Zum Inhalt der Seite

Umwege einer Beziehung

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben! <3

Hier jetzt das letzte, vergessene Kapitel :) Nun seid ihr endlich auf dem korrekten Stand :D Ich hoffe, ihr vergebt mir >3<
Aber hey, dafür habt ihr diese Woche 7 statt 1 Kapitel zum Lesen ;D Hat doch auch was, oder? ^-^

Viel Spaß beim Lesen und von jetzt an werde ich immer vorher kontrollieren >__<;

Liebe Grüße <3
Cathy Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Erste Sitzung (Neu!)

Freitag, 15.12. / Donnerstag, 21.12.
 

Frisch geduscht lagen sie auf dem neu bezogenen Bett. Zum Glück gab es in diesem Lovehotel immer einen Schrank mit Bettzeug und während Toru geduscht hatte, hatte sich das Ass um das Bett gekümmert. Das war einfach viel gemütlicher.

Der Setter kuschelte sich eng an ihn und lächelnd strich er ihm über den Rücken, während er Fingerspitzen auf seinem Bauch spürte, die Kreise zogen. Die Ruhe, die sich über sie gelegt hatte, war so angenehm und der Braunhaarige döste etwas vor sich hin, ließ sich von der Atmosphäre einfangen und treiben.

Doch irgendwann war es Oikawa, der ihn aus dieser herausholte. „Huch Schatz? Dein Handy blinkt“, murmelte er und irritiert schaute Iwa zum Nachtschrank, auf dem es lag. Um ehrlich zu sein, hatte er das Teil heute so ziemlich vernachlässigt, weil erst Uni, dann Training und dann der Weihnachtsmarktbesuch gewesen war. „Ich schau nur kurz, ob es was wichtiges ist“, brummte Iwa und griff danach. Neben einigen Nachrichten von Yahaba, Kunimi, Makki und seines Dads – allesamt unwichtig – hatte er auch ein paar Emails bekommen und ein Absender zog seine Aufmerksamkeit auf sich.

Mit klopfendem Herzen öffnete er sie und las die paar Zeilen. „Iwa-chan? Alles in Ordnung?“ Mit den hellbraun wirkenden Augen musterte er ihn und Hajime hielt ihm das Smartphone hin. „Hallo Herr Iwaizumi, hiermit lade ich Sie zu einem ersten Gespräch am 21.12. bei der Gruppentherapie ein. Die Gespräche finden an folgendem Ort statt …“, murmelte Oikawa und wuchtete seinen Körper etwas weiter nach oben. Ihre Köpfe waren sich so nah, dass er die goldenen Tupfer in Torus Augen erkennen konnte. „Ich bin für dich da, Schatz. Wir werden das alles gemeinsam schaffen.“ Leicht lächelnd legte das Ass das Handy beiseite und küsste seinen Freund zärtlich – ganz anders als eben noch. Es war ein unschuldiger Kuss, ohne Zunge, ganz sanft und er mochte es so sehr. Nach einem Moment löste er sich und schaute ihm tief in die Augen, als er erwiderte: „Ich weiß. Ich werde auch auf jeden Fall hingehen, aber nervös bin ich schon …“

Verständnisvoll nickte sein Schatz. „Das glaube ich dir. Du weißt, dass du jederzeit mit mir sprechen kannst, Hajime“, erinnerte er ihn und das Ass zog ihn noch enger an sich. Womit hatte er diesen Freund nur verdient? Dass er ihm nach allem, was passiert war, eine zweite Chance gab und ihm so den Rücken stärkte? Er war normalerweise nicht der emotionalste Mensch, aber zurzeit war er angeschlagen und er vergrub sein Gesicht in Torus Halsbeuge, schluckte die aufkommenden Tränen herunter. Zärtliche Berührungen durch seine Haare beruhigten ihn und gaben ihm die Sicherheit zurück, die er kurzzeitig etwas verloren hatte. Toru hatte recht. Gemeinsam konnten sie das schaffen.
 

„Hey Iwaizumi, wo willst du hin?“, wollte Hinata wissen und sprang vom anderen Ende der Halle zu ihm rüber. „Er hat doch gestern gesagt, dass er heute noch einen Termin und deswegen nicht am Sondertraining teilnehmen kann.“ Obwohl das Gesagte leicht genervt klang, schmunzelte Kageyama leicht und legte seinem Freund eine Hand auf den Rücken, als dieser bei ihm angekommen war.

Leicht lächelnd bemerkte das Ass, dass sich die Zwei anscheinend langsam wieder annäherten und das freute ihn sehr für die Zwei. Sie arbeiteten auch so hart an ihrer Beziehung und hatten sich ihren Frieden verdient.

„Soll ich mitkommen?“, fragte Toru leicht besorgt und hatte sich vor ihn gestellt, was seine Aufmerksamkeit auf ihn lenkte. „Nein nein, schon gut. Trainiere du noch mit den anderen hier. Ich komme dann nach Hause.“

Der Setter nickte und gab ihm ein Küsschen, dann winkte er den anderen zu, die die Geste erwiderten und sich auf das Sondertraining am nächsten Tag freuten.

Mit wackeligen Beinen verließ das Ass die Halle, zog sich auf dem Weg nach draußen seinen Mantel über und atmete vor der Tür tief durch, als ihm die kalte Luft um das Gesicht wehte. Shit, es wurde ernst. Die letzten Tage waren förmlich an ihm vorbeigeflogen und nun schlenderte er in Richtung der Adresse, die ihm Herr Yoshida geschickt hatte. Die Hände in den Manteltaschen und die Schultern hochgezogen, kämpfte sich Iwaizumi Schritt für Schritt voran. Und das nicht nur gegen die Kälte, die an ihm zehrte, sondern vor allem gegen seine Angst, die ihn am liebsten in die entgegengesetzte Richtung rennen lassen wollte.

Fuck, wie viele Männer wären da gleich noch dabei? Nur zwei oder drei oder womöglich zehn oder zwölf? Ihm wurde schlecht bei dem Gedanken, dass er vor so vielen Menschen über seine Situation sprechen sollte. Das war doch alles schon schrecklich genug. Er würde doch bestimmt kein Wort herausbekommen! Dann brauchte er da auch gar nicht erst hinzugehen, oder? Nein!

Er musste das tun, auch wenn er sich vorher wahrscheinlich noch übergeben musste, wenn er seinen Magen so spürte, aber er war es Toru schuldig und auch Makki, Mattsun, seinen Eltern und Kuro. Sie zählten auf ihn und er brauchte die Tipps von Herrn Yoshida, um Strategien entwickeln zu können, damit er das nicht noch einmal tat. Nie und nimmer durfte das jemals wieder passieren. Shit, irgendwie musste er dadurch.
 

„Hallo Iwaizumi, komm doch bitte herein“, begrüßte ihn Herr Yoshida freundlich und machte einen Schritt beiseite. „Da-danke“, murmelte er unsicher und trat in das Bürogebäude ein. Von außen wirkte es unscheinbar, grau und kalt. Doch schon im Flur umgab ihn eine angenehme Wärme und die Wände waren oben weiß und unten bis zu Hälfte hellgrün. Warmes Licht erhellte den Flur und Herr Yoshida führte ihn an ein paar Türen vorbei, bog um eine Ecke und öffnete eine blau angemalte Tür. Von drinnen her hörte er Stimmen und das Ass atmete tief durch. Er konnte das. Es würde nichts passieren, was er nicht wollte. Ihm blieb die Wahl, was er bereit war zu sagen und was nicht. Also kein Grund zur Sorge.

„Brauchst du noch einen Moment?“, erkundigte sich der Leiter, der ihn aufmerksam musterte, doch Hajime schüttelte den Kopf und betrat den Raum. In den letzten Tagen hatte er sich das ganze als Stuhlkreis vorgestellt und ansonsten einen tristen, leeren Raum, wo man durch nichts abgelenkt werden konnte. Doch ganz so war es nicht. Ja, es war ein Stuhlkreis in der Mitte, aber an den Wänden hingen Bilder und es gab eine Pinnwand, an der Zettel aller Größen quer durcheinander dran gepinnt worden waren. An den Fenstern waren Malereien angebracht von Tieren und anderen Motiven und die Wände waren in einem beruhigenden Hellblau gestrichen worden. Es gab sogar ein Sofa in einer Ecke mit zwei Sesseln und einem Tisch, auf dem Gläser und eine Karaffe Wasser standen.

Mit klopfendem Herzen wanderte sein Blick zurück zu dem Stuhlkreis, wo fünf Männer saßen. Zu seiner Überraschung wirkten zwei von ihnen ebenfalls recht jung und die anderen drei schätzte er zehn bis 15 Jahre älter ein. Irgendwie hatte er damit gerechnet, mit älteren Männern zu reden, sodass ihn diese Situation irgendwie verwirrte. Die anderen konnten wahrscheinlich sehen, dass er vor Unsicherheit platzte, aber er konnte das gerade nicht ändern. So gern er auch anderes ausstrahlen würde, schaffte er es nicht, sich eine Maske aufzusetzen und gute Miene zu machen.

Herr Yoshida zeigte auf einen leeren Stuhl und nickend nahm das Ass Platz. Er fühlte sich wie auf Kohlen und seine Wahrnehmung war anders als sonst. Es war wie beim Volleyball, wenn er komplett fokussiert auf den Ball war, weil er den Punkt zum Sieg machen konnte. Auch hier hatte er alles ausgeblendet, konzentrierte sich auf Herrn Yoshida, dem einzigen Mann, den er wenigstens schon mal getroffen hatte.

„So, damit sind wir für heute vollständig. Ich möchte euch Herrn Iwaizumi vorstellen. Magst du ein paar Worte über dich erzählen?“ Lächelnd schaute er zu ihm und mit ihm auch die anderen Fünf. Unwohl nickte er leicht und räusperte sich, ehe er sagte: „Mein Name ist Hajime Iwaizumi und ich bin 21 Jahre alt. I-ich habe … Also ich …“ Einen Moment schwieg das Ass, schaute die Hände an, die er zu Fäusten geballt hatte und auf seinen Schoß abgelegt hatte. „Ich bin hier, weil ich meinen Freund geschlagen habe und ich will, dass das nie wieder passiert. Deswegen brauche ich Hilfe und Tipps“, sagte er in einem Rutsch, bevor er noch weiter stammelte und traute sich nicht, die anderen anzuschauen. So, jetzt war es raus. Fuck, was dachten die anderen jetzt über ihn?

„Du bist ganz schön mutig, das direkt so zu sagen. Ich habe fünf Sitzungen gebraucht, bis ich das vor den anderen sagen konnte“, meldete sich eine Stimme zu Wort und überrascht schaute Hajime auf. Der Mann neben ihm – wahrscheinlich etwas älter, schwarze, kurze Haare, etwas pummelig, eine Ausstrahlung, die Iwa unruhig werden ließ – lächelte leicht und kratzte sich unsicher am Hinterkopf.

„Ah, ich bin Yuuji, 25 Jahre alt und Versicherungskaufmann. Ich habe meine Frau mehrfach geschlagen, ehe ich eingesehen habe, dass ich etwas dagegen tun muss.“

Du meine Güte, mehrfach!? Und die Frau war noch bei ihm? Hajime hoffte, dass er nicht zu geschockt aussah, aber für ihn war das unvorstellbar. Sowohl, Toru mehrfach zu schlagen, als auch, dass der Setter das so lange mitmachen würde. Das war ihm wirklich unbegreiflich, aber er versuchte seinen Gesichtsausdruck so gut es ging, neutral zu halten und nickte nur leicht als Zeichen, dass er ihn gehört hatte.

„Sehr gut, ihr Beiden. Sehr mutig, so offen zu reden, obwohl wir uns noch nicht einmal alle vorgestellt haben. Takumi, magst du bitte weitermachen?“

Der Mann neben Yuuji nickte und seine dunkle Stimme vibrierte im Raum. Er war von sehr breiter Statur, hatte blonde Haare, die im Nacken zusammengebunden worden waren, trug nur schwarze Kleidung und nach einem genaueren Blick stellte das Ass fest, dass er auf der Stirn eine Narbe hatte. Irgendwie war der Typ auch ziemlich gruselig.

„Mein Name ist Takumi. Ich bin 35 Jahre alt und bin seit ein paar Monaten in dieser Gruppe. Ich arbeite seit zehn Jahren als Türsteher.“ Ja, das konnte sich Iwaizumi sehr gut vorstellen. Und insgeheim konnte er sich sehr gut vorstellen, dass der Typ gewalttätig war. Andererseits war es nicht fair, von seinem äußeren Erscheinungsbild auf solche Dinge zu schließen, aber ohne Grund wäre er ja nicht Teil der Gruppe, oder?

„Und ich bin Makoto, ebenfalls ein paar Monate dabei. Ich bin 29 Jahre alt, arbeite als Ingenieur und habe ebenfalls meinen Freund geschlagen. Wir sind seit eineinhalb Jahren zusammen und wollen das irgendwie gemeinsam auf die Reihe kriegen, aber es ist nicht so einfach derzeit. Das soll jetzt nicht blöd klingen, aber schön, dass du da bist. Dass du den Mut hast, dich dem zu stellen.“ Überrascht nickte Hajime ihm zu und erst jetzt wurde ihm klar, dass er bisher noch keinen dummen Spruch kassiert hatte, weil er schwul war. Und es war beruhigend für ihn, dass mit Makoto ebenfalls jemand hier saß, dem es genauso ging und wenn der es hier aushielt, schienen die anderen sich an der Tatsache nicht zu stören oder es zumindest nicht zu zeigen. Bestimmt war Herr Yoshida so umsichtig gewesen, darauf zu achten. So schätzte er den Leiter jedenfalls ein.

Sein Blick wanderte einen Stuhl weiter, auf dem der wahrscheinlich älteste Mann saß. Er trug einen adretten dunkelblauen Anzug, hatte die ohrlangen, braunen Haare nach hinten gegelt und einen stechenden Blick. Und obwohl er wie ein Yakuza von außen wirkte, schien das alles nur Fassade zu sein, denn er schien innerlich unruhig und sich unwohl zu fühlen.

„Shinichi, magst du bitte weitermachen?“, erkundigte sich Herr Yoshida und Angesprochener seufzte kurz, ehe er die Schultern straffte und antwortete: „Natürlich. Mein Name ist Shinichi. Ich bin 39 Jahre alt, habe zwei Mal mein Kind geschlagen und schäme mich sehr dafür. Deswegen bin ich seit drei Monaten hier. Normalerweise bin ich Abteilungsleiter in einem großen Unternehmen. Auch von mir herzlich Willkommen und Respekt für den Mut.“ Der Mann sah zu ihm rüber und lächelte leicht und Iwa erwiderte die Geste. Er wollte warten, bis sich auch der letzte vorgestellt hatte, um sich zu bedanken.

„Und meine Wenigkeit ist Yuki, 24 Jahre alt und hier, weil ich meine Schwester terrorisiert habe. Meine Freundin hat mich dazu gebracht, mich dem zu stellen, nachdem ich sie beinahe geschlagen hätte und sie Angst vor mir hatte. Diesen Blick will ich nie wieder bei ihr sehen und deswegen möchte ich hier an mir arbeiten. Ich studiere Kunstgeschichte. Ich wünsche dir, dass du hier auch Tipps draus ziehen kannst, um ein glückliches Leben mit deinem Freund zu haben. Dann wären unsere beschissenen Situationen wenigstens nicht umsonst gewesen.“ Leicht schief wurde er von einem schlaksig wirkenden, hellbraunhaarigen Typen – er erinnerte ihn ein wenig an Tsukishima in gut gelaunt – angegrinst und Hajime spürte, wie sein Mundwinkel zuckte. Irgendwie waren ihm die Typen hier sympathisch, auch wenn sie von außen vielleicht nicht sofort den Eindruck erweckten. Es schien ein sehr bunter Haufen zu sein und möglicherweise würde es von Sitzung zu Sitzung einfacher werden, über sich selbst zu sprechen. Auf jeden Fall gab ihm dieser Auftakt Mut.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück