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Worlds Travel ~ Band Eins: My new Destiny

von

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Chapter 17 ~ Von Ehrungen und alten Bekanntschaften

Mir ging es schlecht. Der Duft der wandelnden Leichen, der schon eine Weile in meiner Nase lag, wurde nun, nachdem die Schlacht vorbei war, so richtig wahrgenommen. Doch es ging sogar noch schlimmer, schließlich waren einige von diesen auch noch verbrannt. Ein abscheulicher, grauenhafter und gar unerträglicher Geruch. Dieses alles gepaart mit dem Schock von Morrigans Verwandlung, die meine Phobie getriggert hatte… man konnte mit Fug und Recht behaupten, dass ich mich hundsmiserabel fühlte.

„Geht es etwas?“ Da war sie wieder. Leliana. An meiner Seite. Auch Fenrir winselte leicht, da er sich Sorgen um mich machte, so wie ich mich nun, wankelnd, von dem Ort der Schlacht entfernte. Leliana dicht an meiner Seite, bereit, mich Schwankenden etwas bei möglichem Gleichgewichtsverlust abzufangen.

Die meisten waren bereits in der Kirche, um den Bewohnern Redcliffs die frohe Kunde zu übermitteln, doch ich wollte nur meine Ruhe. Keine Leute um mich haben. Ich wusste, dass ich dies brauchte, um meine Übelkeit loszuwerden. Meinen Kontrollverlust. Ruhe und frische Luft waren die besten Hilfen, redete ich mir zumindest schon immer ein.

Der Rotschopf hatte zunächst Wynne gerufen, die mir helfen sollte, doch ich winkte ab. Sollte sie sich lieber um die ernsthaft Verletzten kümmern. Schließlich wusste ich am besten, wie mein Zustand wieder normalisiert wird, und außer Erbrechen und Kopfschmerzen würde mir nichts passieren. Doch die Bardin wollte weiterhin ein Auge auf mich haben. Irgendwie war es süß, wie sie sich um mich sorgte. Mein persönlicher rothaariger Schutzengel. Im wahrsten Sinne des Wortes, schließlich hatte sie mich ja beschützt, als die Untoten meine Schockstarre ausnutzen wollten.

Und mit einem Mal spürte ich den Druck. Wie eine Kanonenkugel kam mir mein Erbrochenes hoch, während ich mich an einer Hauswand abstützte. Wunderbar. Für einen kurzen Moment war der Verwesungsgeruch dem der frischen Luft gewichen, und nun lag der meines verdauten Eintopfs, den wir zum Frühstück schnabuliert hatten, in der Luft. In die andere Richtung war er mir deutlich lieber.

„Kann natürlich auch der Alkohol sein, der mich begrüßt“, sprach ich außerhalb meiner kurzen Schnappatmung aus, als ich die Flüssigkeit vor mir genauer studierte. Witze machen in beschissenen Situationen? Genau mein Ding.

„Was murmelt Ihr da nur vor Euch hin?“, kam es amüsiert von Leliana, die mir gerade sanft über den Rücken strich und den Eindruck erweckte, meine Hypothese darüber, was es nun schließlich war, was ich soeben erbrochen hatte, genau gehört zu haben.

„Unter normalen Umständen würde ich es vermutlich genießen, dass du mich streichelst, aber hier und jetzt würde ich dich bitten …“, ein Rülpser entwich meiner Kehle, „… Fehlalarm. Jedenfalls bitte nicht zuschauen. Ist mir peinlich genug.“

Sie kicherte nur leicht, als sie ihre Position veränderte und mich weiterhin sanft streichelte.

„Du kannst jedenfalls schon einmal normal reden“, stellte sie fest.

Und tatsächlich hatte ich mich nur noch einmal übergeben müssen, und besaß dann ein befreiendes Gefühl. Der Druck, den ich verspürte und mir ein Kloß im Hals war, war mit herausgekommen. Wortwörtlich. Vermutlich würde ich ab und an noch an dieses ekelhafte Spinnenaussehen denken müssen, allerdings normalisierte sich mein Körper auch wieder. Der kalte Angstschweiß floss nicht mehr wie ein Bach meine Stirn und sämtlichen anderen Körperregionen herunter. Zum Glück hatte ich mich auch nicht eingenässt, was der Panik wegen eindeutig hätte passieren können. Und auch die Kurzatmigkeit war vorbei. Allerdings war auch das Adrenalin bedingt der Schlacht und meines Fluchtgefühls geschwunden, und mir wurde für einen Moment schwarz vor Augen, so dass ich mich nun kräftiger gegen die Hauswand lehnte. In Lelianas Blick, den ich durch die hellen Flammen in der Entfernung etwas erkennen konnte, lag Sorge.

„Also mit dem Mundgulli werde ich heute niemanden küssen können, selbst wenn sich die Gelegenheit ergäbe. Also halt du besser etwas Abstand“, lachte ich leicht, die Situation auflockern wollend, was mir auch gelang. Sie schmunzelte, und die Sorge in ihrem Blick war ein wenig gelindert.

„So redest du also in deiner Welt? Mundgulli? Was soll das bedeuten?“ Ich stockte. Warte. Hatten wir uns etwa die ganze Zeit bereits geduzt? Meine verdammte Art, wenn es mir schlecht ging, war mir schon früher zum Verhängnis geworden für Tätigkeiten, die ich nicht wollte. Aussagen und Aktionen. Besonders, wenn ich plötzlich jedem sagte, dass ich ihn oder sie lieb hatte. Ich dachte nicht mehr über meine Worte nach, sondern sprach so, wie mir der Schnabel gewachsen war. Meist aus Spaß oder wahrheitsgetreu. So wie ich es stets bei meinen Freunden und Verwandten tat. Bei den Personen, bei denen die Verletzlichkeit meinerseits, wenn ich diese Seite überhaupt jemandem offenbarte und mich nicht in die Einsamkeit verzog, zugeben konnte.
 

Sie musste mir angesehen haben, dass ich mich unwohl fühlte, doch sie schwieg. Wartete auf eine Antwort.

„Ja, so rede ich in meiner Welt. Versuche meist so schnell wie möglich mein Umfeld, Leute, die ich mag, zu duzen, die dies meist dann auch einfach tätigen. Mundgulli bedeutet sowas wie Mundgeruch, den ich zweifelsohne habe. Erbrochenes riecht eben nicht wie Rosenblätter. Oder Pfefferminze.“ Sie nickte. Ich hatte ihre Frage beantwortet.

„Also magst du mich?“ Solch eine unschuldige Frage, während sie mich mit schiefgelegtem Kopf anlächelte. Sie wusste genau, dass ich sie mochte. Körperlich wie auch charakterlich. Schließlich hatte ich fast schon Lobeshymnen auf ihre Person gehalten, als wir gemeinsam in der Taverne Zeit verbrachten.

„So rede ich übrigens auch, wenn es mir schlecht geht, wie Euch soeben aufgefallen sein dürfte. Unbedacht meiner Worte.“ Ihr Blick wurde finster. Traurig, wollte ich fast meinen.

„Wir wechseln also wieder?“ Ich seufzte. Kann die mal aufhören, mich in ernste Gespräche zu verwickeln, während ich gerade wieder fit werde?

„Wenn es Euch … dich nicht stört, können wir auch die persönlichere Anrede belassen. Dir dürfte bewusst sein, wie sehr ich dich schätze. Und fürchte.“ Ich stieß mich nun lachend von der Wand ab und lief einen Umweg zur Kirche. Zumindest vermutete ich, dass es einen geben musste, denn zu riskieren, dass mein Bauch noch einmal aufgrund des Geruchs rebelliert, wollte ich nicht. Mein Blick lag, während ich weiterlief, für den Moment auf Fenrir, der hechelnd neben mir her trottete. Wie der das alles nur ertragen konnte mit solch einer Nase? War dieser oder der Geruch im Turm für ihn schlimmer? Wieder einmal sah ich die Feinheit seiner Nase als Fluch und nicht als Segen an.
 

Desto mehr wir liefen, desto besser ging es mir wieder. Die frische Nachtluft war wahrlich ein Segen. Und auch meine Suche nach einem anderen Weg zur Kirche war von Erfolg gekrönt. Wir hatten zwar dabei kurzzeitig klettern müssen, doch wir besaßen unseren Erfolg. Über Fenrirs Ideenreichtum, was man als Sprungschanze benutzen konnte, seine Sprunghöhe und ---weite, konnte ich lediglich staunen.

„Da seid ihr ja.“ Aidan kam auf uns zu, als wir in sein Blickfeld gerieten. Ich jedoch ging an ihm vorbei, an meine Tasche, und nahm mir meine Feldflasche. Wasser tat gut und würde mir helfen, den Geschmack im Mund etwas mehr zu ertragen. Ich trank. Gurgelte. Spuckte. Leliana derweil berichtete meinem großen-kleinen Bruder, was passiert war.

„Also geht es dir jetzt besser?“ Ich schloss gerade meine Flasche, als er an mich herantrat.

„Sieht wohl so aus. Leliana ist eine gute Krankenschwester.“ Ich zwinkerte dem Brünetten zu, der nur schmunzelte.

„Leliana.“ Angesprochene blickte mich fragend an.

„Danke übrigens. Für’s Leben retten, als ich im Schock war. Für’s eben auf mich aufpassen. Und für’s Zuhören.“

„Zuhören?“ Ich nickte hoch zur Taverne.

„Irgendwie schaffst du es, in meinen schwachen Momenten bei mir zu sein und Informationen herauszulocken. Gewollt wie auch ungewollt.“ Sie lächelte nur, ob meines Satzes wegen oder weil ich beim Duzen blieb, blieb ihr kleines Geheimnis. Vielleicht lag es sogar an beidem.

„Du?“ Aidan blickte mich verwundert an.

„Der Rotschopf weiß mir den Kopf zu verdrehen.“ Beide lachten. Es war schön, selbst zu lachen und andere lachen zu hören, nach dem Schrecken, den wir heute Nacht erlebt hatten. Wandelnde Leichensäcke. In meiner Welt hatte ich ja oft mit Zombieinvasionen gerechnet, oder vielmehr gehofft. War das doch sogar eine Verschwörungstheorie für den sogenannten Weltuntergang, den die Maya für das Jahr 2012 angekündigt hatten. An diesem Tag war es legitim für mich, ein scharfes Messer dabei zu haben, schließlich frühstückten wir in der Schule. Doch die Zombies kamen nicht. Vielleicht war das auch besser so, denn sonst wäre ich nicht hierher geraten. Wüsste nicht so detailliert über die Zukunft Bescheid, wie ich es nun tat, schließlich habe ich in den darauffolgenden Jahren viele Infos über diese Welt erhalten. Habe die Bücher mehrmals gelesen. Die Spiele unzählige Male durchgezockt. Nächte, Freunde und Schulnoten hatten darunter gelitten. Fandiskussionen in Foren über verschiedene Charaktere und Thematiken dieser Welt wurden gelesen und vorgefertigte Meinungen meinerseits revidiert oder gefestigt.

„Alexander?“ Ich schüttelte mein Haupt und blickte in mein ehemaliges Paar Seelenspiegel.

„Was gibt es?“

„Ich wollte mit dir über morgen sprechen. Auf ein Glas?“ Nun lag es an ihm, hoch zur Taverne zu nicken, und ich lächelte. Mit meinem ehemaligen Selbst und nun Bruder einen trinken gehen? Das alles, nachdem man eine Schlacht erfolgreich geschlagen und überlebt hatte?

„Unbedingt.“
 


 

Mein Schädel brummte. Kopfschmerz begrüßte mich, während ein stechender Schmerz folgte, als ich zu unvorsichtig meine Augen öffnete und vom Sonnenlicht geweckt wurde.

„Fuck!“, entwich es grummelnd meiner Kehle und meine Ohren vernahmen ein Fiepsen. Etwas Nasses drang auf mein Gesicht. Es dauerte einen kurzen Moment, ehe ich feststellte, dass es sich hierbei einfach nur um die Zunge Fenrirs handelte. Mein treuer Hund war aber auch einfach immer bei mir. Sympathisch und eine Eigenschaft, die ich sehr an ihm liebte. Allerdings in meiner derzeitigen Gemütsverfassung war es störend.

„Hau ab!“, kam es genervt von mir, als ich den Hund etwas von mir wegschob.

„So unfreundlich, und das im Haus des Erbauers?“, erklang eine weibliche, amüsierte Stimme. Langsam blinzelte ich, um nicht wieder vom Licht Schmerzen zu erhalten, und erkennen zu können, was in meiner Umgebung geschah. Als ich dies nach wenigen Augenblicken auch wieder konnte, erkannte ich tatsächlich, in der Kirche zu sein. Dort, wo wir Teagan begegnet waren. Um mich herum lagen viele Menschen. Männer, Frauen und Kinder. Ob es Flüchtlinge waren oder einfach Menschen, die zu sehr in den Becher geschaut hatten, so wie ich offenbar, wusste ich nicht. Die Person hingegen, die mich auf meine liebreizende morgendliche Art hinwies, war nahe bei mir, an eine Säule gelehnt. Solona. Ihr lag wieder einmal der Schelm im Gesicht, ehe sie aus heiterem Himmel eine Feldflasche zu mir warf, die ich mit Müh und Not auffing. Schließlich rechnete ich nicht damit und war auch in der bedrohlichen Lage sie entweder zu fangen, oder mir den Zorn der noch schlafenden Meute anzueignen.

„Fangen könnt Ihr schon einmal.“

„Ach haltet die Klappe, Blondie.“ Ich öffnete die Feldflasche, und genoss das Wasser, das nun meine Kehle herunterrieselte. Der Geschmack von Alkohol war deutlich in meinem Mund vorzufinden. Wie viel hatte ich getrunken? An die Schlacht konnte ich mich erinnern. Danach war vieles nur noch als Überbleibsel vorhanden. Ich war im Schockzustand gewesen. Leliana war bei mir. Sie und ich duzten uns nun. Aidan hatte mich mit hoch in die Taverne geschleppt, aber was danach geschah, geschweige denn wie ich an diesen Ort gelangte … keine Ahnung.

Ich schloss die Feldflasche und merkte die Anstrengung in meinen Knochen, die mich heimsuchte. Stundenlanger Überlebenskampf strengte eben an. Mein Körper war noch nicht für größere Gefechte ausgereift, wie ich nun deutlich bemerkte. Meine Ausdauer war wohl eine der vielen Sachen, an denen ich zu arbeiten hatte. Und dazu noch das Trinken … wie hielt Oghren das nur aus? In ein paar Monaten würde ich ihn vielleicht danach fragen können.

Meine Augen suchten etwas, an dem ich mich hochziehen konnte, als ich nur den Vierbeiner neben mir erblickte. Also hielt ich mich an seiner Hüfte fest und zog mich hoch. Solona lachte und Fenrir blickte mich verwirrt an, als mein Vorhaben von Erfolg gekrönt war. Zum Glück waren Mabari schwerer und standfester als andere Hunde.

„Danke, Großer.“ Ich umarmte kurz seinen Hals, streichelte diesen auch, was ihm zu gefallen schien, und schnappte mir die Feldflasche, die ich auf dem Boden abgestellt hatte.

„Hier.“ Und schon war sie wieder bei der Besitzerin angelangt, die sie so gelassen auffing, als hätte sie im Zirkel stetig mit ihren Kollegen Flaschen herumgeworfen. Vielleicht taten sie dies ja sogar, wenn sie nicht gerade dabei waren, zu studieren oder den Blicken der Templer zu entfliehen.
 

Als ich aus der Kirche getreten war, bemerkte ich, dass es vermutlich noch nicht lange hell war. Manch einer meiner Kameraden hatte sich sein Zelt aufgebaut und schlief noch in diesem. Meine Tasche selbst lag noch immer an dem Ort, an dem ich sie zurückgelassen hatte, samt meiner Waffen. Nun, vermutlich dachte ich mir, dass man uns ohnehin nicht angriff, da ich ja die Zukunft kannte.

„Er ist ja früher auf den Beinen als angenommen.“

„Fenrir hat geholfen“, lachte Solona nur, als uns Aidan entgegenkam.

„Sag mir bitte, dass ich nichts Blödes tat.“

„Du siehst sowas von kaputt aus“, lachte er nun, ehe er mir mit einem Nicken zu verstehen gab, ihm zu folgen. Und das tat ich auch, dicht gefolgt von der Magierin und meinem Hund.

Wir näherten uns einem Brunnen, bei dem ein Eimer stand.

„Du kannst dich an nichts mehr erinnern?“

„Den Kampf, meine Panikattacke und bis zu dem Zeitpunkt, als du vorschlugst, dass wir reden würden, das weiß ich alles noch. Denke ich. Lediglich das Trinken mit dir dort oben ist mir entfallen. Vergiss nicht, dass du so gut durchhältst, da ich in dem Jahr deine Leber trainiert habe.“ Er musste lachen, als der letzte Teil meines Satzes ausgesprochen wurde.

„Du warst ganz lieb“, meinte nun Solona, die sich an den Brunnen lehnte.

„Warst du etwa auch dort?“ Die Blonde nickte.

„Ja. Aber erst, als Fenrir mich abholte.“ Warte was? Wieso hatte sie mein Hund abgeholt? Und wofür genau?

„Die meisten von uns gingen recht schnell schlafen, waren sie angestrengt vom gesamten Tag gestern. Ich war die Einzige, die noch wach war. Glaube ich zumindest, abgesehen von Sten. Der Qunari ist schon die ganze Nacht am See. Entweder will er den Magieturm böse angucken, oder die eventuellen übrigen Untoten, die im Wasser lauern könnten, einschüchtern.“ Ich wusch mir mein Gesicht, als Aidan nun begann, die Ausführungen zu erzählen.

„Wir tranken ein paar Gläser. Du warntest mich, was uns im Schloss erwartet. Besonders, wenn wir im Innenhof angekommen sind.“ Ja. An dieses Mistvieh wollte ich jetzt nicht denken. Das würde uns im Normalzustand schon viel abverlangen, doch wir waren jetzt auch noch erschöpft. Ein ebenso spaßiger Tag wie zuvor stand uns bevor. Jippie.

„Auch benanntest du mir den Vorteil, dass wir nun Solona bei uns besitzen. Eine Träumerin, die wir besonders heute gebrauchen können.“ Der Couslandsprössling gab mir einen vielsagenden Blick, der mir zu verstehen gab, dass er den Grund wusste, wieso sie gebraucht werden würde. Also hatte ich ihm das Ganze mit Connor erzählt. Wenigstens würde er vorbereitet sein. Und vielleicht hatte er die anderen auch etwas vorgewarnt, was umso besser wäre.

„Ach, nur für heute ist es ein Vorteil, mich an eurer Seite zu haben? Wisst ihr zwei, wie verletzend das ist?“ Sie tat verletzt, doch letztlich konnte sie sich das Grinsen nicht verkneifen. Eindeutige sarkastische Hawke Gene. Ich zwinkerte ihr schmunzelnd zu, ehe ich wieder zu meinem Bruder blickte.

„Und als es für dich genug war, du mir erzähltest, dass du nun richtig müde wärst und hinunter zum Schlafen wolltest, ließ ich Fenrir Solona rufen. Also nicht sie speziell, sondern eine Person, die noch wach war. Als du dann weg warst, sprach ich noch ein wenig mit dem Bann.“ Teagan war also auch bei der Feier gewesen? Nun, wirklich was zum Feiern gab es noch nicht. Wir hatten diese Wesen zurückgedrängt, doch wenn wir den Dämonen von Connor nicht loswurden, würden diese Leichen in den nächsten Tagen erneut angreifen.
 

„Und dann kamen wir hoch, mit Skipper im Schlepptau, der mit Fenrir spielen wollte.“ Jetzt wo sie es ansprach, wo war der Mabari eigentlich?

„Skipper ist noch in meinem Zelt, falls du fragen wolltest. Entweder das oder er sucht Morrigan.“

„Ah, sind wir schon beim toten Hasen in der Unterwäsche angelangt?“ Beide warfen mir Blicke zu, als hätten sie sich verhört.

„Fragt nicht“, grinste ich jetzt nur, ehe ich mir den Wassereimer über den Kopf schüttete. Ich stank vom Kampf. Meine Frisur war morgens schon immer beschissen und heute würde ich zu einem ordentlichen Waschalltag an einem Fluss nicht mehr kommen. In diesen See hier wollte ich schließlich, um ehrlich zu sein, nicht steigen. Grund? Nun, zum einen war das noch immer der See, in welchem die Magier was auch immer sicherlich entsorgen würden, und zum anderen waren am Vortag daraus Leichen gekommen. Was wäre, wenn ich sie aktivierte, wenn ich mich dort wusch? Ich besaß ja schon ein ungutes Gefühl, wenn ich im Meer oder an einem See nicht mehr stehen konnte und nicht wusste, was sich unter mir befand. Sollte ich jetzt auch noch komplett Angst vorm Wasser bekommen? Nein, da war mir das Waschen mit dem Eimer lieber. Da wurde jetzt mit einem Mal auch die Kleidung etwas gewaschen.
 


 

Es verging einige Zeit. Zeit, in der immer mehr Menschen aufgestanden waren. Und sie alle versammelten sich auf dem Dorfplatz vor der Kirche. Die ehrwürdige Mutter Hannah und Bann Teagan hielten dort eine Rede ab, während unser Trupp an ihrer Seite stand.

„Der Morgen dämmert und wir haben die Nacht überlebt! Der Sieg ist unser!“

Die Menge jubelte, und einigen schien der Kater in diesem Moment sogar egal zu sein, den sie sich in der Nacht zuvor zugezogen hatten.

„Und obgleich der Sieg viel gekostet hat, müssen wir bedenken, dass wir alle nicht hier stünden ohne den Heldenmut der guten Leute neben mir.“ Er richtete sich lächelnd an Aidan.

„Danke, guter Herr! Der Erbauer hat auf uns herabgelächelt, als er Euch in unserer dunkelsten Stunde zu uns geschickt hat.“ Am Ende seines Satzes senkte der Bann sogar vor ihm sein Haupt, um seinen Respekt auszusprechen.

„Ich danke Euch, Bann, doch der meiste Dank gilt wohl unserem Taktiker, wegen dem wir so gut vorbereitet waren und Maßnahmen vorbereiteten zur Bekämpfung dieser Kreaturen.“

Ohne mich wehren zu können, wurde ich schließlich von seiner Geste völlig überrumpelt, schob mich der Wächter mit einem Arm zu sich vor. Hielt mich mit seinem rechten Arm gefangen und präsentierte mich dem Bann und den Leuten wie ein stolzer Vater, der seinen Erben vorstellen wollte.

„Dann möchte ich auch Euch noch einmal ganz besonders danken, Herr …“

„Alexander. Alexander Cousland.“ Als hätte mir Leliana wie am Vorabend eine Ohrfeige gegeben, blickte ich Aidan völlig erschrocken an, der mir mit einem Lächeln entgegenblickte.

„Mein älterer Bruder.“

„Oh, noch ein Cousland?“ Der Bann war überrascht, doch dann schüttelte er amüsiert sein Haupt, ehe er den frischgebackenen Couslandbruder, also mich, anblickte.

„Alexander Cousland, Ihr habt durch Eure Maßnahmen jede Menge Leben gerettet. Euch gebührt mein aufrichtiger Dank.“ Dann wandte er sich wieder seinem Volk zu.

Ich selbst realisierte nur noch, wie mich Aidan wieder neben sich bugsierte, war ich noch immer viel zu überrascht von dem, was soeben geschehen war. Aidan hatte soeben dafür gesorgt, dass ich als Alexander Cousland bekannt werden würde. Also, dass ich … adoptiert wurde.
 

„Kommst du?“ Leliana stupste mich leicht an, weswegen ich nun zu ihr blickte. Die Rede war offenbar vorbei, und auch unser Trupp lief bereits hoch zur Mühle. War ich so sehr mal wieder in Gedanken gewesen?

„Klar.“ Ich lächelte sie an und nun folgten auch wir der Truppe.
 

Einen kurzen Spaziergang weiter und wir waren wieder dort, wo am Abend zuvor der Angriff begonnen hatte. Bei der Mühle.

„Von hier aus sieht das Schloss völlig ruhig aus“, murmelte der Bann vor sich hin. Aidan und ich waren an seiner Seite, schließlich wollte der Bann reden und Aidan hatte mich ja bereits als Taktiker vorgestellt, also war es auch nicht verkehrt, wenn ich dabei wäre.

Der Bruder des Arls wandte sich zu uns um.

„Wir sollten den Angriffsplan besprechen.“ Mit seinem Kopf nickte er hinüber zur Mühle.

„Es gibt im Inneren der Mühle einen Geheimgang. Ein Tunnel, der direkt ins Schloss führt. Wenn Ihr mit einem kleinen Trupp dort hineinschleichen und das Tor öffnen könntet…“ Er stockte, als er an uns vorbeiblickte. Ich wusste, was nun der Fall war, und armeverschränkend drehte ich mich um. Vermutlich sah ich sogar ein wenig gelangweilt aus, als ich die Frau samt der Wache beobachtete, wie sie den Hügel hinunterrannte.

Eine Frau im mittleren Alter. Zum Zopf gebundenes, rostrotes Haar. Edle Gewänder. Orlaisianerin.

Meine Aufmerksamkeit legte sich, während der Bann an mir vorbeilief, auf Alistair, der eine steinige Miene besaß. Ein Ausdruck, der an sich nicht zu dem sonst so lustigen Tollpatsch passte. Bei den Gefühlen, die ihm allerdings hochkommen mussten, wenn er diese Frau sah, nur allzu verständlich.

Ich persönlich wandte mich ab und blickte nun selbst aufs Schloss, wie es zuvor der Schwager von Arlessa Isolde tat. Ich kannte niemanden, und hatte auch noch nie gelesen, dass jemand die Arlessa mochte, aus meiner Welt, und auch mir ging es ähnlich, also brauchte ich ihr auch nicht zuhören. Gerade wenn ich doch wusste, was sie sagen würde.

„A-Alistair?“, vernahm ich die erschrockene Stimme Isoldes. Hatte er sich also bemerkbar gemacht. Mir persönlich wäre es lieber gewesen, wenn ich jetzt schon einmal die Falltür suchen konnte, damit wir schneller loslegten, doch wäre es gegenüber der Frau zu auffällig. Sie würde uns vielleicht noch verraten, wenn sie davon wüsste. Oder die mitgereisten Wachen an ihrer Seite. Allerdings musste ich im Augenblick auch wie der beschissenste Taktiker der Welt rüberkommen. Schließlich hätte ich dastehen sollen und die Szenerie verfolgen. Einen Plan schmieden anhand der mir wohlmöglich offenbarten Informationen, doch das tat ich nicht. Vielmehr weil ich eben schon einen Plan besaß. Wusste, welche Mitglieder durch den Geheimgang mitgehen sollten. Welche Gefahren uns bevorstanden.
 

Ich vernahm nach kurzer Zeit, wie die Alessa und der Bann samt den Wachen verschwanden, und sich die Truppe umdrehte und auf mich zukam.

„Das riecht nach einer Falle“, waren die ersten Worte, als Aidan mir gegenüberstand. Ich nickte.

„Weil es auch eine ist. Hab dir doch von dem Dämonenbalg erzählt. Und da wir nicht sonderlich viel Zeit haben und es ein schmaler Gang ist, wüsste ich, wen wir mitnehmen.“ Er nickte nun. Vertraute darauf, dass ich eine gute Wahl traf.

„Wir zwei schon einmal. Dann eine Frau, die Schlösser knacken kann, wäre praktisch.“

„Leliana.“ Angesprochene kam näher zu uns. Es fühlte sich an wie die Teamauswahl in der Schulzeit früher, wenn man zum Beispiel Fußball spielte, nur dass ich es war, der auswählte, und niemand sonst.

„Alistair kennt sich im Schloss aus.“

Auch das war eine logische Wahl, und der Fast-Templer trat zu uns.

„Und als letztes Solona.“

„Weil wir eine Magierin gebrauchen könnten, oder wegen ihrer speziellen Eigenschaft?“

„Von den beiden Möglichkeiten Ersteres. Doch es gibt noch einen speziellen Grund.“

„Wenn du das sagst.“ Er wandte sich zu den üblichen Gefährten. Fragte nicht nach. Nahm es einfach so hin. Dies alles heute schon war ein enormer Vertrauensbeweis, den er mir schenkte. Etwas, das mir aufzeigte, dass er seine Worte mir gegenüber ernst meinte. Mich als Bruder sah. Als Cousland.

„Und ihr macht euch vor dem Tor bereit. Es wird zu einem Kampf kommen, sobald ihr durch das Tor getreten seid.“ Unsere Gefährten bestätigten, dass sie verstanden, und machten sich in die Richtung auf, in die soeben die Familie Arl Eamons aufgebrochen war.

„Du hast den Ring?“ Aidan öffnete seine rechte Hand, in der dieser Gegenstand vorzufinden war.

„Gut. Dann lasst uns keinerlei Zeit verschwenden.“
 


 

Für einen Laien wäre es schon einfach gewesen, den Geheimgang innerhalb der Mühle zu finden, doch dank einer Expertin wie Leliana, die in so etwas bereits geübte Augen besaß, war es ein Kinderspiel. Und dank Solona besaßen wir Licht, ohne eine Fackel zu benutzen, was ein schwieriges Unterfangen gewesen wäre, bei diesen schmalen Treppen, die hinunterführten.

„Wenn man den Geruch von heute Nacht hiermit vergleicht, ist das hier gar nicht so schlimm.“

Alistair konnte manchmal ein wahrer Optimist sein. Und doch roch es sehr. Modrig, handelte es sich schließlich um einen sehr alten Geheimgang, der schon längere Zeit nicht mehr benutzt wurde, wie es den Anschein machte. Und dieser führte direkt in die Kerker, also umso einladender als ohnehin schon … nicht.

Der Weg bis zu besagtem Kerker dauerte schon seine Zeit, doch nichts, was zu anstrengend gewesen wäre.

„Nein! Bleibt weg von mir!“ Der panische Ruf einer Stimme erklang, als wir unser Ziel erreicht hatten. Im Schein des magischen Lichts konnte ich Solonas Gesicht erkennen.

Überraschung. Irritation. Wut. Sie wechselte ihren Gesichtsausdruck binnen Sekunden, ehe sie sich in Bewegung setzte. Wir anderen taten es ihr natürlich gleich. Wir traten aus dem schmalen Gang und gerade, als wir uns in Bewegung setzten wollten, die beiden wandelnden Leichen, die wir erkannten und vor einer Zelle ausharten, waren sie auch schon in Flammen gehüllt und fielen zu Boden. Solona hatte nicht lange gefackelt. Das tat sie im Übrigen auch nach ihrer Brutzel-Aktion nicht, ging sie schnellen Schrittes und zielbewusst zur Tür der Zelle und starrte hinein.

„IHR!“ Es lag so viel Zorn in ihren Worten. Aidan blickte mich lediglich an und erkannte, wie ich mein Lächeln nicht unterdrücken konnte. Ja, er wusste nun, dass dieser spezielle Grund eingetreten war. Und auch wir traten zur Zellentür und sahen ihn. Ein Mann mit schwarzem, ungepflegtem Haar und zerlumpter Robe saß hinter der Tür auf dem Boden, und starrte Solona ungläubig an. Er schien durchaus schon den einen oder anderen Tag die Gastfreundschaft der Alessa genießen zu dürfen.

„Solona? Seid Ihr es wirklich, oder spielt mir der Erbauer einen bösen Streich?“ Die Magierin ballte ihre Hände zu Fäusten.

„Ich bin es wirklich. Auch wenn ich vielleicht nicht mehr ich selbst wäre, hätte mich die Vorsicht nicht übermannt und dem ersten Verzauberer über Euren dümmlichen Plan berichtet. ICH WÄRE BEINAHE BESÄNFTIGT WORDEN WEGEN EUCH!“ Wütend knallte sie ihre Hände gegen die Zellentür, während sie hasserfüllt in seine Augen blickte. Verständlich. Doch nun war genug. Ich schritt zur Magierin und legte ihr eine Hand auf die Schulter.

„Er ist es nicht wert, dass Ihr Euch weiter über ihn ärgert. Seht ihn Euch nur an. Und betrachtet Euch. Wer brachte es weiter, seit ihr den Zirkel verlassen habt? Er, der nun hier hinter Gittern ist. Ein Verbrecher. Oder Ihr, diejenige, die mit Grauen Wächtern reist?“ Sie hörte mir zu. Ihre Hände, die sich fest an die Gitterstäbe geklammert hatten, lockerten sich.

„Ihr … Ihr seid Graue Wächter?“ Nun wandte ich mich an ihn.

„Unsere männlichen Begleiter, ja. Aber zu Euch kommen wir noch.“ Erneut blickte ich zu Solona. Wartete, bis sie etwas sagte. Kurz blickte sie zu ihrem einstigen Freund, schüttelte ihr Haupt und spuckte auf den Boden. Ganz klare Botschaft: Er war ihre Spucke nicht wert.

Jowan begann, sich etwas zu entspannen, als er seine wütende Kindheitsfreundin aus Zirkeltagen nicht mehr so nah vor sich besaß. Doch keine Ruhe für die Verruchten.

„Alistair, Ihr dürft auch gleich, wenn ihr wollt.“ Mit einer einladenden Handbewegung deutete ich zur Zelle, als ich mich dem Sohn Marics widmete. Doch der Beinahe-Templer blickte mich nur verwirrt an. Wusste ja nicht, was ich wusste.

„Klein-Connor ist ein Magier, und er sein Lehrer.“

„Connor? Ein Magier? Das glaube ich nicht!“, äußerte sich Alistair entsetzt. Er wusste, was dies bedeutete. Der Erbe des Arls wäre nicht in der Lage, die Ländereien für sich zu beanspruchen, und würde in den Zirkel geschickt werden. Ein neuer Erbe musste her, ansonsten war es das mit diesem Zweig des Stammbaums.

„Leider ist er das. Und auch für dieses ganze Durcheinander mitverantwortlich. Allerdings ist er hier mindestens genauso schuldig.“ Mit dem Daumen deutete ich auf den Gefangenen.

„Er hat im Auftrag Loghains, den Arl, vergiften lassen. Connor, der seinen Vater retten wollte, ging aufgrund dessen dann einen Vertrag mit einem Dämonen ein. Und das Ergebnis haben wir hier.“ Mit dem Kopf nickte ich zu den Leichensäcken, die völlig verbrannt wurden.

„IHR HABT WAS?“ Gerade noch so konnte ich dem Blonden ausweichen, der es so wie Solona händelte. Es war nur natürlich, dass er so wütend war. Schließlich war es zwischen ihm und dem Arl schon immer etwas Besonderes gewesen.

Mein Blick glitt von Alistair zu den Leichen toter Soldaten, die den Schlüssel besitzen mussten, um diese Zelle zu öffnen. Doch eine Hand samt dem Schlüssel drängte sich in mein Sichtfeld. Lelianas Hand. Sie lächelte mich an, während ich dankbar lächelnd diesen entgegennahm und ihr zunickte. Wieder gesellte ich mich fast vor die Zelle, so dass ich Jowan anblicken konnte. Alistair selbst hatte auch eingesehen, dass es nichts brachte, von außerhalb des Gitters Verwünschungen auszusprechen, daher ging er schnaubend und mit anmerkendem Zorn ein paar Schritte zur Seite.
 

„Woher wisst Ihr all dies?“, drang seine Stimme in mein Ohr.

„Ich habe so meine Quellen. Woher genau hat Euch nicht zu interessieren. Was wir nun mit Euch machen, das ist eine andere Sache.“

In meiner Hand hielt ich den Schlüssel, offen für alle sichtbar und grinste nun wieder.

„Solona. Alistair. Jowan. Was sollen wir hiermit machen?“



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