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Kill this Killing Man (III)

Ein neuer Anfang
von

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I am lonly

003) I am lonly
 

„Wollen wir noch was essen gehen oder fahren, bevor wir uns die trockene Kost antun? Gleich hinter dem Park gibt´s einen Diner.“ Fragend schaute Chris zu seinem Mitstreiter.

Bevor Dean antworten konnte, knurrte sein Magen.

Chris grinste breit während Dean die Augen verdrehte und nickte. Das sollte er seinem Magen dringend abgewöhnen!
 

Gesättigt betraten sie am Nachmittag nacheinander das Klassenzimmer und setzen sich in eine der mittleren Bänke.

Im Gegensatz zu dem Lehrgang vor vier Monaten, war Dean jetzt nicht sonderlich nervös. Damals hatte er von Nichts eine Ahnung und überhaupt keine Vorstellung von dem, was auf ihn zukommen könnte. Das sah jetzt schon mal ganz anders aus. Vielleicht spielte aber auch Chris an seiner Seite eine Rolle? Das Wissen, jemanden an seiner Seite zu haben, dem es genauso ging, beruhigte ungemein. In aller Ruhe schaute er sich um.

Nach und nach trudelten die noch fehlenden Kursteilnehmer ein und wurden von den schon anwesenden neugierig beäugt.

Zwei Männer in Feuerwehruniform betraten den Raum. Sofort kehrte eine Stille ein, dass man die berühmte Stecknadel hätte fallen hören. Alle starrten auf die Männer, die sich als ihre Lehrer, Captain Talbot und Captain O´Leary, vorstellten.

An diesem Nachmittag bekamen sie ein grob umrissenes Bild über die Einsatzmöglichkeiten eines Feuerwehrmannes. Sie klärten das Organisatorische und wurden dann, mit einer kurzen Hausaufgabe bis zum nächsten Morgen entlassen.

Chris und Dean gingen in ihr Zimmer und ließen sich auf ihre Betten fallen.

„Woher kommst du eigentlich?“, wollte Chris wissen.

„Von überall und nirgendwo.“

„Was heißt das denn?“

„Ich bin in Lawrence, Kansas geboren worden. Meine Schulen kann ich nicht zählen, die verteilten sich auf das ganze Land. Wenn ich ein Zuhause habe, dann würde ich Sioux Falls als das bezeichnen“, gab Dean freimütig seine Vergangenheit preis.

„Und wie kommst du nach Indiana?“

„Mein Bruder wird ab September in Bloomington studieren. Wir dachten, wenn ich Feuerwehrmann werden will, könnte ich mich gleich da bewerben. Dass ich den Aufnahmetest bestehe, hatte ich gehofft und dass ich genommen werde auch. Dass ich allerdings sofort anfangen kann, damit konnte keiner rechnen.“

„Dein Bruder ...?“

Noch bevor Dean antworten konnte, klingelte sein Handy.

„Sammy, hey. Ich wollte nur Bescheid geben, dass ich angekommen bin, aber du warst ...“, begann er, kaum dass er das Gespräch angenommen hatte.

„Ich bin in der Bibliothek versackt“, antwortete der jüngere Winchester.

„In der Bibliothek?“, Dean grinste. „Du hast doch noch frei!“

„Ja, schon. Ich wollte für einen meiner Kurse was suchen und dabei ist uns das teilweise doch chaotische System so richtig aufgefallen und wir haben beschlossen, endlich mal ein neues System reinzubringen.“

„Vielleicht solltest du Bibliothekar werden und kein Anwalt.“

„Nee, lass mal“, grinste Sam. „Das ist eher Bobbys Job.“

„Wie geht’s ihm und Jody? Lassen sie dich lernen oder missbraucht dich Bobby für seinen Kram?“

„Alles gut, Dean. Wir vermissen dich!“

Dean blinzelte kurz. „Ich auch“, nuschelte er heiser.

„Passt auf euch auf!“

„Du auch!“

Dean wünschte Sam noch einen gemütlichen Abend und eine gute Nacht und legte auf.

„Deine Freundin?“

„Mein kleiner Bruder“, antwortete Dean.

„Kleiner Bruder? Der, der studieren will? Das klang eher nach Partner, als nach Bruder.“

„Das ist eine verdammt lange Geschichte“, begann Dean seine Erklärung. „Ich habe ihn aufgezogen, weil unserem Vater immer andere Dinge wichtiger waren, als seine Kinder. Ich war für ihn verantwortlich und ich fühle mich immer noch für sein Wohl zuständig.“

Chris hatte schon Luft geholt, um weiter nachzubohren, doch bei Deans letztem Satz ließ er die Luft ungenutzt wieder herausströmen. Das war wohl noch kein Gespräch für den ersten Tag.

„Dein Bruder will in Bloomington studieren? Warum gerade da?“

„Sam hat sich an vielen Unis beworben. Bloomington hat ihn genommen.“

„Ihr scheint ein ziemlich bewegtes Leben zu haben?“, fragte Chris neugierig.

Dean überlegte, was konnte er erzählen? Was wollte er schon am ersten Abend preisgeben? Er entschied sich für die Lightversion ihres Lebens. Dann wäre das ein für alle Mal vom Tisch. „Wie schon gesagt, wir wurden in Lawrence, Kansas geboren. Mom starb sehr früh. Das hat unserem Vater wohl den Boden unter den Füßen weggezogen. Er zog mit uns von Ort zu Ort. Wir waren nirgendwo lange und immer nur auf uns gestellt.

In den letzten Monaten haben wir bei unserem Onkel in Sioux Falls gelebt. Ich habe einen Lehrgang als Rettungssanitäter gemacht und Sam wollte sein letztes Collegejahr machen und dann Jura studieren. Er hat hier einen Studienplatz bekommen und wo Sam hingeht, gehe auch ich hin.“

„Ihr hängt ziemlich aneinander, kann das sein? Ich meine, in deinem Alter geht man doch eher seine eigenen Wege, oder?“

„Wir sind alles, was wir an Familie haben“, erwiderte Dean und holte demonstrativ sein Buch hervor.

Chris musterte ihn noch eine Weile stumm und grübelte über das Gehörte nach. Doch er kam zu keinem Ergebnis, also nahm auch er sein Buch.
 

Das Lernen gestaltete sich in den folgenden Tagen und Wochen ähnlich, wie die Ausbildung zum Sanitäter, die Dean ja gerade erst hinter sich gebracht hatte. Wie da auch, arbeitete er hier konzentriert mit. Es machte ihm Spaß neues Wissen zu sammeln. Sogar das Lesen hatte seinen Schrecken verloren und das war eine Tatsache, die ihn, als er sich ihrer so richtig bewusst wurde, wohl am meisten erstaunte.

Deans theoretische Leistungen pendelten sich im oberen Drittel der Klasse ein und nicht nur einmal war er sogar einer der Besten. Das überraschte ihn fast noch mehr, als die Sache mit dem Lesen. Er hatte sich nie für sonderlich intelligent gehalten, auch wenn ihm einige Lehrer etwas anderes beweisen wollten. John war Schulwissen nur wichtig, wenn es für die Jagd relevant sein konnte und er hatte dieses Mantra übernommen. Erst während seiner Amnesie hatte ihm Lernen Spaß gemacht, was er aber auf das Fehlen von Allem an Wissen geschoben hatte. Jetzt wurde er endgültig eines Besseren belehrt.

Seine angehenden Kollegen respektierten ihn, vielleicht auch, weil er sich nie in den Mittelpunkt drängte. Nur wenn er direkt aufgefordert wurde mitzumachen, war er mittendrin.

Es gab nur einen in seiner Klasse, dem er ein Dorn im Auge zu sein schien. Martin Bender, ein 22-jähriger Heißsporn, der direkt vom College kam und das Epizentrum seines eigenen Universums war. Jeder, der diese Weltanschauung, selbst unbewusst, unterwanderte, wurde von ihm zur unerwünschten Person ernannt.

Mindestens einmal in der Woche gingen Chris und Dean in einen Pup auf ein paar Bier. Chris fand sehr schnell heraus, dass er mit Dean nicht nur den Abend für lau trinken konnte, sondern den Pup fast immer auch mit mehr Geld verließ als er ihn betreten hatte, wenn er beim Pool nur auf den Winchester setzte.

Nur die Wochenenden mochte Dean überhaupt nicht, denn die waren einsam. Klar konnte er in den Pup gehen und ausschlafen, doch er vermisste Sam. Er vermisste seinen Bruder, der ihn kannte, mit dem er sich auch wortlos austauschen konnte und der einfach wusste, wann es ihm wie ging.

Sam genoss das Familienleben, dass er jetzt zum ersten Mal so richtig erlebte, denn irgendwie waren Bobby und Jody schon wie Eltern. Hin und wieder half er Bobby im Büro, arbeitete am Jägernetz, doch die meiste Zeit arbeitete er für seinen Abschluss und ließ sich verwöhnen.

Jeden Abend telefonierte er wenigstens kurz mit Dean, der ihn nicht nur einmal um sein Leben in Sioux Falls beneidete, es ihm aber auch von Herzen gönnte.

So vergingen die Wochen.

Inzwischen war es März geworden.

Sams Mitschüler waren mit ihren Gedanken fast nur noch beim Spring-Break. Viele wollten nach Miami, um da ausgiebig zu feiern. Für Sam war das nichts. Er hatte überlegt, ob er nicht zu Dean nach Vincennes fahren sollte, doch Dean winkte ab, als er ihn fragte.

„Für ein Wochenende lohnt sich die Fahrt nicht“, erklärte er.

„Ich kann fliegen, Dean“, lachte Sam.

„Kannst du. Aber ich muss für eine Zwischenprüfung lernen und nur abends mit dir in den Pup? Dafür lohnt es sich echt nicht. So gerne ich mal wieder was mit dir unternehmen würde, willst du wirklich für ein paar Stunden Zeit zusammen herkommen?“

Letztendlich entschieden sie, dass sie sich erst in Bloomington treffen würden, wenn sie beide mit ihrer Schule fertig waren.

Am Abend nach diesem Gespräch, verschwand Dean wortlos im schuleigenen Schwimmbad und kam erst zwei Stunden später zurück, nur um gleich darauf im Bett zu verschwinden und in einen komatösen Schlaf zu fallen. Auch in den nächsten Tagen schaffte es Chris nicht, die genaue Ursache für diesen Schwimmmarathon herauszufinden.

Und schon bald gab es andere Gesprächsthemen.
 

Sobald es das Wetter zuließ, trafen sich die angehenden Feuerwehrmänner, auf dem Platz vor ihrem Wohnheim, auf dem unter ein paar Bäumen Bänke standen.

So war es auch an diesem lauen Abend.

Für den nächsten Tag stand eine Klausur auf dem Plan. Einige lernten oder fragten einander ab, aber es gab auch schon Feuerwehrschüler, die ihre Bücher beiseite gelegt hatten und sich unterhielten oder rauchten und Martin Bender schikanierte José, den Kleinsten der Klasse.

José hatte sich vor ein paar Tagen das Knie verdreht und immer noch Schwierigkeiten bei den sportlichen Tests. Aber er wollte nicht aufgeben. Heute wäre diese Verletzung allerdings fast sein Aus gewesen. Sie mussten in voller Ausrüstung einen Hindernisparcours absolvieren. Dean, Chris, Martin und einige andere waren schon fertig, als José die Strecke in Angriff nahm. Er scheiterte am dritten Hindernis, versuchte es erneut und scheiterte wieder. Auch beim dritten Versuch sah es nicht besser aus. Jetzt blieb nur noch ein Versuch, seine letzte Chance. José war verzweifelt. Er wollte so gerne Feuerwehrmann werden. Doch jetzt würde er rausfliegen. Er versuchte sich zu konzentrieren und atmete tief durch.

Dean stand auf. Er nahm sich seine Ausrüstung und stellte sich neben José. Mit ihm zusammen bewältigte er die Strecke noch einmal. Er feuerte ihn an, gab José kleine Tipps wie er mit dem lädierten Knie einfacher über die Wand kam und zog ihn beim Laufen mit. Er trieb ihn regelrecht über die Ziellinie.

José ließ sich hinter der Ziellinie auf den Boden fallen. Tränen der Freude und Dankbarkeit standen in seinen Augen. Er hatte es gerade so geschafft.

Die ganze Klasse hatte ihn auf den letzten Metern frenetisch angefeuert, nur Martin nicht.

Jetzt hatte Martin ihn unter Beschuss genommen. Er nannte ihn eine Schande für die Klasse und die Feuerwehr im Allgemeinen und forderte ihn auf, endlich die Konsequenzen seines Unvermögens zu ziehen und die Schule zu verlassen. José zog den Kopf ein. Er hatte bestanden! Er wollte nicht gehen. Doch so überfahren zu werden, war wie ein Schlag in die Magengrube. Ihm fehlten die Worte.

Dean kam die Eingangstreppe herunter und ging auf Martin zu.

„Such dir einen in deiner Größe, den du rumschubsen kannst“, sagte er ruhig und wollte zu Chris, der neben der Eiche stand.

„Etwa dich?“ Martin vertrat ihm den Weg und schlug ihm das Buch aus der Hand.

Sofort starrten alle auf die Beiden. Deans Blick schien eisige Pfeile zu schießen, doch er sagte nichts. Er würde sich hier nicht provozieren lassen. Er würde sich nicht prügeln. Warum auch? Dieser Möchtegern war es nicht wert! Er zuckte schweigend mit den Schultern.

Martin kochte. So behandelte ihn niemand! „Morgen nach dem Unterricht in der Sporthalle. Ich mach dich fertig“, fauchte er.

Dean legte den Kopf schief. „Nur weil du ein Problem mit dir und deinem Selbstwertgefühl hast, werde ich mich nicht mit dir prügeln“, erklärte er ruhig, hob sein Buch auf und ging die Treppe hinunter.

Bender schnaufte. Mit seinem Blick versuchte der dem Winchester Löcher in den Rücken zu brennen. Wie konnte der ihn einfach so stehen lassen? Niemand ignorierte ihn! Er rannte die Treppe hinunter und versuchte diesen respektlosen Schnösel von hinten anzugreifen.

Deans Instinkt reagierte wie früher. Er ließ das Buch fallen, drehte sich um, packte mit seiner Linken Benders rechtes Handgelenk, langte mit der Rechten um seinen Angreifer herum und griff dessen Hosenbund. Benders eigenen Schwung ausnutzend hebelte er ihn aus.

Noch bevor der wusste, wie ihm geschah, lag Bender vor Dean auf dem Boden, auf dem Rücken.

„Wegen so eines aufgeblasenen Gernegroß handle ich mir keinen Verweis ein“, funkelte Dean ihn an. „und um mich zu überrumpeln musst du schon eher aufstehen!“ Er sammelte sein Buch vom Boden auf und trottete zur Eiche. Dort machte er es sich auf der Bank gemütlich. Sofort war Chris an seiner Seite.

„Jetzt hast du ihn dir endgültig zum Feind gemacht!“, erklärte der Kamerad leise, aber eindringlich.

„Sollte ich auf seine kindische Forderung eingehen?“

„Nein, natürlich nicht. Ich meinte ja nur, dass du jetzt noch besser auf deinen Rücken aufpassen musst.“

„Wenn er sich immer so ankündigt wie eben, komme ich damit klar.“

„Das eben … Das war Wahnsinn! Wo hast du so zu kämpfen gelernt?“

„John … mein … Vater“, Dean verzog das Gesicht, „er wollte, dass wir auf alles vorbereitet sind. Er war im Vietnam-Krieg Marine. …“ Dean zuckte mit den Schultern. Er wollte nicht darüber reden und schlug sein Buch auf.

Chris nickte kurz. Er kannte seinen Mitbewohner inzwischen so gut, dass er wusste, dass der nichts mehr sagen würde und akzeptierte das. Auch er begann zu lernen.



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