass es für sie nichts zu entdecken gab; seine Züge waren dieselbe undurchschaubare Mischung aus stets präsenter Gleichgültigkeit, latenter Enervation und natürlicher Überheblichkeit, die er immer zur Schau stellte. „Du hast mich angelogen.“ Ihre Stimme war leise und es kostete sie reichlich Mühe, nicht aggressiv zu klingen.
 

„Ich habe nicht gelogen.“
 

„Du hast behauptet, dir die Verletzung beim Training zugezogen zu haben“, schoss sie sofort zurück.
 

Sasuke trank von seinem Tee, ließ sich Zeit mit der Antwort, nicht weil er überlegen musste, sondern weil er abwägte, ob sie ihm eine Erklärung wert war. „Und das stimmt, aber ich habe nie gesagt, dass ich mit Shisui trainiert hätte.“ Er durchbohrte sie mit seinen aufmerksamen onyxfarbenen Augen, die so viel Macht besaßen, vor allem über sie. Sie wurde rot, weil sein Blick etwas Penetrierendes hatte, das sich Millimeter für Millimeter unter ihre Hautschichten fraß, bis sie das Gefühl hatte, ihre Gedanken lägen so offen vor ihm wie ein aufgeschlagenes Buch. „Ich sage dir nicht alles, aber gelogen habe ich nicht.“
 

„Du sagst mir gar nichts“, grummelte sie vor sich hin, tilgte den unzufriedenen Zug um ihren Mund aber, indem sie auf ihren Tee blies und ein vorsichtiges Schlückchen nahm. „Wusstest du, dass er von unseren Treffen weiß?“
 

„Wäre das ein Problem für dich?“
 

„Für mich?“, entfuhr ihr spitz. „Wenn ich mich recht erinnere, hast du darauf bestanden, dass es ein Geheimnis bleibt.“
 

„Ich meine nur“, sagte er kühl. „Naruto würde es sicherlich nicht gefallen, wenn er wüsste, dass wir uns treffen.“
 

„Na-naruto?“ Sie schnappte nach Luft. „Was hat das denn jetzt schon wieder mit Naruto zu tun?“
 

„Er schien ziemlich wütend zu sein, dass du und ich in Kontakt stehen.“ Er nagelte sie mit seinen Augen fest, als würde er irgendeine Wahrheit aus ihr herauspressen wollen.
 

Sakura runzelte zu gleichen Teilen irritiert und verärgert die Stirn. „Naruto war wütend, weil du dich wie ein Arsch benommen hast.“
 

„Ich?“ Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, was ihm einen unheimlichen, gar bedrohlichen Ausdruck verlieh.
 

„Okay“, gestand sie ihm zu und wedelte mir der Hand durch die Luft, „ihr habt euch beide wie Ärsche benommen.“
 

„Er hat…“
 

„Wenn du jetzt sagst ‚angefangen‘, schreie ich“, plusterte sie sich auf. „Und nur zu deiner Information, Sasuke: Naruto hat nicht zu bestimmen, mit wem ich befreundet sein darf. Ich weiß echt nicht, wie du auf so einen irrwitzigen Gedanken gekommen bist. Außerdem bin nicht ich diejenige, die sich schämt, wenn wir zusammen gesehen werden.“ Der letzte Satz war ihr herausgerutscht, ohne dass sie groß überlegt hatte, der Gedanke so tief in ihr vergraben gewesen, dass sie vor Überraschung blinzelte, als sie merkte, dass sie genau das dachte.
 

„Das ist… Ich…“ Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, schien er aufrichtig um eine Antwort verlegen. „Es liegt nicht an dir.“
 

„Woran denn dann?“
 

Sasuke rieb sich den Nacken und wich ihrem Blick seitlich aus. Sie glaubte nicht, dass er ihr antworten würde, als er doch zu einer Erklärung ansetzte: „Ich dachte, wenn mein Vater rausfindet, dass ich mich regelmäßig mit einer Kunoichi treffe, würde er wissen wollen, wer du bist.“ Auf seinen Wangen zeichnete sich ein blasser Rotschimmer ab. „Und dann würde er mir entweder den Umgang mit dir verbieten oder ich müsste zugeben, dass ich von Tsunade suspendiert wurde.“
 

„Wa-was?“ Sakuras Mund klappte auf und zu wie bei einem Fisch. „Ich verstehe nicht.“
 

Er seufzte leise und kniff sich in die Nasenwurzel, als müsste er sich sammeln. „Als wir damals in Teams eingeteilt wurden, war mein Vater so zufrieden, dass Kakashi mein Sensei wurde, wie er unzufrieden war, dass Naruto und du meine Teamkollegen wurdet. Er hatte sich sogar beim Sandaime Hokage beschwert, weil er fand, dass ich… qualifiziertere Teammitglieder verdient hätte. Er war der Meinung, dass ihr mich kleinhalten würdet, dass das Training meiner Fähigkeiten über eure Unfähigkeit vernachlässigt würde. Mein Vater hat eine sehr genaue Vorstellung davon, wie ein passender Umgang für mich auszusehen hat, und, ohne dir zu nahe treten zu wollen, du gehörst nicht dazu – du bist keine hochdekorierte Kunoichi, du entstammst nicht mal einem Clan –, aber du bist hübsch, deswegen würde er in dir automatisch eine Bedrohung für die Zukunft des Uchiha-Clans sehen.“
 

Er findet uns hübsch, jubelte die andere Sakura, die nicht mehr als das gehört hatte. Sakura drängte das Stimmchen in den hintersten Winkel ihres Bewusstseins zurück, konnte allerdings nicht verhindern, dass sie heftig errötete. „Aber wir sind doch gar nicht…“, krächzte sie.
 

„Das spielt für ihn keine Rolle. Für ihn zählt nur, dass du mich auszunutzen versuchen könntest und dass ich dumm genug sein könnte, darauf hereinzufallen.“ Er räusperte sich befangen. „Mein Clan ist traditionell; wenn eine Frau… das Kind eines Clanmannes erwartet, will unser Gesetz, dass dieses Kind durch eine Eheschließung geschützt wird. Das geht noch auf die Kriegsära zurück und sollte sicherstellen, dass sich das Sharingan nicht außerhalb des Uchiha-Clans verbreitet. Da ich das künftige Clan-Oberhaupt bin, wird von mir jedoch erwartet, dass ich standesgemäß heirate, bevorzugt eine Kunoichi aus meinem eigenen Clan, und nicht eine Frau, die ich ehelichen muss, weil...“ Er räusperte sich abermals, anstatt den Satz zu beenden, doch das war gar nicht nötig, da Sakura auch so sehr wohl verstand, was nicht ausgesprochen wurde.
 

„Ach, Sasuke.“ Sie wollte ihn umarmen, doch nachdem, was er ihr soeben offenbart hatte, gäbe es vermutlich nichts Unpassenderes, als diesem Drang nachzugeben, und sie zog ihre Hand, die unbemerkt auf ihn zugekrochen war, zurück und ballte sie auf ihrem Schoß zur Faust. Ihr Herz schlug ganz langsam und sie kam sich wie eine Außenstehende vor, die Sasuke und sich selbst nur beobachtete, davon jedoch nicht betroffen war. Wenn sie allein war, wenn seine Worte in all ihrer Schwere zu ihr durchsackten, würde der Schmerz, dass es tatsächlich nicht mal das kleinste Fünkchen Hoffnung gab, sie vermutlich umbringen. Doch hier und jetzt fühlte sie sich nur betäubt. „Wieso treffen wir uns dann jetzt in deinem Viertel? Ist das nicht zu riskant?“
 

„Du hast mir doch selbst gesagt, wie schnell Ino es herausgefunden hat, und wenn ihr das gelingt, dann auch anderen, aber wenn wir uns direkt vor seiner Nase treffen, denkt er sich wahrscheinlich nichts dabei.“
 

„Wieso sagst du ihm nicht einfach, dass wir Heil-Jutsu üben?“
 

„Weil ich ihm dann auch alles andere erzählen müsste und wenn es eines gibt, was für ihn noch schlimmer wäre, als dass ich irgendein Mädchen schwängern könnte, dann das.“ Er rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht, doch als er sie wieder ansah, war sein Blick hart und fest. „Was ich dir gerade erzählt habe, bleibt unter uns.“
 

„Natürlich“, bestätigte sie mit einem ernsten Nicken, fuhr dann mit einem matten Lächeln fort: „Danke, dass du so offen zu mir warst.“
 

„Hmpf! Du hättest ansonsten doch keine Ruhe gegeben.“
 

Sakura versteckte ihr Grinsen hinter dem Teebecher und genoss das behagliche Schweigen. Für Außenstehende mussten sie wie zwei junge Menschen auf einem Date wirken und sie fragte sich, ob Sasuke das ebenfalls bewusst war und ob es ihn störte. Sie behielt ihn genaustens im Auge, aber er erweckte nicht den Eindruck, sich sonderlich unwohl zu fühlen, stellte den Becher ab und säuberte ihre Lippen von etwaigen Teerückständen.

„Was sollte eigentlich deine Anspielung auf Naruto?“, fragte sie betont beiläufig, woraufhin er lediglich gleichgültig die Achseln zuckte. „Momentan scheint mal wieder das Gerücht umzugehen, dass es zwischen uns gefunkt hätte“, gebrauchte sie Inos Wortwahl und verdrehte demonstrativ die Augen.
 

„Du hast ihn geküsst, also brauchst du dich darüber nicht wundern“, sagte er ausdruckslos, doch in seinem Blick lag etwas Schneidendes.
 

„Auf die Wange“, verteidigte sie sich und klatschte sich mental die Hand gegen die Stirn, weil sie diese dumme Aktion nun zu verfolgen schien. „Und es war nur dieses eine Mal.“
 

„Das kann ich nicht beurteilen.“ Er trank von seinem Tee und wischte sich anschließend mit dem Daumen sorgfältig über die Oberlippe, was ihre Aufmerksamkeit unweigerlich auf seinen Mund lenkte und sie, bei dem ganzen Gerede über Küsserei, schlucken ließ. Die Intensität des Wunsches, sich über den Tisch zu beugen und ihn küssen zu dürfen, verursachte ihr körperliche Schmerzen. Sie sah rasch weg, ehe er sich für den sehnsuchtsvollen Ausdruck auf ihrem Gesicht fremdschämen musste, und rutschte so weit auf ihrem Stuhl zurück, bis sich die Lehne unangenehm in ihren Rücken bohrte.
 

„Naruto hat ein Date mit Hinata“, plapperte sie nervös.
 

„Und das ärgert dich“, schlussfolgerte Sasuke.
 

„Was? Ähm, nein. Ich freue mich für Hinata.“ Sie stockte unmerklich darüber, wie gedankenlos sie das Geheimnis der Hyūga ausgeplaudert hatte, obwohl es sicherlich nirgendwo besser aufgehoben war als bei ihm. Jedenfalls schien ihn weder zu überraschen noch zu interessieren, dass Hinata und Naruto miteinander ausgingen – falls man das überhaupt so nennen konnte. „Die Überleitung war vielleicht ein bisschen unglücklich gewählt“, kicherte sie nervös. „Eigentlich wollte ich wissen, ob du zum Gründerfest gehst.“ Und ganz eigentlich wollte sie wissen, mit wem er hinging.
 

„Gründerfest“, echote er voller Bitterkeit und schnippte brutal gegen den Teebecher. Sakura zog die Schultern hoch, als ihr einfiel, wie demütigend das Gründerfest für die Uchihas sein musste. Jedes Kind wusste, dass Konohagakure einst gemeinsam von Hashirama Senju und Madara Uchiha gegründet worden war, doch während Madaras Rolle zu einer unschmeichelhaften Fußnote in den Geschichtsbüchern degradiert worden war und seine Nachfahren zusehends zu Außenseitern im eigenen Dorf geworden waren, wurde der Shodai Hokage als Lichtfigur zelebriert. Doch wo Licht war, war auch Schatten und dieser hatte sich über den Uchiha-Clan gelegt und sich untrennbar mit deren Herzen verbunden. „Ich habe Polizei-Dienst; für meinen Clan gibt es nichts zu feiern, aber es wird verlangt, dass wir wie immer im Hintergrund für Ordnung sorgen.“
 

Sie griff nach seiner Hand und drückte sie. „Es wird nicht immer so sein“, meinte sie und biss sich gleich darauf auf die Zunge. „Nein, vergiss es. Es ist dumm, sowas zu sagen, aber ich wünsche mir, dass es nicht immer so sein wird.“ Er betrachtete sie schweigend, dann erwiderte er den Druck ihrer Finger für den Bruchteil einer Sekunde, bevor er seine Hand aus ihrem Griff löste. Ihr Herz schlug ein paar Haken. „Wie bist du eigentlich mit Madara Uchiha verwandt?“, fragte sie, weil es sie wirklich interessierte und weil sie hoffte, ihren Fauxpas mit Interesse an seinem Clan ausgleichen zu können.
 

„Damit habe ich mich nie beschäftigt“, entgegnete er jedoch brüsk und verengte die Augen zu Schlitzen. „Wozu willst du das wissen?“
 

„Nur so, wenn ich einen langen Stammbaum hätte, würde ich alles über meine Vorfahren herausfinden wollen.“
 

„Jeder Mensch hat einen langen Stammbaum, das liegt in der Natur der Sache. Uns gefällt nur nicht immer, wer unsere Vorfahren waren.“
 

„Meine waren jedenfalls ziemlich langweilig“, versuchte sie die Situation zu entschärfen.
 

„Und trotzdem gäbe es dich nicht, wenn sie nicht existiert hätten“, wusste er und seine Mundwinkel zeigten den Hauch eines Lächelns. Sie erwiderte es ganz automatisch und die Vorstellung, dass er es als Kompliment gemeint haben könnte, beschleunigte ihren Puls, bis sie ihren Herzschlag im Hals spüren konnte. Vielleicht hatte sie ein paar unangebrachte Gefühle, die über Freundschaft hinausgingen, doch wäre das wirklich so schlimm? Letztendlich tat sie sich damit doch nur selbst weh, nicht ihm, und vielleicht war es den Schmerz wert.

„Ein Ryō für deine Gedanken“, sagte er und legte den Kopf leicht schief.
 

„Dafür verrate ich dir meine dunkelsten Geheimnisse sicher nicht“, antwortete sie gespielt mysteriös und wackelte mit den Augenbrauen. Er schnaubte amüsiert, weil sie vermutlich ziemlich dämlich ausgesehen hatte, doch von einer auf die andere Sekunde verdüsterte sich sein Gesicht. Er straffte die Schultern und sah starr an ihr vorbei.
 

Sie hatte kaum Gelegenheit, sich umzudrehen, als auch schon eine nach Blumen duftende Gestalt an ihr vorbeirauschte und besitzergreifend die Arme um seinen Hals legte. „Tut mir leid, dass ich zu spät bin, Sasuke-kun. Wartest du schon lange?“
 

Sakura war zu perplex, um zu tun, als wäre sie nicht zutiefst erschüttert. Was betatschte diese Frau Sasuke? Und wieso ließ er sich das gefallen? Sie presste die Lippen fest aufeinander, konnte das Zittern damit aber nur notdürftig unter Kontrolle bringen, und glotzte die Frau ungeniert an, deren Blick irritiert zwischen ihr und Sasuke hin und her glitt. Sie war schön, sehr schön sogar, und obgleich ihre Augen Freundlichkeit und Wärme ausstrahlten und eher von einem dunklen Braun waren, waren es unverkennbar Uchiha-Augen.

Sasuke machte keinerlei Anstalten, sie einander vorzustellen, was die Frau schließlich dazu veranlasste, sich von Sakura abzuwenden.
 

„Hast du schon Dango gekauft?“, wollte sie wissen; ihre Stimme war von der Peinlichkeit der Situation geschwängert, obgleich sie sich um Nonchalance bemühte.
 

„Noch nicht.“
 

„Das kann ich machen“, meldete sich eine weitere Frau mit langem schwarzem Haar zu Wort, die plötzlich von hinten neben Sakura trat und ihr ein warmherziges Lächeln schenkte. „Guten Tag.“
 

„I-ich“, stammelte Sakura überfordert und schloss den Mund, weil sie das Gefühl hatte, sich übergeben zu müssen. Sasuke hatte ihr gesagt, dass von ihm erwartet wurde, eine Kunoichi aus seinem Clan zu ehelichen, was er nicht gesagt hatte, war, dass diese Frau bereits einen Namen hatte und bildschön war. Aber er erzählte ihr eben immer nur einen Teil der Wahrheit. „Verzeihung“, wimmerte sie, sprang von ihrem Stuhl auf und drängte sich an der Schwarzhaarigen vorbei, die den Mund zu einem verblüfften O verformte.
 

Mit gesenktem Kopf rannte sie davon.

Das Letzte, was Sakura wollte, war Sasuke Uchiha in die Augen zu sehen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Dango¹: Klößchen, süß oder herzhaft; die berühmten pink-weiß-grünen Dango heißen übrigens Hanami und werden traditionell eigentlich nur während der Kirschblütenzeit gegessen Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  jakne
2021-02-25T18:09:25+00:00 25.02.2021 19:09
Halloo:)
Ich weiß, ich sag es jedes mal, aber wieder mal eins meiner Lieblings Kapitel :D
Du bringst jetzt also ein bisschen NaruSaku ins Spiel, hoffentlich nur um deine Leser zu verwirren oô :D Aber spannend, dass das sogar Sasuke auffällt, da muss er ja besonders achtsam gewesen sein :p Liebe generell das Gespräch zwischen den Beiden, schön dass er sich Sakura gegenüber ein wenig öffnet, doch eben nie komplett, sondern immer nur die halbe Wahrheit.. zumindest bis jetzt. Übrigens kein Wunder, dass Sasuke so ein Grummelbär ist, sein Leben ist wirklich nur von irgendwelchen Erbschaften, Traditionen, und Vorurteilen geplagt. Selbst wenn er wirklich der Anführer einer Rebellion gegen Konoha wäre und diese erfolgreich verlaufen würde, hätte er wahrscheinlich immer noch die ständigen Forderungen und unter Druck gesetzte seiner Familie im Nacken. :D Aber vielleicht plant er ja eine Rebellion gegen Konoha und seine Familie ? Oder nur gegen seine Familie? Oder gar keine, und der wahre Anführer ist Choji???
Es bleibt spannend !

Lg

Antwort von:  MyHeartInTheAttic
27.02.2021 05:59
Hallo jakne,

ich bedanke mich mal wieder für das Lob. <3
Naja, NaruSaku wird so gesehen schon die ganze Zeit angetriggert, wenn man das in die Interaktion der beiden hineinlesen möchte. Ino spricht es hier nur eben direkt an, wobei diese Einschätzung freilich auf ihrer persönlichen Sichtweise beruht und dementsprechend nicht stimmen muss – Dritte interpretieren schließlich gern mal romantische Absichten in Freundschaften zwischen Männern und Frauen hinein.
Sakura hat Naruto demonstrativ vor Sasuke auf die Wange geküsst und Naruto selbst spielt sich schon so ein bisschen boyfriendmäßig auf und reagiert auf eine Weise, die man als Eifersucht interpretieren könnte. Sasuke zieht ihn sogar damit auf, worauf Naruto voll anspringt. Und er wird ja auch gemerkt haben, dass Naruto auf Sakura stand, dann war er mehrere Jahre fort, in dieser Zeit hätte sich zwischen den beiden – und ohne Sasuke als Konkurrenz – durchaus etwas entwickeln können.
Dankeschön. :) Ich denke, es fällt Sasuke sehr schwer, sich zu öffnen, selbst wenn er dieser Person grundsätzlich vertraut, weil ihm anerzogen wurde, dass man alles Mögliche mit sich selbst auszumachen hat, daher wird er es einerseits als Schwäche ansehen, über persönliche Probleme zu sprechen, andererseits Sorge haben, sich damit irgendwie angreifbar zu machen. Glücklicherweise ist es Sakuras Spezialtalent, Sasuke weichzukochen. ^^
Das stimmt; ich hatte mich bei seinem „Charakter-Design“ für diese Geschichte an Tsunades Tsukuyomi-Traum sowie seiner Kindheit orientiert und was ich denke, wie er sich unter diesen veränderten Umständen entwickelt hätte. Ich kopiere hier mal einen Teil meiner Antwort zu einem anderen Review, weil ich faul bin: „Sasuke hat mMn sowohl einen Minderwertigkeits- als auch einen Überlegenheitskomplex, wodurch er sich selbst im Weg steht und gar nicht zufrieden sein kann. Ihm wurde anerzogen, dass er als Uchiha etwas Besonderes ist, dass er aufgrund seiner Herkunft automatisch „über anderen steht“. Neji sagt im Canon (sinngemäß), dass angeborenes Talent nicht auszugleichen ist, und ich denke, dass Sasuke eine ähnliche Denkweise hat, da er sich anderen gegenüber bereits in seiner Kindheit überheblich gab. Andererseits ist er zwar durchaus begabt, aber kein Wunderkind wie Itachi, was er natürlich merkt und wofür er wiederholt indirekt durch seine Familie kritisiert wird. Er steht da also ständig zwischen den Stühlen, weil er einerseits ein Uchiha ist, aber andererseits nie gut genug ist, die Erwartungen nicht erfüllen kann und er immer wieder zu hören bekommt, was Itachi in seinem Alter alles schon konnte und erreicht hatte. Sasuke ist eigentlich das typische unglückliche privilegierte Kind.“ Zeitgleich bekommt er natürlich aber auch mit, wie sein Clan der Sündenbock ist, wie die Bevölkerung ihnen misstraut und diese Hexenjagd durch die Obrigkeit zwar nicht (offiziell) unterstützt, aber dennoch toleriert wird.
Im dritten Kapitel erklärt Tsunade, dass sich der Uchiha-Clan in die, die putschen wollen, und die, die hinter Konoha stehen, spaltet, d. h. wenn Sasuke deren Anführer wäre und die Rebellion erfolgreich verliefe, brächte er sich quasi in eine ähnliche Situation wie Madara seinerzeit, nämlich dass ihm sein eigener Clan misstraut – und was dabei rausgekommen ist, wissen wir ja… Also ja, theoretisch zieht er immer die Popokarte.
Das kann natürlich auch sehr gut sein. :D Oder Teuchi – ich habe noch nie eine Fanfiktion gelesen, in der Teuchi am Ende der Strippenzieher war.
Lieben Dank für dein Review.
Von:  Teufelsengel96
2021-02-24T21:06:42+00:00 24.02.2021 22:06
Und wieder ist das Kapitel vorbei und ich sitze frustriert schreiend zuhause. Es ist aber auch immer so spannend das man gar nicht will das es aufhört. Super Kapitel wieder. Wie Sasuke sich etwas öffnet und dann diese Unbekannten.
Ich freue mich schon mega wenn es weiter geht :) mach weiter so gefällt mir wirklich sehr.

Liebe Grüße
Antwort von:  MyHeartInTheAttic
27.02.2021 01:19
Hallo Teufelsengel96,

ui, ich hoffe, du hast kein Haustier, dem die Öhrchen abgefallen sind; das würde mich in eine moralische Zwickmühle bringen. ^^ Vielleicht tröstet dich, dass das nächste Kapitel eher unaufgeregt wird, weil das Original so lang geraten ist, dass ich es aufgeteilt habe und das ganze spannendere Zeug daher erst im übernächsten passiert. Zumindest dein Hals kann sich ein bisschen erholen. Aber natürlich freut mich, dass dir mein Geschreibsel bisher zu gefallen scheint. :D
Lieben Dank für dein Review.
Von:  Scorbion1984
2021-02-19T19:30:22+00:00 19.02.2021 20:30
Wer sind denn die zwei Uchihas ,die sich an Sasuke ranschmeissen ,das es Sakura schlecht wird.
Kein Wunder das er schlechte Laune hat, bei all dem was von ihm verlangt wird .
Das sind ja Sitten aus sehr finsteren Zeiten, die haben doch ne Macke mit ihren Ansichten .
,Itachi musste bestimmt sehr viel Mut aufbringen,um sich gegen den Clan zustellen.
Dafür haben sie ihn praktisch verstoßen.
Antwort von:  MyHeartInTheAttic
27.02.2021 01:01
Hallo Scorbion1984,

da gebe ich dir recht, doch da „Naruto“ teilweise an das feudale Japan angelehnt ist, fand ich diese „Sitten aus finsteren Zeiten“ ganz passend. Aus der Sicht des Narutoverse ist das ja auch recht sinnvoll, man kann das Leben da schließlich nicht mit unserer Moderne oder den westlichen Sitten und Gebräuchen vergleichen.
Die Erwartungshaltung an Sasuke und von Sasuke an sich selbst ist wirklich enorm, aber das ist im Canon auch nicht anders und ich halte Fugaku nicht für die Sorte Vater, der ihm liebevoll den Kopf tätschelt und ihm sagt, wie stolz er auf ihn ist. Sasuke ist da eben auch in einer ambivalenten Situation; einerseits ist Itachi innerhalb seiner Familie keine direkte Konkurrenz mehr, andererseits bekommt er trotzdem nicht die Anerkennung, die er sich wünscht, wodurch er unterm Strich nur noch mehr Druck hat.
Nun, was mit Itachi ist, dem Teil nähern wir uns allmählich.
Lieben Dank für dein Review.


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