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Das Bluterbe der Youkaifürsten

Fortsetzung zu "Die Blutfehde der Youkaifürsten"
von

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Die Prophezeiung

„Was soll das bedeuten?“, stellt Inu Yasha die beunruhigte Frage, „Wer ist dieser Kerl?“

Die alte Hündin blickt würdevoll auf ihn herab. „Das ist eine lange Geschichte und eine sehr spannende noch dazu.“ Sie wendet Sesshomaru den Kopf zu. „Dein Vater konnte sie gar nicht oft genug hören“, meint sie mit einem leichten Schmunzeln, „Als kleiner Junge kam er mich häufig besuchen, damit ich sie ihm erzähle.“

„Vater kannte die Geschichte?“, nun zeigt sich doch leichte Verwunderung im Gesicht des Daiyoukais ab.

„Dein Vater kannte die ganze Geschichte“, bestätigt die Riesenhündin, „Sogar als junger Mann kam er noch immer gern vorbei, um sie zu hören. Er verstand es ziemlich gut mir zu schmeicheln“, sie lächelt gedankenversunken.

„Was ist das für eine Geschichte?“, will Sesshomaru wissen.

„Es ist nichts weniger als die Geschichte unseres Volkes“, antwortet die alte Dämonin würdevoll.

„Ich kenne die Geschichte“, behauptet Sesshomaru etwas unwirsch, „Darin kommt niemand vor, auf den diese Beschreibung passt.“

Nun kommt die gewaltige Schnauze der Youkai wieder gefährlich nah an ihn heran. „Weil du nur die verstümmelte Version kennst, die sich unter den Leuten deines Clans verbreitet hat. Die ursprüngliche Geschichte geht noch um einiges weiter.“

„Warum wurde sie nicht vollständig weitergegeben?“, diesmal meldet sich Kagome behutsam zu Wort.

Kamukiku schnaubt verdrießlich. „Weil die Führer unserer Völker Dummköpfe sind! Aus Feigheit und Stolz haben sie beschlossen, dass die Geschichte sich niemals verbreiten dürfte und sie haben verboten, sie irgendjemandem zu erzählen.“

„Warum?“, fragt Inu Yasha nun, „Was ist denn so schlimm daran? Weshalb wollten sie denn nicht, dass man davon erfährt?“

Die alte Youkai wendet dem Hanyou den Kopf zu. „Wegen der Prophezeiung!“, erklärt sie ernst.

„Was für eine Prophezeiung?“, fragt der Hanyou irritiert.

Nun mustert die riesige Hündin die kleine Gruppe vor sich eingehend. Schließlich sagt sie: „Ich vermute, ihr habt schon einmal das geflügelte Wort gehört, dass Youkaikinder, die aus Liebe gezeugt wurden, nichts taugen.“ Verhaltenes Nicken ist die Folge. „Nun“, fährt die Riesenhündin herablassend fort, „dieses Gerücht wurde nur in Umlauf gebracht, um von der Prophezeiung abzulenken.“

„Aber wieso?“, fragt Kagome verwundert.

„Ich schätze, damit niemals jemand auf die Idee kommt, sich eines Gefühls wegen fortzupflanzen“, meint Kamukiku verächtlich, „Törichte Narren! Als wenn man so was damit verhindern könnte. Auch trotz dieser Gerüchte, kommt es selbst heute immer noch gelegentlich vor.“

„Aber warum das alles?“, fragt Kagome weiter, „Was sagt denn die Prophezeiung?“

Nun hebt die riesigen Hündin erhaben den Kopf. „Sie besagt, dass die drei Clans des Ostens, des Westens und des Nordens für alle Zeit dazu verdammt sind, miteinander in Feindschaft zu leben. Lediglich der Clan des Südens wird die drei kämpfenden Clans ihrer Fehde überlassen und auf den Tag des Friedens warten. Vorher wird er keinen ihrer Kämpfer in seinem Reich dulden. Erst das Kind eines Fürsten dieser Clans, aus Liebe gezeugt, wird in der Lage sein, die Zwietracht zu beenden und die drei Völker wieder zu vereinen. Dieses Kind wird gehasst und verachtet werden, doch es wird Stärke besitzen und die Fähigkeit, selbst Gegner für sich zu gewinnen. Bei den Fürsten jedes Clans wird es Zuneigung finden und es wird die Clans untrennbar miteinander verbinden. Erst dann, wird sich auch der Clan des Südens ihnen wieder anschließen.“

Nach diesen Worten herrscht eine Weile Schweigen. Schließlich meldet sich Kagome zu Wort. „Aber warum soll niemand davon wissen? Wäre es nicht gut, wenn die Clans sich wieder versöhnen würden?“

Nachsichtig wendet Kamukiku sich ihr zu. „Du bist ein Mensch, du verstehst das nicht.“

„Ich verstehe es auch nicht“, ergreift nun Inu Yasha für seine Freundin Partei, „Warum wollten sie nicht, dass es zum Frieden kommt? Wer hat diese blödsinnige Idee überhaupt gehabt?“

Amüsiert schmunzelt die alte Dämonin. „Es waren die Drei Brüder die diesen Entschluss gefasst haben. Von denen hast du vielleicht schon gehört, kleiner Hanyou.“

„Das waren die drei ersten Fürsten der drei Clans“, bestätigt Inu Yasha, „Aber warum wollten sie nicht dass man davon erfährt?“

„Ganz einfach!“, meint Kamukiku, „Weil sie sich gehasst haben. Sie wollten nichts mit den anderen zu tun haben. Sie wollten keinen Frieden.“

Inu Yasha schnaubt auf. „Das muss doch inzwischen schon ewig her sein. Vielleicht denken die Leute der Clans heute ja anders darüber.“

Die riesige Hündin legt sinnend den Kopf schief. „Vielleicht magst du recht haben, kleiner Hanyou. Wenn ich höre, dass der Fürst des Ostclans euch diese Geschichte erzählt hat, ist die Feindschaft zwischen den Clans womöglich nicht mehr ganz so stark. Wer weiß, vielleicht naht tatsächlich langsam die Zeit der Vereinigung. Ihr kennt nun die Prophezeiung. Geht weise mit ihr um!“

„Aber warum streiten sich die drei Clans überhaupt?“, fragt nun Rin neugierig.

Kamukiku wendet ihr den mächtigen Kopf zu. „Das ist Teil der Geschichte.“

„Erzähl sie uns!“, fordert Inu Yasha sie auf.

„Nein!“, meint die alte Hündin entschieden, „Es ist noch nicht die richtige Zeit dafür.“

Nun tritt Sesshomaru einen Schritt vor. Eindringlich blickt er die alte Youkai an. „Kamukiku-sama, ich muss wissen wer dieser Youkai ist. Ich ersuche Euch, sagt es mir!“

Ernst wendet die mächtige Hündin ihm den Kopf zu. „Nein! Ich erwarte zuerst eine Gegenleistung.“

„Was verlangt Ihr, Kamukiku-sama?“, fragt Sesshomaru.

Die alte Youkai erhebt sich nun. „Bringt in Erfahrung, wer das Kind in dieser Prophezeiung ist, dann werde ich euch mehr erzählen.“ Mit diesen Worten wendet sie sich zum Gehen und ohne sich noch einmal umzusehen, verschwindet sie hinter den mächtigen Bäumen.

„Hey, Moment mal!“, ruft Inu Yasha ihr nach. „Das könnte Jahre dauern. So viel Zeit haben wir nicht.“

„Zwecklos“, bemerkt Sesshomaru ungerührt, „Sie wird sich nicht umstimmen lassen.“

„Und dabei willst du es belassen?“, empört sich der Hanyou. „Sie kann uns doch nicht einfach das Wichtigste verschweigen und dann einfach abhauen.“

„Finde dich damit ab!“, gibt Sesshomaru nachdrücklich zurück.

„Und was jetzt?“, fragt Inu Yasha aufgebracht.

„Wir kehren zurück und berichten dem Rat von der Prophezeiung“, antwortet Sesshomaru und dann wendet auch er sich ohne ein weiteres Wort zum Gehen und strebt dem Ausgang des Waldes zu. Kopfschüttelnd folgt Inu Yasha seinem Bruder und gemeinsam macht sich die kleine Gruppe auf den Heimweg.
 

Die Sonne hat längst den Zenit überschritten, als der Palast des Westens wieder in Sichtweite kommt. Auch wenn der Fürst des Westens während des ganzen Weges kein Wort fallengelassen hat, so hat das Inu Yasha und Kagome nicht daran gehindert, gemeinsam mit Kohaku und Rin, eigene Überlegungen anzustellen.

„Da die Clans noch immer getrennt sind, kann sich die Prophezeiung noch nicht erfüllt haben“, meint Kohaku nachdenklich. „Wenn es nicht die aktuellen Fürsten sind, dann müsste es also jemand sein, der noch gar nicht geboren ist.“ Der junge Dämonenjäger runzelt die Stirn. „Ich glaube nicht, dass wir so lange warten können.“

„Vielleicht sollten wir noch einmal versuchen, mit Kamukiku-baba zu reden“, meint Rin, „Sie war doch eigentlich ganz nett. Sie hat selbst gesagt, dass Sesshomaru-samas Vater ihr einfach immer solange geschmeichelt hat, bis sie ihm die Geschichte erzählt hat. Vielleicht können wir sie ja überreden.“

„Ich glaube, das wird nicht gehen“, meint Kagome, „Vermutlich war es sowieso nur ein großer Zufall, dass wir sie dort getroffen haben. Sicher ist sie längst über alle Berge. So schnell finden wir sie sicher nicht wieder.“

„Außerdem, was willst du ihr sagen?“, brummt Inu Yasha, „Wie seidig ihr Fell ist? Wenn sie auch nur halb so stur ist wie Sesshomaru... sagt“, fügt er rasch mit einem flüchtigen Blick auf seinen Bruder hinzu, „dann bekommen wir bestimmt kein einziges Wort aus ihr heraus.“

„Vielleicht gibt es ja auch noch jemanden anders, der die ganze Geschichte kennt“, überlegt Rin.

„Möglicherweise kennt Yaeba sie ja“, stellt Kagome die Vermutung an. Er ist schließlich auch schon ziemlich alt.“

„Wenn er sie kennen würde, meinst du nicht, er hätte sie uns längst erzählt, an dem Abend damals?“, gibt Inu Yasha zu bedenken.

„Wer weiß“, meint Kagome, „Vielleicht hat er sie ja absichtlich verheimlicht.“

„Warum sollte er?“, meint Inu Yasha skeptisch.

„Keine Ahnung!“, zuckt Kagome mit den Achseln, „Vielleicht war er auch der Meinung, dass die Geschichte nicht an die Öffentlichkeit kommen sollte. Man müsste ihn fragen.“

„Du willst allen Ernstes zum Fürsten des Ostclans gehen und ihn bitten, dir ein Märchen zu erzählen?“, fragt Inu Yasha ungläubig.

„Fällt dir etwas Besseres ein?“, gibt Kagome zurück, „Ich wüsste jedenfalls nicht, wie wir sonst so schnell an die Informationen in der Geschichte kommen können. Einen Versuch ist es doch wert.“

„Wir können nicht einfach ohne Erlaubnis in das Gebiet des Ostclans gehen“, bemerkt Inu Yasha energisch, „Du weißt doch sicher noch, was beim letzten Mal passiert ist, als irgendwelche Typen ungefragt über die Grenze gegangen sind.“

Kagome verzieht das Gesicht. „Schon, aber das ist ein Notfall. Ich finde sowieso, dass man die anderen Clans auch über die Situation informieren sollte. Ich glaube nämlich nicht, dass dieser Youkai so freundlich ist und nur hier bei uns bleibt.“

„Kann man sich die Erlaubnis nicht einfach irgendwie holen?“, fragt nun Rin dazwischen.

„Das musst du deinen Vater fragen“, wendet sich Inu Yasha an das Mädchen. Irgendwie macht es ihm eine diebische Freude, seinem Bruder dessen Entscheidung, bezüglich des Mädchens damals, ein bisschen unter die Nase zu reiben.

„Kann ich gerne machen“, meint Rin unverblümt. „Aber nicht jetzt. Jetzt ist er grade mit anderen Sachen beschäftigt und will nicht gestört werden.“, fügt sie etwas leiser hinzu.

„Woher weißt du das?“, fragt Kagome verwundert.

Das Mädchen wirft der jungen Frau einen skeptischen Blick zu. „Ich bin lange genug mit ihm unterwegs gewesen, ich kenne diesen Blick. Am besten man spricht ihn erst mal nicht an.“

„Na, wenn du meinst“, lenkt Kagome ein, „ Aber vielleicht sollten wir ihn wirklich fragen, wie man um eine Audienz beim Ostfürsten bittet. Eine andere Möglichkeit fällt mir gerade auch nicht ein, an die Geschichte zu kommen, solange wir keine Ahnung haben, von welchem Fürstenkind diese Prophezeiung spricht.“

Auf einmal stutzt sie und bleibt unwillkürlich stehen. Ihre Augen weiten sich.

„Was ist?“, fragt Inu Yasha verwundert.

Die junge Frau scheint ihn zunächst gar nicht zu hörten, doch dann blickt sie auf. Sie sieht ziemlich nervös aus. „Ich glaub, mir ist da gerade was eingefallen“, murmelt sie.

„Und was?“, will Inu Yasha ungeduldig wissen.

Nun kommt wieder Bewegung in die junge Miko und mit durchdringendem Blick starrt sie ihren Hanyoufreund an und schließt wieder zu ihm auf.

„Inu Yasha“, meint sie bedeutsam, „Ist dir schon der Gedanke gekommen, dass die Prophezeiung vielleicht... dich meint?“

Der Hanyou reißt entgeistert die Augen auf. „Was mich? Wie in aller Welt kommst du denn auf diese Schnapsidee?“

„Na ja, es wäre doch irgendwie logisch, oder nicht? Du bist ein Fürstenkind und na ja, ich glaube es gibt wohl wenig Zweifel daran, dass du“, sie räuspert sich einmal verlegen, „aus Liebe gezeugt wurdest.“

Völlig baff starrt Inu Yasha seine Freundin an. Er bemerkt nicht, dass sich Sesshomarus Schritte ein wenig verlangsamen.

„Aber... das ist doch Blödsinn!“, stammelt er verdattert, „Ich bin ein Hanyou, kein richtiger Youkai.“

„Die Prophezeiung sagt nichts von einem Youkai“, wendet Kagome ein, „Nur von dem Kind eines Fürsten, und dein Vater war doch ein Fürst.“

„Ja, schon“, wehrt sich Inu Yasha, „Aber was ist mit den ganzen anderen Sachen?“

Die junge Frau legt nachdenklich den Kopf schief. „Mal überlegen. Hass und Verachtung wirst du wohl schon erlebt haben, nehme ich an.“

Inu Yashas Miene wird augenblicklich hart. Düster blickt er zu Boden. „Wer hat das nicht“, sagt er bitter.

„Und stark bist du auf jeden Fall“, lenkt Kagome das Gespräch rasch wieder in angenehmere Bahnen.

„Aber spätestens bei der Zuneigung bei den Fürsten, hört es auf“, brummt Inu Yasha verstimmt.

„Muss gar nicht sein“, entgegnet Kagome. „Ich glaube Yaeba hält eigentlich große Stücke auf dich. Zumindest war er damals ziemlich beeindruckt von deinem Kampfeinsatz. Und Yarinuyuki hat sogar gesagt, dass sie dich ganz gut leiden kann.“

„Womit wir dann beim eigentlichen Problem wären“, meint Inu Yasha schief und weist unauffällig in Sesshomarus Richtung.

Kagome folgt seinem Blick, doch dann meint sie: „Vielleicht täuschst du dich da in ihm. Ich finde, er verhält sich dir gegenüber längst nicht mehr so abweisend wie früher. Ich finde du solltest der Idee eine Chance geben.“

„Und ich finde, wir sollten das Thema nicht unbedingt in seiner Gegenwart besprechen“, zischt Inu Yasha beschwörend, „Ich weiß genau, dass er jedes Wort belauscht, das wir hier reden.“

„Ist dir das etwa unangenehm?“, fragt Kagome, arglos.

Ja, verdammt!“, quetscht Inu Yasha grimmig hervor, „Ich will nicht über ihn reden, wenn er direkt daneben steht! Wer weiß, wie er das wieder auffasst.“

„Ist ja richtig“, gibt Kagome zu, „Wir können das ja auch nachher besprechen, vielleicht haben wir vor dem nächsten Treffen des Rates ja noch Gelegenheit dazu.“

Bei diesen Worten hat die kleine Reisegruppe das Tor zum Palast erreicht und wie sie feststellen, werden sie bereits sehnsüchtig erwartet.

„Sesshomaru-sama!“, vernimmt man die aufgelösten Rufe von dem kleinen Krötenyoukai Jaken, der seinen Herrn aufgeregt am Tor empfängt. „Ihr seid ohne mich fortgegangen!“, jammert der kleine Diener Sesshomarus, „Und das, wo ich hören musste, dass Ihr so schwer verletzt wurdet. Ich hätte Euch doch beistehen müssen. Ich hätte... Sesshomaru-sama!“

Der Daiyoukai ist ohne ein Wort an dem kleinen Youkai vorbeigerauscht.

„Lass es gut sein, Jaken-sama!“, vernimmt er nun hinter sich eine helle Stimme.

Sofort dreht er sich um. „Rin!“, ruft er erstaunt, „Was machst du denn hier?“

Leichtfüßig schwingt sich das Mädchen von Kiraras Rücken. „Ich hab Kohaku-kun hierher gebracht“, erklärt sie.

„Und jetzt werde ich auch wieder gehen“, meint Kohaku ernst.

Sofort dreht das Mädchen sich zu ihm um. „Nein, Kohaku-kun, du musst bleiben!“

„Ich habe Sesshomaru alles ausgerichtet was ich sollte“, wendet er ein, „Das hier ist ein Dämonenschloss, ich glaube nicht, dass sie begeistert sind, mich hierzuhaben.“

„Aber Kagome-sama lassen sie auch hier rein und sie ist eine Miko“, widerspricht Rin eigensinnig.

Der junge Dämonenjäger verzieht das Gesicht. „Kagome begleitet Inu Yasha und er ist Sesshomarus Bruder. Einem Fürstensohn werden sie wohl kaum widersprechen.“

„Na und?“, verschränkt Rin trotzig die Arme, „Ich bin Sesshomarus Tochter und ich entscheide eben, dass du mich begleitest. Einer Fürstentochter werden sie dann wohl auch nicht widersprechen.“

„Lieber Himmel!“, verdreht Kohaku die Augen, „Rin, bitte, ich kann nicht bleiben. Ich muss Sango und Miroku von der Sache erzählen. Wenn sie nicht wissen was vor sich geht, bringt sie das womöglich in Gefahr.“

„Dann bleib wenigstens noch solange, bis Sesshomaru-sama auf dem Rat heute Abend war. Vorher weißt du ja doch nicht, was nun passieren wird. Außerdem wird es bald dunkel und... ich habe langsam wirklich Hunger.“

Bei diesen Worten meldet sich auch Kagomes Magen ungefragt zu Wort und ihr wird schmerzlich bewusst, dass sie heute ohne jedes Frühstück das Schloss verlassen hat, und dass das Mittagessen ohne sie auch schon eine Weile her ist. In den vergangenen Stunden haben ihre Grübeleien sie ein wenig davon abgelenkt, doch Rins Worte haben die Erinnerung daran zurückgeholt.

„Ich glaube, Rin hat recht“, meint Kagome mit knurrendem Magen, „Auf dem Rat werden sie sicher besprechen, was wir von Kamukiku erfahren haben und vermutlich auch was es mit der Prophezeiung auf sich hat. Zumindest so lange bis sie etwas entschieden haben, solltest du noch bleiben. Ihr seid die ganze Nacht hindurch geflogen und du bist noch immer verletzt. Du solltest dich etwas erholen. Ich könnte auch erst mal eine kleine Stärkung gebrauchen, mein Magen schlackert mir schon in der Kniekehle.“

In diesem Moment bleibt Sesshomaru, der bereits ein ganzes Stück vorausgegangen ist, stehen. „Jaken!“, sagt er, „Du wirst dich um eine angemessene Unterkunft und Mahlzeit für die Menschen kümmern.“ Dann blickt er Inu Yasha an. „Du kommst mit mir!“

Zunächst ist der kleine, grüne Youkai ziemlich baff, doch auch wenn er sich Schöneres vorstellen kann, als den Hausdiener für ein paar Menschen zu spielen, so liegt es ihm fern, seinem Herrn zu widersprechen. Mit einem miesepetrigen Gesicht winkt er Kagome, Rin und Kohaku, ihm zu folgen. Notgedrungen fügt sich der junge Dämonenjäger, denn gerade in diesem Moment nimmt ihm der heftige Schmerz in seinem Brustkorb wieder die Luft und er kapituliert. Bis morgen wird er sich Ruhe gönnen. Kagome wirft Inu Yasha noch einmal einen durchdringenden Blick zu, doch dann folgt auch sie dem kleinen Diener Sesshomarus und ist kurz darauf hinter ein paar Häusern verschwunden.

Argwöhnisch wendet sich Inu Yasha seinem Bruder zu. „Und wo gehen wir jetzt hin?“, fragt er.

„Wir suchen den Rat auf“, erklärt Sesshomaru knapp.

„Jetzt schon?“, wundert sich Inu Yasha, „Wir sind doch gerade erst gekommen. Müssen wir sie nicht erst zusammenrufen, oder so?“

„Ich habe Anweisung gegeben, die Ratsmitglieder sofort zu informieren, sobald ich zurückkehre. Inzwischen sollte die Information sie erreicht haben“, lässt sich Sesshomaru zu einer Erklärung herab.

„Und du meinst, die parieren so einfach?“, meint Inu Yasha skeptisch, während er zu den raschen Schritten seines Bruders aufschließt.

„Ich will es doch hoffen“, entgegnet Sesshomaru ungerührt, „Ich bin ihr Fürst und sie sind mir Gehorsam schuldig.“

„Davon war gestern aber nicht viel zu merken“, meint Inu Yasha trocken.

Der Daiyoukai presst leicht die Lippen aufeinander. „Das ist... kompliziert“, bemerkt er schließlich, „Dabei geht es um Politik.“

„Ach, und du meinst, das versteh ich wieder nicht“, fühlt sich Inu Yasha herausgefordert.

„Das nicht!“, entgegnet der Youkaifürst, „Doch ich habe im Augenblick nicht die Zeit, es dir zu erklären.“

Inu Yasha verzieht das Gesicht. „Von mir aus. Aber ich komme darauf zurück, verlass dich drauf!“

Nun senkt Sesshomaru den Blick und Inu Yasha bemerkt, dass der Daiyoukai die Kiefer fest aufeinandergebissen hat. „Das tue ich!“, murmelt er leise und dann ist kein weiteres Wort mehr aus ihm herauszubringen.
 

Mit leichten, grazilen Sprüngen bewegt sich der schwarzhaarige Junge durch den Wald. Unablässig durchforschen seine Sinne die Umgebung und je länger er läuft um so mehr legt sich seine Stirn in Falten.

Das kann doch gar nicht sein! Schon seit längerem ist er auf keine Siedlung mehr getroffen. Kann es wirklich sein, dass dieser Landstrich so unbewohnt ist? Hinter seiner Stirn arbeitet es. Die Dörfer die er bereits gefressen hat, waren nicht sonderlich groß. Wie hoch sind die Chancen, dass sie völlig ohne Verbindung zu einer größeren Stadt bestehen können? Das ist alles sehr verwunderlich. Und ärgerlich. Er hat noch nicht einmal die Hälfte der benötigten Energie gesammelt. Wie soll ihm das gelingen, wenn er niemanden mehr findet, den er verschlingen kann?

Scheinbar hat er in den vergangenen Jahren, oder waren es vielleicht sogar Jahrhunderte, einiges verpasst. Es wäre vielleicht sinnvoll, sich einen Überblick zu verschaffen, was inzwischen alles passiert ist. Die Frage ist nur, wen soll er fragen?

Allerdings meldet sich schon wieder sein Hunger. Verdammt, dieser elende Vulkan! In ihm zu überleben, hat ihn fast seine gesamten Reserven gekostet. Und nun quält ihn der Verlust mit einem abartigen Heißhunger auf Menschenfleisch. Diese niedere Energiequelle ist eigentlich unter seiner Würde, aber in seinem geschwächten Zustand muss er sich wohl erst mal mit leichterer Kost begnügen. Zum Glück fehlt nicht mehr viel und er kann zu festerer Nahrung übergehen. Wenn er doch bloß noch ein paar von diesen winselnden Menschenkreaturen finden könnte. Doch die ganze Gegend scheint wie leergefegt zu sein. Irgendetwas ist hier faul!

Wer weiß, vielleicht hat das etwas mit diesem eigenartigen Fürsten zu tun. Sein Geruch war ihm völlig fremd, obwohl er zweifelsfrei ein Inuyoukai war. Der Junge schnaubt verächtlich auf. Und so etwas nennt sich wirklich Fürst! Es lässt ihm einfach keine Ruhe. Wenn die anderen auch so schwach sind, dann sollte es gar kein Problem sein, sein Ziel zu erreichen.

Eigentlich könnte er das ja mal in Erfahrung bringen. Hier ist sowieso nichts mehr zu holen für ihn. Vielleicht ist ja der Norden etwas stärker besiedelt. Mit einer geschmeidigen Wendung macht er kehrt und schlägt nun den Weg in Richtung Norden ein. Ein leichtes Lächeln legt sich um seine Lippen. Hoffentlich bietet sich ihm dort wenigstens mal eine Herausforderung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Yvibel
2021-05-10T18:27:23+00:00 10.05.2021 20:27
Und das nächste Stückchen gelesen. Jetzt weiß die Gruppe ja immerhin wieder ein bisschen mehr.
Ich war allerdings auch schon neugierig auf die Geschichte. Vielleicht kommt das ja noch. Bei dieser Prophezeiung hab ich auch sofort an Inuyasha gedacht, noch bevor es zur Sprache kam. Und Inuyasha selbst kann das mal wieder nicht so recht glauben. Aber wer würde das schon so einfach glauben. Aber trotz allem, gibt es immer wieder ein kleines Eckchen im Text, bei dem ich lachen muss. Diese Gespräche, typisch für die Brüder. Und auch wenn man das schon lange kennt, wird es nie langweilig!
Wird sicher nicht das letzte Mal gewesen sein. Ich freu mich auf´s weiter lesen. :)

Grüßle Yvi
Von:  KilluahZaoldyek
2020-06-04T22:10:50+00:00 05.06.2020 00:10
Schon fies von Kamukiku-sama einfach aufzuhören mit der Erzählung.
Aber schlauer geworden sind sie nun auch nicht, wieso Kamukiku-sama es so problematisch findet, dass der Feind sich Sesshomaru nennt.
Wurde Sesshomaru also nach dieser Geschichte benannt, da sein Vater die ja so toll fand?

Aber Kagome hat schon schlau kombiniert, da können sie ja froh sein, dass sie dabei ist.
Sesshomaru scheint sich ihre Idee auch durch den Kopf gehen zu lassen, da er ja gelauscht hat.
Mein Gedanke ging aber auch schon an einen gewissen verstorbenen Daiyoukai… T_T

Jaken!!! Da ist er ja. Hatte mir schon Sorgen um ihn gemacht.

Oha, da haben die Bannkreise ja schon mal geholfen, um die Dörfer zu verstecken. Jetzt muss der Norden mit dem Gegner fertig werden. Ob Yarinuyuki persönlich auf ihn treffen wird?
Bin gespannt auf ihren Auftritt.

LG
Kill ^^

Von:  Hotepneith
2014-07-21T11:04:36+00:00 21.07.2014 13:04
Du spinnst fein einen Faden nach dem anderen, legst sie geschickt in Schlingen....Ja, ein nettes Puzzle, das du dir da wieder ausgedacht hast. Und du weisst, wie man den Leser bei der Stange hält. Mit Informationen anfüttern, aber ja nciht zuviel preisgeben..
Mal sehen, wen die Prophezeiung dann iwrklich meint - es gäbe ja ein paar Leute zur Auswahl. Zu dumm, wenn der Betroffene tot wäre. Aber eines stimmt: es wurde nicht gesagt, dass es sich um einen vollblütigen Youkai handeln müsse.
Mal sehen, was der Rat dazu sagt. Immerhin geht es ja nun wiede rum Politik, von der einer der Halbbrüder keine Ahnung hat und der Zweite auch lieber nichts wissen möchte...

bye

hotep
Von: Kupferschweif
2014-06-10T19:12:21+00:00 10.06.2014 21:12
War ja klar, dass du nicht sofort die ganze Geschichte preisgeben lässt. Wäre ja auch zu einfach. ;)
Aber diese Prophezeiung war ja zumindest schon mal ein kleiner Leckerbissen.
Ich dachte dabei auch zuerst an Inu Yasha, wegen Kind der Liebe, Hass und so was alles, aber das trifft auch noch auf jemand anderen zu. Der allerdings schon tot ist. Was ich immer noch nicht ideal finde. ^^
So wie es im letzten Abschnitt aussieht, haben die Bannkreise um die Dörfer ihre Wirkung nicht verfehlt. Und Kagome behält recht und die anderen beiden Clans haben auch was von dem Kerl. ^^
Insgesamt hat mir das Kapitel gefallen. Man erfährt wieder etwas mehr, aber gleichzeitig nicht so viel, sodass man auf jeden Fall weiterlesen will und muss. Meine Neugier wurde nicht vollends befriedigt, aber sie gibt erst mal wieder Ruhe. :)
lg
Kupfer


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