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Kill this Killing Man (III)

Ein neuer Anfang
von

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House of fire

004) House of fire
 

Es wurde langsam ungemütlich draußen. Als sie ihre Bücher zuschlugen, um ins Haus zu gehen, tauchte José neben ihnen auf. „Danke Dean, ich hatte noch nicht mal Gelegenheit mich für heute Vormittag zu bedanken und für vorhin. Das war … Warum stellst du dich vor mich? Jetzt wird Bender dir das Leben schwer machen!“

„Soll er´s halt versuchen. Ich weiß mich zu wehren.“ Dean grinste breit. „Gern geschehen.“ Er überlegte kurz. „Willst du nachher mitkommen? Wir wollen in den Pup ein oder zwei Bier trinken.“ Dean schaute kurz zu Chris. Der nichts gegen eine Verstärkung ihres „Teams“ hatte.

„Gerne!“

„Okay. Wir holen dich so gegen acht ab“, sagte Dean und ging hinein. Chris folgte ihm.

Im Zimmer ließ sich Dean auf sein Bett fallen. Er schlug sein Buch wieder auf und las die Seiten noch einmal. Chris folgte dem Beispiel seines Zimmerkameraden.

Die Stille wurde von Deans Handy unterbrochen. Er warf einen kurzen Blick aufs Display und nahm mit einem Lächeln ab.

„Hey,“, grüßte er, „dass nenne ich jetzt mal Rettung durchs Klingeln.“

„Warum?“, wollte Sam wissen.

„Ich hocke hier vor trockenen Vorschriften.“

„Ich könnte Sozialkunde bieten. Wir schreiben morgen eine Klausur.“

„Das klingt nicht nach meinem Kompetenzbereich und die Klausur habe ich auch im Angebot.“

„Soweit ich das mitbekommen habe, hast du dich in den letzten Monaten sehr gut in dieses Thema eingearbeitet.“

„Meinst du?“

„Meine ich. Und sonst? Bei uns gibt’s nichts Neues und bei dir?“

„Auch alles beim Alten.“

„Gut“, sagte Sam zufrieden. Ihr abendliches Telefonieren war ihm eine lieb gewonnene Routine geworden, auch wenn sie sich oft kaum etwas zu erzählen hatten. Einfach nur die Stimme des Anderen zu hören und zu fragen, wie es ihm ging, tat gut und hielt sie zusammen. „Dann sei so fleißig wie ich es bin.“

Dean prustete leise. „Gute Nacht, Sammy.“

„Gute Nacht, Dean!“

Dean legte auf, wandte sich wieder seinem Buch zu.

Chris starrte zum anderen Bett hinüber. Wer war dieser ominöse Sam. Ja, Dean hatte ihm erklärt, dass er sein Bruder wäre, erzählte aber sonst nicht viel von ihm, nur dass er aufs College ging und das sie eine schwere Kindheit hatten. Aber welcher erwachsene Mann telefonierten fast täglich mit seinem Bruder, egal wie sehr sie als Kinder aneinander gehangen haben mochten?!? War Dean bisexuell? Waren sie ein festes Paar? Aber warum stand Dean dann nicht dazu? Er machte sonst nicht den Eindruck, sich etwas verbieten zu lassen, wenn er davon überzeugt war, dass es richtig war. Außerdem machte Dean ganz und gar nicht den Eindruck auf Männer zu stehen. Er flirtete mit allem was weiblich war und gut aussah.

Noch so ein winchestersches Mysterium.

Er warf noch einen Blick auf Dean und wandte sich wieder seinem Buch zu, bis sie kurz vor acht alles weglegten und sich für den Pup fertig machten.
 

Im Licht der untergehenden Sonne betrat Dean am nächsten Abend ihr Wohnheimzimmer. Wieder einmal hatte er den Hörer am Ohr.

„Ich hab was zu essen mitgebracht“, rief er in den Raum, um sich gleich wieder seinem Gesprächspartner zuzuwenden. „Wie war deine Klausur?“ Er stellte die Tüten auf den Tisch.

„Soweit ganz gut, denke ich. Und deine?“

„Ich mag dieses ganzen Vorschriften und das Rechtszeug nicht.“

„Du sollst es ja auch nicht mögen, nur wissen.“

„Das brauche ich nie wieder“, maulte der Ältere. „und wenn, habe ich ja dich!“

„Ich könnte als befangen gelten, wenn ich meinen Bruder verteidigen will, und deshalb nicht zugelassen werden“, gab Sam zu bedenken.

„Die Welt ist ungerecht!“, erklärte Dean mit gespielter Überzeugung. Er ließ sich auf seinen Stuhl fallen. Der gab ein leises Ächzen von sich und Dean verdrehte seine Augen, während Chris schon mit Besteck zum Tisch kam.

„Ich muss Schluss machen“, erklärte Dean. „Wir wollen essen.“

„Werdet ihr nicht vollversorgt?“

„Nicht wirklich. Frühstück und Mittag ja, abends gibt’s eher Sandwiches aus dem Automaten, also holen wir uns oft was.“

„Dann lasst es euch schmecken!“, wünschte Sam und legte auf. Auch er würde bald etwas bekommen. Bobby war schon vor einer Weile in der Küche verschwunden. Er legte seine Bücher weg und ging nach unten, um wenigstens den Tisch zu decken. Vielleicht würde ja auch Jody noch zu ihnen stoßen.
 

Endlich sollten die angehenden Feuerwehrmänner Kontakt zu richtigem Feuer haben. Nach den unendlichen, trockenen Trainingseinheiten, die sie dafür absolviert hatten, waren sie alle, trotz Atem- und Pulskontrolle regelrecht hibbelig. Ihrer Meinung nach hatten sie viel zu lange nur Theorie gepaukt und selbst die Übungen unter Atemschutz die Kriechstrecke entlang zu robben oder im verrauchten Container hockten, waren kein vollwertiger Ersatz für das gewesen, was sie doch alle wollten, weswegen sie hier waren.

Jeder wollte der Erste sein, auch wenn er nur durch diese Lagerhalle laufen und dem Feuer ausweichen sollte. Die Ausbilder ließen sich von diesem Ameisenhaufen nicht aus der Ruhe bringen und schickten ihre Schützlinge in einer willkürlichen Reihenfolge ins Feuer.

Endlich war Dean dran. Er atmete tief ein und trat in die Halle. Kaum hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, schien sich seine Aufregung zu legen. Innerlich vollkommen ruhig sah er sich um. Gefühlt kam das Feuer von überall, auch von der Decke. Hitze umschloss ihn.

Mom klebte an der Decke, Blut tropfte aus ihrem Bauch, Feuer verbrannte sie ...

Er schüttelte den Kopf, um das Bild loszuwerden. ‚War wohl doch keine so gute Idee, Feuerwehrmann werden zu wollen, bei meiner Vorgeschichte’, überlegte er. Abgesehen davon hatte er Mom nie an der Decke hängen gesehen, nur Jess. Aber der gedankliche Weg von Jess zu Mom war nun wirklich nicht weit!

Energisch schob er diese Erinnerungen beiseite.

Noch einmal schaute er nach oben. Nichts. Natürlich war da nichts! Langsam blickte er sich um, als ihn ein Gedanke regelrecht überfiel. Das Feuer lebte! Wieder blickte er durch die Halle. Es schien zu atmen, sich auszubreiten und zurückzuziehen. Es lauerte darauf, dass er Fehler machte. Da konnte es lange warten!

Dean holte tief Luft und lief los. Er überließ sich ganz seinen Instinkten, die ihn genau an den richtigen Stellen ausweichen oder sich ducken ließen.

Im Kontrollraum wachten die Ausbilder für die praktischen Übungen und der Schulleiter das Geschehen.

„Den sollten Sie im Auge behalten“, sagte Captain Talbot. “Der scheint vielversprechend.”

„Wir werden sehen“, wandte Captain O´Leary ein. „Aber er macht sich auch im theoretischen Unterricht gut.“
 

Von diesem Tag an, gingen die angehenden Feuerwehrmänner jeden Tag durch das Feuer.

Sie lernten, sich in vollkommen verrauchten Räumen zu orientieren, sie krochen in voller Ausrüstung durch dunkle, verrauchte Gänge, ohne zu wissen wann oder wo das Feuer auf sie wartete. Manchmal war es harmlos, meistens jedoch brachte es sie an ihre Grenzen, körperlich genauso wie geistig.

Und doch konnte sich Dean nichts anderes vorstellen, was er bis an sein Lebensende machen wollte. Diese Herausforderungen waren genau das Richtige für ihn, wären da nicht die Nächte, die ihm schlimmer zusetzten, als es das Feuer konnte.
 

Mom klebte unter der Decke, Blut tropfte aus ihrem Bauch, Feuer verbrannte sie. „Nimm deinen Bruder und lauf Dean, lauf so schnell du kannst“

Lisa klebte an der Decke, Blut tropfte aus ihrem Bauch.

„Du versuchst mit aller Macht deine Familie zusammenzuhalten, aber die Wahrheit ist, sie brauchen dich nicht, nicht so wie du sie brauchst!“

Sam klebte an der Decke. Er starrte zu ihm hinab. „Hilf mir, Dean“, wisperte er.
 

„SAM!“ Dean schreckte, von seinem eigenen Aufschrei geweckt, hoch. Er setzte sich auf, umschlang seine Schienbeine, legte das Kinn auf die Knie und starrte orientierungslos gegen die Wand. Wieder dieser verdammte Albtraum, der langsam aber stetig seine nervlichen Reserven auffraß und ihn aushöhlte. Er ließ sich zur Seite kippen und rollte sich wie ein Embryo zusammen. Tränen liefen in sein Kissen. ‚Warum denn immer wieder dieser Alptraum. Es gab doch weiß Gott genug andere in seinem Leben, die nichts mit Feuer zu tun hatten!’ Er schnaubte leise. Gerade deshalb träumte er ja nur diesen! Leise schälte er sich aus seinem Bett und zog sich an. An Schlaf war eh nicht mehr zu denken und er brauchte Bewegung! Leise schlich er nach draußen.

Er hätte auch wie eine Horde Büffel aus dem Zimmer stürmen können, es wäre egal gewesen. Chris war schon vor ihm wach. Er wollte gerade aufstehen und Dean wecken als der von selbst schreiend aufgewachte. Er machte sich Sorgen. Seit Tagen hatte der Freund Alpträume, über die er nie sprach. Dean hatte davor schon hin und wieder mal unruhiger geschlafen, aber das tat wohl jeder. Die Bilder, die sie in ihrer Ausbildung sehen mussten, waren nicht ohne. Allerdings fraßen Dean diese Albträume auf und er sah verdammt schlecht aus, denn er schlief viel zu wenig.

Schnell zog sich Chris seine Jacke über und folgte Dean. Seit diese Träume gekommen waren, schlich der Winchester sich immer wieder nachts davon und jetzt endlich wollte Chris wissen wohin.
 

Bislang war Dean nur durch die Gänge gelaufen, doch das reichte ihm nicht mehr. Er brauchte viel mehr Bewegung. Er hatte Sam, immer wenn der joggen gegangen war, für verrückt erklärt. Durch die Dunkelheit hetzen, wenn man friedlich in seinem Bett liegen konnte. Jetzt verstand er ihn. Er fand ein Toilettenfenster im Erdgeschoss, durch das er klettern konnte.

Nur kurz schaute er sich um. Der Mond beleuchtete das Gelände und zeigte ihm den Wald, der hinter der Schule begann. Er rannte los.

Kaum hatte er die ersten Bäume hinter sich gelassen, verschluckten die Kronen das Licht fast vollständig. Das konnte ihn jedoch auch nicht dazu bringen, seine Geschwindigkeit zu drosseln. Seine Augen hatten sich im Laufe seines Lebens als Jäger daran gewöhnt. Vielleicht wollte er aber auch, dass ein Ast oder eine Wurzel seinen Lauf stoppten. Kurz nachdem er aus dem Koma aufgewacht war, hatte er begriffen, dass Schmerzen seine Wut dämpften konnten, dass sie von Gefühlen ablenkten und Ablenkung brauchte er jetzt dringend. Also hetzte er weiter, ohne darauf zu achten wohin er trat.

Das war Chris´ Glück. Ohne die Geräusche, die Dean machte, hätte er ihn schon lange verloren.

Immer wieder blieb er stehen, um zu lauschen, wo der Freund war, bevor er ihm weiter folgte.

Auf einer kleinen Lichtung blieb Dean stehen und starrte in den Himmel.

‚War es nicht schon schlimm genug Mom auf diese Weise zu verlieren? Warum muss ich es immer wieder sehen? Haben wir nicht schon genug gegeben? Warum darf ich nicht einfach mal glücklich sein?‘, ging es ihm durch den Kopf.

„Warum?“, brüllte er in die klare Nacht und bekam keine Antwort. Sein Herz hämmerte in seiner Brust und seine Nerven vibrierten. Vollkommen am Ende lief er weiter, bis er vor einer mächtigen Eiche stand. Er legte die Hände gegen den rauen Stamm.

Wie unter Zwang ballte sich seine Rechte zur Faust und er begann sie gegen den Stamm zu rammen. Wieder und wieder schlug er zu, bis Knöchel knirschten. Die Haut platzte auf, doch der Schmerz brachte nicht die erhoffte Erleichterung.

Er sackte vor dem Baum in die Knie. Tränen rannen über seine Wangen. So sehr er es auch wollte, gerade fühlte er sich von diesem Beruf und diesem Leben restlos überfordert. Eine Jagd wäre jetzt wohl genau das, was ihn in seinem Leben wieder erden würde. Wenn wenigstens Sam hier wäre!



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