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Ein Leben wert

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen Freitagabend,

nicht besonders überraschend geht es heute weiter mit dem nächsten Kapitel ;-)


Ich wünsche euch viel Spaß damit und wir sehen uns nächste Woche
Sharry Komplett anzeigen

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Kapitel 21 - Sterben

Kapitel 21 – Sterben

 

„Was soll das bedeuten?“

Unterm Tisch umklammerte Rocinante Laws gefaltete Hände mit seiner, mit der anderen pochte er auf den Tisch.

Gerade hatte sie ihm das gesagt, was er hatte hören wollen. Es gab einen Weg Laws Schicksal abzuwenden und was auch immer es brauchte, Rocinante würde es tun.

Doch die Chefin sah ihn gar nicht mehr an, sondern hatte ihren funkelnden Blick auf den Kapitän der Strohhutbande gelegt.

„Sein Name lautet Keiyaku Ihan.“

„Was?“

„Bringt ihn hierher, in diesen Raum, bevor meine Forderung gegenüber Trafalgar fällig wird, und ich trete meinen Anspruch auf ewiges Leben ab.“

Für einen Moment waren alle ruhig.

„Wer ist denn dieser Keiyaku? Eine verflossene Liebe?“, murrte der Smutje und zündete sich eine Zigarette an.

„Ach, mitnichten“, entgegnete sie, doch zum ersten Mal klang sie abweisend. „Er war einst ein Geschäftspartner, der mich hintergangen hat.“

„Und warum sollen wir die Drecksarbeit erledigen?“, knurrte der Schwertkämpfer. „Wenn du so mächtig bist, wie du tust, dann zerr ihn doch selbst her.“

„Das würde ich gerne – glaub mir, du hast keine Ahnung, wie gerne ich das selbst tun würde – aber aufgrund unserer vertraglichen Vereinbarungen kann ich das nicht. Ich kann mich ihm nur nähern, wenn er in diesen Raum kommt.“

„Und was hast du mit ihm vor?“, fragte nun die Navigatorin.

„Ich möchte einfach nur, dass er seine vertragliche Verbindlichkeit erfüllt, vor der er sich schon seit Jahren drückt. Aber das ist für euch nicht von Belang. Hauptsache ihr bringt ihn her.“

„Und warum kann ich das nicht tun?“, hakte Rocinante nach.

Sie sah ihn unbeeindruckt an.

„Ach, Süßer, nun enttäuschst du mich aber doch. Ich sagte doch bereits, dass…“

„Du sagtest, dass du keinen Tausch mit mir eingehen kannst, weil du meine Lebenszeit beeinflusst hast, aber…“

„Wie unhöflich mich einfach zu unterbrechen. Glaub mir, ich kenne Typen wie dich, mein Lieber, und du wirst mit deinen Argumenten und deinem Verhandlungsgeschick bei Keiyaku Ihan nicht weit kommen. Du wirst ihn nicht überzeugen können, ganz gleich was du tust. Er wird nicht freiwillig herkommen, sondern nur mit der Anwendung grober Gewalt, und dafür scheinst du nicht der Richtige zu sein.“ Sie grinste wieder. „Ihr auf der anderen Seite…“

„Wir machen es!“ Der Strohhut war aufgestanden. „Und ich werde den Vertrag mit dir eingehen.“

„Was?“

„Hast du überhaupt verstanden, wie das funktioniert, Ruffy?“

Er schüttelte den Kopf.

„Nicht so wirklich. Aber ich habe verstanden, dass sie Trafo gehen lässt, wenn wir diesen Igel herbringen, daher…“

„Das kann ich nicht von euch verlangen“, entgegnete Rocinante und erhob sich ebenfalls. „Chefin, du sagtest du könnest auf deinen Anspruch nicht verzichten, weil der Vertrag erfüllt werden muss. Aber kannst du ihn nicht einfach rückabwickeln? Kein Vertrag bedeutet keinen Anspruch und keine Fälligkeit.“

Sie hielt seinem Blick stand, ihr Gesicht ernst.

„Kein ewiges Leben und kein auferstandener Toter, meinst du das?“

„Nein!“ Law war aufgesprungen und griff nach seinem Arm. „Das lasse ich nicht zu! Glaubst du ich würde wollen…?“

„Es ist mir gerade ziemlich egal, was du willst und was nicht, Law.“ Er sah noch nicht mal zu dem anderen hinab, sondern hielt die Chefin im Blick. „Sollten die Strohhüte auf diesen Vertrag eingehen und Keiyaku Ihan nicht bis zur Fälligkeit hierherbringen können, müsstest du deine Verbindlichkeit einlösen und würdest sterben.“

Law wollte ihn unterbrechen, aber Rocinante ließ ihn nicht.

„Oder du verweigerst dich und wir beide sterben. So oder so, wer weiß wo dieser Kerl sich befindet und wahrscheinlich hast du dir bei deinem Deal ein Jahr mit mir ausgehandelt. Das heißt wir hätten kaum mehr als einen Monat, um diesen Typen zu finden und hierzubringen, was vielleicht gar nicht möglich ist, und wenn wir versagen sollten, werden nicht nur du und gegebenenfalls auch ich sterben. Wenn Keiyaku Ihan nicht innerhalb der Fälligkeit in diesem Raum auftaucht, wird auch derjenige sterben, der diesen Tausch eingeht.“

Der ein oder andere im Raum stieß einen überraschten Laut aus, doch er sah nur das anerkennende Schmunzeln in ihrem Gesicht, nicht, dass das ihm irgendetwas brachte.

„Nüchtern betrachtet, ist die preiswerteste Variante den Vertrag zwischen dir und ihr rückabzuwickeln und sie für das eine Jahr, das sie mich leben ließ, zu entschädigen, schließlich sollte ich eigentlich gar nicht am Leben sein.“

„Aber Cora, du…“

„Aber dieses Gedankenspiel ist müßig, denn es ist nicht möglich, oder?“

Nun neigte sie leicht den Kopf und zeigte ihm ihr Lächeln.

„Also mal ganz abgesehen davon, dass Trafalgar sich eine solche Entschädigung kaum leisten könnte, so ist es nicht möglich einen mit meiner Fähigkeit geschlossenen Vertrag rückabzuwickeln. Und in Anbetracht wie interessant diese Verhandlung hier ist, tut es mir fast schon leid dich enttäuschen zu müssen.“

„Sicher“, murrte Rocinante sarkastisch.

„Das ist mir egal!“ Jetzt stand dann auch der Strohhut auf. „Wir machen diesen Deal und wir holen diesen Igel. Wir kriegen das schon hin.“

„Du Vollidiot!“, knurrte die Navigatorin und klatschte gegen seinen Hinterkopf. „Hast du nicht zugehört? Wir haben kaum einen Monat Zeit und wer weiß, wo sich dieser Kerl versteckt hat.“

„Also eigentlich“, bemerkte die Chefin mit erhobenem Zeigefinger, „ist es nur noch eine Woche. Für ein ganzes Jahr hat es für Trafalgar nicht gereicht. Aber ich weiß immer und zu jeder Zeit, wo Keiyaku Ihan sich aufhält und ich kann euch versichern – gerne auch als Voraussetzung für das Zustandekommen eines wirksamen Tauschvertrages – dass er sich derzeit auf dem Sabaody Archipel befindet.“

„Warte mal.“ Die Navigatorin starrte die andere Frau ernst an. „Das ergibt doch alles keinen Sinn. Wieso ist ein einzelnes Treffen mit irgendeinem Kerl dir genauso viel wert wie das ewige Leben? Und wenn beide Sachen dir genau gleich viel wert wären, warum hilfst du uns dann überhaupt? Du machst auf mich nicht den Eindruck, als würdest du uns einfach aus Gutmütigkeit helfen. Dir ist vermutlich total egal, wenn wir alle draufgehen, solange du das bekommst, was dir zusteht. Warum also gibst du uns überhaupt die Möglichkeit den Vertrag zu ändern, auch wenn dir dann das ewige Leben durch die Lappen gehen könnte? Kann es sein, dass dir dieses Treffen vielleicht noch wichtiger ist als das ewige Leben?“

„Du bist gar nicht schlecht, Süße“, nickte die Chefin dann und direkt war ihr keckes Schmunzeln wieder am Platz. „Also gut, ich gebe es zu. Natürlich will ich das ewige Leben, aber Kinder, wie viele Menschen glaubt ihr sind bereit etwas von ihrer Lebenszeit zu opfern für etwas was sie wirklich wollen?“

Ihr Blick lag unmissverständlich auf dem Kapitän der Strohhüte.

„Ich habe schon mehr Jahre gelebt als ihr alle zusammen und ich werde noch mehr Jahre leben, als ihr alle zusammen und irgendwann wird Trafalgar so oder so sterben, es wird einen neuen Nutzer der Operationsfrucht geben und ich werde an meine Ewigkeit kommen.“ Sie lächelte immer noch. „Aber wenn Keiyaku Ihan stirbt…“

„Kann er seine Verbindlichkeit nicht mehr erfüllen“, beendete der Smutje den Satz.

„Genau. Daher… haben wir einen Deal?“

„Eine Woche, um irgendeinen Mistkerl auf dem Sabaody Archipel hierhinzubringen oder Trafo, Ruffy und gegebenenfalls Corazòn werden sterben?“, murrte der Schwertkämpfer.

„Aber da wir es schaffen werden hört sich das nach einem guten Deal für mich an“, entschied der Kapitän mit einem breiten Grinsen.

 

„Ihr könnt euch gerne in Trafalgars Räumlichkeiten zurückziehen. Wenn ihr irgendetwas braucht, wendet euch an Nana, aber stört mich nicht. Ich habe zu arbeiten.“

Hart schlug Momo die schwere Holztüre hinter der Chefin zu als sie den Konferenzraum verließ.

Vor kaum einer Minute waren die Strohhüte aufgebrochen.

Der Vertrag, den der Kapitän mit der Chefin abgeschlossen hatte, war denkbar simpel und hatte kaum zehn Minuten weiterer Verhandlung bedurft.

Rocinante hatte entschieden, sie nicht zu begleiten. Zum einen war er sich ziemlich sicher, dass diese Crew seltsamer Gestalten alles andere als auf ihn angewiesen sein würde und zum anderen wurde er hier dringender gebraucht.

Er folgte Law durch die Türe, durch die der andere zuvor aufgetaucht war, in einen angrenzenden Raum und schloss sie hinter sich.

„Du warst eben ganz schön still“, sprach er als Law mitten im Raum stehen blieb, „normalerweise lässt du nicht so stillschweigend andere über dein Schicksal entscheiden.“

Der andere reagierte nicht. Wenn Rocinante sich nicht bald etwas einfallen lassen würde, würden die nächsten Tage ziemlich furchtbar werden.

„Law, egal was in einer Woche passieren wird, die nächsten sieben Tage werden du und ich in diesen… großzügig ausgestatteten Räumen aufeinander hocken und…“ Er zögerte, wusste jedoch genau was er zu sagen hatte. „… wie du dir sicherlich denken kannst, würde ich jede Form der Unterhaltung tagelangem Schweigen vorziehen.“

Das Zittern des anderen zeigte ihm, dass er das Richtige gesagt hatte. Es gefiel ihm nicht, Laws Schuldgefühle gegen ihn auszunutzen, aber er zweifelte, dass er anders erfolgreich sein würde.

„Würdest du dich zumindest umdrehen und mich ansehen, wenn ich mit dir spreche?“

Endlich reagierte Law. Ganz langsam drehte er sich um.

„Danke, Law.“ Rocinante versuchte sich an einem schwachen Lächeln. „Und jetzt sag mir wie es dir geht. Du siehst furchtbar aus, hast wahrscheinlich die letzten Tage kaum etwas gegessen und kein Auge zu gemacht. Ich habe dir doch schon so oft…“

„Was zur Hölle…?“ Nun sah Law auf, seine Stimme zitterte wie seine zu Fäusten geballten Hände. „Was soll das werden, wenn‘s fertig ist?“

„Ich erkundige mich nach dir. Ich habe mir höllische Sorgen um dich gemacht.“

„Was?!“ Law trat einen Schritt zurück, offensichtlich verwirrt. „Nein, das ist nicht richtig.“

„Was ist nicht richtig? Dass ich mir Sorgen gemacht habe, nachdem ich morgens aufwache und du verschwunden warst? Tut mir leid, ich weiß ja nicht was du erwartet hast, aber so läuft das nun mal unter…“

„Nein“, murmelte Law und schüttelte den Kopf, „warum bist du so ruhig? Warum brüllst du mich nicht an? Warum bist du nicht…?“

„Wütend?“, beendete er die Frage, woraufhin Law nur stumm nickte.

„Die Wahrheit ist, Law“, seufzte er und begann durch den Raum zu wandern, „ich war wütend, unfassbar wütend und ich hatte mir geschworen, dir gründlich den Kopf zu waschen, nachdem das hier alles vorbei sein würde. Aber als ich dich dann endlich gesehen habe, unverletzt, da war ich einfach nur dankbar und hätte direkt heulen können.“

Er blieb stehen und bemühte sich die Tränen zurückzuhalten.

„Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist.“ Nun sah er wieder zu Law hinüber, der zu Boden starrte, sein Gesicht verborgen unter seiner Mütze. „Also nein, ich bin nicht wütend und ich werde dich erst recht nicht anbrüllen. Ich bin nur dankbar, dass ich dich nicht verloren habe.“

Laws Schultern zitterten und glitzernde Tropfen, die zu Boden fielen, waren stille Zeugen davon, dass er weinte.

„Und was hätte ich dir vorwerfen können, Law?“, flüsterte er. „Dass du mich angelogen hast? Dass du mich beschützen wolltest? Dass du dachtest du müsstest all das hier allein durchstehen? Wie kann ich dir das vorwerfen, wenn ich derjenige war, der dich glauben ließ, dass man so mit Menschen umgeht, die man liebt?“

Law weinte immer noch, sah nicht auf, schluchzte leise.

„Die Wahrheit ist, ich habe damals nicht besser gehandelt als du, Law. Ich habe dich angelogen, wohl wissend, dass mein Bruder mich töten würde. Mir war bewusst, dass ich entweder dich oder mich würde retten können und ich habe nicht eine Sekunde gezögert in meiner Wahl, weil ich dich beschützen wollte, und ich bin noch nicht mal ehrlich mit dir gewesen. Du hast genau das gleiche getan. Du warst bereit mein Leben mit deinem Tod zu erkaufen und um mich zu beschützen, hast du mich angelogen und bist ganz allein hierhergekommen, um den Tod ins Angesicht zu sehen.“ Er trat auf den anderen zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Und das war der Grund, warum ich gehofft habe, dass du noch am Leben bist, Law.“

Plötzlich sah der andere auf und Rocinante konnte eine einzelne Träne nicht aufhalten, als er das eine eingestand, was er bisher niemandem gesagt hatte, sich noch nicht mal erlaubt hatte zu denken.

„Weil auch ich bis zur letzten Sekunde gehofft hatte, dass kommen und mich retten würde.“

„Cora?“

Er nahm Laws Gesicht in seine Hände, strich mit den Daumen über die verweinten Wangen.

„Ich weiß genau, wie du dich fühlst, Law, und ich weiß, warum du Tage vor der Fälligkeit deiner Schuld hierhin gereist bist, warum du mich so ganz offensichtlich davon abgehalten hast, Sengoku oder meinen Bruder zusehen. Du hast dir eingeredet, dass du das alles getan hast, damit ich mich nicht einmischen würde, damit du nicht den traurigen Blick in meinen Augen siehst, wenn du es mir sagen würdest. Genauso, wie ich dir erst die Wahrheit gesagt habe, als ich wusste, dass ich dir nicht mehr in die Augen würde sehen müssen. Aber die Wahrheit ist, so wie ich diesen Lauf der Waffe angesehen und auf ein Wunder gehofft habe, so hast du gehofft, dass ich rechtzeitig eins und eins zusammenzählen und dich finden würde.“

Obwohl sie so unterschiedlich waren, Law so ernst und erwachsen, Rocinante eher entspannt und lebensfroh, so hatten sie am Ende doch genau den gleichen Weg gewählt. Vielleicht weil Rocinante es Law vorgemacht hatte, vielleicht aber auch einfach, weil sie beide so starke Gefühle hatten. Sie beide waren bereit alles zu tun, um die Menschen zu retten, die sie liebten, und anscheinend waren sie beide auch nicht bereit in einer Welt so leben, in der sie es nicht geschafft hatten.

„Keine Sorge, Law. Ich will nicht sterben und ich wollte nie sterben. Aber ich will auch nicht, dass du stirbst und ich will, dass du auch nicht willst, dass du stirbst. Du hast mich gerettet, Law, und deswegen bin dieses Mal ich gekommen, um dich zu retten.“

Law Lippen bebten und immer neue Tränen fanden ihren Weg.

„Ich will nicht sterben, Cora“, flüsterte Law und senkte seinen Kopf vor Tränen. „Ich will nicht sterben!“

Er nahm den anderen in den Arm, erlaubte sich ungesehen zu weinen und hielt Law ganz feste an sich.

„Du wirst nicht sterben, Law. Du hast tolle Freunde. Sie werden zurückkommen und du wirst leben.“



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