Zum Inhalt der Seite

Haikyu - Kagehina

Zwischen Freundschaft und verwirrenden Gefühlen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Unbedacht (Hinata)

Ich keuche auf. Die Luft brennt in meinen Lungen. Fast schmerzhaft bohren sich meine Finger in die Oberschenkel, ein letzter Versuch meines Körpers halbwegs aufrecht zu stehen. Ich kneife ein Auge zu und sehe zu ihm über. Er reibt sich den Schweiß mit dem Handrücken vom Hals. Ich werfe den Kopf in den Nacken und atme durch. Wie oft bin ich jetzt angelaufen? Wie oft bin ich in die Höhe geschossen? Wie viele Bälle habe ich versucht zu schlagen? Ich huste kurz und sehe wieder zu ihm. Sein T-Shirt klebt schweißnass am Oberkörper. Ich sehe wahrscheinlich nicht anders aus. Mein Blick schweift zum Netz. Ich schaffe es hoch genug zu springen, um den Ball mit Wucht hinunter zu drücken. Meine Augen wandern zum Ende der Halle und den mehr als zwanzig Volleybällen, die dort am Boden liegen. Warum zum Teufel geht der Ball nicht dort hin, wo ich ihn haben möchte? Es muss gehen. Ich muss es nur nochmal versuchen.

„Spiel mir noch einen zu.“, fordere ich und bewege mich langsam von ihm und dem Netz weg. An meiner Startposition angekommen, drehe ich mich um. Er sieht mich an, streicht sich das Haar aus dem Gesicht, welches an der nassen Stirn festklebt. „Es muss gehen.“, bestätigt er mich und mein Ehrgeiz entflammt erneut.

Die anderen haben bereits für heute Schluss gemacht und sind nach Hause gegangen. Er muss sich den Ball selbst hochwerfen, um ihn zu stellen. Kein Problem für ihn, den König seiner Klasse.

Als der Ball seine Hand verlässt, laufe ich los. Fokussiert und präzise halte ich die Geschwindigkeit. Ich spüre kaum, wie meine Füße den Boden berühren, weiß es nur durch meine Sportschuhe, die auf dem Hallenboden quietschen. Ich springe ab, sehe im Augenwinkel, wie er mir zuspielt. Der Ball kommt gewohnt schnell. Direkt vor mir bleibt er stehen. Ich sehe die Wasserflasche an und schlage zu. Noch während ich langsam wieder zu Boden sinke, beobachte ich die Flugbahn des Balles. Komm schon, komm schon! Das Leder knallt klatschend gegen den Hallenboden und verfehlt die Flasche um nur wenige Zentimeter. „Fast!“, brülle ich und grinse. So nah dran war ich heute noch nicht gewesen. Es ging bergauf. Ich lande fast unsanft, muss mich mit einem Ausfallschritt halten, um nicht umzuknicken. Dennoch beginne ich zu lachen. „Siehst du, es wird langsam.“ Ich drehe mich zu ihm um, sehe wie er gerade einen Ball aufhebt. „Ja.“, sagt er mit leichter Stimme, hält den Ball andächtig vor seinem Bauch fest. „Puh!“, stöhne ich und strecke mich, sehe zur Wasserflasche rüber. Ich krieg dich noch, verlass dich drauf.

Mein linkes Ohr vernimmt den vertrauten Klang eines Volleyballs, der auf den Boden titscht. Intuitiv drehe ich mich in Richtung des Geräusches und sehe, dass er den Ball losgelassen hat. Dieser rollt nun langsam von ihm weg. Ich blinzele irritiert, mache eine Schritt auf ihn zu. „Wir können ruhig für heute aufhören.“, lenke ich ein. Er reibt sich durch die Augen. Ich lege den Kopf zur Seite, beobachte ihn, bis er ganz still stehen bleibt, die Augen geschlossen.

„Kageyama?“, tritt es aus meinem Mund, da sehe ich, wie sich seine Knie beugen. Er verliert das Gleichgewicht und kippt nach vorne.

Instinktiv starte ich einen Sprint. Wie in Zeitlupe bewegt sich sein Körper auf den Boden zu. Ich werfe mich nach vorne, wie ich es unzählige Male beim Balltauchen getan habe. Die Bewegung ist mir in Fleisch und Blut über gegangen. Ich schlinge meine Arme um seinen Kopf und drücke ihn an mich, als mein rechter Oberarm hart auf den Boden schlägt. Nun spürte ich auch wie meine Hüfte aufprallt. Ich komme auf der Seite liegend zum Stehen, halte seine Schultern und den Kopf fest in meine Arme geschlossen.

Erst jetzt setzt der Schreck ein. Was war da gerade passiert? Ich reiße die Augen auf und sehe an mir runter, blicke direkt auf seinen schwarzen Haarschopf. „Kageyama!“, rufe ich aufgeregt und richte mich auf. Ich ziehe meine Beine unter die Hüfte und lege ihn auf dem Boden ab. Seine Augen sind geschlossen. „Hey!“ Ich schüttle seine Schultern, doch sein Körper schwankt nur schlaff mit meinen Bewegungen mit. Er ist vollkommen weggetreten. Ich beiße mir auf die Lippe. Sein Gesicht ist ganz weiß, die Lippen leicht bläulich. Sein Kreislauf ist zusammengebrochen. „Oh je...“, murmel ich, als meine Konzentration wieder einsetzt. Ich stehe auf, gehe zu seinen Beinen und lege mir seine Füße auf die Schultern. Das sollte dabei helfen, seinen Kopf wieder mit Blut zu versorgen. Ungeduldig schmiege ich meine Wange an seine Wade. „Komm schon...“

Besorgt sehe ich zu ihm runter. „Komm schon.“, bitte ich ihn. Ganz langsam färbt sich sein Gesicht wieder rosa. Hat er gerade gezuckt? „Kageyama?“, sage ich hoffnungsvoll und bewege unterbewusst seine Füße mit den Händen. Er verzieht die Miene, stöhnt leise auf. „Hey...“, sage ich mutmachend, doch er reagiert nicht. Sicher braucht er etwas zu trinken.

Ich sehe rüber zur Eingangstür. Gleich daneben stehen zwei Stühle und unsere Wasserflaschen. Ich beuge mich runter, lege seine Beine vorsichtig auf dem Hallenboden ab und laufe rüber zum Eingang. Ich greife mir einen Stuhl und eine Wasserflasche und eile zurück zu ihm. Den Stuhl stelle ich zu seinen Füßen ab und hebe seine Beine so darauf, dass die Waden auf der Sitzfläche aufliegen. Dann husche ich zu seinem Kopf, fasse ihn sanft an der Schulter. „Hey, Kageyama...“, sage ich leise. Er brummt angestrengt und öffnet die Augen einen Spalt. „Hörst du mich?“ Sorge schwingt in meiner Stimme mit. Er antwortet nicht, blickt nur ziellos im Raum umher. Er ist noch nicht wieder bei mir.

Ich bücke mich tief zu ihm runter und schiebe seinen Kopf in meine linke Armbeuge. Ganz vorsichtig hebe ich ihn ein kleines Stück an, bis er fast an meine Brust lehnt. Es kommt mir vor, als würde ich ein schlafendes Baby halten, so schwer und kraftlos liegt er in meinem Arm. Ich schlucke. Wird schon werden, nicht den Mut verlieren. Ich öffne die Flasche mit dem Daumen. Es ist mir egal, dass der Verschluss hinunterfällt und von uns weg hüpft. Den brauche ich eh erst mal nicht.

„Ganz vorsichtig...“, flüstere ich und setze die Flasche an seine Lippen. Gefühlvoll hebe ich den Flaschenboden an, bis das Wasser an seinen Mund läuft. Er bewegt sich, blinzelt überrascht. Anscheinend bekommt er doch was mit. Ich hebe die Flasche noch ein Stück und lasse das Wasser in seinem Mund fließen. Er zuckt zusammen. Kurz denke ich, er würde husten, doch dann schluckt er tatsächlich. Überrascht breitet sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. Dann weiten sich seine Augen. Ich kann förmlich sehen, wie das Leben zurück in ihn schießt. Er greift nach der Flasche, drückt mit seiner Hand meine fester zusammen, schluckt gierig. Ich lache.

Er stöhnt auf, als die Flasche leer ist und lässt die Hand zurück auf den Boden fallen. Keuchend sieht er zu mir auf, mit halb geöffneten Augen. Ich lächle erleichtert. „Hinata...“, sagt er schwach. „Was ist passiert?“ Ich lege den Kopf zur Seite, bin froh, dass er wieder zu sich gekommen ist. „Bin ich... bin ich umgekippt?“ „Ja.“, sage ich grinsend. „Du hast mir einen riesigen Schreck eingejagt.“ Er blinzelt und sieht zur Decke hinauf. „Das tut mir leid... Es war mein Fehler. Ich habe nicht gut genug auf meinen Körper gehört.“ Ich zucke zusammen. Es ist mir unangenehm, dass er sich entschuldigt. „Nein, es war meine Schuld. Ich hätte dich nicht so treiben dürfen. Immer weiter, immer weiter...“ Ich ziehe einen Schmollmund. „Ich hätte auch Nein sagen können.“ Er sieht zu mir hoch und ich zucke mit den Schultern. Dann blinzelt er mich an, wirkt erschrocken. „Was ist?“, frage ich überrascht. „Warum hältst du mich fest, wie ein Baby?“ Ich sehe an mir runter. „Wieso?“ „Das ist voll peinlich...“ Er sieht von mir weg, fast eingeschnappt. „Ach, Unsinn.“, lache ich. „Ist schon ok. Hauptsache es geht dir besser.“ „Ich bin hundemüde...“, haucht er und schließt die Augen. Ich lege seinen Kopf auf meinen Beinen ab. „Schlaf ruhig ein bisschen.“ „Auf deinem Schoß?“ Sein Tonfall wirkt abgeneigt. „Tut mir leid...“ Ich sehe mich um. „...ich habe nichts Weicheres für unter deinen Kopf.“, sage ich entschuldigend, doch Kageyama dämmert bereits weg.

Eine Weile beobachte ich sein schlafendes Gesicht. So sieht er richtig friedlich aus, fast schon niedlich. Ich lächle amüsiert.

Plötzlich geht die Tür auf und Yachi kommt hinein. „Ich habe das Licht gesehen, seid ihr etwa immer noch am Trainieren?“ Erst jetzt sieht sie uns auf dem Hallenboden. Ich halte den Finger auf meine Lippen. „Psst!“ Erschrocken zieht sie die Hände zur Brust und wird rot. „Was macht ihr denn da?“ Ich sehe zu Kageyama hinunter, dessen Kopf auf meinem Oberschenkel liegt. Er schläft friedlich. Ich lächle sanft. „Er ist umgekippt und schläft jetzt.“ „Was?“, ruft sie angestrengt leise und hockt sich zu uns runter. „Keine Sorge, es ist wieder alles in Ordung.“, versuche ich sie zu beruhigen. Sie betrachtet uns eine Weile. „Dann ist ja gut.“ Ich nicke und sie steht wieder auf. „Noch ein kleines bisschen, dann gehen wir nach Hause. Versprochen.“ Sie lächelt zufrieden, dann sieht sie mich anerkennend an. „Was ist los?“, frage ich irritiert. Sie druckst kurz rum, dann verschränkt sie die Hände hinter dem Rücken. „Er kann wirklich froh sein, einen Freund wie dich zu haben.“ „Wie meinst du das?“ Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Na ja. Nicht jeder Kerl würde einen anderen Jungen einfach auf seinem Schoß schlafen lassen.“ Ich spüre die Wärme in meine Wangen schießen. „Ach, das macht mir nichts aus.“ Ich sehe zu ihm runter. „Ich bin nur froh, dass er sich nicht verletzt hat und dass es ihm wieder gut geht.“ Ich tätschele seine Haare. „Er ist schließlich mein Partner.“

Einen Moment lang erfüllt Stille den Raum, dann sehe ich zu Yachi auf, die feuerrot geworden ist.

Ich sehe sie fragend an. „Ich.. ich lass euch mal wieder alleine!“ Sie dreht sich um und stürmt aus der Halle. Was hat sie denn? Ich blicke auf meinen Schoß runter. Kageyama hat seinen Kopf zu mir gedreht und lehnt nun mit seiner Wange an meinen Bauch. Dann fällt mir auf, das meine Finger in seinen Haaren vergraben sind. Ich ziehe meine Hand zurück. Was mache ich denn hier? Meine rauschenden Ohren verraten mir, dass ich rot geworden bin. Yachi muss gedacht haben, ich möchte wohl lieber mit ihm alleine sein, so vertraut, wie wir hier zusammen sind. Ich lache auf. Dann lege ich meine Hand an seine Schulter, öffne den Mund, um ihn zu wecken. Er brummt genüsslich, kuschelt sich an mich. Mit rotem Kopf nehme ich die Hand wieder zurück. Dann zieht sich ein sanftes Lächeln über meine Lippen. Ich beuge mich runter und umarme ihn sanft. Naja... Vielleicht hat sie Recht...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  DarkVictory
2020-11-23T11:59:30+00:00 23.11.2020 12:59
Echt süüß die beidn, wie sie sich ankuscheln ^.~b
Antwort von:  Scharon
23.11.2020 18:05
hihi^^ Ja, sie pirschen sich langsam an. Schön, dass es dir gefällt <3


Zurück