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Ippo ni Yoko

Seto x Jou
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 341 / ??

PoV (Sicht): Jonouchi Katsuya / Joey Wheeler

Warnings: Kindesmissbrauch

Kommentar: Es tut mir leid, dass im Moment nur wenig von mir kommt. Ich bin kein Sommermensch und leide unter den Temperaturen, die meine Kreativität abschnürrt und mir mehr Migräne und Kopfschmerzen bescherrt, als mir lieb ist :( Komplett anzeigen

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Einen Schritt, der zurückblicken lässt

Als ich aus dem Bad komme sitzt mein Drache mittig auf dem aufgeschlagenen Bett und lächelt mich sanft an. Kurz bleib ich stehen, lösche im Badezimmer das Licht und gehe zu unserem gemeinsamen Bett. Dort krabble ich auf die Liegefläche und dann zieht mich Seto in seine Arme. Verkehrte Welt, geht es mir durch den Kopf. Sonst halte ich meinen Geliebten.
 

Doch heute war einfach nicht mein Tag. Ist er in keinem Jahr. Das war jetzt das zehnte Mal, dass ich an seinem Grab war. Mit diesem Brief. Den ich nicht vorlesen kann. Stattdessen starr' ich jedes Jahr wütend auf dieses Grab und fühle mich wie der Grundschüler, der ich einst war. Der sich gegen den alten Mann nicht wehren konnte. Nicht verstecken konnte.
 

Ich verstehe es einfach nicht. Hab' doch meine Therapie erfolgreich beendet. Kann über alles, was er mit mir gemacht hat, sprechen. Mit Kai, mit meinem Vater, mit Seto und mit all meinen Freunden. Wieso kann ich also nicht diese kindlichen Worte, die ich damals aufgeschrieben habe, vorlesen?
 

Sanft streichelt Seto mir durch das Haar und krault mich im Nacken. Mein Inneres wird ruhiger. Von wem er sich das wohl abgeschaut hat? Ein seichtes Lächeln zeichnet sich kurz auf meinem Gesicht ab. Acht Monate... und noch immer kommt es mir vor, als würde ich träumen. Anderthalb Jahre hab ich ihn angeschmachtet und mir null Chancen ausgerechnet. Hatte mich zu Beginn an jemand anderen geheftet. Doch jetzt lieg ich hier. In seinem Arm. Genieße seine Wärme.
 

Dann höre ich seine warme, weiche Stimme. Kommen jetzt seine Fragen? Die Fragen, die ich seit dem Friedhof von ihm erwarte. Vielleicht sogar Vorwürfe? Weil ich ihm in einem Punkt nicht die Wahrheit erzählt habe? Alles, was ich ihm als Rat gegeben habe, könnte jetzt kompromittiert und in einem zweifelhaften Licht dastehen. Dabei weiß ich selbst nicht, warum ich ihn nicht als die Person benennen kann, die er doch war.
 

Wenn ich von 'meinem Großvater' denke, dann denke ich nicht an den Missbrauch in dem ersten Jahr der Grundschule. Dann denke ich an die vielen Ausflüge, die wir gemacht haben. Die humorvolle, heitere Art, die ihm zu eigen war. Die Fürsorge, die er hatte, wenn ich krank war und meine Eltern arbeiten mussten. Wie wir gemeinsam am Strand waren. In den Bergen. Am See. Wie er mir schwimmen beigebracht hat.
 

Als er sich mir zum ersten Mal aufgezwungen und mich missbraucht hat, hat er aufgehört mein Großvater zu sein. Nach außen hin war er weiter wie mein Großvater. Aber dahinter... da war er ein Monster geworden. Ein Monster, dass mich immer öfters bedrängte, mir auflauerte, Dinge mit mir tat, die ich nicht wollte. Die mir weh taten. Die mich ängstigten. Die mich wieder ins Bett machen ließen. Über die ich damals mit niemanden zu reden wagte.
 

Damals hab ich mich unendlich schmutzig gefühlt. Ich hab so oft versucht duschen oder baden zu gehen, wie es nur ging. Wollte nicht, dass meine Mutter oder mein Vater mich badeten. Aus Angst, sie würden die blauen Flecken an meinen Oberschenkel vielleicht sehen. Damals hab ich auch angefangen mich selbst anzuziehen. Wie überrascht meine Mutter damals war, als sie mir helfen wollte und ich schon fix und fertig angezogen vor ihr stand. Sie war so stolz auf mich und lobte mich, dass ich langsam ein 'großer Junge' wurde.
 

Ja, diese Wortwahl hatte auch er benutzt, wenn er sich mir aufzwängte und sein Tun damit legitimierte. 'Wenn man ein großer Junge wird, dann kann es passieren, dass man schlimme Dinge tun', hatte er immer gesagt. Damals hatte er mir die Schuld für den Missbrauch eingeredet. Hat mir eingeredet, ich hätte ihn verführt. Weil ich diese Pheromone abgebe. Heute weiß ich, dass das Bullshit ist. Doch damals wusste ich es nicht besser. Er hat gemeint, dass wenn meine Eltern herausfinden, dass ich das mit ihm tun würde, sie mich sofort aufhören würden zu lieben und mich weggeben werden. Diese Angst hat mich immer begleitet. Hat mir Zuhause meine Stimme genommen.
 

Ich spüre, wie sich Tränen in mir hochkämpfen wollen. Doch ich will sie nicht zulassen. Nicht wegen dieser Erinnerungen. Nicht wegen dem Mann, der damals aufhörte, mein Großvater zu sein. Kämpfe gegen die Tränen.
 

Da dringen die Worte meines Drachens endlich an mein Ohr. Sag mir, dass ich mich bei ihm fallen lassen kann. Er wird mich auffangen. Mich halten. Worte, die mir nicht unbekannt sind und doch sind sie so ungewohnt für mich. Denn normalerweise sag ich sie zu meinem Drachen. Sanft flüstert mir Seto ins Ohr, dass ich heute nicht stark sein muss. Heute ist er mein Fels in der Brandung. Mein Anker, der den Sturm keine Macht über mich geben wird. Das mir vor ihm nichts peinlich sein muss.
 

Diese Worte... die sonst ich zu ihm sage... lösen meine Blockade und lassen mich weinen. Ich press mich gegen Setos Brust und weine ungeniert. Lasse den Schmerz zu, den dieser Tag immer in mir aufwühlt und den ich doch längst verarbeitet habe. Zum ersten Mal seit zehn Jahren weine ich an diesem Tag. So bitterlich, wie damals, als mein Vater uns im Keller 'erwischt' hatte und mich packte.
 

Damals hatte mich die Angst gepackt, dass all das, was mir der Alte eingeredet hatte, sich nun bewahrheiten würde. Mein Vater, der mich so hastig gepackt, mir die Hose hochgezogen hatte und mit mir aus dem Gebäude gelaufen war, hatte die in mir eingepflanzte Angst ausgelöst. Die Angst davor, dass er mich wegbrachte, um mich irgendwo abzugeben. Angewidert von mir und mir die Schuld daran gebend, wesen Zeuge er unfreiwillig geworden war.
 

Als er sich im Krankenhaus von mir lösen wollte flehte ich ihn an, mir nicht böse zu sein. Beteuerte, dass ich das alles nicht gewollt habe. Ich mich in Zukunft um mehr Kontrolle bemühen würde. Ein guter Junge sein würde. Klammerte mich an ihn, in der panischen Angst, ihn danach nie wieder sehen zu werden. Niemanden von meiner Familie jemals wiedersehen zu werden.
 

Mein Dad hatte mich fest in seine Arme geschlossen und mir versprochen, dass alles wieder gut werden würde. Er hatte mich auf den Kopf geküsst und mich gehalten. Dann wurde alles schwarz um mich herum. Einer der Ärzte hatte mir ein Beruhigungsmittel gegeben.
 

Als ich mich endlich beruhige sehe ich meinen Drachen dankbar an und er lächelt mich sanft an. Hält mich in seinen Armen und fragt, ob es mir jetzt besser geht. Ich nicke. Dann fragt er mich, ob ich darüber reden möchte? Wieder nicke ich, bevor ich mir der Antwort bewusst bin. Dann reden wir. Die ganze Nacht. Ich in seinem Arm. Hier und da weine ich dann doch nochmal und gelegentlich sehe ich, wie auch Seto Tränen vergießt.
 

Erst in den frühen Morgenstunden schlafen wir dann gemeinsam ein. Eng umschlungen. Wir uns gegenseitig Halt gebend. Froh, dass wir zueinander gefunden haben.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Onlyknow3
2023-08-09T13:18:23+00:00 09.08.2023 15:18
Was für ein super Kapitel, und ein Seto der hier über sich hinauswächst emotional. Diese Reaktion hätte er wohl vor Monaten nicht gehabt, es ist schön wie sie sich helfen, doch auch welche Entwicklung hier Seto genommen hat, er einiges von Katsuya angenommen hat. Schön das sie sich so nahe sind. Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  MAC01
10.08.2023 02:15
Hi Onlyknow3,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Seto kann durchaus stark sein, wenn es um die geht, die er lieb und die ihm wichtig sind. Aber ja, es ist ein emotionales über sich hinauswachsen.

Bis zum nächsten Kapitel :3
Von:  animaedchen83
2023-07-11T18:47:02+00:00 11.07.2023 20:47
Hallo MAC01 !
Ein tolles neues Kapitel! Ich habe sehr gehofft bald wieder von dir zu lesen! Am Ende von jedem Kapitel denk ich wann kommt das nächste endlich... 😁 toller schreibstil!
Ich hoffe es geht dir bald besser!
Lg animädchen83
Antwort von:  MAC01
11.07.2023 21:31
Schönen guten Abend animaedchen83,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Es freut mich, dass das Kapitel gefallen hat und es tut mir leid, dass ich euch so lang hab warten lassen. Aber ich bin absolut kein Sommermensch und Hitze bescherrt mir leider oft Migräne -.-' Ich hoffe, dass ich jetzt wieder zuverlässiger Updates fahren kann :-)

Bis zum nächsten Kapitel :3
Von:  -Pharao-Atemu-
2023-07-10T07:26:13+00:00 10.07.2023 09:26
Neues Kapitel
*fiep
*freu
Es ist schön, man spürt diesen Bruch in der Seele Jonous als er noch klein war. Wie dieser Mensch dem er vertraut hat plötzlich so etwas tun konnte. Und wie das Kind diese beiden Menschen getrennt hat.
Antwort von:  MAC01
10.07.2023 09:30
Guten Morgen -Pharao-Atemu-,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Ich denke, wenn so eine Person, der man doch recht nah steht, sich plötzlich so wandelt, dann ist das für ein Kind schwer zu verstehen und sucht für sich eine Lösung, die es besser verstehen kann. So ein emotionaler Konflikt durch gegenläufige Gefühle kann ziemlich anstrengend werden.

Bis zum nächsten Kapitel :3


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