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Pornosternchen

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Barcelona 2019.13

Kevin tapste halb benommen ins Bad. Der Alkohol erschwerte den Gang ein wenig, sodass er sich schwer halten musste am Türrahmen. Knurrend ging Kevin ins Bad und musste erst einmal pinkeln. Der Alkohol drückte nicht nur auf sein Gemüt, sondern auch zunehmend auf seine Blase. Als der Blonde sich erleichtert hatte, stieg er unter die Dusche und stellte das warme Wasser an. Leise und genüsslich seufzte Kevin und wusch sich gemütlich.

Einige Minuten später, für gewöhnlich duschte er gerne länger, da er sich dabei sehr oft einen runterholte, ging er wieder raus und trocknete sich ab. Das Handtuch landete um seine Hüfte bevor er das Bad verließ. Er kam zurück zu Andre und sah ihn fragend an. "Hey, was los? Hast du einen Geist gesehen?"
 

Bilder aus vergangenen Tagen liefen wie ein Film in seinem Kopf ab. Das erste Kennenlernen, der erste Streit und doch überwogen die harmonischen Momente dann doch. Und das sollte alles vorbei sein? Von einem auf den anderen Tag nicht mehr greifbar? Andre schluckte heftig, die Tränen liefen über seine Wangen, schienen heiß, wie Feuer zu brennen. Immer wieder sah er zum Fernseher und hoffte, dass seine kleine Schwester nicht mit im Wagen saß, doch die Rede war von drei Personen, darunter wohl eine Frau und seine Mutter. Kein Kind wurde genannt und das hieß, dass es sich definitiv um seine Eltern handelte und noch eine Person. Aber wer? Jason? Andre wandte den Blick vom Flachbildschirm ab, suchte sein Handy und hielt inne, als Kevin im Raum stand und wissen wollte, ob er einen Geist gesehen hatte. Keinen Geist, dafür aber seine tote Familie. Dennoch konnte er es nicht sagen, zeigte nur stumm auf den Fernseher, auf welchen die Nachrichten liefen und erneut Bilder von dem ausgebrannten Wagen zeigten.
 

Verwirrt blickte Kevin ihn an. "Du siehst Nachrichten. Muss ja schlimm sein, dass es dich so sehr berührt... ähm. Warte Mal ... scheiße, sind das.... deine Familie? Ich meine ... Mann oh Mann ... das ist schrecklich!' Kevin wurde leicht übel bei dem Gedanken und er setzte sich eilig neben Andre, um ihn in den Arm zu nehmen. "Es ... es tut mir so leid. So unendlich leid. Ich werde immer an deiner Seite sein. Egal was kommt, ich lasse dich nicht alleine!" Tränen rannen nun auch seine Wangen hinab
 

Nachrichten, die direkt aus der Hölle kamen und dennoch real waren. So real, dass Andre vorerst gar nichts mehr wahrnahm, nicht mal Kevin, der neben ihm Platz genommen hatte und ebenfalls auf den Bildschirm sah. Nochmals schluckte er, dann aber merkte er, dass er in den Arm genommen wurde und da gab es dann auch kein Halten mehr. Andre weinte, weinte lange und hatte das Gefühl, alles würde sich in ihm zusammenziehen. Es fühlte sich wie ein schlechter Traum an, einer, aus dem man nicht erwachte. Andre konnte nicht mal antworten, dafür sah er aber Kevins Tränen, hob langsam die Hand hoch und legte sie sachte an dessen Wange. Er schien mitzufühlen, etwas womit Andre nicht gerechnet hätte, immerhin war bekannt, dass er seine eigenen Eltern vor Jahren schon verloren und alles andere als um sie getrauert hatte. Nun hatten sie etwas gemeinsam, nur dass er trauerte und schwer am Verlust seiner Mutter zu knabbern hatte und sich einiges zusätzlich ändern würde, worüber er jetzt aber nicht nachdenken wollte und konnte. Andre schwirrte der Kopf, um ihn herum drehte sich alles und kurzzeitig kniff er die Augen zusammen. "Mir ist schlecht", murmelte er leise und löste sich langsam aus der Umarmung. Übergeben musste er sich zwar nicht, aber ihm war, als würde sich sein Magen drehen und ein riesiger Knoten darin bilden, der alles Weitere zusammenschnürte.
 

Kevin hatte damals dem Tod seiner Eltern keine Träne nachgeweint, das stimmte, aber als er den anderen so neben sich sah, so zerbrechlich und schwach überkam es ihn und die Tränen flossen, wollten nicht mehr aufhören. Er hielt Andre ganz eng an sich und genoss die Wärme seiner Hand. Auch wenn jetzt der denkbar schlechteste Moment war, so liebte er mittlerweile jede Berührung des anderen. Sie war intensiv, warm und brachte ihm Geborgenheit, die er nicht missen wollte. "Soll ich dir was zu trinken holen? Ein Glas Wasser?" Wodka wollte er ihm nicht anbieten, das war gerade so unpassend wie einen blinden zu fragen, ob er denn sah wie schön der Himmel aussieht. Kevin seufzte leise und machte den Fernseher aus. "Den brauchen wir jetzt nicht. Ich werde bei Helmut anrufen und Bescheid sagen, dass du hier bleibst und morgen krankgeschrieben wirst! Ich will dich so im Moment nicht alleine lassen."
 

Wasser, trinken, irgendwas holen? Andre war, als wären seine Ohren zu, er taub und nicht aufnahmefähig. Trotzdem schüttelte er den Kopf, deutete an, dass er im Moment nichts brauchte. Jedenfalls nichts, was das Gefühl der Übelkeit noch verstärkte und Andre war froh, dass er an diesem Abend keinen Alkohol angerührt hatte und dennoch fühlte er sich wie von einem LKW überfahren. Die penetrante Stimme der Nachrichtensprecherin dröhnte in seinen Ohren, setzte sich beinahe schon darin fest und war mit einem Mal plötzlich weg. Warum war klar, Kevin hatte den Fernseher ausgeschaltet, die Fernbedienung weggelegt und hatte somit seine volle Aufmerksamkeit. Helmut wollte er anrufen? Warum denn ihn? Andre war ratlos, irritiert und doch nickte er. Sinnvoller wäre vielleicht Hoyt gewesen oder aber Rhys. Er würde später selber bei einem der beiden anrufen, wahlweise bei Hoyt, immerhin war er selber betroffen und hatte seinen Vater verloren. Andre schluckte, Bilder von seinem eigenen Vater, seinem leiblichen Vater tauchten auf und erinnerten ihn daran, wie schmerzhaft dieser Verlust war. Damals war er noch ein Kind, gerade mal sechs Jahre alt und von einem Tag auf den anderen waren seine Mutter und er alleine. Jetzt war er ganz alleine und dazu kam, ein Imperium, welches er lange verdrängt hatte. Alleiniger Erbe eines Adelsgeschlechts und vollem Terminkalender. Etliche Besitztümer und Ländereien in Roma, von denen er noch nie etwas gehört oder gesehen hatte. Die Tatsache überforderte ihn jetzt schon, ebenso alles andere, was damit verbunden war. "Mir ist das zu viel", murmelte Andre ohne nachzudenken, sah auf und Kevin an. "Wie soll ich das alles alleine schaffen? Ich kann mich schlecht in drei Hälften teilen." Unmöglich für ihn, dazu sein eigentlicher Job und was war mit seiner Schwester? Andre geriet ins Stocken."Verdammt", grummelte er leise, er ahnte bereits, was auf sie zukommen würde und das wollte er ihr möglichst dann doch ersparen.
 

Die Reaktion von Kevin war mehr ein Kurzschluss in seinem wirren Gehirn. Er versuchte klar zu denken, nicht nur für ihn, sondern besonders für Andre dessen Leben gerade die schlimmste Wendung bekam, die es geben konnte. Natürlich war Hoyt die bessere Wahl. Nur wusste er nicht, wie dieser reagieren würde. Hätte er letztlich vielleicht zwei zitternde Nervenbündel bei sich sitzen? Andre bräuchte jetzt jemand Starkes neben sich. Keinen alkoholisierten jungen Mann der selbst nicht im Reinen mit der Welt war. Nickend suchte er Andres Handy, zippte durch das Telefonbuch und fand ihn schließlich. Wusste er es doch. Da stand sie. Ihm war es egal wie spät es war und schon war die Nummer gewählt und es ja es klingelte. Nebst strich er Andre schützend mit seiner Rechten über den Rücken. "Wir bekommen das hin. Du wirst sehen. Alles ... na ja ... wird wieder." Nein, er war wahrlich kein großer Redner weshalb er hoffte, dass hier Mal jemand ans Telefon ging. Noch ein oder zwei lange Laute gab das Telefon von sich, bevor jemand abhob und sich mürrisch vorstellte. Kevin fackelte nicht lange und schon sprudelte er los
 

Andre bekam nur am Rande mit, wie Kevin nach seinem Handy suchte, es in seiner Hosentasche schließlich fand und an sich nahm. Er war noch immer bei seiner kleinen Schwester, einem kleinen Mädchen, das zum zweiten Mal ihre Eltern verloren hatte. So jung und etliche Male das Herz gebrochen. Er konnte deutlich ihren Blick vor sich sehen und wenn er könnte, er würde ihr die Last nehmen, sie davor bewahren erneut einen solchen Verlust zu ertragen und doch war er selber schwach und wie feines Glas gebrochen. Die scheue, aber dennoch gebrauchende Geste seitens Kevin bekam er dann aber doch mit, ebenso seine Worte und das er bereits scheinbar telefonierte. Mit wem genau, bemerkte er erst, als er Brian am anderen Ende der Leitung grummeln hörte. Entweder hatte er geschlafen oder aber er war sauer. Egal was es war, es interessierte Andre nicht. Ebenso, dass Brian scheinbar schon Bescheid wusste und es nicht mal für nötig gehalten hatte ihn anzurufen. Immerhin war er nur sein Stiefbruder und Exfreund. Von Marleen hatte er nie wirklich Notiz genommen und das, obwohl sie sich stets Mühe gegeben hatte. Etwas, was Andre nie verstanden, aber auch nicht nachgefragt oder sich eingemischt hatte. Streit und Eifersucht sollte es unter Geschwistern geben, wobei Brian und er dies nie hatten. Vielleicht ... Andre sah zu Kevin, der noch immer telefonierte, hin und wieder nickte und scheinbar war es mehr als in Ordnung, dass er gerade hier war und nicht bei seiner Chaostruppe. War es aber nicht besser, dass er morgen doch zu seinem Shooting ging? Arbeit lenkte immerhin ab und Jason war auch noch da. Andre hoffte es, dass wenigstens sein Onkel sich kümmern konnte. Sein Verbleib war jedoch ungewiss und das machte Andre dann doch Angst. Es waren drei Personen im Wagen, dazu allesamt erwachsen und Jason konnte es genauso gewesen sein. Andre sah erneut zu Kevin, er musste Gewissheit haben. "Frag Br ...Hoyt mal, ob er was von Jason gehört hat. Es waren drei Personen im Wagen, aber kein Kind, was zum Glück meine Schwester ausschließt."
 

Kevin nickte und erkundigte sich bei Hoyt nach einem besagten Jason. Dieser schien eine Weile nachzudenken, was nun auch Kevin stutzig machte. Nach der Antwort nickte der Blonde und legte als bald auf. "Also Hoyt meint, dieser Jason hätte ihm eben selbst geschrieben. Aber wer ist das?" Kevin kannte sich mit Andres Familie kaum aus. Die letzten Jahre war er viel zu beschäftigt in Job als dass er sich um etwas anderes kümmerte. Jetzt aber, wo er seinen kleinen so sah, seufzte er leise und nahm ihn auf den Arm. Er trug ihn mit ins Bad und setzte Andre auf den Wannenrand. "Ich weiß, dass Arbeit ablenkt, aber du bleibst morgen bei mir. Wahrscheinlich gefällt das dem ein oder anderen nicht. Ich möchte dich jetzt nicht irgendwo wissen. Trauer ist etwas Schreckliches. Leute kommen auf die dümmsten Ideen und ich will niemanden verlieren. Erst recht nicht dich." Kevin küsste sanft seine von Tränen geröteten Wangen und ließ Wasser in die Wanne. "Nimm ein Bad, geh dann schlafen und morgen schauen wir, wie es weitergeht. "
 

Es dauerte, dauerte lange, bis Kevin eine Antwort und somit er selber eine bekam. Immerhin ging es Jason gut und er hatte sich bei Hoyt gemeldet. Ein Stein fiel Andre vom Herzen, ebenso entspannte er sich etwas. "Jason ist mein Stiefonkel. Der jüngere Bruder von meinem Stiefvater", erklärte er Kevin, sah dabei auf seine Hände, knetete diese nervös und wirkte noch immer neben der Spur. Anfänglich, was aber in Verwirrung umschlug, als Kevin ihn sich packte und rüber ins Badezimmer trug. Andre wehrte sich nicht, ließ es zu und doch wirkte er, als wäre alles irrational und nicht echt. Morgen sollte er bei Kevin bleiben und das, obwohl es einigen nicht passte? Vermutlich war dem so, aber mit Sicherheit hatte sich auch schon rumgesprochen, was passiert war. Die Gesichter dazu konnte er der Reihe nach zuordnen, besonders das von Helmut und Jerome. Sven seines ebenso und wie Rhys reagiert und gewirkt haben musste, das wusste er bereits durch das Telefonat.

Und Hoyt? Keine Ahnung, aber er war bei Rhys und dieser kümmerte sich ganz bestimmt um ihn und ebenso Jamie und die anderen. Andre konnte also wirklich abschalten und doch schwirrte ihm so einiges durch den Kopf. "Arbeit", murmelte er leise vor sich hin, blickte in die halbvolle Wanne und lächelte schwach. Genauso schnell verschwand es jedoch wieder aus seinem Gesicht. "So schnell wirst du mich nicht los oder verlierst mich. Ich kann immerhin ab heute eigenständig entscheiden, wie und wo ich lebe." Makaber, aber Andre war an nichts und niemanden gebunden, er konnte frei entscheiden und musste sich nicht mehr vor der Presse verstecken. Seltsam, wie sich das Schicksal wandte, wie sein Leben sich mit einem Schlag verändert hatte und das nur wegen eines Anschlags. Andre schlüpfte langsam aus seinen Schuhen, zog sich das Shirt über den Kopf, ebenso zog er sich die Hose aus und legte sie weg, ehe er in die Wanne kletterte und sich zurücklehnte.
 

Gewiss würde es so einigen nicht passen, dass Kevin einfach selbstständig entschlossen hatte, auf Andre aufzupassen aber das war ihm egal. Er war nun für ihn alleine da. Auch, wenn es hieße, dass er den nächsten Film nicht drehen konnte oder verzögert. Ihm war egal, was der Boss sagen würde. Er hatte ihn damals verloren, doch heute würde es nicht erneut passieren. Das Andre wieder arbeiten wollte missfiel ihm, da selbst Arbeit keine Ablenkung war nach solch einem Geschehen. Gerade nicht, wenn es sich um erotische Bilder handelte. Man müsste mit der Kamera spielen und flirten aber wie würde es bei dem anderen aussehen? Er würde vermutlich heulen, weil alles in ihm hochkäme. Das würde weder der Kamera noch dem Rest passen. Nein, er blieb zu Hause. Hier bei Kevin. Ruhig sah er ihm zu, wie er im Bad verschwand, überlegte kurz mit zugehen aber vielleicht wäre es besser, wenn Andre zwei Minuten für sich hatte, auch wenn er ihn nicht aus den Augen lassen würde.
 

Entspannen sah anders aus, dennoch blieb Andre in der Wanne sitzen, versuchte nicht an den Unfall und dessen Folgen zu denken und doch ließ ihn das alles nicht los. Immer wieder diese Bilder aus Tagen, an denen die Welt noch in Ordnung war, er mit seiner Mutter reden und scherzen konnte und ebenso mit seinem Stiefvater, der zwar hin und wieder sehr streng aber dennoch ein liebevoller Mensch war. Andre seufzte leise, öffnete die Augen und wischte sich über das ohnehin nasse Gesicht.

Ihm war mit einem Mal, als wäre das Wasser kalt, als würde er frieren. Vielleicht war es Zeit aus der Wanne zu klettern, was er kaum später tat. "Ich brauch ein Handtuch, Kevin", rief er laut, sah sich jedoch selber im Bad um, doch den besagten Gegenstand fand er nicht vor. Nicht mal einen Bademantel und das zeigte deutlich, dass das hier kein Viersternehotel war. Eher zwei, wenn er darüber genauer nachdachte. Vielleicht sah er das auch zu eng, war durch seinen Job anderes gewohnt und doch musste er schmunzeln. Solche Hotels waren dann doch die, die er in Zukunft meiden würde, sich lieber doch ganz oben einquartierte und gleich die SUITE buchte. Heute aber nicht mehr, eher in den nächsten Wochen. Urlaub hatte er lange keinen mehr gehabt und jetzt war es an der Zeit auch mal an sich und nicht an andere zu denken. Aber erst nach der Beerdigung seiner Mutter und auch erst, wenn Kathleens Verbleib geregelt wäre.



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