Zum Inhalt der Seite

Worlds Travel ~ Band Eins: My new Destiny

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Chapter 11 ~ Gefangen im Alptraum

Der Turm war in echt noch um einiges schrecklicher, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Mir je vorstellen konnte, trotz meines riesigen Fantasiereichtums. Auf drei Stockwerken waren wir von Dämonenhorden der verschiedensten Sorten attackiert worden. Wollust, Hunger und Zorn, genauso wie die Abscheulichkeiten, sie alle samt vieler ihrer Vertreter traten uns entgegen. Stets veränderte sich unsere Gefühlslage, als wir diesen Kreaturen entgegentraten, und jedes Mal mussten wir uns wieder neu sammeln. Doch das war eine Herausforderung, die unseren Gruppenzusammenhalt prüfte. Unsere Teamfähigkeit forderte und wie ich mit Freude feststellte, harmonierte die Gruppe wunderbar miteinander. Die beiden Schwert- und Schildträger Alistair und Roland stellten sich oftmals Rücken an Rücken und gaben sich Schutz, wenn der andere es nicht mitbekam und es war kaum ein toter Winkel in ihrer Verteidigung zu erkennen. Für mein noch recht ungeübtes Auge, war ich ja selbst gerade mal etwas über ein Jahr als Schwert und Schildträger aktiv, wobei ich natürlich auch mein Licht nicht unter den Scheffel stellen mochte. Schließlich war auch mein kleines Team recht effektiv, bestehend aus der Magierin Morrigan, der Bogenschützin Leliana, meiner Fellnase Skipper und mir. Während Morrigan die Gegner auf Eis legte und hin und wieder Blitze durch die Gegend schleuderte, schoss Leliana in einer fast schon unmenschlich wirkenden Geschwindigkeit ihre Geschosse umher. Sie hielten mir und Skipper die Dämonen etwas auf Abstand, damit wir auch nicht überrannt wurden, während wir uns um einzelne heranstürmende Kreaturen kümmerten, die uns nach dem Leben trachteten.

Sten schleuderte mit seiner brachialen Kraft die Horden ebenfalls von uns weg oder zerteilte sie auch sogleich. An seiner Seite stand Fenrir, der die Dämonen, die es tatsächlich in die Nähe des Hünen schafften, biss und umriss, sodass sie Stens toten Winkel nicht erreichten und er sie schlussendlich ebenfalls ins Nichts zurückschickte.

Zum Schluss waren da noch die beiden Zirkelmagierinnen. Die Amell-Wächterin war eine junge Meisterin der Elemente, wie mir recht schnell auffiel. Hin und wieder bekamen die Dämonen es mit Steinfäusten, Feuerbällen, Kältekegeln und Blitzschlägen zu tun. Wynne, die Heilerin, sorgte dafür, dass ihrer jungen Kollegin das Mana nicht ausging und sie weiterhin aus der Ferne unsere Truppe unterstützen kann. Es hätte nicht besser laufen können, doch ich wollte an dieser Stelle den Tag nicht vor dem Abend loben, wusste ich doch, dass noch einige harte Nummern auf uns zukamen. Zum einen eine Traumwelt, falls wir es nicht zu verhindern wussten, und zum anderen der gute alte Oberverzauberer Uldred, der den Zirkel erobern wollte. Wynne hatte uns erzählt, was sie über diesen Schrecken, der geschah, wusste und während alle aufmerksam zugehört hatten, konzentrierte ich mich eher, nicht überrascht zu werden von dem, was vor uns lag, schließlich kannte ich die Umstände ja bereits.
 

Ach, beinahe hätte ich noch die indoktrinierten Templer vergessen, die von einem Dämonen der Wollust kontrolliert wurden. Blutmagier, die sich gegenseitig bekämpften und uns sogar gegenüber ergaben und natürlich meine Begegnung mit Owain, der uns ins Bilde setzte und Genaueres über das Geschehen rund um Uldreds Aufstand kundtat. Falls Ihr Euch fragt, wer Owain ist: Es ist ein Besänftigter. Sicherlich seid Ihr in Eurem Leben auch schon dem einen oder anderem Besänftigten über den Weg gelaufen. Könnt Ihr Euch noch an Euren ersten Besänftigten erinnern, als Ihr ihm begegnetet? Für mich selbst war es ein Ereignis, das ich sicherlich niemals vergessen werde. Diese ruhige und unnatürlich kalte Stimme, die er besaß. Seine ruhigen, fast schon tot wirkenden Augen. Die Art, wie er sprach. Seine Gedanken offenbarte. Es war einfach … erschreckend. Ich verstand Personen, die nach ihrer Begegnung mit einem Besänftigten Alpträume hatten. Das Ritual der Besänftigung ist eine Perversion, die ihr in dieser Welt besitzt, die ihresgleichen sucht. Jemandem seine Menschlichkeit zu berauben in solch einer Weise, ist so widerwärtig, dass ich nicht anders kann, als jeden, der dies befürwortet, obwohl er diese Menschen bereits erblickte, alles Schlimme dieser Welt zu wünschen. Verzeiht, doch Ihr wolltet meine ungeschönte, offene und ehrliche Meinung. In meiner Welt gab es auch Grausamkeit, doch das? Dagegen sind unsere Methoden noch human.

Doch belassen wir es, darüber zu debattieren, zumal sie in diesem Manuskript, das ich Euch zusende, ohnehin einseitig sind und ich meine, Eure Meinung zudem bereits zu kennen.
 


 

Mein Blick richtete sich auf eine Tür, vor der wir alle stehenblieben. Automatisch suchte ich den Blick von Morrigan, die diesen erwiderte. Leicht nickte sie und ich tat es ihr gleich. Sie schien verstanden zu haben, um welchen Bereich es sich hierbei handelte. Ich bildete mir ein, erblickt zu haben, wie Leliana unsere Blicke wahrgenommen hatte und deshalb die Stirn runzelte. Merkte sie, dass Morrigan ebenso Bescheid wusste? Keine Ahnung und ich hatte tatsächlich Wichtigeres in diesem Moment zu tun.

„Bereithalten!“, rief ich zu meiner Truppe, die alle ihre Waffen in Händen hielten.

„LOS!“ Und schon öffnete ich die Tür mit vollem Schwung und rannte hinein. Für einen kurzen Moment nahm ich die Gestalt in deren Mitte wahr, die gelangweilt den Leichnam am Boden beäugte.

„Welch Lärm.“ Die Kreatur wandte ihre Aufmerksamkeit auf mich, während ich entschlossen, mit Schild und Schwert in Händen, auf es zulief. Doch mit jedem Schritt, dem ich mich diesem Ungetüm näherte, wurde ich langsamer. Meine Augenlieder wurden schwerer, doch der Lärm, der hinter mir stattfand, wies mir auch auf, dass es mir meine Kameraden gleichtaten. Doch vermutlich erging es auch ihnen nicht gerade anders.

„AHHHH!“, vernahm ich den Dämonen der Trägheit, der von einem Blitz getroffen wurde.

„Wie unhöflich. Doch lasst mich euch einen neuen Start anbieten. Ihr seht alle recht müde aus. Legt euch doch für einen Moment hin.“

Mit jedem seiner Worte gaben meine Gliedmaßen etwas mehr nach.

„HÖRT NICHT AUF IHN!“ Doch meinem eigenen Worten konnte ich nicht folgeleisten. Erst fiel mir mein Schild aus der Hand und dann mein Schwert. Meine Augen schlossen sich und mein Bewusstsein verabschiedete sich in die Traumwelt.

Ich hatte verloren.
 


 

Ein Gähnen entwich seiner Kehle. Er blickte auf die aktuell brennende Kerze in ihrer Lampenhalterung. Eine von vielen, die er heute angezündet hatte, um an seiner Basierung der Ereignisse weiter schreiben zu können. Er öffnete die Klappe zur Kerze und blies sie aus. Für heute würde er Feierabend machen. Und mit dieser Einstellung erhob er sich von seinem Stuhl und streckte sich erst einmal. Er spürte es in seinen Knochen, dass er schon eine ganze Weile gesessen hatte und selbst in seiner rechten Hand, mit der er die Feder hielt, war eine kleinere Art von Krampf erschienen. Sanft massierte er sich das Gelenk, während er zu seiner Liebsten blickte, die sich, als habe sie sich den ganzen Abend nicht bewegt, in derselben Position befand, als er die Räumlichkeiten betrat. Nur der Band des Buches wie auch die Seitenzahl, an dem sie gerade saß, offenbarten ihre Bewegungen, die sie getätigt hatte.

Seine Schritte trugen ihn zu ihr und erst jetzt bewegte sie ihren Oberkörper wie auch ihr Gesicht, um ihn anzulächeln.

„Bist du für heute fertig?“, stellte sie ihm die Frage, während er sie von hinten umarmte und nun seinen Kopf gegen den ihren sanft presste. Ein kleines Kuscheln zwischen Liebenden.

„Ja. Mir brennen leicht die Augen und auch meine Muskulatur leidet durchs ständige Sitzen. Ich werde alt.“

Ein empörter Lacher entwich ihrer Kehle, als sie sich aus seiner Umarmung befreite und ihn spielerisch böse anblickte.

„Der Jungspund behauptet, Besuch vom Alter zu bekommen?“

Er lächelte lediglich, während er ihre Hände noch immer in den seinen hielt.

„Ich gehe zu Bett. Bleib nicht zu lange fort.“ Und schon zog er sie zu sich, um ihr einen Kuss auf die Lippen zu verpassen, auf ihren Satz nicht eingehend.

„Ich werde es versuchen“, entkam es ihren Lippen, als sie sich wieder voneinander lösten. Er nickte lediglich, strich ihr lächelnd noch einmal über den Handrücken ihrer Hände und verschwand dann aus dem Raum.

Nun war sie nur noch alleine in der Bibliothek. Erst blickte sie erneut auf das Buch und die Notizen, die sie auf ihrer Arbeitsfläche hatte, ehe dieser sich auf den Papierhaufen ihres Liebsten richtete. Konnte sie einen Blick wagen? Schließlich wusste sie ja, um was es sich dabei handelte. Sie lächelte. Natürlich konnte und würde sie, und vermutlich rechnete er sogar damit. Also setzte sie sich an den Platz, den ihr Liebster stundenlang besetzt hatte und erleuchtete die Kerze, die er vor wenigen Augenblicken noch ausblies. Sie hob das erste Blatt an und schon flogen ihre Augen über die Zeilen. Dies tat sie auch mit dem nächsten Blatt. Und dem, das danach kam. Bis sie schlussendlich alle Blätter gelesen und somit die Gedankengänge Alexanders verinnerlicht hatte. Sie wusste natürlich, dass er hin und wieder etwas aus diesen Notizen gestrichen hatte oder wissentlich nicht aufschrieb. Wissen, das für Dorothea und jeden anderen, der diese Notizen las, nicht bestimmt war. Auch für sie selbst. Schließlich gab es Wissen, das er für sich alleine behalten wollte. Eine Last, die nur er zu tragen hatte, wie er ihr so oft mitteilte. Sie verdrehte ihre Augen, als sie an diese Gespräche mit ihm zurückdachte, die sie so oft nervte.

„Hm.“ Ihre Gedanken schweiften zurück an besagten Tag, den er nun versuchte mit seinen Worten in Zeilen wiederzugeben. Ihr kam eine Idee. Vielleicht sollte auch sie einen winzigen Teil aufschreiben. Und während sie diesen Gedanken noch im Kopf verarbeitete, war ihre Schreibehand schon längst zur Feder gewandert und hielt sie fest gepackt. Ihr Körper hatte bereits für sie entschieden.
 

Ich erinnerte mich nicht. Nicht daran, wie ich in diesem Augenblick hierhergekommen war. Doch ich erkannte den Ort. Es war die Kirche, in welcher Mutter Dorothea das Sagen hatte, denn selbige stand auch neben mir und schaute geduldig auf mich herab. Herab? Ja, denn ich befand mich knieend vor der Statue von Andraste. Die Gemahlin des Erbauers schien in ihrer Güte auf mich hinunterzublicken. Mir Stärke auf meinem Weg zu geben und mir mitzuteilen, dass sie stets über mich wachen würde.

„Was … tue ich hier?“, stellte ich meine Frage an Mutter Dorothea, die mich lediglich anlächelte.

„Was redet Ihr da, Mädchen? Ihr befindet Euch gerade in Eurer Kontemplation.“

Überrascht blickte ich sie an. Ich konnte mich zwar nicht daran erinnern, wie ich in diese Situation gelangte, doch wenn Dorothea dies sagte, musste es ja der Wahrheit entsprechen. Zudem trug ich die Tracht der Schwestern, also musste es einfach stimmen.

Also begann ich mit dem Rezitieren des Gesangs des Lichts. Ich wusste nicht, bei welcher Stelle ich aufgehört hatte, doch es konnte nicht schaden, ihn von neuem zu beginnen. Es musste eine ganze Weile vergangen sein, seit ich damit begonnen hatte, doch mit einem Mal hörte ich jemanden, der an uns herangetreten war.

„Leliana, kommt zu Euch!“

Meine Aufmerksamkeit legte sich direkt auf den Fremden.

„Kennen wir uns?“ Woher wusste er, wer ich war und was hatten überhaupt seine Worte zu bedeuten? Ich stand auf, um ihm besser ins Gesicht blicken zu können.

„Wir nicht, doch derjenige, der meinen Körper derzeit beansprucht.“

Was sollte das jetzt bedeuten?

„Was soll dieses eigenartige Gerede?“ Er lächelte mich lediglich an.

„Bitte verlasst diese Kirche. Ihr stört sie mitten in ihrer Kontemplation. Ist Euch denn nichts heilig?“ Dorothea wandte sich recht barsch an den Fremden, der sie zu ignorieren schien.

„Leliana, Ihr seid nicht mehr hier. Ihr seid in Ferelden. Wir sind im Zirkel der Magi. Wir haben Lothering, Euer Kloster, bereits verlassen und sind in den Zirkel gegangen, um ihn zu retten. Und nun brauche ich Eure Hilfe.“

Verwirrt blickte ich ihn an. Ich wusste noch immer nicht, was ich über diesen offensichtlich verwirrten Geist denken sollte.

„Mein Name lautete Aidan Cousland. Denkt noch einmal über diesen Namen und mein Äußeres nach. Denkt an das, was ich Euch eben verriet. Und über das, wie Euer Werdegang nach dieser Kirche hier verlaufen ist. Über Eure Vision, die Ihr vom Erbauer erhalten habt. Bitte.“

„Woher?“ Ich war verdutzt. Er konnte dies doch gar nicht wissen. Also tat ich ihm den Gefallen, über besagte Dinge nachzudenken, und erkannte einzelne Erinnerungsfetzen, die sich verschwommen bildeten. Wie Träume, die ich einmal hatte und wieder in mein Bewusstsein wollten.

„Es ist … alles so verschwommen.“

Dorothea blickte wütend auf den Fremdling, ehe sie auch zu mir blickte. Diesen Ausdruck hatte ich an ihr, an mich gerichtet, noch nie erkannt.

„Ich … mussten wir nicht noch irgendetwas erledigen?“ Ich erinnerte mich. An die Begegnung mit dem Wächter. Unsere Gespräche. Dieses Tagebuch, das ich in Händen hielt. Und diesen Turm.

„Ihr seid nicht real!“ Meine blauen Iriden richteten sich auf diese falsche Dorothea und augenblicklich verzog sie ihr Gesicht zu einer hässlichen Grimasse. Sie schrie wie am Spieß, doch bevor dieser Fremde … nein, Aidan, etwas tätigen konnte, hatte ich auch schon meine Dolche in ihren Hals gesteckt und sie fiel tot zu Boden. Mein Kirchengewand war verschwunden und wich meiner, seit wir unser Abenteuer begannen, gewohnten Lederrüstung.

„Es freut mich Euch kennenzulernen, Leliana.“

Für einen Moment blickte ich den Wächter verwirrt an, bis mir die Gewissheit kam.

„Ihr seid nicht er.“

Aidan schüttelte lediglich sein Haupt, bis er auf eine Tür, nicht unweit von uns, deutete.

„Dort befindet er sich. Ich habe es schon probiert, ihn zu befreien, doch ich bin ihm zu fremd. Mit meinem Äußeren wäre es nur, als würde er eine ähnliche Version von sich selbst begegnen. Es wirkt für ihn, als würde er lediglich träumen, ohne wach zu werden. Er nimmt mich nicht richtig wahr. Doch bei Euch habe ich ein besseres Gefühl.“

„Weshalb glaubt Ihr dies?“

„Ich höre seine Gedanken, während er mit meinem Äußeren herumläuft. Er hegt eine überaus hohe Meinung von Euch.“

„Und das, obwohl er mir vorwirft, ihn wohlmöglich umbringen zu können, sobald ihr beiden euch trennt?“ Er lachte lediglich.

„Das meint er nicht ernst. Er will Euch nah sein, doch nicht, während er in meinem Körper haust und zudem ist er verdammt schüchtern, was Euch, oder in seinen Augen schöne Frauen, betrifft. Er will es nur nicht zugeben, daher besagter Gedankengang, den er aussprach, Euch gegenüber.“

Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte, also nickte ich lediglich. Darüber würde ich mir noch Gedanken machen.
 

„Also geht Ihr zu ihm, während ich diese Tür nehme?“ Er deutete auf die andere Seite, wo sich tatsächlich eine Tür befand.

„Wir müssen die anderen auch aus ihrer Traumwelt befreien.“

„Gut. Dann machen wir uns ans Werk.“

Und entschlossen ging ich auf die Tür zu, hinter der ich den echten Alexander erblicken sollte.
 

Für einen Moment war alles um mich herum so hell, dass ich meine Augen schließen musste. Doch nicht für lange. Ich blickte mich um und war in eine kleine Welt der Wunder gestoßen. Ein langes, recht elegant wirkendes Sofa aus reinem Leder. Ein schwarzer, recht flacher, aber großer Kasten, der an die Wand gelehnt war, brachte mich zum Staunen. Denn in besagtem Kasten befanden sich Menschen, die sich stetig bewegten und lautstark miteinander sprachen. Ihre Perspektive änderte sich stetig. Manchmal sah man sie ganz nah mit ihrem Gesicht und lediglich nur eine Person und im nächsten Augenblick eine ganze Gruppe von Menschen. Doch wie war das möglich? War das diese Technik, die er mir versucht hatte, näher zu bringen, als er die Kristallkugel als Beispiel nannte? Es war etwas, über das ich ihn dringlichst befragen musste.

Als nächstes fiel mir das Licht auf, das an seiner Wand hing. Es wechselte stetig seine Farbe. Rot. Orange. Blau. Grün. Alles war zu erkennen und doch handelte es sich hierbei um keinerlei Kerzen oder etwas dergleichen, auch offenkundig um keine Magie. Es war … ein Schlauch? Auch waren an den Wänden Bilder, von denen sich manche zu bewegen schienen. Ein Wasserfall war abgebildet, als würde er fließen und leuchten, und doch blieb alles im Rahmen. Was war dies nur für eine sonderbare Welt?

Meine Schritte trugen mich weiter in dieser Wohnung umher. Bilderrahmen. Eine etwas älter wirkende Frau, scheinbar in ihren Fünfzigern, mit kurzen schwarzen Haaren, wurde abgebildet. In einem anderen befand sich ein Mann mit schwarzem, längerem Haar, geschätzt in einem gleichen Alter wie diese Frau. Und dann gab es noch andere Bilder. Mehrere Personen auf diesen, doch sie hatten eines gemeinsam: ein junger Mann mit kurzgeschorenem, dunkelbraunem Haar, der lächelnd auf diesem abgebildet war. Ab und an besaß er mal mehr, mal weniger Bartwuchs. Blaugraue Augen nannte er sein Eigen und besonders fiel mir diese gewisse Ähnlichkeit mit Aidan auf. Hierbei musste es sich um ein Bild des eigentlichen Körpers von Alexander handeln.
 

Und ich wollte noch Abschied nehm'n

Das werde ich mir nie vergeb'n

Mann, wie konntest du von uns geh'n?

Jetzt soll ich dich nie mehr seh'n
 

Überrascht blickte ich in die Richtung, aus der ich diese Worte jemanden scheinbar singen hörte. Es musste scheinbar aus einem der Nebenräume gekommen sein, also schritt ich weiter in das Innere dieser Wohnung oder des Hauses, wusste ich ja noch nicht, um was es sich hierbei genau handelte, um dieser Gesangsstimme zu folgen. Zwei Türen hatte ich vorher noch geöffnet und dessen Inneres wie ein staunendes Kind bewundert, bis ich an meinem Zielort ankam. Eine Tür, die nach draußen führte. Und kaum trat ich über die Türschwelle, veränderte sich meine Sicht und vor mir erstreckte sich ein großer Garten. Mehrere Personen, Erwachsene wie auch Kinder, waren vor Ort. Sie alle trugen schwarze Kleidung und schienen auf eine bestimmte Stelle zu blicken.
 

Verzeih mir all die Dinge, die ich sagte

Nur weil mich wieder irgendetwas plagte

Verzeih mir und den Jungs, dass wir nicht da waren

Vergib mir, dass ich nicht mit all dem klar kam
 


 

Die Stimme dieses Sängers erklang wieder, wie auch die der dazugehörigen Musikinstrumente, doch ich vernahm sie nirgends. Viel eher befand sich in der Richtung, aus der diese Musik kam, ein kleines Gerät. Hatte man es in Alexanders Welt geschafft, Musik aufzunehmen und abzuspielen, wann immer man wollte? Ungefähr wie man diese Möglichkeit tatsächlich mit einem Erinnerungskristall tätigen könnte?

Ich verdrängte den Gedanken, als ich weiter durch die Menge blickte, die dort stand. Doch zu ihrer Mitte, wie ich erst jetzt bemerkte, befand sich ein Durchgang. Als ich in diesen hineinblickte, verschlug es mir den Atem. Alexander saß dort knieend, mir den Rücken zugewandt, vor einem Grabstein.

„Johann Meyer, Yvonne Meyer“, las ich die Inschrift des Grabsteins. Laut den Daten auf besagtem, waren beide am selben Tag verstorben. Also zeigte dieser Dämon Alexander die Beerdigung seiner Eltern. Widerwärtig.

„Sie würden noch leben, wenn du sie nicht mit deinem wahnsinnigen Gerede so geängstigt hättest.“

Ein hochgewachsener, schlanker Mann, offenbar in Alexanders Alter, war aufgestanden und hinter ihn getreten, was diesen zum Zusammenzucken brachte.

„Sie konnten nicht ertragen, welch Wahnsinn über dich gekommen war. Ihr liebstes Kind, das nicht mehr im Hier und Jetzt lebte. Sich einbildete, in einer fremden Welt zu sein und dort Abenteuer zu erleben.“ Nun war eine junge Frau, offenbar ebenfalls im Alter der beiden, aus der Menge getreten. Sie besaß schulterlanges, braun-blondes Haar und auch sie positionierte sich hinter Alexander. Auch sie brachte die Reaktion vor wie der unbekannte Mann zuvor.

„ICH WEIß ES DOCH! ICH WOLLTE DAS ALLES NICHT!“, schrie Alexander gequält auf, während er verzweifelt auf den Boden schlug.

„ICH HABE DAS NIE GEWOLLT! ICH WOLLTE NIEMALS, DASS SO ETWAS PASSIERT! ICH WEIß NICHT, WAS ÜBER MICH GEKOMMEN IST!“ Es reichte mir. Mit Wut im Bauch, aufgrund dieser grausamen Szenerie, hob ich meinen Bogen vom Rücken und zog einen Pfeil aus meinem Köcher. Sobald ich diesen abgeschossen hatte, würde ich noch so einige Male in diesen greifen müssen. Und schon schoss ich auf diesen jungen Mann hinter Alexander. Neben dieser Frau war dieser die nahegelegenste Gefahrenquelle in Alexanders Nähe, schließlich war er gerade schutzlos. Automatisch spannten meine Finger den Bogen, während meine Augen das Ziel anvisierten. Im Bruchteil einer Sekunde lösten sich die Finger von der Seite und der Dämon fiel um. Doch das zog natürlich auch die Aufmerksamkeit der anderen auf mich. Und wie vorhergesagt, zog ich einen Pfeil nach dem anderen heraus, bis in diesem Szenario nur noch zwei Personen lebten. Alexander und ich. Eine gewisse Zufriedenheit löste es in mir aus, als ich die Dämonen leblos zu meinen Füßen erblickte, die nach weniger Zeit auch bereits verschwanden.

„Und dann ließ ich mich von meiner Fantasie beherrschen. Träumte mich als Retter dieser Spielewelt. Und zum Dank darf ich hier meine Eltern beerdigen.“ Es war ein Flüstern, das aus seinen Mund drang, als mich meine Schritte an ihn näher trugen, bis ich direkt hinter ihm stand.

„Alexander, alles ist in Ordnung“, versuchte ich sanft auf ihn einzusprechen, doch er reagierte nicht.

„Früher mochte man mich und meine Fantasie. Und nun ernte ich Hass.“ Langsam, nicht zu schnell, gesellte ich mich neben ihn, damit ich in seine Augen blicken konnte. Doch genau das verschlug mir die Sprache. Sie waren mit Tränen befüllt. Rotz triefte von seiner Nasenspitze und doch schienen seine Augen wie tot. Es befand sich keinerlei Leben darin, als wäre er in der Dunkelheit, die ihm gezeigt wurde, gefangen.

„Ich fühle mich so alleine.“ Als wäre es ein Startschuss gewesen, setzte er sich mit seinem Gesäß auf den Boden, zog seine Beine an seinen Oberkörper und umschloss sie mit seinen Armen. Er befand sich in der Embryostellung, während seine Augen weiterhin auf dem angeblichen Grabstein seiner Eltern lagen.

„Nein, du bist NICHT alleine!“, rief ich, mich ihm nun erneut nähernd. Auch legten sich langsam meine Hände auf die seinen, um ihn von seinen Knien, die er festhielt, zu befreien. Er zuckte stark zusammen bei dieser Berührung und doch ließ ich nicht locker. Sanft löste ich ihn schlussendlich aus seiner eigenen körperlichen Gefangenschaft und setzte mich neben ihn auf das Gras.

„Alexander, ich bin es, Leliana!“ Ich versuchte mein Glück. Er blickte mich nun an, doch seine Augen blieben unverändert. Er schien mich nicht wirklich wahrzunehmen.

„Leliana? Nein, das ist nur ein Hirngespinst. Kann nicht sein. Erschaffen von Autoren aus einem Spiel, was meine Fantasie für real erklärte.“

„Doch, ich bin es! Hier, um dich zu retten! Wir sind im Nichts. Dieser Dämon brachte uns her.“

„Ja. Dämon der Trägheit.“

„GENAU!“ Ich war erfreut, als er den Namen dieses Dämons sagte, ehe er ein „dieses Level kenne ich zu gut“ von sich gab.

„Aber dies passiert gerade wirklich!“, versuchte ich es erneut, als er nur seinen Kopf schüttelte und seine Arme auf den Knien positionierte, seinen Kopf darüber.

„Nein. Ich lebe zu sehr in meiner eigenen Fantasiewelt nach all dem Leid. Und jetzt bilde ich mir auch noch ein, dass eine Videospiel-Traumfrau neben mir sitzt. Meine Depressionen haben ein neues Stadium erreicht. Was stimmt nur nicht mit mir?“ Er klang so gequält, während weitere Tränen aus seinen Augen schossen. Er glaubte seine Worte tatsächlich. Dass wir alle einer Fantasie entsprangen, die ihn übermannt hatte und er sich all das, was er bisher erreichte, nur eingebildet hatte. Ich kannte ihn nur diese zwei Tage, doch er hatte so selbstbewusst und lebensfroh gewirkt, als er in Lothering unterwegs war. Als er mit mir flirtete, bevor ich ihn mit seinem Buch konfrontierte. Ihn so gequält zu sehen …

Wie sollte ich nur dafür sorgen, dass er wieder zu Sinnen kam?
 

„Er will Euch nah sein, doch nicht während er in meinem Körper haust und zudem ist er verdammt schüchtern, was Euch betrifft“, drangen die Worte von Aidan in meinen Kopf. Hier war er nicht in Aidans Körper. Nein. Es war der seine, wenn auch im Nichts lediglich mit dem Geist. Er wollte mir also nahe sein? Auch hatte ich durchaus seine Bezeichnung über mich wahrgenommen. Traumfrau. Wenn das so war, dann kam mir eine Idee, wie ich ihn wieder zu Sinnen bringen konnte. Etwas, mit dem man Männer stetig auf andere Gedanken brachte oder überrumpelte.

Ich setzte mich, ihm zugerichtet, etwas besser auf, nahm sein Gesicht zwischen meine Hände, und presste meine Lippen auf die seinen. Zunächst spürte ich nichts, doch mit einem Mal kam eine Erwiderung meines Kusses, die mich überraschte, aber auch erfreute. Denn dies bedeutete, dass es klappte. Also löste ich mich wieder von ihm und lächelte ihn einfach an, als ich einen gewissen Ausdruck der Ungläubigkeit in seinem Gesicht vorfand.

„D-du h-hast mich ge-ge …“

„Geküsst?“, sprach ich lächelnd aus, während mir nicht unbemerkt blieb, dass er mich duzte. War das in seiner Welt so gang und gäbe, dass man eher duzte?

„Gerettet.“ Schüchtern blickte er weg, was mich innerlich ein weiteres Mal auflachen ließ, aufgrund seines Verhaltens. Hatte er die letzten zwei Abende, an denen wir miteinander sprachen, versucht, den Coolen zu mimen, gelang ihm dies wegen eines einfachen Kusses nicht. Irgendwie war dies niedlich.

„Der Kuss war doch ziemlich real, oder?“ Ich lächelte noch kurz, ehe ich wieder ernster wurde.

„Weder ist dies Teil deiner Fantasie, noch würden wir dich alleine lassen oder welche Ängste du noch hegen solltest. Zumindest bin ich nicht solch eine Person.“

Er war überrascht über meine Worte, die ich ausgesprochen hatte, doch dann schüttelte er seinen Kopf und blickte sich um. Auch an sich selbst blickte er herunter, um zu bemerken, dass er scheinbar das erste Mal, seit er in unserer Welt gelandet war, wieder seinen eigenen Körper besaß und dass ich ihn erblickte.

„Was für ein kranker Bastard!“, schrie er wütend, zornig auf den Grabstein blickend, während er aufstand. Sein Blick richtete sich auf die Tür, die mich hierhergeführt hatte.

„Das ist mein Haus. Klar. Eltern im Garten beerdigen wie einen Hamster. Ich bin kein verdammter Ami, wo man Leute beerdigen kann, wo man will. Wie ich diesen Dämonen hasse.“ Zornig ballte er seine Hände zu Fäusten, während ich mich ebenso erhob. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich ein kleines Stückchen größer war als er und wie stämmig er gebaut war.

„Das Nichts. Dämon der Trägheit. Ja. JA! Ich erinnere mich wieder. Richtige und falsche Erinnerungen sind wieder geordnet. Wie konnte mir dieser Ficker nur falsche Erinnerungen einpflanzen? Wie konnte ich nur selbst auf das reinfallen, worauf ich mich doch selbst seit über einem Jahr hinwies. Selbst warnte.“ Ich war überrascht, dass er in letzter Zeit so viele Kraftwörter benutzte, schien er doch sonst stetig auf seine Worte achtzugeben, doch das legte ich auf die Wut, die in ihm loderte und nun nach außen stieß.

„Es ist nicht alles stets so, wie man es plant“, kam es freundlich von mir, als er mich nur anblickte und kurz nickte, aber auch sogleich wieder wegschaute, denn eine Tür hatte unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Sie erschien einfach aus dem Nichts.

„Nur eine? Seltsam“, wandte ich ein.

„Okay. Lass uns gehen. Unsere Gefährten zählen auf uns.“

Ich nickte, aufgrund seiner Aussage.

„Bevor wir aber gehen, lasst mich Euch mitteilen, dass es Aidan war, der mich zu Euch schickte, denn er schien Euch schon vorher befreien zu wollen, aber es klappte nicht. Also sollte ich hierherkommen.“

„Ich glaube, ich weiß auch wieso.“

Egal, wie sehr ich es versuchte zu verschleiern, ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen und da sich seine Wangen rotfärbten, hatte er vermutlich auch verstanden, was ich dachte. Dass mir vermutlich exakt der richtige Gedanke gekommen war.

Alexander trat auf die Tür zu und schritt einfach durch sie hindurch, als würde er dies öfter machen. Nun, er wusste ja auch schließlich, wie dies alles weiterging.

Lächelnd blickte ich noch einmal zu dem Haus. Dies war also das Haus, in dem er wohnte in seiner Welt? Interessant. Ich hätte nach diesem Erlebnis sicherlich so viele Fragen, die er mir zu beantworten hatte.
 


 

Ich könnte per se weiterschreiben, allerdings ist dieses Manuskript das Werk meines Liebsten, und ich habe mich schon genug in seine private Schreiberei eingemischt. Ich überlasse ihm wieder die Gewalt über die Feder und wünsche viel Spaß beim Weiterlesen. Zudem, Liebster, sobald du das liest: Ich könnte auch ein Exemplar gebrauchen, sobald du fertig bist.
 

Kichernd erhob sie sich von dem Platz ihres Freundes und löschte die Kerzen. Es war auch für sie an der Zeit, ins Bett zu gehen, schließlich würde ihr kleiner Schriftsteller auf sie warten und das konnte sie doch nicht verantworten.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück