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Worlds Travel ~ Band Eins: My new Destiny

von

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Chapter 02 ~ Die Ruhe ...

Liebes Tagebuch.

Mittlerweile ist es ein Jahr her, seit ich in diese Welt gekommen bin und noch immer stelle ich mir die Frage, wieso ausgerechnet ich? Wieso wurde ich in diese Welt geschickt und weshalb wurde ich einfach in diesen meinem Originalkörper – abgesehen von der Größe und den Muskeln her – nicht einmal so unähnlichen Körper gesteckt? Fragen über Fragen und doch ist eine Antwort noch in weiter Ferne. Natürlich mache ich mir auch Gedanken, wie es meiner Familie und meinen Freunden geht. Vermutlich haben sie mich schon für tot erklärt und ich will nicht wissen, was für ein Leid sie bis jetzt ertragen mussten. Doch ich kann nichts an der Situation ändern und deshalb nehme ich sie so hin, wie sie eben ist und das schon ein gesamtes Jahr lang. Als Fan dieser Spielereihe ist es natürlich für mich eine riesige Faszination in dieser Welt zu sein, denn somit bekomme ich jede Menge Informationen und kann Personen treffen, die ich so gerne treffen würde. Doch auch Angst macht sich in mir breit, wenn ich daran denke, was auf mich zukommt. Was mir noch für eine Reise bevorsteht. Und dies wird bald sein, denn wie ich in Erfahrung gebracht habe, wurde die Dunkle Brut schon gesichtet und Rendon Howe wird noch heute im Laufe des Morgens bei uns ankommen. Also ist dies auch der letzte Tag, den ich hier in Highever verbringe, ehe alles von diesem widerlichen Bastard übernommen wird, durch seinen Verrat mit Loghain. Wie gut, dass ich meine Emotionen gut zu kontrollieren weiß, denn sonst wäre Howe später tot. Denn die Bewohner dieses Schlosses, allen voran die Couslands selbst, sind mir in diesem Jahr sehr ans Herz gewachsen. Anständige und großartige Leute. Doch wenn ich vorgreifen würde und Howe tötete, wäre die Geschichte verändert. Zwar wären dann die beiden Oberhäupter der Couslands – die Eltern des jungen Mannes, dessen Körper ich besetze – noch am Leben. Doch da ich keinerlei Beweise besitze, würde mir nur der Galgen drohen. Eine Situation, auf die ich gut und gerne verzichten kann. Also kann ich vorerst nichts machen, außer dem normalen Verlauf der Geschichte zu folgen, so ungemein schwer mir dieser Umstand nun einmal auch fällt.

Dieses eine Jahr hat mir viel gebracht. Ich bin zu einem passablen Kämpfer geworden und manchmal habe ich das Gefühl, dass mir der junge Cousland, in dessen Körper ich hause, Tipps gibt. Diese Tipps haben mir schon des Öfteren den Hintern gerettet. Doch wenn ich versuche, mit diesem Kontakt zu knüpfen, dann verschwindet dieses kurze Band wieder. Als würde er nicht wollen, dass ich mit ihm spreche. Und das macht mich traurig, denn ich fühle mich schon ohnehin schlecht dafür, dass ich einfach in diese Welt kam und seinen Körper übernommen habe. Diese Gedanken sind … seltsam und mir würde es auch nicht gefallen, alles aus der zweiten Reihe aus zu sehen, was „ich“ mache, doch ich kann ihm nicht helfen. Noch nicht. Ich finde schon eine Lösung. Irgendwann und irgendwie. Doch wenn ich mir darüber zu viele Gedanken mache, scheint es auch in diesem Fall, als würde er in meinen Kopf blicken. Und ich höre eine Stimme, die mir vertraut vorkommt, die anscheinend die seine ist, welche mir sagt, dass ich mir darüber keine Gedanken machen soll. Ist das alles Tatsache oder … werde ich so langsam verrückt? Ich weiß es nicht. Ich hoffe natürlich nicht.
 

Es klopfte an der Tür.

„Herein“, rief ich und unterbrach das Schreiben in meinem Tagebuch, welches, so verrückt es auch sein mochte, half, meine Sorgen los zu werden, da ich im Moment niemanden besaß, dem ich mich anvertrauen konnte. Denn jeder würde mich für verrückt halten. Ob ich mich eines Tages den anderen Gruppenmitgliedern wie Alistair oder Leliana anvertrauen würde, würde nur die Zeit zeigen, denn im Moment vermochte ich dies noch nicht sagen zu können. Ich hoffte es sehr, dass ich zu ihnen solch ein Vertrauen aufbauen konnte, doch im Moment galt meine alleinige Aufmerksamkeit der Person, die gerade durch die Tür schritt und somit das Gemach betrat. Es war Kathrin. Die schwarzhaarige Bedienstete, welche die erste Person war, die mich in dieser Welt ansprach und somit auch inoffiziell begrüßte. Sie war mittlerweile eine gute Freundin von mir geworden, mit der ich hin und wieder abhing. Zum Glück war die Familie Cousland keine dieser Herrscherfamilien, die alle von oben herab anblickten, sondern freundlich gesinnt und alle, so fair es nun einmal ging, mit der trotz allem nicht fehlender Autorität behandelten. Sonst wäre diese Freundschaft undenkbar gewesen, zumal ich das Getuschel so manch eines Bediensteten mitbekam, dass zwischen ihr und mir doch mehr laufen würde, sie eine Geliebte wäre, was gewiss nicht der Fall war. Auch wenn sie mir nach wie vor sehr gefiel und ich keinen Hehl um diesen Umstand machte, war dies doch einfach meine natürliche Art, hübschen Frauen eben offen zu verstehen zu geben, dass sie gut aussahen. Komplimente zu machen. Einer hübschen Frau ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Doch das wurde schon in meiner Welt oftmals falsch verstanden und zu viel hineininterpretiert. Da war es nur allzu verständlich, dass es hier noch schwieriger für mich war, Gerüchten aus dem Weg zu gehen. Doch ich hatte eben einmal einen kleinen Zevran in mir, der es liebte, Frauen, die es in meinen Augen verdienten, durch Komplimente eine Freude zu machen.
 

„Sir Cousland, Euer Vater möchte Euch sprechen.“ Mit hochgezogenen Brauen musterte ich sie und blickte ihr dabei skeptisch ins Gesicht, welches keinerlei Emotion offenbarte.

„Sir Cousland? Was ist mit dir los? Zu sehr am Kräutertee unseres Mediziners genascht?“ Sie war eine der wenigen Personen, zu denen ich gesagt hatte, dass sie mit mir ruhig vertrauter sprechen konnte und nicht so nervend förmlich bleiben musste, wenn wir unter vier Augen waren. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hatte sie es auch gelernt, zumindest dachte ich dies.

Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht und sie schloss die Tür, ehe sie vergnüglich zu glucksen begann.

„Ich wollte nur wieder deine Reaktion testen.“ Gespielt streckte sie mir die Zunge heraus, was mich auflachen ließ. Manchmal benahm sich diese junge Dame wirklich albern, jünger als sie war, doch das gefiel mir, denn so war ich oftmals auch. Man konnte nicht stets erwachsen sein, und wenn man sein innerliches Kind verlor, nun … dann war es nur noch ein trauriges und bitterernstes Leben.

„Du bist der Einzige, der so … locker, anders kann man es nicht betiteln, mit dieser Vertrautheit umgeht, trotz deines Standes.“ Nun war es an mir, mit dem Lächeln zu beginnen. Es freute mich, wie auch in meiner Welt, dass ich mit meiner andersartigen Art eben zu beeindrucken wusste.

„Einen kurzen Augenblick noch und dann komme ich mit dir mit.“ Ich kam wieder auf das eigentliche Anliegen ihres Besuch zu sprechen und hörte daraufhin, wie sie ein „Wieder dein Tagebuch?“ fragend von sich gab, ehe ich mich auch schon von ihr abwandte und meine Feder in die Tinte tunkte.
 

Natürlich habe ich mittlerweile die wichtigsten Sachen zurechtgelegt, welche ich in einen Rucksack gepackt habe, um heute Nacht sofort aufbruchsbereit zu sein. Das Einzige, was schiefgehen könnte, wäre, dass Duncan gar nicht auftaucht, sondern dass er bei einer der anderen Anfangsgeschichten ist. Wie sollte ich dann ein Grauer Wächter werden? Eine Angst, die mich schon das gesamte Jahr über begleitete, doch ich versuche, in dieser Hinsicht ein Optimist zu sein, und genau deshalb sollte ich mich wie solch einer verhalten. Und nun, liebes Tagebuch, verabschiede ich mich. Wir werden uns erst wieder hören, wenn ich auf meiner Flucht bin, denn der Tag heute wird mehr als nur stressig für mich sein. Doch es gibt eine Sache, eine Eigenschaft von allen, die ich hoffentlich nie verlieren werde. Und zwar meinen Humor. Denn wenn ich den nicht mehr besitze, ist es aus mit mir. Dann habe ich nicht mehr die Kraft, mich all dem zu stellen, das mir bevorsteht. Die wichtigste Eigenschaft. Möge sie stets bei mir sein, oder sich ein würdiger Ausgleich zu diesem finden, der mir den Willen zu Leben nie vermiest.
 

Ich legte die Feder wieder an den Rand des Tisches, so behutsam, dass die noch flüssige Tinte nicht verschmierte, doch … im Endeffekt war auch das egal, denn heute Nacht würde das so oder so niemanden mehr interessieren. Das Tagebuch behielt ich erst einmal offen auf meinem Schreibtisch, so dass die Tinte nicht die anderen Seiten versauen würde, und ich erhob mich. Der neugierige Blick von Kathrin lag auf mir, während ich mich herzhaft streckte.

„Ist etwas, meine Liebe, oder bewunderst du nur die Aussicht?“ Leicht lächelte sie, doch ging sie mit keinerlei Wort auf meine Aussage ein, da sie mittlerweile so etwas von mir gewohnt war.

„Wieso machst du das eigentlich ständig? Ein Tagebuch führen, meine ich.“

„Ein Tagebuch zu führen, beruhigt den Geist. Du kannst bereits erlebte Geschehnisse oder einfach nur deine Gedanken dort festhalten, und somit deinen Kopf frei bekommen. Kann ich dir nur empfehlen.“ Zweifelnd blickte sie auf mich, ehe sie erneut auf die von mir soeben geschriebene Seite blickte.

„Und weshalb immer in dieser fremden Sprache?“ Fragend blickte ich auf die Seite in meinem kleinen Buch, ehe es mir dämmerte, was sie meinte. Ich hatte aus Reflex oder vielmehr aus Macht der Gewohnheit das komplette Buch in der Schrift meiner Welt geschrieben. Doch in dieser Welt besaßen sie ein anderes, primitiveres Alphabet, um zu schreiben und Bücher lesen zu können, das ich mir natürlich auch in diesem einem Jahr hab aneignen können. Wenn es auch schwierig war zu vertuschen, dass ich es gar nicht gekonnt hatte und ich ja angeblich nur noch einmal jegliche Grundlagen lernen gewollt hätte.

„Es verhilft weiterhin einer gewissen Privatsphäre, können nur die wenigsten die Sprache, die ich kann. Zumindest in dieser Gegend und es sorgt ebenfalls dafür, dass meine Feinde es schwieriger haben, meine Geheimnisse zu offenbaren.“

„Feinde?“ Sie erhielt ein Nicken zur Antwort, und ich war bedacht darauf, ernst auszusehen, schließlich musste diese Ausrede glaubwürdig herüberkommen.

„Selbstverständlich. Ich bin zwar nur der jüngere Sohn der Couslands, doch unsere Familie steht nur hinter dem König selbst. Auch meine Geheimnisse sind von großem Wert.“ Verständlich nickte sie. Und da dies nun vorbei war, gab ich ihr mit einer Handbewegung zu verstehen, dass es nun genug war und wir beide aus dem Zimmer gehen würden, was wir auch sogleich taten, nachdem ich ein Schwert wie auch einen dazu passenden Schild an meinem Rücken befestigte. Einen Dolch steckte ich, wie es mittlerweile Angewohnheit von mir geworden war und ich es von Isabella aus dem zweiten Teil dieser Spielereihe gelernt hatte, in einen meiner Stiefel, um immer noch eine weitere Waffe parat zu haben. Eine schmutzige Methode, aber ich kämpfte lieber schmutzig, als tot zu sein.
 

Wir liefen gemeinsam bis vor die Tür der Haupthalle, in welcher mein Ziehvater seine Audienzen abhielt und wo er zurzeit auch mit Howe sprach.

Kathrin hatte sich gerade von mir verabschiedet, als ich sie am Handgelenk festhielt und sie mir überrascht in die Augen blickte.

„Da wir uns heute vermutlich nicht mehr sehen, gebe ich dir einen Befehl. Heute Nacht musst du in die Vorratskammer kommen. Das ist wichtig. Auch wenn lange Zeit nichts geschieht, du MUSST heute Nacht dortbleiben und am besten gehst du dorthin mit deinen wichtigsten Besitztümern, die du tragen kannst, auf einer langen Reise. Bereite dich vor.“ Verwirrung lag in ihrem Blick.

„Aidan, ich versteh ni-“, wollte sie gerade anfangen, als ich sie mit einem „Brauchst du auch nicht!“ unterbrach.

„Ich verstehe genug für uns beide. Wenn du leben möchtest, bist du heute Nacht dort. Versprich es mir!“ Die Verwirrung wurde umso größer, doch schlussendlich nickte sie kaum merklich, als sie weiterhin, so schien es zumindest, die Ernsthaftigkeit aus meinen graublauen Augen herauslas.

„Gut. Dann bis heute Nacht.“ Und ehe sie noch etwas sagen konnte, ließ ich sie dort zurück und öffnete die Tür, durch die ich auch sogleich schritt.

Und dort sah ich sie. Zur Linken Bryce Cousland, der Vater meines Körpers, wenn man es so ausdrücken wollte. Und zur Rechten das verräterische und heuchlerische Schwein Rendon Howe, wie ich ihn stets in meinen Gedanken betitelte. Und wenn ich jetzt daran dachte, dass er all diese Menschen, welche ich in diesem einem Jahr so zu schätzen gelernt hatte, heute Nacht umbringen würde… Ich versuchte, mich selbst zu beruhigen, was mir auch überraschend gut gelang und ich nun eines meiner gekünstelten aber äußerst realistisch wirkenden Lächeln auf dem Gesicht trug. Und das war schwierig zu erlernen, solch eine Echtheit. Barden konnten vermutlich ein Lied davon singen. In Gedanken nahm ich mir vor, Leliana mal danach zu fragen, wie überzeugend es war, immerhin konnte sie so etwas sicherlich im Handumdrehen erkennen.
 

Die beiden lachten über einen Witz, bis Bryce mich bemerkte und begann, seinen Sohn anzulächeln, nur mit dem Unterschied, dass das seine nicht aufgesetzt war.

„Tut mir leid, ich habe dich gar nicht bemerkt. Howe, Ihr erinnert Euch an meinen Sohn?“

„Er ist zu einem stattlichen Jüngling herangewachsen. Freut mich, dich wiederzusehen, Junge.“ Ich blieb vor den beiden Männern stehen und nickte Howe zu, ehe ich mich an den Ranghöchsten in diesem Raum wandte.

„Gibt es einen Grund, weshalb ich hier bin, Vater?“, stellte ich auch sogleich meine Frage, wodurch der Vater ernst nickte.

„Da dein Bruder unsere Truppen nach Süden führt und ich den Arl begleiten werde, bist du ab sofort für das Schloss verantwortlich.“ Der Jüngste dieses Trios, meine Wenigkeit, nickte, ehe ich mich kurz umschaute. So oft in diesem Jahr war ich in dieser Halle gewesen. Des Öfteren hatte ich zugehört, während Bryce ein paar Audienzen gewährte und diese oder jene Entscheidung zu treffen hatte und noch immer war diese Halle einfach beeindruckend. Ob es einfach daran lag, dass ich schon immer solch alte Burgen oder eben ältere Gebäude zu schätzen wusste? Vermutlich. Eigentlich wäre es sogar eine interessante Erfahrung, mal die alleinige Kontrolle über solch eine Burg zu haben und auch die Audienzen abzuhalten. Einmal wie ein Inquisitor fühlen, doch ich wusste es ja besser. Es würde soweit gar nicht erst kommen, ob ich wollte oder nicht.

„Das wird bestimmt eine interessante Erfahrung für mich. Ich tue mein Bestes, Vater.“ Erleichtert über meine Antwort konnte Bryce‘ Lächeln auf seinem Gesicht nicht breiter sein.

„Genau das wollte ich hören. Ein paar Wachen werden zurückbleiben und du musst den Frieden in der Region wahren. Du kennst das Sprichwort: Ist die Katze aus dem Sack, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.“ Ein Nicken kam vom jüngsten Couslandspross, Fergus‘ Sohnemann mal beiseitelassend. Und wie ich dieses Sprichwort kannte, immerhin hatte dies meine Lehrerin in der achten Klasse des Öfteren gesagt, als sie Zweifel besaß, die Schüler für einige Momente alleine zu lassen, während sie ein paar Arbeitsblätter kopieren gehen wollte.
 

„Außerdem möchte ich dir jemanden vorstellen. Bitte, schickt Duncan herein.“ Das war genau der Zeitpunkt, in dem all meine Ängste über diesen Moment, die sich über ein Jahr in mir aufgestaut hatten, wie weggewischt wurden. Ein gewaltiger Stein, der von meinem Herzen fiel. Duncan war hier und das bedeutete nur eines. Ich, Aidan Cousland alias Alexander Meyer, war der Gott verdammte Graue Wächter. Während ich in meinen Gedankengängen steckte, kam auch schon Duncan herein und er war beeindruckend. Zu Anfang, bei meinem ersten Dragon Age Durchgang war er ebenfalls beeindruckend für mich gewesen, hatte er doch als der übermächtige Chef eines legendären Ordens gewirkt, zumindest in Ferelden der Chef. Doch von Zeit zu Zeit und durch unzählige Gespräche mit anderen Fans dieser Reihe wurde mein Eindruck von ihm immer mehr geschmälert. Doch ihn nun so vor mir zu sehen, wie er in dieser verdammt beeindruckenden Rüstung dastand und ihn in der Realität zu sehen, war schon etwas Anderes. Man konnte seine jahrelange Erfahrung, die er durch Kämpfe davongetragen hatte, auf den ersten Blick erkennen. Er hatte eine ganz andere Ausstrahlung, als es bei anderen Menschen der Fall war und vermutlich hatte das nicht nur etwas mit dem Blut der Dunklen Brut in seinem Körper zu tun. Und wenn ich ihn so vor mir sah, da war mir eines klar: Bei Kämpfen würde ich nicht gerne sein Gegner sein wollen.

Mein Blick schweifte unweigerlich zu Howe, der das Zeichen auf Duncans Rüstung natürlich sofort erkannt hatte und man konnte selbst als Laie der Gesichtsmimik das Entsetzen aus seinem Gesicht herauslesen.
 

„Es ist mir eine Ehre, in Eurer Halle Gast zu sein, Teyrn Cousland“, begrüßte Duncan Bryce, doch ehe dieser etwas hätte erwidern können, begann Howe schon beinahe zu stottern.

„Äh … Ihr habt nie erwähnt, dass ein Gr-Grauer Wächter hier sein würde, Eure Lordschaft.“ Mit Vergnügen vernahmen meine Iriden die Angst, welche den Arl umgab, doch auch Bryce fiel auf, dass Howe ungewöhnlich nervös zu sein schien, weshalb dieser eine Augenbraue in die Höhe zog.

„Duncan ist erst vor kurzem hier eingetroffen, unangekündigt. Ist das ein Problem?“

„Ich … äh … nein, natürlich nicht, vergebt mir, ich war nur überrascht“, stammelte dieser Verräter, kaum hatte Bryce sein letztes Wort über die Lippen gebracht. Bryce schien das zwar verwundert zu haben, doch durch die Aussage des Arls wurde er anscheinend überzeugt. Und wieso sollte er auch nicht? Schließlich waren sie alte Freunde, die gemeinsam in der Rebellion gegen das orlaisianische Reich, Seite an Seite, gekämpft hatten. Wer würde denn damit rechnen, dass schlussendlich mehr hinter seinem Verhalten steckte, als es zunächst der Schein vermuten ließ, auch wenn ich meinerseits zugeben musste, dass Howe eine gewisse Ähnlichkeit zu einer Ratte besaß.

Die ruhigen und sanften Augen des Teyrn trafen nun seinen jüngsten Spross.

„Wir haben in der Tat nur selten solch hohen Besuch. Mein Sohn, sag mir, hat Bruder Aldous dir von den Grauen Wächtern erzählt?“

„Natürlich.“ Das braunhaarige Haupt des Wächterkörpers nickte fast schon von selbst.

„Die Grauen Wächter sind ein Legendärer Orden, welcher dafür sorgt, dass diese schrecklichen Kreaturen, bekannt als die Dunkle Brut, nicht in unseren Ländereien finden. Viermal haben sie eine Verderbnis aufgehalten und, so der Erbauer es will, ist keine fünfte in Anmarsch.“ Ich bekräftigte meine Aussage zu bekanntem Wissen über den Orden. Erleichtert darüber, dass ich so viel von den Grauen Wächtern zu wissen schien, nickte Bryce zufrieden, doch nun meldete sich Duncan zu Wort.

„Leider befürchte ich, dass diese besagte fünfte Verderbnis bereits im Anmarsch ist, weswegen es auch umso wichtiger ist, dass wir, die Grauen Wächter, neue Rekruten verpflichten.“

„Und genau deshalb ist er hier, er möchte Ser Gilmore prüfen, ob er bereit ist, ein Grauer Wächter zu werden“, erklärte das Oberhaupt der Couslands.

„Offen gesagt, ich denke, Euer Sohn wäre ebenfalls ein ausgezeichneter Kandidat.“ Kaum hatte Duncan diesen Satz gesagt, da stellte sich Bryce direkt schützend vor sein Fleisch und Blut, als würde von Duncan eine direkte Gefahr ausgehen.

„Ehre hin oder her. Wir reden hier über meinen Sohn!“ Wütend alleine dadurch, dass Duncan diese Behauptung von sich gab, starrte Bryce dem Wächter entgegen.

„Ich habe nicht so viele Kinder, dass ich sie gerne in die Schlacht schicke, oder beruft Ihr Euch etwa auf Euer Konskriptionsrecht?“, legte der Teyrn gleich nach, doch Duncan war noch immer die Ruhe selbst.

„Keine Sorge, wir brauchen zwar möglichst viele gute Rekruten, gerade zu diesen Zeiten, doch ich werde nichts erzwingen, Ihr habt mein Wort“, versprach der einzige Mann mit Vollbart im Raum, was auch nur daran lag, dass sich der Jüngste, also ich, vor wenigen Tagen rasiert hatte. Wusste ich ja immerhin, dass ich längere Zeit nicht mehr dazu kommen würde, und der Teyrn stellte sich wieder an seinen vorherigen Platz, durch die Worte des Wächters offenbar beruhigt.

„Würdest du in meiner Abwesenheit dafür sorgen, dass Duncans Wünschen entsprochen wird?“ Mein brünettes Selbst begann zu nicken, während die ruhigen Augen des Hausherrn auf mir ruhten.

„Natürlich.“

„Gut. Und nun richte Fergus von mir aus, er soll mit den Truppen nach Ostagar vorausreiten.“

„Wird gemacht. Meine Herren.“ Zum Abschied nickte ich unseren Gästen noch einmal zu, ehe mein Körper auch schon eine Kehrtwende machte und durch die Tür ging, durch welche dieser vor ein paar Minuten in diese Halle geschritten war. Da ich ja bereits wusste, dass sich Fergus oben in seinen Gemächern befand, um sich von seiner Frau und seinem Sohn zu verabschieden, konnte ich mir auch jegliche Nachfrage sparen, wo sich mein Bruderherz befand, wie ich ihn des Öfteren betitelte.
 

Nun stand ich hier. Persönlich stellte ich mir die Frage, was ich nun tun sollte. Würde ich direkt alles erledigen oder lohnte es sich für mich noch, vorher die einzelnen Orte abzuklappern, wie zum Beispiel zu Aldous, welcher gerade dabei war, die Kleinen zu unterrichten? Schlussendlich war es die Kapelle, die einen Besuch erhielt, samt Mutter Mallol. Wieso? Nun, man musste im Vorfeld wissen, dass ich in meiner Welt schon an etwas Höheres glaubte. Das Konzept, dass nicht alles per Zufall passierte, sondern dass es aus einem bestimmten Grund von höherer Gewalt, einer höheren Macht wie eben durch einen Gott, geschah, faszinierte mich. Die Notwendigkeit einer Kirche hingegen verstand ich zwar im Großen und Ganzen, befand sie jedoch als unnötig. Wenn man beten wollten, konnte man es von überall aus. Dieses höhere Wesen hatte einen doch geschaffen, also hätte es auch verstanden, wie man dachte, jedenfalls war dies meine Ansicht. Doch seit ich in diese Welt kam … irgendwie musste ich doch in diese Welt gekommen sein. Es konnte doch einfach kein Zufall sein, dass ich als großer Fan dieser Serie in ausgerechnet dieser Welt landete, oder? Und dadurch hatte sich mein Glaube noch einmal zusätzlich manifestiert. Auch hier ging ich jedoch seltener in die Kapelle, vielleicht einmal die Woche mit Glück. Oder wenn dort etwas Größeres abgehalten wurde, wozu man im Übrigen auch verpflichtet war, wenn man darauf aus war, dass einen die eigenen Bediensteten noch mehr respektierten als ohnehin schon. Doch mir reichte diese kleine, überschaubare Anzahl durchaus aus, die hier anzutreffen war.

Doch heute, gerade an diesem Tag, an dem ich es das letzte Mal machen konnte, war ich der Meinung, sollte ich es tun, weswegen mein Körper nun vor der Tür zur Kapelle stand. Vorsichtig öffnete ich diese und blickte in den Raum hinein. Mehrere Leute befanden sich in der recht kleinen Kapelle. Männer, Frauen und selbst Kinder waren dort, um den Segen des Erbauers zu ersuchen. Und in der Mitte all dieser Leute befand sich Mutter Mallol, die das Öffnen der Tür bemerkt hatte und nun freudestrahlend auf mich zugelaufen kam.

„Es freut mich immer, dich hier begrüßen zu dürfen, mein Kind. Sag, bist du hier, um für deinen Bruder und Vater zu beten? Mit Freude werde ich den Segen des Erbauers für sie erbitten.“ Freundlich lächelte ich sie ehrlich an und begann zu nicken. Sie war eine der wenigen, die einfach jeden duzen durfte, was nicht nur an ihrer Stellung, sondern auch an ihrer herzerwärmenden Art lag. Ich mochte diese Frau einfach.

„Das wäre schön, Mallol.“ Es war keine Respektlosigkeit, sie so vertraut anzusprechen, sondern vielmehr der Wunsch der Gläubigen selbst, den sie an mich bei unserem ersten - zumindest meinem ersten Treffen mit ihr - gewandt hatte.

Sie begann sogleich mit dem Rezitieren ein paar weniger Strophen, um den Segen des Erbauers zu erwirken.
 

„Schöpfer des Himmels, der Erde und der See, erhöre dein Volk in den Zeiten der Not.“

„Erbauer, behüte uns“, entkam es meinen Lippen, während die Iriden zu Boden blickten.

„Möge kein Mensch den Schatten fürchten. Mögen ihre Seelen in deinem Schoß Frieden finden. Erhöre uns.“

„Erbauer, vergib uns“, schloss ich mich dem letzten Vers an, welchen sie aussprach, denn anscheinend genügten diese wenigen Worte, um den Segen des Erbauers zu empfangen. Laut der Kirche natürlich. Ich jedenfalls machte wahrlich aus Überzeugung mit, doch betete ich nicht für Bryce oder Fergus Cousland, sondern für mich selbst. Auch wenn dies egoistisch klang, doch ich kannte ja bereits das Schicksal der beiden. Was mein Eigenes betraf, war es noch immer ungewiss. Denn es bedeutete ja nicht, nur weil der Graue Wächter es schaffte, alles zu überleben, dass ich es ebenfalls schaffen würde. Immerhin war ich jemand anderes, der einfach seine Rolle übernommen hatte. Eine billige Kopie, die jemand vorgab zu sein, der ich eben einfach nicht war. Selbst nach diesem einem Jahr und es könnten noch viele weitere vergehen, würde ich mich in dieser Rolle nicht wohlfühlen, in dem Wissen, jemandem seinen Körper entrissen zu haben. Und wenn der Erbauer auch dafür zuständig war, dass ich in diese Welt kam und dies alles geschah, dann sollte er mir auch gefälligst helfen und mich zumindest segnen. Schützenhilfe geben. Das wäre nur fair und das Mindeste, das er tätigen könnte.

„Gut. Heute Nacht werde ich eine Vigil feiern. Du bist herzlichst eingeladen.“

„Ich würde mich freuen, daran teilnehmen zu können. Doch ich muss selbst schauen, ob mir nicht eine andere Aufgabe zu diesem Zeitpunkt auferlegt wurde.“ Wissentlich nickte die Priesterin, wusste sie doch, wie beschäftigt die Familie Cousland war, die stets ihren Verpflichtungen nachging.

„Dann wünsche ich dir viel Erfolg bei deinen Tätigkeiten.“

„Gleichfalls Mallol.“ Und mit diesen Worten verabschiedete ich mich und trat aus der Kapelle. Es war nun an der Zeit, Ser Gilmore zu treffen, weswegen ich nun genau an die Stelle ging, an welcher man den Genannten treffen würde und wie nicht anders erwartet, traf dieser auch sogleich ein.
 

Der Rotschopf schien leicht gestresst zu sein, was sein Gesichtsausdruck und der schnelle Schritt, mit welchem er angekommen war, deutlich verriet.

„Da seid Ihr ja“, begrüßte der junge Mann, der von Duncan geprüft werden würde.

„Ser Gilmore, Ihr wirkt gestresst. Ist alles in Ordnung?“ Dass er mich mal so normal ansprach, war ich zwar nicht gewohnt, doch es sollte mir nur recht sein. Es schien einfach so, dass er es vor lauter Stress in diesem Moment wahrlich vergessen hatte, die passende Anrede aufgrund des Rangunterschieds anzuwenden. Wenn er all die Scheiße, die auf uns zukam, wie durch ein Wunder überleben sollte, sollte er wahrlich versuchen, diesen Fehler nicht mehr zu begehen. Also nicht meinetwegen, würde er mich ja, wenn es nach mir ging, ohnehin duzen oder normal siezen, war ich sowas ja auch schon 24, fast 25 Jahre in meiner Welt gewohnt. Doch zum Beispiel die Orlaisianer konnten davon gekränkt sein, fehlte bei denen ja nicht viel, um sie weinend in ihrem Schnuffeltuch vorzufinden, während sie am Fuße der Kaiserin die Todesstrafe für ihn forderten. Ja, ich hielt diesen Haufen von Franzosenabklatsch wirklich für ein paar Jammerlappen. Zumindest den unteren Adel, der sich viel zu wichtig nahm, aber wie immer sollte man auch dort nicht alle über einen Kamm scheren, geschweige denn niemanden unterschätzen. Es gab auch durchaus gefährliche, aber auch gute unter den Orlaisianern. Und diejenigen, die das Spiel beherrschten, gehörten gewiss zu denen, die man nie unterschätzen sollte.

„Eure Mutter hat mich nach Euch schicken lassen. Ich fürchte, Euer Hund hat mal wieder die Küche in Aufruhr versetzt. Nan droht damit, ihre Koffer zu packen.“ Ein Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Couslands, das nun das meine war. Ja, der Vierbeiner war mir in diesem einem Jahr sehr ans Herz gewachsen und wie ich feststellen durfte, besaß dieser den Namen, welchen ich ihm geben wollte. Skipper. Ein schöner und passender Name, wie ich fand, für einen Hund. Ich schritt an Ser Gilmore vorbei und wies ihm mit einer Kopfbewegung, mir zu folgen, was dieser auch sogleich tat.

„Nan wird uns nicht verlassen und ich kümmere mich um dieses Problem. Es ist sicherlich einfach nur ein Missverständnis.“

„Wie Ihr meint. Ich hoffe nur, dass Ihr recht habt.“ Und nach diesen Worten liefen wir den restlichen Weg schweigsam nebeneinander her. Als wir vor der Küche standen, hörten wir bereits das laute Gemecker der Küchenchefin.
 

„Sie scheint nicht bei bester Laune zu sein“, kam es leicht lachend meinerseits, weswegen Ser Gilmore mit geweiteten Augen dastand.

„Das ist die Untertreibung des Jahres, Herr. So sehr poltern habe ich sie noch nie gesehen.“ Und kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, öffnete ich die Tür und trat hinein, dicht gefolgt von dem Rotschopf. Irgendwann musste man sich ja der Höhle des Löwen stellen.

Man vernahm, wie Nan ihre Wut an den beiden Küchengehilfen ausließ, ehe sie von dem Rotschopf angesprochen wurde und diese sich zu ihren Gästen umdrehte.

„Ihr … und IHR!“ Wütend blickte sie mich an. Die Frau war wirklich auf 180.

„Sorgt dafür, dass Euer Köter aus der Speisekammer verschwindet oder ich schlachte dieses Vieh!“ Wenigstens lag noch die höfliche Anrede in ihren Worten, trotz der Drohung, eine südchinesische Delikatesse aus meinem Hund zu machen. Pardon, Aidans Hund der … nun, solange ich in dessen Haut steckte, wohl auch meiner war.

„Wozu die Mühe? Ich bin mir sicher, das Fleisch würde nicht schmecken und man könnte es höchstens an Orlaisianer verkaufen, aber auch nur dann, wenn man diesen verraten würde, was für ein Fleisch das ist, da ihnen jedes Mittel recht ist, um Ferelden zu demütigen.“ Je länger ich redete, desto mehr fiel die – alles andere als im besten Zustand befindende – Laune der Küchenchefin.

„Kümmert Euch einfach darum!“ Und ohne ein weiteres Wort zu sagen, schritt unser Zweiergespann an Nan vorbei und öffnete die Tür zur Speisekammer. Dort sah man auch schon den Vierbeiner, wie er herumwälzte und als er sein Herrchen sah, begann er glücklich zu bellen.

„Skipper, zeig mir mal, was du jagst, und ich helfe dir.“ Erneut vernahm man ein glückliches Bellen des Mabaris, ehe dieser in die hintere Ecke des Raumes blickte und bedrohlich begann zu knurren.

Ich zog mein Schwert und instinktiv tat es mir der Rotschopf an meiner Seite gleich, wenn auch etwas skeptisch. Und dort waren sie. Riesige, die Vorräte verzehrende Ratten, welche direkt auf uns zukamen, als wäre das Knurren des Hundes ihr Startsignal gewesen. Skipper sprang auf die ersten, welche er vernahm, und mit seinem Maul aus messerscharfen Zähnen waren auch diese schnell Geschichte. Doch das waren eben auch nur die ersten. Noch ein paar kleinere kamen vereinzelt aus den Ecken, doch auch um diese hatten wir uns recht schnell gekümmert. Selbstzufrieden, das hinter sich zu haben, verließ unser Trio den Rattenfriedhof, bekannt als Speisekammer, und kaum befand sich Nan vor uns, begann diese wieder mit ihren Flüchen. Wenn sie so weiter machte, würde ich noch Kopfschmerzen bekommen.

„Nan, er hat sogar Eure Speisekammer verteidigt vor Ratten.“

„Diese Riesenratten?“ Geschockt riss eine der beiden Gehilfen das Wort an sich, weswegen mich Nan tadelnd anblickte.

„Super, jetzt sind auch noch die beiden verstört.“

„Spätestens, wenn sie sauber machen, hätten sie es eh bemerkt, dass die Ratten keine … normale Größe besaßen“, gab ich schulterzuckend zu bedenken, doch dies schien nun uninteressant zu sein, denn der Hund meldete sich zu Wort, wodurch Nans Aufmerksamkeit auf diesem lag. Nach einem kurzen Gespräch zwischen den beiden, was von Seiten des Hundes aus Winseln bestand, bekam dieser was zu Futtern, und Nan begann mein Selbst, das sie nur als Aidan kannte, zu fragen, ob ich mich an eine Geschichte erinnern könnte, die sie dem Besitzer des Körpers als kleines Kind vorgelesen habe.

„Entschuldige, Nan, aber ich muss mich von Fergus verabschieden“, erklang fast schon automatisch die Ausrede aus meinem Mund, wodurch sie verständlich zu nicken begann.

„Natürlich. Stellt nur keinen Unsinn an, immerhin habe ich Euch nicht mehr so im Blick wie früher.“ Sie war eine schlechte Schauspielerin, wie sie in diesem Moment versuchte, ihr Lächeln zu verbergen.

„Ich probiere es. Bis dann, Nan.“ Und mit einem letzten lächelnden Zwinkern, verschwand ich auch schon aus der Küche.
 

„Nun, da Ihr Euren Hund habt, werde ich Euch verlassen, falls Ihr nichts dagegen habt.“

„Nein, keine Sorge, wegen mir braucht Ihr Euch keine Umstände machen. Danke, dass Ihr mich begleitet habt und viel Erfolg beim Überzeugen des Grauen Wächters.“ Er hielt kurz in seiner Bewegung inne und blickte meine Wenigkeit neugierig an.

„Es stimmt, dass sich im Schloss ein Grauer Wächter befindet?“

„In der Tat. Sein Name lautet Duncan und er ist hier, um Euch zu prüfen. Also enttäuscht mich nicht. Aber nun sollte ich wirklich mal zu Fergus gehen. Gehabt Euch Wohl, Ser Gilmore.“ Während sich Genannter verneigte, nickte ich lediglich. Doch ich war nicht lange alleine, abgesehen von dem Vierbeiner, der nun meine Begleitung war. Denn auf meinem Weg zu Fergus begegnete ich Eleanor Cousland, Lady Landra, welche die Frau von Bann Loren, einem sehr freundlichen Mann, ist, Dairren, der gemeinsame Sohn von Lady Landra und Bann Loren, wie auch Lady Landras Kammerzofe, dessen Name mir gänzlich entfallen war. Schließlich hatte ich die Genannten bereits einmal gesehen, doch die Zofe war neu oder mir – leider – nicht über den Weg gelaufen. Sie schienen über etwas zu lachen, doch als ich nähertrat, besaß ich ihre volle Aufmerksamkeit.

„Ah, da ist ja mein jüngster Sohn. Kann ich davon ausgehen, dass der Aufruhr in der Küche beendet ist, nachdem dieser schreckliche Hund bei dir ist?“ Wieso musste sie eigentlich noch einmal besonders erwähnen, dass es sich bei meiner Person um den jüngeren handelte? Lady Landra wie auch ihr Sohn kannten mich bereits. Die einzige Person, die mich noch nicht kannte, war eben die Elfin und ihr war es sicherlich einerlei, ob mein Körper nun als erstes oder zweites aus der Frau des Teyrn auf die Welt losgelassen wurde.

„Ja, Mutter. Nan und die Küchenhilfen arbeiten auch bereits wieder wie fleißige Bienchen, die ihren Honig produzieren.“ Das Gesicht der Mutter erhellte sich.

„Du konntest schon immer gut mit ihr. Schatz, du erinnerst dich an Lady Landra? Die Frau von Bann Loren?“ Ehe ich etwas darauf antworten konnte, hatte schon Lady Landra das Wort an mich gerichtet.
 

„Ich glaube, wir haben uns zuletzt auf dem Frühlingsempfang Eurer Mutter gesehen.“ Nun wurde auch das Lächeln, welches sich auf meinem Gesicht, wie eigentlich schon den gesamten Tag über, befand, umso breiter. Und wie ich mich an diesen besagten Tag erinnern konnte. Ich war gerade meinen zweiten Monat in dieser Welt, da wurde mir gesagt, dass ich bei dieser Feierlichkeit dabei sein musste und das war ich dann eben auch. Es war die erste Festlichkeit, der ich in dieser Welt beiwohnte, und es hatte mir sehr gefallen. Zurechtgefunden hatte ich mich dort auch, was vielleicht auch an dem Heimvorteil lag und der Aufmerksamkeit, die man mir ohnehin auferlegte, als Sohn eines Teyrn, und die Speichellecker, zumindest die unehrlichen, die durch meine Bekanntschaft erhofften, in der Gunst des Teyrn zu steigen. Und an diesem Abend hatte sich Lady Landra so richtig volllaufen lassen und wollte sich an mich ranmachen. Da ich solch Verhalten aus meiner Welt durchaus gewohnt war, gerade wenn andere Leute Alkohol zu sich nahmen, natürlich auch aus eigener Erfahrung, war dies für mich kein weiteres Problem gewesen.

„Natürlich, es ist schön Euch wiederzusehen, Mylady“, entwich es meinen vergnügten Lippen.

„Zu freundlich, junger Mann. Habe ich mich an diesem Abend nicht schamlos an Euch rangemacht?“

„Und wie …“, mischte sich nun Dairren ein, „… und das alles vor den Augen deiner Familie.“ Die Schamesröte nahm sogleich Platz in dem Gesicht von Lady Landra.

„Keine Sorge, Lady Landra, wir haben sicherlich schon alle mal etwas zu viel Wein getrunken und Dinge getan, die wir bereuen. Ich empfand Euer Verhalten mir gegenüber als schmeichelhaft.“

„Zu freundlich“, kam es nun schüchtern von der Frau des Banns, ehe sie sich räusperte und dann auf Dairren deutete.

„Ihr erinnert Euch an meinen Sohn, Dairren? Er wird Euren Vater morgen begleiten.“

Nun blickte mich der Nachfolger des Banns an.

„Ich bin erfreut, Euch wiederzusehen, Herr“, erklang es aus seinem Mund.

„Gleichfalls, Dairren“, erwiderte ich freundlich den Gruß und blickte wieder zu Lady Landra, die mir nun die elfische Schönheit vorstellen wollte.
 

„Und dies ist meine Kammerfrau, Iona. Sag etwas, Liebes!“

„Ich fühle mich sehr geehrt, Herr. Ich habe schon viele wunderbare Dinge über Euch gehört.“

„Wisst Ihr was, Eleanor? Ich glaube, das Mädchen hat ein Auge auf Euren Sohn geworfen.“ Die beiden Frauen kicherten und Iona machte ein gespielt empörtes Gesicht.

„Lady Landra!“, kam es von der Elfin, welche nun doch etwas rot zu werden schien.

„Psst, Landra. Das arme Ding wird ja ganz rot.“ Doch das Gerede der Frauen ignorierte ich in diesem Moment und wandte mich Iona selbst zu, was die Frauen natürlich sofort bemerkten.

„Vielleicht sollten wir uns einmal in Ruhe unterhalten, Iona. Ohne Publikum.“ Freudestrahlend blickte mich die Elfin aus großen Augen heraus an. Nun, ich war zwar in diesem einem Jahr nicht zum Weiberhelden mutiert, da sich dies, wie ich fand, in diesem fremden Körper nicht zierte und ich nicht daran schuld sein wollte, dass Aidan plötzlich Vater wurde, doch dank meines Wissens wusste ich ja, dass diese junge Elfin auf mich stand.

„Das würde mir gefallen, Herr“, erwiderte sie nur. Doch nun schien es, dass die beiden Damen ihren Tratsch beendet hatten, denn Lady Landra blickte nun zu Dairren und Iona.

„Ich denke, ich ziehe mich nun zurück. Dairren, Iona, wir sehen uns dann beim Abendbrot.“

„Wir sollten uns vielleicht ins Studierzimmer zurückziehen“, sprach der Spross von Lady Landra zu Iona, woraufhin beide noch einmal respektvoll vor mir ihr Haupt senkten und dann in besagten Raum gingen.

„Guten Abend, Eure Lordschaft.“ Und mit diesen Worten verschwand auch Lady Landra und ließ Eleanor und mich, also Mutter und nicht so ganz Sohn, zurück.
 

„Du solltest dich von Fergus verabschieden, solange du noch kannst“, gab sie mir den überflüssigen Tipp. Als wäre das nicht ohnehin meine Mission gewesen.

„Das werde ich. Doch vorher möchte ich noch einmal kurz ins Studierzimmer, falls du nichts dagegen hast, Mutter.“ Sie hatte direkt den Braten gerochen und rollte nur mit den Augen.

„Tue, was du nicht lassen kannst, aber lass dir nicht zu viel Zeit. Und im Übrigen, auch ich werde in ein paar Tagen das Schloss verlassen und mit Lady Landra in ihr Anwesen reisen, um ihr etwas Gesellschaft zu leisten. Dein Vater denkt, dass meine Anwesenheit deine Autorität schwächen könnte.“

„Wie du wünschst, Mutter.“

„Gut“, sprach sie in einem sehr überraschten aber zu gleichen Teilen fröhlichen Ton aus.

„Ich war etwas besorgt, dass dir der Gedanke, alleine das Schloss zu verwalten, nicht behagen würde, doch meine Sorgen waren anscheinend unbegründet.“

„Das war es, Mutter. Ich schaffe das schon, bin ja schon groß. Und irgendwann muss ich das ja auch lernen, oder etwa nicht? Doch ich sollte nun gehen.“

„Ich liebe dich, mein kleiner Junge. Das weißt du doch, oder?“ Und wie ich das wusste. In diesem einem Jahr, welches ich hier verbrachte, hatte ich jeden etwas besser kennenlernen können, als es in den Spielen jemals möglich gewesen wäre und Eleanor war wahrlich das, was man als eine fürsorgliche Mutter bezeichnen konnte. Sie versuchte immer, etwas Zeit mit ihren Kindern zu verbringen und doch diese nicht zu sehr zu verhätscheln. Und wenn ich ehrlich war, konnte ich mir in diesem einem Jahr, wo ich keinen Kontakt mit meiner richtigen Mutter besaß, keine bessere Frau als Ersatz wünschen. Es gab einfach keine.

„Ich liebe dich auch, Mutter.“ Und nach diesen Worten umarmten wir uns. Und kaum hatten wir uns voneinander gelöst, da hielt sie mich an den Schultern fest.

„Dann tu, was du tun musst. Wir sehen uns bald wieder.“ Und nun stand ich hier alleine mit meinem Vierbeiner, da Eleanor einfach an mir vorbeischritt. Ein seltsamer Abschied, den Eleanor da verwendete, doch mich störte es nicht.
 

Doch nun ging ich dorthin, wo ich hinwollte. Meine Schritte führten mich ins Studierzimmer und kaum war ich im genannten, konnte ich auch schon die schöne Elfin mit den blonden Haaren und blauen Augen sofort erblicken, weswegen ich auch direkt zu dieser lief.

Sie selbst, überrascht darüber, mich hier nun anzutreffen, strahlte über das ganze Gesicht.

„Erneut grüße ich Euch, Eure Lordschaft.“

„Bitte, nennt mich Aidan“, meinte ich freundlich gemeint an sie gerichtet, was sie ebenfalls für einen Augenblick überraschte und doch mit einem schönen Lächeln hinnahm.

„Wie Ihr wünscht … Aidan.“ Sie ließ den Namen über ihre Lippen gleiten, als habe sie soeben ein großes Geschenk erhalten, worüber sie sich sehr freute, und erneut nahm ich dieses Funkeln in ihren Augen wahr, als sie diesen aussprach. Und ich musste gestehen, diese Elfin gefiel mir besonders gut. Ich wusste nun, was jeder meinte, wenn man vom Aussehen der elfischen Frauen sprach. Sie hatten etwas Anziehendes. Vermutlich lag es an dem Interesse, das die Menschen an dem Neuen und doch zu gleichen Teilen nicht sonderlich Fremden verspürten. Und natürlich hatte ich in diesem Jahr die eine oder andere Elfin zu Gesicht bekommen, doch ich hatte sie eben nur freundlich behandelt, sie nicht als Beute betrachtet oder gar so etwas gewollt, doch hier bei ihr, wo ich doch wusste, dass ich eben jene Möglichkeit besaß, da war es irgendwie … anders. Und zudem schien sie das schönste Elfenmädchen zu sein, das mir zu Gesicht kam. Auch in meiner Welt war ich kein Schürzenjäger, besaß ich, um ehrlich zu sein, nicht einmal viel Erfahrung, trotz meines Alters, weil ich einfach ein Feigling war. Ich sprach selten fremde Frauen an und wenn ich mal eine kennenlernte und mich mit diesen traf, war ich schnell der Kumpel. Doch hier nun einfach dieses Wissen zu besitzen, dass sie mit mir sicher schlafen würde, wusste ich ja, was für Worte man zu benutzen brauchte ungefähr. Zudem ihre Schönheit und die Erfahrung, die schönste Nebensache der Welt mal mit einer Elfin zu erleben … sorry Aidan, ich war ein verdammtes Jahr mit deinem Körper enthaltsam, in allen Belangen, aber ich bin kein Heiliger, auch nur menschlich. Mehr kann man von mir nicht verlangen. Aber diese Frau ist die goldene Ausnahme.

Ich setzte mein Gespräch mit der jungen Blondine weiter fort und am Ende des Gesprächs einigten wir uns darauf, dass sie um Mitternacht an meiner Tür klopfte. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht, darüber dass ich nun meine erste Elfin im Leben erobert hatte, lief ich nun in die Richtung von Fergus‘ Zimmer. Und es dauerte auch hier nicht lange, um dieses zu erreichen.
 

„Und da ist ja mein kleiner Bruder, um mich zu verabschieden“, konnte ich Fergus sagen hören, als er mich durch die Zimmertür treten sah, wodurch sich meine Schwägerin samt Neffen ebenfalls zu mir umdrehten.

„Störe ich? Soll ich nochmal rausgehen, falls ich ungelegen auftauche? Die letzten Momente eines Mannes vor einer langen Reise sollten seinen wichtigsten Menschen gelten.“ Fergus schüttelte sein Haupt.

„Bleib hier. Ich will mich auch von dir verabschieden. Weißt du, Brüderchen, du wirst mir fehlen.“

„Was am meisten? Meine gewinnende Art oder mein schneidender Witz?“ Ein Lacher entwich der Kehle seines neugewordenen Bruders.

„Vermutlich beides. Aber am meisten deine Kampffähigkeiten, wenn ich da unten bin. Die Dunkle Brut alleine zu bekämpfen, könnte anstrengend sein. Deinen Schwertarm zur Unterstützung könnte ich durchaus gebrauchen.“ Ich nickte, verstand, was er meinte. Doch wusste ich auch, dass trotz seines Verlustes, den er besitzen würde, da seine Frau und sein Sohn sterben würden, er in gewisser Weise auch Glück besaß. Immerhin bekam er ziemlich am Anfang dieses Abenteuers eine Wunde, die ihm so stark zusetzte, dass er die ganze Verderbnis verschlafen würde, wenn man es so ausdrücken mochte. Er musste nicht wie der Rest der Welt um sein Leben zittern. So viel Schwein musste man mal haben, doch der Verlust, sobald er aufwachte … enorm.

Währenddessen würde ich durch ganz Ferelden schreiten und versuchen, mit meinen treuen Gefährten wie Alistair, Sten, Morrigan oder Leliana die Welt zu retten. Oh, wie ich mich schon darauf freute, diese Persönlichkeiten kennenzulernen. Mich mit Alistair anzufreunden oder Leliana … einfach nur zu sehen. Wie ein kleines Kind freute ich mich schon auf diese Gelegenheiten, doch im Hier und Jetzt schellte ich mich selbst. Daran durfte ich noch gar nicht denken. Zwischen mir und den Begegnungen mit den genannten lagen noch ein ganzes brennendes Schloss, eine Wildnis und ein Turm voller Dunkler Brut. Und das, was am wichtigsten war, vermutlich eine komplette Woche, zumindest würde ich darauf schließen, dass die Reise bis nach Ostagar ein paar Tage dauern würde. Wenn man bedachte, was ich alles innerhalb einer solch kurzen Zeitspanne erleben würde, das war … krass.

„Ich weiß, was du meinst. Ach, und bevor ich es vergesse, ich soll dir von Vater ausrichten, dass du ohne ihn aufbrichst.“

„Was? Sind die Männer des Arls noch immer nicht eingetroffen?“ Fassungslos über diese Neuigkeit schüttelte er sein Haupt.

„Laufen diese Dummköpfe etwa alle rückwärts?“, murmelte er leise vor sich hin, doch alle Beteiligten im Raum hatten ihn vernommen.

„Einen Schritt rückwärts und zwei vorwärts trifft es sicher am besten.“ Dem Älteren entlockte dieser Spruch ein Schmunzeln und auch wenn diese Vorstellung eigentlich recht lustig war, wusste ich es leider besser. Diese, von Fergus so liebevoll als Dummköpfe betitelt, verspäteten sich nicht, sondern es gehörte alles zum perfiden Plan dieser Ratte Howe.

„Ich breche dann mal lieber auf. Immerhin muss ich noch die gesamte Dunkle Brut ausrotten. Nun denn …“ Fergus richtete sich an seine Frau, „… bis bald meine Liebe!“ Und er ging auf sie zu und küsste sich noch einmal. Intensiv. Man spürte förmlich, wie viel Sorge und Liebe in dieser Geste lag. Und dabei stimmte mich der Gedanke traurig, dass sie nicht wussten, dass dies tatsächlich ihr letzter Kuss sein würde, den sie jemals einander gaben.
 

„Ich möchte doch hoffen, mein lieber Junge, dass du auf uns wartest, bevor du dich verabschiedest?“ Die Oberhäupter der Couslands betraten den Raum und direkt richtete sich Eleanor ihrem ältesten Sohn zu.

„Leb wohl, mein Sohn. Ich werde jeden Tag für dich beten.“ Und mit diesen Worten umarmte sie auch sogleich den älteren Erben der Couslands.

„Fergus ist taff, dem passiert schon nichts“, gab ich meinen Senf ab und ruinierte vermutlich diesen Moment zwischen Mutter und Sohn.

„Wie gesagt, die Dunkle Brut hat keine Chance“, stimmte mir Fergus zu, doch dann stimmte Oriana, die Frau von Fergus, ein Gebet an.

„Der Erbauer wache über uns. Möge er unsere Söhne, Männer und Väter beschützen und sie wohlbehaltend zu uns zurückführen.“ Sie beendete ihr Gebet, woraufhin ich nur ein „Amen“ von mir gab. Ja, ich war scheinbar wirklich zu solch einem Gläubigen geworden, hätte ich solch ein Gebet in meiner Welt vermutlich nur schmunzelnd wahrgenommen.

„Und wenn er schon dabei ist, soll er gleich Bier und ein paar Dirnen schicken. Für die Männer natürlich.“ Wenn der junge Mann aus einer Welt, bei dem es sich um mich handelte, in diesem einem Jahr eine Sache gelernt hatte, dann war es, dass ich meinen älteren Bruder absolut mochte. Gerade durch solch dummen Kommentare, die eindeutig von mir hätten kommen können.

„Fergus, nicht vor deiner Mutter!“, kam es mahnend von Oriana, wonach Oren, welcher dem ganzen Gespräch bisher still gelauscht hatte, sich dieses Mal auch zu Wort meldete.

„Wieso soll er in Gegenwart seiner Mutter nicht von Birnen sprechen?“

„Eine Dirne …“, begann Bryce Cousland auszuführen, „… ist eine Frau, die in einer Taverne Bier ausschenkt, Oren. Oder eine Frau, die selbst viel Bier trinkt.“ Damit beendete er die Erklärung für den Jüngsten im Raum. Ich liebte diese Familie einfach. Einfach so schön direkt und ehrlich.

„Bryce! Beim Erbauer! Schlimmer als eine Horde Halbwüchsiger, sage ich dir!“ Eleanor tat es Oriana gleich und blickte Fergus nun auch mahnend an, wodurch dieser begann zu kichern.

„Ich werde dich vermissen, Mutter. Pass auf sie auf, Bruder, hörst du?“

„Sie kann auf sich selbst aufpassen, das war schon immer so, doch ich tue mein Bestes“, versicherte ich meinem Bruder zwinkernd, wodurch dieser zufrieden nickte.

„Genug, genug. Geh heute früh zu Bett! Du hast morgen viel zu erledigen.“ Bryce richtete sich nun an mich und wie recht er mit seinen Worten haben würde, war ihm bis dato noch nicht bewusst. Schließlich war ich morgen schon längst auf der Flucht und auf dem Weg zu der andere Seite des Landes.

„Nun gut. Dann Fergus, pass auf dich auf und viel Glück, du wirst es brauchen. Allen anderen, eine angenehme gute Nacht wünsche ich euch.“ Eine gespielte Verbeugung meinerseits, und schon verschwand ich aus den Räumlichkeiten meines Bruders, dicht gefolgt von meinem vierbeinigen, treuen Begleiter. Ich musste die letzten Vorbereitungen kontrollieren, bevor heute Nacht mein neues Schicksal begann, sich zu erfüllen. Das Einzige, worauf ich mich nun noch freuen konnte, ehe ich viel Trauer erlebte, war mein nächtlicher Besuch der bezaubernden Elfin, die mir Gesellschaft leisten würde.

Das konnte ja alles an sich heiter werden.
 

Und dies war das letzte Mal, dass sich die gesamte Cousland Familie an einem Ort befand. Ein historischer Moment, wenn man genauer darüber nachdenkt, dem ich beiwohnen durfte. Dies war der letzte Alltag, den ich erlebt hatte, ehe die Couslands zunächst einmal zu Geächteten gemacht wurden. Die Ruhe vor dem Sturm, bevor sich mein friedliches Leben in dieser Welt plötzlich wandelte, und ich hoffte nur, dass ich genug Vorbereitungen getroffen hatte und bereit war. Bereit für das, was das Schicksal mit mir geplant hatte.​



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