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Flashlight

von

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Unfälle und Besuche

Sebastian schreckte aus seinem bis gerade eben ruhigen Schlaf auf. Er wusste nicht, was ihn geweckt hatte. Irritiert blickte er sich um und stellte fest, dass die Sonne gerade aufging. Als die Watte in seinem Kopf sich langsam lichtete, stellte er fest, dass sein Bauch feucht war. Verwundert runzelte er die Stirn, doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, hörte er ein leises Schniefen neben sich und drehte seinen Kopf verwundert zur Seite. Ciel saß dort, schaute ihn aus großen, blauen Augen ängstlich an und … zitterte? Verwundert blinzelte Sebastian, doch der Junge wirkte tatsächlich total verängstigt. „Ciel, was ist los?“, fragte er besorgt, bekam aber nur ein Schluchzen und bebende Schultern als Antwort. Nun bemerkte Sebastian den dunklen Fleck auf Ciels Schlafanzughose. Ein kaum hörbares „Oh“ rutschte ihm raus. Ein wenig überfordert fuhr Sebastian sich durch seine schwarzen Haare. „Das … ist doch nicht so schlimm“, sagte er ruhig und hielt eine Hand Ciel hin. Dieser reagierte nicht darauf, sondern schaut ihn weiterhin ängstlich an. „Na komm, wir gehen duschen. Ich bin nicht böse.“ Ciel zögerte noch einen Moment, dann griff er langsam nach der angebotenen Hand und ließ sich zu diesem ziehen. Sebastian hob ihn hoch, als Zeichen, dass er nicht böse war, auch wenn er es ein wenig unangenehm fand. Er wusste, würde er jetzt falsch reagieren, würde er es für Ciel nur schlimmer machen.

Im Bad zog er sie beide aus und warf ihre Sachen direkt in die Waschmaschine. Sebastian stieg mit Ciel unter die Dusche und wusch sie beide schnell ab. Danach wickelte er erst den Jungen, dann sich selbst in ein großes Handtuch. „T-tut mir leid“, sagte Ciel leise und blickte beschämt zu Boden. Sebastians Augen weiteten sich erstaunt, dann hockte er sich vor ihn und zog den Kleinen in seine Arme. „Ist schon okay. So etwas kann passieren. Ich beziehe das Bett frisch und dann frühstücken wir, okay?“ Er lächelte Ciel aufmunternd an und bekam sogar ein winziges Lächeln zurück. Gemeinsam gingen sie ins Schlafzimmer, wo Sebastian sie beide anzog und dann schnell das Bett abzog. Die Matratze war zu seiner Erleichterung trocken. Während er die Bettwäsche in die Waschmaschine stopfte und diese gleich einschaltete, überlegte er, ob es sinnvoll wäre, Windeln zu kaufen. Einerseits wäre Ciel damit sicher nachts trocken, andererseits könnte er aus einer Mücke den sprichwörtlichen Elefanten machen, schließlich war es das erste Mal und vielleicht eine einmalige Sache. Das hoffte er zumindest.
 

Da es Ciel zu lange dauerte, kam er ins Schlafzimmer gelaufen um zu sehen, wo Sebastian blieb. Dieser stand gedankenverloren vor dem frisch bezogenen Bett. Vorsichtig zupfte er am Hosenbein des Größeren. Dieser schreckte aus seinen Gedanken auf und sah an sich herab. Sofort bildete sich ein Lächeln auf seinen Zügen: „Na du?“ „Ich hab Hunger.“ Er wuschelte durch Ciels aschblaue Haare. „Dann sollten wir schnell Frühstücken machen!“ Freudig rannte Ciel voraus in die Küche und wartete dort ungeduldig auf Sebastian. Dieser folgte dem Jungen in aller Ruhe. Es war noch sehr früh am Morgen.
 

Ein paar Tage später hatte Sebastian Besuch von Ash. Er kannte ihn aus der Klinik seines Vaters, wobei sie nie viel miteinander zu tun hatten. Ash war auch Psychologe, so wie Sebastian. Eines Tages waren sie aneinander geraten und hatten sich heftig gestritten. Sebastian wusste nicht mehr, weswegen. Er selbst hatte schon die ganze Woche sehr schlechte Laune gehabt und sein Geduldsfaden war schier nicht mehr vorhanden. Sein Ex hatte sich bei ihm gemeldet, aber das hatte er gekonnt ignorieren können. Als dieser ihm dann aber auflauerte, weil er es unbedingt nochmal versuchen wollte, ist Sebastian schier der Kragen geplatzt. Da kam ihm am späten Freitagnachmittag der Streit mit Ash gerade recht, um seiner Wut endlich Luft zu machen. Sebastian hatte dringend ein Ventil gebraucht, aber an den Patienten oder Kollegen konnte er es nicht auslassen.

Ash war in sein Büro gekommen, erst hatten sie ganz normal gesprochen, aber ein Wort war dem anderen gefolgt, bis sie sich fast anschrien. Schnaufend standen sie voreinander, funkelten sich wütend an und plötzliche küssten sie sich. Hart, lieblos. Es war, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Ash drängt ihn zurück, bis sie an seinem Schreibtisch waren. Unwirsch schob Sebastian die Unterlagen zur Seite und setzte sich auf die Platte. Ash drängte sich zwischen seine Beine. Das Ganze endete in hartem, ruppigem Sex. Genau das, was Sebastian gebraucht hatte. Plötzlich war die ganze Wut raus. Danach hatten sie sich ab und zu zum „Stressabbau“ getroffen. Es waren keine Gefühle involviert, auf menschlicher Ebene mochte Sebastian den anderen nicht mal sonderlich. Doch der Sex war gut genug und es war einfacher, als sich jemanden zu suchen.

Nun war Ash für ein paar Wochen in Amerika gewesen, bei irgendwelchen Seminaren und wusste nichts von Ciel. Er hatte Sebastian geschrieben, ob er vorbei kommen könnte und auf die Antwort, er sei aber nicht allein, dachte Ash nur: „Umso besser!“ Dass Sebastian plötzlich ein Kind hatte, hätte er sich im Leben nicht träumen lassen. Mit einer Flasche Rotwein in der Hand stand er vor der Tür des anderen und wartete, dass ihm geöffnet wurde. Sebastian wollte gerade etwas sagen, als Ash Ciel hinter den Beinen seines Gegenübers entdeckte. „Wa- wer ist das denn?!“ Sebastian seufzte innerlich. „Das ist Ciel. Er wohnt jetzt bei mir.“ Ungläubig glotzte Ash zwischen den beiden hin und her. So lange, bis Sebastian zur Seite trat und ihn einließ.

Nachdem Sebastian Ciel ins Bett gebracht hatte, trank er mit Ash ein Glas Wein. Sein Kollege wollte Sex, Kind hin oder her. Er mochte keine und wollte schon gar nicht Rücksicht darauf nehmen.
 

„Nun komm schon, du willst es doch auch~“, versuchte Ash ihn zu locken. „Aber nicht so. Ciel schläft nebenan.“ „Dann sind wir eben leise“, schnurrte Ash und begann, Sebastians Hals zu küssen. Langsam schmolz sein Widerstand. Doch erst, als er dessen Erregung aus der Hose befreite, stand Sebastian auf, um Kondome zu holen. Kaum war er weg, stand Ciel plötzlich weinend in der Tür. Ash zischte ihn an, er solle verschwinden. Als der Junge sich nicht rührte und schüchtern nach Sebastian fragte, wurde Ash lauter. In dem Moment tauchte Sebastian hinter Ciel auf und kniete sich hinter ihn. „Ciel, was ist denn los?“, fragte er besorgt und beachtete Ash nicht weiter. Ciel warf sich in seine Arme und weinte. Sebastian versuchte ihn zu trösten und nahm ihn hoch. Zu Ash sagte er leise: „Ich denke, es ist besser, wenn du jetzt gehst.“ Ash machte nur ein abfälliges Geräusch, dann stand er auf und ging, ohne sich zu verabschieden. Sebastian war das nur recht. Klar hatte ihm die Aussicht auf Sex gefallen, besonders da der mit Ash immer recht gut gewesen war, doch seit Ciel in sein Leben getreten war, stand dieser für ihn an erster Stelle.

Es dauerte eine ganze Weile, bis Ciel sich wieder beruhigt hatte. Doch kaum hatte Sebastian ihn im Bett abgelegt und zugedeckt, griff eine kleine Hand nach ihm. „Ich bin gleich wieder da“, sagte Sebastian leise und lächelte. Unsicher wurde er aus großen, blauen Augen angeschaut. „Versprochen!“ Nun ließ Ciel ihn los, aber nicht aus den Augen. Sebastian zog sich schnell um und legte sich dann auch ins Bett. Sofort kuschelte der Kleine sich an ihn. Sachte legte Sebastian seinen Arm um den kleinen Körper. Er dachte über Ashs Verhalten nach. Es war absolut daneben gewesen und Sebastian schüttelte gedanklich über sich selbst den Kopf, zu was er sich beinahe hatte hinreißen lassen. Nicht auszudenken, wäre Ciel einige Minuten später ins Wohnzimmer geplatzt … Schnell schob er diese Gedanken beiseite. Die Sache mit Ash war ganz klar vorbei und so eine Situation würde nicht mehr vorkommen. Zumindest nicht, solange Ciel so klein war.
 

Es war Samstag, als Sebastian und Ciel bei Claude und Hannah zum Grillen eingeladen waren. Sebastian bereitete einen Salat vor, einen Kuchen hatte er schon am Vortag gebacken. Es war ein einfacher Schokoladenkuchen mit Schokoglasur, den mochten die Kinder am liebsten. Sebastian war etwas angespannt, da er nicht wusste, wie Ciel auf Alois und Luka reagieren würde. Zwar war der Junge schon viel offener geworden, aber bisher hatte er ihn nicht mit anderen Kindern zusammen gebracht. Die Jungs waren im gleichen Alter, es würde schon gut gehen. Sebastian packte die Steaks und Würstchen in eine Kühltasche, überprüfte, dass die Salatschüssel und die Tortenhaube fest verschlossen waren. „Ciel, bist du soweit?“, rief er in den Flur. Kurz darauf hörte er leise Schritte, die sich näherten und der Junge tauchte in der Küche auf. „Wohin gehen wir?“, fragte er zum bestimmt fünften Mal und hüpfte aufgeregt von einem Fuß auf den anderen. „Zu Freunden von mir“, antwortete Sebastian geduldig lächelnd. „Hier, kannst du das tragen?“, er reichte Ciel die Tortenhaube. Dieser nickte ernst und trug den Kuchen beinahe ehrfürchtig in den Flur. Sebastian hing sich die Kühltasche über die Schulter, klemmte sich die Salatschüssel unter den Arm und folgte dem Jungen in den Flur. Kurz überlegte Sebastian, ob er mit dem Sportwagen fahren sollte, aber der Kindersitz war noch in seinem kleinen Stadtauto und er verspürte wenig Lust, diesen für die relativ kurze Strecke aus- und wieder einzubauen. Er überprüfte noch, ob er alles Wichtige dabei hatte, dann gingen sie auch schon nach draußen.

In der Tiefgarage angekommen rannte Ciel nicht wie üblich zum Auto, sondern lief langsam neben dem anderen. Er hatte schließlich eine wertvolle Fracht dabei und freute sich schon, ein Stück von dem Kuchen zu essen. Sebastian hatte ihn am Vortag immer wieder auf den nächsten Tag vertröstet, egal wie sehr Ciel gebettelt hatte. Immerhin hatte er die Schüssel auslecken dürfen, als der Kuchen im Ofen stand.
 

Während Sebastian das Essen in den Kofferraum lud, kletterte Ciel schon in seinen Kindersitz auf der schmalen Rückbank. Noch war er klein genug, damit ihm der Platz reichte, doch für einen Erwachsenen wäre es zu eng. Sebastian schnallte den Jungen an und erinnerte sich kurz daran, als er den neu gekauften Kindersitz zum ersten Mal im Auto festmachen wollte. Es war ein anderes Modell, als das, welches Claude ihm ausgeliehen hatte. Es war ein minutenlanger Kampf auf dem Parkplatz gewesen, doch irgendwann saß der Kindersitz samt Ciel im Auto und Sebastian konnte beide anschnallen. Danach hatte er Claude den geliehenen Sitz zurück gebracht. Das war schon einige Wochen her und seit dem hatte Sebastian das Teil im Auto gelassen, wo es war.

Kaum hatte Sebastian den Zündschlüssel umgedreht, sprang das Radio an und eines dieser Kinderlieder, von denen er nie dachte, so etwas jemals freiwillig in seinem Auto zu hören, dudelte aus den Lautsprechern. Ciel summte fröhlich mit und schaute dabei neugierig aus dem Fenster, obwohl Sebastian noch nicht mal aus geparkt hatte. Während der Fahrt fragte Ciel aufgeregt immer wieder: „Sind wir endlich da?“ Sebastian war wirklich froh, als er vor Claudes Garage parkte. Allmählich nervte ihn diese ständige Fragerei wirklich. „Jetzt sind wir da“, sagte er mit einem Lächeln. Aufgeregt schnallte Ciel sich ab und wippte ungeduldig mit den Beinen, bis Sebastian ihn endlich aus dem Auto ließ. Dank Kindersicherung konnte er die Tür nicht selbst öffnen. Sebastian reichte Ciel wieder die Tortenhaube und nahm selbst die Kühltasche und den Salat. Neugierig schaute der Junge sich um. Sebastian hatte ihm erzählt, dass er schon einmal hier gewesen wäre, aber das war mitten in der Nacht und er konnte sich kaum daran erinnern. Langsam folgte er dem anderen zur Haustür, die wenige Momente später schon geöffnet wurde. Eine Frau mit sehr langen, weißen Haaren und gebräunter Haut öffnete ihnen. Sie umarmte Sebastian, so gut es ging und beugte sich dann zu Ciel runter. „Hallo, du musst Ciel sein. Ich bin Hannah, freut mich, dich kennen zu lernen.“ Der Angesprochene versteckte sich etwas hinter Sebastians Beinen und sagte leise: „Hallo“.
 

Hannah führte die beiden direkt nach draußen in den Garten. Ciel schaute sich neugierig, aber schüchtern um und achtete stets darauf, möglichst nah an Sebastian zu bleiben. Im Garten hatte Claude schon den Grill vorbereitet, sodass sie gleich anfangen konnten, während Alois und Luka spielten. Die Männer begrüßten sich mit einem Handschlag, nachdem Sebastian das mitgebrachte Essen auf einem Tisch abgestellt hatte. Zögerlich übergab Ciel den Kuchen an Hannah, die ihn in die Küche brachte. Die Schokoladenglasur würde draußen nur schmelzen. Als Claude vor Ciel in die Hocke ging, um ihn zu begrüßen, hielt dieser sich mit einer Hand in Sebastians Hosenbein fest. Der Mann kam ihm bekannt vor, aber er weckte keine guten Erinnerungen. „Erinnerst du dich noch an Claude?“, fragte Sebastian. „Er hat dir vor einigen Wochen geholfen.“ Langsam nickte der Angesprochene und grüßte leise zurück. Doch als wäre das nicht genug, kamen nun auch noch Luka und Alois angelaufen, die den Neuankömmling neugierig betrachteten.

Als Ciel nicht mit ihnen spielen wollte, Sebastian würde schließlich nicht mitkommen, fragte Alois beleidigt: „Hast du etwa Angst?“ „Alois!“, ermahnte Claude ihn streng, „geht euch die Hände waschen, das Essen ist gleich fertig.“ Brav liefen die Jungs ins Haus.
 

Nach dem Essen ließ Ciel sich doch überreden, mit Alois und Luka fangen zu spielen. Recht bald tobten die Jungs durch den großen Garten. In Sebastians Brust breitete sich Wärme aus, als er Ciel Lachen hörte. „Hast du dir schon Gedanken gemacht, ob du ihn adoptieren wirst?“, fragte Claude und lenkte Sebastians Aufmerksamkeit auf sich. Dieser seufzte leise, bevor er antwortete: „Würde es nach mir gehen, würde ich ihn sofort adoptieren.“ „Aber?“ „Aber ist es das Beste für Ciel? Braucht ein Kind nicht zwei Elternteile?“ „Du wirst nicht ewig Single sein, oder? Außerdem gibt es viele Alleinerziehende, deren Kindern es genauso gut geht. Zwei Elternteile sind keine Garantie für eine glückliche Kindheit.“ Bevor Sebastian etwas erwidern konnte, kam Ciel zu ihm gelaufen und streckte die Arme nach oben. Ein deutliches Zeichen, dass er hochgehoben werden wollte. Gleichzeitig unterdrückte er ein Gähnen. Alois und Luka waren verschwunden. Sebastian kam der stummen Bitte lächelnd nach und hob den Jungen auf seinen Schoß, der sich direkt an ihn kuschelte und nun doch herzhaft gähnte. Sebastian streichelte den schmalen Rücken. „Ich denke, du wärst ein guter Vater“, sagte Claude lächelnd. Fragend sah Sebastian ihn an. „Wie lange kennen wir uns schon? Vertrau mir, ich weiß es. Außerdem fühlt Ciel sich offensichtlich sehr wohl bei dir.“

Warm lächelnd sah Sebastian den Jungen in seinen Armen an. Er würde ihn adoptieren. Sein Herz quoll beinahe über vor Liebe für diesen Jungen. Ihm war durchaus bewusst, dass es nicht so einfach war, ein Kind zu adoptieren. Zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nicht, was da auf ihn zukommen würde.
 

Während der Heimfahrt warf Sebastian einen Blick in den Rückspiegel. „Hattest du heute Spaß?“, fragte er. „Ja!“, antwortete Ciel gut gelaunt. Nachdem er mit der Umgebung und den neuen Menschen warm geworden war, hatte er ausgelassen mit Alois und Luka gespielt. Sebastian war froh, dass Ciel, trotz der traumatischen Erlebnisse und dem Verlust seiner Eltern, noch Kind sein konnte. Er könnte genauso gut apathisch durchs Leben gehen und jegliche Freude verloren haben.

Als Sebastian in der Tiefgarage des Hochhauses, in dem sie wohnten, parkte, war er sich sicher, Ciel würde schon tief und fest schlafen. Es war schließlich ein aufregender Tag gewesen, er hatte viel gespielt und dazu die Autofahrt … Doch als er die Autotür öffnete, sahen ihm zwei große, blaue Augen wach entgegen. Verdutzt starrte Sebastian Ciel einen Moment an, bevor er ihm aus dem Auto half. Kaum hatte er das Auto ausgeladen und abgeschlossen, da hüpfte Ciel auch schon gut gelaunt vor ihm her Richtung Fahrstuhl. Innerlich seufzte Sebastian tief. Er selbst war wirklich müde und hatte jetzt wenig Lust, einen aufgedrehten Ciel ins Bett zu kriegen. Dieser hüpfte von einem Bein aufs andere, während er vor dem Fahrstuhl wartete und fragte ungeduldig: „Wo bleibst du denn?“ „Ich bin doch schon da“, sagte Sebastian schmunzelnd. „Wieso bist du denn so ungeduldig?“ Daraufhin schaute Ciel verlegen zu Boden und sagte leise: „Ich muss mal.“ Ehe Sebastian antworten konnte, ertönte ein leises „Pling“, das die Ankunft des Fahrstuhls ankündigte. „Wir sind gleich daheim. Kannst du es so lange noch halten?“ Für Sebastian war es eher eine rhetorische Frage, doch auf Ciels Kopfschütteln entgleisten ihm kurz die Gesichtszüge. So ungeduldig wie noch nie starrte er auf die Anzeige, die, für seinen Geschmack viel zu langsam, die Stockwerke hoch zählte. „Wir sind gleich da“, sagte er beruhigend. „Wieso bist du nicht auf die Toilette, bevor wir gegangen sind?“ Eine durchaus berechtigte Frage, wie er fand. „Da musste ich noch nicht.“

Endlich ertönte wieder das leise „Pling“ und die Fahrstuhltüren glitten auf. In Zeitlupe. Vor Sebastians geistigem Auge war Ciels Hose schon nass, doch dieser riss sich tapfer zusammen. Ohne weiter darüber nachzudenken schnappte sich Sebastian den Jungen mit der freien Hand und eilte zur Wohnungstür, die er fahrig aufschloss. Im Hausflur stellte er hastig alles ab, nahm Ciel und zog schon auf dem Weg zum Bad die Hose runter. Es wäre zwar kein Drama, würden sie es nicht rechtzeitig schaffen, aber für Ciel wäre es sicherlich unangenehm. Erleichtert atmete Sebastian aus, als er den Jungen noch gerade rechtzeitig über der Toilette hielt.
 

Nach dem Händewaschen schickte er Ciel zum Zähneputzen und räumte erst mal die Sachen, die er im Flur zurück gelassen hatte, weg. Nachdem Sebastian auch endlich bettfertig war, schaltete er noch alle Lichter aus und kroch erschöpft ins Bett. Dort wurde er schon ungeduldig erwartet. Ciel saß aufrecht und scheinbar hellwach in der Mitte und schaute ihn erwartungsvoll mit seinen großen, blauen Augen an. Innerlich stöhnte Sebastian leidend auf. Er wollte nur noch schlafen. Kaum berührte sein Kopf das Kissen, hörte er die Decke leise rascheln. In dem Moment, in dem Sebastian sagen wollte, dass es Zeit war zu schlafen, bekam er ein feuchtes Küsschen auf die Wange und im nächsten Moment spürte er, wie Ciel verlegen sein Gesicht an Sebastians Brust versteckte. Wärme breitete sich in ihm aus und er drückte den Jungen noch ein wenig enger an sich. Dieser war zum Glück auch bereit, ins Land der Träume zu gehen und wollte nicht, wie Sebastian befürchtet hatte, noch spielen.
 

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Sebastian hat also entschieden, Ciel zu adoptieren. Das nächste, und letzte, Kapitel heißt dann auch "Adoption".



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