Zum Inhalt der Seite

Worlds Travel ~ Band Eins: My new Destiny

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Chapter 09 ~ Rothaarige Enttäuschung und schwarzhaarige Vertraute

„Morgen“, rief ich in die Runde meiner Gefährten, die mich teilweise zurückgrüßten, als ich aus meinem Zelt trat. Die Sonne schien und die morgendliche Luft war so frisch und rein, dass man die Verderbnis hätte vergessen können. Doch trotz allem fühlte ich mich elendig. Wieder war ich aufgrund von Alpträumen die halbe Nacht über stetig aufgewacht, ehe ich wenige Stunden durchschlafen konnte. Das frühe Aufstehen selbst machte mir weniger Probleme. Ich konnte zu jederzeit aufstehen, wenn ich etwas Wichtiges vorhatte und konnte an sich auch mit wenig Schlaf aus, doch wenn sich der Luxus des Ausschlafens ergab, wäre ich wahrlich ein Narr, diesen auszuschlagen. Zu solch turbulenten Zeiten wie gerade jetzt, wo die Verderbnis ausgebrochen war, ohnehin schon.

„Guten Morgen“, drang es gesondert in meine Ohren, als ich mich zur späteren Nachtigall umdrehte.

„Guten Morgen“, erwiderte ich den Gruß und bemerkte jedoch, dass in ihren Augen etwas anders war als gestern Abend noch. War dort eine Spur von Misstrauen? Nun, vermutlich hatte sie lange über unser Gespräch nachgedacht und musste sich erst eine Meinung über mich bilden.

„Ich wollte Euch dies wieder zurückgeben.“

In ihren Händen hielt sie mein Tagebuch, das ich auch sogleich entgegennahm.

„Danke fürs Bewachen“, bedankte ich mich, sie ehrlich anlächelnd, was sie zum Nicken animierte und ebenso, nur dieses Mal leicht aufgesetzt wirkend, lächeln ließ.

„Keine Ursache.“

Und sogleich machte sie auf dem Absatz kehrt und schritt in die Richtung, in der ihr Zelt stand. Irritiert zuckte ich mit den Schultern aufgrund ihres seltsamen Benehmens und machte mich daran, meinen eigenen Schlafplatz wie auch das persönliche Hab und Gut zu verstauen, damit wir so schnell wie möglich zu unserem ersten Ziel schreiten konnten.
 

Um ehrlich zu sein, verlief der restliche Wandertag so ziemlich ereignislos, abgesehen von dem einen oder anderen Banditenangriff oder Späher der Dunklen Brut. Ich unterhielt mich mit meinen Reisegefährten, zumeist mit Morrigan und Alistair, aber auch mit Roland. Sten selbst war noch immer der stille Brummbär, der im Hintergrund die Szenerie beobachtete, was sich vermutlich nie besonders ändern würde, und Leliana schien ungewöhnlich still. Hin und wieder entdeckte ich sie dabei, wie sie mir Blicke – misstrauischer oder rätselnder Natur – zuwarf oder sich mit Roland unterhielt. Vermutlich überprüfte sie bei ihm meinen Hintergrund. Meine Reisegefährten wussten dank meiner Aussage lediglich, dass ich aus dem Adel abstammte, doch woher genau kaum, hatte ich mich doch stets nur mit Vornamen vorgestellt und nur Morrigan wusste durch Roland meinen Nachnamen, doch ob sie mit diesem etwas anzufangen wusste, wagte ich zu bezweifeln. Wobei … Flemeth stammte doch auch aus Highever, vielleicht hatte sie doch etwas erzählt.

Lediglich Alistair und Roland wussten, bei wem es sich bei mir persönlich handelte. Welchen mächtigen Hintergrund diese Abstammung besaß, als Kind eines Teyrn. Oder genauer gesagt, bei der Abstammung Aidans. Und wenn Leliana den Nachnamen hören würde, würde sie vielleicht aus meinen Worten am Abend zuvor Schlüsse ziehen, die mir eine andere Möglichkeit aufwies, als dass ich ihr die Wahrheit offenbarte. Zumindest hoffte ich dies.
 

Aus der Entfernung erkannten wir schon den Turm der Magier. Ich hatte den anderen erklärt, dass wir am nächsten Morgen in aller Früh den Turm besuchen würden, um dort für Ordnung zu sorgen, und diese Nacht zum Regenerieren brauchten, nach unserer langen Wanderung. Alle, abgesehen von Sten, waren froh über diesen Vorschlag. Selbst Morrigan, wobei es bei ihr eher der Zuspruch war, da sie einen weiteren Tag von diesem, aus ihren Augen, Sinnbild der Magierunterdrückung entfernt bleiben konnte.

Auch das Abendessen war bereits gekocht worden und Roland hatte uns mit seinen kulinarischen Künsten verwöhnt. Es war in Ordnung, doch mir graute es schon davor, was Alistair auf meinem Teller abstellte, dass er als Nahrung betitelte, schließlich war er wie ich ein Anfänger und in der Reihenfolge würde er als nächstes mit dem Kochen dran sein. Aber vielleicht konnte ich dann sogar dieses genießen, denn sobald er mit dem Zubereiten dran war, hatten wir schon einen Turm voller Dämonen hinter uns gebracht und die Erleichterung und Erschöpfung konnte wohlmöglich sogar sein Essen lecker wirken lassen. Doch das waren Luxusgedanken, wenn man so wollte, schließlich musste unsere junge Truppe noch den Turm überstehen.

Mein Augenwerk fuhr zu jedem meiner Kameraden. Entweder waren sie mit sich selbst beschäftigt oder in einem Gespräch vertieft. Lediglich Leliana starrte mir auch sogleich entgegen, als meine Iriden die ihren trafen. Und als hätte sie nur darauf gewartet, den Schein ergebend, als hätte sie mich schon länger angeblickt, erhob sie sich von ihrem Sitzplatz und kam auf mich zu, ehe sie direkt vor mir zum Stehen kam.

„Kann ich Euch um ein Gespräch bitten?“

„Immer.“ Mir kam es so vor, als würde mir der Inhalt des besagten Gesprächs deutlich missfallen, doch was sollte ich schon für einen Grund haben, ihr ein Gespräch zu verweigern und sie nicht anzuhören?

Sie blickte nun ebenfalls zu unserer bunten Truppe und dann zu den weiter entfernten Bäumen der entgegengesetzten Richtung.

„Es bedarf privater Natur. Lediglich für Eure Ohren bestimmt.“

Verstehend nickte ich, während ich mich selbst erhob und der Bardin auch sogleich zu besagter Stelle mit den Bäumen folgte. Wir liefen immer weiter in den Wald hinein und kamen erst zum Stehen, als wir uns sicher waren, dass uns niemand belauschen konnte. Nun, zum Glück würde es noch ein kleines bisschen dauern, bis Zevran damit beauftragt wurde, uns zu ermorden, sonst wäre dies eine geeignete Stelle für solch einen Überfall in der Dunkelheit. Und selbst wenn Banditen uns nun überfielen, Leliana würde es recht schnell bemerken, dass sich jemand näherte und auch meine Wahrnehmung war in all der Zeit in dieser Welt deutlich besser geworden. Zudem hatte ich den nützlichen Alarm, falls diese verderbten Wesen angriffen. Allerdings musste ich gestehen, dass ich tatsächlich andere Gedanken im Kopf hätte, wenn ich nicht wüsste, dass Leliana mir kein Leid antat, und ich sie wie am Vortag so kämpfen gesehen hätte und nun nach nur einem Tag soweit von den anderen entfernt von ihr wurde.

„Wer seid Ihr wirklich?“, platzte es nun aus ihr heraus, was mich verwirrte und aus meinen Gedanken trieb.

„Aidan Cousland, jüngster Sohn des verstorbenen Teyrn Bryce Cousland. Einer der letzten verbliebenden Grauen Wächter von Ferelden. Drittplatzierter im Highever Sündenfall-Privatturnier unter der Aufsicht des örtlichen Tavernenbesitzers Willibald. Zuchtmeister zweier Mabari. Was wollt Ihr noch von mir hören? Sicherlich habe ich den ein oder anderen Titel vergessen oder falls gewünscht, kann ich mir etwas dazu dichten, dem bin ich mir sicher.“

Verneinend schüttelte sie, mich ernst anblickend, ihr Haupt, was mir auch sogleich das Lächeln aus dem Gesicht wischte, das sich durch meine Worte auf dieses gelegt hatte.

„Nein. Das meine ich nicht. Ich kenne Euren Namen, Roland hat mich ins Bilde gesetzt. Doch Ihr habt hier drin …“, sie zog mein Tagebuch unter ihrem Oberteil hervor, „… Informationen stehen, über mich und all unsere Begleiter, über die Ihr gar nicht verfügen dürftet. Könntet.“

Vor Entsetzen weiteten sich meine Augen, als ich realisierte, was sie mir damit zu verstehen gab.

„Ihr könnt die Schrift lesen?“ Natürlich hätte ich mich auch darüber wundern können, dass diese Frau erneut mein Buch besaß, hatte sie es mir doch am Morgen erst zurückgegeben und nun wieder, ohne dass ich es bemerkte, in ihren Besitz gebracht. Wie gut war sie denn in der Rolle einer diebischen Elster?

„Diese Schriften sind alte Barden-Geheimcodes, die Ihr benutzt. Sehr alt, doch die Erfahreneren können sie entziffern.“

Ich bildete mir ein, einen gewissen Stolz aus ihrer Stimme herausgehört zu haben, doch dann wurde ihre Stimme wieder ernst.

„Doch lenkt nicht vom Thema ab!“ Mir wurde klar, was dies alles bedeutete. Am Abend zuvor hatte ich noch bemerkt, wie sie sich etwas darüber informiert hatte, woher ich diese Schrift kannte, was mir für ihre Verhältnisse ein bisschen zu forsch rüberkam, doch jetzt wusste ich den Grund dahinter. Auch weshalb sie so bedacht darauf war, dass ich das Buch in ihrer Obhut ließ. Sie wollte meine Geheimnisse herauslesen. Und mit einem einfachen Lächeln hatte sie mich dazu gebracht, ihr zu vertrauen, da ich mir zu selbstsicher war, dass sie diese Schrift nicht kennen konnte. Ich Idiot hatte auch den Fehler gemacht, da alltäglich englisch gesprochen wurde, dass ich mein Geschriebenes auch noch ins Englische übertrug, anstelle ins Deutsche. Meine Muttersprache der Gewohnheit zuliebe aufgab. Einen lausigen Spion würde ich durch solche leichtsinnigen, hochmütigen Fehler abgeben.

„Ich habe gewusst, dass ich wegen dir unvorsichtig und abgelenkt werde, sobald ich dir begegne“, sprach ich in meinen wieder leicht gewachsenen Bart leise hinein, für mich selbst bestimmt. Doch scheinbar hatte sie dies vernommen, denn Leliana zog lediglich eine Braue in die Höhe, wie ich im leichten Licht, das sich hierher in den dunklen Wald verirrte, erkannte.

„Es ist kompliziert. Verdammt kompliziert.“

„Ich habe Zeit und verlange Antworten“, setzte sie nach, was mich aufseufzen ließ.

„Die sollt Ihr auch bekommen, auch wenn mir besagte drei Tage lieber gewesen wären, um meine Formulierungen zurechtzulegen, dann wäre ich nicht so angespannt und in Erklärungsnot wie jetzt.“
 

Ich ließ mich auf einen nahegelegenen Stein nieder und streckte den Arm aus. Kurz blickte mich Leliana verwirrt an, ehe sie verstand und mir mein Tagebuch entgegenstreckte. Sie selbst, mich genauestens im Blick behaltend, stand vor mir mit verschränkten Armen und hartem Blick. Das konnte lustig werden. Nicht.

„Der Grund, weswegen ich hier drin …“, ich hob das Buch leicht hoch und blickte ihr in die Augen, „… so viel über euch alle stehen habe, ist der, dass ich aus einer anderen Welt stamme.“

Sie blieb still. Stellte keine Frage. Signalisierte mir somit stumm, dass ich weiterreden sollte.

„Natürlich gibt es in dieser Welt mich. Aidan Cousland. Doch das bin nicht ich. Mein wahrer Name lautet Alexander Meyer, und ich bin an meinem 25. Geburtstag in meiner Welt eingeschlafen und am Morgen in diesem Körper aufgewacht, der nicht der meine ist. Meinem nicht unähnlich, abgesehen von gravierenden Unterschieden, was Größe und Muskulatur betrifft, aber eben nicht der meine. Ich bin kein Dämon, keineswegs, und ab und an, wenn Aidan es zulässt, kann ich sogar mit ihm kommunizieren, doch er bedenkt mein hier Sein als Wirken des Erbauers. Ich selbst bin, seit ich hier gelandet bin, um so vieles gläubiger geworden. Auch ich denke, dass es der Wille des Erbauers ist, der mich hierher verfrachtete, doch ich kann es nicht mit Gewissheit sagen. Was er sich von meinem Auftauchen verspricht, abgesehen davon, dass ich die Zukunft dieser Welt eben kenne, kann ich mir nicht ausmalen. Doch dann hätte er so viele andere Menschen aus meiner Welt nehmen können, die diese Welt samt dessen Bewohner deutlich besser kannten. Euch alle, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, fast schon als Abendlektüre studierend.“

Mein Blick glitt nach oben, wo man zwischen vereinzelten Blättern der Bäume auch freie Sicht auf den Nachthimmel besaß. Die Sterne und der Mond, die dort oben thronten, als würden sie über alles und jeden wachen. Erst jetzt, wo ich meine Geschichte mit einem meiner Gefährten aussprach, in einer Situation, wo ich es nicht wollte, fühlte ich tatsächlich den Ballast, der mir durch mein Erscheinen in dieser Welt auferlegt wurde. Als würde ich von Sekunde zu Sekunde um unzählige Jahre altern und die Knochen des jungen Aidan um vieles schwerer werden.

„Die Wege des Erbauers sind unergründlich, hm?“, murmelte ich zu mir selbst, leise auflachend, während Leliana mich geduldig anblickte. Zumindest musste sie geduldig sein, denn bisher hatte sie geschwiegen.

„Ihr und viele Personen aus Eurer Welt kennen also die Zukunft dieser Welt?“ Zum ersten Mal stellte sie nun eine ihrer Fragen, die sich in ihrem Kopf auftat, und mir blieb nichts anderes übrig, als ehrlich zu nicken.

„Ja. Auch manches aus der Vergangenheit wie soeben erwähnt.“

„Woher?“ Nun biss ich mir leicht auf die Lippen, während ich sie wieder, diesmal nachdenklich, anblickte.
 

„Nun kommen wir zum schwierigen Teil. Der Erklärung, wofür ich Zeit wollte. Ich hoffe, Ihr seid hierfür fantasievoll genug und habt Geduld mitgebracht.“

Innerhalb von Sekunden ging ich im Kopf die verschiedensten Erklärungsversuche durch, die ich im vergangenen Jahr über angehäuft hatte, in der Hoffnung, dass einer von ihnen für Leute, die aus dem Mittelalter stammten, verständlich und auch nachvollziehbar genug war.

„Ihr wisst, wie eine Glaskugel eines Magier funktioniert, nicht?“

„Ja. Man schaut dort hinein und dank des vom Magier erzeugten Manas, das in diese hineingeflossen wird, samt bestimmter Zauberformeln, kann man bestimmte Szenarien erkennen.“

Ein Nicken kam von mir. Mein Glück, dass sie dieses Prinzip kannte, denn somit würde ich die einfachste und beste Methode benutzen.

„Gut, dann kann ich dies als Beispiel nehmen. Diese Welt hier, Thedas, ist in meiner Welt eine Spielereihe.“

Sie sah so aus, als wollte sie mich unterbrechen, als ich einen Finger hob.

„Lasst es auf Euch wirken, ich gehe ins Detail, um es Euch verständlicher zu machen.“

Nun entspannte sie sich wieder, weswegen ich den Finger wieder sinken ließ.

„Besagte Spielereihe besteht aus drei Teilen. Einer dieser Teile ist die Geschichte des Helden von Ferelden, der während der Verderbnis mit seiner tapferen Truppe die Welt vor den dunklen Kreaturen befreit. Zumindest vor der fünften Verderbnis, Dunkle Brut wird es stetig geben. Leider.“

„Und wie kann ich mir besagtes Spiel vorstellen?“ Sie war neugierig. Das war gut, denn dies gab mir Chancen, dass sie mir doch nichts antun würde, zumindest jetzt noch nicht. Vielleicht sah sie mich ja doch als eine Art Dämon an. Ich sollte in Zukunft aufgeben, mir anzumaßen zu wissen, was diese Frau dachte.

„Kommen wir nun zur Kristallkugel. Stellt Euch vor, Ihr seht in dieser eine Person. Bei den Videospielen, so nennt man diese Art von Spielen und diese Spielereihe rund um diese Welt speziell ist unter dem Namen Dragon Age bekannt, kann man sich zumeist sogar einen Charakter erstellen. Bedeutet, Ihr könnt das Aussehen dieser Person, die Ihr in der Kristallkugel erblickt, nach Euren Belieben verändern. Geschlecht. Haarfarbe. Stimme. Augenfarbe. Alles. Ihr seid ein persönlicher kleiner Erbauer, wenn man es genau nehmen möchte. Und im ersten Spiel ist der Charakter, den man erstellt, dieser Körper hier.“ Mit meiner linken Hand deutete ich an mir herunter und wieder hinauf.

„Man kann die Herkunft auch nach Belieben ändern. Der Held könnte wie im jetzigen Falle ein Cousland sein, er hätte aber ebenso gut ein Zwerg, ein Elf oder gar ein Magier vom Zirkel sein können. Es ist unterschiedlich. Doch ich persönlich bin ganz froh, dass wenn mir das schon passieren musste, ich in Aidan Cousland, der in den Spielen eigentlich Aedan heißt, gelandet bin, da er ebenso wie ich ein Mensch ist und es ist angenehm, auch mal größer zu sein als normal üblich.“

Ein Lacher entwich meiner Kehle und auch ihr finsterer, ernster Blick schien sich etwas zu lockern.
 

„Und wie ist das mit dem Spiel? Die Regeln?“

„Nun, in aller erster Linie nicht sterben. Doch der schöne Vorteil bei einem Spiel, den wir hier leider nicht haben, ist der, wenn man dort stirbt, kann man von einem vorherigen Ort aus nochmal von vorne beginnen, bis man es schafft. Wenn wir sterben, nun ja, sind wir tot.“

Ein Zucken meiner Schultern und ein unbedarftes Lächeln war meine einzige Reaktion dazu.

„Doch daher kenne ich die Zukunft. Ich weiß, was bei welcher Fraktion geschieht, was im besten Fall gesagt werden muss, denn in diesem Spiel hat man oftmals mehrere Optionen, die man wählen und entscheiden kann, und auch bei vielen die Vergangenheit. Daher weiß ich von Eurer Vergangenheit mit Marjolaine. Wer noch zu unserer Truppe stößt. Und vieles mehr, was nach dem Sieg über die Verderbnis geschieht. Doch mein Auftauchen hat auch Veränderungen mit sich gebracht. Roland dürfte seit meiner Flucht aus Highever nicht mehr leben. Es gab in dieser Truppe immer nur einen Mabari. Und einigen Personen, die in den Spielen starben, habe ich bereits das Leben gerettet, unter anderem die Schwägerin und den Neffen von Aidan. Seit ich in dieser Welt bin, habe ich mir alles aufgeschrieben, was mir einfiel, damit ich ja nichts vergaß und es zu so wenig Leid wie möglich für die Zukunft kommt. Was ich für Entscheidungen treffen möchte, wenn möglich. Wer gerettet werden soll. Gedankengänge, die von mir selbst oder von anderen Fans aus meiner Welt über einige Personen dieser Welt getätigt wurden, die mir noch in Erinnerung blieben. Ich denke, Ihr habt sie, Euch betreffend, gelesen, oder?“

„Ihr meint den Teil, in dem erwähnt wird, dass ich ein authentisch dargestellter Soziopath bin, mit einer starken Maske. Meine naive Natur durchaus die Wahrheit ist, ich jedoch dank meiner Vergangenheit schwer anderen vertrauen kann. Ängste, Depressionen. Alles, da ich durch den an mir begangenen Verrat meinen Lebenswillen fast verloren habe und mir daher, um zu überleben, ein neues Konstrukt aufgebaut habe: die Auserwählte des Erbauers?“

„Euer Gedächtnis ist wirklich so gut, wie ich es erwartet habe. Ich hoffe, Ihr habt aber auch die anderen Gedankengänge im Kopf, denn dies war nicht meine Meinung. Im Gegenteil, ich hatte sogar gehofft, mich mit Euch anfreunden zu können, um eben die tatsächliche Leliana kennenzulernen und nicht das Hirngespinst aus Spekulationen, die Euch vor Augen kamen. Doch leider habe ich die Befürchtung, dass mit diesem Gespräch diese Hoffnung gestorben ist.“

Sie sagte nichts und ich traute mich auch nicht, sie anzusehen.
 

„Nun kennt Ihr zumindest die Wahrheit. Als Einzige, neben Morrigans Mutter. Wenn Ihr mich töten wollt, da Ihr mir nicht vertrauen könnt, nur zu. Ich verstehe dies. Ist es immerhin sehr erschreckend, was ich alles weiß und von mir gegeben habe. Auch ohne mich wird diese Welt überleben, wenn auch mit mehr Opfern. Doch bevor Ihr dies tut, würde ich um Aufschub bitten. Nicht meinetwegen, sondern um des jungen Cousland wegen, dessen Körper ich beheimate. Er ist unschuldig und mehr Opfer der Situation und immerhin muss jemand die Verderbnis aufhalten. Sobald ich dieser Situation entronnen bin, liegt es Euch frei, mich zu töten, sofern Ihr den wollt. Auch wenn ich Euch an dieser Stelle versichern kann, dass ich keinerlei Abscheulichkeit bin, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut mit – eigentlich – eigenem Körper.“

„Ihr …“ Ich schüttelte den Kopf, was sie überraschend zum Schweigen brachte, doch ich konnte sie noch immer nicht anblicken. Irgendwie hatte ich wirklich Angst davor, was ich erkennen würde. Vielleicht war sie unbegründet, doch was war, wenn ich Wut in ihren Augen erblickte? Unglaube? Sie mich der Lüge bezichtigte? Es klang vielleicht blöd, doch in diesem Moment bevorzugte ich die Schrödingers-Katze-Variante. Solange sie mir nicht ihre Meinung darüber äußerte, konnte sie mich noch immer mögen, aber auch nicht. Ich wollte vielmehr, dass sie darüber eine oder mehrere Nächte nachdachte und wir dann ein Gespräch führen konnten, wenn sie selbst wusste, was sie darüber denken sollte.

„Nein. Bitte. Sagt kein Wort. Ich möchte für den Moment nicht wissen, was Ihr über mich denkt. Ablehnung an meiner Person, gerade aus Eurem Mund, würde ich heute Abend nicht mehr verkraften, auf den Schock hin, dass Ihr das Buch gelesen habt und so vieles wissen könntet. Wir vertagen bitte den unangenehmen Teil. Ich würde gerne etwas Zeit alleine hier verbringen. Wärt Ihr so gütig und würdet die Einteilung für die Nachtwache mit den anderen besprechen? Ich selbst werde sie dann beim nächsten Mal tätigen, aber heute wäre ich zu abgelenkt.“

„Ich verstehe.“

Und schon trugen sie ihre Füße von meiner Position weg und ich war alleine. Alleine im wenigen Lichtschein, den der Mond, die Sterne und die wenigen Lichtstrahlen unseres Lagerfeuers an diesen Ort trugen. Doch mit einem Mal fühlte ich mich beobachtet. Eine meiner wenigen, unerklärten Fähigkeiten, die ich besaß, war die, dass ich oftmals erkannte, wenn ich alleine war, wenn ich beobachtet wurde. Ich blickte mich vorsichtig um, darauf bedacht, nicht zu schnelle Bewegungen zu tätigen, um mögliche Tiere nicht durch hektische Bewegungen wild zu machen, die mich dann kalt erwischt hätten, ohne dass ich sie erfasst hätte. Doch überall, wo ich hinblickte, konnte ich nichts vernehmen, bis mir ein noch viel üblerer Gedanke kam. Mein Blick richtete sich hoch zu den Bäumen und dort auf einem der Äste sah ich sie. Eine Krähe. Eine Krähe mit gelben, bekannt vorkommenden Augen.

„Das ist doch jetzt wohl nicht wahr.“
 

Und natürlich musste es so kommen. Mit dem Schlagen ihrer zwei Schwingen glitt sie sanft zu Boden und verwandelte sich in ihre menschliche Gestalt. Mit verschränkten Armen und tatsächlich einem Lächeln im Gesicht stand nun Morrigan vor mir. Die Frau, die sonst so versucht darauf ist, ein kaltherziges Miststück darzustellen, lächelte amüsiert und schien mit sich sehr zufrieden zu sein.

„Ihr solltet mehr auf Eure Umgebung achten.“

„Das merke ich jetzt auch“, kam es leicht gereizt von mir, was Morrigan weiter zu amüsieren schien.

„Wie viel habt Ihr mitbekommen?“

„Alles“, offenbarte sie mir sogleich, was mich seufzen ließ. Natürlich musste sie alles mitbekommen haben. Ich hätte ja auch mal Glück im Leben haben können.

Morrigan blickte in die Richtung unseres Lagerfeuers, ehe sie dorthin nickte.

„Sie sah übrigens nicht so aus, als hätte sie vor Euch umzubringen. Vielmehr verständnisvoll. Lediglich das Erwähnen davon, dass Ihr denkt, sie könnte Euch umbringen, scheint den Rotschopf getroffen zu haben. Ich möchte meinen, fast schon gekrängt.“

Nun hatte ich dank Morrigans Aussage ein lachendes und ein weinendes Auge. Das lachende, weil Leliana das mit dem Töten vermutlich nicht einmal als Option erachtet, was ich mir an sich auch dachte, da sie in diesem Teil noch ein recht mitfühlendes Wesen war. Da sie, laut eigener Aussage, selbst ihren Opfern eine schöne Nacht bescherte, wenn sie wieder einmal das Spiel tätigte, ehe sie diese tötete. Da sie noch keine skrupellose Killerin war, sondern an ihre Mitmenschen dachte, selbst an ihre Opfer. Und das weinende, da ich sie verletzt zu haben schien. Doch darum konnte ich mich die Tage kümmern, schließlich war sie noch ziemlich der Kirche ergeben und dort hieß es doch, dass man auch vergeben sollte. Und so einen großen Fehler hatte ich ja schließlich nicht getan, doch darüber würde ich mir später weitere Gedanken machen. Jetzt hatte ich mich erst einmal mit der Hexe auszusprechen.

„Also Alexander …“, ihre gelben Augen ruhten nun aufmerksam auf mir, „… meine Mutter weiß über Euch Bescheid?“ Ein Nicken meinerseits genügte ihr zur Antwort. Was sollte ich jetzt auch lügen, wenn sie doch alles mitbekommen hatte?

„Natürlich wusste sie Bescheid. Deshalb auch ihre Aussagen.“

Verwirrt blickte ich sie an, doch sie ignorierte meinen Blick bloß. Wollte mir scheinbar nicht sagen, was sie damit meinte, doch vergessen würde ich es nicht.

Sie kam für einen Moment ins Grübeln, ehe sie sich wieder an mich wandte.
 

„Wie kann ich mir sicher sein, dass es die Wahrheit war, was Ihr der Kirchenschwester soeben erzählt habt?“ Fragend hob ich eine Augenbraue.

„Ihr wisst, dass ich gar nicht wollte, dass Ihr so schnell davon erfahrt, weshalb sollte ich Euch jetzt auch noch überzeugen wollen, dass Ihr mir glaubt?“ Für einen Moment kehrte Ruhe ein zwischen uns beiden, während wir uns nur im schwachen Licht, das wir zur Verfügung hatten, anstarrten.

„Wollt Ihr denn nicht den Zusammenhalt in unserer Gruppe stärken? Wenn ich Euch für einen Lügner hielte, was würde mich davon abhalten, einfach zu verschwinden?“, höhnte sie mich, sich für den Moment als diejenige aufspielend, die die Karten in den Händen hielt.

„Zum Beispiel der Grund, weswegen Euch Eure Mutter uns mitschickte, wegen der Seele des alten Gottes, nachdem es schon alleine Euren Wissensdurst dürstet?“ Verblüffung. Sprachlosigkeit. Dass ich tatsächlich diese Worte im Gebrauch mit Morrigan in einem Satz gebrauchen würde, wo es nicht um ein Gegenüber von ihr, sondern um sie persönlich ging, hätte ich mir vermutlich auch nie zu träumen gewagt.

„Das …“ Sie wollte gerade etwas erwähnen, doch es war an der Zeit, wenn sie doch alles mitbekommen hatte, ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen. Die Skeptikerin, die sie doch stets war, mit zwei einzelnen Worten noch einmal zu schocken und sie zu einer Gläubigen meiner Aussage zu konvertieren. Wie scheiße dies einfach klang.

„Goldener Spiegel.“

Ihre Augen verengten sich für den Moment zu Schlitzen und man konnte deutlich erkennen, wie sie ihre Zähne aufeinanderpresste. Ich hatte exakt ihre Schwachstelle aus Kindertagen erwähnt. Eine Erinnerung, die sie noch heute sehr zu schmerzen schien.

„Nun, mir bleibt keinerlei andere Möglichkeit, als Euch Glauben zu schenken, wie wirr Eure Geschichte auch schließlich klingen mag. Selbst wenn es Euch Mutter verraten hätte, wovon ich nicht ausgehe, müsste sie Euch als etwas ganz Besonderes erachten und das würde sie nur in einer Thematik à la Eurem Erzählten. Aus einer anderen Welt stammend.“

„Ihr interessiert Euch für viele alte Kulturen und dergleichen, ich könnte Euch manches erzählen, das Euch gefallen könnte.“

„Ihr wollt doch lediglich, dass ich Euer Geheimnis für mich behalte, weshalb mich dann mit weiterem Wissen füttern?“ Ich legte den Kopf schief und lächelte sie an.

„Informationsaustausch ist etwas, das beiden Seiten vom Nutzen sein könnte. Ich weiß vieles aus Zukunft und Vergangenheit, sogar unserer derzeitigen Gegenwart. Doch es wäre vermessen zu behaupten, dass ich wirklich viel weiß. Ich bin noch grün hinter den Ohren. Habe viel zu lernen. Über diese Welt ohnehin. Und Ihr, werte Morrigan, wärt eine ausgezeichnete Quelle des Wissens, verfügt Ihr über selbiges alter Kulturen, Orte von Interesse und derlei Informationen, die den Klerikerinnen der Kirche die Zehennägel aufrollen ließen.“

Sie lachte. Tatsächlich lachte Morrigan für den Moment kurz auf, was mich erfreute, da dies ein Zeichen dafür war, dass sie schon jetzt offener war, als sie es normal zu diesem Zeitpunkt war. Außer man hätte die Festtagsgeschenke aus dem Spiel, wo man von jedem die Zuneigung ganz leicht hochpushen konnte und es zu mancherlei Bug kam.

„Und was würden mir Erzählungen aus Eurer Welt bringen? Schließlich würde ich niemals in den Genuss gelangen, sie selbst zu besuchen.“

„Ihr denkt zu kurzfristig, Morrigan. Was ist das stärkste Gut für einen Magier, besonders im Nichts?“

„Stärke.“

„Blödsinn!“, kommentierte ich ihre Aussage, die sie zu überraschen schien aufgrund meiner kurzzeitigen rüden Art.

„Es ist die Fantasie. Bist du zu unkreativ, bist du nicht imstande Zauber zu wirken, so einfach ist es. Ich vermag es, Euch Gedankengänge in den Kopf zu bringen, an die Ihr nicht in diesem und drei weiteren Leben ansatzweise gedacht hättet. In meiner Welt war ich ein großer Fan sämtlicher Mythologien meiner Welt. Es gab unzählige Götter. In meiner Welt gibt es sogar tatsächlich eine Göttin mit dem Euren Namen. Morrigan. Sie stammt von den Kelten und ist die Dreigeeinte. Dreigeeint, da es sie in drei Formen gibt, wie die drei Tageszeiten. Es gibt sie in jung, das ist der Morgen. Als erwachsene Frau, das ist der Mittag, und zum Schluss, als Sinnbild des Abends, ist sie eine alte weise Frau. Sie ist eine Todesgöttin. Verinnerlicht aber auch die Thematiken Krieg, Nacht, Schatten und auch die Fruchtbarkeit ist mit eines ihrer Gebiete. Sie ist eine Gestaltwandlerin und eine ihrer liebsten Formen ist der Rabe und die Krähe. Aspekte, die so gut zu Euch passen, dass ich mir ziemlich sicher war, dass die Autoren dieser Welt sich von Ihr bei Eurer Schöpfung inspirieren ließen. Doch damals hielt ich ja ebenfalls diese Welt für Fiktion. Jetzt bin ich hier, weiß, dass sie existiert. Doch wieso kannten sie diese Welt? Wieso wissen sie um die Zukunft eben dieser, bevor sie geschehen ist? Das sind Gedankenspielereien nach dem Motto: Was war zuerst da, die Henne oder das Ei?“ Für den Moment schwieg ich, wollte ich doch, dass sie jedes meiner Worte verinnerlichte. Es verstand. Nachvollziehen konnte.

„Das sind in der Tat Gedanken, die … wow.“

Sie war ehrlich verblüfft über die Informationsmenge, die ich ihr soeben aus diesem kurzen Gespräch schon lieferte. Sicherlich dachte sie darüber nach, was ich ihr noch so alles für Gedankenspielereien darbieten konnte. Was für Vorteile dies alles für sie hatte. Und natürlich, ob es einen Haken gab. Und ganz ehrlich? Den gab es an sich nicht. Ich wollte lediglich mit dieser Frau befreundet sein, um meinen Aufenthalt mit ihr in dieser Gruppe so angenehm wie möglich zu machen, zumal ich sie ja eben mochte. Sie an diesen Gedanken zu gewöhnen, war das, was ich nun tun würde.
 

„Keines meiner Worte, das ich gegenüber Euch tätigte, war jemals gelogen, außer vielleicht mein Name. Darauf habe ich, meine ich, geachtet. Falls es doch nicht der Tatsache entspricht und ich Euch doch einmal die Unwahrheit erzählte, dann tut es mir leid und ich bitte um Verständnis, dass ich meine Identität wahren musste. Doch eines war die ganze Zeit sicher, seit ich Euch das erste Mal sah bzw. sogar schon davor, da ich ja wusste, dass ich Euch begegnete.“

„Und was sollte dies sein?“ Sie drang langsam wieder in ihre kleine Fassade, während sie die Arme vor der Brust verschränkte und auf mich, wie ich noch immer auf dem Felsen vor ihr saß, herabsah.

„Ich will mit Euch befreundet sein.“

Skeptisch hob sie ihre Brauen in die Höhe, als mein Satz beendet war.

„So einfach? So schlich? Ohne Hintergedanken?“

Ich nickte. „Exakt.“

„Wollt Ihr mir wirklich weismachen, Ihr würdet über keinerlei Hintergedanken verfügen? Ihr wärt so einfach gestrickt.“

„Hintergedanken habe ich immer. Egal, was ich sage, tue, denke. Denn ich bin eher der denkende Mensch, als der handelnde. In meiner Welt habe ich auch stetig in meinen Gedanken gehangen und daher Chancen verpasst, da ich mir lediglich vorstellte, was sein könnte, anstatt diese Vorstellungen in die Tat umzusetzen. Doch meine Hintergedanken sind selten schlimm. Zumindest nicht für Freunde und welche, mit denen ich befreundet sein möchte. Ob Ihr mir glaubt oder nicht, bei Leuten, die ich mag, bin ich einfach gestrickt.“

„Ihr mögt mich also?“

„Auf jeden Fall. Ihr erinnert mich mit Eurer zynischen, schwarzhumorigen und Menschen nicht ausstehenden Art an meine beste Freundin aus meiner Welt. Ihr seid lediglich intelligenter und, wenn ich das anmerken darf, auch schöner. Jegliche Sorgen von Euch an meiner Person kann ich nachvollziehen, bitte lediglich um die Chance, mich zu beweisen und dass Ihr vielleicht den einen oder anderen Abend einen Platz für mich an Eurem Lagerfeuer besitzt. Wenn es Euch vielleicht sogar hilft, seht mich mitsamt meinem Wissen über meine Welt, die Euch völlig fremd ist, als eine Art Studienprojekt.“

„Ich soll Euch als Projekt sehen?“ Ich zuckte mit den Schultern.

„Wieso nicht, wenn es Euch hilft? Freuen würde ich mich jedoch sehr darüber, wenn ich irgendwann vom Projekt zu einem Freund in Euren Augen aufsteigen könnte.“

Skeptisch musterte sie mich weiterhin, wie sie es nun seit meiner Offenbarung, mit ihr befreundet sein zu wollen, die ganze Zeit über schon tat. Sie suchte die Lüge in meinen Worten. Versuchte meine Worte mit den Informationen, die sie über mich erfahren hatte, abzugleichen.

„Meinetwegen. Bisher geht Ihr mir nicht so sehr auf die Nerven, wie es unsere übrige Begleitung tut.“

„Aus Eurem Mund ist das zu hören ein Kompliment.“

„Bildet Euch darauf bloß nichts ein.“

Ich lächelte bloß, was sie zum Seufzen brachte und sie wortlos davonstapfte. Ja, das waren wirklich die Momente, wo sie mich an besagte beste Freundin aus meiner Welt erinnerte. Die zwei hätten sich sicherlich auf Anhieb verstanden, da war ich mir sicher. Doch ehe sie zu weit weg war, blieb sie stehen und drehte sich noch einmal zu mir um.

„Was erwartet uns im Turm?“

„Dämonen. Ein verdammter Turm voller Dämonen jeglicher Art. Abscheulichkeiten, Dämonen des Zorns, der Trägheit, Wollust, das volle Programm. Alles durch die Machtgier eines wahnsinnigen Kahlkopfs, den wir, wie sollte es auch anders sein, auf der Spitze des Turms treffen und bekämpfen müssen, während er zum Dämon des … ich glaube Stolzes mutiert. Ach, und eine Traumreise ins Nichts dürfen wir auch machen, falls wir es nicht verhindern können, den Dämonen zu töten, ehe er uns einschlafen lässt.“

„Natürlich. Es wäre auch zu einfach, Hilfe zu erhalten und gleich wieder zu verschwinden.“

Und mit diesen Worten verschwand sie dann endgültig zu ihrem Schlafplatz.
 

Innerlich lachte ich aufgrund ihrer Aussage. Zum Glück wusste sie nicht, dass es so bei jedem unserer zukünftigen Verbündeten ablaufen würde. Tatsächlich freute ich mich sogar darüber, wie Morrigan auf mich weiterhin zu sprechen war, trotz der Wahrheit, die sie nun mitbekommen hatte, über meine Identität. Ich hatte Geschichten zu dieser Welt gelesen, von Fans geschrieben, in denen Morrigan stets als herzloses, kaltblütiges Miststück dargestellt wurde. Es gab zwar auch Ausnahmen, aber die meisten, wie auch die Fanmeinungen, die ich las, gingen in diese Richtung. Ich persönlich hatte stets ein anderes Bild von ihr gehabt. Ein Bild, dass sie es eben lediglich nicht gewohnt war, mit anderen außer ihrer Mutter zu interagieren, was nun einmal der Tatsache entsprach. Im Spiel, noch bevor man eine Liebesromanze mit ihr einging, lachte sie oftmals, wenn man lediglich in mancherlei Thematik Pluspunkte bei ihr sammelte. Sie war klug und besaß das Herz schon am rechten Fleck, auch wenn sie es nicht jedermann zur Schau stellte und sie aufgrund ihres Pragmatismus böse und niederträchtig wirkte. Und in meiner Denkweise über sie fühlte ich mich spätestens seit dem dritten Spiel bestätigt, als man merkte, wie verändert und liebevoller sie herüberkam, seit sie dann ein Kind besaß. Ich hatte mich mit dieser Tatsache arrangiert, wie man an meinem ersten richtigen Gespräch am Abend, bevor wir in Lothering ankamen, bemerken konnte. Und scheinbar hatte ich auch die richtigen Worte gewählt, nachdem sie nun meine Identität erfuhr. Denn wenn sie mich wirklich als Gefahr gesehen hätte, würde ich sicherlich nicht mehr hier stehen und ihr aufs Gesäß blicken, während sie davonschritt. Ich war eben auch nur ein Mann und Morrigan eine sehr schöne Frau.
 

Doch nun machte auch ich mich auf zu meinem Zelt. Ich spürte den Blick von Leliana auf mir ruhen, zumindest vermutete ich, dass es der ihre war, als ich wieder das Gefühl des beobachtet Werdens auf mir spürte, doch wieder traute ich mich nicht, diesen Iriden entgegenzublicken. Was machte diese Frau nur mit mir und meinen Gefühlen?

Bevor ich in mein Zelt ging, blickte ich jedoch noch einmal auf das Tagebuch in meinen Händen. Leliana konnte es lesen. Es wäre ein alter Bardencode, so verriet sie mir. Was wäre, wenn noch andere Leute diesen lesen konnten? Wenn jemand dieses Tagebuch zu lesen bekam, konnte dies ungeahnte Folgen nach sich ziehen. Ich wusste nicht, wieviel Leliana bisher gelesen hatte, doch selbst das konnte schon zu viel gewesen sein. Ich fasste einen Entschluss: Es musste weg.

Kerzengerade lief ich auf das Lagerfeuer zu, warf es hinein und machte auf dem Absatz kehrt in mein Zelt hinein, in welchem ich mich erst einmal den meisten Kleidungsstücken entledigte, um eine ansatzweise gute Nacht haben zu können. Ein Sicherheitsleck meines Wissens wurde nun schon einmal entfernt.
 


 

Es kam jedoch so, wie ich es vermutet hatte. Die halbe Nacht hatte ich mir Gedanken darüber gemacht, was es bedeutete, dass Leliana und Morrigan so früh schon eingeweiht wurden. Welche Konsequenzen es mit sich führen konnte, wobei ich eher dazu tendierte, dass lediglich Lelianas Wissen schädlich sein konnte, da sie ja Seiten aus dem Tagebuch gelesen hatte, doch damit dieses Risiko nicht mehr bestand, hatte ich es ja schlussendlich entsorgt. Im Übrigen hatte ich erfahren, dass während ich mit Leliana gesprochen hatte, Bodahn und Sandal angekommen waren, die am nächsten Morgen zur Taverne am Calenhad-Sees auf uns warten würden und dort für den Zeitraum unserer Abwesenheit ihre Waren auffrischten und Handel trieben.

Am nächsten Morgen packten wir alle auch sogleich wieder unsere Sachen und gingen in die Richtung des Magieturms. Unsere erste Herausforderung stand an.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück