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Worlds Travel ~ Band Eins: My new Destiny

von

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Chapter 13 ~ Wer nicht wagt, der nicht gewinnt

Mein Kopf dröhnte leicht, als ich meine Augen öffnete. Mehrere Stimmen, die neben mir genauso laut wie ich aufstöhnten, schienen sich bereits genervt zu erheben, also schloss ich mich ihnen an. Zumindest langsam. Der mit Steinen gepflasterte Boden schien in dieser seltsamen Liegeposition, in der mein Körper auf dem Boden einschlug, noch unbequemer gewesen zu sein, denn mein Rücken schmerzte leicht.

Oder eher Aidans, erklang meine innere Stimme, mich zu korrigieren, während ich an das Nichts zurückdachte. An meinen Traum. Wie Leliana mich daraus befreite. Wie ich in die Träume der anderen drang und schlussendlich diesen Endkampf versaute. Der Einzige war, der nichts bewirkte. Und dass nun alle über mich Bescheid wussten, wenn auch nicht so sehr wie der Zweig unserer beschaulichen Gruppe, mit dem ich durch die Träume wanderte.

„Seid Ihr nun wieder …“, drang Alistairs Stimme neben mir ins Ohr, als ich nickte.

„Ja, Alistair. Doch wie gesagt. Wir haben zunächst keine Zeit für Fragen und Erklärungen. Wir müssen Uldred aufhalten. Die Zeit rennt.“

Der Wächter begann zu nicken und während ich meinen Schild und mein Schwert vom Boden erhob, die ich dank des Dämons der Trägheit fallen hatte lassen, erkannte ich auch das einstimmige Nicken der anderen.

Zufrieden blickte ich noch kurz auf die Leiche des Dämons, der unsere unfreiwillige Reise ins Nichts erst möglich gemacht hatte, ehe ich den toten Körper neben ihm liegend erblickte.

„Niall.“

Traurigkeit drang in die Stimme der Träumerin, als sie den toten Körper erkannte. Auch Wynne gesellte sich neben sie und betrauerte ihren verstorbenen Ordensbruder.

„Ist das …?“ Solana packte etwas aus dem Griff des Verstorbenen und erblickte es völlig überrascht.

„Die Litanei von Adralla!“, benannte die Dienstältere nun das Fundstück der Jüngeren, und nun fiel es mir wieder ein. Ich hätte die Litanei beinahe vergessen.

„Er muss sie gefunden haben und wollte sie wahrscheinlich gegen die Blutmagier einsetzen“, schloss die Ergraute einen ihrer Gedanken, während sie die Litanei genauer beäugte.

Ich schritt zu ihnen. Mitleidig blickte nun auch ich auf den Toten. Wir waren zwar früher, als es der Wächter sonst wäre, unterwegs, doch für ihn hatte es offenbar leider nicht gereicht gehabt. Seinen Ausgang in dieser tragischen Geschichte nicht beeinflusst. Doch sein Opfer wird nicht umsonst sein, dessen war ich mir gewiss. Also widmete sich meine Aufmerksamkeit nun den beiden Magierinnen zu.

„Die Litanei ist wichtig. Uldred wird einige Magier in diesem Augenblick in Abscheulichkeiten verwandeln, doch mit ihrer Hilfe werden wir es verhindern. Darf ich?“ Ich streckte meine rechte Hand aus und ohne jegliches Zögern überreichte mir der Blondschopf diese magische Kostbarkeit. Augenblicklich suchte ich in unserer Gruppe ein bestimmtes Paar Augen, bis mich ein Paar blauer Iriden zum Halten brachte und ich die Litanei diesen entgegenhielt.

„Leliana, wärt Ihr so gut und würdet sie im Kampf vortragen? Als Bogenschützin bleibt Ihr ohnehin im Hintergrund und könnt sie sicherlich gut rezitieren. Sobald Uldred dabei ist, Magier in Dämonen zu verwandeln, müsst Ihr sie anwenden.“ Vorsichtig, als würde ich ihr eine heilige Reliquie überreichen, vermutlich war es das für Magier sogar, nahm sie besagte in die Hand und nickte.

„Ich werde mein Bestes geben.“

„Das ist alles, was ich verlangen kann.“ Und schon drehte ich mich zur Treppe um.

„Gruppe, Abmarsch!“
 

Offenkundig steckte so ziemlich jedem von uns unsere Reise im Nichts noch in den Knochen, doch die Dämonen, die sich ein komplettes Stockwerk noch in unseren Weg stellten, waren eine relativ willkommene Abwechslung. Zeit, in denen sich jeder konzentrierte und nicht in seinen eigenen Gedanken feststeckte oder mich anstarrte, denkend, dass ich es nicht bemerkt hätte. Manch einer schien leicht unsicher, woran er bei mir war, hatte der Dämon mit seinen für sie verwirrend klingenden Worten ganze Arbeit geleistet. Und nun kamen wir an den letzten Türen an.
 

„Sind wir am Ziel?“, stellte Alistair mir die Frage, als wir vor besagter Tür stehen blieben.

„Noch nicht ganz. Erst erkennen wir die Grausamkeit dieser Blutmagier.“ Und mit diesen Worten stieß ich die letzte Tür auf. Die, die zur letzten Treppe führte, aber auch zu einem geschundenem und recht angeschlagenem …

„CULLEN!“, rief Solona, als sie an mir vorbeirannte, direkt auf die Energiebarriere, die den Templer gefangen hielt. Unsere Truppe näherte sich auch vorsichtig besagter Barriere und manch einem – auch mir – stockte der Atem. Aus blutunterlaufenen Augen blickte uns der derzeitige Templer-Rekrut zornig an, während er zitterte. Blaue Flecken wie auch Schnittwunden beheimateten Teile seines Gesichts und vermutlich auch weitere Stellen seines Körpers, die man unter der Rüstung nicht erblicken konnte.

„Bleibt weg von mir!“, fauchte er mit kräftiger Stimme, wenn auch voller Zorn.

„Dreckige Blutmagier!“ Seine Augen ruhten auf Solana, während diese Mitleid und Traurigkeit in ihrem Gesicht beheimatete.

„Jetzt versucht ihr mich auch noch mit meiner größten Versuchung brechen zu können? Ich bin nicht euer Spielzeug! Hört ihr? Eher sterbe ich, als das zu werden! Also spart euch diese elendigen Illusionen, die ihr mir vorgaukelt!“

„Größte Versuchung?“ Verwirrt blickte mich Solona an.

„Was meint er damit?“ Es war erstaunlich, wie leichtfertig sie und Alistair mich, trotz ihrer kurzen Erfahrung über mein Wissen, bereits als Informationsquelle zu missbrauchen begannen und sich dieser Tatsache einfach hingaben. Als wäre es die reinste Normalität, dass es da jemanden gab, der über die Zukunft Bescheid wusste.

„Dass unser Sir Templer unglaublich spitz auf Euch ist, Lady Amell. Geschmack hat er jedenfalls.“ Ich blickte selbst noch einmal spielerisch an ihr herunter, bis mein Blick in ihr mittlerweile feuerrotes Gesicht stieß. Oh, großes Mundwerk, aber flirttechnisch eine Niete? Oder war sie einfach auch ein kleines Cullen-Fangirl? Doch trotz dieses Witzes hatten wir keine Zeit dafür und dessen war ich mir auch mehr als nur bewusst, doch es war einfach meine Art. Desto beschissener es lief, desto mehr wurde herumgewitzelt. Meist bitter schwarz und furztrocken.

Ich seufzte, wieder den Ernst der Situation bedenkend, ehe ich mich vor dem Gefängnis des Templers hinkniete, um mit dem am Boden Sitzenden auf Augenhöhe zu sein. Wir beide blickten uns entgegen, ehe ich kurz lächelte.

„Wir sind keine Blutmagier, sondern tatsächlich die Kavaliere. Wir sind ein zu seltsamer und bunter Haufen, als dass ihn sich einer dieser fantasielosen Blutmagier hätte je einfallen lassen können. Cullen, die Situation sieht wie folgt aus: Die Templer haben das Recht der Auflösung beantragt, doch bevor sie kommen und alles abschlachten, werden wir da oben etwas aufräumen.“

„Wenn Ihr tatsächlich keine Illusion seid und ich wünsche es mir so sehr, dass Ihr echt seid, dann geht dort hoch.“ Er deutete auf die Treppe.

„Uldred hat sich mit seinen mächtigsten Abscheulichkeiten in die Kammer zurückgezogen. Er hat den ersten Verzauberer dabei. Ihr müsst sie töten. Alle!“

„Wir werden da hochgehen, allerdings versuchen wir zu retten, wen wir retten können.“

„IHR VERSTEHT NICHT!“, schrie er mir entgegen, während er sich schmerzend mit beiden Händen durch die Haare fuhr. Sie durchwuschelte.

„Ihr habt nicht gesehen, was ich sah. Erlebt, was ich durchleiden musste. Es kann niemand mehr gerettet werden. Sie verwandeln sie alle in … diese Dinger.“

„Keine Sorge, Cullen. Wir werden Euch schon hier herausholen. Schließlich will ich irgendwann gegen Euch einmal Schach spielen.“ Ich zwinkerte dem nun verdutzten Templer entgegen, ehe ich mich erhob. War es kontraproduktiv, da er sich nun denken könnte, dass wir doch Trugbilder waren, geschaffen aus Blutmagie? Könnte sein. Wollte ich mir seine Meinung, die man ohnehin nach seiner Folter zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr ändern konnte, einfach nur nicht mehr länger anhören? Sehr wahrscheinlich. Wollte ich die Sache endlich hinter mich bekommen und so schnell wie möglich diesen dämonenverseuchten Turm hinter mich bringen? Auf jeden Fall!

Also erhob ich mich und drehte mich zu meinem Trupp um.

„Lasst es uns zu Ende bringen!“ Einstimmiges Nicken und schon schritten wir zur Tür. Ich bemerkte lediglich Wynne, wie sie neben mir herlief und noch einmal zu Cullen blickte.

„Armer Junge.“

„Es wird ihm schon bald wieder gut gehen, wenn wir dem hier ein Ende bereiten.“ Sie blickte mich für einen Moment abschätzend an, ehe ich die Entschlossenheit auf ihrem Gesicht erkannte, die sich nun dort befand.

„Das werden wir!“
 

Uldred selbst, das Übel dieses ganzen Turm-Szenarios, war ein Kahlkopf mit Hakennase. Mit erhobenem Kinn blickte er abfällig auf die Magier, die vor ihm auf dem Boden lagen. Verletzt. Und unter ihnen erkannte ich den ersten Verzauberer Irving. Nicht nur, weil er offenkundig der Älteste war. Oder als einziger ergrautes Haar besaß. Nein, er sah ähnlich aus wie im Spiel, während er, als habe er tagelang nicht geschlafen, gequält zu seinem Peiniger hinaufblickte.

„Ah, Besuch!“, rief Uldred, als er uns bemerkte. Ein schmieriges Lächeln hatte sich auf seinem Gesicht breit gemacht, als er sich von den Magiern entfernte und uns entgegentrat. Zwei seiner vier Bodyguards, Abscheulichkeiten, begleiteten ihn. Und wenn ich im Vorfeld bereits annahm, dass die Abscheulichkeiten, denen wir bereits begegnet waren, riesig waren, die beiden waren noch ein Stück größer. Ihre Pranken waren riesig und innerlich stellte ich mir bereits die Frage, ob ich doch lieber auswich oder es doch wagen sollte, bei ihren Angriffen mit meinem Schild abzuwehren. Nicht dass ich durch den Rückschlag noch gegen die Wand katapultiert werden würde.

„Ihr werdet diesem Treiben sofort Einheit gebieten, Uldred!“, rief Wynne Uldred entgegen, der allerdings nur ein spottendes Lachen als Erwiderung entgegnete.

„Weshalb sollte ich? Nun können wir die Templer vernichten und das Leben führen, welches uns zusteht!“

„Ah, das Utopia der Magier. Hättet Ihr dafür nicht einfach nach Tevinter reisen und uns mit Eurem Schwachsinn in Ruhe lassen können?“ Wütend blickte mich der Magier an.

„Wie unhöflich! Weshalb sollte ich meinen Freunden hier im Zirkel mein Geschenk verwehren, das ich für sie vorgesehen habe?“

„Wollt Ihr eine ernste Antwort oder soll ich Euch direkt sagen, dass Ihr ein Schwachkopf seid und wir Euch töten werden?“ Sein Lächeln wurde nun zu einer diabolischen Fratze, grotesker, als es für einen normalen Menschen möglich gewesen wäre.

„Kämpft, wenn Ihr wollt“, prahlte er bereits in einer unmenschlichen Stimme. „Das versüßt mir nur den Sieg.“

Und wie aufs Stichwort erhob er sich leicht in die Luft, und an seiner Statt befand sich nun ein riesiger Dämon, der uns hochmütig anblickte.

„Ein Dämon des Hochmuts. Die mächtigsten Dämonen des Nichts. Kümmert euch zuerst um die Kleinen!“

„Wer von denen ist denn klein?“, stellte Alistair die sarkastische Frage, als er sich bereits in Bewegung setzte und auf eine der vier Abscheulichkeiten zusteuerte. Er konnte selbst jetzt witzeln? Gute Eigenschaft!

Wir mussten es schaffen, zuerst diese Abscheulichkeiten zu beseitigen, damit wir danach unsere geballte Kraft ohne Ablenkung auf Uldred konzentrieren konnten. Natürlich gab es dennoch Hindernisse. Zum einen die vier Abscheulichkeiten selbst. Sie würden sich nicht einfach töten lassen und waren sicher stärker als ihre kleinen Brüder, denen wir bereits begegnet waren. Zum anderen Uldred, der für weitere Verstärkung sorgen wollte. Also mussten wir uns beeilen. Die vier erledigen, ungefähr vor oder kurz nachdem Leliana ihn daran gehindert hatte, Verstärkung aus den Magiern zu machen, damit wir ihn danach genug ablenken konnten, damit er gar nicht erst weitere Versuche starten konnte und den Rotschopf nicht zum Ziel nahm.
 

Ein bisschen war ich stolz auf meine kleine Truppe, als ich erkannte, wie sie alle in Positionen gingen, in denen sie am effektivsten waren. Die Magierinnen Morrigan, Wynne und Solona attackieren alle jeweils eine andere Abscheulichkeit mit ihren Attacken. Leliana selbst schoss mit ihren Pfeilen ebenfalls gnadenlos auf die vierte, achtete aber auch auf den Großen. Sten selbst kämpfte alleine gegen eine der vier Abscheulichkeiten und schien diese jeden Moment hinzurichten. Roland kämpfe an der Seite von Skipper und Alistair erhielt Beistand von Fenrir. Nur ich musste mich einem dieser Wesen alleine stellen, das just in diesem Moment auf mich direkt zu gerannt kam. Doch ich hatte mich nun wieder zu beweisen, nach meiner Misere im Nichts.
 

Der Weg dieser Abscheulichkeit wurde erschwert, da Wynne diese hin und wieder mit ihren Arkaner Bolzen beschoss. Einer der Gründe, weswegen ich eine Sache deutlich bemerkte. Sie waren zwar größer und offensichtlich auch stärker als die Abscheulichkeiten, denen man zuvor begegnete, doch sie waren auch langsamer. Schwerfälliger. Ich rannte auf dieses Ungetüm los, als es nur noch wenige Meter von mir entfernt war und gerade von einem der Bolzen zurückgestoßen wurde und schob mein Schwert in seinen Unterleib. Ein markerschütternder Schrei erklang und noch rechtzeitig hatte ich mein Schwert herausziehen können, um der Pranke auszuweichen. Doch anstelle zurückzutreten und für einen kurzen Moment auf Abstand zu gehen, schlug ich meinen Schild gegen den unnatürlichen Körper und umrundete das Vieh. Erneut stieß ich mein Schwert in den Körper, doch vermutlich war dies mein Fehler. Schließlich hing mein Schwert nun im Rücken des Monsters und es drehte sich zu mir um. Nur meinen Schild hielt ich noch in Händen und Mr. Hässlich schien nun umso wütender zu sein. Er schlug nach mir und gerade noch so konnte ich meinen Schild zwischen mich und seinen rechten Schwinger bringen, sonst wäre es mir vermutlich ergangen wie dem Elfen, dem ich zu Anfang, als wir den Turm betraten, auf dem Boden liegen sah.

Natürlich taumelte ich zurück und fiel auf den Rücken. Der Dämon trat näher und erneut schlug er nach mir. Der Schild war offenkundig sein Geld wert, denn ich bemerkte zwar die Kraft des Monsters, doch der Schild hielt. Ich war in einer Zwickmühle und mir kam eine Idee, die aus der Not entsprang und des Wahnsinns nahe war. Ehe es noch einmal ausholte, zog ich meine Beine angewinkelt hoch zu meinem Brustkasten, bugsierte meinen Schild zu meinen Füßen und mit all meiner Kraft, Beinkraft wie auch der Schwung, den ich tätigte, knallte ich dem Vieh meinen Schild gegen den Kopf. Auf normalem Wege hätte ich es nie erreicht, doch da es sich zu mir leicht heruntergebeugt hatte, war es das perfekte Ziel gewesen. Klar ich war jetzt schutzlos, doch den Zeitpunkt der Benommenheit konnte ich nutzen, um direkt aufzustehen. Und da der Schild über mich hinweg direkt hinter mir gelandet war, hob ich diesen auch sogleich auf. Bessere Ausgangslage als eben.

„Riskant. Viel zu riskant“​, hörte ich es urplötzlich in meinen Gedanken erklingen, was mich für den Moment irritierte, ehe ich bemerkte, von wem diese Stimme kam. Doch meine Verwirrung wollte auch diese Kreatur ausnutzen, als sie wieder auf mich zugeschossen kam.

Erneut wich ich einem der Schwinger aus, ehe es erneut vor Schmerzen aufschrie. Wynne musste ihn erneut getroffen haben, also gab ich Hackengas, um hinter es zu gelangen und mir wieder mein Schwert zu schnappen. Als ich es wieder in Händen hielt und bemerkte, dass sich dieser Koloss noch nicht umgedreht hatte, peilte ich dessen Kopf an und stach exakt dort hinein. Sogleich fiel es zu Boden. Wieso hatte ich es so kompliziert und riskant gemacht, wenn ich doch gleich beim Ausweichen dessen Kopf hätte anpeilen können?

„Das frage ich mich auch.“​

„Ruhe auf den billigen Plätzen, Aidan. Hättest ja selbst kämpfen können.“

Ich blickte mich um und erkannte, dass die anderen – außer Sten – noch immer mit diesen Wesen beschäftigt waren. Der Qunari hatte jedoch nicht die Absicht, den anderen zu helfen, sondern attackierte Uldred, der ihn kurz zur Seite stieß und versuchte neue Abscheulichkeiten für sich zu gewinnen, denn seine gewaltigen Klauen fingen an zu glühen. Und nun kam Lelianas Einsatz. Sie fing an die Worte zu rezitieren, weshalb die Litanei in ihren Händen aufleuchtete und somit Uldreds Zauber unterbrach. Wütend funkelte er die Bardin an und ehe er es tat, setzte ich mich schon von selbst in Bewegung zu Leliana. Ich wusste nicht, wieso. Ich hatte es im Gespür, dass er sie angreifen würde und kaum war ich mir dessen Gedanken selbst bewusst, setzte er sich in Bewegung, riss dabei meine Gefährten wie auch die überlebenden Abscheulichkeiten um. Ich ließ mein Schwert los, um noch schneller zu sein. Er stand vor der Bardin, die eingekesselt war. Er hob seine Pranke und als er sie herabschleuderte …
 

„AHHHH!“ Es schmerzte. Höllisch. Brustkorb wie Rücken. Für einen Moment hatte ich das Gefühl gehabt, in der Luft zu schweben, ehe mich dieser Schmerz ergriff. Meine Gedanken schweiften umher. Ich musste auf andere Gedanken kommen. Mir nicht die Sinne vom Schmerz vernebeln lassen. Was war geschehen? Was geschah in diesem Augenblick. Meine Augen öffneten sich. Ich bemerkte den Schild, der vor mir auf dem Boden lag. Ich hatte Leliana verteidigt. Erst jetzt bemerkte ich die Bardin, die scheinbar auf mich einsprach. Doch der Schmerz ließ noch immer mein Gehör klingeln, so dass ich mich auf keines ihrer Worte konzentrieren konnte. Wynne rannte auf uns zu.

„Heilerin. Sie heilt“, kam mir der intelligente Gedankengang zu Wynne, als ich schon bemerkte, wie der Schmerz gelindert wurde.

„Gleich dürfte es ihm wieder besser gehen“, drang nun die Stimme der Älteren in meinen Gehörgang, ehe ich tatsächlich bemerkte, wie es mir wieder besser ging. Der Schmerz pochte zwar noch etwas, allerdings nicht mehr so sehr wie zuvor. Vorsichtig erhob ich mich.

„Komm, ich helfe Euch.“

„Nicht nötig“, antworte ich der Bardin, als ich auch schon wieder vorsichtig aufstand und das Gleichgewicht hielt. Ich blickte hinter mich. Eine Mauer. Also waren die Schmerzen, die ich verspürte, das Resultat eines Treffers des Dämonen und dem direkten Knall gegen die Mauer. Ob mein richtiger Körper das auch so einfach überstanden hätte?

Mein Blick schweifte an Leliana vorbei, wo ich erkannte, wie der restliche Trupp noch immer gegen Uldred kämpfte. Also hob ich, unter Rückenschmerzen, meinen Schild vom Boden und blickte mich um. Mist. Mein Schwert lag weiter hinten im Raum. Doch was tat man nicht alles für seine Truppe.

„Ihr solltet es den anderen überlassen“, kam der gutgemeinte Rat von Wynne, als ich mein Haupt schüttelte.

„Wynne, attackiert ihn mit Euren Bolzen und Steinfäusten. Leliana, Pfeile. Jede. Menge. Pfeile!“ Ich hob die Litanei auf, die Leliana auf dem Boden liegen ließ, als sie neben mir gekniet hatte und schon lief ich im schnellen Schritt auf mein Schwert zu. Und als ich bemerkte, dass es ging, rannte ich darauf zu, nahm es in die Hände, und blickte zu Uldred.

„Tut mir leid, doch ich muss wieder was Wahnsinniges machen“, warnte ich Aidan in meinem Inneren vor, der sicherlich bereits die Augen verdrehte.

„Sten!“ Genannter blickte zu mir, während ich meinen Schild wieder wegwarf, hatte ich meinen Plan erst jetzt geschlossen, und mit dem Schwert in der Hand zu ihm gerannt kam. Er blickte kurz zum Dämonen, der direkt hinter ihm stand und dann schien er zu verstehen. Für einen Moment schien er doch tatsächlich zu schmunzeln, ehe er genau das tat, was ich von ihm erwartete. Er legte seine Waffe neben sich auf den Boden, kniete sich etwas hinunter und schob seine Hände ineinander, um mich zu schleudern.

"GLEICH ENDET DER REST DEINES LEBENS!", schrie ich Unsinnigerweise als meinen Persönlichen Kampfschrei, um mir auf den letzten Metern weiteren Mut zuzusprechen.

Als ich den Qunari erreichte, segelte ich auch schon durch die Lüfte. Doch der entscheidende Unterschied war dieses Mal, dass ich es so wollte. Mit meinem Schwert in der Hand landete ich direkt auf dem Kopf des Ungetüms. Er schrie heulend auf, während ich mir Mühe gab, auf diesem Mistvieh zu bleiben. Die Litanei in meiner Hand leuchtete, während ich mit der gleichen Hand einen Dolch aus meinem Gürtel hervorholte, für eine gefühlte Sekunde festen Stand auf seinem Hals besaß und diesen auch gut nutzte. Denn diese eine Sekunde brauchte ich. Ich nahm meinen Dolch in die andere Hand, drückte die nun leuchtende Litanei gegen seinen Kopf und stieß den Dolch mit voller Kraft durch das Papier, direkt in seinen Schädel hinein.

Gepeinigt schrie er auf, ehe er in sich zusammenbrach. Gerade noch so schaffte ich es, nicht von diesem Körper begraben zu werden, allerdings flog auch ich recht unsanft zu Boden.
 

Ich vernahm Schritte, die sich meiner Position näherten, ehe eine Hand in mein Sichtfeld drang. Ich blickte zu dessen Besitzer und sah in Alistairs lächelndes Gesicht.

„Gute Arbeit. Etwas riskant und verrückt, aber gut gemacht“, sprach er das aus, was meine Aktion schließlich auch war. Lächelnd nahm ich seine Hand entgegen und wurde von dem „fast-Templer“ hochgezogen.

Wynne kam auf mich zu und sie schien mit sich zu ringen, ob sie mich tadeln sollte aufgrund dieses Leichtsinns, den ich an den Tag brachte, oder eher danken. Sie entschied sich für Letzteres, als sie mich anlächelte und dies auch tat. Auch der Rest unserer Truppe trat zu uns.

„Gut gemacht.“

Überrascht blickte ich Sten an. Er hatte mich gelobt?

„Ich danke Euch für die Hilfe.“ Ich lächelte den Qunari an, der wieder sein Pokerface aufsetzte und nickte. Ich mochte diesen mürrischen Qunari einfach.

Mein Blick lag wieder auf dem Toden Uldred. Wir hatten den Zirkel also endlich gerettet. Neben dem Zwergenreich die größte Sorge in meinem Kopf. Und nun war sie vorbei.

„Erbauer sei Dank“, drang es aus meiner Kehle.

„Erbauer! Ich bin zu alt für so was“, stöhnte Irving, der sich uns humpelnd näherte.

„Irving! Wie geht es Euch?“, erkundigte sich Wynne genauso besorgt, wie es ihr Blick war.

„Es ging mir schon besser“, lachte er für einen kurzen Moment, während er bei uns ankam und Wynne freundlich anlächelte. „Aber ich lebe noch und dafür bin ich dankbar. Das ist doch wohl Euer Werk, nicht wahr, Wynne?“

„Ich war nicht alleine. Ich hatte Hilfe“, erwiderte diese.

Die alten und müden Augen des ersten Verzauberer ruhten auf unserer Gruppe.

„Der Zirkel schuldet Euch mehr, als wir je zurückzahlen können“, erklärte er uns freundlich.

„Ich komm darauf zurück.“ Ich zwinkerte für einen Augenblick, was Wynne einen erstaunten Blick bescherte. Der Ältere lachte kurz, ehe er zur Treppe nickte.

„Kommt, die Templer warten. Wir müssen ihnen sagen, dass der Turm wieder uns gehört.“

Irving humpelte los.

„Ihr müsst mich die Treppe hinuntergeleiten. Ah, verflucht sei derjenige, der festgelegt hat, dass der Zirkel in einem Turm sein muss.“
 

Meine Gefährten folgten. Doch ich blieb stehen, da ich noch Solona erblickte, wie sie vor dem Kopf des toten Uldreds stehen blieb. Sie stand mit dem Rücken zu mir, und ich konnte nur erkennen, wie sie ihre Hände zu Fäusten geballt hatte. Erahnen, was in ihr vor sich ging. Vorsichtig näherte ich mich ihr, ehe ich eine Hand auf ihre Schulter legte, die sie für einen Moment zusammenzucken ließ und sie über ihre Schulter blickte. Stumm hatten sich Tränen in ihren Augen versammelt.

„Es ist vorbei“, sprach ich das Einzige aus, das mir in diesem Moment etwas sinnvoll rüberkam. Ich war normalerweise schlecht im Trösten. Es schien allerdings zu wirken, denn nur Sekunden später befand ich mich in einer Umarmung. Die so spaßige Magierin, die so heldenhaft für ihre Heimat gekämpft hatte, zitterte. Es schien, als würde sie erst jetzt ihre Gefühle zulassen.

Das droht dir auch noch​, erinnerte mich meine innere Stimme. Ich strich ihr sanft über den Rücken, während ich das Schluchzen von ihr vernahm.

„Es sind so viele gestorben.“

„Ich weiß.“

Für wenige Augenblicke standen wir so da. Sie brauchte dies. Diesen Moment der Ruhe.

„Entschuldigt.“ Und schon löste sie unsere Umarmung auf.

Sanft lächelte ich sie an, als meine rechte Hand ihre linke Schulter berührte, und ihr dabei in die Augen blickte.

„Für seine Gefühle sollte man sich nie entschuldigen. Man kann nicht immer stark sein, und das sollte man auch nicht. Wenn Euch nach weinen zumute ist, dann tut es. Sonst frisst es Euch früher oder später auf.“

„Ihr scheint wohl aus Erfahrung zu sprechen?“, kam es im Versuch, wieder spaßig zu sein, ihrerseits. Ihre freudige Fassade wieder aufrechtzuhalten. Ein Nicken meinerseits beantwortete ihre Frage.

„Wohlmöglich besser, als Ihr annehmt. Aber lasst uns den anderen folgen.“

Und gemeinsam liefen wir aus dem Raum, ohne weiter über diese Worte zu sprechen, die noch eben unsere Lippen verließen.

Unsere Gefährten waren schon weiter gegangen. Leliana allerdings schien als Einzige unser Fehlen bemerkt zu haben, denn sie wartete dort auf uns, wo Cullen zuvor gefangen gehalten wurde.

„Was ist mit ihm?“ Ich nickte zum Ort wo der Käfig war.

„Er ist noch nicht bei Kräften. Während Alistair hilft, Irving nach unten zu bringen, übernimmt Roland diesen jungen Templer.“ Ich nickte. Wenn sie wüsste, dass sie in einem guten Jahrzehnt mit diesem jungen Templer zusammenarbeiten würde, hätte sie sich ihn vermutlich etwas genauer eingebläut. Und Infos erhascht.

„Dann hat es sich ja gelohnt, dass ich nicht da war, sonst hätte ich vielleicht das Glück gehabt, einem der beiden helfen zu müssen.“ Ich lächelte, was auch den beiden Frauen Besagtes auf die Gesichter zauberte.

Wir setzten uns in Bewegung, um bald bei den anderen zu sein, ehe mir ein Gedanke kam.

„Leliana, könntet Ihr mir einen Gefallen tun?“ Der Rotschopf blickte mich überrascht an.

„Welchen?“, kam es sogleich neugierig von ihr.

„Ihr habt flinkere Finger als ich. Könntet Ihr gleich unbemerkt in das Büro von Irving hinein und ein schwarzes Zauberbuch entwenden, und es mir später geben, sobald wir wieder lagern? Laut Spiel befand es sich auf dem Schreibtisch des Zauberers.“ Sie nickte.

„Natürlich.“

„Wie bitte?“ Ich blickte sie verwundert an.

„Was?“ Sie war nun verwirrt.

„Keinerlei Gegenfrage wozu?“ Sie kicherte, als sie erkannte, weshalb ich verwirrt war.

„Ihr habt sicherlich Eure Gründe dafür und würdet nie etwas tun, das unserer Gruppe schadet“, erwiderte sie nur freundlich und schritt weiter.

„Ich … danke.“ Noch immer erstaunt blickte ich sie an, als ein Räuspern der Blondine erklang.

„Hm?“

„Ich soll also einfach so zulassen, dass ihr beiden dem ersten Verzauberer etwas entwendet?“ Sie hob ihre Augenbrauen.

„Ähm …“

„Klar, kein Thema. Habe ich auch schon ab und an gemacht. Leliana, im zweiten Stock befindet sich das Büro. Ich zeige Euch dann unauffällig, welche Tür es genau ist.“

Ich schüttelte lediglich lächelnd den Kopf. Die Neugierige stellte keine Fragen und diejenige, die im Spiel stirbt, sobald die Wahl nicht auf sie gelegt wurde, lebt und ist ein kleiner Schelm. Verkehrte Welt.
 

Als wir unten ankamen, wurden wir von den Magiern gefeiert, als wären wir Stars. Nun, für sie waren wir in diesem Augenblick wohl mehr, schließlich hatten wir ihnen allen das Leben gerettet. Die Magier lagen sich in den Armen, und selbst so manchem von uns. Auch Petra hatte mich freudig in die Arme geschlossen und mir auch dafür gedankt, dass ich auf Wynne aufgepasst hatte. Ob das wohl so ganz stimmte, wusste ich nun wirklich nicht, schließlich hatte sie meine Wunden geheilt und kämpfen musste ich so oder so. Allerdings wollte ich mich nicht beschweren, wurde ich doch gerne von schönen Frauen umarmt.

Als Irving am Tor war und Greagoir dessen Stimme vernahm, uns das Tor öffnete und unsere frohe Kunde vernahm, schien er augenblicklich zehn Jahre jünger zu werden. MINDESTENS!

„Ihr habt uns einen großen Dienst erwiesen, Wächter. Seid Euch gewiss, dass wir Templer alles in unserer Macht Stehende tun, um Euch bei der Verderbnis zu helfen.“

„Der Zirkel ebenfalls!“, gab uns Irving zu verstehen. Auf dem Weg hatte ihm Alistair erklärt, dass wir Wächter sind und dass er und ich die einzigen Überlebenden waren. Es war mal schön, es nicht selbst dauernd erwähnen zu müssen. Konnte er gerne öfter übernehmen. Die beiden Oberhäupter der Orden feixten noch etwas miteinander, ehe sie mir zu verstehen gaben, dass wir sie nur zu rufen hatten, und sie würden diesem folgen. Nun war die erste Station tatsächlich beendet.

Welch. Ein. Glück.

„Irving“, unterbrach nun Wynne das Gespräch der beiden mit mir, weswegen alle Aufmerksamkeit auf der Zauberin lag.

„Ich möchte sie begleiten. Diese Leute sind tapfer, gut und zu Großem fähig. Ich will sie unterstützen, mit allem, wozu ich in der Lage bin.“

„Ach, du warst noch nie gerne im Turm, wenn draußen etwas Großes passiert“, brummte Angesprochener gutmütig.

„Wenn die Wächter damit einverstanden sind, kannst du gerne mit Ihnen gehen.“

Greagoir sah so aus, als würde er Protest einlegen wollen, doch er besann sich anders. Scheinbar war es den Stress nicht wert.

„Ich würde mich darüber freuen, wenn Wynne uns beitritt. Allerdings muss ich auch um eine weitere Magierin bitten, falls sie denn möchte.“

Solona blickte mich erstaunt an, als sich unsere Blicke trafen, und nun wandte sich Greagoir tatsächlich an mich.

„Ihr habt schon Wynne, und nun wollt Ihr tatsächlich noch einen Magier außerhalb des Turms lassen?“

„Ihr sagtet, ich soll mir dessen bewusst sein, dass die Templer alles tätigen würden, was in ihrer Kraft steht, um uns bei der Verderbnis zu helfen. Solona ist uns ebenfalls eine großartige Hilfe gewesen und harmoniert ebenso mit unserer Truppe. Falls Ihr Euch allerdings dagegen sträubt, würde ich in ihrem Falle auch vom Konskriptionsrecht Gebrauch machen.“ Solonas Mund stand offen, als sie erkannte, mit welch Eifer ich versuchte sie für unsere Gemeinschaft zu gewinnen. Im Kontrast dazu stand der Templerkommandant. Greagoir sah aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen, ehe er seufzte.

„Ihr habt recht. Ich sagte, dass wir Euch helfen würden. Nehmt diese zwei Magierinnen, aber keinen einzigen mehr!“, stellte er klar, und mit dem Kopf verneigte ich mich kurz vor dem Oberhaupt des Templerordens.

„Habt Dank.“

Nun ruhten alle Augen auf Solona, die zu strahlen begann.

„Ich komm mit!“, verkündete sie fröhlich, was mich lächeln ließ. Wir kamen her, retteten den Tag und anstelle einer Magierin, wie ich es gewohnt war, verließen wir den Turm mit zwei Mitgliedern mehr.
 

Ihr fragt Euch sicherlich, weshalb es mir so wichtig war, Solona in unserer Truppe zu bekommen, dass ich mit dem den Wächtern gegebenem Recht drohte. Nun, zum einen wusste und merkte ich ja, dass sie eine ausgezeichnete Magierin war und dass sie überlebte, war für mich ein Zeichen des Erbauers, doch ausschlaggebend war ein besonderer Fakt. Bei ihr handelte es sich um eine Träumerin. Also konnte sie ohne die Hilfe von Lyrium ins Nichts gelangen und das war ein wichtiger Punkt für unser nächstes Ziel. Ein Punkt, bei dem wir erneut Zeit gewinnen konnten und nicht zurück zum Zirkel wandern mussten. Ein weiterer Vorteil, der uns in die Karten spielte.​



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