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Broken Birdie

von

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Sasuke fast privat

Sakura eilte mit klopfendem Herzen durch Konohas Straßen, Richtung Uchiha-Viertel, obwohl sie keine Ahnung hatte, ob Sasuke tatsächlich dorthin unterwegs war, doch da sie keinerlei Anhaltspunkte hatte, wo er möglicherweise hinwollen könnte, war diese Richtung letztlich ebenso gut wie jede andere.

Die Nacht war inzwischen angebrochen; es war eiskalt und ihre Zähne klapperten unkontrollierbar gegeneinander, ihr Atem schwebte in hektischen Wölkchen den Sternen entgegen. Sie fror erbärmlich in ihrem dünnen Yukata, zumindest ihr Körper, doch ihr Puls raste und Adrenalin rauschte durch ihre Blutbahn, sodass sie es gar nicht richtig wahrnahm, als wäre ihr Leib irgendwie von ihrer Wahrnehmung abgegrenzt. Dafür pochte ein dumpfer Schmerz in ihrer Brust, dessen Ursache definitiv nicht physischer Natur war und der sie schreien, weinen oder auf etwas einschlagen lassen wollte. Es war die zermürbendste Sorte Schmerz, weil sie nichts dagegen unternehmen konnte, die Linderung dieser Qual von anderen abhing.
 

Sie hatte sich zahlreiche Szenarien ausgemalt, wie ein Aufeinandertreffen von Sasuke und Naruto ausgehen könnte, sich etliche Male gefragt, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, indem sie Sasuke diese Einladung ausgesprochen hatte, war immer wieder zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich in diesem Moment richtig angefühlt hatte, dementsprechend so falsch nicht sein konnte. Und wie immer waren ihre Gefühle, ihre Wünsche und Hoffnungen weit von der Realität entfernt. Wem konnte sie vertrauen, wenn sie ihrem eigenen Urteilsvermögen schon nicht trauen konnte? Ihrer Kehle entkam ein leises Schluchzen und sie wischte sich ärgerlich über die feuchten Augen. Sie war die Letzte, der zu heulen zustand.
 

Narutos enttäuschter Blick hatte sich unter ihre Haut gebrannt, als sie Sasuke, die Rufe der anderen ignorierend, ohne zu zögern nachgelaufen war, als allmählich in seinen Verstand vorgedrungen war, dass er noch immer – und trotz allem – hinter ihm zurückstand. Sakura spürte eine nagende Schuld, weil sie nicht anders empfinden konnte. Sie liebte Naruto, er war ihr bester Freund, aber jede Zelle ihres Körpers, ihr gesamtes Sein fühlte sich von Sasuke angezogen, strebte zu ihm hin. Das war vielleicht nicht fair und es war garantiert nicht gut, für keinen von ihnen, aber es war wahr.
 

Sie redete sich ein, dass sie rational gehandelt hatte, dass sie Naruto alles in Ruhe erklären konnte, weil er ihr zuhören würde, sie bei Sasuke aber nur diese eine Chance hatte.

Das kennt er doch schon, du rennst ihm schließlich seit Jahren hinterher, schnurrte die andere Sakura, offenbar äußerst zufrieden mit der Situation. Und recht hatte sie; am Ende lief es wirklich immer darauf hinaus, dass sie Sasuke nachjagte. Aber er brauchte sie, nicht wahr? Wenigstens dringender als Naruto. Er wollte es sich möglicherweise nicht eingestehen, doch der kurze Blick hinter die Maske, den er ihr gewährt hatte, hatte ihr Einsamkeit und Verzweiflung gezeigt. Selbst falls Konoha nicht von der sich ausbreitenden Finsternis in seiner Seele bedroht war, sie könnte nicht einfach wegsehen.
 

Sakura bog in eine Seitengasse ein und landete beinahe in einer Hecke, als Sasukes Sharingan in der Dunkelheit aufleuchtete und sie daraufhin erschrocken zur Seite wegsprang. Gütiger, sie musste wirklich an ihrem Wahrnehmungsradius arbeiten. Wieder einmal wurde ihr bewusst, wie groß der Unterschied zwischen ihnen war, wie viel sie noch zu lernen hatte, um das Fehlen angeborener Talente auszugleichen. In seiner schwarzen Kleidung verschmolz er förmlich mit der Nacht. Seine Haltung wirkte entspannt, geradezu lässig, wie er an der Mauer des Hauses lehnte, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, und doch schien er die Umgebung aufmerksam zu analysieren. Sie konzentrierte sich, ließ ihre Sinne fühlergleich die Gegend abtasten, bemerkte jedoch nichts Verdächtiges.
 

„Verfolgst du mich?“, fragte er, ein winziger Hauch Misstrauen schwang in seiner Stimme mit.
 

„Ich bin dir auf gut Glück nachgelaufen, das kann man schwerlich verfolgen nennen“, erklärte sie, die Hand gegen ihr Brustbein gepresst, hinter dem sich ihr Herz nur langsam von dem Schreck erholte, unter Sasukes stechendem Blick aber weiterhin viel zu schnell pochte.
 

„Wozu?“
 

Sie unterdrückte ein frustriertes Seufzen, zuckte stattdessen die Achseln, als wisse sie den Grund selbst nicht genau. „Ich wollte nach dir sehen und mich entschuldigen. Können wir… reden?“
 

„Solltest du nicht auf Narutos Feier sein?“
 

Wahrscheinlich, trotzdem hatte sie das Gefühl, hier und jetzt genau dort zu sein, wo sie sein sollte. „Ich denke nicht, dass ich dort erwünscht bin.“
 

„Dann sind wir schon zwei.“
 

Sie schaute betrübt auf ihre Schuhspitzen. „Es tut mir leid, was passiert ist. Ich habe gedacht… ach, ich weiß nicht, was ich gedacht habe. Das war eine blöde Idee.“
 

„Eine Vorwarnung wäre nett gewesen“, sagte er, ließ den Blick kurz über die Häuserdächer schweifen und sah sie anschließend wieder an.
 

„Ich wollte dich nicht so einer Situation aussetzen, Sasuke, ich schwöre“, beteuerte sie unglücklich. Wenn sie Pech hatte, hatte sie damit alles verschlimmert; die offene Feindseligkeit, die er erfahren hatte, würde ihn schlimmstenfalls darin bestärken, sich von allen und jedem zu distanzieren.
 

„Für Naruto, meine ich.“
 

„Es tut mir leid, Sasuke“, sagte sie erneut. „Ich wollte wirklich, dass du dich amüsierst. Oder wenigstens mal auf andere Gedanken kommst.“
 

„Bei Naruto solltest du dich entschuldigen, seinen Geburtstag hast du torpediert.“ Sasuke stieß sich von der Wand ab und deaktivierte sein Sharingan. In seinen onyxfarbenen Iriden schien sich das Universum zu spiegeln. Wortlos ging er an ihr vorbei, rief ihr nach einigen Schritten jedoch über die Schulter zu: „Kommst du jetzt oder nicht? Ich dachte, du wolltest reden.“
 

Sakura lief ihm nach – schon wieder –, aber dieses Mal hatte sie den Eindruck, dass ihre Anwesenheit ausdrücklich erwünscht war, schließlich hätte er Mittel und Wege gehabt, ihr auszuweichen, wenn er wirklich gewollt hätte, also womöglich hatte er insgeheim gefunden werden wollen. Der Gedanke durchflutete sie mit Wärme.

Schweigend gingen sie durch das nächtliche Konoha, bis ihr auffiel, dass sie sich vom Uchiha-Viertel entfernten.

„Wohin gehen wir?“, fragte sie. Nicht, dass sie Sasuke nicht vertraute, aber sie war nervös, die unangenehme Art nervös, obzwar sie nicht den Finger darauflegen konnte, woher diese innere Unruhe kam.
 

„Ich bringe dich nach Hause“, entgegnete er in einem Ton, der keinen Zweifel daran ließ, dass er sie für ein wenig beschränkt hielt.
 

„Eigentlich sollte ich dich nach Hause begleiten.“
 

„Das ist nicht nötig, ich verlaufe mich schon nicht.“
 

Sie erinnerte sich, wie regelrecht verstört er reagiert hatte, als sie unangemeldet bei ihm aufgetaucht war, worauf sie sich nach wie vor keinen Reim machen konnte. Wollte er gerade nur höflich sein oder um jeden Preis vermeiden, dass sie sich seinem Haus näherte? Und falls ja, warum? „Du hast aber nur meinetwegen den ganzen Weg auf dich genommen, da ist es das Mindeste, was ich tun kann.“
 

„Deinetwegen?“ Er klang spöttisch und sie ignorierte es, weil sie sicher war, dass er genau wusste, wie ihre Worte gemeint gewesen waren. „Ich hatte zufällig sowieso Lust auf einen Spaziergang.“ Er zuckte die Schultern, als wäre damit alles gesagt.
 

Sie verfielen abermals in Schweigen, während sie nebeneinanderher liefen. Sakura löste ihre zerstörte Flechtfrisur, um sich die Ohren zu wärmen, kämmte mit den Fingern durch die weichen rosa Strähnen. Ihr war, als würde Sasuke sie beobachten, doch als sie aus dem Augenwinkel zu ihm herüberspähte, blickte er auf die Straße. Sie lächelte traurig, während sie die nicht ganz bis auf die Schultern reichenden Spitzen zwischen den Fingern zwirbelte. Früher hatte sie geglaubt, dass er Mädchen mit langem Haar mögen würde und es wachsen lassen, mittlerweile trug sie es kurz, wie um der Welt – oder wenigstens sich selbst – zu beweisen, dass ihr Sasukes angebliche Vorlieben völlig egal waren. Das war natürlich Blödsinn, ansonsten würde sie sich nicht in einem dünnen Yukata halb zu Tode frieren. Sie fragte sich, wie ein Mädchen, das sein Interesse zu wecken vermochte, wohl sein müsste. Wahrscheinlich erwartete er nicht weniger als Perfektion; eine talentierte Kunoichi aus einem angesehenen Clan, bildhübsch wie Ino, klug wie sie selbst, vornehm wie Hinata und durchtrainiert wie Tenten, vielleicht noch im Besitz eines Kekkei Genkai, oder zwei, und mit einer Stirn, die weder zu groß noch zu klein war. Sie könnte ihr ganzes Leben darauf verschwenden, so zu werden, und die Anforderungen doch niemals erfüllen. Plötzlich war ihr fürchterlich kalt. Ihre Zähne begannen abermals zu klappern und sie umarmte sich selbst, um sich wenigstens ein bisschen zu wärmen.
 

Sasuke zog kommentarlos seine Jacke aus und reicht ihr diese. Darunter trug er selbst nur ein kurzärmliges Shirt, seine blasse Haut schimmerte bläulich im Mondlicht.

„Danke, aber dann frierst du doch.“
 

„Jetzt nimm schon.“
 

„Okay, danke“, sagte sie, unterdrückte das sanfte Lächeln, das sich auf ihre Lippen zu stehlen versuchte, und streifte das verführerisch duftende Kleidungsstück über. Es war wunderbar angewärmt von seinem Körper und ihr viel zu groß, wodurch sie sich bis zur Nase darin vergraben und Sasukes Geruch inhalieren konnte. Ihre Kopfhaut prickelte.
 

„Kann ich dich was fragen?“, durchbrach er die neuerliche Stille. Zwischen seinen Augenbrauen stand eine steile Falte und er sah stoisch geradeaus.
 

„Hmm? Ja, was denn?“
 

„Wie stellt Naruto sich an?“
 

Über Naruto wollte er sprechen? Sie verzog das Gesicht, ein kleiner Teil Besorgnis, dass Sasuke noch immer an dieser ausgeuferten Rivalität festhielt, ein großer Teil Eifersucht, weil er sich schon immer mehr für den Blonden interessiert hatte als für sie. „Gut, er hat große Fortschritte gemacht. Nachdem du…“ Sie räusperte sich, um es nicht zu sehr wie einen Vorwurf klingen zu lassen. „Nachdem du dich deinem Training mit Shisui gewidmet hast, wurde unser Team aufgelöst. Naruto trainiert seitdem unter Lord Jiraiya und ich unter Lady Tsunade, aber das weißt du ja schon.“
 

„Und Kakashi?“
 

„Er unterzieht uns manchmal Stichkontrollen, wie er es nennt, um unsere Entwicklung zu überprüfen.“ Sie lächelte leicht. „Die meiste Zeit ist er aber unterwegs, seit er nicht mehr in seiner Funktion als Sensei ans Dorf gebunden ist, versucht, Verbündete zu gewinnen, und die Länder, die noch zögern, von einer großen Friedenskoalition zu überzeugen“, sagte sie und biss sich auf die Zunge. Tsunade würde sie mindestens einen Kopf kürzer machen, wüsste sie, dass Sakura zwar keine streng geheimen, aber dennoch vertrauliche Informationen an einen mutmaßlichen Verbrecher weitergab. Sie atmete tief ein, bis ihre Lunge zu bersten drohte, und ermahnte sich, sich zusammenzureißen. Nur weil sie nicht daran glauben wollte, dass Sasuke etwas mit dieser Rebellengruppe zu schaffen hatte, bedeutete das nicht, dass sie keine Disziplinarmaßnahmen zu befürchten hatte.
 

Sasuke nickte, schien dann eine Weile über das Gehörte nachzudenken. „Ich will gegen Naruto kämpfen, ich muss wissen, dass ich stärker geworden bin.“
 

Sakura presste die Lippen aufeinander. Warum war sie eigentlich enttäuscht? Hatte sie wirklich erwartet, dass er sich entschuldigen, gar Reue empfinden würde, weil es Team 7 seinetwegen nicht mehr gab?

„Das musst du ihm sagen, nicht mir.“ Sie seufzte frustriert. Manche Dinge änderten sich wohl nie, andererseits ließe sich auf dem Grundstein ihrer eingeschlagenen Köpfe womöglich das Fundament einer neuen Freundschaft errichten. Doch was, wenn Sasuke unterlag? Es war ihm schon damals nicht sonderlich gut bekommen, als Naruto, der vermeintliche Loser, ihn einzuholen begonnen hatte.

„Warum willst du eigentlich unbedingt stärker werden? Was ist dein Ziel? Seit ich dich kenne, redest du immerzu davon, dass du stärker und noch stärker werden willst, nein, musst? Aber worin besteht deine Motivation?“
 

„Was für eine dumme Frage“, schnaubte er.
 

„Finde ich nicht“, entgegnete sie trotzig, schlug jedoch augenblicks einen sanfteren Ton an. „Geht es um deinen Bruder? Weil du dich gegen ihn behaupten möchtest?“
 

„Das geht dich nichts an“, schnappte er gereizt.
 

„Es bringt dich aber auch nicht um, wenn du es mir erzählst. Du trägst so viel… Wut in dir. Ich denke, es würde dir helfen, dich mal auszusprechen.“ Sie wollte ihn am Arm berühren, doch er sah sie derart eiskalt an, dass sie Angst hatte, zu erfrieren.
 

„Ich habe dich nicht um deine Meinung gebeten.“
 

„Natürlich nicht“, seufzte sie verzagt. „Aber ich habe zwei Ohren, eines kann ich dir ausleihen, falls du dich umentscheidest.“
 

Daraufhin schnaubte er nur abermals und beschleunigte seinen Schritt. Offenbar bereute er, sie begleitet zu haben, und konnte nun kaum erwarten, sie endlich loszuwerden. Sakura tat das genaue Gegenteil von ihm. Sie blieb stehen. Ihre Sicht verschwamm. Sie wischte sich übers Gesicht, ehe ihr einfallen konnte, dass sie Sasukes Jacke mit ihren Tränen beschmutzte. Der weiche und garantiert kostspielige Stoff saugte die Nässe auf ihren Wangen klaglos auf. Sie war schwach, so schwach, und armselig und das ließ sie nur noch heftiger weinen, obwohl sie ihre Schluchzer in dem Jackenkragen zu ersticken versuchte.
 

Sasuke stoppte und drehte sich betont langsam zu ihr um. Sie wusste, dass er nicht gut mit Tränen umgehen konnte – wie Kakashi, wie die meisten Männer –, und bangte, dass er darin ein taktisches Kalkül sah. Sie drehte den Kopf zur Seite, als könne er ihre glänzenden Wangen dadurch nicht mehr sehen, zog die Nase geräuschvoll hoch und schluckte anschließend eine ganze Ladung Rotz herunter.
 

„Was soll das denn jetzt?“ Er klang nicht so barsch, wie er wahrscheinlich wollte, vielmehr verlegen, und kickte einen Stein fort.
 

„Warum bist du so? Warum stößt du alle von dir weg?“ Sie biss sich auf die Lippe, bis sie Blut schmeckte, aber das änderte auch nichts daran, dass sich ihre Stimme furchtbar kläglich anhörte. „Ich bin nicht dein Feind, Sasuke, und ich will dir nur helfen, für dich da sein, wenn du mich lässt.“
 

„Ich brauche deine Hilfe nicht, das habe ich dir schon mal gesagt. Ich brauche niemanden.“
 

„Jeder braucht jemanden.“
 

„Du klingst wie Shisui.“ Er kniff die Augen leicht zusammen. „Hat er dich auf mich angesetzt?“
 

„Angesetzt?“ Diese Anschuldigung war derart absurd, dass sie ihm unweigerlich den Kopf zudrehte, obwohl Schleim aus ihrer Nase auf seine Jacke tropfte. „Wieso denkst du, dass jeder ein Komplott gegen dich plant? Shisui ist dein Mentor; vertraust du nicht mal ihm, dass er dein Bestes will?“
 

„Shisui will und wollte schon immer nur Itachis Bestes“, sagte er bitter, was Sakura zu verstehen gab, dass Sasuke wenigstens in ihm einen Freund sah – oder gesehen hatte – und dann, ob zu Recht oder Unrecht mochte sie nicht beurteilen, enttäuscht worden war. „Und ich nehme das mal als ein Ja.“
 

„Nein“, schniefte sie tonlos. „Shisui hat nichts damit zu tun. Du bist mir wichtig, das ist alles.“
 

„Warum?“, verlangte er misstrauisch zu wissen.
 

„Weil du mein Freund bist, deshalb.“
 

Sasuke stieß einen verächtlichen Laut aus, brachte es aber, zumindest im Moment, nicht über sich, sie eines Besseren zu belehren. Dann hob sich sein Mundwinkel unmerklich an. Vielleicht sah es auch nur so aus, weil sie noch immer verschwommen sah. „Sind alle deine Freunde abscheulich?“
 

Sie musste glucksen, als er sie daran erinnerte, was sie auf dem Trainingsgelände zu ihm gesagt hatte, obwohl ihr peinlich war, dass er sich dessen entsann. Sie musste gleichzeitig kichern und weinen, was dazu führte, dass sie seltsame nasale Hickser von sich gab. „Das ist sozusagen obligatorisch.“
 

„Dann pass auf, dass du nicht irgendwann dehydrierst.“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Wie geht es eigentlich Ino?“
 

Sakura war überrascht, dass er sich nach ihr erkundigte, und bemühte sich, die hochbrodelnde Eifersucht im Zaum zu halten. „Besser, habe ich gehört. Wir, naja, wir reden gerade nicht so richtig miteinander.“
 

„Wieso?“
 

„Du hast bald alle W-Fragen durch, wenn du so weitermachst.“
 

„Gleichfalls.“ Er legte den Kopf schief und jetzt lächelte er tatsächlich ein bisschen. „Hattet ihr Streit?“
 

„Das interessiert dich doch gar nicht.“
 

„Jemand hat mir mal gesagt, dass man das Smalltalk nennt. Wenn du noch länger heulst, kippst du um, dann müsste ich dich tragen und dazu habe ich wirklich keine Lust.“
 

„Charmant.“ Sie tilgte die letzten Tränen von ihrem Gesicht, die in der kalten Luft als klebriger Film auf ihrer Haut trockneten. „Aber nett, dass du mich nicht liegen lassen würdest.“

Sasuke rümpfte die Nase, als würde er die unterstellte Nettigkeit infrage stellen wollen.

„Wir hatten in der Tat Streit, Ino und ich. Wegen dir, um genau zu sein.“
 

„Ach?“, machte er und hatte plötzlich etwas von dem Zwölfjährigen, dem es schrecklich auf die Nerven ging, dass sich sämtliche Mädchen um ihn kabbelten.
 

„Darüber wollte ich ohnehin mit dir sprechen“, sagte sie und spielte mit dem Saum seiner Jackenärmel. „Ino weiß, dass wir uns treffen. Der Bibliothekar muss es ihr verraten haben.“

Sakura war zögerlich gewesen, ob sie Sasuke davon erzählen sollte, war aber letztlich zu dem Schluss gekommen, dass sie das bisschen Vertrauen, das er in sie gefasst zu haben schien, stärker aufs Spiel setzte, wenn sie nichts sagte.
 

„Deswegen habt ihr gezankt? So ein Zickenterror.“
 

Sie blickte vorsichtig auf. Das war nicht die Reaktion, mit der sie gerechnet hatte.

„Wir könnten bei mir Zuhause üben“, schlug sie zaghaft vor. „Meine Eltern würden aber wahrscheinlich wie Geier über dich herfallen.“
 

Sasuke rang sichtlich mit sich, befeuchtete seine Lippen, ehe er sagte: „In meinem Viertel gibt es ein leer stehendes Haus, es ginge schon in Ordnung, wenn wir uns dort treffen. Vorausgesetzt, du willst jedes Mal so weit laufen.“ Er sah seitlich an ihr vorbei und das war gut so, denn ihre Mundwinkel verbogen sich automatisch zu einem glücklichen Lächeln. Das war das erste Mal, dass er sie und ihre Bedürfnisse berücksichtigte. Es war nicht viel, aber es war ein Anfang.
 

„Das macht mir nichts aus“, beteuerte sie rasch.
 

Er nickte ihren Deal ab, verspannte sich jedoch urplötzlich bis in den letzten Muskel. Sakura ging in Verteidigungsposition, doch er war mit einem langen Satz bei ihr, umfasste ihr Handgelenk und zerrte sie hinter sich her.
 

„Was ist los?“, fragte sie ängstlich.
 

„Jemand verfolgt uns schon die ganze Zeit. Ich dachte, wir hätten ihn abgehängt, aber jetzt spüre ich sein Chakra wieder.“
 

„Hidan?“
 

„Kann sein.“
 

„Dieser Kerl ist eine Plage“, wetterte sie zornig. „Wir müssen etwas gegen ihn unternehmen. Ich hasse es, dass er für seine Taten nicht zur Rechenschaft gezogen wird.“
 

„Ich dachte, Shisui hätte sich um ihn gekümmert?“, fragte er, verhaltener Argwohn schwang in seinen Worten mit, geradezu als wartete er nur darauf, jemanden – sie – beim Lügen zu ertappen.
 

„Er hat Schlimmeres verhindert und Ino ins Krankenhaus gebracht, aber weil es keine Beweise gab, konnte er nichts gegen Hidan ausrichten. Frag ihn, wenn du mir nicht glaubst, er wird es dir bestätigen.“
 

„Konoha geht echt den Bach runter“, grollte der Schwarzhaarige und quetscht ihr in seiner Wut versehentlich das Handgelenk.
 

„Wie meinst du das?“, bohrte sie alarmiert nach.
 

„So, wie ich es sage“, blaffte er. Sakura sog zischend Luft ein und er stieß sie verächtlich aus. „Ach, komm, als hättest du gerade nicht quasi das Gleiche impliziert. Du bist wütend, weil Typen wie er machen können, was sie wollen, und niemand dagegen vorgeht, damit sich keiner auf die Füße getreten fühlt und deswegen ein Krieg ausbricht.“
 

„Einen Krieg zu verhindern sollte stets das oberste Ziel sein.“
 

„Mich interessiert, ob Ino das genauso sieht, immerhin hatte sie nicht das Glück, gerettet zu werden, bevor ihr etwas angetan wurde. Wenn man selbst mit heiler Haut davonkommt, ist es leicht, auf moralischen Prinzipien zu beharren.“
 

„Was willst du damit andeuten?“
 

Sie erreichten Sakuras Haus, das Licht war aus, ihre Eltern demzufolge bereits zu Bett gegangen. Sasuke stoppte schlagartig, sodass sie gegen seinen Rücken prallte, und drehte sich auf dem Absatz zu ihr um. Er war ihr so nah, dass der Wind sein Haar über ihr Gesicht streicheln ließ. „Dass du dich schon immer viel zu sehr auf andere verlassen hast. Meinst du nicht, es ist an der Zeit, das zu ändern? Denk mal darüber nach.“
 

Er ließ sie ohne Abschiedsgruß und zutiefst verwirrt zurück. Ihre Hände zitterten, als sie die Haustür aufschloss und den Flur betrat, wo ihr auffiel, dass sie noch immer Sasukes Jacke trug. Aber konnte sie ihm das verschnodderte Ding einfach in die Hand drücken? Eher nicht. Wenn sie wenigstens wüsste, dass er sofort nach Hause ging und nicht noch stundenlang durch die Straßen wanderte. Kurz entschlossen griff sie eine der Jacken ihres Vaters und trat zurück auf die Straße. Der Wind blies ihr frostig entgegen, schien kälter als zuvor zu sein, und zwang sie, die Augen zusammenzukneifen. Sie entdeckte Sasukes Schatten, der um eine Hausecke verschwand.
 

„Sasuke“, rief sie und eilte ihm nach. „Sasu-“

Die letzte Silbe blieb ihr im Halse stecken, als sich plötzlich eine dunkle Gestalt aus den Schatten der Dächer schälte, lediglich diffus vom blauen Mondlicht beschienen. Sie wollte Sasuke eine Warnung zurufen, doch da wandte dieser der Gestalt bereits das Gesicht zu.
 

„Was soll das? Hat es einen Grund, dass du mich verfolgst?“, fragte Sasuke mit einer Ruhe, die vor Kälte klirrte.
 

Sakura benötigte keinen zweiten Blick, um sich zu versichern, dass es sich bei dem Fremden mitnichten um Hidan handelte, dessen helles silbergraues Haar die Dunkelheit wie ein Reflektor durchbrechen musste. Hätte auch nur der geringste Zweifel bestanden, wäre dieser von dem vor Verachtung triefenden und vollkommen humorlosen Lachen ausgemerzt worden. Hinter ihrer Stirn gerieten die Zahnrädchen in Bewegung. Sie drückte sich an die Hauswand, ging in die Hocke und spähte vorsichtig um die Ecke. Sasuke war offenkundig nicht überrascht, von dieser Person abgefangen zu werden. Sie runzelte die Stirn, verengte die Augen zu Schlitzen, um das Gesicht des Unbekannten besser erkennen zu können, aber er hielt sich zu geschickt in den Schatten, geschützt vor ihren neugierigen Blicken.

Doch hatte er nicht behauptet, Hidan verfolge sie?! Nein. Sie hatte automatisch vermutet, dass es sich nur um ihn handeln könne, und Sasuke hatte sie… belogen. Oder zumindest nicht korrigiert, was prinzipiell auf das Gleiche rauskam. Nun, immerhin konnte sie Inos Gefühle jetzt besser nachvollziehen; wenn die Person, der man unbedingt vertrauen wollte, etwas vor einem verheimlichte, fühlte sich das tatsächlich kein Stück besser an, als dreist angelogen zu werden.
 

„Wer war das Mädchen?“

Die Stimme sowie die ätzende Tonlage kamen ihr vage bekannt vor.
 

„Seit wann bin ich dir Rechenschaft schuldig?“, erwiderte Sasuke belustigt.
 

Die Gestalt sprang vom Dach, kam so dicht vor Sasuke auf, dass er ihm beinahe auf die Zehen getreten sein musste. Sakura spitzte die Ohren. „Ich könnte es auch selbst herausfinden. Das gelbe Haus dort, oder?“ Er deutete in die ungefähre Richtung ihres Elternhauses. Sakura zog den Kopf zurück und presste sich mit rasendem Puls gegen die kalte Mauer. Hatte er sie gesehen? Sie lauschte auf Schritte, doch ihr eigener Herzschlag pulsierte ihr viel zu laut in den Ohren.
 

„Das wäre natürlich gar nicht verdächtig.“ Sie hörte Sasuke förmlich mit den Augen rollen.
 

„Dann möchtest du mir vielleicht doch verraten, wer das war?“ Die Drohung war weder subtil noch bemühte er sich, diese zu verstecken.
 

„Niemand.“
 

„Komischer Name für ein Mädchen“, gluckste er freudlos über seinen eigenen dummen Scherz. Sasuke knurrte. „Kein Grund, sich aufzuregen. Ich will nur sicherstellen, dass du dich nicht ablenken lässt.“
 

„Bestimmt nicht.“ Sein vernichtender Ton schnitt sie direkt ins Herz.
 

„Wo warst du dann heute?“, verlangte der Unbekannte grollend zu wissen.
 

„Ich war beschäftigt.“
 

„Soso, mit diesem Niemand, ja?“, spöttelte er.
 

Sasuke fuhr sich frustriert durchs Haar, seufzte dann genervt und sagte: „Das ist nur eine ehemalige Teamkollegin, wenn du es unbedingt wissen musst. Die hing früher schon wie eine Klette an mir, aber mittlerweile ist sie eine von Tsunades Lieblingen. Es kann uns nur nützlich sein, wenn ich mich gut mit ihr stelle. Die Hokage ist misstrauisch genug.“
 

Sakura wurde schlecht und dass der Unbekannte ein ekelhaftes Lachen ausstieß, war ihrem Befinden alles andere als zuträglich. „Sasuke-sama, Ihr habt Euren Weg schon immer mit den gebrochenen Herzen kleiner Mädchen gepflastert, hm?“, fragte er voll von falschem Respekt für den Jüngeren. „Wie überaus herzlos.“
 

„Du solltest überlegen, wie du mit mir redest“, entgegnete Sasuke kalt. „Schließlich bin ich dein Oberhaupt.“
 

„Noch nicht“, antwortete der andere gepresst.
 

Sasuke lachte trocken auf. „Bald genug und ich stehe so oder so über dir. Oder bist du insgeheim einer von denen, die sich meinen Bruder zurück an die Spitze wünschen?“ Er klang neckisch, geradezu verspielt du das ließ Sakura aus ihrem tiefsten Inneren heraus frösteln.
 

„Itachi Uchiha ist das Schlimmste, was dem Clan seit Tobirama Senju passiert ist“, spie der Mann erbost. „Ich würde ihm keine Träne nachweinen, wenn er morgen verrecken täte.“
 

„An deiner Stelle wäre ich vorsichtig mit solchen Aussagen“, sagte Sasuke scharf. „Aber dein Neid ließ dich schon immer wie ein Idiot handeln.“ Sakura konnte sehen, wie er den Kopf in alle Richtungen bewegte, wahrscheinlich um sich zu versichern, dass niemand sie gehört hatte.
 

Blitzschnell verbarg sie sich hinter die Ecke, verhedderte ihre Beine dabei jedoch in Kizashis Jacke und plumpste auf den Hosenboden. Sie sprach sich selbst gut zu, dass das dadurch entstandene Geräusch zu leise gewesen war, um bemerkt zu werden, doch da sagte der Unbekannte bereits: „Was war das?“, gefolgt von Schritten, welche sich auf sie zubewegten.

Sakura wich im Krebsgang zurück und versteckte sich in einem Hauseingang, obzwar sie wusste, wie unwahrscheinlich es war, unentdeckt zu bleiben. Allein ihr Herz klopfte laut genug, dass jeder halbwegs vernünftig ausgebildete Ninja es mühelos hören musste.
 

Die Schritte näherten sich, Sasukes grotesk in die Länge gezerrter Schatten floss in ihr Sichtfeld. Sie hielt den Atem an. Und dann stob ein aufgescheuchter Waschbär über die Straße, verschwand mit etwas, das wie ein halb aufgegessener Bratfisch aussah, zwischen die Bäume.
 

„Verdammtes Mistvieh“, fluchte der Mann. Sasuke lachte gehässig auf, was den anderen über alle Maße zu ärgern schien, denn er schnappte: „Ich sehe nicht, was es da zu lachen gibt. Deine kleine Schlampe hängt mit Shisui rum, wusstest du das?“

Falls er gehofft hatte, Sasuke damit irgendwie zu treffen, wurde er enttäuscht. Sakura traf der Tiefschlag dafür mit doppelter Härte; direkt, weil er sie so abscheulich beleidigt hatte, und indirekt, weil Sasuke sie nicht gegen diese infame Behauptung verteidigte. In ihren Augenwinkeln baute sich erneut ein verräterischer Druck auf und sie presste die Lider fest zusammen, um die Tränen zurückzuhalten, und die Lippen, um nicht aus dem Hauseingang hervorzuspringen und ihm die Faust ins Gesicht zu rammen.

„Hidan hat gemeint…“
 

Sasuke brachte ihn mit einer gezielten Geste zum Schweigen. „Der Typ ist ein Psychopath, wir sind besser ohne ihn dran. Shisui behält ihn sowieso viel zu sehr im Auge.“
 

„Der Kerl wird immer mehr zum Problem.“
 

„Hmm“, machte Sasuke nachdenklich. „Wir sollten deswegen bald etwas unternehmen, aber es ist nicht weise, solche Angelegenheiten auf offener Straße zu diskutieren.“
 

Sakura verharrte noch immer fest mit dem Rücken gegen die Wand gepresst, ansonsten wäre sie vermutlich umgefallen. Sie fühlte sich wenigstens so schwach, als müsse sie jeden Augenblick umkippen. Sasukes Schatten verschwand mit einem Satz auf die Dächer, aber sie blieb trotzdem noch minutenlang in ihrem Versteck hocken, zu starr, um sich zu bewegen, zu ängstlich, doch noch die Entdeckung zu riskieren.
 

Ruhelos tigerte sie in ihrem Zimmer auf und ab, während sie sich klar zu werden versuchte, was sie da belauscht hatte. Ihre Fingerkuppen waren blutig gebissen, verteilten rote Spuren auf ihrem Gesicht, wenn sie sich das Haar fahrig aus der Stirn strich. Du weißt, was du gehört hast, flüsterte ein Stimmchen. „Nein, das weiß ich nicht“, murmelte sie konfus. Aber sie wusste es natürlich doch und selbst mit viel gutem Willen konnte sie sich nichts anderes einreden. Sasuke gehörte wahrhaftig dieser Rebellengruppe an. Sasuke wollte gegen Konoha putschen. Sasuke war ein Krimineller. Jedes Mal, wenn sich diese Gedanken in ihrem Gehirn formulieren wollten, jaulte alles in ihr gequält auf und zwang sie zurück in das Ungedachte.
 

Sie musste Lady Tsunade Bericht erstatten, und zwar am besten sofort. Aber was, wenn sie etwas missverstanden hatte? Vielleicht war es um etwas ganz anderes gegangen. Sasuke würde ihr niemals vergeben, wenn sie ihn grundlos einer solchen Grässlichkeit beschuldigte. Schlimmer noch, vermutlich würde sich niemand die Mühe machen, den indizierten Verdacht gegen ihn in irgendeiner Form auf Stichhaltigkeit zu überprüfen. Schuldig bis zum Beweis der Unschuld. Nur ein Uchiha, der in den Augen vieler seine gerechte Strafe bekam. Andererseits, hatte ihr Wort überhaupt genügend Gewicht, um die Hokage unverzüglich zum Handeln zu bewegen? Immerhin riskierte sie damit einen Bürgerkrieg, den es unter allen Umständen zu vermeiden galt. Tsunade war eine überlegte Frau, also würde sie Sakura höchstwahrscheinlich instruieren, Sasuke weiterhin auszuspionieren. Auszuspionieren… Sie stockte, aber war es nicht genau das, was sie machte? Wenigstens eine Nacht sollte sie wohl darüber schlafen; sie war aufgewühlt und verletzt, konnte kaum einen Satz gerade denken, geschweige denn eine anständige Aussage ausformulieren, dabei war essenziell, dass jedes Wort saß und sie nicht wie ein kopfloses Huhn verbalen Durchfall erbrach. Sakura rief sich den genauen Gesprächsverlauf in Erinnerung, doch in ihrem Kopf wurde alles durcheinandergewirbelt.
 

Das leise Rascheln der Vorhänge riss sie aus ihren Überlegungen. Der Stoff bewegte sich im Wind, der durch die geöffnete Balkontür hereinwehte. Wie…? Sie schloss die Tür, bemerkte zu spät, dass jemand direkt hinter ihr stand. Ein Arm schlang sich um ihre Kehle, presste sie dicht gegen einen Brustkorb und drückte ihr die Luft ab.
 

„Einen Mucks und ich breche dir das Genick“, flüsterte Sasuke ihr ins Ohr. „Danach sind deine Eltern dran. Das willst du doch nicht, oder?“

Sie konnte nur ein unartikuliertes Röcheln von sich geben und er drückte noch fester zu. In blinder Panik zerrte sie an seinem Arm. „Wenn du das nächste Mal jemanden bespitzelst, solltest du weniger Parfum auflegen. Man kann dich meilenweit gegen den Wind riechen.“

Sakura öffnete den Mund, ihre Lunge verlangte nach Sauerstoff.

Sasuke schleuderte sie aufs Bett. Ihr Hinterkopf knallte so hart gegen die Wand, dass sie schwarze Punkte vor sich tanzen sah, dann packte er sie am Kragen und zog sie zu sich heran.

„Ich hatte angenommen, dass du sofort zur Hokage rennst.“ Er musterte sie mit schiefgelegtem Kopf, lächelte sardonisch. „Du bist viel zu sentimental.“
 

„Sasuke…“ Ihre Zunge war träge vor Benommenheit.
 

„Still! Keinen Mucks, schon vergessen?“

Sasuke blickte ihr in die Augen und Sakura verstand gerade noch rechtzeitig genug, was er vorhatte, um die Lider zu schließen, und wandte den Kopf, so weit es ihr möglich war, von ihm ab, die einzige Verteidigungsstrategie, die sie gegen seine Sharingan hatte.

Sasuke blies seinen heißen Atem über ihre Haut, als er seufzte. Es klang müde, fand sie. „Sieh mich an“, verlangte er.
 

„Nein“, wimmerte sie.
 

„Es wird nicht wehtun.“
 

„Bringst du mich jetzt um?“
 

„Denkst du das?“

Ja! Nein! Sie hatte keine Ahnung, was sie denken sollte. Sie wusste nicht mal, worauf sie hoffen sollte, denn selbst sie konnte für ihre momentane Lage keine harmlose Erklärung erspinnen. Aber sie hatte keine Angst, wenigstens nicht vor dem Tod. Tränen quollen zwischen ihren geschlossenen Lidern hindurch.

„Sakura.“

Sie spürte die Feuchtigkeit in seinem Atem, die Hitze, die von seiner Haut ausging. Sein Duft war betörend, seine Lippen streiften ihre.
 

Sakura riss die Augen auf, obgleich sie erkannte, dass es eine Falle war, der älteste Trick der Welt. Ihr Herz, blind und naiv wie es war, fiel darauf herein.
 

Sasukes Augen brannten sich in ihre.

Wie schön, dachte sie noch, ehe sie in schier endlose Finsternis entglitt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Scorbion1984
2021-01-10T15:41:11+00:00 10.01.2021 16:41
Spannend ,wer ist der Unbekannte ,der mit Sasuke auf der Strasse geredet hat ?
Jetzt setzt er Sakura in ein Genjutsu, man der hat es definitiv drauf den Bösen zu miemen.
Nun bin ich voll gespannt auf die Fortsetzung.
Antwort von:  MyHeartInTheAttic
13.01.2021 22:35
Hallo Scorbion1984,

tja, das ist die Frage, nicht? Sakura konnte ja leider keinen guten Blick auf den Unbekannten erhaschen und daher nur ausschließen, dass es sich um Hidan handelt.
Das ist wirklich nicht nett von Sasuke, aber wann ist er schon mal nett- Er ist eben eher hart als herzlich. ^^
Lieben Dank für dein Review.
Von:  Teufelsengel96
2021-01-10T13:04:41+00:00 10.01.2021 14:04
Mehr mehr mehr bitte!!!
Diese Spannung am Ende bei der man einfach wissen will, wissen muss wie es weiter geht. Mir gefällt dieses Dramatische. Welcher Sasuke ist jetzt der richtige? Was wird er ihr antun? Wie geht's nur weiter?
Bin sehr gespannt und freu mich. Mit diesem Kapitel hast du mich erst recht am Haken.
Mach weiter so :)
Liebe Grüße
Antwort von:  MyHeartInTheAttic
13.01.2021 22:35
Hallo Teufelsengel96,

oh, tut mir leid, die Geschichte ist vorbei, Sakura ist tot. Nein, (schlechter) Scherz. Oder vielleicht doch nicht?! ^^ Es wäre doch mal was, wenn Sakuras PoV die ganze Zeit ein Red Herring war und ab dem nächsten Kapitel aus der Sicht eines anderen Charakters erzählt wird. *höhö*
Wie es weitergeht, verrate ich natürlich nicht, zumindest nicht jetzt und hier. :D
Es freut mich, dass dir das Kapitel gefallen hat, und ich hoffe, dass die nachfolgenden den Erwartungen gerecht werden können.
Lieben Dank für dein Review.
Von:  jakne
2021-01-09T17:21:44+00:00 09.01.2021 18:21
Wow, ich glaube bis jetzt ist das mein Lieblingskapitel:)
Seeehr spannend, bis zum letzten Wort !
Also ist Sasuke wohl wirklich am Putsch beteiligt.. Aber ich denke trotzdem nicht, dass er Sakura weh tun möchte. :) Dachte eher er nutzt vielleicht sein Sharingan für ein Gen-Jutsu, dass sie das besagte vergisst? Sakura ist zwar ein Gen-Jutsu Typ, aber ich denke gegen das Sharingan hat sie wohl trz keine Chance:p
Freue mich schon auf das nächste Kapitel!
Lg
Antwort von:  MyHeartInTheAttic
09.01.2021 23:06
Hallo jakne,

Dankeschön. :D Ohne mich selbst beweihräuchern zu wollen, aber ich mag das Kapitel auch und konnte sogar meine kreuzromantische Ader ausleben. ^^
Es sieht zumindest stark danach aus, nicht? Wenn man nicht gerade Sakura ist – und selbst sie hatte diesmal ja Probleme damit –, kann man dafür wohl keine andere Erklärung finden.
Änderst du deine diesbezügliche Meinung, wenn ich sage, dass ich Sakura eigentlich gar nicht besonders leiden kann? Sasuke würde ihr vielleicht nicht wehtun, wenn man die paar Mal ignoriert, wo er es doch tut oder sie umzubringen versucht, aber wer sagt denn, dass ICH ihr nicht wehtun wollen würde. ^^
Was Sasuke mit ihr gemacht hat, werden wir vermutlich noch raufinden.
Da hast du recht, aber Sakuras Talent für Genjutsu wird im Canon nur mal kurz erwähnt und danach irgendwie so stark vernachlässigt, dass es fast schon nicht mehr wahr ist. So oder so hätte sie aber sicherlich keine Chance gegen das Sharingan, zumal Sasuke hier von Shisui trainiert wurde und sein Clan noch am Leben ist, wodurch man davon ausgehen könnte, dass er vermutlich besser damit umgehen kann… also nicht, dass er das im Canon nicht könnte.
Lieben Dank für dein Review.
Von:  Eyella
2021-01-09T17:07:49+00:00 09.01.2021 18:07
Das Kapitel war wirklich sehr spannend. Kein einziges Mal wurde es langweilig, und gerade der Schluss hat mir sehr gut gefallen :)
Ich freue mich deswegen auch auf das Nächste Kapitel. Wie Sasuke schon sagte, Tsunades Schülerin auf seiner Seite zu haben, ist definitiv etwas gutes. Vielleicht wird er ja versuchen, sie für seine Zwecke zu benutzen? Schließlich weiß er von ihren Gefühlen und da ihm dieser Putsch sehr wichtig zu sein scheint ... da bin ich gespannt, was als nächstes so kommt

LG
Eyella
Antwort von:  MyHeartInTheAttic
09.01.2021 23:03
Hallo Eyella,

haha, ich hoffe mal, das bedeutet nicht, dass alle anderen Kapitel kreuzlangweilig sind. Und falls doch, naja, dann hatte immerhin ich meinen Spaß, oder so. ^^
Das Ende des Kapitels scheint bei den meisten ein Favourite zu sein, bei mir aber auch.
Im Vergleich dazu wird das nächste Kapitel vermutlich eher langweilig, zumindest wird es nicht romantisch, aber geküsst wird trotzdem… sozusagen.
Sakura auf seine Seite zu ziehen oder wenigstens für seine Zwecke auszunutzen, wäre auch ein cleverer Gedanke von ihm. Arschig – ja. Dumm – nein. Die Frage wäre natürlich, ob er das versucht und vor allem ob Sakura das mit sich machen lassen würde und wie lange sie mit ihren Scheuklappen durch die Gegend läuft. Bekanntermaßen sieht man immer nur, was man sehen will, und was das angeht, ist sie blinder als ein Brunnenmolch.
Lieben Dank für dein Review.
Antwort von:  Eyella
09.01.2021 23:12
Ach nein, keine Sorge, die anderen Kapitel sind nicht langweilig^^ sie waren immer spannend und auch die Charaktere triffst du wirklich gut, sodass sie nicht Out of Character wirken. Dieses Kapitel ist eben dadurch dynamisch, weil Sasuke von der anderen Seite gezeigt wird, die zwar vermutet werden konnte - aber alleine schon dass er in ihr Haus eindringt und ihr droht ist eben etwas, womit man nicht unbedingt gerechnet hat. Und dass er mit einem Kuss sie dazu bringt, in seine Sharingan zu schauen war ebenfalls unerwartet, aber ja, definitiv clever von Ihm. Deswegen freue ich mich sehr auf das Nächste Kapitel :3
Von:  stone0902
2021-01-09T12:43:56+00:00 09.01.2021 13:43
Ich liebe dieses Kapitel einfach, vor allem den Schluss ❤
Dass deine Story zu meinen Lieblingsgeschichten gehört habe ich dir ja schon mehrfach gesagt. Ich bin schon gespannt, in welche Richtung sich noch alles entwickeln wird.

Liebe Grüße
stone ;)
Antwort von:  MyHeartInTheAttic
09.01.2021 22:51
Huhu,

du? Hier? :o Also nicht, dass ich überrascht wäre, dass du hier angemeldet bist, immerhin hast du mir die Seite quasi empfohlen, aber ich hätte nicht erwartet, dass du hier kommentierst. Ich bedanke mich natürlich, obwohl das Kapitel für dich jetzt freilich nicht neu war. ^^
Ich muss gestehen, ich glaube, von den ersten neun, zehn Kapitel ist das auch mein persönlicher Favorit, weil ich die Dynamik zwischen Sakura und Sasuke irgendwie mag. Wird Zeit, dass die beiden endlich mal mehr mehr Zeit miteinander verbringen.
Alles Liebe. <3


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